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3. Die geistige Bildung der asiatischen Bevölkerung steht hinter den
Leistungen der Europäer entschieden zurück, obschon Asien auch die geistige
Wiege Europas gewesen ist. Die großartigen Baudenkmäler Babyloniens,
Assyriens, Kleinasiens, welche wir heute in ihren Trümmern bewundern,
weisen jetzt noch aus die Bildungsstufe jener Länder in grauer Vorzeit zu-
rück. Die Sagen und Schriften der Inder legen Proben von der tiefen
Einsicht jenes Volkes ab; China und Japan sind noch bis zur Stunde die
einzigen eigentlichen asiatischen Kulturstaaten. Aber dadurch, daß sie dieselben
von jeher gegen Außen streng abgeschlossen haben, entbehrten sie auch der
äußern Anregung, blieben auf der erklommenen Entwicklungsstufe stehen und
gingen so rückwärts. Wie manche herrliche Erfindung kannten die Chinesen
vor den Europäern! Welche tiefe Weisheit enthalten die indischen, persischen'
und arabischen Dichtungen und Märchen! Erst seit die Europäer mehr Zu-
tritt in das früher abgeschlossene asiatische Leben erlangt haben, kann man
mit Bestimmtheit voraussagen, daß Asiens Bevölkerung einer neuen Aera
entgegengeht.
4. Ebenso hat Europa in Handel und Gewerben sein asiatisches Mut-
terland bedeutend überflügelt. China kannte bekanntlich die Bereitung der
Seide vor den Europäern, welche sie erst im Anfang des 6. Jahrhunderts
von dort erfuhren. Und doch wandern jetzt Seiden- und Banmwollenzeuge
von Europa nach Asien. Chinesisches Porzellan bedarf man seit mehr als
100 Jahren nicht mehr in Europa; das europäische steht bereits auf einer-
höheren Stufe der Vollkommenheit. Von asiatischen Produkten des Gewerbe-
fleißes werden noch jetzt hochgeschätzt die Shawls von Kaschmir, die persi-
schen Waffen, die chinesischen und indischen Zeuge, die lackirten Blechwaaren
aus China. Der Seehandcl ist jetzt ausschließlich iu den Händen der Eu-
ropäer ; nur die Chinesen wagen sich mit dem längst bekannten Compaß über
das Weltmeer, und werden iin afrikanischen Capland und in Arabien, wie
auf den ostindischen Inseln und in Calisornien angetroffen. Dagegen durch-
ziehen große Carawanen im Innern den ganzen Continent, z. B. von China
nach Sibirien und Turan; von Tübet nach Iran und Vorderasien; von
Vorderasien über Syrien nach Mecka und Medina oder durch die arabische
Wüste nach Aegypten. Der indische Handelsweg nahm vor der Entdeckung
des Seewegs nach Ostindien (1498) durch den Portugiesen Vasco di Gama
verschiedene Richtungen. Man führte die Waaren den Jndusstrom aufwärts,
so weit er schiffbar war, dann zu Lande in den Oxus (Amu oder Gihon),
über den Aral-See in das kaspische Meer, und die Wolga herauf, von da
zu Lande in den Tanais (Don) und ins schwarze Meer, wo sie die Genuesen
und Venetianer abholten. Oder man brachte sie zu Schiffe an die Mündung
des Euphrat und Tigris, führte sie stromaufwärts bis Bagdad, daun auf
Kameelen durch die Wüste von Palmyra nach Aleppo, Tripoli oder Beirut
am Mittelmeer, wo sie die Venetianer und Genuesen nach Europa brachten.
Ein dritter Weg führte von Indien ins rothe Meer und vom Nordende
desselben zu Lande nach Alexandria. Dies ist unstreitig der nächste Weg
von Europa nach Ostindien, und die sogenannte englische Ueberlandpost legt
denselben von Calicut bis London über Marseille oder Triest in 24 Tagen
zurück. Sie passirt Havre, Paris, Marseille, Alexandria und Suez.
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Extrahierte Personennamen: Turan
Extrahierte Ortsnamen: Europas Babyloniens Assyriens Kleinasiens China Japan Asiens Europa China Europa Asien Europa Kaschmir China Calisornien China Sibirien Vorderasien Vorderasien Mecka Medina Ostindien Bagdad Palmyra Aleppo Tripoli Beirut Europa Indien Alexandria Europa Ostindien London Marseille Paris Marseille Alexandria Suez
142 *-
im Innern ist weder durch Straßen und Kanäle noch durch ein großartiges
Eisenbahnnetz unterstützt. Seehandelsplätze sind Cadix, Barcellona, Malaga,
Santander, Bilboa rc.
Spanien war früher als ein goldreiches Land bekannt, und der Berg-
bau scheint stark betrieben worden zu sein. Erst seitdem die unerschöpflichen
Goldgruben Amerikas für Spanien versiegt sind, scheint man den heimischen
Gruben wieder mehr Sorgfalt zu widmen. Außer dem bereits erwähnten
Quecksilberbergwerk in Almaden sind die bedeutendsten Blei- und Eisengruben
in Granuda und den baskischen Provinzen. Das Land hat überdies großen
Ueberstuß an Steinkohlenlagern und Mineralquellen aller Art.
