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Und gieb uns reebien, deutschen Muth,
Dass wir es lieben treu und gut.
Das soll es sein!
Das ganze Deutschland soll es sein! E. M. Arndt.
33 Deutschland
Die weiten Fluren, die sich, mannichfaltig durchschnitten, von
den höchsten Alpen über dem mittelländischen und dem adriatischen Meere,
in unbestimmten Grenzen, westlich an den Ufern der Maas und Schelde
hinab bis zur Nordsee Hinbreiten, und östlich von der March hinüber
zur Oder bis zu dem Ausflusse der Weichsel sich erstrecken, nennen
wir Deutschland.
Dieses Land, in dieser Ausdehnung, gehört zu den schönsten Län-
dern, welche die Sonne begrüßt in ihrem ewigen Laufe. Unter einem
gemäßigten Himmel, unbekannt mit der sengenden Luft des Südens,
wie mit der Erstarrung nördlicher Gegenden, zeigt es die größte Ab-
wechselung, die reichste Mannichfaltigkeit, köstlich für den Anblick, er-
heiternd und erhebend für das Gemüth, und bringt Alles hervor, was
der Mensch bedarf zur Erhaltung und zur Förderung des Geistes, ohne
ihn zu verweichlichen, zu verhärten, zu verderben. Der Boden ist fähig
zu jeglichem Anbau. Hier scheint sich die befruchtende Kraft gesammelt
zu haben, die dort versagt ward Unter dem bleibenden Schnee der
Alpen dehnen sich die herrlichsten Weiden aus, von der Wärme doppelt
belebt, die an jenem wirkungslos vorüberging. An der kahlen Fels-
wand zieht sich ein üppiges Thal hinweg. Neben Moor und Haide,
nur von der bleichen Binse und von der Brombeerstaude belebt, und
menschlichem Fleiße nichts gewährend, als die magere Frucht des Buch-
weizens oder des Hafers, erfreuen das Auge des Menschen die kräf-
tigsten Fluren, geeignet zu den schönsten Saatfeldern und zu den herr-
lichsten Erzeugnissen des Gartenbaues. Fruchtbäume prangen in uner-
meßlicher Menge und in jeglicher Art, vom sauren Holzapfel bis zur
lieblichen Pfirsich. Hoch auf den Bergen des Landes erhebt unter Buchen
und Tannen die gewaltige Eiche ihr Haupt zu den Wolken empor und
blickt über Abhänge und Hügel hinweg, welche den köstlichsten Wein
erzeugen, die Freude der Menschen.
Kein reißendes Thier schreckt, kein giftiges Gewürm droht, kein
häßliches Ungeziefer quält. Aber Ueberfluß gewährt das Land an nütz-
lichem Vieh, an kleinem wie an großem, für des Menschen Arbeit,
Zwecke und Genüsse. Das Schaf trägt Wolle für das feinste Gespinnst,
der Stier verkündigt Kraft und Stärke in Bau und Gestalt, das Pferd
geht tüchtig einher im Fuhrwerke, prächtig vor dem Wagen der Großen,
und stolz als Kampsroß unter dem Krieger, hier ausdauernd und dort.
In ihrem Innern verbirgt die Erde große und reiche Schätze.
Aus vielen und unerschöpflichen Ouellen sprudelt sie freiwillig den Men-
schen Heilung zu und Gesundheit und Heiterkeit. Der?fleißigen Berg-
mann belohnt sie bald mit dem edelsten Gewürze, dem Salze, bald mit
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Muth Arndt
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Nordsee Deutschland
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Silber und Gold, hinreichend für den Verkehr und die Verzierung des
Lebens, bald mit Eisen in Menge, dem Manne zur Waffe und Wehr,
zu Schutz und Schirm dem Volke.
Ein solches Land, mit so reichen Gaben, Eigenschaften und Kräften
ausgestattet, ist von der Natur unverkennbar bestimmt, ein großes und
starkes Volk zu ernähren in Einfalt und Tugend, und eine hohe Bil-
dung des Geistes in diesem Volkes durch Uebung und Anstrengung zu
erzeugen, zu erhalten, zu fördern.
Auch ist das Land nicht umsonst bestimmter Grenzen beraubt, gegen.
