Autor: Kosche, Christian Traugott, Hammerdörfer, Karl
Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
9,6 Italien.
von einander gesonderten Zimmern, in welchen sich nun
die Kardinale aufhalten müssen, bestehet. Eilf Tage
nach des Pabsts Absterben versammeln sich fammtliche
Kardinale in der Peterskirche und gehen nach ange-
hörter Rede von den Pflichten, die sie bey der Wahl
zu beobachten haben, paarweise ins Konklave, wel-
ches nun keiner vor Beendigung der Wahl, außer
Krankheits halber, verlaßen darf. Der Kaiser, Frank-
reich und Spanien haben das Recht, einen zur päbst-
lichen Würde vorgeschlagenen Kardinal auszuschlies-
sen, wenn nämlich die zur Gültigkeit erforderlichen
zwey Drittel Stimmen noch nicht bekannt gemacht
sind. Ist nun, nach oft sehr langer Versammlung,
ein Pabst erwählet, welches allezeit ein Italiener,
und ein Mann nicht unter 5 5 Jahren seyn muß, und
hat er erklärt, welchen Namen er künftig führen will,
so wird er öffentlich unter Lösung der Kanonen, Ab-
feuern des kleinen Gewehrs, und Lautung aller Glo-
cken ausgerufen, und in einem Seffei in die Peters-
kirche getragen. Nach acht Tagen wird die fcyer-
liche Krönung, eine der schönsten und sehenswürdigsten
in Europa, vollzogen.
Als weltlicher Fürst besitzt der Pabst, wie wir ge-
sehen haben, ein ansehnliches Gebiet, über welches
er mit aller Gewalt eines völlig unumschränkten Mo-
narchen herrschet, nur macht die Unfähigkeit der mei-
sten Pabste in Regierungsgefchaften, oder das hohe
Alter, in welchem sie diese Würde erlangen, daß jeder
einzelne Gouvernör sich viele Rechte anmaßet, die
ihm nicht Zukonunen, und daß vorzüglich die Kardi-
nale das Ruder der Regierung fast gänzlich in Hän-
den haben.
Diese 2\arí>mal<v die man ursprünglich in den
Presbytern und Diakonen zu finden glaubt, die aber
jetzt den Rang welchen Könige besitzen, haben wol-
len, sind die Vornehmsten des römischen Hofes. Sixr V
setzte
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung]]
Cg
der Unterburg zu gelegen, wo jetzt die katholische Kirche steht,
verlieh der fromme Engelbert 5. (1170—1193) den Tempelher-
ren. 2m 14. Jahrh, erhielten sie nach einem Ausspruche des
Pabstes Klemens I. die Johanniter, später Maltheser genannt.
Cs wurden ans dem berg. Grafenhause zu Burg, Bruno Ul.
und Engelbert der Heilige, Erzbischöfe von Köln, bedeutende
Männer ihrer Zeit, geboren. Adolph V. von Berg zog 1218
nach Palästina und übertrug seinem Bruder Engelbert, dem Erz-
bischöfe, die Regierung ; sein Schloß Burg aber bewohnte sein
Eidam Heinrich von Limburg. Heinrich I. gelangte 1225 zur
Regentschaft von Berg und wohnte abwechselnd zu Burg und
Lennep, woselbst er ein starkes Schloß auffuhren ließ. Adolph
Vi. (1244—1257) wohnte zu Bcnsberg. Die Wittwe desselben,
Margaretha von Hochstadeu, wohnte mit ihrem zweiten Gemahle,
Grafen von Hnckcshofcn, 1314 noch zu Burg. Adolph Vii.
