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1. Leitfaden für den ersten wissenschaftlichen Unterricht in der Geographie - S. 124

1864 - Regensburg : Manz
124 Ii. Lehrstufe. Europa. ner, vorzüglichen Handel. — Mehrere Festungen, darunter Bender. — Hieher gehört auch die Halbinsel Krim, welche in ihrem südöstlichen Theile gebirgig ist, sehr frucht- baren Boden und italienisches Klima hat. Wichtig ist hier die neuangelegte Seestadt Sebastopol. Kriegshafen, mit 42,000 Einwohnern. Im September 1856 wurde die Stadt von den alliirten Franzosen, Engländern und Türken nach langer Belagerung mit Sturm genommen, der Malakoffthurm und andere Werke in die Luft gesprengt und die Stadt zerstört. Außerdem die Städte Kertsch und Kassa (oder Feodo si a.) Im Westen liegt die Moldau. Jassy mit 70,000 Einwohnern, die größte Stadt. (Moldau und Walachei bilden zusammen die Donaufürsten- thümer, welche gegenwärtig als Union von einem Fürsten zu- sammen regiert werden und jetzt den Namen Rumänien an- genommen haben. Sie sind von der Türkei abhängig.) 8) We st- Rußland besteht aus ehemals polnischen Land- schaften. — Wilna, Hauptstadt, 52,000 Einw. — Polozk an der Düna, Schlacht 1812. — Borissow, unfern davon der berühmte Uebergang Napoleons I. über die Beresina 1812. — Grodno, Fabriksladt, zweite Theilung Polens 1793. 9) Königreichpolen, 2300 Q Meilen mit 4,800,000 Einw., früher ein selbstständiges Reich, zu welchem noch andere Länder gehörten, steht jetzt unter einem russischen Statthalter. — Warschau, Hauptstadt an derweichsel, mit162,O00einw. am rechten Ufer die Vorstadt und Festung Praga, erstürmt 1794 und 1831. — Ostrolenka, Schlacht 26. Mai 1831. Rußland hat außer Europa noch große Besitzungen, na- mentlich im nördlichen Asien (Sibirien rc.), dann im Norden von Amerika. Am großen Tieflande nehmen noch preußische Provinzen und das österreichische Galizien Theil; jene werden bei Deutschland, dieses bei den kar- pathischen Gebirgen beschrieben. Fragen und Aufgaben. Wie wird das euro- päische Rußland begrenzt? — Das britische und russische Reich sind hinsichtlich ihrer Größen- und Bevölkerungsver- hältnisie mit einander zu vergleichen. — Welchem der eu-

