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ein kleines Raubthier, das andere Thiere frisst. Das merkt ihr
auch, wenn ihr einem getödteten Maulwurf den Bauch aufschneidet
und in den Magen schaut. Denn was er frisst, muss er im Magen
haben, und was er im Magen hat, muss er gefressen haben. Nun
werdet ihr, wenn ihr die Drohe machen wollt, nie Wurzelfasern
oder so etwas in dem Magen des Maulwurfs linden, aber immer
die Baute von Engerlingen , Regenwiirmern und anderem Ungeziefer,
das unter der Erde lebt.
Wenn ihr also den Maulwurf recht fleissig verfolgt und mit
Stumpf und Stiel vertilgen wollt, so thut ihr euch seihst den
grössten Schaden und den Engerlingen den grössten Gefallen. Da
können sie alsdann ohne Gefahr eure Wiesen und Felder verwüsten,
wachsen und gedeihen, und im Frühjahr kommt alsdann der Mai-
käfer, frisst euch die Bäume kahl wie Besenreis und bringt euch
zur Vergeltung auch des Kukuks Dank und Lohn. Hebel.
20. Die Säugethiere.
Der Vogel fliegt hoch in den Lüsten, hüpft leicht von einem Zweige
znm andern, läßt seinen vielstimmigen, ausdrucksvollen Gesang in der
Luft und in den Zweigen ertönen, während viele Säugethiere langsam
und mühsam am Boden schleichen, alle fast auf dem Erdboden sich zu
bewegen bestimmt sind, nur wenige, aber höchst unvollkommen, den
Flug der Vögel durch Flattern nachahmen; keines derselben läßt einen
melodischen Gesang ertönen; ihre Stimme ist meist ein eintöniges, oft
auch ein mißtöniges Geschrei ohne Melodie und Rhythmus. Sie zeigen
weder die Mannigfaltigkeit, noch die Pracht der Farben, welche die
Vögel in ihrem Gefieder uns entgegentragen.
So könnte die Klasse der Säugethiere dem obenhin betrachtenden
und nach dem Aeußern nur urtheilenden Menschen in ihrer Lebensent-
wicklung unvollkommener erscheinen, als die Klasse der leichtbeschwingten
Vögel. In der uns umgebenden Welt ist aber nicht immer das äußer-
lich beglücktere und reich geschmückte Wesen auch das vollkommnere, denn
gerade das reichste, innere Leben stellt sich uns öfters unter der äußern
Hülle der Armuth dar. Nicht das Gefieder, nicht die Stimme, nicht
die leichte und freie Bewegung in den Lüsten sind es, welche die größere
Vollkommenheit der Thiere bestimmen; sie sind schöne, liebliche Gaben,
aber nicht das Maß der Vollkommenheit.
Bei den Säugethieren aber finden wir die Sinneswerkzeuge in
größerer Vollkommenheit, als bei den Vögeln: sie nähern sich schon
mehr dem Bau derselben Organe am menschlichen Körper. Der Kopf
der Säugethiere trägt schon alle 4 Sinneswerkzeuge vollkommner an
sich, wird dadurch dem Menschenkopfe ähnlicher; sein Antlitz ist auch
durch die freiere und leichtere Beweglichkeit der Gesichtsmuskeln und
der Augen eines größeren Ausdrucks fähig. Seine Jungen bringt das
Säugethier lebend zur Welt, nährt dieselben mit seiner Milch und
zeigt für sie eine größere, aufopfernde Liebe. Das Säugethier schließt
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
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sich am meisten an den Menschen an, ist sein Gefährte und sein Ar-
heitsgehülfe geworden. Denke an Hund, Rindvieh, Schaf und Pferd.
Dies aber ist nur durch eine größere innere, durch eine größere geistige
Entwicklung möglich; darauf deutet auch ihr weit mehr ausgebildetes
Gehirn hin.
Oken gründet seine Eintheilung der Thiere in Stufen und Klassen
vorzüglich auf die Entwicklung der Sinnesorgane. Hiernach unter-
scheidet er 5 Thierstufen. — Die Sinnesorgane bei den niederen
Thieren (den Schleim- und Gliederthieren) beschränken sich fast aus-
schließlich auf den Gefühlssinn, obwohl man ihnen nicht absprechen
kann, daß sie auch Geschmack, manche Geruch und Gehör und viele Ge-
sicht haben, aber unvollkommen und schwach. Daher das dümmliche
Wesen der niedern Thiere, welches aussieht, als wenn sie immer im
Schlafe handelten, wie die Schlafwandler.
