591
Kopenhagen mit Dänemark und in dem Kloster Oliva mit Polen
geschlossen.
Während der Minderjährigkeit von Karl Xi. stand das Reich unter
der Regentschaft der Königin Hedwig Eleonore und von fünf hohen
Reichsbeamten. Dem Einflüsse von Ludwig Xiv. gelang es, Schwe-
den in einen Kampf mit Dänemark zu verwickeln. Der Sieg des großen
Kurfürsten bei Fehrbellin (1675) knickte den schwedischen Waffenruhm.
Als die Dänen nach Schweden übersetzten und das Land verheerten,
stellte sich Karl Xi. selbst an die Spitze seines Heeres und bekämpfte
siegreich die Feinde. Die Friedensschlüsse zu St. Germain
en Laye und Fontainebleau (1679) machten dem Kriege ein Ende.
Der junge König hatte den Jammer des Krieges kennen gelernt und
suchte hinfort durch ein friedliches Regiment die Leiden und die Er-
schöpfung seines Reiches zu heilen. Er suchte den überwiegenden Ein-
fluß des Adels zu beschränken, die vom Adel angemaßten oder von der
Krone verschenkten Krongüter wieder einzuziehen und die königlichen
Rechte zu befestigen. Bei der Geistlichkeit, den Bürgern und Bauern
fand der König auf den Reichstagen Unterstützung seiner Entwürfe.
Karl Xi. vermehrte seine Einkünfte, unterstützte Manufakturen und
Handel und hob das Heer und die Flotte. Ec starb 1697 mit dem
Ruhm eines thätigen Fürsten und hinterließ das Reich in blühendem
Zustande.
Schweden hatte durch die Herrscherkraft Gustav Adolfs und Karls X.
eine Stelle unter den Hauptmächten Europa's erlangt. Selbst arm und
nicht zahlreich, zog dieses kriegerische Volk seine besten Nahrungsquellen
aus den benachbarten reicheren Ländern, deren Küsten es erobert hatte.
Bremen, Wismar, Stralsund, Stettin, Reval waren dem schwedischen
Reiche unterworfen; die Ausflüsse der Weser, Oder, Düna und Newa
waren von Schweden besetzt; Jngermannland, Livland und Esthland wa-
ren Schwedens Kornkammern. So ausgedehnt aber wie die schwedische
Herrschaft war, so unsicher war sie auch. Sie konnte nur zusammen-
gehalten werden durch die Furcht vor der kriegerischen Tüchtigkeit der
Schweden. Diese aber beruhte aus dem persönlichen Charakter des Kö-
nigs. Als Karl Xi. gestorben war, glaubten Dänemark, Polen und
Rußland den Zeitpunkt benutzen zu müssen, wo ein fünfzehnjähriger
Regent, von dessen Fähigkeiten man eine geringe Vorstellung hatte, den
schwedischen Thron bestieg. Die Monarchen dieser drei Länder waren
junge und kraftvolle Männer; Friedrich Iv. von Dänemark wollte die
dem dänischen Reiche entrissenen Provinzen wieder gewinnen und konnte
es nicht verschmerzen, daß der Herzog von Holstein durch Unterstützung
Schwedens die Unabhängigkeit von der dänischen Krone erlangt hatte;
August Ii. von Polen strebte nach dem Besitze von Livland, und Peter
von Rußland wollte festen Fuß an der Ostsee fassen. Sie schlossen da-
her 1699 ein Bündniß, in welchem sie sich gelobten, einander in der
Ausführung ihrer Pläne beizustehen.
Karl Xii. (1697 —1718) war unter den Augen seiner frommen
Mutter Ulrike Eleonore von Dänemark aufgewachsen, die ihm be-
sonders eine religiöse Gesinnung einzuflößen gesucht und ihn zum Lesen
Karl Xl
Karl Xii.
