76
und der Vater durch das Gesetz verpflichtet, es regelmäßig bis zur Confir-
mation zum Schulbesuch anzuhalten. Für die höhere Bildung sorgen in
Deutschland 25 Universitäten, 400 Gymnasien und Lyceen, viele lateinische
Schulen, Seminarien, böhere Bürger- und Realschulen, polytechnische Schu-
len, Anstalten für den Gewerbe- und Haudelsstand, für das Militär, für
Landwirthe, Forstbeamte, Bergleute, Chirurgen, Thierärzte, Pharmazeuten re.
Zahreiche Sammlungen aller Art und öffentliche Bibliotheken erleichtern
setzt das Studium der Wissenschaften. In mehr denn 150 Städten sind
öffentliche Bibliotheken, und mehr als 40 davon zählen über 25,000 Bände.
Die berühmtesten Biblotheken sind in München (800,000 Bände), in
Berlin, Wien, Göttingen, Dresden, Breslau, Wolsenbüttel re. Auch haben
sich in den meisten größeren Städten Gesellschaften gebildet, denen es Ernst
ist, auf dem Gebiete der Wissenschaft anzuregen und das Gute zu fördern.
Insbesondere ist cs dem deutschen Bedürfnisse angemessen, daß von Tag zu
Tag das Studium der Naturwissenschaften zunimmt und ins Leben übergeht.
Für die Erforschung der Himmelsräume sind gegenwärtig sechzehn Stern-
warten in lebhafter Thätigkeit. Die Geistesprodukte des In - und Auslan-
des versenden 1500 Buchhandlungen, deren Centralpunkt Leipzig in: Norden,
Stuttgart im Süden von Deutschland ist.
Einer ebenso sorgsamen Pflege haben sich auch von je die Künste in
Deutschland zu erfreuen gehabt. Tie Geschichte der Dichtkunst, Musik, Ma-
lerei und Baukunst weist große Meister auf, welche Deutschland hervorgebracht
hat. Aber auch die Gegenwart ist nicht zurückgeblieben. Man hat in allen
Fächern der Kunst Anstalten, welche den Geschmack bilden und das Kunst-
gefühl der Nation heben sollen. So befinden sich in Wien, Berlin, Düssel-
dorf und München Akademien der Künste; Maler - und Zeichenschnlen zu
Berlin, Düsseldorf, München, Nürnberg, Frankfurt, Kassel re.; Gemälde-und
Antikensammlungeu in den eben genannten und vielen andern deutschen
Städten; endlich Conservatorien für Musik iu Leipzig, Prag, Wien, Berlin,
Stuttgart und München.
8 57.
Der deutsche Bund von 1815.
In dem Umfange, wie Deutschland in dem vorhergehenden Abschnitte
(§ 56) genommen wurde, hat es während des letzten halben Jahrhunderts,
nämlich von 1815 bis 1866, bestanden. Wenige Jahre vorher war es
Napoleon I. gelungen, sich Deutschlands durch Gewalt und List zu bemäch-
tigen und nach Willkür darin zu schalten und zu walten; 1813 ermannte
sich jedoch das deutsche Volk und vertrieb den französischen Eroberer und
Despoten. Um sich für die Zukunft gegen solche Feinde zu sichern, schlossen
die damals auf 35 sich belaufenden deutschen Staaten 1815 ein Schutz-
und Trutzbündniß mit einander. Die Leitung dieses deutschen Bundes
ward Gesandten der verbündeten Staaten übertragen; sie bildeten in ihrer
Gesammtheit den deutschen Bundestag, und Frankfurt a. M. war
der Sitz deffelben. Ihre Instructioneu erhielten die Bundestagsgesandten
von ihren Regierungen; die Völker selbst übten keinen Einfluß auf sie aus.
Die Militärmacht, über welche der Bund im Falle eines Krieges zu ver-
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung]]
TM Hauptwörter (200): [T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag]]
Extrahierte Personennamen: Ernst Napoleon_I.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland München Berlin Wien Göttingen Dresden Breslau Leipzig Stuttgart Deutschland Deutschland Deutschland Wien Berlin Berlin Düsseldorf München Nürnberg Frankfurt Kassel Leipzig Prag Wien Berlin Stuttgart Deutschland Deutschlands Frankfurt
Xi
sind hier nicht gegeben, weil sie der Schüler schon oben
in der stehenden Geographie gelernt hat. Dagegen ist die
Beschaffenheit der Oberfläche des Bodens überall, durch
einzelne Ausdrücke, gezeichnet, auch das Flußgebiet, wo es
nicht sogleich auf der Karte in die Augen fallt, angegeben.