Morgen, wie gegen Abend und selbst gegen Mitternacht. Die Be-
wohner können sich gegen den Neid, die Habsucht und den Uebermuth
fremder Völker auf nichts verlassen, als auf ihre eigene Kraft. Es
giebt für sie keine Sicherheit, als in ihrem festen Zusammenhalten, in
ihrer Einigkeit, in ihrer sittlichen Macht.
Endlich ist den Bewohnern dieses Landes durch große und schöne
Ströme das Meer geöffnet und der Zugang zur Welt. Aber das Meer
drängt sich nicht so verführerisch an sie heran oder zwischen sie hinein,
daß sie verlockt und dem heimathlichen Boden entfernt werden könnten.
Vielmehr kann der edlere Mensch dem Gedanken an eine deutsche Erde
und an einen deutschen Himmel nicht entgehen, und dieser Gedanke
scheint in ihm die Sehnsucht erhalten zu müssen, zu der Welt seiner
Geburt und die Liebe zu dem Boden seines Vaterlandes. Luden.
36. Ans Vaterland, ans theure.
Ans Vaterland, ans theure, schließ' dich an!
Das halte fest mit deinem ganzen Herzen!
Hier find die starken Wurzeln deiner Kraft!
Dort in der fremden Welt stehst du allein,
Ein schwankend Rohr, das jeder Sturm zerknickt.
Fr. v. Schiller.
3) Das Flachland.
57. Die deutschen Nordseemarschen *).
Kaum haben wir das schleswig'sche Städtchen Bredstedt verlassen,
so rollen wir von dem hohen Rande des Geestlandes in die tiefe Marsch
hinab. Das Marschland theilt sich von der Geest so scharf ab, daß
man die Grenze meistens mit einem Stocke angeben kann. Ich sagte
meinem Kutscher, er solle da anhalten, wo wir an die Marsch kämen;
er that es, und es fand sich, daß die Pferde mit den Füßen schon in
dem klebrigen Marschboden steckten, während die Hinterräder des Wagens
noch aus dem sandigen, trockenen Geestwege standen.
Nach anhaltendem Regenwetter wird der Marschboden zu einem so
*) Zur Vergleichung: Die Savannen v. Humboldt.
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109
Oft ruht er aus auf moosigen Steinen,
Matt von der Bürde, die er trug.
Ich glaub', sein Vater webt dem Kleinen
Zum Hunger- bald das Leichentuch! Rübezahl?!
Freiligrath.
67. Das Erzgebirge.
Das Erzgebirge umfaßt den größten und volkreichsten Theil des
Königreichs Sachsen. Dort erheben sich die meisten und höchsten Berge,
dort sind die größten Waldungen, dort ist der Born der meisten größeren
Flüsse, mit Ausnahme der Elbe, dort ist das Vaterland des sächsischen
Bergbaues und der Bergfabriken, des Klöppelwesens, zum Theil auch
der Baum- und Schaswollenweberei und Holzwaarenarbeiten, dort ist
der größte Reichthum in und oft die größte Armuth über der Erde;
denn während man oben klöppelt, spinnt, webt rc., wird in und
unter der Erde geklettert, gehämmert, gekarrt u. s. w. Die Fälle
find nicht selten, daß, während Mutter und Töchter am Klöppelsack
sitzen, tief darunter Vater und Söhne als Bergknappen arbeiten.