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von_Rußland Karl_Xii Karl Ulrike_Eleonore_von_Dänemark Karl_Xl
Karl_Xii Karl Karl
599
durch den mächtigen Adel beschränkt und suchte sich umsonst von
diesem Joche zu befreien. Die französische Partei nöthigte ihn gegen
Friedrich Ii. an dem siebenjährigen Kriege Theil zu nehmen. Sein
Sohn und Nachfolger Gustav Iii. (1771—1792), ein entschlossener,
thätiger Mann, fühlte in sich Neigung und Kraft, die unumschränkte
.Königsmacht wieder herzustellen. Er verpflichtete sich zwar durch einen
Eid zur Anerkennung der Verfassung von 1720; aber in ihm stand der
Entschluß fest, sich der ihn fesselnden Bande zu entledigen. Durch Leut-
seligkeit gewann er die Bürger und das Heer, während der Reichstag
durch Parteiungen sich schwächte, Am 19. August 1772 setzte Gustav sein
Vorhaben ins Werk. Durch eine kühn ausgeführte, aber unblutige Re-
volution erreichte er mit Hülfe der Besatzung und der Bürgerschaft von
Stockholm die Wiederherstellung der früheren königlichen
Macht. Nachdem die Besatzung, die Bürgerschaft und der Rath von
Stockholm dem König den Eid der Treue geleistet hatten, nahmen auch
die Stände, deren Versammlungßhauß mit Bewaffneten und Geschütz
umstellt war, die neue Verfassung an. Der König sprach zu ihnen von
der bisherigen Willkür und Zwietracht, der Zerrissenheit und Schwäche
des Reiches, erlangte Unterschrist und Schwur für die neue Verfassung,
zog dann ein Gesangbuch aus der Tasche und stimmte selbst das Te-
deum an.
Der König hatte wohl den Willen, sein Volk durch sorgfältige
Bemühung für die allgemeine Wohlfahrt zu beglücken; allein es gelang
ihm nicht, diese Aufgabe vollständig zu lösen. In den ersten Jahren
wurden mancherlei treffliche Einrichtungen gemacht; aber der König zeigte
mehr eine unruhige, als langsam wirkende Thätigkeit. Ehe das Begon-
neue vollendet war, ging er schon wieder zu neuen Unternehmungen
über; Vieles blieb daher liegen, Weniges wurde zu Ende gebracht.
Gustav Iii. zeigte einen Hang zum Romantischen und mehr Liebe zu
einer glänzenden Aeußeclichkeit, als das Streben nach innerer Tüchtig,
keit. Ec hielt ein prächtiges Turnier zu Eckholmsund, bei welchem die
Ritter in vollständiger Rüstung erschienen, er ahmte den Glanz des
französischen Hofes nach und verwandte große Summen auf das Schau,
spiel, obgleich ein solcher Glanz und Aufwand der biedern Einfachheit
schwedischer Sitten widersprach und die Kräfte des Staatshaushaltes
überstieg. Das Wohlgefallen des Königs erstreckte sich auch auf das
französische Schriftwesen und auf die französische Sprache. Er errichtete
in Stockholm eine Akademie und machte in derselben für die Sprache
und Kunst der Schweden die französischen Formen und Grundsätze gel-
tend. Ec verkannte die geistige Eigenthümlichkeit seines Volkes und
suchte den Geist desselben in eine fremde Form zu fassen. Durch alles
dieses verminderte sich die Liebe des Volkes zum König. Dazu trug
noch bei, daß der König mit großem Kostenaufwand Reisen durch Jta-
lien und Frankreich machte, während wiederholter Mißwachs große Noth
über das Land gebracht hatte.
Gustav hatte das Landheer und die Flotte in ansehnlichen Stand
gesetzt, um seinem Königreiche wieder eine Bedeutung unter den euro-
päischen Staaten zu verschaffen und die Abhängigkeit von Rußlands
Uebermacht zu brechen. Als Rußland 1788 in einen Krieg mit der
Türkei verwickelt war, begab sich Gustav nach Finnland und begann
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Xxv. §. 14. Blick in die Heidenwelt.