hielt sich bei seiner Mutter auf und ertheilte dem Orte Frei-
heiten (1257—1295), weshalb derselbe Freiheit Burg genannt
wurde. Nach Adolph Vii. hielten sich die Grafen von Berg
daselbst wenig auf. Adolph Viii. vertheidigte sich dort gegen
seine rebellischen Söhne Adolph und Wilhelm. Wilhelm I.,
Heinrich Ii., Gerhard I. wohnten meistentheils zu Angermnnd,
Düsseldorf, Lennep, Lülsdorf und Bensberg. Die Gräfin Mar-
garetha von Berg und Ravensberg, Wittwe Gerhards I. räumte
das Schloß den Johannitern ein, die es lange bewohnten. Der
letzte Graf von Berg, Herzog Wilhelm I. bewohnte von 1405
bis 1408 das Schloß. Von Wilhelm Iii. an blieb Düsseldorf
die Residenz der bergischen Herrscher. Der zur Kellnerci einge-
richtete noch stehende Theil des Schlosses Burg ist jetzt am
verfallen. In uralter Zeit wurde dem Wassermangel der Ober-
burg durch die Anlegung einer Stunde langen Wasserleitung
abgeholfen. In der Mitte des 16. Jahrh, wurde die Reforma-
tion sowohl in der Ober- als Unterburg eingeführt, wodurch
mit den Johannitern vieler Streit entstand, und die Kämpfe der
Evang. u. Kathl. dauerten bis gegen das Ende des 18. Jahrh. Die
luth. Kirche liegt nebst der Pfarrerwohnung im Wupperthale, in
der Unterburg, woselbst früher eine berühmte Gewehrläufe-Fabrik
war, die aber mit dem Beginn dieses Jahrh, einging. Im Jahr
1653 litt die Unterburg durch einen verheerenden Brand, in
dessen Folge der Wohlstand bedeutend sank, und die verarmten
Einw. begannen die Verfertigung der wollenen Decken. Vor der
Fabrikation derselben ernährten sie sich mit Weben gröberer Sor-
ten wollenen Tuchs, wozu sie in den Jahren 1490, 1546 und
1573 Privilegien erhielten. Durch den franz. Revolutionskrieg
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Engelbert Klemens_I. Bruno_Ul Engelbert_der_Heilige Adolph_V._von_Berg Engelbert Heinrich_von_Limburg Heinrich Heinrich_I. Adolph
Vi Margaretha_von_Hochstadeu Adolph_Vii Adolph_Viii Adolph Wilhelm Wilhelm_I. Wilhelm_I. Heinrich_Ii Heinrich Gerhard_I. Wilhelm_I. Wilhelm
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
696 Das Ix. Buch von Italien.
Hertzogenzu Parma, denen es ihr Stamm-Vater
Pabst ?3ulu8 Iii. zugewendet hatte. Aber A.164z.
warb es vom Pabst Urbano Viii. wieder zur Päpst-
lichen Kammer gezogen; und das Haus Parnele
muste sich mit der blossen Pratension vergnügen:
Als auch Hertzog Oarolu8 im Frieden 1735. Parma
und Pracenira an dem Kayseroarolo Vi. abgetreten
bat, so muste derselbe Verzicht thun,daß er sowol das
Fürstenthum els diegrafschaftponci§!ione von der
Pabstlrchen Kammer niemals wieder fordern wolle.
Castro, Lat. Caftrum, Die Haupt.stadt, ward 1647.
auf Befehl Pabst Innocentii X. geschleifet, weil sie ihren
Bischof ermordet hatte.
Aloxtaeto, ist nun wo! der beste Ort im Lande.
Ponc/Glione, ist eine besondere Grafschaft, und der
Ort hat saubere Häuser, ob er gleich nicht groß ist.
Farnese, das Stamm<Haus der ausgestorbenen Her.
tzoge von Parma, ist dem Hause Chigi ju Theil worden,
davon im folgenden Cavitel.
Carr06nan0, ein Hertzogthum dem Hause Colon,
na zuständig.
Capr Arolo, ist eio prächtiges Lust. Schloß des Hau,
fts Farnese.
Der 4. Artickel.
Von 0 R V I E T 0.