Bei den Fischen, sowie bei allen höheren Thieren, tritt der
Gefüblssinn, besonders der Haut, im Vergleich der niedern Thiere sehr
zurück, ohne Zweifel, weil die Bewegung in den Gliedern, deren Zahl
nie höher als 4 ist, vorherrschend wird; dagegen zeigt ihre Gefräßig-
keit hinlänglich die starken Aeußerungen des Geschmacksinnes. Der
geistige Charakter dieser Thiere ist Gleichgültigkeit, Freßlust, was wohl
mit dem Geschmacksinn übereinstimmt. — Als Repräsentanten der dritten
Stufe nennt er die Amphibien, deren geistiger Charakter Lauren und
Falschheit sei, was sehr wohl mit dem Geruchssinne übereinstimme. —
Auf die vierte Stufe kommen die Vögel; ihr geistiger Charakter sei
Beweglichkeit, Fröhlichkeit und Furchtsamkeit, was sehr wohl mit der
Ratur des Gehörs übereinkomme.
An die Spitze des Thierreichs stellt er aber die Säugethiere,
das vollkommnere Gesicht — (denn obwohl das Auge des Vogels
scharfsichtiger ist, als das des Säugethiers, so kann es sich doch nicht
selbstständig bewegen und nicht vorwärts schauen, und sieht der Vogel
denselben Gegenstand nur immer mit einem Auge;) — darum also stellt
er die Säugethiere an die Spitze, und weil sie unter allen Thieren
die mannigfaltigsten Fähigkeiten, die zartesten Empfindungen und die
verschiedenartigsten Bewegungen zeigen und dieser Verein aller Fähig-
keiten gleichsam berechnet zu sein scheint, eine vollkommnere Intelligenz
zu erzeugen, die weniger Sklav des Instinkts, reicher an Hülfsquellen,
auch empfänglicher für Vervollkommnung ist. Scheitlin.
3. Natur- und Landschaftsbilder.
21. Das Buch der Natur.
Ein großes Buch ist aufgestellt, Und fragst Du, wer dies Buch verwahrt.
Kein schonres giebts auf weiter Welt! Das so viel Wunder offenbart?
Mit Bildern ist es ausgeschmückt, O, geh hinaus in Feld und Flur!
Die herrlicher man nie erblickt. Das Wunderbuch, es heißt Natur!
Und überalk liest man erfreut *
Bon Gottes Lieb und Freundlichkeit. Agnes Franz.
Wangemann, Hülfsbuch. Iii. Abth. g
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15. Das thut und vermag ein Hebet.
(Eine Geschichte vom Dr. Ludwig- Heim, Arzt in Berlin.)
Heim, der yiel weggab, aber auch viel einnahm, hatte eine
grosse Summe an ein Handlungshaus, welches banquerolt machte,
verloren. Hufeland bezeigte ihm einige Tage nachher seine Theil-
nahme. „Es ist mir nicht lieb,“ antwortete er, „dass Sie mich
daran erinnern; ich habe es Gottlob unter den Füssen.“ „Wie
haben Sie das gemacht?“ „So wie ich es zu machen pflege, wenn
ich mir selbst nicht helfen kann, und das konnte ich hier nicht.
Ich konnte die fatale Sache gar nicht vergessen ; ich dachte Tag
und Nacht daran. Das schöne Geld, so mühsam erworben, nun
auf einmal verloren! Verflucht! selbst meine armen unschuldigen
Kranken litten darunter, denn ich war immer zerstreut. Auch zu
Hause hatte ich keine Freude mehr; meine gute Frau, sonst immer
so heiter, liess selbst bei Tische, wo der Mensch sich doch er-
holen soll, den Kopf hängen; wir sassen stumm und verdriesslich
gegen einander über und unsere sonst fröhlichen Kinder sahen
uns schüchtern an. «So konnte und durfte es nicht bleiben, das
fühlte ich wohl. Das schöne Geld war einmal weg, und mit ihm
hatten wir verloren das erste Gut des Lebens, die Zufriedenheit.
