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1. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 93

1854 - Leipzig : Brandstetter
93 Und gieb uns reebien, deutschen Muth, Dass wir es lieben treu und gut. Das soll es sein! Das ganze Deutschland soll es sein! E. M. Arndt. 33 Deutschland Die weiten Fluren, die sich, mannichfaltig durchschnitten, von den höchsten Alpen über dem mittelländischen und dem adriatischen Meere, in unbestimmten Grenzen, westlich an den Ufern der Maas und Schelde hinab bis zur Nordsee Hinbreiten, und östlich von der March hinüber zur Oder bis zu dem Ausflusse der Weichsel sich erstrecken, nennen wir Deutschland. Dieses Land, in dieser Ausdehnung, gehört zu den schönsten Län- dern, welche die Sonne begrüßt in ihrem ewigen Laufe. Unter einem gemäßigten Himmel, unbekannt mit der sengenden Luft des Südens, wie mit der Erstarrung nördlicher Gegenden, zeigt es die größte Ab- wechselung, die reichste Mannichfaltigkeit, köstlich für den Anblick, er- heiternd und erhebend für das Gemüth, und bringt Alles hervor, was der Mensch bedarf zur Erhaltung und zur Förderung des Geistes, ohne ihn zu verweichlichen, zu verhärten, zu verderben. Der Boden ist fähig zu jeglichem Anbau. Hier scheint sich die befruchtende Kraft gesammelt zu haben, die dort versagt ward Unter dem bleibenden Schnee der Alpen dehnen sich die herrlichsten Weiden aus, von der Wärme doppelt belebt, die an jenem wirkungslos vorüberging. An der kahlen Fels- wand zieht sich ein üppiges Thal hinweg. Neben Moor und Haide, nur von der bleichen Binse und von der Brombeerstaude belebt, und menschlichem Fleiße nichts gewährend, als die magere Frucht des Buch- weizens oder des Hafers, erfreuen das Auge des Menschen die kräf- tigsten Fluren, geeignet zu den schönsten Saatfeldern und zu den herr- lichsten Erzeugnissen des Gartenbaues. Fruchtbäume prangen in uner- meßlicher Menge und in jeglicher Art, vom sauren Holzapfel bis zur lieblichen Pfirsich. Hoch auf den Bergen des Landes erhebt unter Buchen und Tannen die gewaltige Eiche ihr Haupt zu den Wolken empor und blickt über Abhänge und Hügel hinweg, welche den köstlichsten Wein erzeugen, die Freude der Menschen. Kein reißendes Thier schreckt, kein giftiges Gewürm droht, kein häßliches Ungeziefer quält. Aber Ueberfluß gewährt das Land an nütz- lichem Vieh, an kleinem wie an großem, für des Menschen Arbeit, Zwecke und Genüsse. Das Schaf trägt Wolle für das feinste Gespinnst, der Stier verkündigt Kraft und Stärke in Bau und Gestalt, das Pferd geht tüchtig einher im Fuhrwerke, prächtig vor dem Wagen der Großen, und stolz als Kampsroß unter dem Krieger, hier ausdauernd und dort. In ihrem Innern verbirgt die Erde große und reiche Schätze. Aus vielen und unerschöpflichen Ouellen sprudelt sie freiwillig den Men- schen Heilung zu und Gesundheit und Heiterkeit. Der?fleißigen Berg- mann belohnt sie bald mit dem edelsten Gewürze, dem Salze, bald mit

2. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 94

1854 - Leipzig : Brandstetter
94 Silber und Gold, hinreichend für den Verkehr und die Verzierung des Lebens, bald mit Eisen in Menge, dem Manne zur Waffe und Wehr, zu Schutz und Schirm dem Volke. Ein solches Land, mit so reichen Gaben, Eigenschaften und Kräften ausgestattet, ist von der Natur unverkennbar bestimmt, ein großes und starkes Volk zu ernähren in Einfalt und Tugend, und eine hohe Bil- dung des Geistes in diesem Volkes durch Uebung und Anstrengung zu erzeugen, zu erhalten, zu fördern. Auch ist das Land nicht umsonst bestimmter Grenzen beraubt, gegen. Morgen, wie gegen Abend und selbst gegen Mitternacht. Die Be- wohner können sich gegen den Neid, die Habsucht und den Uebermuth fremder Völker auf nichts verlassen, als auf ihre eigene Kraft. Es giebt für sie keine Sicherheit, als in ihrem festen Zusammenhalten, in ihrer Einigkeit, in ihrer sittlichen Macht. Endlich ist den Bewohnern dieses Landes durch große und schöne Ströme das Meer geöffnet und der Zugang zur Welt. Aber das Meer drängt sich nicht so verführerisch an sie heran oder zwischen sie hinein, daß sie verlockt und dem heimathlichen Boden entfernt werden könnten. Vielmehr kann der edlere Mensch dem Gedanken an eine deutsche Erde und an einen deutschen Himmel nicht entgehen, und dieser Gedanke scheint in ihm die Sehnsucht erhalten zu müssen, zu der Welt seiner Geburt und die Liebe zu dem Boden seines Vaterlandes. Luden. 36. Ans Vaterland, ans theure. Ans Vaterland, ans theure, schließ' dich an! Das halte fest mit deinem ganzen Herzen! Hier find die starken Wurzeln deiner Kraft! Dort in der fremden Welt stehst du allein, Ein schwankend Rohr, das jeder Sturm zerknickt. Fr. v. Schiller. 3) Das Flachland. 57. Die deutschen Nordseemarschen *). Kaum haben wir das schleswig'sche Städtchen Bredstedt verlassen, so rollen wir von dem hohen Rande des Geestlandes in die tiefe Marsch hinab. Das Marschland theilt sich von der Geest so scharf ab, daß man die Grenze meistens mit einem Stocke angeben kann. Ich sagte meinem Kutscher, er solle da anhalten, wo wir an die Marsch kämen; er that es, und es fand sich, daß die Pferde mit den Füßen schon in dem klebrigen Marschboden steckten, während die Hinterräder des Wagens noch aus dem sandigen, trockenen Geestwege standen. Nach anhaltendem Regenwetter wird der Marschboden zu einem so *) Zur Vergleichung: Die Savannen v. Humboldt.

3. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 109

1854 - Leipzig : Brandstetter
109 Oft ruht er aus auf moosigen Steinen, Matt von der Bürde, die er trug. Ich glaub', sein Vater webt dem Kleinen Zum Hunger- bald das Leichentuch! Rübezahl?! Freiligrath. 67. Das Erzgebirge. Das Erzgebirge umfaßt den größten und volkreichsten Theil des Königreichs Sachsen. Dort erheben sich die meisten und höchsten Berge, dort sind die größten Waldungen, dort ist der Born der meisten größeren Flüsse, mit Ausnahme der Elbe, dort ist das Vaterland des sächsischen Bergbaues und der Bergfabriken, des Klöppelwesens, zum Theil auch der Baum- und Schaswollenweberei und Holzwaarenarbeiten, dort ist der größte Reichthum in und oft die größte Armuth über der Erde; denn während man oben klöppelt, spinnt, webt rc., wird in und unter der Erde geklettert, gehämmert, gekarrt u. s. w. Die Fälle find nicht selten, daß, während Mutter und Töchter am Klöppelsack sitzen, tief darunter Vater und Söhne als Bergknappen arbeiten. Vom Meißner und Leipziger Kreise steigt das Land allmählich an, erhebt sich wellenförmig, in stetem Wechsel von Berg und Thal, bis zu den höchsten Punkten an Böhmens Grenze und ist reich an Naturschön- heiten aller Art, aber auch an Gegenden, wo nur düstere Wälder und kahle Bergrücken dem Auge sich darstellen, wo kein Singvogel nistet und nur selten eine Biene summt, weil sie den Rauch der Hammer- und Schmelzhütten flieht, wo keine Rebe prangt, wenig Obst und selten Korn gedeiht, und wo gewiß Unzählige sterben, die nie eine Pfirsiche oder Weintraube gesehen, geschweige denn gekostet haben. Ungeheure Waldungen decken besonders die höheren Gegenden und versorgen einen großen Theil des Leipziger und Meißner Kreises mit Holz, neben wel- chem es auch nicht an Tors und Steinkohlen fehlt. Des Bodens wellen- förmige Gestalt und meist zu steinreicher Gehalt erschweren Feld- und Gartenbau, und rauhes Klima vereitelt in den höchsten Gegenden nicht selten die größten Anstrengungen des Landmannes. Der Felder bester Segen sind Hafer, Lein und Erdäpfel. Letztere, welche man vor etwa hundert Jahren statt Butter zu Brode aß, vertreten jetzt nicht selten des letztern Stelle und sind die wahre Brotfrucht des Erzgebirges, woran der Arme den größten Theil des Jahres hängt: die Frucht, die, oft nur mit Salz, seltener mit Butter oder Leinöl, sein Morgen-, Mittag- und Abendbrod giebt. Gar oft zählt man sie den Kindern wie Leckerbissen zu, und sich darin satt essen zu können, ist mancher Familie wahre Erquickung. — Ohne Getreidezufuhr aus Böhmen und. den an- stoßenden Provinzen würde der arme Erzgebirger oft hungern müssen, oblchon er mit unglaublicher Anstrengung, gleich dem Tyroler und Schwei- zer, der Erde gleichsam abzuzwingen sucht, was sie ihm versagt. Halbe Stunden weit trägt er in Körben guten Boden und Dünger auf nackte Felsen, wo nicht selten ein Platzregen ihn wegschwemmt. Bergabhänge

4. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 174

1854 - Leipzig : Brandstetter
174 das kaiserliche Ansehen alle Grenzen überstieg, wollte Friedrich die Heer- fahrt gen Italien nicht länger mehr aufschieben. Er kam im Jahre 1158 mit vielen Fürsten und einem zahlreichem Heere nach Italien, beries^Mailands Gesandte und hörte ihre Entschul- digungen. Da er sie nichtig befand, sprach er die Reichsacht über Mailand aus und nun schloß er es mit seinem Heöre ein. Nach vier Wochen ergab es sich. Da mußten die Mailänder schwxre Schatzung zahlen, die von ihnen zerstörten Städte Como und Lodi wieder aus- bauen, Treue schwören und Geißeln geben. Kaum war jedoch Friedrich wieder nach Deutschland zurückgekehrt, so reizte der neue Papst Al ex an der Hl. (der frühere Kardinal Roland, welcher nach Hadrianö Tode schnell gewählt worden war) gegen den Kaiser aus. Den Mailändern wuchs wieder der Muth; sie vertrieben des Kaisers Abgeordnete und sagten es laut, daß sie ihm den Eid nicht halten wollten. Der Papst Alexander, dessen Wahl der Kaiser nicht anerkannte, wagte sogar den. Kaiser in den Bann zu thun, und die Mailänder standen mit offnem Trotz für Alexander 111. auf und ver- warfen den von der kaiserlichen Partei gewählten Papst Viktor Iv., obwohl Friedrich in einer Kirchenversammlung erklärt hatte: ,,Wie nur Ein Gott im Himmel der wahre, so soll nur Ein Kaiser und nur Ein Papst auf Erden sein. Friedrich sah sich genöthigt, abermals nut dem Reichsheere vor Mailand zu erscheinen. Hier that er die Krone vom Haupte und schwur in seinem Zorne, sie nicht eher wieder aufzusetzen, als bis er Mailands Mauern der Erde gleich gemacht habe. Zwei Jahre widerstanden ihm die Mailänder mit festem Muthe; aber sie entehrten diesen, indem sie vor Haß der Verzweiflung sogar Meuchel- mord am Kaiser versuchten. Am 6. März 1162 mußten sie sich endlich ergeben. Bleich und abgehagert von furchtbarer Noth, kamen sie zum Kaiser heraus, brachten ihm die Schlüssel der Stadt und deren Heilig- thum, das Carrocco (einen Wagen mit einem hohen Mastbaume, auf dessen Spitze sich ein Kreuz und das Bild des heiligen Ambrosius be- fand) Dieses wurde von den Siegen zertrümmert wie Mailands Größe. Auf einem Reichstage, den der Kaiser nach Pavia berief, wurde die Zerstörung Mailands beschlossen. Die Mauern, Thürme und Paläste der widerspenstigen Stadt wurden der Erde gleich gemacht; der Kaiser zog über die Trümmern, gebot den Bürgern, sich anderswo anzusiedeln und setzte nun seine Krone wieder aufs Haupt. Dann traf sein Ge- richt auch die andern Feinde und über ganz Welschland ging der Schreck vor seinem Ansehen. Hierauf kehrte der mächtige Barbarossa nach Deutschland heim. Nach E. Duller. 14. Barbarossa. Der alte Barbarossa, Der Kaiser Friederich, Er ist niemals gestorben, Er lebt darin noch jetzt; Im unterird'schem Schlosse Hält er verzaubert sich. Er hat im Schloß verborgen Zum Schlaf sich hingesetzt.

5. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 58

1854 - Leipzig : Brandstetter
58 der kurzen Zunge die Leichtigkeit und Gefahrlosigkeit, Maulwürfe zu spießen und den Schlangen, trotz ihrer Gistzähne, die Kehle zusammen- zudrücken. Diesem Geschäfte geht er wohl täglich nach und bewäbrt sich, wenn auch nicht so sehr bei uns, doch in wärmeren Ländern als ein sehr nützlicher Vogel. Während er in Aegypten den von der jährlichen Nil- überschweminung zurückbleibenden Schlamm von Fröschen, Eidechsen und Schlangen säubert, vertilgt er in Kleinasien ganze Schaaren von Feld- mäusen und macht dadurch hier wie dort dem Landmanne die Ernten möglich. Trocknen aber in dürren Sommertagen die Sümpfe aus, so muß er sich mit schmälerer Kost begnügen. Er zieht nun nach den Wiesen, geht bedächtig aus denselben aus und ab und stößt mit dem Schnabel bald hier hin, bald dort hin nach einer Blumenkrone, um die in der- selben versteckten Bienen, Hummeln und andere Insekten herauszugreifen und zu verschlucken Nützlicher für die Menschen und einträglicher für den Storch ist wiederum sein Thun und Treiben in wärmern Land- strichen, wo er den verheerenden Heuschrecken begierig nachstellt Der junge Storch läßt sich leicht zähmen, besonders wenn man da- zu einen solchen auswählt, der noch nicht ganz flügge ist Er gewöhnt sich dann auch an Brod; doch ist er nicht ganz mit demselben zu er- nähren; Fleisch muß er haben, und käme es von Mäusen, Sperlingen oder aus den Schüsseln der Menschen. Friedlich verkehrt er auf dem Gehöfte mit dem übrigen Federvieh. Wird dies gefüttert, so stellt er sich ruhig darunter und hat sein Augenmerk auf die diebischen Spatzen. Kommt einer derselben in seine Nähe, so schießt er plötzlich mit dem Schnabel nach ihm und verschluckt ihn, trotz alles Geschreies, wie er geht und steht. Seinen Herrn lernt er bald kennen und zeigt sich gegen ihn höchst zutraulich. Mißtrauisch ist er aber gegen Jeden, wenn er sich im Freien unter seinen wilden Kameraden befindet. Wohl fühlt auch er zur Zeit der Wanderschaft die innere Regung nach dem fernen Pyramidenlande und äußert sie durch besondere Unruhe; aber er bleibt doch hier. Kommt Ende August heran, so zieht sich eine ganze Schaar Störche aus weitem Umkreise zusammen, und ein großes Manöver beginnt. Da geht es in langanhaltendem Fluge über Berge und Thäler, über Felder und Dörfer, um die Jungen zu dem weiten Marsche ganz taktfest zu machen. Eine entlegene Waldwiese dienr zuletzt zur stillen, geheimen Versammlung; zu den Wolken erhebt sich die Schaar und zieht unbe- irrt, durch den wunderbaren Ortssinn geleitet, ohne Compaß und Weg- weiser der neuen Heimath zu. Welche Fülle von Kraft muß zu diesem schnellen, anhaltenden Fluge, zu diesem wochenlangen Schwimmen oder Hangen in einem so dünnen Mittel, als die Luft, entwickelt werden! Und doch, so groß sie sein muß, so einfach und unscheinbar sind die vom Schöpfer dazu verwandten Mittel.

6. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 112

1854 - Leipzig : Brandstetter
112 Ferner muß das Holz vielen Porzellanfabriken den Ofen heizen; dabei finden auch viele fleißige Arbeiter Nahrung, und es giebt auf dem Walde mehr als tausend Porzellanmaler, die Jahr aus, Jahr ein Pfeifenköpfe, Tassen u. dgl malen. Das Thüringer Porzellan aber geht weit hinaus in den Handel, mitunter bis nach Constantinopel. Von dem Holze nährt sich auch der rußige Köhler, der im Walde in dampfenden Meilern die Holzkohlen für Eisenhütten und Schmie- den bereitet. — Andere zapfen den Bäumen das Harz ab und machen Pech und Kien ruß daraus. — Viele machen sich auch damit einen Verdienst, daß sie, besonders zur Winterszeit, wo es im Freien nicht viel zu verdienen giebt, Mulden, Stiefelknechte, Quirle und allerhand Holzgeräthe schnitzen. — Geschicktere Hände schnitzen aus dem Holz auch allerhand Spielwaaren ; das geschieht besonders in der Gegend von Sonneberg, wo überhaupt gar viel schönes Spielzeug gefertigt wird. Die bunten Sonnenberger Waaren sind auf allen Jahrmärkten zu sehen, und selbst die Kinder in Amerika kennen sie und freuen sich, wenn ein Schiff mit Sonnenberger Spielzeug ankommt. Wo die Waldungen gelichtet sind, da wächst wohl auch Getreide und etwas Obst, aber freilich nicht so gut und reichlich, wie unten in den warmen Thälern und Ebenen, wo hie und da selbst Wein gebaut wird. Doch hat der Thüringer seine Kartoffeln, die auf den höchsten Bergen fortkommen. Auch hat der Wald wieder manche Frucht, die man in den Ebenen nicht findet, so zur Herbstzeit in den Wäldern den unendlichen Reichthum von Erdbeeren, Heidelbeeren und Preißelbeeren; das ist ein Tisch, von dem jeder kecklich zulangen kann, und der Wirth fordert keine andere Bezahlung, als ein frommes: Gott sei gedankt! Aber wem gehört denn der Wald? — Ei nun, wo nicht hier und da ein reicher Mann ein Stückchen gekauft hat, gehört aller Wald dem Fürsten. Der Fürst läßt die Bäume pflanzen und pflegen und sorgt auch, daß du unangefochten durch den dichtesten Wald gehen kannst. Darum ist's auch Diebstahl und Sünde, wenn Einer im Walde Holz baut, das ihm nicht vom Förster angewiesen ist. Kühner. d) Das Hochgebirge (Me Alpen). 69. Die Alpen. Einen unendlichen Genuß gewährt dem Freunde der Natur das Besteigen eines Alpenberges. Wir nehmen durch die angebauten Thäler unsern Weg bergaufwärts; Gärten, Aecker und Wiesen, freundliche Obst- pflanzungen und liebliche Weingärten lassen wir hinter uns. und schlagen uns durch die stolzen Waldungen, welche den Berg umgürten. Anfangs sind es kräftige Laubhölzer; weiter hinauf erheben sich schlanke, kernhafte Tannen, Fichten und andere Nadelhölzer. Noch höher hört der üppige Baumwuchs auf; nur niedriges Knieholz und mancherlei Beerengesträuch kommen noch kümmerlich auf dem rauhen, unfruchtbaren Boden fort. Nacktes oder mit Moos bewachsenes Gestein breitet sich vor unsern

7. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 142

1854 - Leipzig : Brandstetter
142 mit der Gewalt des schweizerischen Föhns in wilden Aufruhr, der aber gewöhnlich sehr bald zur früheren Stille sich besänftiget. Der Reichthum des galilüischen Sees an trefflichen Fischen ist sehr gross, sein Wasser rein, kühl und süss, sein Grund und Ufer sandig. Klima und Erdreich jler umliegenden Landschaft begünstigen die Pflege der trefflichsten Südfrüchte, der Datteln, Citronen, Pomeranzen, der Trauben und Melonen, wie den Anbau des Getreides und des Indigo; und bei grösserer Betriebsamkeit der Menschen würde der tiefe Bergkessel dieses Sees ein natürliches Treibhaus sein, in welchem die edlen Gewächse Aegyptens und selbst Arabiens gedeihen könnten. Dichter Baumwuchs und Buschwerk, mit Saatfeldern wech- selnd, umkränzt das nordwestliche Ufer; „wie ein Morgenroth der Tiefe“ ergiesst sich das rosenfarbige Blüthenmeer der Oleanderbäurae über Hügel und Thal; aus den Gebüschen ertönt das Lied der Blau- drossel und der Nachtigall und aus den Felsenhöhlen von Magdala die Stimme der wilden Taube, die hier in S^chaaren zu Hunderten umherfliegt und an den stechapfelförmigen Früchten der zahlreichen Nebek- oder Lotusbäume gute Kost hat. In diesem gesegneten Seethale drängte sich sonst eine uner- messlichte Volksmenge im rührigsten Verkehre. Blühende Städte und gewerbreiche Flecken, wie Capernaum, Chorazim, Bethsaida, Mag- ' dala und Tiberias, sammt ihren reizvollen Gärten, Feldern und Obst- hainen, welche zu jederzeit des Jahres reife Früchte lieferten, um-*- \ gürteten im lieblichsten Wechsel den See wie die kostbare Einfassung einen köstlichen Juwel. Gegen zwölfhundert Fischer fanden hier ihre Nahrung; dritthalbhundert Fahrzeuge: Fischerkähne, Reisebarken, lustfahrende Gondeln und Lastschiffe durchkreuzten den Wasserspiegel nach allen Richtungen und machten ihn zum gemeinsamen Tummel- platz aller umliegenden Städte und Dörfer. Hier war der heitre, gesegnete Schauplatz „des angenehmen Jahres des Herrn“. In Capernaum hatte er seine Wohnung. Hier erlas er sich mit jenem durchdringenden Blick und Geiste, der wohl wusste, was im Men- schen war, aus der geschäftigen Menge die tüchtigsten seiner Apostel; hier und im ganzen Umkreis dieser Gestade warf der erhabene Mensehenfischer unermüdet das Netz seiner herzgewinnenden Rede und seines holdseligen Wesens aus, in den Schulen und Häusern, auf den blühenden Uferhügeln und vom Borde des Schiffs, vor dem Schmerzenslager der Kranken und vor den Schreckensklüften der* Besessenen. Die Juden hoffen nach einem Ausspruche des Talmud noch jetzt, dass der Messias dereinst aus der Mitte des Sees Gene- zareth aufsteigen werde: — sie hoffen, wie ein über Nacht erblin- deter Mann, der noch immer auf das Licht des Tags erst harret, während es schon hoch im Mittag steht. Jetzt trauert die reizvolle Landschaft wie eine Wittwe. Von Capernaum, „die bis an den Himmel erhoben war“, von Chorazim und Bethsaida ist keine Spur zu finden, als wären sie „bis in die-