673
der Beamten. Soldaten, Kaufleute und Schiffer aller Orten hervor-
ruft, das wollen wir noch gar nicht dabei in Anschlag bringen. Über-
haupt ist der Staat mit seinen polizeilichen Maßregeln bald am Ende,
wo es auf die Verbesserung heidnischer Zustände ankommt. Weiter
dagegen reicht der Einstuß und die Wirksamkeit christlicher Liebe; freie
Vereine christlicher Männer fangen gerade erst recht an, im Segen zu
wirken, wo kein Staatsgesetz mehr hinreicht. Und hier ist der Ort,
von den evangelischen Missionsvereinen zu reden.
Zwar hatten sich schon vor 1700, angeregt durch die großen Erfolge des
vorhin (S. 669) genannten Jndianerapostels Eliot in Nordamerika,
ein Paar kleine Vereine für die Heidenmission in England gebildet.
Aber die erste bedeutendere und folgenreichere Unternehmung der Art
ging von Deutschland aus, in Verbindung mit Dänemark. Hier ist
nämlich der einzige Glanzpunkt in Dänemarks neuerer Geschichte. Der
fromme König Friedrich Iv. (1699 bis 1730) war es, der es wirk-
lich ziemlich klar zu erkennen schien, daß Dänemark nur etwas vermöge
im Anschluß an Deutschland, und daß Dänemarks Aufgabe nach
Untergang der deutschen Hansa keine andere sei, als in seinem!* insel-
und küstenreichen Gebiete die Seemacht zu entwickeln, die Deutschland
fehlt, und den Deutschen voranzuschreiten in die Heidenlande hinein,
um deutsche Gesittung, deutsche Erkenntniß, deutschen Glauben unter
die Völker jenseits des Meeres zu pflanzen. In Ostindien und West-
indien besaß Dänemark schon seit 1620 einige kleine Colonieen, welche
eine ziemliche Zahl Götzendiener unter das Scepter des dänischen Kö-
nigs stellten. König Friedrich Iv. war der Erste, dem es auf's Herz
fiel, daß er doch auch für diese heidnischen Unterthanen Verpflichtun-
gen habe, und der sich entschloß, diesen Verpflichtungen, so weit es in
seinen Kräften stände, nachzukommen. Da er nun im eignen Gebiet
keine Leute fand, die sich nach Trankebar zu den Heiden wollten
senden lassen, so wandte er sich an den frommen und hochberühinten
deutschen Theologen A. H. Franke in Halle 1705; und aus Kosten
des Königs, unter Mithülfe der deutschen Misstonsfreunde wurden die
ersten deutschen Glaubensboten in die Heidenwelt gesendet. Sie eröff-
neten eine lange und gesegnete Reihe. König Friedrich Iv. blieb
bei dieser einen Mission nicht stehen. Es begann eine zweite unter
seinen nordischen Unterthanen, den Lappen, durch Thomas von
Westen, eine dritte unter den Grönländern durch Hans Ege de.
Unter seinem Nachfolger Christian Vi. (1730 bis 1746), der zwar
nicht selber förderte, doch auch nicht hemmte, erweiterte sich noch das
dänisch-deutsche Missionswerk. Denn unter ihm zogen die Missionare
der reich gesegneten Brüdergemeinde von Kopenhagen aus 1732
nach Grönland (später auch nach Labrador und den nordamerikanischen
Indianern) und zu gleicher Zeit auch nach den dänischen Inseln in
Westindien. Von dort gingen sie weiter nach den übrigen westindischen
Inseln, nach dem Moskitolande und nach Surinam. Wo nur irgend
ein Punkt in Amerika der evangelischen Misstonswirksamkeit offen stand,
da sind die treuen Glaubensboten der Brüdergemeinde eingezvgen, die
methodistischen und baptistischen Heidenprediger sind nachgesolgt, und
v. Rohden, Leitfaden. 4z
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Westen Hans_Ege Christian_Vi
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerika England Deutschland Dänemarks Deutschland Deutschland Ostindien West-
indien Kopenhagen Westindien Surinam Amerika
285
der und Verwandte standen nunmehr unter zweierlei Lan-
desherrn, Gewerbrceibende und Landleute sahen sich durch
neue Grenzen eingeengt, der Handel erlitt neue Beschränk-
ungen und die Gesammtkrast' des Vaterlandes war um 4
vermindert. Doch wie herb diese Verluste auch waren,
Sachsen hatte seine Selbstständigkeit gerettet, hatte seinen
angestammten geliebten Fürstenstamm behalten und die Hoff-
nung einer bessern Zukunft war ihm geblieben.