Vom Meißner und Leipziger Kreise steigt das Land allmählich an,
erhebt sich wellenförmig, in stetem Wechsel von Berg und Thal, bis zu
den höchsten Punkten an Böhmens Grenze und ist reich an Naturschön-
heiten aller Art, aber auch an Gegenden, wo nur düstere Wälder und
kahle Bergrücken dem Auge sich darstellen, wo kein Singvogel nistet und
nur selten eine Biene summt, weil sie den Rauch der Hammer- und
Schmelzhütten flieht, wo keine Rebe prangt, wenig Obst und selten
Korn gedeiht, und wo gewiß Unzählige sterben, die nie eine Pfirsiche
oder Weintraube gesehen, geschweige denn gekostet haben. Ungeheure
Waldungen decken besonders die höheren Gegenden und versorgen einen
großen Theil des Leipziger und Meißner Kreises mit Holz, neben wel-
chem es auch nicht an Tors und Steinkohlen fehlt. Des Bodens wellen-
förmige Gestalt und meist zu steinreicher Gehalt erschweren Feld- und
Gartenbau, und rauhes Klima vereitelt in den höchsten Gegenden nicht
selten die größten Anstrengungen des Landmannes. Der Felder bester
Segen sind Hafer, Lein und Erdäpfel. Letztere, welche man vor etwa
hundert Jahren statt Butter zu Brode aß, vertreten jetzt nicht selten
des letztern Stelle und sind die wahre Brotfrucht des Erzgebirges,
woran der Arme den größten Theil des Jahres hängt: die Frucht, die,
oft nur mit Salz, seltener mit Butter oder Leinöl, sein Morgen-,
Mittag- und Abendbrod giebt. Gar oft zählt man sie den Kindern wie
Leckerbissen zu, und sich darin satt essen zu können, ist mancher Familie
wahre Erquickung. — Ohne Getreidezufuhr aus Böhmen und. den an-
stoßenden Provinzen würde der arme Erzgebirger oft hungern müssen,
oblchon er mit unglaublicher Anstrengung, gleich dem Tyroler und Schwei-
zer, der Erde gleichsam abzuzwingen sucht, was sie ihm versagt. Halbe
Stunden weit trägt er in Körben guten Boden und Dünger auf nackte
Felsen, wo nicht selten ein Platzregen ihn wegschwemmt. Bergabhänge
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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174
das kaiserliche Ansehen alle Grenzen überstieg, wollte Friedrich die Heer-
fahrt gen Italien nicht länger mehr aufschieben.
Er kam im Jahre 1158 mit vielen Fürsten und einem zahlreichem
Heere nach Italien, beries^Mailands Gesandte und hörte ihre Entschul-
digungen. Da er sie nichtig befand, sprach er die Reichsacht über
Mailand aus und nun schloß er es mit seinem Heöre ein. Nach vier
Wochen ergab es sich. Da mußten die Mailänder schwxre Schatzung
zahlen, die von ihnen zerstörten Städte Como und Lodi wieder aus-
bauen, Treue schwören und Geißeln geben.
Kaum war jedoch Friedrich wieder nach Deutschland zurückgekehrt,
so reizte der neue Papst Al ex an der Hl. (der frühere Kardinal Roland,
welcher nach Hadrianö Tode schnell gewählt worden war) gegen den
Kaiser aus. Den Mailändern wuchs wieder der Muth; sie vertrieben
des Kaisers Abgeordnete und sagten es laut, daß sie ihm den Eid nicht
halten wollten. Der Papst Alexander, dessen Wahl der Kaiser nicht
anerkannte, wagte sogar den. Kaiser in den Bann zu thun, und die
Mailänder standen mit offnem Trotz für Alexander 111. auf und ver-
warfen den von der kaiserlichen Partei gewählten Papst Viktor Iv.,
obwohl Friedrich in einer Kirchenversammlung erklärt hatte: ,,Wie nur
Ein Gott im Himmel der wahre, so soll nur Ein Kaiser und nur Ein
Papst auf Erden sein. Friedrich sah sich genöthigt, abermals nut dem
Reichsheere vor Mailand zu erscheinen. Hier that er die Krone vom
Haupte und schwur in seinem Zorne, sie nicht eher wieder aufzusetzen,
als bis er Mailands Mauern der Erde gleich gemacht habe. Zwei
Jahre widerstanden ihm die Mailänder mit festem Muthe; aber sie
entehrten diesen, indem sie vor Haß der Verzweiflung sogar Meuchel-
mord am Kaiser versuchten. Am 6. März 1162 mußten sie sich endlich
ergeben. Bleich und abgehagert von furchtbarer Noth, kamen sie zum
Kaiser heraus, brachten ihm die Schlüssel der Stadt und deren Heilig-
thum, das Carrocco (einen Wagen mit einem hohen Mastbaume, auf
dessen Spitze sich ein Kreuz und das Bild des heiligen Ambrosius be-
fand) Dieses wurde von den Siegen zertrümmert wie Mailands
Größe. Auf einem Reichstage, den der Kaiser nach Pavia berief, wurde
die Zerstörung Mailands beschlossen. Die Mauern, Thürme und Paläste
der widerspenstigen Stadt wurden der Erde gleich gemacht; der Kaiser
zog über die Trümmern, gebot den Bürgern, sich anderswo anzusiedeln
und setzte nun seine Krone wieder aufs Haupt. Dann traf sein Ge-
richt auch die andern Feinde und über ganz Welschland ging der Schreck
vor seinem Ansehen. Hierauf kehrte der mächtige Barbarossa nach
Deutschland heim. Nach E. Duller.