Bei den Städten steht die jedesmalige Hauptstadt
des Landes oben an; bei ihr, so wie bei allen andern
Städten, sind die natürliche Lage, die Einwohnerzahl rund
(das angefangene Tausend voll) und die Gewcrbsthätig-
keit:c. angegeben *). In Deutschland, so wie in den
nicht zu Deutschland gehörigen Preußischen Provinzen,
haben Städte, oft nur mit 5000 Einwohnern, in den
Grenzläudern Deutschlands solche, die wenigstens 10,000,
in entlegenern Gegenden und Ländern Städte, die wenig-
stens 15,000, dann nur die, welche wenigstens 20,000
Einwohner zählen, eine Aufnahme gefunden. Hauptstädte
und solche, die naturhistorische oder andere Merkwürdig-
keiten haben, oder die stark befestigt sind, so wie die,
welche durch ihre entfernte Lage von andern Städten
einige Merkwürdigkeit erlangen, machen indessen eine Aus-
nahme, und sind auch mit geringerer Einwohnerzahl auf-
genommen worden. Doch mag hin und wieder, deß be-
scheide ich mich gerne, ungeachtet aller angewendeten
Sorgfalt, eine der Aufnahme würdige Stadt übergangen
und eine minder merkwürdige aufgenommen worden sein;
es ist dieses aber bei der ungeheuern Masse des vorhan-
denen Stoffes kaum zu vermeiden, besonders wenn
man nach mehr als einem Moment die Merkwürdig-
keit der Aufnahme bestimmt **). Daß ich bei der Ein-
*) Tabaksbau und Tabaksfabrikeu, welche sich, gleich den Kar-
toffeln, fast über ganz Europa verbreitet haben, sind eben deshalb
nirgends angegeben worden.
**) Namentlich sind in Baiern einige Städte übersehen worden,
die hätten aufgenommen werden sollen, weshalb ich die Nachträge zu
beachten bitte.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Deutschlands Europa Baiern
Autor: Dittenberger, Theophor Friedrich, Nägele, Franz Karl
Auflagennummer (WdK): 4
Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
Schultypen (WdK): Gymnasium
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): Jungen
294
Politische Geographie.
nicht gekannten ^Wohlstand durch Ackerbau, Handel, Gewerbfleiß
Knust und Wissenschaft sich erhob.
Doch als die arabische Herrschaft in eine Anzahl kleinerer
Reiche zerfiel, war ihre Macht gebrochen, und christliche Fürsten
entrißcn den Mauren ihren früheren Besitz, auf dessen Trümmern
jugendliche Reiche sich erhoben. Die Königreiche Leon, Castilien
und Navarra wurden gegründet und in ritterlichem Kampfe mit
den Ungläubigen während des dreizehnten Jahrhunderts ihre Herr-
schaft auf das Gebiet von Granada beschränkt, bis im Jahr
4.492 auch auf diesem lezten Besitzthum der Araber das Kreuz
aufgepflanzt wurde. Solches konnte allein aus der Vereinigung
der vielen kleinen spanischen Reiche zu einem größeren Ganzen
hervorgehen, welche durch die Vermählung Ferdinands des Königs
von Nrragonien mit Jsabella, der Beherrscherin Castilienö (1474),
vollendet wurde, mittelst deren sich Spanien in dem folgenden
Jahrhunderte auf den Höhepunkt seiner Macht und Blüthe er-
hob. Amerika wurde von hier aus entdeckt und unterjocht, Neapel
und Sicilten erobert, Navarra gewonnen, die Niederlande mit
der spanischen Herrschaft vereinigt, der König (Karl 1. 4.54.9.)
in dessen unermeßlichem Reiche die Sonne nicht unterging, auf den
deutschen Kaisertbrvn erhoben und später (4584.) auch noch Por-
tugal zur spanischen Provinz gemacht. Aber auf dem Gipfel
der Macht, war auch der Keim zum Verfall des Reiches gelegt,
dessen Ansehen und Herrlichkeit seit der tyrannischen Herrschaft
Philipps Ii. (4556—4598) durch die furchtbare Gewalt der In-
quisition, durch unglückliche Kämpfe mit fremden Mächten und
den eigenen Unterthanen immer mehr abnahm und unter Philipps
schwachen Nachfolgern gänzlich sank.