Ich armer Erdenwurm, unfähig aus dieser Noth herauszukommen,
nahm meine Zuflucht zum Allmächtigen. Ich eilte auf mein Schlaf-
zimmer, schloss die Thüre hinter mir zu und bat auf meinen
Knieen recht inbrünstig, dass mir Kraft und Muth, Freudigkeit
und Ruhe wiedergegeben würden. Da war es mir, als wenn der
liebe Gott erschiene und zu mir sprach: „Du bist eines armen
Predigers Sohn und ich habe dich gesegnet in deinem Berufe, wie
in deinem Hause, so dass du ein gemachter Mann bist. Eine
Reihe von Jahren habe ich dich spielen lassen mit dem Gelde, das
du nun verloren hast. Nun, Heim, sei kein dummer Junge und
höre auf zu plinsein; sonst komme ich dir noch ganz anders. Ich
halte die Schlüssel zu allen Geldkasten und kann dir den Verlust
hinlänglich ersetzen. Darum sei wiederum guten Muthes und gieb
mir deine Hand darauf, dass du wieder fröhlich deinem Berufe
leben willst.“ Das habe ich versprochen ; Weib und Kinder sind
auch wieder heiter, ich habe es wieder vergessen, es ist unter den
Füssen und ich bin nun wieder vergnügt in meinem Gott/ Das
thut und vermag ein Gebet, wenn es ernstlich ist; und nun lassen
Sie uns von etwas Anderem sprechen!“ Eylert.
' 2. Aus dem Gemeindeleben.
16. Das Almosen.
Als einst durch Sachsens reiche Fluren
Herr Luther und Herr Jonas fuhren,
Hing stch ein lumpiger Bettelmann
An ihren geistlichen Wagen an,
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
78
43. Die Nacht.
Die Nacht ist Verkünderin Gottes, denn sie deutet auf ihn, den
Nimmermüden. — Es ist Nacht! sagen wir, Nacht in der Schöpfung:
„Nun ruhen alle Wälder, es ruhen Stadt und Felder; es ruht die
ganze Welt." — Aber verhalt es sich so, wie es dem einsaitig from-
men Sinne in diesem Bilde däucht? — Ist die Erde das Universum?
Und schlummert auch in den Höhen das Leben ein, wenn es hier unten
schlafen geht? Ueberdies, ruht denn die ganze Erde, wenn uns die
Nacht grüßt? Wandert nicht des Tages wohlthätige Herrin, die Sonne,
wenn sie uns verläßt, den Bewohnern der entgegengesetzten Erdhälfte
zu? — Für wen ist Nacht? für uns ist Nacht. — Wir können einen
Tag, der nimmer endet, noch nicht leben. Für Gott ist keine Nacht.
„Denn Finsterniß ist nicht finster bei ihm. Die Nacht leuchtet wie der
Tag; Finsterniß ist wie das Licht." Und was ist denn, wenn wir
wähnen, es ruhe Alles auf der nachtumschatteten Erde? — Feiert nun
die gesammte Thätigkeit? Werden wir keine Spur des Lebens gewahr?
Hat er nun weggenommen seinen Odem und zurückgezogen seine Hand^
der allwaltende Weltgeist? — Durchwandere die Finsterniß! Hörst du
die Gesänge und den Reigen? Es ist eine fröhliche Schaar, die den
Tanzsaal lieber hat als den Schlaf. Siehst du den weitstrahlenden
Kerzenschein? Er umglänzt eine festliche Tafel, die noch lange nicht
aufgehoben sein wird. Bemerkst du das matte, einsame Licht dort?
Es leuchtet einem stillen Denker, der in Forschungen sich vertieft hat;
einem fleißigen Arbeiter, dem der Tag zu kurz ist für das lange Be-
dürfniß ; einem armen Kranken, der die Stunden der Ruhe unter Schmer-
zen durchkämpfen muß. — Geh in einer Sommernacht über Feld. Hier
zirpt eine Grille; da schlägt eine Wachtel; dort summt ein Käser; da
ruft es im Schilfrohr; hier rauscht ein Wild aus dem Dickicht; dort
schallt es herüber, wie Wächterhorn, von den Hütten der Menschen.
Ueber dir hin schwirrt in ungewissem Fluge die Eule, und im Gebüsch
flüstern auf dich nieder die Träume der schlafenden Vöglein. Könntest
du vpllends sehen, was du nicht siehst, und hören, was du nicht hörst;
wie würdest du das Klopfen, das Treiben, das Schaffen, das geheime
Regen und Bewegen wahrnehmen in allen Theilen der Natur! — Tritt
binaus in die Nachtlust. Der Wind haucht auch über schlummernde
Fluren, und der Strom predigt im Mondschein, wie im Mittagsglanz.