14. Barbarossa.
Der alte Barbarossa,
Der Kaiser Friederich,
Er ist niemals gestorben,
Er lebt darin noch jetzt;
Im unterird'schem Schlosse
Hält er verzaubert sich.
Er hat im Schloß verborgen
Zum Schlaf sich hingesetzt.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Roland Alexander Alexander Alexander Viktor_Iv. Viktor_Iv. Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Barbarossa Barbarossa Barbarossa Barbarossa Barbarossa Barbarossa Friederich
Extrahierte Ortsnamen: Heer- Italien Italien Mailand Deutschland Mailand Mailands Heilig- Mailands Pavia Mailands Welschland Deutschland
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der kurzen Zunge die Leichtigkeit und Gefahrlosigkeit, Maulwürfe zu
spießen und den Schlangen, trotz ihrer Gistzähne, die Kehle zusammen-
zudrücken.
Diesem Geschäfte geht er wohl täglich nach und bewäbrt sich, wenn
auch nicht so sehr bei uns, doch in wärmeren Ländern als ein sehr
nützlicher Vogel. Während er in Aegypten den von der jährlichen Nil-
überschweminung zurückbleibenden Schlamm von Fröschen, Eidechsen und
Schlangen säubert, vertilgt er in Kleinasien ganze Schaaren von Feld-
mäusen und macht dadurch hier wie dort dem Landmanne die Ernten
möglich.
Trocknen aber in dürren Sommertagen die Sümpfe aus, so muß
er sich mit schmälerer Kost begnügen. Er zieht nun nach den Wiesen,
geht bedächtig aus denselben aus und ab und stößt mit dem Schnabel
bald hier hin, bald dort hin nach einer Blumenkrone, um die in der-
selben versteckten Bienen, Hummeln und andere Insekten herauszugreifen
und zu verschlucken Nützlicher für die Menschen und einträglicher für
den Storch ist wiederum sein Thun und Treiben in wärmern Land-
strichen, wo er den verheerenden Heuschrecken begierig nachstellt
Der junge Storch läßt sich leicht zähmen, besonders wenn man da-
zu einen solchen auswählt, der noch nicht ganz flügge ist Er gewöhnt
sich dann auch an Brod; doch ist er nicht ganz mit demselben zu er-
nähren; Fleisch muß er haben, und käme es von Mäusen, Sperlingen
oder aus den Schüsseln der Menschen. Friedlich verkehrt er auf dem
Gehöfte mit dem übrigen Federvieh. Wird dies gefüttert, so stellt er
sich ruhig darunter und hat sein Augenmerk auf die diebischen Spatzen.
Kommt einer derselben in seine Nähe, so schießt er plötzlich mit dem
Schnabel nach ihm und verschluckt ihn, trotz alles Geschreies, wie er
geht und steht.
Seinen Herrn lernt er bald kennen und zeigt sich gegen ihn höchst
zutraulich. Mißtrauisch ist er aber gegen Jeden, wenn er sich im Freien
unter seinen wilden Kameraden befindet.
Wohl fühlt auch er zur Zeit der Wanderschaft die innere Regung
nach dem fernen Pyramidenlande und äußert sie durch besondere Unruhe;
aber er bleibt doch hier.
Kommt Ende August heran, so zieht sich eine ganze Schaar Störche
aus weitem Umkreise zusammen, und ein großes Manöver beginnt. Da
geht es in langanhaltendem Fluge über Berge und Thäler, über Felder
und Dörfer, um die Jungen zu dem weiten Marsche ganz taktfest zu
machen. Eine entlegene Waldwiese dienr zuletzt zur stillen, geheimen
Versammlung; zu den Wolken erhebt sich die Schaar und zieht unbe-
irrt, durch den wunderbaren Ortssinn geleitet, ohne Compaß und Weg-
weiser der neuen Heimath zu.