Dreiund vierzigstes Capitel.
Sachsen nach der Theilung bis zum Tode
König Friedrich Au gufi's 1827.
Nachdem das schmerzliche Opfer der Trennung voll-
bracht war, kehrte der König am 7. Juni 1815 zurück und
wurde von seinem treuen Volke mit einem unbeschreiblichen
Jubel empfangen. Alle Leiden schienen, wenigstens für den
Augenblick, vergessen und Alles überließ sich der lautesten
Freude über die Rückkehr des allgeliebten Landesherrn. Der
König dankte in einem Patente vom 7. Juli seinen treuen
Unterthanen für ihre treue Anhänglichkeit, versprach mit Got-
tes Beistand und seines Volkes Hilfe die tiefen Wunden
des Landes nach und nach zu heilen, forderte aber auch je-
den Sachsen auf, nach allen Kräften zur Erleichterung
der unabwendbaren Lasten mitzuwirken. Eine neue Natio-
nalcocarde, weiß und grün und ein neuer Orden für Ver-
dienste und Treue wurde gestiftet.
Die erste Aufmerksamkeit nach der Rückkehr des Königs
erforderten die Kriegsangelegenheiten. Da das Land die ver-
tragsmäßigen 16,o'oo Mann nicht zu unterhalten vermochte,
so nahm der König die ihm von England angebotenen
Hilfsgelder für. 8000 Mann , auf jeden Mann 22 Pfund
2 Schilling Sterling auf ein Jahr an. Der Krieg in
Frankreich endigte noch in dem nämlichen Jahre und
es blieben daselbst nur 5000 Mann Sachsen zum Beob-
achtungsheere zurück. Von der Kriegskostenentschadigung,
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Sachsen Sachsen England Frankreich Sachsen
202
übernahm, und dasselbe mit 8000 Mann eigener Krieger
verstärkte. Dieser Feldzug kostete dem armen Sachsen
wieder unermeßliche Summen und brachte doch weder irgend
einen Vortheil, noch Ehre, denn der Kurfürst verlor, wie-
wohl ohne seine Schuld, am 27. August die blutige Schlacht
bei Olasch und legte darauf den Heeresbefehl nieder.
Lausende seiner Landeskinder und der saure Schweis des
armen Landmanns waren abermals für eine fremde Sache
geopfert. Dadurch hatte aber Friedrich August die
Hoffnung auf die Erwerbung einer Königskrone gewonnen,
die, als er sie endlich um einen nur zu theueren Preis er-
kauft hatte, weder Glück noch Größe gewährte, doch dem
Lande schwere, blutig sauere Opfer kostete.
Während der Kurfürst in Ungarn focht, war am 17.
Juni 1696 durch den Tod des berühmten Johann So-
bieski der polnische Königsthron erledigt worden und
dem Hause Oeftreich war alles daran gelegen, es zu be-
wirken, daß nur ein ihm befreundeter Fürst die Krone Po-
lens erhielt. Dazu paßte Niemand besser, als Kurfürst
Friedrich August, mit dem wahrscheinlich längst der
Plan dazu in Wien verabredet, und die Zustimmung be-
freundeter Mächte, als Rußland, England und Bran-
denburg gewonnen war. Der Wunsch, eine Königskrone
auf sein Haupt zu setzen, war bei dem jungen thatkräftigen
Fürsten sehr natürlich , da er auf seinen Reisen mit vielen
gekrönten Häuptern Freundschaft gestiftet hatte, von allen
schon seiner persönlichen Eigenschaften wegen als ihres
Gleichen aufgenommen war. Auch war ja schon^ sein Bru-
der von seinem Großvater, dem Könige von Dänemark,
für einen Nachfolaer von Norwegen und Dänemark
für den Fall des Aussterbens der königlichen Familie erklärt
worden. Er bewarb sich also ernstlich um die polnische
Krone und sandte seinen Oberst von Flemming nach
Warschau, um die Polen für seine Wahl zu stimmen.