Der spanische Volkscharakter weist viele gute Seiten auf, welche aber
durch die strenge politische und religiöse Bevormundung des Volkes arg ver-
wischt worden sind. Man rühmt vor allem an den Spaniern echte Vater-
landsliebe, Tapferkeit, Muth und Ausdauer, Redlichkeit, Ernst, Einsicht
und Lebendigkeit. Es gibt wenig Völker in Europa, welche dem Spanier
an Mäßigkeit gleichkommen. Ein spanischer Soldat begnügt sich für einen
Tag mit Wasser, Brot und einer süßen Zwiebel; „Oliven, Salat und Ra-
dieschen sind Speisen eines Ritters." Eben wegen ihrer Mäßigkeit und tapfern
Ausdauer sind die Spanier die besten Soldaten und Festungsvertheidiger.
Richt mit Unrecht wirft man dem Spanier Grausamkeit, Hochmuth, Rach-
sucht und Geiz vor. Die Volksbelustigungen der Spanier, die Stiergefechte,
denen Männer und Frauen aller Stände mit unbegreiflich innigem Wohl-
gefallen beiwohnen, empören und beleidigen unser Gefühl. Während sich in
allen übrigen Ländern Vereine bilden, um jeglicher Art von Thierquälerei
entgegenzuwirken, ergötzen sich die Spanier bei den Stiergefechten um so
mehr, je ärger ein Stier gehetzt, gestachelt, gebrannt und gemartert wird,
und achten in ihrer Freude kaum der Gefahren und Wunden, denen der
muthige Kämpfer sich der Zuschauer wegen aussetzt. Bei allen größeren
Städten in Spanien gibt es schöne Alamedas, mit Baumreihen bepflanzte
Spaziergänge, auf welchen am Abend ein ungemein reges Treiben herrscht.
Da klingen Guitarren und Castagnetten, Gesang und Flötenspiel und nicht
selten kann man den Nationaltanz, den Fandango, sehen.
Die Volksbildung in Spanien steht auf einer sehr niedrigen Stufe. Von
17 Kindern wird eins unterrichtet, und kaum der vierte Theil der nach
unsern Begriffen schulpflichtigen Kindern besucht die Elementarschule. Die
sogenannten Gelehrtenschulen, Gymnasien und Lyceen, entsprechen ebenso wenig
wie die Universitäten unseren Anforderungen.
Die spanische Monarchie ist ein konstitutoneller Staat, dessen Königs-
würde in männlicher und weiblicher Linie erblich ist. Die Cortes, die spa-
nische Nationalversammlung, besteht aus 2 Kammern, dem Senat, der Kam-
mer der Proceres, und aus der Deputirten-Versammlung, der Kammer der
Procuratores. Der Kronprinz führt den Titel Prinz von Asturien, die
übrigen Prinzen heißen Infanten von Spanien. Die Finanzen der spani-
schen Monarchie sind sehr zerrüttet; die Staatsschuld, welche 4 bis 5000
Millionen Franken beträgt, hat in den letzten Jahren regelmäßig zugenommen.
Wir werden die wichtigsten Orte Spaniens nach den Kronländern auf-
führen, aus denen die Monarchie zusammengesetzt ist.
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Extrahierte Personennamen: Muth Ernst Hochmuth
Extrahierte Ortsnamen: Barcellona Malaga Spanien Amerikas Spanien Almaden Granuda Europa Spanien Spanien Asturien Spanien Spaniens
265
starb Richardson in Unguratua, sechs Tagereisen von Kuka. Auch Overweg
starb am 26. Sept. 1852 in Maduari. Nun war Dr. Barth noch allein
übrig. Er hatte anfangs vom Tsad-See den Weg nach dem indischen Ocean
einschlagen wollen, allein er mußte seinen Plan wegen voraussichtlichen Miß-
lingens aufgeben, besuchte Baghirmi, Adamaua, fand den Benue oder Tschadda
und reiste endlich von Kuka nach Timbuktu (1852 — 1853), von wo er
nach mancherlei Angst und Noth 1854 nach Kuku zurückkehrte. Er hat
seine Notizen-Sammlungen und Tagebücher gerettet und die Ergebnisse seiner
mühsamen Fahrt (in 5 Jahren 5 Monaten hat er 3000 d. M. zurückge-
legt) bereits veröffentlicht. Barth langte am 8. Sept. 1855 glücklich in
Marseille an. Er ist am 25. Nov. 1865 in Berlin gestorben.