Die noch übrigen Kräfte verzehrte der 45jährige spanische
Crfvlgekrieg (4700—4743.) welcher durch den Frieden von Ut-
recht beschlossen, die Dynastie der Bourbonen mit Phtlipp V. von
Anjou (4745 — 4746.) auf den Thron erhob, unter deren Herr-
schaft das Volk in gänzliche Thatlosigkeit versank, bis es durch
die Napolevnischen Kriege aus seinem Schlummer geweckt wurde.
Als die Franzosen im Jahr 4808 in Spanien eingerückt
waren, legte Karl Iv. durch einen Aufstand zu Araujuez genöthigt
(4808) die Regierung nieder, die sein Sohn Ferdinand Vii. über-
nimmt, bis beide in demselben Jahre, von Napoleon nach Bay-
onue gelockt, zur Abdankung gezwungen wurden. Joseph Napoleon,
der Bruder des französischen Kaisers, ward hierauf zum König
von Spanien ernannt, dadurch aber der Freiheitskampf der Spanier
unter Mitwirkung von England gegen Frankreich mächtig ent-
flammt, und wie durch die Tapferkeit des Volkes, so durch die
Kunst des englischen Feldherrn Wellington zum Nachtheil der
Franzosen fortgeführt, bis diese durch den Sieg bei Viktoria
(4845) den spanischen Boden verlassen mußten.
Hierauf kehrte Ferdinand Vii. (4844) wieder nach Madrid
zurück, täuscht aber durch die Aufhebung einer 4842 gegebenen
Constitution sowie durch die Einführung der Inquisition und Je-
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Extrahierte Personennamen: Knust Ferdinands Castilienö Karl_1._4.54.9. Karl Philipps Philipps Phtlipp_V._von
Anjou Karl_Iv Karl Ferdinand_Vii Ferdinand Napoleon Joseph_Napoleon Napoleon Ferdinand_Vii Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Navarra Granada Spanien Amerika Neapel Navarra Niederlande Spanien Spanien England Frankreich Wellington Viktoria Madrid
Autor: Dittenberger, Theophor Friedrich, Nägele, Franz Karl
Auflagennummer (WdK): 4
Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
Schultypen (WdK): Gymnasium
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): Jungen
Europ a. Deutsch laud. 555
Deutschland.
a. Historische Uebersicht.
Die alten Vewobner des deutschen Vaterlandes (Germanen,
Teutonen), ein kräftiges, biederes, bildsames, freiheitsliebendes
lind kriegerisches Geschlecht, wurden im Jahr 112 v. Chr. zu-
erst den Römern bekannt, da eine große, kriegerische Masse der-
selben unter dem Namen der Cimbern und Teutonen an den Al-
pen erschien, die siegreichen römischen Heere überwältigte und
nach Italien einzudringen suchte. Doch hier stellte sich ihnen
C. Marius entgegen, und schlug die Teutonen bei Aguä Se^tiä
(101) und die Cimbern (102) bei Verona. In Gallien traf
Julius Cäsar (58 v. Chr.) mit den Germanen zusammen, von
denen sich ein Theil daselbst unter ihrem Anführer Ariovist scst-
gesezt hatte, der aber von Cäsar zurückgedrängt wurde. Seit
dieser Zeit suchten die Römer auch über die Gauen des deut-
schen Volkes ihre Herrschaft auszubreiten; Festungen wurden am
Rheine angelegt, Eroberungszüge unternommen, die Deutschen
für den römischen Kriegsdienst angeworben, die Feldherrn Dru-
suö und Tiberiuö drangen bis an die Elbe vor und suchten
deutsche Stämme für römisches Jutereffe und Bildung mehr durch
List als Gewalt zu gewinnen. Doch scheiterte dieses Unterneh-
men mit den gewaltsamen Versuchen des Varuö gegen deutsche
Sitte und Verfassung. Es erhob sich unter der Leitung des
Chernskerhäuptlings Armin (Hermann) ein Aufstand, in Folge
dessen Varuö mit den römischen Legionen (9 n. Ehr.) durch die
Schlackt im Teutoburgerwald vernichtet ward.