8. Hand-Fibel - S. 26

1868 - Berlin : Stubenrauch
26 oder Torfsteine und stellen sie in kleine Haufen zusammen, damit sie bald trocken werden. Die weniger feste Torferde muß man sogar, gleich Lehm, in Formen drücken. Torf, der auf diese letztere Art gewonnen wird, heißt Streichtorf. Welchen Torf nennt man ^techto»f? Wenn die Torfstücke ganz trocken sind, werden sie eingefahren. Im Winter heizt man die Oefen mit dem Torfe. 61. Der Erdboden. Wenn du eine Blume in einen Topf pflanzen willst, so mußt du dir einen Blumentopf voll Erde besorgen. Was für Erde nimmst du aber? Das ist eine wichtige Frage. Manche Blumen gedeihen am besten in recht fetter Erde, andere dagegen ver- kümmern, wenn der Boden zu fett ist. Die Erde in unseren Gärten und Feldern ist überall ein Gemisch von verschiedenen Erdarten. Wir wollen die wichtigsten Arten der Erde und des Bodens kennen lernen. 1. Der Sand. Er besteht aus festen, harten Körnchen. Der Sand ist allen Kindern gar wohl bekannt; denn sie spielen gern im Sande. Wird eine große Strecke des Erdbodens mit lauter Sand bedeckt und fehlt dieser Sandgegend das Wasser, so entsteht die Wüste. 2. Der Lehm. Den kennt auch jedes Kind. Aus dieser Erdart werden die Mauer- und Dachziegel verfertigt; auch wird der rohe Lehm oft zum Bauen verwendet. Lehm, der mit Master vermengt ist, bildet einen formbaren Teig. Z. Der Thon. Er sieht sehr verschieden aus, bald lveiß- lich, bald grau, bald bläulich. Der Thon ist noch fetter als Lehm. Aus ihm macht der Töpfer das Geschirr, darum heißt diese Erdart auch Töpferthon. 4. Der Kalk. Kalkerde hast du vielleicht noch nicht ge- sehen, aber Kalksteine. Diese werden gebrannt und hernach ge- löscht, und dann weißt man die Wände mit dem Kalk, oder benutzt ihn als Mörtel zum Bauen. Die Kalkerde besteht aus denselben Stoffen, aus denen der Kalkstein besteht. 5. Die Damm er de, Humus, auch Gartenerde und Muttererde genannt. Diese Erdart sieht ganz schwarz aus. Sie entsteht aus verfaulten Pflanzen. Wenn z. B. im Herbste die Blätter von den Bäumen fallen, so werden sie bald feucht und weich. Endlich zerfallen sie, und die festen Theile bilden Damm- erde. In der Höhlung alter Vämne sieht man fast immer Garten- erde, die sich aus dem vermoderten Holz gebildet hat. 6. Der Mergel. Er ist ein Gemenge von Thon und Kalk. Die Farbe ist sehr verschieden: weißlich, grau, gelblich, röthlich, bräunlich.

9. Hand-Fibel - S. 27

1868 - Berlin : Stubenrauch
2< Die Gartenerde oder der Humus ist der wichtigste Bestand- theil des guten Erdbodens. Sie macht das Land fruchtbar. Doch darf es dem Acker auch nicht au anderen Erdarten fehlen. Ist viel Lehm in der Ackererde, fo heißt sie Lehmboden; herrscht der Sand vor, so nennt man sie Sandboden. Vom sandigen Boden sagt man, er ist leicht; Lehn:- und Thonboden ist schwerer Boden. Durch den Dünger wird leichter, schlechter Boden ver- bessert. Fehlt es dem Boden an Kalk, so bringt inan Mergel, Kalk oder Gyps hinein. Auch Asche ist eine gute Zuthat zu dem Dünger. Man unterscheidet auch nassen und trocknen Boden. Ist eine Strecke so vorn Wasser durchzogen, daß man in den Boden ein- sinkt, so nennt man sie einen Sumpf oder Morast. Wenn der Boden oben eine dünne feste Decke hat, unter der das Wasser steht, so nennt man die Strecke ein Moor. Ein Morast, der mit Strauchwerk bewachsen ist, heißt ein Bruch. In unserem Vaterlande gab es früher viel mehr Sümpfe, Moräste und Moore. Fleißige Hände haben sie trocken gelegt und urbar gemacht. In neuerer Zeit bewässert mau oft trockene und darum'unfruchtbare Stellen, und das ist auch eine sehr wichtige Sache. Die Gebirge bestehen aus festen: Gestein. Auf dei: Steinen und in den Spalten derselben befindet sich zuweilen eine dünne Erdschicht. Solchen Boden nennt man Steinboden. Der Same, der auf solchen Acker gesäet wird, hat nicht viel Erde. Er geht bald auf; aber wenn die Sonne heiß scheint, verwelken und verdorren die Pflanze::. 62. Es regnet! Es regnet! Gott segnet die Erde, die so durstig ist. Doch ihren Durst sie bald vergißt im frischen Regen, den: Gottesscgen. Es regnet! Gott segnet den hohen Baun:, den kleinen Strauch und all' die tausend Blumen auch durch frischen Regen, den Gottessegen. Es regnet! Gott segnet, was lebt und webt in weiter Welt. Für jedes Thier ein Tröpflein fällt von: frischen Regen, dem Gottessegen. Es regnet! Gott segnet die Menschen alle väterlich. Vom Himmel fließt auf mich und dich im frischen Regen der Gottessegen. 63. Das Tröpflein. Tröpflein muss zur Erde fallen, muss das zarte Blümchen netzen, muss mit Quellen weiter wallen, muss das Fischlcm auch ergötzen, muss im Bach die Mühle schlagen, muss im