Daselbst hatte König Ludwig Xiv. von Frankreich
durch große Versprechungen eine Partei für den Prinzen
von Conti geworben, Flemming aber überbot die fran-
zösischen Versprechungen, und was mehr wirkjam war,
leistete sogleich baare Zahlung. Noch war ein Umstand ein
großes Hinderniß der Wahl, denn kein protestantischer Fürst
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Extrahierte Personennamen: August Friedrich Friedrich August Johann Friedrich_August Friedrich August Ludwig_Xiv Ludwig Conti
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Olasch Ungarn Wien England Dänemark Norwegen Warschau Frankreich
168
Zweite.periode der neueren Geschichte.
die Schweden sengend und brennend ins Land ein und schlugen den
unglücklichen Bewohnern neue Wunden. Die Mark glich einer Einöde.
Die Regie- Da starb Georg Wilhelm (1610) und hinterließ seinem Sohne Friedrich
”9 ^!'bi Wilhelm, dem großen Kurfürsten, ein armes, entvölkertes und wenig
Helms, des beachtetes Land. Allein grade solch ein wackerer Erbe konnte der zer-
^Ofürsten"^ störten und verlassenen Mark wieder aufhelfen. Schwarzenberg wurde
(1640—1688) zum zweiten Male entlassen, und Friedrich Wilhelm schloß sich wieder
den Schweden an. Zunächst rüstete er ein tüchtiges Heer aus und er-
warb die Unabhängigkeit Preußens von Polen und Schweden. Dann
betheiligte er sich am Kriege Hollands gegen Ludwig Xiv. und auch
an dem deutschen Reichskriege gegen denselben, obwohl Oestreich ihn
vorher im Stiche gelassen und verrathen hatte, di ist bereits oben
erzählt worden, wie Ludwig Xiv. dem großen Kurfürsten damals die
Schweden auf den Hals schickte und diesen die Niederlage bei Fehr-
bellin (1675) bereitete (S. 138). Im Frieden zu St. Germain en
Lahe mußte er zwar die gemachten Eroberungen wieder herausgeben,
aber er erhielt doch einige Entschädigung an Geld und Land. Damit
schloß Friedrich Wilhelm seine kriegerische Laufbahn und widmete fortan
seine ganze Thätigkeit dem Glücke und der Wohlfahrt seines Landes,
so daß er sich die Liebe und Ehrfurcht seiner Zeitgenossen, die Be-
wunderung der Nachwelt erworben hat. Mit richtigem Blicke sah er
ein, daß er seinem Lande neue Arbeitskräfte zuführen müsse, und als
Ludwig Xiv. Unduldsamkeit den Protestanten den heimathlichen französi-
schen Boden nicht länger gönnte, nahm er 20,000 derselben in sein
Land aus und half durch deren Regsamkeit und Gewerbfleiß der Armuth
des eignen Vaterlandes glänzend wieder auf. Seinem Sohne hinterließ
er ein glückliches, schuldenfreies Land und einen Staatsschatz von
700,000 Thlrn. Der große Kurfürst war ein unverzagter, tapferer,
gerechter und gottesfürchtiger Herr, der den Grund zu Preußens Macht
und Ansehen gelegt hat; von ihm sagte Friedrich der Große mit Recht:
„Er war Herrscher ohne Land, Kurfürst ohne Macht, Erbe ohne
Erbtheil!"