Eine kleine Landschaft, die von anderen zum Pa-
trimonio Petri gerechnet wird.
Orvieto, Alt. Urbs Vetus, ist eine Festung vorinatur
und Kunst aufeinem hohen Felsen. Man findet daherum
einen starckeu Geqen.gifl, weicher Oavie'ran genant wird.
Aquapendente, Lat. Acula, ein Stadrgen, hängt
gleichsam au einen Felsen, daraus Wasser fliesset. Es fitzt
seit 16*0. eid Bischof da, weil Pabst Innocentius X. den
Bischöflichen Sitz von Castro hieher verlegt. Er steht un.
mittelbar unter dem Pabst.
Der f. Artickel.
Bon Perugin 0-
Eine Landschaft, darinnen gut Getravde, guter
Wci»
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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286
A. Europa.
wohner einiger ptemontesischen Thäler, ist die katholische; doch
würde man sehr irren, wenn man, weil Italien der Sitz des Pap-
stes ist, die Italianer für die eifrigsten Katholiken hielte; sie sind
nichts weniger als verfolgungssüchtig, und von jeher hat die päpst-
liche Hierarchie ungleich mehr Gewalt in andern Ländern gehabt,
als eben in Italien: es scheint, als ob die zu große Nahe eher die
Ehrfurcht vor der päpstlichen Heiligkeit geschwächt hätte. In der
neuern Zeit haben die wenigen fremden Protestanten zu Rom, Ve-
nedig und Neapel die freie Uebung ihres Gottesdienstes erhalten. —
Von der italiänischen Sprache ist schon oben (S. ¡¿67.) gehandelt:
an den Gränzen von Frankreich und in ganz Savoyen wird franzö-
sisch gesprochen; in einigen Alpenthälern soll sich ein verdorbenes
Deutsch erhalten haben.
Reisen.
Fahrende Posten, welche zugleich Briefe, Gepäck und Perso-
nen fahren, giebt es in Italien nicht; man reist daher entweder
mit Postpferden, oder mit der Briefpoft (proeaccio), welche jedoch
nur immer eine Person mitnehmen kann, am gewöhnlichsten aber
mit Lohnkutschern (vetiurino), bei welchen man in der Regel die
Beköstigung gleich mit einbedingt. In den Wirthshäusern, wel-
che nicht immer die reinlichsten sind, muß jede Kleinigkeit, Woh-
nung, Bett, Essen und Trinken vorher bedungen werden, sonst
lüuft man Gefahr gewaltig überthcuert zu werden, weil es gesetz-
lich dem Wirthe freisteht, zu fordern was er will. Die italiäni-
schen Landstraßen sind zwar meist gut, aber der Unsicherheit wegen
übel berüchtigt, namentlich gilt dies vom Kirchenstaat und von der
ganzen Straße von Rom nach Neapel. So schwach sind manche
dortige Regierungen, daß sie schon oft gefährliche Räuber begna-
digt und in ihre Dienste genommen, um sich ihrer gegen andre
Räuber zu bedienen.
Meilen. Zeitrechnung.
Von den italiänischen Meilen (Miglio) gehen £0 auf einen
Grad des Aequators, also 1 M. — 7* deutschen. — Früher
wurde der Tag in ganz Italien auf eine eigenthümliche Weise abge-
theilt, nemlich nicht wie bei uns in zwei mal 12 Stunden, sondern
in 24 Stunden, welche hinter einander und zwar von Sonnenun-
tergang an gezählt wurden; der Sonnenuntergang hieß aber nicht
die 24fte Stunde, sondern blos 1a notto, die Nacht, so wie man
im Französischen midi und nicht 12 Uhr sagt. Diese Sitte ist aber
in der neuern Zeit, besonders seit dem Aufenthalt der Franzosen in
Italien, von den meisten öffentlichen Uhren, jedoch nicht aus der
Gewohnheit des Volks verschwunden.