Nach Overwegs Tod erschien Dr. Böget (geb. 1829 zu Crefeld) in
Afrika, um Barth's Forschungen zu unterstützen, ein tüchtiger Botaniker, Astro-
nom und Geograph (1853). Er brach von Murzuk auf, schlug den Weg
über Bilma nach dem Tsad-See ein und erforschte das Land der Tibbos
(Tebo) und Kanem, bis er 1854 in Kuka anlangte. Nach verschiedenen
Streifzügen in den Ländern südlich des Tsad-Sees brach Vogel am 1. Dec.
von Kuka nach Kano auf und hatte die Freude, an demselben Tage uner-
wartet Dr. Barth mitten im Walde bei Surrikulo zu begegnen, der endlich
seiner unfreiwilligen Haft in Timbuktu entgangen und schon lange in Europa
für todt gehalten worden war. Nach kurzem Zusammensein ging Barth
nach Europa zurück, Vogel brach nach dem Süden auf, durchforschte die
Länder am Peou und Benue und erreichte zuletzt 1856 Wadai, das noch
kein Europäer betreten hatte. Dort ist er vom Sultan hingerichtet worden.
7) Mit gerechter Freude und einigem Stolze dürfen wir die Zahl
deutscher Forscher in Afrika noch um einige bedeutende Männer vermehren.
Wie das Centrum des westlichen Afrika's, so besuchten auch das des öst-
lichen verschiedene deutsche Männer mit großem Erfolge. Die wichtigsten
darunter sind:
Johann Ludwig Burkhardt (1784 —1817), geboren zu Lausanne, studirte
in Leipzig und Göttingen. Er erhielt (1806) den Auftrag, Hornemanns
Forschungen im Innern Afrikas fortzusetzen, und begab sich unter dem Na-
men Ibrahim Sheikh nach Syrien, studirte in Aleppo Sitten und Spra-
chen des Orients, so daß er sich für einen Orientalen ausgab, und als
solcher die heiligen Städte und Moscheen von Mekka und Medinah betrat,
wo er 4 Monate verweilte. Nachdem er Aegypten und Nubien durchwan-
dert hatte, arbeitete er seine Tagebücher aus und wollte eben in das innere
Afrika ausbrechen, als ein Fieber ihn wegraffte (1817). Seine Berichte
sind gründlich und sehr zuverlässig.
W. P. Ed. Simon Nüppell, geb. den 20. November 1794 zu Frank-
furt a. M., wo sein Vater Kaufmann und kurhess. Oberpostmeister war,
widmete sich anfangs der Handelslaufbahn, gab dieselbe aber wieder auf, und
bereitete sich, nachdem er sich lediglich auf naturwissenschaftliche Studien ge-
legt hatte, zu Genua und Paris auf eine Reise nach Afrika vor. Von
1822 — 27 durchwanderte er Nubien, Kordofan und Arabien, auf einer
zweilen Reise 1830 —1834 Abyssinien. Die gesammelten Naturschätze über-
gab er dem Museuni seiner Vaterstadt, dem Senkenbergischen Stift, welches
dadurch eines der reichhaltigsten in Europa geworden ist. Rüppell hat sich
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Extrahierte Personennamen: Richardson Barth Baghirmi Barth Barth Barth Johann_Ludwig_Burkhardt Johann Ludwig Hornemanns Ibrahim_Sheikh Medinah W._P._Ed Simon_Nüppell
Extrahierte Ortsnamen: Unguratua Overweg Maduari Adamaua Tschadda Timbuktu Marseille Berlin Overwegs Afrika Kano Timbuktu Europa Europa Afrika Lausanne Leipzig Afrikas Syrien Aleppo Mekka Nubien Afrika Genua Paris Afrika Nubien Europa
82
ihrer Dienstzeit oft noch besonderen Schulunterricht. Die ausgediente Mann-
schaft wird der Landwehr eingereihet. So ist Preußen „das Volk in Waffen"
geworden. Seine Kriegsmittel übertreffen an Vollkommenheit die aller an-
dern Völker. Der preußische Krieger ist menschlich, weil er gebildet ist.
Die preußische Handels- und Kriegsmarine hat in den letzten Jahrzehnten
einen bedeutenden Aufschwung genommen und besitzt jetzt in der Nord- und
Ostsee auch vortreffliche Häfen.
Preußen ist eine in männlicher Linie des Hauses Hohenzollern erbliche
constitutionelle Monarchie. Am 5. December 1848 gab Friedrich Wil-
helm Iv. seinem Lande eine constitutionelle Verfaffung, welche am 31. Jan.
1850 nach erfolgter Berathung in den beiden Kammern endgültig festgestellt
worden ist. Nach derselben steht dem Könige allein die vollziehende Gewalt
zu. Die gesetzgebende Gewalt wird gemeinschaftlich durch den König und
die beiden Kammern, das Herrenhaus und das Haus der Abgeordneten,
ausgeübt. Das Herrenhaus besteht aus den volljährigen Prinzen des könig-
lichen Hauses, den vormals reichsunmittelbaren Fürsten und Herrn, aus
Mitgliedern der großen Grundbesitzer, der großen Städte und der Universi-
täten, denen persönlich oder erblich das Recht verliehen ist, im Herrenhause
zu sitzen. Das Haus der Abgeordneten besteht aus 352 aus indirecter
Wahl hervorgegangenen Mitgliedern.