Die errungene Freiheit zu behaupten, bildeten sich jezt Völ-
kervereine in Deutschland, durch die trotz mannigfacher innerer
Unruhen nicht nur die Unabhängigkeit gesichert, sondern auch
die Lust zu Angriffen nach aussen geweckt wurde. So entstanden
seit dem dritten Jahrhunderte die Völkervcreine der Gothen, Al-
lemannen, Franken und Sachsen, gegen deren Angriffe das
sinkende Rom alle Kraft aufbieten mußte, um seine Grenze zu
schützen. In dieser Zeit (um 400 n. Chr.) drangen die Hunnen gegen
Deutschland vor und cs begann dadurch jene furchtbare Bewe-
gung der Völker, mittelst deren der südliche und westliche Theil
Europa's eine neue Gestalt annahm, in welcher Deutschland
ein Theil des gewaltigen Frankenreiches wurde, bis es durch
den Vertrag von Verdün als selbstständiges Königreich hervor-
trat und in Ludwig dem Deutschen (843-76) seinen ersten Kö-
nig aus dem Geschlecht der Carolinger erhielt.
Deutschland umfaßte damals über 12,000 sshm. und ver-
größerte sich unter Ludwigs Regierung mit Basel, Straßburg,
Metz, Trier, Köln, Aachen, Utrecht und ihren Gebieten;
nach seinem Tod aber ward es unter seine drei Söhne getheilt
und seit 884 durch Karl den Dicken wieder mit Frankreich ver-
bunden, welcher jedoch 887 der Regierung für verlustig erklärt,
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land]]
Extrahierte Personennamen: Marius Marius Julius_Cäsar Cäsar Cäsar Armin Hermann) Ludwig Ludwigs Metz Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Verona Gallien Rheine Teutoburgerwald Deutschland Sachsen Rom Deutschland Deutschland Ludwig Carolinger Deutschland Basel Straßburg Trier Aachen Utrecht Frankreich
Autor: Dittenberger, Theophor Friedrich, Nägele, Franz Karl
Auflagennummer (WdK): 4
Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
Schultypen (WdK): Gymnasium
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): Jungen
355
Europa. Deutschland.
rend Kaiser Maximilian!. (1493-1519) durch Zerstörung des
Faustrechts, Errichtung des ewigen Landfriedens, Verbesserung
der Rechtspflege, Eintheilung des Landes in Kreise *) und an-
dere wohlthätige Aenderungen sein Reich beglückte, in der von
Luther (1517) angeregten Reformation der Kirche ihren schön-
sten Sieg feierte, mittelst deren Deutschland allmählig auf einen
von keinem andern Volk der Erde erreichten Standpunkt wah-
rer, allseitiger und tiefer Bildung sich erhob. Diese reiche Ent-
wicklung des deutschen Geistes konnte zwar durch die aus der
Kirchenspaltung hervorgegangenen Kämpfe, welche mit dem, den
dreißigjährigen Krieg beendenden, weftphälischen Frieden (1648),
sich schloßen und durch den daraus folgenden Parteikampf im
Innern des Reiches zwar gehemmt, aber nicht unterdrückt wer-
den, und schritt deßhalb besonders im achtzehnten Jahrhundert
mit doppelter Gewalt vorwärts, während in politischer Bezie-
hung eine Umgestaltung der alten Reichsverfassung mehr und
mehr Bedürfniß wurde.
In diesem Augenblicke brach die französische Revolution aus
und machte auch Deutschland zum Schauplatz ihrer Kämpfe und
Eroberungen. Durch den Frieden von Lüneville (1801) gieugen
alle Besitzungen jenseits des Rheins an Frankreich über, durch
die Errichtung des Rheinbundes (1806) wurde die Reichsverfas-
sung aufgelöst, von Seiten Oestreichs der deutschen Kaiserkrone
entsagt, Napoleon zum Protektor von fünf und zwanzig durch
ihn zu unbeschränkter Souveränität gelangten Staaten erhoben,
alte Fürstenhäuser verdrängt, ein neues Königreich gegründet,
und das deutsche Volk in die schmählichen Fesseln fremder Tyran-
nei geschlagen.