— Blick empor in die Höhe! Die Sterne finden ihre Bahn, gleich
der Sonne, und halten unverrückt ihre ewige Ordnung, wie die Feld-
blumen ihre Zeit. — Lausche hinunter in die Tiefe. Während ihre
Kinder schlafen, legt die Muttererde sie dichter an die nährende Brust;
und frisches Gedeihen steigt in die Pflanzen, „daß die Bäume des
Herrn voll Saft stehen, und das Land voll Früchte werde, die er
schafft; daß da Gras wachse für das Vieh und Saat zu Nutz den
Menschen, und der Wein erfreue das Herz, und das Brod des Men-
schen Herz stärke." Oder, bleibe ganz in der Nähe, und weile am
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
83
des höchsten Gebirges auf Erden steht 19600 Fuß über der Meeresebene;
im Monde haben mehrere eine Höhe von mehr als 24000 Fuß über
der Ebene. Und so, wie die langen Bergstreifen im Monde, ziehen
auch ähnliche, lange Thalstreifen, wie wasserlose Flußbetten, oder leere
Kanäle, dreißig, fünfzig, siebenzig Meilen weit durch die Ebenen von
einem Gebirge zum andern; ja, wie es scheint, ununterbrochen zuweilen
durch den ungeheuern Abgrund hinweg und wieder in die Ebene hinaus.
Das Schauspiel dieser göttlichen Einrichtung auf der Oberfläche des
Mondes läßt sich nicht erklären. Wir sehen bei uns nichts Aehnliches. .
Schon, daß der Mondball nicht so, wie unser Erdball, mit einem dichten
Dunstkreise oder einem Wolkenhimmel umgeben ist, bedeutet uns, daß wir
dort eine ganz andere Natur vermuthen müssen, als wir in den Som-
mern und Wintern der Erde bewundern. Ohne diejen Wolkenhimmel
wäre kein Regen, kein Schnee, kein Gewitter, kein Hagel. Sollten jene
Abgründe mit ihren erhöhten Rändern vielleicht ausgebrannte feuerspeiende
Berge gewesen sein? Sie gleichen denen auf unserer Erde einigermaßen;
aber die größten Oeffnungen der unserigen sind nur wenige tausend Fuß
weit; dort sind es Thäler, in denen unsere Fürstenthümer mit Städten
und Dörfern Raum finden. Doch scheint, wenn auch vielleicht nicht das
Element unsers Wassers, das Element des Feuers daselbst zu wirken.
Denn man hat nicht nur in den von der Erde verschatteten Gegenden
des Mondes einmal einen röthlichen Lichtflecken erblickt, der lange auf
derselben Stätte sichtbar blieb, sondern nachher auch, als die gleiche
Gegend von der Sonne beleuchtet ward, zeigte sich statt des Lichtfleckens
ein anderthalb Mellen weiter Abgrund von Ringbergen umschlossen,
welcher zuvor nie gesehen ward. Eben so hat man noch andere neu
gewordene Abgründe gesehen, die von Jahr zu Jahr an Umsang zu-
genommen haben, und beweisen, daß dort noch immer die Hand des
Allmächtigen wunderbar zur Gestaltung der Mondesfläche wirkt.
Von der andern Seite sollte man beinahe vermuthen, nicht selten
auch Spuren von der Thätigkeit solcher Wesen zu erblicken, die jenen
Weltkörper bewohnen und anbauen, gleich wie wir den unsrigen; man
bemerkt deutlich auf den Flächen mancher Ebenen und minder hohen
Gebirge Veränderungen in der Farbe, oder im Umrisse derselben, kleine
Stellen, Erscheinungen und Gestalten, die, nach ihren Schatten be-
rechnet, kaum hundert Fuß hoch sind, deren Entstehen sich wohl dem
Bemühen von Geschöpfen zuschreiben ließe, die dort leben; denn vom
Monde aus, nach unserer Erde gesehen, würden Landschaften, die von
ihren weiten Wäldern befreit und angebaut werden, ähnliche Verwand-
lungen ihrer bisherigen Farben zeigen; oder unsere Städte, unsere
Dörfer mit ihren hundert und mehrere hundert Schuh hohen Thürmen
als ähnliche, unerklärliche Pünktchen erscheinen. Zschokke.