Eintheilung.
Bis zum Jahre 1866 zerfiel der preußische Staat in die 8 Provinzen:
Preußen, Posen, Schlesien, Pommern, Brandenburg, Sachsen, Westfalen und
die Rheinlande. Jede dieser Provinzen ist in Regierungsbezirke eingetheilt,
jeder Regierungsbezirk in Kreise. An der Spitze jeder Provinz steht ein
Oberpräsident, an der eines Regierungsbezirkes ein Präsident, an der eines
Kreises ein Landrath. Ueber die Benennung und Eintheilung der neu erwor-
benen Landestheile fehlen jetzt noch die Bestimmungen; wir führen sie daher
vorläufig als Provinzen mit ihren bisherigen Namen und Eintheilungen auf.
1. Die Provinz Preußen.
(1179 Q.-M. und 3,015,000 Einwohner.)
Sie bildet den östlichsten Theil des Staates wie überhaupt Deutschlands,
wird im Osten und Süden von Rußland (Litthauen und Polen) begrenzt,
im Norden von der Ostsee. Von größeren Flüssen gehört der Provinz der
Pregel ganz an, von der Memel und Weichsel nur der Unterlauf. Etwa
der dritte Theil des Bodens wird durch einen unfruchtbaren sandigen Land-
rücken gebildet, der übrige Theil desselben ist dagegen sehr fruchtbar und
erzeugt neben großen Waldungen und fetten Wiesen eine Fülle von Weizen,
Roggen, Gerste, Hafer, Erbsen und Kartoffeln, begünstigt daher auch die Vieh-
zucht in hohem Grade, namentlich die des Pferdes und Rindes. Die
Mehrzahl der Bewohner beschäftigt sich darum auch mit Ackerbau und Vieh-
zucht. Der Handel blüht in Danzig, Königsberg und Memel. Die ursprüng-
liche Bevölkerung besteht aus Litthauern, Slaven, Masuren und Kassuben;
die Deutschen, die jetzt 2/3 der Bewohner ausmachen, sind nach und nach
eingewandert.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wil- Friedrich Jan
115
Innern, 3) die romanische in Graubündten, welche wiederum 4 Dialekte
hat, 4) die italienische in Tessin und den südlichen Thalschaften von Bündten.
Der Religion nach sind drei Fünftel der Bevölkerung Glieder der evange-
lischen, zwei Fünftel dagegen Anhänger der römisch-katholischen Kirche. Juden
leben 2000 in der Schweiz.
Die schweizerische Industrie ist sehr bedeutend und im Ausland wohl
angesehen. Die Baumwollenmanufakturen von Glarus, die Spitzen von
Neuenburg, die seidenen Waaren von Zürich, die Baumwollen- und Leinen-
webereien von Appenzell, die Papierfabrikation von Basel, die Gold- und
Silberwaaren von Gens, die Schweizer-Uhren von Genf und Neuenburg
gehen in alle 5 Welttheile und finden wegen ihrer Güte großen und raschen
Absatz. Ebenso sind die Holzschnitzereien des Berner Oberlandes gesuchte
Artikel. Besonders lebhaft ist der Transithandel aus Deutschland nach
Italien über den Splügen und Gt. Gotthardt; Basel, Zürich, St. Gallen, Lu-
zern, Neuenburg, Bern, Genf und Chur sind die Haupthandelsplätze der Schweiz.
Eine besondere Eigenthümlichkeit der Schweizer besteht darin, daß sie
des Verdienstes willen ihre Heimath auf längere oder kürzere Zeit verlassen
und später mit dem Erwerbe in die Heimath zurückkehren. So wandern
namentlich aus Tessin jedes Frühjahr Tausende von Männern und Jüng-
lingen nach Italien oder Tyrol, und erwerben sich daselbst als Glaser,
Maurer, Tagelöhner oder Handlanger so viel Geld, daß sie den Winter
von dem Ersparten sich und ihre Familie erhalten können. Besondere Be-
rühmtheit haben von diesen wandernden Schweizern die Graubündtner Zucker-
bäcker erhalten, deren „Schweizer-Conditoreien" in allen größeren Haupt-
städten Europas wohl besucht sind. Ebenso werden Erzieher und Erzieherin-
nen aus den Kantonen Genf, Waadt, Neuenburg und Freiburg aller Orten
geschätzt. Wiederum treten Andere in römische oder neapolitanische Kriegs-
dienste, in welche man die Schweizer wegen ihrer Treue und Tapferkeit
immer gern aufgenommen hat, und erwerben sich daselbst für die alten Tage
ausreichende Pensionen neben der Erfahrung im Kriegshandwerk. Aber Allen
bleibt in der Ferne eine Liebe und Anhänglichkeit zum Vaterland und zur
Heimath, welche sich bei allen Gelegenheiten durch Wort und That frisch
und kräftig erzeigt.