10. Hand-Fibel - S. 95

1868 - Berlin : Stubenrauch
müssen; der letzte hat von 1756 bis 1763 gedauert, weshalb er auch der siebenjährige Krieg genannt wird. Da standen die Heere von halb Europa wider den einzigen König von Preußen, im Süden die Oestreicher, im Osten die Rüsten, in: Norden die Schweden, im Westen die Franzosen. Aber Friedrich hat sie alle geschlagen und in den herrlichen Schlachten bei Prag, Roß- bach, Leuthen, Zorndorf, Torgau und noch manchen andern den Sieg davon getragen. Zwar hat er dann und wann auch der Uebermacht seiner Feinde weichen müssen und bei Collin, Hoch- kirch, Kunersdorf schien es, als sollten sie triumphiren; aber er hat doch Alles wieder gut gemacht. Was er selber nicht aus- richte!: konnte, das haben seine tapfern und hochberühmten Ge- neräle gethan. Im Anfange seiner Regierung kämpfte für ihn der Herzog Leopold von Dessau, der auch der „alte Dessauer" amannt wird. Im siebenjährigen Kriege leuchten Schwerin, Ziechen, Seydlitz und Prinz Heinrich hervor. Als endlich im Jahre 1763 Friede geschloffen wurde, da hatte der König keinen Fuß breit Landes verloren. In dem langen, schrecklichen Kriege waren alle Provinzen des Königreichs verwüstet worden; aber auch da wußte der große König Rath. Er ließ unter die armer: Bauern Saatkorr: vertheilen; er sorgte für den Anbau der Kartoffeln, die man darnals noch nicht überall kannte; er führte große Bauter: aus und gab vielen Leuten Arbeit und Verdienst; er ließ Karrüle anle- gen und gewann dadurch große Strecken des fruchtbarsten Landes. Friedrich der Große starb am 17. August 1786. Er war der Held seines Jahrhunderts, der Vater seines Volkes. 4. Wie Friedrichs Truppen in die Schlacht ziehen. Am 5. Dezember 1757 besiegte Friedrich die Oestreicher bei Leuthen. Am frühen Morgen rückte das Heer aus, der: Körüg an seiner Spitze. Die Soldaten marschirter: schweigend. Da erschallte plötzlich ei,: Lied. Die Feldmusik spielte und die Truppen sangen: „Gieb, daß ich thu mit Fleiß, was rnir zu thun gebühret, Wozu rnich deir: Befehl in meinein Stande führet." Der König horcht, und sein Adjutant fragt: „Befehlen Ew. Ma- jestät, daß ichs ihnen verbiete?" „Das laß Er vleiben," ent- gegnen der Körüg, „mit solchen Leute:: wird Gott rnir heute gewiß den Sieg verleihen." 5. Was Friedrichs Soldaten nach der Schlacht thaten. Die Schlacht bei Leuthen war höchst blutig. Die Preußen thaten Wrrrrder der Tapferkeit. Als der Abend hereinbrach, waren die Oestreicher geschlagen. Die Preußen behaupteten das Schlacht- feld. Es lag voller'leichen; mancher brave preußische Soldat hatte seir: Leber: für seinen König verloren. Die noch lebten
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