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1. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 3

1854 - Leipzig : Brandstetter
3 doch immer näher tobt der Feind, kein Retter ist, der da erscheint, nur Friedrich will noch nicht verzagen und treibt zu immer schnellerm Jagen. Weh! da erwacht das schwache Kind, und, hungrig, wie die Klei- nen nach einem sanften Schlafe sind, beginnt es leis zu weinen. Und Friedrich, schnell gewendet, spricht: „Sagt, was begehrt der kleine Wicht?" Die Amme spricht: „Es will mich dünken, als wolle euer Söhnlein trinken." „Wohl! galt es all mein Hab und Gut, galt es Thüringens Krone," ruft Landgraf Friedrich wohlgemuth, „gebt Labung meinem Sohne!" Und eilig zügelt er sein Roß, zieht den bewährten Degen bloß, die Lanze legt er in die Seite und rüstet sich zum ernsten Streite. Da naht un Flug der Reiter Schaar, doch Friedrich beut die Spitze, er schützt sein Kind vor der Gefahr, nichts frommt des Feindes Hitze. In Friedrich's wackrer Schwertes-Hut ruht sicher es und wohl- gemuth, und unter bloßer Klingen Blinken reicht ihm die Pflegerin zu trinken. Als das der Feinde Feldherr schaut, hat Rührung ihn durchdrungen: „Halt ein! halt ein!" gebeut er laut, „laßt ab, ihr wackern Jungen!" Und zu dem Grafen sprengt er hin, reicht ihm die Hand mit Freundes- sinn: „Ein Ehrenmann und Ritter ficht mit einem solchen Vater nicht!" Und schleunig reitet er zurück nut den erstaunten Seinen, der Graf, mit frohem Dankesblick, läßt laufen seinen Kleinen. Nicht störet ihn der Feinde Schwarm, bis er der Gattin in den Arm, die schon gezittert für sein Leben, das theure Kind zurückgegeben. Bruno Lindner. b) Von den Kindern. 4. Kindesliebe. Ein preussischer Offizier, der sehr reich und aus vornehmer Familie war, hielt sich eine Zeit lang als Werber zu Ulm in Schwaben auf. Endlich bekam er Befehl, zu seinem Regimenté zurückzukehren, und machte sich reisefertig. Am Abende vor seiner Abreise meldete sich bei ihm ein junger Mann, um sich anwerben zu lassen. Er war sehr schön gewachsen, schien wohlerzogen und brav; aber als er vor den Offizier trat, zitterte er an allen Gliedern. Der Offizier schrieb dies der jugend- lichen Furchtsamkeit zu und fragte, was er besorge. „Ich fürchte, dass Sie mich abweisen,“ versetzte der junge Mensch; und indem er dieses sagte, rollte eine Thräne über seine Wangen. „Nicht doch,“ antwortete der Offizier, „Sie sind mir vielmehr ausser- ordentlich willkommen. Wie konnten Sie so etwas fürchten ?“ „Weil Ihnen das Handgeld, welches ich fordern muss, ver- muthlich zu hoch kommen wird.“ „Wie viel verlangen Sie denn?“ „Eine dringende Nothwendigkeit zwingt mich, hundert Gulden zu fordern, und ich bin der unglücklichste Mensch auf der Welt, wenn Sie Sich weigern, mir so viel zu geben.“ „Hundert Gulden 1 * ,

2. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 7

1854 - Leipzig : Brandstetter
7 verklagen. Seht, da habe ich vor mehreren Jahren mein Bischen Hab' und Gut meinen sechs Sehnen abgetreten, um meine alten Tage in Ruhe zu verleben. Der älteste bekam die Grundstücke, Haus und Hof, Aecker und Wiesen; er verglich sich mit seinen Brüdern und versprach, mich bis an meinen Tod zu ernähren und zu verpflegen. Aber das will er nun nicht mehr thun, und bei meinen andern Söhnen finde ich auch keine Hülfe. Darum will ich mich mit einer Klage an die hochfürstliche Regierung wenden/' „Aber, sagt mir doch," fragte der Thorschreiber, „wie alt seid ihr denn eigentlich?" — „Großer Gott," entgegnete der Bauer, „ich bin nun 73 Jahr alt." — „ Nun," sagte der vorwitzige Thorschreiber, „da kann ich euch den Bescheid selbst geben, und ihr braucht euch nicht erst an die Regierung zu wenden. Ihr wißt ja, daß in der heiligen Schrift steht: Unser Leben währet siebenzig Jahr. Da habt ihr schon drei Jahre zu viel gelebt!" Der Alte sah den Thorschreiber erschrocken an: „Ja wenn's so ist, so thue ich wohl am besten, wenn ich umkehre. Unser Herr Gott wird mich ja bald zu sich nehmen!" sagte er endlich wehmüthig, und setzte sich auf einen Stein vor'm Thore, um auszuruhen. Den Greis hat unser Herr Gott zu sich genommen ; auf dem Steine aber am Thore sitzt alle Sonntage der älteste Sohn und bettelt. O. Schulz. - 8. Brüderliche Liebe. Durch schwere Erfahrungen von der Unzuverlässigkeit und dem bösen Sinne der Menschen war der Kaiser Albrecht dahin geltracht, dass er die Menschen hasste, düster in ^ich gekehrt in seiner Hofburg zu Wien sich einschloss und Niemanden vor sich lassen wollte. Nur ein grosser Hund, Packan geheissen, war ihm wegen seiner Treue lieb geblieben, und er sagte es Denen, mit welchen er durchaus umgehen musste, offen, dass ihm die An- hänglichkeit dieses Thieres allein aufrichtig scheine. Es war, als ob der Hund diesen Vorzug anerkenne. Vor dem Zimmer des Kaisers gelagert, liess er keinen Fremden in dasselbe hinein, und wer es dennoch wagen wollte, den knurrte er grimmig an und wies ihm die scharfen Zähne, vor denen Jeder gern zurückwich. Eines Tages kam auch der Herzog Leupold, der Sohn des Kaisers, seinen Vater zu besuchen. Da trat ihm Packan, der ihn kannte, liebkosend entgegen, wedelte mit dem Schwänze und gab seine Freude auf mancherlei Weise kund. Herzog Leupold freute sich darüber und schmeichelte ihm wieder. Dennoch gab es der Hund nicht-zu, dass der Herzog sich dem Zimmer nahte, und hielt ihn, fest an dem Wamse mit seinen Zähnen gepackt, zurück. Der Herzog, ein junger starker Mann, wehrt ihn ab und will mit Gewalt zu der Thüre, da fährt, Alles vergessend, der Hund empor und fasst den Prinzen am Kragen fest. In der Ueberraschung und

3. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 68

1854 - Leipzig : Brandstetter
68 24 Ein Gang im Gebirge. Es war schönes, liebes Sonntagswetter. Ich bestieg Hügel und Berge, betrachtete, wie die Sonne den Nebel zu verscheuchen suchte, und wanderte sreudig durch die schauernden Wälder. In ihren weißen Nachtmänteln standen die Berge, die Tannen rüttelten sich den Schlaf aus den Gliedern, der frische Morgenwind frisirte ihnen die herab- hängenden grünen Haare, die Vöglein hielten Betstunde, das Wiesen- thal blitzte wie eine diamantenbesäete Golddecke, und der Hirt schritt darüber hin mit seiner läutenden Heerde. — Bald umfing mich eine Waldung himmelhoher Tannen, für die ich in jeder Hinsicht Respekt habe. Diesen Bäumen ist nämlich das Wachsen nicht so ganz leicht gemacht worden, und sie haben es sich in der Jugend sauer werden lassen. Der Berg ist hier mit vielen großen Granitblöcken übersäet, und die meisten Bäume mußten mit ihren Wurzeln diese Steine um- ranken oder sprengen, und mübsam den Boden suchen, woraus sie Nah- rung schöpfen können. Hier und da liegen die Steine, gleichsam ein Thor bildend, über einander und oben daraus stehen die Bäume, die nackten Wurzeln über jene Steinpsorte hinziehend und erst am Fuße derselben den Boden erfassend, so daß sie in der freien Luft zu wachsen scheinen. Und doch haben sie sich zu jener gewaltigen Höhe empor- geschwungen und, mit den umklammerten Steinen wie zusammengewachsen, stehen sie fester als ihre bequemen Kollegen im zahmen Forstboden des flachen Landes. So stehen auch im Leben jene großen Männer, die durch das Ueberwinden früher Hemmungen und Hindernisse sich erst recht gestärkt und befestigt haben. — Aus den Zweigen der Tannen kletterten Eichhörnchen und unter denselben spazirten die gelben Hirsche. Wenn ich solch ein liebes, edles Thier sehe, so kann ich nicht begreifen, wie gebildete Leute Vergnügen daran finden, es zu hetzen und zu tödten. Allerliebst schossen die goldenen Sonnenlichter durch das dichte Tannengrün. Eine natürliche Treppe bildeten die Baumwurzeln. Ueber- all schwellende Moosbänke; denn die Steine sind fußhoch von den schön- sten Moosarten, wie mit hellgrünen Sammetpolstern, bewachsen. Lieb- liche Kühle.und träumerisches Quellengemurmel. Hie und da sieht man, wie das Wasser unter den Steinen silberhell hinrieselt und die nackten Baumwurzeln und Fasern bespült. Wenn man sich nach diesem Treiben hinabbeugt, so belauscht man gleichkam die geheime Bildungsgeschichte der Pflanzen und das ruhige Herzklopfen des Berges. An manchen Orten sprudelt das Wasser aus den Steinen und Wurzeln stärker her- vor und bildet kleine Kaskaden. Da läßt sich gut sitzen. Je höher man den Berg hinaufsteigt, desto kürzer, zwerghafter werden die Tannen, sie scheinen immer mehr und mehr zusammenzu- schrumpfen, bis nur Heidelbeer- und Rothbeersträuche und Bergkräuter übrig bleiben. H. H eine.

4. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 18

1854 - Leipzig : Brandstetter
18 15. Das thut und vermag ein Hebet. (Eine Geschichte vom Dr. Ludwig- Heim, Arzt in Berlin.) Heim, der yiel weggab, aber auch viel einnahm, hatte eine grosse Summe an ein Handlungshaus, welches banquerolt machte, verloren. Hufeland bezeigte ihm einige Tage nachher seine Theil- nahme. „Es ist mir nicht lieb,“ antwortete er, „dass Sie mich daran erinnern; ich habe es Gottlob unter den Füssen.“ „Wie haben Sie das gemacht?“ „So wie ich es zu machen pflege, wenn ich mir selbst nicht helfen kann, und das konnte ich hier nicht. Ich konnte die fatale Sache gar nicht vergessen ; ich dachte Tag und Nacht daran. Das schöne Geld, so mühsam erworben, nun auf einmal verloren! Verflucht! selbst meine armen unschuldigen Kranken litten darunter, denn ich war immer zerstreut. Auch zu Hause hatte ich keine Freude mehr; meine gute Frau, sonst immer so heiter, liess selbst bei Tische, wo der Mensch sich doch er- holen soll, den Kopf hängen; wir sassen stumm und verdriesslich gegen einander über und unsere sonst fröhlichen Kinder sahen uns schüchtern an. «So konnte und durfte es nicht bleiben, das fühlte ich wohl. Das schöne Geld war einmal weg, und mit ihm hatten wir verloren das erste Gut des Lebens, die Zufriedenheit. Ich armer Erdenwurm, unfähig aus dieser Noth herauszukommen, nahm meine Zuflucht zum Allmächtigen. Ich eilte auf mein Schlaf- zimmer, schloss die Thüre hinter mir zu und bat auf meinen Knieen recht inbrünstig, dass mir Kraft und Muth, Freudigkeit und Ruhe wiedergegeben würden. Da war es mir, als wenn der liebe Gott erschiene und zu mir sprach: „Du bist eines armen Predigers Sohn und ich habe dich gesegnet in deinem Berufe, wie in deinem Hause, so dass du ein gemachter Mann bist. Eine Reihe von Jahren habe ich dich spielen lassen mit dem Gelde, das du nun verloren hast. Nun, Heim, sei kein dummer Junge und höre auf zu plinsein; sonst komme ich dir noch ganz anders. Ich halte die Schlüssel zu allen Geldkasten und kann dir den Verlust hinlänglich ersetzen. Darum sei wiederum guten Muthes und gieb mir deine Hand darauf, dass du wieder fröhlich deinem Berufe leben willst.“ Das habe ich versprochen ; Weib und Kinder sind auch wieder heiter, ich habe es wieder vergessen, es ist unter den Füssen und ich bin nun wieder vergnügt in meinem Gott/ Das thut und vermag ein Gebet, wenn es ernstlich ist; und nun lassen Sie uns von etwas Anderem sprechen!“ Eylert. ' 2. Aus dem Gemeindeleben. 16. Das Almosen. Als einst durch Sachsens reiche Fluren Herr Luther und Herr Jonas fuhren, Hing stch ein lumpiger Bettelmann An ihren geistlichen Wagen an,

5. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 21

1854 - Leipzig : Brandstetter
21 Am Hochgebirge schmolz der Schnee; Der Sturz von tausend Wassern scholl; Das Wiesenthal begrub ein See; Des Landes Heerstrom wuchs und schwoll. Hoch rollten die Wogen in ihrem Gleis', Und wälzten gewaltige Felsen Eis. Auf Pfeilern und auf Bogen schwer, Auf Quaderstein von unten aus, Lag eine Brücke darüber her, Und^nitten stand ein Häuschen d'raus. Hier wohnte der Zöllner mit Weib und Kind: „O Zöllner! o Zöllner! entfleuch geschwind!" Es dröhnt' und dröhnte dumpf heran; Laut heulten Sturm und Wog' um's Haus. Der Zöllner sprang zum Dach hinan. Und blicket in die Flut hinaus: „Barmherziger Himmel! erbarme dich! Verloren! verloren! wer rettet mich!" Die Schollen rollten, Schuß auf Schuß, Von beiden Usern, hier und dort; Von beiden Usern riß der Fluß Die Pfeiler sammt den Bogen fort. Der bebende Zöllner, mit Weib und Kind, Er heulte noch lauter, als Strom und Wind. Die Schollen rollten, Stoß auf Stoß, An beiden Ufern, hier und dort. Zerborsten und zertrümmert schoß Ein Pfeiler nach dem andern fort. Bald nahte der Mitte der Umsturz sich, — „Barmherziger Himmel, erbarme dich!" Hoch auf dem fernen Ufer stand Ein Schwarm von Gaffern, groß und klein; Und Jeder schrie und rang die Hand, Doch mochte Niemand Retter sein. Der bebende Zöllner mit Weib und Kind Durchheulte nach Rettung den Strom und Wind. Wann klingst du, Lied vom braven Mann, Wie Orgelton und Glockenklang? Wohlan! so nenn' ihn, nenn' ihn dann! Wann nennst du ihn, mein schönster Sang, Bald nahet der Mitte der Umsturz sich. O braver Mann! braver Mann! zeige dich! i

6. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 83

1854 - Leipzig : Brandstetter
83 des höchsten Gebirges auf Erden steht 19600 Fuß über der Meeresebene; im Monde haben mehrere eine Höhe von mehr als 24000 Fuß über der Ebene. Und so, wie die langen Bergstreifen im Monde, ziehen auch ähnliche, lange Thalstreifen, wie wasserlose Flußbetten, oder leere Kanäle, dreißig, fünfzig, siebenzig Meilen weit durch die Ebenen von einem Gebirge zum andern; ja, wie es scheint, ununterbrochen zuweilen durch den ungeheuern Abgrund hinweg und wieder in die Ebene hinaus. Das Schauspiel dieser göttlichen Einrichtung auf der Oberfläche des Mondes läßt sich nicht erklären. Wir sehen bei uns nichts Aehnliches. . Schon, daß der Mondball nicht so, wie unser Erdball, mit einem dichten Dunstkreise oder einem Wolkenhimmel umgeben ist, bedeutet uns, daß wir dort eine ganz andere Natur vermuthen müssen, als wir in den Som- mern und Wintern der Erde bewundern. Ohne diejen Wolkenhimmel wäre kein Regen, kein Schnee, kein Gewitter, kein Hagel. Sollten jene Abgründe mit ihren erhöhten Rändern vielleicht ausgebrannte feuerspeiende Berge gewesen sein? Sie gleichen denen auf unserer Erde einigermaßen; aber die größten Oeffnungen der unserigen sind nur wenige tausend Fuß weit; dort sind es Thäler, in denen unsere Fürstenthümer mit Städten und Dörfern Raum finden. Doch scheint, wenn auch vielleicht nicht das Element unsers Wassers, das Element des Feuers daselbst zu wirken. Denn man hat nicht nur in den von der Erde verschatteten Gegenden des Mondes einmal einen röthlichen Lichtflecken erblickt, der lange auf derselben Stätte sichtbar blieb, sondern nachher auch, als die gleiche Gegend von der Sonne beleuchtet ward, zeigte sich statt des Lichtfleckens ein anderthalb Mellen weiter Abgrund von Ringbergen umschlossen, welcher zuvor nie gesehen ward. Eben so hat man noch andere neu gewordene Abgründe gesehen, die von Jahr zu Jahr an Umsang zu- genommen haben, und beweisen, daß dort noch immer die Hand des Allmächtigen wunderbar zur Gestaltung der Mondesfläche wirkt. Von der andern Seite sollte man beinahe vermuthen, nicht selten auch Spuren von der Thätigkeit solcher Wesen zu erblicken, die jenen Weltkörper bewohnen und anbauen, gleich wie wir den unsrigen; man bemerkt deutlich auf den Flächen mancher Ebenen und minder hohen Gebirge Veränderungen in der Farbe, oder im Umrisse derselben, kleine Stellen, Erscheinungen und Gestalten, die, nach ihren Schatten be- rechnet, kaum hundert Fuß hoch sind, deren Entstehen sich wohl dem Bemühen von Geschöpfen zuschreiben ließe, die dort leben; denn vom Monde aus, nach unserer Erde gesehen, würden Landschaften, die von ihren weiten Wäldern befreit und angebaut werden, ähnliche Verwand- lungen ihrer bisherigen Farben zeigen; oder unsere Städte, unsere Dörfer mit ihren hundert und mehrere hundert Schuh hohen Thürmen als ähnliche, unerklärliche Pünktchen erscheinen. Zschokke. 48. Die Luft. Wenn man unter uns Menschen eine .Umfrage darüber halten wollte, was Jeder zu seines Lebens Unterhalt bedürfe, dann würde 6*

7. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 28

1854 - Leipzig : Brandstetter
28 wollte seine Unschuld, seine Trauer und seine Theilnahme bekunden. Still, ohne laute Klage, nur mit tiefem Weh im Herzen, bewegte sich der Zug den Berg hinan. Der Geistliche hielt eine ergreifende Rede. Zuerst redete er den Entseelten, an und sprach: „Aus dem Wege bist du gefallen. Wer weiß, wohin dein Herz sich sehnte, welches Herz dir entgegenschlug. Möge der, der Alles kennt und Alles heilt, Ruhe und Frieden in die Seelen der Deinigen senden. Unbekannt bist du gefallen von unbekannter Hand." Niemand weiß, woher du kamst, wohin du gingst; aber er, der deinen Eingang und deinen Ausgang kennt, hat dich Bahnen hinaufsteigen lassen, die unser Auge nie mißt. Zu welcher Kirche du gehörtest, welche Sprache du redetest, wer mag den stummen Mund fragen? Du stehst jetzt vor ihm, der über alle Kirchen thront, den alle Sprachen nennen und doch nicht zu fassen vermögen." — „ Erhebet mit mir eure Hände," fuhr der Geistliche zu den Versammelten fort, und Alle hoben die Hände empor; dann sprach er wiedxr: „Wir heben unsere Hände empor zu dir, o Allwissender! Sie sind rein von Blutschuld. Hier im Lichte der Sonne bekennen wir: Wir sind rein von der That. Die Gerechtigkeit aber wird nicht ausbleiben. Wo du auch weilest, der du deinen Bruder in Waldes- nacht erschlugst; das Schwert schwebt unsichtbar über deinem Haupte, und es wird fallen und dich zerschniettern. Kehr' um, so lange es noch Zeit ist. Häufe nicht Frevel auf Frevel; denn einst, wenn sie ertönt, die Posaune des Gerichts — — —" Da plötzlich hörte man von der Straße herauf das Posthorn er- schallen. Das Lied erklang: „Denkst du daran." — Alles schwieg und hielt den Athem an. — Aus der Mitte der Versammlung stürzte ein junger Mann nieder und ries: „Ich bin's!"— Nachdem man ihn aufgehoben, gestand er reumüthig seine That, wie er in der Stadt das Geld des Herrn, bei dem er diente, verspielt habe; wie er den Fremden, den er nur niederwerfen wollte, ermordet habe; wie das Posthorn ihn ver- wirrt, wie er seine Hand brennend gefühlt, wie er sie zum Himmel erhob, und wie jetzt dieselben Töne des Posthorns ihm das Geständniß abpreßten. Still, ohne laute Klage, nur mit leisem Weh im Herzen, hatte sich der Zug den Berg hinab bewegt; mit zitternder Seele, Thränen in den Augen, laut das Unheil beklagend, kehrten Viele heim. Zwei Menschen waren auf ewig aus der Genossenschaft der Menschen ge- schieden. B. Auerbach. 2ä. Der Kerker. Komm, folge mir im Geist freiwillig auf einige Augenblicke in die Hölle auf Erden, und laß diesen Gang uns erschüttern, durch- wettern und warnen, auf daß nicht einst unser Leib gezwungen und länger daselbst verweilen müsse! Zwei Thüren von dicken Bohlen, mit festen massiven Schlössern versehen, schließen einen unheimlichen Raum, den rings gewaltige Stein- mauern umzwängen. In der einen Wand befindet sich ein kleines Fenster,

8. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 93

1854 - Leipzig : Brandstetter
93 Und gieb uns reebien, deutschen Muth, Dass wir es lieben treu und gut. Das soll es sein! Das ganze Deutschland soll es sein! E. M. Arndt. 33 Deutschland Die weiten Fluren, die sich, mannichfaltig durchschnitten, von den höchsten Alpen über dem mittelländischen und dem adriatischen Meere, in unbestimmten Grenzen, westlich an den Ufern der Maas und Schelde hinab bis zur Nordsee Hinbreiten, und östlich von der March hinüber zur Oder bis zu dem Ausflusse der Weichsel sich erstrecken, nennen wir Deutschland. Dieses Land, in dieser Ausdehnung, gehört zu den schönsten Län- dern, welche die Sonne begrüßt in ihrem ewigen Laufe. Unter einem gemäßigten Himmel, unbekannt mit der sengenden Luft des Südens, wie mit der Erstarrung nördlicher Gegenden, zeigt es die größte Ab- wechselung, die reichste Mannichfaltigkeit, köstlich für den Anblick, er- heiternd und erhebend für das Gemüth, und bringt Alles hervor, was der Mensch bedarf zur Erhaltung und zur Förderung des Geistes, ohne ihn zu verweichlichen, zu verhärten, zu verderben. Der Boden ist fähig zu jeglichem Anbau. Hier scheint sich die befruchtende Kraft gesammelt zu haben, die dort versagt ward Unter dem bleibenden Schnee der Alpen dehnen sich die herrlichsten Weiden aus, von der Wärme doppelt belebt, die an jenem wirkungslos vorüberging. An der kahlen Fels- wand zieht sich ein üppiges Thal hinweg. Neben Moor und Haide, nur von der bleichen Binse und von der Brombeerstaude belebt, und menschlichem Fleiße nichts gewährend, als die magere Frucht des Buch- weizens oder des Hafers, erfreuen das Auge des Menschen die kräf- tigsten Fluren, geeignet zu den schönsten Saatfeldern und zu den herr- lichsten Erzeugnissen des Gartenbaues. Fruchtbäume prangen in uner- meßlicher Menge und in jeglicher Art, vom sauren Holzapfel bis zur lieblichen Pfirsich. Hoch auf den Bergen des Landes erhebt unter Buchen und Tannen die gewaltige Eiche ihr Haupt zu den Wolken empor und blickt über Abhänge und Hügel hinweg, welche den köstlichsten Wein erzeugen, die Freude der Menschen. Kein reißendes Thier schreckt, kein giftiges Gewürm droht, kein häßliches Ungeziefer quält. Aber Ueberfluß gewährt das Land an nütz- lichem Vieh, an kleinem wie an großem, für des Menschen Arbeit, Zwecke und Genüsse. Das Schaf trägt Wolle für das feinste Gespinnst, der Stier verkündigt Kraft und Stärke in Bau und Gestalt, das Pferd geht tüchtig einher im Fuhrwerke, prächtig vor dem Wagen der Großen, und stolz als Kampsroß unter dem Krieger, hier ausdauernd und dort. In ihrem Innern verbirgt die Erde große und reiche Schätze. Aus vielen und unerschöpflichen Ouellen sprudelt sie freiwillig den Men- schen Heilung zu und Gesundheit und Heiterkeit. Der?fleißigen Berg- mann belohnt sie bald mit dem edelsten Gewürze, dem Salze, bald mit

9. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 98

1854 - Leipzig : Brandstetter
98 Holzart ist vorherrschend auf dem Unterharze, wie man die Ostseite des Berges nennt, im Gegensatz zur Westseite desselben, die der Oberharz heißt und wirklich viel höher ist, und also auch viel geeigneter zum Gedeihen der Nadelhölzer. Es ist unbeschreibbar, mit welcher Fröhlichkeit und Anmuth die. Ilse sich hinunter stürzt über die abenteuerlich gebildeten Felsstücke, die sie in ihrem Laufe findet, so daß das Wasser hier wild emporzischt oder schäumend überläuft, dort aus allerlei Steinspalten, wie aus tollen Gießkannen, in reinen Bögen sich ergießt und unten wieder über die kleinen Steine hintrippelt, wie ein munteres Mädchen. Ja! die Sage ist wahr: die Ilse ist eine Prinzessin, die lachend und blühend den Berg hinabläuft. Wie blinkt im Sonnenschein ihr weißes Schaumge- wand! Wie flattern im Winde ihre silbernen Busenbänder! Wie fun- keln und blitzen ihre Diamanten! Die hohen Buchen stehen dabei, gleich ernsten Vätern, die verstohlen lächelnd dem Muthwillen des lieblichen. Kindes zusehen; die weißen Birken bewegen sich tantenhaft vergnügst und doch zugleich ängstlich über die gewagten Sprünge; der stolze Eich- baum schaut drein, wie ein verdrießlicher Oheim, der das schöne Wetter bezahlen soll; die Vöglein in den Lüsten jubeln ihren Beifall; die Blumen am Ufer flüstern zärtlich: ,,O, nimm uns mit, nimm uns mist kieb' Schwesterchen!" H. Heine. 60. Die Baumannshöhle. (Beschreibung einer Höhle.) Die Baumannshöhle liegt in einem Kalkfelsen des linken Bode- ufers. Der Weg dahin führt eine ziemliche Strecke weit bergauf. Vor dem Eingänge wölbt sich ein weiter, jedoch nicht sehr hoher Bogen, -eine Art Thor darstellend, unter dem Tische und Bänke für die Besucher der Höhle angebracht sind. Da der Tag ziemlich heiß war und die Er- steigung des Berges unser Blut etwas in Wallung gebracht hatte, so ermahnten uns die Führer, hier ein wenig Platz zu nehmen, um uns abzukühlen, indem es in der Höhle ziemlich kühl sei. Sie selbst zün- deten Lampen an und überreichten auch jedem von uns eine. Mir wurde ein wenig unheimlich zu Muthe, als es hieß: „Nun kann's losgehen!" Der Vater faßte mich indeß bei der Hand, und so ging Alles gut. Der eigentliche Eingang zur Höhle ist kaum etwas breiter, als eine gewöhnliche Hausthür, und dabei so niedrig, daß große Leute sich bücken müssen, wenn sie nicht anstoßen wollen. Man gelangt durch denselben nicht sogleich in die Höhle, sondern geht erst in einem schmalen, finstern Gange 80 Lachter 30 Zoll (1 Lachter hat 80 Zoll zehntheilig Maß) weit bis zu einer kleinen verschlossenen Thür. Nachdem der voran- gehende Führer diese geöffnet, traten wir in die wirkliche Höhle, welche ungefähr die Ausdehnung eines ziemlich großen Zimmers hat. Dev Fußboden ist durch aufgeschüttete Sägespäne seinem größten Theile nach eben, die Decke hoch gewölbt, fast nach Art der Kreuzgewölbe in alten

10. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 100

1854 - Leipzig : Brandstetter
100 Höhle, des Bergmanns Bau mann. Er bahnte sich, getrieben von Neugier und Verlangen nach Erzen, mit unsäglicher Mühe und Be- schwerden einen Weg durch den schon bezeichneten engen Eingang und gelangte so glücklich in die ersten Abtheilungen der Höhle. Beim wei- tern Vordringen erlosch ihm aber plötzlich sein Grubenlicht, und er tappte nun, umgeben von der dichtesten Finsterniß, in diesen furchtbaren Schlünden umher, vergeblich den Ausgang suchend. Sein Angstruf ver- hallte in den grausigen Höhlen, ohne das Ohr eines Erdenbewohners zu erreichen. Endlich, nachdem er drei Tage und drei Nachte lang die Angst eines Lebendigbegrabenen ausgestanden hatte, erblickte er den rettenden Lichtstrahl, der ihn wieder zur Oberwelt zurückführte. Hunger, Angst und Anstrengungen hatten aber seine Kräfte so erschöpft, daß er wenige Tage nachher starb. Indessen hatte er doch noch so viel Be- sinnung, seine Freunde auf die Geheimnisse dieser Höhle aufmerksam zu machen,, weshalb sich auch bald Mehrere fanden, die seinen Versuch mit gutem Erfolg wiederholten, die Höhle aber ihm zu Ehren Bau manns- höhle nannten. Die Zeit der Entdeckung kennt man nicht; doch soll die Höhle schon in der Mitte des 16. Jahrhunderts bekannt gewesen und bereits 1570 von den Grafen Ernst und Martin von Rein- st ein besucht worden sein. Lüben. 61. Der Jnselsberg (Beschreibung einer Aussicht.) Ich will dich aus einen Berg führen im Thüringer Walde; der ist im ganzen Gebirge beinahe der höchste und gewiß der schönste. Als einst, so geht erne alte Mähr, das Land und Gebirge umher mit un- geheuerm Wasser bedeckt war, da sah die Spitze des Berges noch her- vor, wie eine Insel aus dem Meere; daher soll der Berg seinen Na- men Jnselsberg haben. Noch jetzt, wenn du auf dem Gipfel des Berges früh Morgens dem Ausgange der Sonne harrst, kann dir's be- gegnen, daß du rings um dich ein weites Meer wogen siehst, nicht von Wasser, sondern von Nebel. Aber wenn die Sonne das Nebelmeer bezwungen und als Thau ausgegossen hat über die Thäler, dann liegt, glänzend und grünend eine weite, weite Gegend um dich ausgebreitet, darin kannst di! mehr als 150 Dörfer, Städte und Schlösser erblicken. Da glänzt in der aufgehenden Sonne Schloß Friedenstein über der Stadt Gotha, und weiterhin Erfurt mit seiner Festung, von der die Kanonen droben, und mit seinen Domthürmen, auf denen eben der Morgen eingeläutet wird; da blickt ziemlich von Norden her aus den grünumlaubten Bergen heraus die alte graue Wartburg zu dir herüber; — den Schneekopf und Beerberg siehst du, die dem Jnselsberg nach der einen Seite hin die Aussicht versperren, weil sie selbst noch ein wenig höher sind, als er; — gegen Süden aber siehst du den Dolmar 4 bei Meiningen, die seltsamen Gleichberge bei Römhild; und auch zum blauen Rhöngebirg reicht dein Blick, wo der Baiernkönig regiert und auf dem hohen Kreuzberge Mönche im einsamen Kloster wohnen. Und >
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