Die schweizerische Eidgenossenschaft besteht aus 22 Kantonen, von denen
jeder souverain ist, und von denen drei wieder in 2 selbständige Landestheile
zerfallen, Unterwalden (in Ob- und Nidwalden), Appenzell (Außer- und
Innerrhoden) und Basel (Basel-Stadt und Basel-Land). An der Spitze
der Gesammtheit steht der Bundesrath, welcher aus 7 Mitgliedern besteht,
und die Beschlüsse des Stände- und Nationalraths auszuführen hat. Seine
Amtsdauer erstreckt sich auf drei Jahre. Der Ständerath besteht aus 44
Abgeordneten der Kantone; jeder Kanton schickt 2 Ständeräthe nach Bern;
in den getrennten Kantonen sendet jeder Landestheil ein Mitglied ab. Der
Nationalrath besteht aus den Abgeordneten des Volkes. Je 20,000 Einwoh-
ner oder eine Bruchzahl über 10,000 wählen ein Mitglied. Soll ein Gesetz
oder Vorschlag zum Bundesgesetz erhoben werden, so müssen beide Räthe
ihre Zustimmung ertheilen. Bundessitz in der Schweiz ist Bern.
Jeder Kanton der Schweiz ist souverain, d. h. er ordnet seine inneren
Angelegenheiten selbständig. Die Spitze eines jeden Kantons bildet das
8*
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213
theils an sich gezogen haben. Die Streitigkeiten, in welche die Sikhs mit
den Moslemin und den Großmoguln geriethen, machten sie wild und krie-
gerisch. Aus Kriegern wurden sie Räuber und Eroberer und stifteten das
Königreich Lahore, kehrten aber 1839 die Waffen auch gegen einander, so
daß die Engländer sich genöthigt sahen, diesen Händeln an ihren Grenzen
ein Ende zu machen, und den größten Theil des Königreichs Lahore an sich
zu ziehen. Die ungemein schöne Landschaft Kaschmir soll äußerst mild und
ergiebig sein; sie war der Hauptplatz für die berühmten Kaschmir-Webereien,
welche ehedem 16,000 Webstühle beschäftigten. Jetzt sollen nur noch 6000
im Gange sein, das Land der Arbeitskräfte entbehren und das Volk, durch
Lug und Trug geächtet, vielfach Mangel leiden. Kaschmir am Dschilum,
40,000 E.
2. Das Königreich Nepal
ist ebenfalls ein hochgelegenes Alpenthal am Himalaya, wo der Dhawala-
giri sich erhebt, und hat ebenfalls einen bedeutenden Theil seines Gebietes
an England (1815) abgetreten. Der König residirt in Kathmandu, 40,000
Einw. Da die königliche Familie dem kriegerischen Stamme der Ghorkas
daselbst entsprossen ist, so nennt man in Indien Nepal häufig nur das
Königreich der Ghorkas.
3. Das britische Indien.
Zu Anfang des 17. Jahrhunderts trat in London eine Handelsgesell-
schaft zusammen, welche allmählich zu 2000 Mitgliedern herangewachsen war,
die englisch-ostindische Compagnie. Sie hatte zuerst um das Privilegium
des ausschließlichen Handels mit Ostindien und China nachgesucht, dasselbe
auf 20 Jahre erhalten, Colonien angelegt und ihren Besitzungen allmählich
die Ausdehnung gegeben, welche sie gegenwärtig daselbst haben. Alle 20
Jahre wurde bisher dieser Freibrief erneuert; die Besitzungen der Compagnie
waren von der Regierung jeder Zeit genau beaufsichtigt. 24 Mitglieder der
indischen Compagnie bildeten das Direktorium. Dieses wählte den General-
Gouverneur für Ostindien; er entschied über Krieg und Frieden, schloß Ver-
träge, erließ Verordnungen, übte das Begnadigungsrecht rc. 4 Beamte, der
Obergeneral des Heeres und noch 2 Staatssekretäre standen ihm rathend
zur Seite. Rief das Direktorium der Compagnie in London den General-
Gouverneur ab, so hatte er unverzüglich zu gehorchen. Um aber tüchtige
Offiziere und Beamte für Indien heranzubilden, hatte das Direktorium für
Indien eigene Civil- und Militärschulen in London errichtet. Die Krone,
welche alle Schritte des Direktoriums genau überwachte, hatte auch das Be-
stimmungsrecht. Tie britische Kriegsmacht in Indien betrug bisher 300,000
Mann, worunter aber nur 35,000 Europäer waren. Rur die oberen Offi-
ziere waren Engländer, Subalternoffiziere und Aerzte aber Inder, wie denn
überhaupt die Eingebornen möglichst auch im Civildienst verwendet werden,
um sie der englischen Herrschaft geneigt zu machen und zu erhalten. Seit
1857 hat die englische Krone die Besitzungen der englisch-ostindischen Han-
delscompagnie selbst übernommen, und das derselben'ertheilte Privilegium
zurückgezogen.