48. Die Luft.
Wenn man unter uns Menschen eine .Umfrage darüber halten
wollte, was Jeder zu seines Lebens Unterhalt bedürfe, dann würde
6*
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
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der Hirsch eben so wenig, als die Schnecke leben kann, das ist die
Loft, welche nicht wie Speise und Trank erst in den Magen und
in die Eingeweide eingeführt und hier zum Nahrungssaft werden
muss, um dann weiter ins Blut zu gehen, sondern auf geradem
Wege unmittelbar zu diesem Quell des thierischen Lebens sich hinab-
senkt. Alle Thiere, sie mögen den Namen haben wie sie wollen,
sie mögen bei den Kräutern des Feldes und Waldes, oder bei der
Fülle des thierischen Fleisches, im Meere oder auf dem Lande in
Kost gehen, müssen athmen, wenn sie zum Bewegen, zum Essen
und Trinken kräftig bleiben, wenn sie leben sollen.
Aber gerade von jenem unentbehrlichen Elemente, das die Thiere
wie die Menschen zu ihrem Leben und Bestehen haben müssen,
nicht nur etwa gern haben möchten, gilt das am meisten, was
das alte Sprichwort besagt:
Wo unsre Kraft ist viel zu klein,
Stellt Hülfe sich von selber ein.
Müssten die Leute in Neapel, welche meinen, sie könnten im
Sommer keinen Tag hinbringen und vergnügt sein, wenn ihnen
nicht, über die Meeresbucht herüber, aus den Schneegruben des
Gebirges, frisches Eis zugeführt würde, so lange auf die frische
Luft, die mit jedem Athemzug in ihre Lungen dringt, warten als
auf das frische Eis, da würde es bei ihnen mit dem Vergnügtsein
wie mit dem Leben bald ein Ende haben. Ja wenn der schnellste
Vogel so weit darnach lliegen müsste um einen frischen Athemzug
zu thun, als nach einem Trunk aus dem Bache, der am Walde
vorbeifliesst, da würde er schon auf halbem Wege erstickt sein.
Aber eben für diese, nicht nur tägliche oder stündliche, sondern in
jedem Augenblick sich erneuernde Noth ist auch draussen, im grossen
Haushalt der Natur am gründlichsten und ausreichendsten gesorgt.
Denn Luft ist überall, wo lebende Wesen wohnen, auf den Höhen
und in den Tiefen; sie drängt sich dem neugebornen Kinde von
selber in den Mund und in die Lungen; sie findet durch die kleinen
Oelfnungen' am dicken Ende der Schale den Zugang schon zu
dem Kügelchen im Ei; sie senkt sich hinab ins Wasser, bis zum
tiefsten Grund des Meeres, und wird da von den Wasserthieren
eingeathmet; in alle Höhlen und offne Gruben der Erde, ja selbst
in das Innere der Pflanzen- und Thierkörper dringt die Luft hin-
ein und erfüllt dieselben.
So erinnert uns die Luft, welche alle Lebenden umfasset und
durchdringet, wie ein Bild im Spiegel an eine allerhaltende Für-
sorge, in und durch deren Walten alles Geschaffene bestehet, in
deren schöpferischem Vermögen wir Alle leben, weben und sind.
Schubert.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
93
Und gieb uns reebien, deutschen Muth,
Dass wir es lieben treu und gut.
Das soll es sein!
Das ganze Deutschland soll es sein! E. M. Arndt.
33 Deutschland
Die weiten Fluren, die sich, mannichfaltig durchschnitten, von
den höchsten Alpen über dem mittelländischen und dem adriatischen Meere,
in unbestimmten Grenzen, westlich an den Ufern der Maas und Schelde
hinab bis zur Nordsee Hinbreiten, und östlich von der March hinüber
zur Oder bis zu dem Ausflusse der Weichsel sich erstrecken, nennen
wir Deutschland.