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Italien Rom Neapel Frankreich Italien Rom Neapel Italien Italien
Italien.
125
Die Fürstentümer Lucca und Piombino
liegen an der etruri'schen Küste, und gehören einem
Frankreichs Oberhoheit unterworfenen Fürsten. Erste-
res war noch vor wenig Jahren eine eigne Republik.
Die Hauptstadt heißt Luc ca.
Der Kirchenstaat.
Er nimmt die Mitte von Italien ein, liegt südöst-
lich neben Etrurien, und reicht vom mittelländischen
Meere bis zum adriatischen, wo er an das italienische Kö-
nigreich granzt.
Der Kirchenstaat ist das weltliche Gebiet des Pab-
stes, oder desjenigen geistlichen Fürsten, der das Ober-
haupt der ganzen katholischen Kirche und Geistlichkeit
ist, und als solcher den Rang über alle Könige und Kai-
ser verlangt. Da kein katholischer Geistlicher heurathen
darf; so kann auch kein geistliches Fürstenthum erblich
seyn. So war es in Teutschland mit den Hochstiftern,
und so ist es in Italien mit dem Kirchenstaate. Nach
dem Tode eines Pabstes wird ein neuer Pabst gewählt,
und zwar von und aus den Cardinälen, welche nach
dem Pabste die vornehmsten Geistlichen in der katholi-
schen Kirche sind. Ihrer sind gemeiniglich sechzig bis
siebenzig, und diejenigen, die in Rom gegenwärtig
sind, verwalten die wichtigsten Stellen, und müssen
vom Pabste in allen wichtigen Angelegenheiten zu Rathe
gezogen werden. Wenn sie einen Pabst wählen sollen,
kommen sie in einem Theile des pabstlichen Palastes, der
aus lauter kleinen Zimmern besteht, und durch eine ein-
zige Thür verschlossen werden kann, (das Conclave) zu-
sammen.; die Zimmer werden durchs Loos vertheilt, die
gemeinschaftliche Tbüre wird verschlossen, und keiner
von ihnen herausgelassen (es sey denn, Krankheits hal«
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Lucca Frankreichs Italien Etrurien Italien Rom
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
617
Parma Utld P r a c e n z
Souveränität dem Hertzoge abgetreten worden,
doch so, daß wie sie vorher des heil. Röm. Reichs
Lehne gewesen/ auch solches verbleiben sollen.
Die beste Land-Charte.
Ich weiß keine bessere, als Ee Duché de Milan,
dans toute íbnetendüe,tt>dcf)ejaillot gestochen hñt.
Das Iv« Capitel.
Von dm Hertzogthümern Parma
und Piacenza.
i.
Dorbericht.
Beyde Hertzogthümer liegen unter dem Po ne-
den einander, Parma gegen Osten, und Pia-
Cenza gegen Westen.
Ihre Länge vom Abend gegen Morgen ist zum
höchsten 25. die Breite von Mittag gegen Mitter-
nacht 15 ; der gantze Umkreiß aber 60. Deutsche
Meilen.
Diese beyden Hertzogthümer haben einen Præce-
denz Streit mit einander: weil sich nun beyde von
einem?, anfangen,so schreibet sich der Besitzer Dux
P. & P, damit kan mans lesen wie man will.
Es ist auch ein schwerer und unausgemachtev
Streit , wegen des Dominiidirefti. und der Be-
sitzer ist darinnen übel daran, daß er zugleich ein
Vasall des Kaysers, und auch ein Vasall des
Pabsts zu Rom seyn soll.
Ohne Zweifel kommt es darauf an, ob diese bey^
den Hertzogthümer weiland zum Lombardischen
Reiche, oder zum Exarchat gehöret haben ?
Parma scheinet wohl eine Dependenz vom
Exarchat gewesen zu seyn, und also hat die Præten-
fion des Pabstes einen ziemlichen Schein.
Qq» Pia*
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
688 Das Ix. Buch von Italien.
Das 11. Capitel.