Der Hauptgrund, daß überhaupt die englischen Colonieen ganz andern
Erfolg hatten, als die spanischen und portugiesischen, ist ohne Zweifel der:
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Extrahierte Ortsnamen: Lahore Lahore Kaschmir Kaschmir Dschilum Nepal Himalaya England Kathmandu Indien_Nepal Indien London Ostindien China Ostindien London Indien Indien London Indien
— 60 -
Amerika 74 Millionen.
Australien 3 zji „
so vertheilt sie sich auf die einzelnen Religionen also:
Christen 370 Millionen.
Juden 7
Muhamedaner 75
Heiden 500
8 51.
Die staatlichen Cinrichtnngen der Völker.
Die Menschen leben gern in größern geselligen Vereinen bei einander,
und bilden auf diese Art große Familien. Sowie diese eines Hauptes be-
darf, welches die Angelegenheiten des Hauses leitet, ordnet und die Schwä-
chern schützt, so bedarf auch die Familie der Erwachsenen irgend eines Vor-
standes, welcher die Interessen dieser Körperschaft in allen Verhältnissen ver-
tritt. Wo mehrere Familien nun zu einer größern Vereinigung zusammen-
treten, entsteht eine Gemeinde, welche je nach Verhältniß der Größe oder
Lage ein Dorf, einen Flecken oder eine Stadt bewohnt. Viele Gemeinden,
welche zu einem Ganzen unter gemeinschaftlicher Leitung, Verwaltung und
Gesetzgebung vereinigt sind, bilden einen Staat. Dieser führt nach seinem
Umfange und nach der Art der ihn leitenden Regierung verschiedene Namen:
Kaiserthum, Königthum, Großherzogthum, Kurfürstenthum, Herzogthum,
Fürstenthum, Landgrafschaft, Grafschaft, Republik oder Freistaat.
Die Staaten haben entweder eine monarchische, oder eine republikanische
Regierungsform, je nachdem die höchste Gewalt im Staat erblichen Ober-
häuptern, oder wählbaren und von der Regierung nach Verlauf eines be-
stimmten Zeitraums abtretenden Lenkern übertragen ist. Beide Regierungs-
formen spalten sich wiederum in verschiedene besondere Arten, je nach dem
Grade der Macht und der bürgerlichen Stellung der Obern.
Man nennt eine Monarchie unumschränkt oder absolut, wenn der Herr-
scher eines Staates das Recht der Gesetzgebung mit der Ausführung dersel-
den in einer Person vereinigt. Seine Macht ist durch Nichts eingeschränkt,
als durch sein Gewissen, durch das Herkommen und alte bestehende Ge-
bräuche. Gilt aber nur der Wille des Monarchen als höchstes Gesetz, ohne
sich an irgend eine Rücksicht, Gesetz re. zu kehreu, so wird der Herrscher ein
Despot genannt.
Dagegen spricht man von einer eingeschränkten Konstitutionellen) Mo-
narchie, wenn der Wille des Herrschers durch ein Staatsgrundgesetz (Con-
stitution oder Charte), welches die Rechte und Pflichten des Monarchen und
des Volkes darstellt und begrenzt, gebunden ist. Das Wesen einer consti-
tutionellen Monarchie ist in Folgendem enthalten:
An der Spitze des Staates steht ein unverantwortliches Oberhaupt,
dessen Rathgeber, die Minister, dagegen für die Verfassunngsmäßigkeit seiner
Handlungen und staatlichen Anordnungen den Abgeordneten des Volkes (Kam-
mer, Reichstag, Ober- und Unterbaus, Stortbing, Generalftaaten, Cortes)
verantwortlich sind. Darum hat in eineni constitutionellen Staate keine
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61
Verordnung des Monarchen gesetzliche Gültigkeit, wenn dieselbe nicht von
einem der ernannten Minister mit unterzeichnet oder contrasignirt ist. Der Mo-
narch hat das Recht, seine Staatsräthe oder Minister zu ernennen und zu
entlassen. Die Abgeordneten des Volkes, welche sich gewöhnlich in zwei
Häusern oder Kammern (das Einkammer- und das Zweikammersystem) ver-
sammeln, haben das Recht, das Budget, d. h. den Staatshaushalt, zu prüfen,
die Steuern zu bewilligen, die vom Ministerium vorgelegten Gesetzesentwürfe
zu genehmigen, abzuändern oder zu verwerfen, selbständige Vorschläge und
Anträge vorzubringen, die Verwaltung zu überwachen und eine Verletzung
der Constitution zu ahnden. Die Beschlüsse der Abgeordneten haben ohne
Zustimmung des Monarchen, mit Ausnahme von Strafanträgen und Unter-
suchungen, keine Geltung; der Monarch kann mit andern Worten ein „Veto"
einlegen.
Unterschieden von der constitutionellen Monarchie ist die ständische Ver-
fassung. Diese gibt dem Volke bei den wichtigsten Angelegenheiten kein Recht,
sich im Allgemeinen an der Verwaltung des Staates irgendwie zu betheiligen,
sondern stellt es der Krone oder dem Monarchen anheim, sich in wichtigen
Fällen des Rathes erblicher, nach Ständen erwählter Vertreter zu bedienen.