Dieses Land, in dieser Ausdehnung, gehört zu den schönsten Län-
dern, welche die Sonne begrüßt in ihrem ewigen Laufe. Unter einem
gemäßigten Himmel, unbekannt mit der sengenden Luft des Südens,
wie mit der Erstarrung nördlicher Gegenden, zeigt es die größte Ab-
wechselung, die reichste Mannichfaltigkeit, köstlich für den Anblick, er-
heiternd und erhebend für das Gemüth, und bringt Alles hervor, was
der Mensch bedarf zur Erhaltung und zur Förderung des Geistes, ohne
ihn zu verweichlichen, zu verhärten, zu verderben. Der Boden ist fähig
zu jeglichem Anbau. Hier scheint sich die befruchtende Kraft gesammelt
zu haben, die dort versagt ward Unter dem bleibenden Schnee der
Alpen dehnen sich die herrlichsten Weiden aus, von der Wärme doppelt
belebt, die an jenem wirkungslos vorüberging. An der kahlen Fels-
wand zieht sich ein üppiges Thal hinweg. Neben Moor und Haide,
nur von der bleichen Binse und von der Brombeerstaude belebt, und
menschlichem Fleiße nichts gewährend, als die magere Frucht des Buch-
weizens oder des Hafers, erfreuen das Auge des Menschen die kräf-
tigsten Fluren, geeignet zu den schönsten Saatfeldern und zu den herr-
lichsten Erzeugnissen des Gartenbaues. Fruchtbäume prangen in uner-
meßlicher Menge und in jeglicher Art, vom sauren Holzapfel bis zur
lieblichen Pfirsich. Hoch auf den Bergen des Landes erhebt unter Buchen
und Tannen die gewaltige Eiche ihr Haupt zu den Wolken empor und
blickt über Abhänge und Hügel hinweg, welche den köstlichsten Wein
erzeugen, die Freude der Menschen.
Kein reißendes Thier schreckt, kein giftiges Gewürm droht, kein
häßliches Ungeziefer quält. Aber Ueberfluß gewährt das Land an nütz-
lichem Vieh, an kleinem wie an großem, für des Menschen Arbeit,
Zwecke und Genüsse. Das Schaf trägt Wolle für das feinste Gespinnst,
der Stier verkündigt Kraft und Stärke in Bau und Gestalt, das Pferd
geht tüchtig einher im Fuhrwerke, prächtig vor dem Wagen der Großen,
und stolz als Kampsroß unter dem Krieger, hier ausdauernd und dort.
In ihrem Innern verbirgt die Erde große und reiche Schätze.
Aus vielen und unerschöpflichen Ouellen sprudelt sie freiwillig den Men-
schen Heilung zu und Gesundheit und Heiterkeit. Der?fleißigen Berg-
mann belohnt sie bald mit dem edelsten Gewürze, dem Salze, bald mit
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Extrahierte Personennamen: Muth Arndt
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Nordsee Deutschland
96
als die tiefliegenden Marschen, so fährt man gern ans ihrem Rücken hin,
und es bilden sich daher namentlich auf den Binnendeichen Wege aus.
Auf den Hafdeichen zu fahren, erlaubt man aber nicht in allen Marsch-
ländern, weil die Wagen dem Deiche schaden. — Die auf den hohen
Deichen sich bewegenden Wagen, Fußgänger und Reiter gewähren in
der Ferne einen eigenthümlichen Anblick. Sie sehen gespenstisch aus,
und man begreift, warum die Marschbewohner so oft Gespenster aus
den Deichen wandern sehen.
Als letzte Eigenthümlichkeit muß man noch die tiefen Gräben er-
wähnen, die um alle Marschwiesen und Marschäcker gezogen sind, um
sie trocken zu legen, und dann die Canäle und Schleusen, um die
süßen Landgewässer ins Meer abzuführen. Im Sommer sind die Gräben
zum Theil trocken und voll Vieh, das darin grast. Die Kühe schienen
mir alle außerordentlich zahm, sanft und^klug; denn eine jede, bei der
wir vorbeifuhren, hob ihren Kopf aus dem Grase empor, blickte uns
neugierig an und brüllte, als wollte sie uns begrüßen. I. G. Kohl.
58. Oie hünehurxer Haid« *).
In der westlichen Hälfte der germanischen Tiefebene zieht
sich die bereits genannte und berühmte Lüneburger Haide
zwischen den Städten Lüneburg und Celle zehn Meilen weit hin.
Sie ist ein ödes, trauriges Land, ohne Anhöhen, ohne Thäler, ohne
Seeen , ohne bedeutende Bäche und fast ohne alles Laubholz. Rechts
und links, wohin wir blicken, sehen wir beinahe nichts als Haide-
kraut, magere Grasplätze, krüppelhaftes Nadelgebüsch, hier und
da auch dünne Kiefern- und Fichtenwaldungen. Manche Strecken
dieser Gegend sind nichts als weite, schwarzbraune, nackte Flächen,
ohne die geringste Spur von Anbau. Alles ist leer, trocken, nackt
und kalt. Wie ein Blinder könnte man in manchen Theilen dieser
Haide umherirren , ohne sich zu Stössen. Der ödeste und traurigste
Theil des Weges durch dieselbe ist zwischen Celle und Schafsthal.