Friedrich Iii. Sein Sohn Friedrich Iii. (1688—1713) besaß zwar den Geist
^nnnm'/di^ unk ^sta^tcr des großen Vaters nicht, förderte aber durch Annahme
Königswürde der Königswürde und sein thätiges Eingreifen in die damaligen euro-
a"‘ päischen Kriegshändel Preußens künftige Erhebung nicht wenig. Denn
eben durch die Anerkennung der königlichen Würde Preußens von
Seiten des Kaisers und der übrigen europäischen Staaten wurde es
ausgesprochen, daß der brandenburgische Kurfürst nicht mehr bloß ein
Reichsfürst, sondern zugleich ein wichtiges Glied des europäischen
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”9_^!'bi_Wilhelm Friedrich Wilhelm Helms Schwarzenberg Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwig_Xiv Ludwig Oestreich Ludwig_Xiv Ludwig Germain Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwig_Xiv Ludwig Friedrich_der_Große Friedrich Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_Iii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Polen Schweden Hollands Schweden Lahe
755
Holländer hatten gleich eine Einladung an den Prinzen Wil-
helm von Oranien, den Sohn des früher vertriebenen
Erbstatthalters, nach England geschickt, doch nur recht bald
zu ihnen zu kommen, und als unabhängiger Fürst von ihrem
Lande Besitz zu nehmen. Er kam auch sogleich, und hielt am
Isten December unter einem unbeschreiblichen Jubel des Volks
seinen Einzug in Amsterdam. Als er auf den Balkon des
Stadthauses heraustrat, und unten den ganzen Platz mit dem
freudetrunkenen Volke bedeckt sah, das vertrauend und glücklich
zu ihm hinaufschaute, breitete er gerührt die Arme aus, und
wie viele Thränen freudiger Rührung stoffen da nicht! Die
ihm angebotene Königskrone nahm er zwar an, aber er ver-
sprach eine ihn beschränkende Verfassung, weil unter seinen
Nachfolgern leicht einer seyn könnte, der es nicht so gut mit
seinen Unterthanen meinte. Wie brav und weise! Er hat
auch redlich Wort gehalten.
Ehe die Verbündeten nach Frankreich vergingen, mußten
sie die Schweiz auch besetzen. Aber die Schweizer wollten
nicht gern mit Napoleon brechen, und schützten Neutralität
vor. Diese konnten ihnen jetzt, wo Alle froh die Waffen ge-
gen den allgemeinen Unterdrücker ergriffen, nicht bewilligt
werden, und die Verbündeten besetzten das Land, nicht ohne
großen Widerwillen der Einwohner, die lieber in Frieden blei-
den, als etwas zu Beförderung der großen Sache beitragen
wollten. '
Ueberhaupt fehlte es nicht an manchen Beispielen von
Engherzigkeit. Karl Johann, Kronprinz von Schweden, war
nur unter der Bedingung zu den Verbündeten getreten, daß
diese nichts dagegen haben wollten, daß er nach dem Kriege
dem Könige von Dänemark Norwegen entrisse. Jetzt wandte
er sich plötzlich gegen Holstein, und griff die Dänen an. Diese,
auf den Krieg wenig vorbereitet, wurden bald überwältigt,
und mußten am 14ten Januar 1814 einen Frieden in
Kiel schließen, durch welchen Schweden das Königreich Nor-
wegen erhielt, wogegen Dänemark als Entschädigung Schwe-
disch-Pommern und Rügen bekommen sollte. Späterhin
wurde dies dahin abgeändert, daß jene Entschädigungsländer
48»
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Karl_Johann Karl Johann
Extrahierte Ortsnamen: England Amsterdam Frankreich Schweden Dänemark_Norwegen Holstein Kiel
Xiv. Schweden. 219
Andersoll, und Gustav selbst. Dieser nahm 1527
mit der standhaftesten Entschlossenheit den
Bischöfen ihre Schlösser und großen Güter
weg, und richtete den Kirchenstaat nach evan-
gelisch-lutherischen Grundsätzen ein.
z. Eben derselbe befördert nicht nur Manu-
facturen und die Handlung, sondern auch
Künste und Wissenschaften.