2. Bd. 3 - S. 74

1820 - Leipzig : Hinrichs
74 Russisches Reich. Range, 14.1 Capitainlieutenaiite', 456 Lieutenante, ,572 Midshipmans, 222 Steuerleute, 29,104 Matrosen, 2z4z ältere und '584 junge Schiffsjungen. Die Seeartillerie com- maudiren 1 Generalfeldzeugmeister, 1 Zeugmeister, 4 Capi- tgrue. vom ersten, 5 vom zweiten und 5 vom dritten Ran,ge. Die Seesoldaten sind in 4 Regimenter, jedes zu 2067 M. vertheilt. Der Haupthafen der Ostseefiotte ist Kronstadt ; kleinere Abtheilungen sind in Reval re., und der Schiffbau ist häufig in St.-Petersburg selbst, wo die Werste, Maga- zine und die Navigationsschule sich im Admiralitatsgebäude befinden. Auch gehören die zu Cholmogorii an der Dwina und am weißen Meer erbauten Kriegsschiffe zur Ostseeflotte, Pep tiefe und ganz sichere Hafen der Flotte auf dem schwar- zen Meere ist Sebastopol; die Admiralität und die Haupt- magazine sind zu Nikolajew. Zur Herrschaft übers kaspische Mper reichen rpenige Fregatten und kleine-schiffe hin, und zuweilen erbaut man auch zu Ochotsk einzelne Kriegsfall-'-' z?uge. Die Flotte ist in Z Eskadern, getheilt: die tvoiße, blaue und rothe .Flagge. Jede Eskadre wird von einem Admiral commandirt,- fffiter hezn 2 Viceadmirale und Z Con- treadmirale stehen. Am,,Znnern -smd Schiffsgverfte zu Kasan Gr das kaspische, u.nh zu Woronesch für das asowsche und schwarze Meer. -Die Schimbedürststffe. hat Rußland fast alle selbst. Es gibt Seehospitäler und Marinesrziehungs- hä" fit. - Die enr 0 pä i sch c n G 0 u v c r n e in e n t s sind: O Moskau' oder Moskwa,.474- 2- M. 1,1-^5,972 E., lftit 15 Kreisen; wo die alte und erste Hst. des'reichs Mos kütt an der Moskwa und Regttna, 55° 45^ 45" B. 55"- -12' 45" L.4 enthielt, vor 1312. 4 Hauprthcile: i) den Kreml, Mit dem kaift Mestdenzschlosse, Kathcdralkircbe, wo die Kaiser gesalbt und gekrönt werden, Kirche des Erzengels Michael, kaiserl. Marstall rc. 2) Kira iaorod mit der großen Kirche, die aus 20 besondern K>r- chen bestand, dem kais. Münzhaus, der Utt>verfitatsdruckel'ei-,"den grossen Kaufgewölben, Magazinen und Buden re.; 5) Be l 0 i g 0 r 0 d mit den llniverfitätsgebauden, Rit-terakadeniie und Gymnasium; 4) Semla notg oröd, und außerdem M Sloboden oder Vor- städte, 9158 H. in 64 Haupt- und 52, Rrbenstraßen, 252,809 E. Aber nach Der unglöcklichen Schlacht bei Mcffäisk gerieth die Stadt am '14. Sept. 18*2 an 500 Stellen in -Brand und erst am 20. hörte die Fcmrsbrunst auf Auch der Kreml ward am 2z. Oet. von den Franzosen bei ihrem Abzug gesprengt. Seitdem wird die Stadt nach einem neuen, verschönerten Plan wieder aufgebaut, Auch hat der Kaiser zur Wiederherstellung der Schulen, Kirchen und geistlichen Einrichtungen 5; Mill. Rubel bestimmt, und jum ewigen Andenken des gränzenlosen Eifers, der-Treue und Liebe für

3. Bd. 2, Abth. 2 - S. 147

1785 - Leipzig : Weidmann und Reich
Schweden^ 147 für Schweden von sehr ger ingem Nutzen, da beson« derö die russischen Truppen hierdurch in den Stand gesetzk worden waren, ihm viele Besitzungen zu entreißen, die der schwedische General Schlippach undcronhjort vergeblich wider die vereinigte russische Macht vertheidiget hatte. Diese Nachricht befestigte um so mehr dm Entschluß des Königes, auch den Zar abzusetzen, der sich damals auf der Nordseite von Polen befand und für Augusten wieder eine Parthey zusammen zu bringen suchte. Das, was besonders die Siege des Königes von Schweden am meisten erhob, war, daß feine Armee selten der Anzahl seiner Feinde gleich war, und um desto auffallender war es auch hier wieder für den russischen Zar,daß seine auf 100,000 Mann starke Armee nichts auörichten, und nicht einmal verhindern konnte, feinen ungestümen Feind nur noch gegen 90 Meilen von der Hauptstadt Mon- kau entfernt zu sehen» Muth und Entschlossenheit hatten bisher alle seine Unternehmungen glücklich geendiget, aber einer feiner Entschlüsse setzte zwar das ganze Heer in Er-, staunen, endigte sich aber zu seinem Verderben, Nachdem die schwedische Armee alle Lebensmittel anfgezehrt hatte, und aufden General Löwenhauptwar- tete, dernüt l zooomannund einem großen Vorakh von Lebensmitteln aufdem Wege zu ihr war, wartete je- doch Karl trotz dem dringenden Zureden seinergenerale diese Unterstützung nichtab, sondern verführt durch die Versprechungen eines Aufrührers, der sich mir einem Haufen Kasaken zu ihm gesellen wollte, * und sich wider den Zar zu empören vorgab, verliest Karl den Weg nach Moskau und lenkte sich südlich nach der Ukraine, d'e Verstärkung der Kafaken,zu erwarten. Allein der ?ar. hatte diesen Anschlag erfahren, und K » ver-

4. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 12

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
12 unter August kl. (der Starke, zum polnischen König ge- wählt 1697, f 1733) der sächsische Hof Polen ansteckte. Verschwendung, Ueppigkeit, Prachtliebe, Leibenschaftlichkeit schamlose Bestechlichkeit richteten den Staat zu Grunde und unter August Ili. ging alles in Erbärmlichkeit über. Rußland erstarkte unter Peter b. Gr. und mischte sich in die polnischen Zwiste. Leicht gelang es Catharina 1764 nach Augusts Hi. Tode, Stanislaus Poniatowsky auf den Thron zu bringen. Im Jahre 1772 lub sie den preußischen und östreichischen Hof zur Theilung Polens ein, bald barauf wiederhole sie es und endlich schritt sie zur völligen Ver- nichtung Polens. Als polnische Edelleute durch eine neue Verfassung am 3. Mai 1791 das Vaterland retten, Polen zu einem Erdreiche und den Bürgerftanb zum Mitglied des Reichstags machen wollten, da mochte es die russische Kaiserin nicht dulden, sie wollte das geschwächte Polen sich nicht innerlich erstarken lassen. Solche unerhörte Gewaltthat und solches schwere Schicksal entstammte dre Gemüther der Polen. Im Frühling 1794 fanden sich ausgewanderte Brüder, vor allen Koseiusko und Madalinsky in Ärakau ein. Am 4. April wurde den Russen bei Raelawice ein siegreiches Treffen geliefert. Doch das Volk hatte keine Zeit zur Rüstung gehabt, von allen Seiten erschienen feindliche Truppen. Im unglücklichen Ge- fechte bei Maeziejowiee sank Koseiusko mit den Worten vom Pferde ,,nun ist es mit Polen aus", und wurde gefangen. Am 4. Rov. wurde Praga erstürmt, wo das Kriegsvolk des rohen Suwarow, wie einst Tilly's Schaaren in Magdeburg, ein fürchterliches Blutbad von 20,060 Schlachtopfern anrich- teten und die geplünderte Stadt in Asche legten. Polen hörte 1795 auf ein eigener Staat zu sein. Eilf Jahre spä- ter bildete zwar Napoleon das Großherzogthum Warschau, doch seine Flucht 1812 schon zertrümmerte es. Denn der Wiener Congreß gab das Herzogthum Warschau unter dem Titel Königreich Polen dem Kaiser Alexander von Rußland. Dieser suchte Polen mit seinem Mißgeschicke auszusöhnen, aber die Rauhheit des russischen Statthalters, des Großfür- sten Constantin, verdarb Alles und erweckte Unzufriedenheit mit der Fremdherrschaft. Die Polen wagten daher, durch die Juliereigniffe in Paris angeregt, im Rov. 1830 gegen den Kaiser Nicolaus einen plötzlichen Aufstand. Ein mörde- rischer Kampf war die Folge. Trotz der heldenmütlstgen Tapferkeit der Polen schloß er mit völliger Niederlage. Denn Warschau fiel am 8. Sept. 1831 und Polen wurde dem russischen Reiche einverleibt. Ein polnisches Reich gibt es nicht mehr; was man so nennt, ist nur eine russische Provinz. —

5. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 10

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
10 drigkeit, es gibt daher auch nichts Elenderes als ein polnische- Dorf und eine Reise durch Polen ist wie durch eine Wüste. Denn Meilen weit in manchen Gegenden findet man nur Wald, kein Dorf, kein Haus. Erreicht man endlich ein Dorf, so ist das Wirthshaus voll Lrunkner Bauern, voll Schmutz und Ungeziefer, so daß man vorzieht im Wagen zu bleiben. Schmutzige Juden sind meistens die Wirthe. Lebensmittel und Bequemlichkeiten findet man bei diesen nicht, sie verab- reichen nur grobes Brod und Branntwein. Etwas bester befindet man sich auf den Hauptstraßen. Rechts von der Weichsel liegen Zamosk, eine Festung an der polnischen Grenze, und Lublin mit 15,000 Einw. Letzteres hat jährlich drei große Messen. An der Weichsel selbst liegt Palawy, mit dem prächtigen Schlosse und Parke des Fürsten Czartoryski. Warschau, am linken Ufer"der Weichsel, ist die Haupt- stadt im russischen Polen und Residenz des kaiserlichen Statt- halters. Ihr gegenüber liegt die stark befestigte Vorstadt Praga, welche mit ihr durch eine Schiffbrücke verbunden ist. Wer kennt nicht ihre fürchterliche Erstürmung durch Suwarow am 4. Rov. 1794? Wer denkt nicht an die beiden Schlachten in ihrer Nähe, bei Dembe Wielkr und Grochow im Februar 1831 ? Im Westen Warschau's, dicht an der Stadt ist jetzt eine starke Citadelle, welche die Stadt beherrscht. In ihr findet sich die Statue Joseph Poniatowski's von Thorwaldscn. Sie zählt 170,000 Einw.; ihre Universität ist seit 1832 auf- gehoben. Das Königreich wurde 1814 gebildet, hatte eigene Verfassung, den russischen Kaiser (Czar) aber stets als König. Nach dem Aufstande von 1830 hat es zwar noch seine eigene Verwaltung, aber es hat viele Vorrechte verloren. An der Spitze steht ein Statthalter. Es umfaßt 23oo Q Meilen, fast fünf Millionen Einwohner, worunter Mill. Katholiken, 240,000 griechische, 215,000 protestantische Christen und fast eine halbe Million Juden sich finden. Die Bauart ist auf- fallend gemischt. Neben elenden, mit Schindeln gedeckten Hüt- ten findet man Häuser von Stein und Palläfte von Marmor. Der reiche Adel, welcher im Winter sich hier aufzuhalten pflegt, hat zahlreiche und prachtvolle Wohnungen. Unter den Pallästen sind besonders zu merken, das königliche Schloß, der sächsische Pallast, das Schloß Lagienki und das Belvedere. Auch die Kirchen Warschau's sind groß und glän- zend. Aehnliches findet sich im ganzen Polenlande, Pracht und Elend lagern sich neben einander. Erbärmliche Dörfer begegnen den'blicken des Wanderers, hin und wieder aber auch stattliche Landgüter. Das polnische Volk bat durch seine Vaterlandsliebe sich ausgezeichnet, stets aber durch Par-