Da ist nichts als Sand, Haidekraut, Moor, umgeben von Kiefern-
und Fichtenwäldern. Man sieht da kein Haus, kein Wasser, keinen
Menschen, kein Thier, selbst keinen Vogel, ausser etwa einen
Flug hungriger Raben. Unser Wagen bewegte sich so langsam,
sanft und leise, dass wir beinahe in tiefen Schlaf eingewiegt wur-
den. Kein Wunder, denn rings umher scheint die ganze Natur
auch zu schlafen. Doch nein, die Lüneburger Haide ist nicht ganz
ohne Leben. Eine grosse Menge genügsamer, kleiner, schwarzer
Schafe, Haidschnucken genannt, nährt sich von den magern, doch
gewürzhaften Kräutern (Haidekräutern), und Millionen Bienen
schwirren auf Blüthen umher. Man trifft auch einige, wenn auch
nur ärmliche Dörfer auf dem Wege von Celle nach Lüneburg an,
wie z. B. Schafsthal und Epsdorf, wo es unserm Auge sogar ver-
*) Zur Vgl. ein Bild von der Wüste.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: B._Schafsthal
Extrahierte Ortsnamen: Städten_Lüneburg Celle Celle Celle Lüneburg
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Klöstern; die Seitenwände dagegen sind durch unregelmäßig überein-
anderliegende, bald weiter vor, bald mehr zurücktretende Marmorblöcke
von bedeutendem Umfange gebildet. Alle Felsenmassen, auch die der
Decke nicht ausgenommen, sind dick mit sogenanntem ,Tropfstein
(Stalaktit) überdeckt, der hier und da wunderliche Gestalten bildet. So
zeigten uns die Führer an einer Wand das Leiden Ehrlsti, nicht
weit davon eine knieende, betende Nonne, und einen Weihkessel,
an der Decke einen Baldachin oder Pro cessio ns Himmel, an
welchem sich als ehrwürdige Reliquie der Mantel des Elias und
der Rock einer Heiligen findet.
Wie diese Tropssteinfiguren sich nach und nach, d. h. in einem
Zeitraum von Jahrtausenden, gebildet haben, kann man noch gegen-
wärtig sehen. Verhält man sich nämlich ganz ruhig in der Höhle, wozu
die ganze Umgebung auffordert, so hört man deutlich überall das Ge-
räusch herabfallender Wassertropsen. Diese Tropfen rühren von dem
Regen und Thau auf der Erdoberfläche her, welche sich nach und nach
durch das Gestein durchgesickert und dies dabei zum Theil aufgelöst haben.
Der Kalk nun, welchen sie enthalten, lagert sich in der Höhle wieder
ab, nachdem das Wasser verdunstet ist, und bilden den Tropfstein.
Mit dieser ersten großen Höhle stehen, die vielen Nebenhöhlen nicht
gerechnet, noch fünf andere in Verbindung, die theils höher, theils
tiefer liegem Man gelangt auf Leitern, die von der Feuchtigkeit ganz
naß und deshalb nicht eben leicht zu besteigen sind, in dieselben. Die
Eingänge dazu sind meist sehr enge und beschwerlich. Auch in diesen
wurde uns eine Menge von verschiedenen Tropssteingebllden gezeigt,
denen die Führer oft wundersame Namen gaben.
Um den Eindruck noch zu erhöhen und um Alles auf einmal besser
übersehen zu können, ließ der Vater drei dieser Höhlen durch eine eigen-
thümliche Mischung von Kalk, Phosphor u. dgl. erleuchten, was in
der einen beim allmählichen Verlöschen wiederholt die Erscheinung dar-
bot, als würde die Luft von Blitzen durchzuckt.
Nachdem wir eine gute Stunde im Innern der Erde umhergeklettert
^ind des Wunderbaren in so großer Menge angestaunt hatten, waren
wir wieder zur ersten Höhle zurück gekommen, in der uns einer der
Führer zum Schluß aus dem hier befindlichen, nie versiegenden kleinen
Brunnen ein Glas frisches Trinkwafser reichte, von dem ich jedoch aus
Furcht, meinen Magen zu versteinern, nicht viel genoß; mein Vater
löschte jedoch seinen Durst ganz vollständig, und wie ich sehe, hat es
ihm nichts geschadet.