Welche Fülle von Kraft muß zu diesem schnellen, anhaltenden Fluge,
zu diesem wochenlangen Schwimmen oder Hangen in einem so dünnen
Mittel, als die Luft, entwickelt werden! Und doch, so groß sie sein muß,
so einfach und unscheinbar sind die vom Schöpfer dazu verwandten Mittel.
112
Ferner muß das Holz vielen Porzellanfabriken den Ofen
heizen; dabei finden auch viele fleißige Arbeiter Nahrung, und es giebt
auf dem Walde mehr als tausend Porzellanmaler, die Jahr aus, Jahr
ein Pfeifenköpfe, Tassen u. dgl malen. Das Thüringer Porzellan aber
geht weit hinaus in den Handel, mitunter bis nach Constantinopel.
Von dem Holze nährt sich auch der rußige Köhler, der im Walde
in dampfenden Meilern die Holzkohlen für Eisenhütten und Schmie-
den bereitet. — Andere zapfen den Bäumen das Harz ab und machen
Pech und Kien ruß daraus. — Viele machen sich auch damit einen
Verdienst, daß sie, besonders zur Winterszeit, wo es im Freien nicht
viel zu verdienen giebt, Mulden, Stiefelknechte, Quirle und allerhand
Holzgeräthe schnitzen. — Geschicktere Hände schnitzen aus dem Holz
auch allerhand Spielwaaren ; das geschieht besonders in der Gegend von
Sonneberg, wo überhaupt gar viel schönes Spielzeug gefertigt wird.
Die bunten Sonnenberger Waaren sind auf allen Jahrmärkten zu sehen,
und selbst die Kinder in Amerika kennen sie und freuen sich, wenn ein
Schiff mit Sonnenberger Spielzeug ankommt.
Wo die Waldungen gelichtet sind, da wächst wohl auch Getreide
und etwas Obst, aber freilich nicht so gut und reichlich, wie unten in
den warmen Thälern und Ebenen, wo hie und da selbst Wein gebaut
wird. Doch hat der Thüringer seine Kartoffeln, die auf den höchsten
Bergen fortkommen. Auch hat der Wald wieder manche Frucht, die
man in den Ebenen nicht findet, so zur Herbstzeit in den Wäldern den
unendlichen Reichthum von Erdbeeren, Heidelbeeren und Preißelbeeren;
das ist ein Tisch, von dem jeder kecklich zulangen kann, und der Wirth
fordert keine andere Bezahlung, als ein frommes: Gott sei gedankt!
Aber wem gehört denn der Wald? — Ei nun, wo nicht hier und
da ein reicher Mann ein Stückchen gekauft hat, gehört aller Wald dem
Fürsten. Der Fürst läßt die Bäume pflanzen und pflegen und sorgt
auch, daß du unangefochten durch den dichtesten Wald gehen kannst.
Darum ist's auch Diebstahl und Sünde, wenn Einer im Walde Holz
baut, das ihm nicht vom Förster angewiesen ist. Kühner.
d) Das Hochgebirge (Me Alpen).
69. Die Alpen.
Einen unendlichen Genuß gewährt dem Freunde der Natur das
Besteigen eines Alpenberges. Wir nehmen durch die angebauten Thäler
unsern Weg bergaufwärts; Gärten, Aecker und Wiesen, freundliche Obst-
pflanzungen und liebliche Weingärten lassen wir hinter uns. und schlagen
uns durch die stolzen Waldungen, welche den Berg umgürten. Anfangs
sind es kräftige Laubhölzer; weiter hinauf erheben sich schlanke, kernhafte
Tannen, Fichten und andere Nadelhölzer. Noch höher hört der üppige
Baumwuchs auf; nur niedriges Knieholz und mancherlei Beerengesträuch
kommen noch kümmerlich auf dem rauhen, unfruchtbaren Boden fort.