6. Kleine Geographie für Töchterschulen und die Gebildeten des weiblichen Geschlechts - S. 147

1857 - Königsberg : Bornträger
147 Das europäische Rußland. gnügungssüchtig, ein Freund von Aufwand und Glanz; gastfrei, herzlich und seinen Freunden sehr ergeben. Französische Erziehung. Liebe zum Trünke ist sehr häufig. Besonders geistreich und liebens- würdig die polnischen Damen. Auf den Schlössern der Reichen ist Pracht bei Schmuz, Unordnung und Armseligkeit. An Fabriken ist noch Mangel. An Volksschulen fehlt es fast ganz. Czar von Polen ist der russische Kaiser seit 1815. Seit dem von den Polen 1830 sehr unklug unternommenen Aufstand ist Polen ganz mit Rußland vereinigt worden, doch mit besonderer Verwaltung. Das Reisen wird durch die Schlechtigkeit der Wege und der Wirthshäuser sehr erschwert. Kali sch, nahe an der schlesischen Grenze. Czenstoch au, kleine, elende Stadt. Nahe dabei auf einem Berge ein Kloster, ein berühmter Wallfahrtsort. Warschau, große und schöne Hauptstadt, au.'dem linken Ufer der Weichsel. Residenz des Stadthalters, mit weitl iufigen Vorstädten, 168,000 Einw. Die Straßen breit, aber meist schlecht gepflastert. Prachtvolle und zahlreiche Paläste. Große und glänzende Kirchen; aber auch viele elende Hütten. Das königliche Schloß. Der sächsische Pallast. Das Belvedere. Schloß Lazicnki. Die Citadelle, jenseit der Weichsel: Prag«. Erstürmung durch Sllwarow 1794; Schlachten 1831 bei Dembe Wielki und Grochow. Modlin oder Neu-Georgiewsk, starke Festung beim Einfluß des Bugs in die Weichsel. Plock, an der Weichsel, Sitz eines Bischofs. . Lublin, schlecht gebaute Mittelstadt. Z am ose, starke Festung, unweit der gallizischen Grenze. -—Hirt Jä — 10*

7. Bd. 2 - S. 80

1837 - Eisleben : Reichardt
80 Europa. seinem Herrn, dem Kaiser unzufrieden, sich gegen denselben empören und Karl Xii. mit 20,000 Kosaken beistehen wollte. Doch fand sich Karl in seinen Hoffnungen getauscht, als er in die Ukraine gelangte; denn er fand nicht die versprochenen reichen Hülfsmittel und Hülfs- truppen, sondern Mazeppas Ausstand war mißlungen und dieser konnte nur statt 20,000 Mann, 7000 zu Karl stoßen lassen. Demunge- achtet und trotz mehrerer Unfälle die das Schwedische Heer trafen, verließ Karl die Ukraine nicht, sondern bezog seine Winterquartiere daselbst, und setzte sobald der strenge Winter etwas nachließ, im fol- genden Jahre '1709 den Krieg fort. Indem er nun die Belagerung von Poltawa unternahm; nach dessen Eroberung er nach Moskau vor- dringen wollte, erschien der Kaiser mit seinem 70,000 Mann starken Heere, um Poltawa zu entsetzen. Karl, wiewohl bei einem frühern Gefecht am Fuße verwundet und daher genöthigt, sich auf einer Bahre tragen zu lassen, stellte sich mit 30,000 Schweden und Kosaken den Russen entgegen. In der hierauf erfolgten Schlacht siegten die Rus- sen nach zwei Stunden heftigen Kampfes und die Schweden, die alles Geschütz und Gepäck, die Fahnen und Kriegskasse und 10,000 Mann an Todten und Verwundeten und 600 an Gefangenen verlo- ren hatten, flohen in wilder Unordnung. Karl selbst, dessen Trag- bahre von Russischen Kugeln zerschmettert worden war, ließ sich auf ein Pferd heben und leitete Anfangs den Rückzug des übrig gebliebe- nen Theiles seines Heeres, floh aber dann, den Bitten seiner Gene- rale nachgebend und das Heer verlassend, und den Dnjepr auf einem schlechten Fahrzeuge übersetzend, mit Mazeppa und wenigen Truppen auf das Türkische Gebiet, wo er 4 Jahre in dem Dorfe Warnitza unweit Bender blieb. Der Rest des Schwedischen Heeres, ohnge- fähr 14,000 Mann stark, aller Munition und Lebensmittel beraubt, ergab sich in den ersten Tagen nach der Schlacht, an die Russen zu Kriegsgefangenen. Borissow ist eine kleine Kreisstadt im Gouvernement Minsk, an der Beresina gelegen und merkwürdig in der Kriegsgeschichte der neuern Zeit, indem in der Nahe dieser Stadt, ’ einige Stunden ober- halb derselben, das von Moskau sich zurückziehende Französische Heer unter ^Napoleon am 27. und 28. November 1812 über die Beresina einen Übergang aus 2 zu diesem Behuf geschlagenen Brücken, wovon die eine für das Fuhrwerk und die Reiterei, die andere für die Fuß- gänger bestimmt war, bewerkstelligte. Dieser Übergang dauerte 2 Tage und übertraf an Furchtbarkeit alles, was die neuere Kriegsge- schichte barbietet. Gleich zu Anfang drängten sich die von den Rus- sen auf dem linken Ufer des Flusses verfolgten und auf dem jenseitigen von dem Russischen Korps unter Tschitschogoff bedrohten Truppen mit Unordnung hinüber, und diese wuchs, je langer der Übergang dau- erte, denn mit jeder Minute wurde für die Nachfolgenden die Zeit kostbarer und nahn» die Gefahr zu; und so drängten sich, keine Rang-