In einem Freistaat (Republik) wird die Verwaltung vom Volke selbst
oder von gewählten Beamten geübt, welche nach Ablauf einer bestimmten
Amtszeit wieder in das Privatleben zurücktreten. Gewöhnlich steht an der
Spitze eines Freistaates ein verantwortlicher Präsident, wie z. B. in den Ver-
einigten Staaten Nordamerikas. Ein Präsident wird auf eine Reihe von
Jahren vom Volke entweder direct oder indirect gewählt. In der Schweiz
bekleidet ein Bundesrath von 7 Mitgliedern die Präsidentschaft des Frei-
staates. Im Allgemeinen handelt der Präsident und der Bundesrath nicht
selbständig, sondern führt die Beschlüsse der obersten Rathsversammlungen (in
Nordamerika des Senats und der Repräsentantenkammer, in der Schweiz
des Stände- und Nationalraths) aus. Die republikanischen Verfassungen
sind entweder aristokratisch, oder demokratisch, je nachdem die Verwaltung der
Staatsangelegenheiten den Angesehensten, den Reichsten oder Gebildetsten, oder
der Gesammtheit des Volkes übergeben ist. Von der Demokratie ist die
Ochlokratie wohl zu unterscheiden; darunter versteht man die Herrschaft des
Pöbels, der ungebildeten Volksmasse, welche sich der Staatsgewalt bemäch-
tigt hat.
8 52.
Die Völker und Staaten von Europa.
Die Völker von Europa sind unter den Völkern der ganzen Erde die
gebildetsten und mächtigsten. In keinen: andern Erdtheile finden sich so thä-
tige Bewohner, wie in Europa. Ackerbau, Handel, Kunst und Industrie,
insbesondere die Wissenschaften sind nirgends in solcher Blüthe, wie in Europa.
Die vortheilhafte Lage Europa's in der Nähe zweier anderer großen Con-
tinente, die große Entwicklung der Küsten und die vielen Meereseinschnitte
haben das Innere leicht zugänglich gemacht und dem Handel geöffnet.' Europa
herrscht jetzt über die ganze Erde; überall entstehen neue Colonien von Euro-
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Extrahierte Ortsnamen: Nordamerikas Nordamerika Europa Europa Europa Europa Europa
64
menschen (Samojeden íinb Kamtschadalen); 6) die Bewohner des Kaukasus,
unter denen die Tscherkessen oder Cerkassier und Georgier durch ihre Schön-
heit , Tapferkeit und Freiheitsliebe berühmt sind. Neben diesen Völkerschaften
sind viele fremde Kolonisten eingewandert, welche außer dem seit 1217 in
Livland, Esthland und Kurland ansässigen deutschen Adel über das ganze
Kaiserthum verbreitet sind. Nur in dem Gouvernement Astrachan sollen über
100,000 Deutsche in 100 Dörfern wohnen. Das dichtbevölkertste Gou-
vernement Rußlands ist Kaluga; hier wohnen 3000 Seelen auf einer Qua-
drat-Meile.
Die Rusien sind in der Regel untersetzte, starke, aber nicht schöne
Leute. Sie lieben berauschende Getränke, Musik, Tanz und Spiel; beson-
dere Sorgfalt verwenden sie auf den Bartwuchs. Nationale Belustigungen
sind Schaukeln, Schlitteln auf künstlichen Rutschbahnen, Schlittschuhlaufen,
Fahren rc. Nächst dem Osterfeste ist die Wasserweihe oder das Iordansfest
am Epiphanias-Tage (6. Jan.) ein großes Kirchen- und Volksfest. Die
Bäder sind den Russen allgemeines Bedürfniß; nach dem heißesten Schwitz-
bade stürzen sie sich in eiskaltes Wasser. Sie sind unwissend, gleichgültig
gegen Gefahren und sehr folgsam. Von Gemüthsart sollen die Russen im
Innern des Landes gutmüthig, mitleidig und hülfreich sein; die Grenz-
bewohner aber werden als heimttickische, habsüchtige und gefährliche Leute
geschildert. Der gemeine Russe lebt ärmlich in schmutziger Hütte und nimmt
von seinen Vorgesetzten die härtesten Zuchthiebe ruhig hin. Ehrgefühl besitzt
er nicht. Der Vornehme, welcher Pracht und Aufwand in Wohnung, Klei-
dung und Nahrung liebt, verhängt ohne Mitleid gegen seine Untergebenen
und Leibeigenen die härtesten Strafen und Qualen. Geselligkeit geht den
Russen über Alles; Ordnungsliebe, Arbeitslust und Reinlichkeit fehlen ihnen.