Nacktes oder mit Moos bewachsenes Gestein breitet sich vor unsern
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
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Extrahierte Personennamen: Wirth
Extrahierte Ortsnamen: Constantinopel Sonneberg Amerika
142
mit der Gewalt des schweizerischen Föhns in wilden Aufruhr, der
aber gewöhnlich sehr bald zur früheren Stille sich besänftiget. Der
Reichthum des galilüischen Sees an trefflichen Fischen ist sehr
gross, sein Wasser rein, kühl und süss, sein Grund und Ufer sandig.
Klima und Erdreich jler umliegenden Landschaft begünstigen die
Pflege der trefflichsten Südfrüchte, der Datteln, Citronen, Pomeranzen,
der Trauben und Melonen, wie den Anbau des Getreides und des
Indigo; und bei grösserer Betriebsamkeit der Menschen würde der
tiefe Bergkessel dieses Sees ein natürliches Treibhaus sein, in
welchem die edlen Gewächse Aegyptens und selbst Arabiens gedeihen
könnten. Dichter Baumwuchs und Buschwerk, mit Saatfeldern wech-
selnd, umkränzt das nordwestliche Ufer; „wie ein Morgenroth der
Tiefe“ ergiesst sich das rosenfarbige Blüthenmeer der Oleanderbäurae
über Hügel und Thal; aus den Gebüschen ertönt das Lied der Blau-
drossel und der Nachtigall und aus den Felsenhöhlen von Magdala
die Stimme der wilden Taube, die hier in S^chaaren zu Hunderten
umherfliegt und an den stechapfelförmigen Früchten der zahlreichen
Nebek- oder Lotusbäume gute Kost hat.
In diesem gesegneten Seethale drängte sich sonst eine uner-
messlichte Volksmenge im rührigsten Verkehre. Blühende Städte und
gewerbreiche Flecken, wie Capernaum, Chorazim, Bethsaida, Mag-
' dala und Tiberias, sammt ihren reizvollen Gärten, Feldern und Obst-
hainen, welche zu jederzeit des Jahres reife Früchte lieferten, um-*- \
gürteten im lieblichsten Wechsel den See wie die kostbare Einfassung
einen köstlichen Juwel. Gegen zwölfhundert Fischer fanden hier
ihre Nahrung; dritthalbhundert Fahrzeuge: Fischerkähne, Reisebarken,
lustfahrende Gondeln und Lastschiffe durchkreuzten den Wasserspiegel
nach allen Richtungen und machten ihn zum gemeinsamen Tummel-
platz aller umliegenden Städte und Dörfer. Hier war der heitre,
gesegnete Schauplatz „des angenehmen Jahres des Herrn“. In
Capernaum hatte er seine Wohnung. Hier erlas er sich mit jenem
durchdringenden Blick und Geiste, der wohl wusste, was im Men-
schen war, aus der geschäftigen Menge die tüchtigsten seiner Apostel;
hier und im ganzen Umkreis dieser Gestade warf der erhabene
Mensehenfischer unermüdet das Netz seiner herzgewinnenden Rede
und seines holdseligen Wesens aus, in den Schulen und Häusern,
auf den blühenden Uferhügeln und vom Borde des Schiffs, vor dem
Schmerzenslager der Kranken und vor den Schreckensklüften der*
Besessenen. Die Juden hoffen nach einem Ausspruche des Talmud
noch jetzt, dass der Messias dereinst aus der Mitte des Sees Gene-
zareth aufsteigen werde: — sie hoffen, wie ein über Nacht erblin-
deter Mann, der noch immer auf das Licht des Tags erst harret,
während es schon hoch im Mittag steht.
Jetzt trauert die reizvolle Landschaft wie eine Wittwe. Von
Capernaum, „die bis an den Himmel erhoben war“, von Chorazim
und Bethsaida ist keine Spur zu finden, als wären sie „bis in die-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer]]
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oder Torfsteine und stellen sie in kleine Haufen zusammen, damit
sie bald trocken werden. Die weniger feste Torferde muß man
sogar, gleich Lehm, in Formen drücken. Torf, der auf diese
letztere Art gewonnen wird, heißt Streichtorf. Welchen Torf
nennt man ^techto»f? Wenn die Torfstücke ganz trocken sind,
werden sie eingefahren. Im Winter heizt man die Oefen mit
dem Torfe.