8. Bd. 2 - S. 81

1837 - Eisleben : Reichardt
Russisches Reich. 81 ordnung, keine Disciplin mehr anerkennend, alle auf dem Rückzüge Begriffene, in grausenvoller Unordnung über die schwachen und schma- len Brücken. Artillerie, Bagage, Reiterei, Infanterie, Alles wollte zu- erst hinüber; der Stärkere schlug den Schwachem nieder, jeder sah in dem Andern den Feind seines Lebens; viele wurden von den Brücken in die Fluchen des Stromes gedrängt, die sie verschlangen; noch meh- rere wurden von den Wagen und Kanonen gerädert, die über sie hin- fuhren. Wer es versuchte durch den Strom zu schwimmen, ertrank, indem er durch die Eisschollen gehemmt wurde; wer über die dünne Eisdecke zu gehen wagte, versank nicht minder. Von den Brücken selbst stürzten Pferd und Wagen ins Wasser. Überall Geschrei nach Hülfe und nirgends Rettung, weil jeder nur mit sich selbst beschäftigt war. Die Nacht steigerte noch die Verwirrung. Am 28. November Morgens langte die Arrieregarde bei den Brücken an und begann ihren Übergang, wahrend die Russische Artillerie die verwirrten Massen be- schoß. Keine Kugel fehlte, jede raffte ganze Reihen der Unglücklichen weg. Endlich brach auch die letzte Brücke, und die ganze Masse, die noch auf dem linken Ufer war, gewiß gegen 15,000 Mann, war ge- fangen, 10,000 aber todt oder verwundet. Unzählige Wagen mit Ge- päck und der Moskauer Beute beladen sielen, so wie eine Menge Ka- nonen, den Russen in die Hände. Und so gehört der Übergang über die Beresina zu einer der größten Niederlagen, welche das Französische Heer erlitten hat. Jedoch mußten sich die Franzosen und Napoleon noch glücklich schätzen, mit diesem großen Verluste entkommen zu seyn, indem es höchst wahrscheinlich ist, daß wenn die Russischen Generale sich nicht hätten durch einen Scheinübergang, 2 M. von dem wahren Übergangspunkte täuschen und im entscheidenden Augenblicke ablocken lassen, und überhaupt ihre Besetzung der Beresina nicht so fehlerhaft gewesen wäre, Napoleon sammt seinen Marschallen, Generalen und seinem ganzen Heere gefangen und somit schon damals der Krieg be- endigt gewesen seyn würde. Das Königreich Polen. Polen, ein Theil des ehemaligen Sarmatien, scheint seinen jetzi- gen Namen in dem 7. Jahrhunderte erhalten zu haben von dem Worte Pole, was in der Polnischen Sprache Ebene, Feld bedeutet. Die Sarmaten, wahrscheinlich ein Slavischer Stamm, werden für die Stammväter der Polen gehalten. Alles, was von einem Lech I., als dem Anfänger des Polnischen Volks und Reichs, der um das I. 550 nach Christi Geburt der erste Fürst der Polen gewesen seyn und von dem der frühere Name der Polen Lechen herrühren soll, erzählt wird, ist bloße Sage. Erst im 9. und 10. Jahrhunderte wird die Geschichte dieser Gegenden etwas lichter. Nämlich der Polnische Volks- stamm, im Gefühl der Nothwendigkeit, gegen seine Nachbarn seine ver- Cannabich's Hülfsbuch. Ii. Band. 6