Außerdem zeigte man uns hier auch noch einige Ueberreste, d. h.
Knochen, von vorweltlichen Thieren, die, nach des Vaters Meinung,
Wohl dem Höhlenbären angehören mögen.
Einen eigenthümlichen Eindruck macht es, wenn man aus diesen
dunkeln Gewölben auf einmal wieder in die Tageshelle tritt: man wird
fast geblendet, fühlt sich aber wieder recht leicht und froh um's Herz
und erinnert sich dabei unwillkürlich des unglücklichen Entdeckers der
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TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Kinder der Natur blühen im Grase. In der Jugend war das Gras
mir Spiel- und Tummelplatz. Im Grase pflückte ich die Blumen. Das
Gras bedeckt auch die Gräber unserer Todten; und o, wie werth ist es
mir da! Unter den begrasten Hügeln muß es sanft sich ruhen. Einst
auf mein Grab — keine Blumen, nur grünes Gras, dieses Bild des
Lebens und der Hoffnung! Fr. Ehrenberg.
6. Geschichte eines Strohhalms.
(Von ihm selbst erzählt.)
Du wunderst dich, lieber Mensch, und hältst es schier für An-
maßung, daß ich dir meine Geschichte erzählen will, denn du meinst,
ein Strohhalm könne keine Geschichte haben. Aber höre nur! Vorerst
sollst du wissen, daß mein Geschlecht älter ist, als das deinige, denn
schon am dritten Tage der Schöpfung schuf Gott Gras und Kräuter,
zu denen meine Urahnen gehören, aber erst am sechsten Tage den Men-
schen. Ich selber bin freilich noch jung, aber doch nicht ohne Kennt-
niß meines Werdens. Vor etwas länger als einem Jahr streuete ein
Landmann das Mutterkorn, aus dem ich meinen Ursprung genommen,
in eine Furche seines Ackers und bedeckte dasselbe mit Erde, welche unser
aller Mutter ist. Als nun die Wolken sein Lager mit Regen netzten
und die Strahlen der Sonne Fs erwärmten: siehe, da öffnete sich die
Hülse des Korns, und ich kam hervor mit einem zarten Würzelchen,
das sich nach unten richtete, um da eine feste Stelle zu nehmen, und
mit einem eben so zarten Häuptchen, mit dem ich mich nach oben richtete.
Bald ward ich nun so stark, daß ich die Erddecke über mir zur Seite
schob und in meinem grünen Kleide an das Licht der Sonne trat. Fröh-
lich schauete ich mich um und sreuete mich mit meinen zahlreichen Brü-
dern, die mit mir zugleich ihren Auferstehungstag gefeiert hatten, meines
Daseins und meines Lebens. Täglich nahm ich an Stärke und Um-
fang zu, und mein Herr knüpfte manche Hoffnung an meine Zukunft.
Doch wie Krankheit und andere Unfälle die Kindheit des Menschen be-
drohen, so blieb auch meine Kindheit nicht unangefochten. Kalte Regen-
schauer rauschten aus mich herab; Stürme warfen mich her und hin,
und Nachtfröste zwangen mich, mein Haupt zu senken. Bald aber kam
ein sicherer Sänitz. Eine zarte, weiche, weiße Decke ward über mich
hergebreitet, und hielt mich warm, während über mir die heftigste Kälte
die Menschen nöthigte, in geheizten Stuben sich zu bergen und in dicke
Kleider sich zu hüllen. Als nun der Winter seine Macht geübt hatte
und der Frühling wieder ins Land gekommen war; siehe, da nahm in
einer Nacht der liebe Gott die weiße Decke weg und ich trat hervor in
meinem grünen Kleide zur Freude der Menschen und zum Schmucke der
Erde. Nun ging es an ein fröhliches Wachsen. Ein Stockwerk nach
dem anderm letzte sich ans, und bald stand ich da, nicht viel niedriger,
als du. Endlich letzte mir der liebe Gott eine schwere Krone aus,
welche ihr Men>chen eine Aehre nennt und in derselben reisten Früchte,
welche alle dem Korne glichen, aus dem ich hervorgegangen bin. Je
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]