Da begann die furchtbgre Gewalt Napoleons an der Erobe-
rung des russischen Reiches (1812) zu scheitern und sein Rückzug
war das Signal für Deutschlands Befreiung. Preussens König
und sein Volk verbanden sich zuerst (1813) mit Rußland, um
das schimpfliche Joch ahzuschüttelu, Oestreich folgte nach, in dem-
selben Jahre wurde durch die Schlacht bei Leipzig (18. Okt.) die
französische Herrschaft im deutschen Vaterland vernichtet, und
das befreite Volk stand auf in heiliger Begeisterung, die errun-
gene Freiheit zu behaupten oder im Kampfe für sie zu sterben.
Siegreich drangen seine Heere, die alten Provinzen ihres Vater-
landes wieder gewinnend, über den Rhein, um in der Haupt-
stadt Frankreichs die Friedensbedingungen zu diktiren, durch wel-
che die verlornen Landestheile größtenteils wieder zurückgege-
den und mittelst der Entstehung eines deutschen Bundesstaates
um die, nur von der Liebe zum gemeinsamen Vaterlaude zusam-
mengehaltenen Völker auch ein äusseres Band der Einheit ge-
schlungen wurde.
*) Zuerst waren sechs, dann zehen Kreise, nämlich der fränkische, bai-
rische, schwäbische, oberrheinische, churrheinische, westphälischc,
niedersächsische, obersächsische, östreichische, buryundische.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung]]
TM Hauptwörter (200): [T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Extrahierte Personennamen: Maximilian! Maximilian Luther Napoleon Napoleons Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Europa Deutschland Deutschland Deutschland Rheins Frankreich Rheinbundes Deutschlands Leipzig Rhein Frankreichs
Autor: Dittenberger, Theophor Friedrich, Nägele, Franz Karl
Auflagennummer (WdK): 4
Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
Schultypen (WdK): Gymnasium
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): Jungen
306
Politische Geographie.
selber gegen den Aberglauben sich auflehnende Frivolität, welche
aus der leeren, die Wahrheit- verhöhnenden französischen Philoso-
phie des 18. Jahrhunderts hervorgehen mußte, geführt, schreck-
lichen Zeiten entgegen, die mit dem Anfang der Revolution
(1789) begannen, zum Umsturz des bestehenden Zustandes wie
zur Gründung einer Republik führten (1792), und in dem Mor-
de des unglücklichen Königs Ludwigsxvi. (1793) sowie unzähli-
ger anderer Opfer den Höhepunkt ihrer Furchtbarkeit erreichten.
Das Land seufzte unter der Tyrannei eines brutalen Jako-
binismus, als im Jahr 1794 Robespierre/ das Haupt der Pö-
belherrfchaft, ebenfalls unter der Guillotine siel, und ein Di-
rektorium 1795 an die Spitze der Regierung trat.
Bald aber ergriff Napoleon Bouaparte, durch seine Kriege
in Italien (1796 — 97 ) und Egypten (1798) als großer Feld-
herr bewährt, ihre Zügel anfangs als erster Cvusul (1799) und
dann als Kaiser (1804) und schlug die trunkenen Republikaner
durch die Macht seines Geistes in die Fesseln einer neuen De-
spotie. Siegreich trug der bewunderungswürdige Mann die
französischen Adler in die meisten europäischen Länder, durch
Bündnisse möglichst viele Staaten unter seinem gewaltigen Arm
mit Frankreich vereinend, alte stürzend und neue gründend,
bis ein Krieg mit Rußland (1812) durch schreckliche Unglücks,
fälle seinen Eroberungen ein Ziel sezte und die von ihm bezwun-
genen Völker zur Abwerfuug des fremden, schmählichen Joches
ermuthigte. Die vereinigte Macht Rußlands, Englands und
besonders der deutschen Fürsten und Völker stürzte den gewalti-
gen Helden seines Jahrhunderts, der von Frankreich, das ihn
angebetet hatte, zulezt verlassen, in der Verbannung einer einsa-
men Insel des südatlantischen Oceans nach vielen Jahren drü-
ckender Gefangenschaft (1821) sein Leben endete, nachdem sein
Volk Ludwig Xviii., den von den verbündeten Herrschern zurück-
geführten Bruder des gemordeten Königs, im Jubel wieder auf.
genommen hatte.