9. Bd. 2 - S. 84

1837 - Eisleben : Reichardt
64 Europa. nachdem der letzte König Stanislaus Augustus Iv. Poniatowski förm- lich seinem Throne entsagt hatte. Ihm ward ein Jahrgehalt von 200,000 Dukaten ausgesetzt, den er bis zu seinem 1798 erfolgten Tode bezog. Nachdem nun Polen gänzlich vertheilt worden war, verlor Preu- ßen zuerst wieder einen Theil seiner Polnischen Erwerbungen, als Folge des Tilsiter Friedens 1807. Mit Ausnahme eines kleinen Stücks, das an Rußland siel, machte Napoleon aus den abgetretenen Polni- schen Landern das neue Herzogthum Warschau, das den König von Sachsen zum Regenten erhielt, und durch den Wiener Frieden 1809 sehr vergrößert wurde, indem Österreich einen beträchtlichen Theil seiner Polnischen Lander an das Herzogthum Warschau abtreten mußte. In Folge des Pariser Friedens 1814 und des Wiener Kongresses 1815 erhielten sowohl Österreich als Preußen einen Theil ihrer Abtretungen wieder zurück, von dem übrigen größern Theile des Herzogthums War- schau ward der kleine Freistaat Krakau und das jetzige Königreich Polen, errichtet und letzteres dem Kaiser von Rußland überlassen, der dasselbe als König von Polen durch einen Statthalter regieren ließ; und in dieser Verbindung mit Rußland hat Polen viel gewonnen in Hinsicht der Landeskultur, der Industrie, des Handels, Unterrichts rc. Allein die Julirevolution 1830 zu Paris fand auch Nachklang in Polen. Am 29. November desselben Jahres brach zu Warschau ein offenbarer Aufstand aus, der sich schnell und weit verbreitete, so daß die Russischen Truppen nicht allein Warschau, sondern auch das ganze Land raumen mußten. Nun wurde ein Reichstag berufen, der Thron für erledigt und Polen für einen unabhängigen Staat erklärt, und mit den äußer- sten Anstrengungen eine Kriegsmacht zum Kampfe gegen ^Rußland ge- bildet. Allein so tapfer auch die Polnischen Truppen sich schlugen, so unterlagen sie zuletzt der Übermacht, und den Russen gelang es, durch die im September 1831 erfolgte Eroberung Warschaus, die ganze Polnische Revolution zu unterdrücken und Polen wieder dem Russischen Szepter zu unterwerfen. Seitdem hat Polen eine neue, in vielen Punkten von der frühern Verfassung abweichende Staatseinrich- tung erhalten, ist für immer mit dem Russischen Reiche verbunden, und bildet nun einen untrennbaren Theil dieses Reichs; doch hat es noch eine besondere und den örtlichen Verhältnissen angepaßte Regie- rungsform behalten. Die Polen sind Slavischer Abstammung, wohlgebildet und in der Regel von mittlerer Statur und von einer dauerhaften Gesundheit. Mit Körperkraft und Schönheit verbinden sie auch treffliche moralische Eigenschaften und sind eines hohen Grades von Bildung fähig, brav, tapfer, edelmüthig, aufrichtig, treu, gastfrei. Sie lieben alles Edle, Große und Erhabene, besonders ihr Vaterland und ihre Ehre über alles. Ihre Geschichte bewahrt viele Züge hohen Heldenmuths und der Bereitwilligkeit, aus Liebe zum Vaterlande, Gut und Leben zu opfern.