61. Der Erdboden.
Wenn du eine Blume in einen Topf pflanzen willst, so mußt
du dir einen Blumentopf voll Erde besorgen. Was für Erde
nimmst du aber? Das ist eine wichtige Frage. Manche Blumen
gedeihen am besten in recht fetter Erde, andere dagegen ver-
kümmern, wenn der Boden zu fett ist. Die Erde in unseren
Gärten und Feldern ist überall ein Gemisch von verschiedenen
Erdarten. Wir wollen die wichtigsten Arten der Erde und des
Bodens kennen lernen.
1. Der Sand. Er besteht aus festen, harten Körnchen.
Der Sand ist allen Kindern gar wohl bekannt; denn sie spielen
gern im Sande. Wird eine große Strecke des Erdbodens mit
lauter Sand bedeckt und fehlt dieser Sandgegend das Wasser,
so entsteht die Wüste.
2. Der Lehm. Den kennt auch jedes Kind. Aus dieser
Erdart werden die Mauer- und Dachziegel verfertigt; auch wird
der rohe Lehm oft zum Bauen verwendet. Lehm, der mit Master
vermengt ist, bildet einen formbaren Teig.
Z. Der Thon. Er sieht sehr verschieden aus, bald lveiß-
lich, bald grau, bald bläulich. Der Thon ist noch fetter als
Lehm. Aus ihm macht der Töpfer das Geschirr, darum heißt
diese Erdart auch Töpferthon.
4. Der Kalk. Kalkerde hast du vielleicht noch nicht ge-
sehen, aber Kalksteine. Diese werden gebrannt und hernach ge-
löscht, und dann weißt man die Wände mit dem Kalk, oder
benutzt ihn als Mörtel zum Bauen. Die Kalkerde besteht aus
denselben Stoffen, aus denen der Kalkstein besteht.
5. Die Damm er de, Humus, auch Gartenerde und
Muttererde genannt. Diese Erdart sieht ganz schwarz aus. Sie
entsteht aus verfaulten Pflanzen. Wenn z. B. im Herbste die
Blätter von den Bäumen fallen, so werden sie bald feucht und
weich. Endlich zerfallen sie, und die festen Theile bilden Damm-
erde. In der Höhlung alter Vämne sieht man fast immer Garten-
erde, die sich aus dem vermoderten Holz gebildet hat.
6. Der Mergel. Er ist ein Gemenge von Thon und
Kalk. Die Farbe ist sehr verschieden: weißlich, grau, gelblich,
röthlich, bräunlich.
2<
Die Gartenerde oder der Humus ist der wichtigste Bestand-
theil des guten Erdbodens. Sie macht das Land fruchtbar.
Doch darf es dem Acker auch nicht au anderen Erdarten fehlen.
Ist viel Lehm in der Ackererde, fo heißt sie Lehmboden; herrscht
der Sand vor, so nennt man sie Sandboden. Vom sandigen
Boden sagt man, er ist leicht; Lehn:- und Thonboden ist schwerer
Boden. Durch den Dünger wird leichter, schlechter Boden ver-
bessert. Fehlt es dem Boden an Kalk, so bringt inan Mergel,
Kalk oder Gyps hinein. Auch Asche ist eine gute Zuthat zu dem
Dünger.
Man unterscheidet auch nassen und trocknen Boden. Ist eine
Strecke so vorn Wasser durchzogen, daß man in den Boden ein-
sinkt, so nennt man sie einen Sumpf oder Morast. Wenn der
Boden oben eine dünne feste Decke hat, unter der das Wasser
steht, so nennt man die Strecke ein Moor. Ein Morast, der
mit Strauchwerk bewachsen ist, heißt ein Bruch. In unserem
Vaterlande gab es früher viel mehr Sümpfe, Moräste und Moore.
Fleißige Hände haben sie trocken gelegt und urbar gemacht. In
neuerer Zeit bewässert mau oft trockene und darum'unfruchtbare
Stellen, und das ist auch eine sehr wichtige Sache.
Die Gebirge bestehen aus festen: Gestein. Auf dei: Steinen
und in den Spalten derselben befindet sich zuweilen eine dünne
Erdschicht. Solchen Boden nennt man Steinboden. Der Same,
der auf solchen Acker gesäet wird, hat nicht viel Erde. Er geht
bald auf; aber wenn die Sonne heiß scheint, verwelken und
verdorren die Pflanze::.