Eine Reaction von Seiten des Adels und Katholicismus
begann jezt in Frankreich und stieg bedeutend unter der Regie-
rung Carlö X. (1824—1830'.), bis das jeder festen und tieferen
Basis ermangelnde Volk durch eine 1830 ausgebrochene Revo-
lution sich aufs neue seines alten Königshauses, welches ver-
trieben und verbannt wurde, entledigte und einen Verwandten
desselben, den Herzog von Orleans, <im August 1830) als König
Loujs Philipp auf den von republikanischen Institutionen um-
gebenen , monarchischen Thron erhob.
b. Gegenwärtiger Zusta n d.
Das Königreich Frankreich umfaßt das ganze Westalpen-
oder Seven neu land (mit Ausnahme des obern Rhvnegebietes) und
einen Theil des Nordalpenlandes bis ans linke Rheinufer, und
des Mosel-, Maas- und Scheldegebietes. Es liegt zwischen dem
12° 50'—25° 55' d. L. u. dem 42" 20'—50° 59' n. Br.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon_Bouaparte Napoleon Ludwig_Xviii Ludwig August Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Königs_Ludwigsxvi Italien Frankreich Englands Frankreich Frankreich Frankreich Nordalpenlandes Maas-
Autor: Dittenberger, Theophor Friedrich, Nägele, Franz Karl
Auflagennummer (WdK): 4
Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
Schultypen (WdK): Gymnasium
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): Jungen
285
Einleitung.
tz. 7. Die Sicherheit und 'Vertheidigung des Staates
gegen auswärtige Gewalt, erheischt eine Kriegsmacht, welche
nach der Lage des Landes, Land- oder Seemacht genannt und
ans den Waffenfähigen im Volke, nach bestimmten Gesetzen, hie
und da auch durch Anwerbung fremder Individuen gebildet wird.
— Die Angelegenheiten der Landmacht besorgt ein Kriegsmini-
sicriuni/ unter welchem Feldmarschälle, Generale und Feldzcug-
meister, Gencrallientenants, Generalmajors, Stabs- und Ober-
vfstciere commandiren. — Bei der Seemacht ist das Ministerium
des Seewesens, unter welchem Admirale, Cvntreadmirale, Schont
by Nachts, Schiffscapitaine u. s. w. Flotten oder einzelne Schiffe
befehligen.
Die Landmacht besteht ans Soldaten zu Fuße (Infanterie),
ans Reiterei (Cavallerie) und ans Geschützwesen (Artillerie);
welche in Regimenter, diese aber beim Fußvolk in Bataillone
und Compagnien (Grenadiere, Muöqnetiere und Schützen), bei
der Reiterei in Escadronen (Knirassiere, Dragoner, Hnssaren,
Uhlanen :c.) und bei der Artillerie in einzelne Battcrieen (Ar-
tilleristen, Kanoniere, Minengräbcr, Sappeurs, Pontoniere rc.)
eingetheilt werden. Einige Regimenter bilden eine Brigade, meh-
rere Brigaden eine Armeeabtheilung (Corps) und aus Armee-
abtheilungen besteht ein ganzes Kriegsheer (Armee).
Die Seemacht besteht ans Kriegsschiffen, Linienschiffen, wel-
che über 60—140 und mehr Kanonen führen und nach den Reihen
der Kanonen in Zwei - oder Dreidecker eingetheilt werden; Fre-
gatten mit 50—60 Kanonen, Galeeren oder Rndcrschiffe, Kor-
vetten, Briks, Cuttern, Kanonierschalnppen, Dampfkanonenboote,
Brandern rc. (dreimastig, zweimastig, einmastig), welche in grö-
ßerer Anzahl Kriegsflotten, bis auf 10 aber ein Kriegsgeschwa-
der (Flotille) genannt werden.
Festungen und befestigte Seehäfen dienen zur Sicherheit
des Staats und sind daher von besonderer Wichtigkeit. Festungen
sind oft durch ihre Lage gesichert, oder mit Wällen, Mauern,
Gräben, Auffenwerkcn rc. umgeben und mit grobem Geschütz
(Bombenkeßeln, Haubitzen, Kanonen), Casematten, Minen, Ka-
sernen, Magazinen, Zeughäusern u. a. Gebäuden und Einrich-
tungen ausgestattet, und manche können unter Waffer gesetzt
werden. Es giebt Festungen ersten, zweiten, dritten Ranges,
oder auch blvse Forts.