10. Bd. 2 - S. 61

1837 - Eisleben : Reichardt
61 Russisches Reich. erlesensten Gemälde der vorzüglichsten Meister aller Schulen, die mit ungeheuren Kosten zusammengebracht worden sind. Dem Schlosse zur Seite bildet die dem Park sich zuwendende herrliche Marmorgal- lerie ein wahres Meisterstück von Zierlichkeit und Geschmack. Auf einem gewölbten Unterbau erhebt sich diese Saulengauerie von etwa 800 F. im Umfange und umschließt in der Mitte einen langen Saal zum Spazierengehen bei schlechtem Wetter. Ein auf dem Unterbau angelegter schwebender Garten schließt sich an die Gallerie und führt unmittelbar in den Pallaft selbst. Der dabei befindliche Park bietet eine solche Menge von Anlagen, Gebäuden und Denkmälern dar, daß man fast bei jedem Schritte auf etwas Neues stößt. Unter andern sieht man hier ein Chinesisches Dorf mit einer Pagode; einen Türkischen Kiosk, ganz nach dem Modell eines der schönsten des Sul- tans erbaut; eine prachtvolle, von himmelblauem Sibirischen Marmor erbaute und mit hohen herrlichen Ionischen Säulen gezierte Brücke, welche über einen 2 Seen verbindenden Kanal führt, eine Granitpy- ramide, die als Grabdenkmal der drei Lieblings-Windhunde Katha- rina Ii. dient; die zum Andenken des Alexis Orlow, Zerstörers der Türkischen Flotte bei Tschesme errichtete prachtvolle marmorne über 100 F. hohe Säule, die mitten in einem See auf einem merkwür- digen Felsenbau sich erhebt; den von Alexander 1817 seinen Waf- fengesährden errichteten Triumphbogen von Gußeisen rc. 1822 brannte über ein Dritttheil des Schlosses ab, allein es ward bald das Abge- brannte wieder hergestellt und auch noch jetzt wird das Ganze erhalten, wiewohl die kaiserliche Familie, wenn sie hier für einige Zeit verweilt, das in dem Park von Alexander erbaute niedliche Sommerpalais bewohnt, dessen Zimmer sehr elegant und geschmackvoll, doch mehr häuslich und freundlich als prachtvoll eingerichtet sind. Die von etwa 4000 Menschen bewohnte Stadt und Festung Narwa, welche am linken Ufer der aus dem Peipussee kommenden und hier an ihrer Mündung in den Finischen Meerbusen einen Hafen bildenden Narowa liegt, hat eine historische Merkwürdigkeit durch die große Niederlage, welche am 30. November 1700 die Russen hier durch die Schweden erlitten, wiewohl das Heer der erstern 80,000 Mann und das der Schweden unter Carl Xii. nur 8200 Mann stark war. Die Russen hatten schon 3 Monate lang Narwa bela- gert, und zogen sich bei Annäherung der Schweden in ihr mit einem Wall und doppelten Graben befestigtes und von 130 Kanonen vertheidigtes Lager. Doch war der geringste Theil von ihnen mit Schießgewehr, der größte Theil bloß mit Piken, Keulen und Bogen bewaffnet. Die Schweden erstürmen das Lager von allen Seiten und ihr linker Flügel verfolgt den Russischen rechten bis an die Narowa, wo derselbe sich ergiebt und die Waffen streckt. Der linke Russische Flügel ergiebt sich am folgenden Morgen. Karl Xii. behält nur die Russischen Generale als Gefangene, alle übrigen Russen entläßt er
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