Der schwedische Handel befand sich bisher fast
ganz in den Handen der Hanseestadte, wel-
che die Schweden mit allen Bedürfnissen und
Bequemlichkeiten des Lebens versorgten, und
ihre vortrefflichen Producte roh ausführten.
Unter Gustavs Regierung fien'gen aber die
Schweden selbst an, ihre Landeserzeugnisse
zu bearbeiten, und auszuführen.
Auf Künste und Wissenschaften hatten sich bis-
her nur die Geistlichen gelegt, und erst 1477
wurde die hohe Schule zu Upsala gestiftet.
Gustav verbesserte ihre Einrichtung, und zog
auswärtige Gelehrte und Künstler von aller
Art herbey.
Gustav erlangte die Erbfolge für seine ganze
männliche Nachkommenschaft, und regierte
überhaupt mit vielem Ansehen, st. ij6o.
4. Gustavs Theilung veranlaßt innerliche Un-
Gustav theilte das Land unter seine vier Söb- 1557
ne. Erich Xiv, der älteste, der das König-
reich bekam, und sich verschiedene Verdienste
um dasselbe erwarb, war gegen seine Brüder
mißtrauisch, und seine mißtrauische Furcht
artete zuletzt in Wahnsinn aus. Zwar er-
langte er seine Vernunft wieder; aber er
wurde demungeachtet von seinen Brüdern ab-
gesetzt, und mußte im Gefängnisse sterben. ^1568
5. Ei-
ruhen.
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7 Ost
Achter Zeitraum.
dcrjahrigkeit, übernahm von neuem die Regentschaft und
berief zum 1 Mai den Reichstag nach Stockholm. Der
Regent ließ demselben am 9 Mai eine Uebersicht über
den bisherigen Zustand des Reiches >) und das
politische System des e n t t h r o n t e n Königs vor-
legen, worauf die schwedischen Reichsstande in einer Acte 1 2 * 4)
dem vorigen Könige den Gehorsam aufsagten, und
ihn und seine leiblichen, gebohrnen und ungebohrnen,
Erben der Krone und der Regierung Schwe-
dens für jetzt und für immerwahrende Zeiten
verlustig erklärten. Gustav 4 selbst hatte bereits am
29 Marz auf dem Schlosse Zu Gripsholm eine Thron-
entsagungsurkunde s) ausgestellt, worin er erklärte:
„Da Wir überzeugt sind, daß Wir Unsern königlichen Be-
ruf nicht langer fortsetzen und auf eine Unsrer und Unsern
Unterthanen würdige Art Ruhe und gesetzmäßige Ordnung
in diesem Königreiche erhalten und befördern können; so
halten Wir es für eine geheiligte Pflicht, diese Unsre könig-
lichen Verrichtungen aus eigenem Antriebe und frei-
willig durch gegenwärtige Acte niederzulegen, um Unsre
n och übrigen Tage zu r Eh re G ottes zu verle-
den." Diese Acre ward am t0 Mai den Reichsstanden
vorgelegt.
Der Herzog von Südermannland nahm am 6 Jnny die
ihm von den Reichsstqnden angebotene Krone als Karl 13
an 4). Mit Aufhebung aller bis dahin in Schweden/
geltenden Grundgesetze, unter welchen sich auch die Acte
1) Polit. Journal/ iß°9, 2uny, S. 557 ff.
2) E b e n d. S. 6oß ff.
8) Ebend. S. 612 ff.
4) Proclamation des Königs/ Ebend. S. 615 si — Eines Ver-
suchs, die Armee zu bewegen, sich für den abgesetzten König
zu erklären, welchen ein Landrichter in tlpland, Karl son,
am 7 Mai gewagt haben soll, der aber entdeckt und durch
Karlsons Verhaftung vereitelt worden sey, gedenkt Voß in
den Zeiten, December 2309, S. 466.
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Extrahierte Personennamen: Gustav_4 Gustav Karl Karl Karl Karl