Seehäfen sind durch starke Forts (kl. Festen) geschützt, und
werden zuweilen Kriegshäfen genannt, wenn sie alle Erfordere
uisse zum Ban und zur Ausrüstung von Kriegsschiffen vereini-
gen, oder wenn sie zur gewöhnlichen Äufenthaltsstativn von Kriegs-
siotten oder Geschwadern einer Seemacht bestimmt sind. — Schiffs--
werften, auf welchen die Schiffe gebaut, und vom Stapel oder
ins Wasser gelassen werden. — Seemagazine, oder Arsenale,
worin alle Gegenstände zu ihrer Ausrüstung vorhanden sind;
Schiffszimmer-Pläze, Ankerschmieden, Stückgießereicn, Tandrehc-
rcien (Reperbahnen), Scgeltnchfabriken rc. Auch haben manche
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff]]
303
Russische Geschichte.
pel aus gepredigte Christenthum an, daher die Rus-
sen der griechischen Kirche zugethan. Einer von Wladimirs
Söhnen beherrschte schon damals ein Reich vom schwarzen
Meere bis zur Ostsee; aber immer mehr schwächte sich der Staat
durch Theilung in einzelne Großfürstenthümer, die öfter
unter sich selber Streit hatten. So gelang es den M o n g o l e n,
die seit 1223 Europa's Gränze überschritten, Rußlands G>oß-
fürsten sich lehnspflichtig und tributair zu machen.
„Kam ein Gesandter des Chans, so mußte der Großfürst ihm
zu Fuß entgegen gehen, ihm einen Becher Pferdemilch reichen
und Tropfen, die etwa beim Trinken Herabsielen, von der
Mähne des Rosses ablecken, ja sammt seinem Gefolge knieend
das Schreiben des Chans anhören. " Erst um 1480 gelang es
dem Großfürsten von Moskau, Iwan Wa sil jewitsch (di.
Sohn des Wasili), das damals schon etwas gelockerte Joch
abzuschütteln und ganz R unter seine Herrschaft zu vereinigen.
Noch einmal wurde indessen der Staat in der Entwickelung
seiner Größe aufgehalten, als um 1600 Ruriks Stamm aus-
starb und mannigfache Verwirrung diesem Ereigniß folgte
(der falsche Demetrius). Polen und Schweden bereicherten
sich damals auf Rußlands Kosten. Unter dem Hause Roma-
now seit 1613 und besonders seit der Thronbesteigung Pe-
ters des Großen 1689 — 1725 ist R. mit erstaunenswer-
ther Schnelligkeit mächtig geworden und in die Reihe der euro-
päischen Großmächte eingetreten. Wie den Schweden die
Ostseeküste abgenommen wurde, gieb nach S. 287. an;
auch Persien ward schon bekämpft, am wenigsten ward auf
die Dauer gegen die Türken ausgerichtet. Peter nahm zuerst
neben dem allrussischen Titel Czar den europäischen Namen
Kaiser an. Und in der That hatte er auf alle Weise, auch
durch eignes Beispiel sein widerstrebendes Volk der Gesittung
Europa's näher zu bringen gesucht. Nach seinen Zeiten än-
derte sich Rußlands Regentenhaus, indem 1762 ein
Zweig des deutschen Hauses Holstein dem ausgestor-
benen Hause Romanow folgte, — aber auch die Kaiser
und Kaiserinnen dieser Linie (vor allem Katharina Ii.
1762— 96) sind Peter in seinen Planen der Vergröße-
rung und der Civilisation nachgefolgt. Nach S. 287.
gieb an, was nach Peter von den Schweden, nach S.
226., was von den Türken, nach S. 298., was von Po-
len erworben ist.
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TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land]]
Extrahierte Personennamen: Wladimirs Iwan_Wa Ruriks_Stamm Peter Rußlands_Regentenhaus Katharina_Ii Peter Peter
350
Viertes Buch.
Verbände des Reichs, Ungarn, Dänemark und Polen
standen eine kurze Zeit in einem gewissen Abhängigkeitsoer-
hältniß. Das neue römische Kaiserthum war des alten nicht
unwürdig.
Daß es nicht so blieb — dazu wirkte Mancherlei. Das
mächtige Kaisergeschlecht der Hohenstaufen, 1137—1254,
zersplitterte seine Kraft in den Kämpfen mit den Päpsten
und den italischen Städtebünden (S. 199.) Um sich in D.
vor Unruhen zu wahren, hatten sie die großen Lehen, die Her-
zogthümer, möglichst zertheilt, aber auch um sich Anhang
zu erhalten, die Erblichkeit der Lehen zugestanden.