Von dem Kirchen-Staat, oder von dem
Pabstltchen Gebiete in Italien.
Dorbericht.
i.
Vom Lande.
Wenn man die Lange am Adriatischen Meere,
von den Venetianischenbisan die Neapolitanischen
Grentzen abmisset, so kommen so. Deutsche Mei-
len heraus. Dieser Kirchen-Staat lauft zwar
oben spitzig zu; unten aber ist die gröste Breite,
vom Adriatischen Meere bis an das Tyrrhenische
Meer, 50. Deutsche Meilen.
Der Anfang zu diesem Kirchen-Staat, den man
wohl ein kleines Königreich nennen möchte,hat gar
einen geringen Ursprung: Denn der Apostel Pe-
Trus, der den Päbstlichen Stuhl soll gestiftet
haben, mag von seinem Vater wohl nicht mehr
geerbet haben,als etwan einen alten Fischer-Kahn,
mit dem dazu gehörigen Gerathe.
Es haben aber die Bischöffe zu Rom erstlich den
Leuten weiß gemacht, als wenn ihnen Kayser Con-
itantinus Magnus das sogenannre Patrimo-
Nium Petri, nebst der Stadt Rom, geschencket
hätte, welches die berühmte Donatio Conftantini
Magni genennet wird; und das soll im vierten
Seculo geschehen seyn.
Darnach haben die Päbste, durch Hülfe der Kö-
nige in Frankreich,im achten Seculo, so wohl das
Lombardische Reich, als auch das Griechische Ex-
archat zu Ravenna zerstöret, und haben diesen fet-
teil Braten so mit einander gelheilet, daß die Fran-
tzoseu die Lombardey, die Pabste aber das Exar.
chat, zur Ausbeute davon getragen haben.
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Extrahierte Personennamen: Apostel Magnus Magnus Donatio_Conftantini
Magni
Extrahierte Ortsnamen: Italien Italien Nium_Petri Rom Frankreich Lombardische_Reich Ravenna
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
<82 Das Ix. Buch von Italien.
men rücken könnte. Mir gefallt deßwegen fciellyl
pothefis sehr wohl, wenn man davor hält, daß in der
Sündflnth, da sich die Brunnen der Tiefen geöfnet
haben, die Superficie Terrae wegen der grossen Ge-
Walt des herausdringenden Wassers hin und wieder
geborsten ist, und daß darnach die von einander ge-
spaltenen Spitzen so sind stehen blieben ; dergleichen
sich mit einer Eyerschale zutragen würde, wenn man
das Weiß-Ey mit Gewalt herausdrücken wollte.
Vii.
Von der Beschaffenheit des Landes.
Italien ist eine von den schönsten Landcreven in
der Welt, und die Einwohner können ihre wohl-
schmeckende Weine und Früchte nicht alle verzehren,
sondern können anderen Nationen, und sonderlich
den Deutschen , viel davon abgeben. Hingegen ist
das eine alte Klage, daß in Italien nicht so viel Korn
wachst, als die Einwohner brauchen. Sie können
aber diesen Mangel aus Sicilie» und Africa leicht
ersetzen.
Was jenseit Rom gegen Mittag lieget, das ist
ein hitziges Land, sowohl wegen der Sonne, als auch
wegen des innerlichen Feuers, dadurch oftmals
grausame Erdbeben und Entzündungen der Feuer-
speienden Berge entstehen.
Wer eine gute Mäßigkeit im Essen beobachtet,
der kan in Italien gar wohl alt werden. Wer aber
dem Baccho und der Veneri allzu fleißig opfert, oder
auch zur Nachts-Zeit sich nicht wohl in Acht nimmt,
der kan gar bald abmarschiren. Es haben solches
nicht nur die Frantzosen erfahren, die gar eine gar-
stige Kranckheit in Italien erbeutet haben ; sondern
auch die Deutschen, deßwegen man Italien nur den
Kirchhof der Deutschen zu nennen pflegt.