62. Es regnet!
Es regnet!
Gott segnet die Erde, die so durstig ist. Doch ihren Durst
sie bald vergißt im frischen Regen, den: Gottesscgen.
Es regnet!
Gott segnet den hohen Baun:, den kleinen Strauch und all'
die tausend Blumen auch durch frischen Regen, den Gottessegen.
Es regnet!
Gott segnet, was lebt und webt in weiter Welt. Für jedes
Thier ein Tröpflein fällt von: frischen Regen, dem Gottessegen.
Es regnet!
Gott segnet die Menschen alle väterlich. Vom Himmel fließt
auf mich und dich im frischen Regen der Gottessegen.
63. Das Tröpflein.
Tröpflein muss zur Erde fallen, muss das zarte Blümchen
netzen, muss mit Quellen weiter wallen, muss das Fischlcm
auch ergötzen, muss im Bach die Mühle schlagen, muss im
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müssen; der letzte hat von 1756 bis 1763 gedauert, weshalb er
auch der siebenjährige Krieg genannt wird. Da standen die
Heere von halb Europa wider den einzigen König von Preußen,
im Süden die Oestreicher, im Osten die Rüsten, in: Norden die
Schweden, im Westen die Franzosen. Aber Friedrich hat sie
alle geschlagen und in den herrlichen Schlachten bei Prag, Roß-
bach, Leuthen, Zorndorf, Torgau und noch manchen andern den
Sieg davon getragen. Zwar hat er dann und wann auch der
Uebermacht seiner Feinde weichen müssen und bei Collin, Hoch-
kirch, Kunersdorf schien es, als sollten sie triumphiren; aber er
hat doch Alles wieder gut gemacht. Was er selber nicht aus-
richte!: konnte, das haben seine tapfern und hochberühmten Ge-
neräle gethan. Im Anfange seiner Regierung kämpfte für ihn
der Herzog Leopold von Dessau, der auch der „alte Dessauer"
amannt wird. Im siebenjährigen Kriege leuchten Schwerin,
Ziechen, Seydlitz und Prinz Heinrich hervor. Als endlich im
Jahre 1763 Friede geschloffen wurde, da hatte der König keinen
Fuß breit Landes verloren.
In dem langen, schrecklichen Kriege waren alle Provinzen
des Königreichs verwüstet worden; aber auch da wußte der
große König Rath. Er ließ unter die armer: Bauern Saatkorr:
vertheilen; er sorgte für den Anbau der Kartoffeln, die man
darnals noch nicht überall kannte; er führte große Bauter: aus
und gab vielen Leuten Arbeit und Verdienst; er ließ Karrüle anle-
gen und gewann dadurch große Strecken des fruchtbarsten Landes.
Friedrich der Große starb am 17. August 1786. Er war
der Held seines Jahrhunderts, der Vater seines Volkes.
4. Wie Friedrichs Truppen in die Schlacht ziehen.
Am 5. Dezember 1757 besiegte Friedrich die Oestreicher bei
Leuthen. Am frühen Morgen rückte das Heer aus, der: Körüg an
seiner Spitze. Die Soldaten marschirter: schweigend. Da erschallte
plötzlich ei,: Lied. Die Feldmusik spielte und die Truppen sangen:
„Gieb, daß ich thu mit Fleiß, was rnir zu thun gebühret,
Wozu rnich deir: Befehl in meinein Stande führet."
Der König horcht, und sein Adjutant fragt: „Befehlen Ew. Ma-
jestät, daß ichs ihnen verbiete?" „Das laß Er vleiben," ent-
gegnen der Körüg, „mit solchen Leute:: wird Gott rnir heute
gewiß den Sieg verleihen."
5. Was Friedrichs Soldaten nach der Schlacht thaten.
Die Schlacht bei Leuthen war höchst blutig. Die Preußen
thaten Wrrrrder der Tapferkeit. Als der Abend hereinbrach, waren
die Oestreicher geschlagen. Die Preußen behaupteten das Schlacht-
feld. Es lag voller'leichen; mancher brave preußische Soldat
hatte seir: Leber: für seinen König verloren. Die noch lebten
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Schweden Prag Torgau Schwerin Friedrichs