Die kaiserlose, schreckliche Zeit des Interregnums bis
1272 war sehr geeignet das kaiserliche Ansehen zu schwächen
und die Macht der Lehnträger in die Höhe zu bringen.
Während daher in Frankreich das Königthum am Ende
des Mittelalters über die Vasallen gesiegt hatte und groß
und mächtig in die neuere Zeit trat (S. 259.), war es in
D. gerade umgekehrt. Maximilian I. um 1500 (ein
Habsburger, wie seitdem alle Kaiser mit einer Ausnahme)
mußte schon darüber klagen, wie der römische Kaiser über
Könige regiere, d. h. über Vasallen, die sich immer mehr
als unabhängige Landesherren zu fühlen und auf-
zuführen ansi'ngen. Unter seinem Nachfolger Carl V.
(S. 177.) spaltete sich D. in einen katholischen und
protestantischen Theil. Ein Jahrhundert darauf kam
es zwischen beiden zum 30jährigen Kriege, 1618—1648.
Von der Zeit ab mischten sich Fremde in Deutschlands Ange-
legenheiten; gedenke vor allen hier der Franzosen (S.259 s.).
Einzelne deutsche Länder stiegen wohl zu Macht und Größe
(vor allen Brandenburg-Preußen), aber D. als Ganzes,
als Reich sank mit dem kaiserlichen Ansehen, das bei jeder
Wahl durch eine Wahlcapitulation mehr beschränkt
ward, zu einem fast wesenlosen Schattenbilde herab. Den
Sturm der napolesnischen Zeit hielt das morsche Gebäude
nicht aus. Nachdem mehrere süddeutsche Fürsten mit Na-
poleon 1806 zu dem Rheinbunde zusammengetreten
waren und sich vom Reiche losgesagt hatten, erklärte der Ge-
sandte des Uebermüthigen, daß sein Herr kein deutsches Reich
mehr anerkenne. Der letzte römisch-deutsche Kaiser
Franz Ii. ltgte am 6. Aug. die Krone nieder.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Carl_V. Franz_Ii Franz
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Dänemark Frankreich Deutschlands
Ergänzungen
zur
2. Auflage von K. Meters Leitfaden
für den geographischen Unterricht.
119 1.
Mt- Zu Seite 15.
Durch die einmüthige Waffenbrüderschaft der Nord- und
Süddeutschen in dem rühm- und siegreichen Monatlichen
Kriege gegen den alten Erbfeind Frankreich 1870 und 1871
erweiterte sich der „norddeutsche Bund" zum „Deut-
schen Reiche" und an dessen Spitze steht als erblicher
Kaiser der greise Heldenkönig Wilhelm von Preußen.
Zum „Deutschen Reiche" gehören alle Staaten des
bisherigen norddeutschen Bundes und die süddeutschen Län-
der Bayern, Württemberg, Baden und Hessen.
Ausgeschlossen sind bis' jetzt Deutsch-Oesterreich, Luxemburg
und Lichtenstein. Hingegen ist als Reichsland das den Fran-
zosen wieder entrissene Elsaß und Deutsch-Lothringen
hinzugekommen. Die Größe des Deutschen Reiches beträgt
9975 ^Meilen mit 40vs Millionen Einwohnern.
Zu Seite 48.
Das reichsunmittelbare Elsaß mit Deutsch-Lothrin-
gen, vor 200 Jahren dem Deutschen Reiche durch die Fran-
zosen entrissen und 1870 zurückerobert, hat 300 ^Meilen
und 1,600,000 Einwohner, zum Theil katholisch, zum Theil
evangelisch. Elsaß und Lothringen sind stark bevölkert und
treiben bedeutende Industrie. Die langjährige Einverleibung
in Frankreich hat deutsche Sprache und deutsche Sitte noch
nicht verdrängen können. Das Wasgaugebirge oder die
Vogesen bilden die Grenze gegen Frankreich.
Straßburg mit90,000 Einw., im Rheinthale, an der
Jll, bis 1681 freie, deutsche Reichsstadt, Kehl gegenüber,
starke Festung, Universität, berühmter Münster mit dem
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Württemberg Baden Hessen Luxemburg Lothringen Frankreich Frankreich Rheinthale Kehl