Während sie daheim in Hitze und Kälte, Hunger und Durst munter und
unverdrossen sind, haben sie sich im Ausland durch Anmaßung, Unverschämt-
heit im Begehren, Gefräßigkeit und viehische Trunkenheit die Verachtung
gebildeter Völker zugezogen. Im europäischen Rußland sollen nur 6 Mil-
lionen lesen und schreiben können. Die vorherrschende Religion der Russen
ist die griechisch-katholische; das sichtbare Oberhaupt der Kirche ist der Czaar,
„der Gott der Russen." Sie hat viel Ceremoniel in ihrem Cultus, ge-
bietet das Fasten und die Verehrung der Heiligen, und duldet Andersgläubige.
Der strenge Standesunterschied, welcher in ganz Rußland herrscht, verschwin-
det in der Osterwoche beinahe ganz; der gemeine Russe tritt z. B. am hei-
ligen Osterfeste in den Saal seiner Herrschaft und schenkt ihr unter drei-
fachem Kusse mit dem Ausruf: „Christus ist erstanden!" ein Ei, woraus
er mit dem Gegengruß: „Er ist wahrhaftig auferstanden!" ebenfalls ein
Osterei bekommt.
Die Centralbehörden des russischen Reichs sind der Reichsrath, der die
höchste berathende Behörde ist, der dirigirende Senat, welcher die höchste
Instanz in Iustizsachen bildet, der heilige Synod als die höchste geistliche
Behörde der griechisch-katholischen Kirche, und endlich das Staatsministerium,
welchem die ausübende Gewalt übertragen ist.
Man unterscheidet in Rußland folgende Stände: 1) den Geburtsadel;
2) den Amtsadel, welcher den Beamten nach ihren Verdiensten und Aemtern
ertheilt wird, erblich ist und bei feierlichen Gelegenheiten den Vorrang vor
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310
waren, so ließen sich die Franzosen herbei, dieselbe nach und nach, ohne von
Spanien belästigt zu werden, an sich zu ziehen, bis denn 1794 der fran-
zösische Nationalkonvent die Neger für freie Brüder Frankreichs erklärte,
worauf diese alle Franzosen auf der Insel ermordeten, und sich ganz von
Frankreich lossagten. Sie errichteten eine Republik, welche aber von An-
fang an in arge innere Streitigkeiten verfiel. Die freigewordenen Neger
behielten französische Sprache und Sitten, die sie sich durch langen Umgang
angeeignet hatten, bei, und arbeiteten anfangs fleißig und unverdrossen; jetzt
sind sie faul und lässig geworden, so daß die jetzige Ausfuhr von Haiti ein
Schatten gegen die frühere und im steten Sinken begriffen ist. Den west-
lichen Theil der Insel hatte 1849 der damalige Präsident Faustin Sou-
louque in §in Kaiserreich umgewandelt und sich zum Kaiser (Faustin I.)
gemacht; er wurde 1859 verjagt. Der östliche Theil war der republikanischen
Einrichtung treu geblieben. Seit dem 5. Mai 1865 bildet der östliche
Theil der Insel die Republik San Domingo (8io Q.-M. und 2oo,000
Einw.) mit der Hauptstadt San Domingo, 15,000 E., der westliche die
Republik Haiti (480 Q.-M. und 700,000 E.) mit der Hauptstadt Port
au Prince, 21,000 E.
Fünfter Abschnitt.
8 119.
Australien.
1. Gliederung von Australien.
Australien ist von den 5 Erdtheilen noch am unbekanntesten und bietet
in allen Verhältnissen, soweit wir dieselben gegenwärtig übersehen, eine große
Einförmigkeit. Den Flächeninhalt des continentalen Australien schätzt man
auf 138,Ooo, den des insularen auf 22,000 Q.-M.; die Gesammtein-
wohnerzahl schlägt man auf 2 ('2 Mill. an, die des Continents und der
nächsten Inseln auf 1,120,Ooo. Eine Volkszählung in Südaustralien im
Mai 1866 hat 164,165 Seelen ergeben, eine Zunahme von 37,335 seit 1861.
Australien erscheint als ein abgerissenes Stück des Continents der öst-
lichen Halbkugel, mit welchem es durch eine Reihe größerer oder kleinerer
Inseln in loser Verbindung steht. Der Kontinent ist fast gar nicht geglie-
dert; nur an der Nordseite befindet sich die Halbinsel Carpcntaria. Die
Inselwelt, welche Australien umgibt, haben wir theilweise, wenn auch nur
dem Namen nach, schon § 26 kennen gelernt. Die Küsten führen verschie-
dene Namen, als Carpcntaria, Arnheims Land, de Witts Land, Eintrachtsland,
Nen-Wales rc.
Die vertikale Gliederung Australiens bietet die gleiche Eintönigkeit;
freilich ist sie nur unvollkommen bekannt. Es scheint, daß aus dem Conti-
nenl das Flachland vorherrschend sei, daß die Gebirge keine großartigen
Verhältnisse beurkunden und nur als Rand- und Küstengebirge auftreten,
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Extrahierte Ortsnamen: Spanien Frankreichs Frankreich Haiti Republik_San_Domingo San_Domingo Haiti Australien Australien Australien Australien Nen-Wales Australiens