Viii.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T149: [Stadt Rom Meer Tiber Italien Land Ort Arno Fluß See], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
Geschlecht (WdK): Jungen
156
Iii. Länder- und Völkerkunde. A. Europa.
der Wissenschaft und Kunst strebt der Italiener seinen berühmten Alt-
vordern nach, deren Andenken er mit Pietät pflegt, aber im Wettkampfe
des Tages bleibt er hinter den anderen Cultnrvölkern zurück, weit er,
seiner einstigen Suprematie bewußt, sich isolirt und in vielen Richtun-
gen die Fortschritte der Nachbarvölker sich anzueignen verschmäht. Ein
Hanpthindcrniß dabei bildet die geringe Neigung, fremde Sprachen, et-
wa mit Ausnahme der eng verwandten französischen, zu lernen. Zu
den Deutschen fühlt er sich nicht hingezogen; er achtet sie, es kömmt
ihm aber schwer an, ihre Sprache zu lernen. Selbst im Besitze einer
Cultursprache, glaubt er nicht nöthig zu haben, diese Schwierigkeit zu
überwinden. Was inzwischen die Neigung nicht zu bewirken vermochte,
das wird das Bedürfniß herbeiführen, und die Zeit scheint nicht mehr
fern zu sein, wo eine größere geistige Verschmelzung der Culturvölker
die Schranken lichten wird, welche Gewohnheit und Vorurtheil erhoben
haben. Die einstige Verschiedenheit der Abstammung spiegelt sich noch im-
mer in den Bewohnern des lombardisch-venetianischen Königreichs. Of-
fen und kräftig, selbst heftig tritt der gallischem Blute entsprossene
Mailänder und Brescianer auf, während der Mautuauer die südliche
Weichheit etruskischer Herkunft nicht verlängnet und der Venetiancr in
Sprache, Sitte und Betragen die gricchisch-anatolischc Geschmeidigkeit
seiner Abstammung zur Schau trägt. Als Culturvolk hat der Italiener
im Süden der Alpen dieselbe Ausgabe übernommen, wie der Deutsche
im Norden, und die Bevölkerung am Ostrande des adriatischen Meeres
durch die dahin entsendeten Colonieen, so wie durch die Verstärkung
des dortigen alt-romanischen Elementes in die Kreise der Civilisation
gezogen.
42. Mailand.
(Nach Franz W. Richter, Hesperien.)
Milano, lateinisch Mecliolaimm, die uralte Hauptstadt der Insu-
brer, am Flüßchen Olona gelegen, hat zwei deutsche Meilen im Um-
fange (daher la Grande genannt) und schließt 180,000 Einwohner in
ihre Mauern ein. An den schönen großen Häusern und zahlreichen Pa-
lästen, die ihre krummen, aber reinlichen und freundlichen Straßen
schmücken, so wie an dem lebhaften Gewerbstreiben und der geringen
Anzahl der Bettler erkennt man gleich auf den ersten Blick, daß hier
der Reichthum der lombardischen Ebene seinen Mittelpunkt hat. Wegen
dieses Reichthums aber ist diese Hauptstadt der Lombardei auch so viel-
fach der Zankapfel der Herrscher und Völker gewesen. Jnsubrcr, Rö-
mer, Gothen, Hunnen, Ost-Römer, Longobardeu, Franken und freie
Bürger hatten sich schon um ihren Besitz gestritten, als die glorreichste
Periode ihrer Geschichte, die Zeit des lombardischen Städtebundes ein-
trat, als dessen Haupt sic bekanntlich ihre und ihrer Bundesgenossen
Freiheit gegen den großen Hohenstaufen Friedrich Barbarossa mit nn-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
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TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
Extrahierte Personennamen: Franz_W._Richter Franz Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa
Extrahierte Ortsnamen: Europa Mailand Hesperien Hunnen