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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 48

1906 - München : Oldenbourg
48 11. Kloster Tegernsee. mit herrlichen Gemälden und bereicherte die Stiftsbibliothek mit 450 wertvollen Handschriften. Ein wichtiges literarisches Ereignis bildete die Einrichtung einer Buchdruckerei durch Abt Quirin Ii. (1568—1594). Eine Menge meist asketische, aber auch geschichtliche Werke gingen aus dieser Druckerei hervor. Für den wissenschaftlichen Geist, der im 17. und 18. Jahrhundert noch immer das Kloster Tegernsee beherrschte, zeugen die Lehrer und Professoren, die, Tegernsee entstammend, uns fast überall an den bayerischen Gymnasien und hohen Schulen begegnen, während es selbst wiederum fremden Schülern und Gelehrten jederzeit edle Gastfreundschaft gewährte und ihnen seine literarischen Schätze zur Verfügung stellte, wie z. B. (1683) dem berühmten Geschichtschreiber Mabillon oder (1717) dem gelehrten Bernhard Pez. Man braucht nicht lange zu fragen, ob wohl ein für Wissenschaft so hochbegeistertes Kloster wie Tegernsee auch der Bildung des Volkes durch Errichtung und Unterhalt von Volksschulen Rechnung getragen hat. In Holz-kiichen treffen wir bereits 1433 einen Jörg Rautter als „Schulmeister", 1494 einen solchen namens Pierochs, 1460 in Tegernsee selbst den „Schulmeister" Wilhelm Schwalb; 1500 finden wir eine Schule in Egern, 1514 eine Schule iit Krenth, 1520 eine solche in Gmund bezeugt. Holzkirchen, Egern, Kreuth, Gmuud waren Tegernseeische Kirchorte; das Kloster unterhielt dort nicht nur die Schulhäuser und Lehrer, sondern kam auch noch größtenteils für den Bedarf an Lehrmitteln auf. Am 17. Oktober 1753 beging Tegernsee das tausendjährige Jubiläum seiner Stiftung. Es sollte das letzte Jubiläum sein, das dort gefeiert wurde. Der Geist der Aufklärung, 5er in Frankreich zur Revolution und zum Königsmord getrieben, hatte auch in Bayern feinen Einzug gehalten. Im Frühjahr 180o teilte das Kloster Tegernsee mit den übrigen bayerischen Klöstern das Schicksal der Aushebung und ward mit all seinen Besitzungen zum Staatseigentum erklärt. Die Gebäude wurden teils abgetragen teils mit den übrigen Habseligkeiten versteigert. Die Klosterbibliothek, welche damals 60000 Bände, darunter allein 2500 Handschriften und Erstlingsdrucke zählte, wurde aufgelöst. Wichtigere Bestandteile derselben kamen nach München und Landshut. Die Mönche zerstreuten sich um in der Welt draußen teils als Lehrer teils als Seelsorger einen Wirkungskreis zu finden. So ward der Stiftung Dtfars und Adalberts nach einer ruhmvollen Vergangenheit ein tragisches Ende bereitet. Nur St. Quirins Münster war der Zerstörung entronnen. Inmitten eines weltlich-bunten Treibens, das sich heute an Tegernsees Usern abspielt, blieben seine Türme fast die einzigen hochragenden Zeugen einer tausendjährigen Kultur, welche hier für einen weiten Gau unseres Vaterlandes ihren wirtschaftlichen und geistigen Mittelpunkt gefunden hatte und deren Geschichte auss engste verknüpft ist mit der Geschichte der bayerischen Klöster nicht bloß sondern auch mit der Geschichte unseres ganzen altbayerischen Landes.

2. Aus Deutschlands Urgeschichte - S. 175

1908 - Leipzig : Quelle & Meyer
175 arbeitete Boote, Knoten von Haus- und Iagdtieren, Tonscherben und eiserne Waffen und Geräte angetroffen. Der Pfahlbau mutz ein heidnisches Heiligtum gewesen sein, das von der umwohnenden Bevölkerung in (Ehren gehalten wurde, bis in der Zeit Heinrichs Ii. christliche Glaubensboten den Tempel verwüsteten und die alten Götter in den Sumpf versenkten. — Ungezählte Jahrtausende haben wir an unserem Rüge vorüberziehen lassen. Sie bedeuten für die Entwicklung des Menschengeschlechtes mehr als die verhältnismäßig kurze Zeit, die von den ältesten schriftlichen Aufzeichnungen bis jetzt verflossen ist und deren Ereignisse die Weltgeschichte behandelt. Rls der Mensch die ersten kindlich einfachen Bilder, die Urahnen der späteren Buchstabenschrift, in die Felswand eingrub, die ihm, den lebenden und kommenden Geschlechtern Zeichen der (Erinnerung an kriegerische Taten, glückliche und erlebnisreiche Iagdzüge, reiche (Ernten und andere wichtige Ereignisse sein sollten, da war sein Sieg über die Schöpfung schon entschieden. Rber selbst vor den Zeiten ruhigeren Zusammenlebens in der jüngeren Steinzeit und der älteren Metallzeit dehnen sich Jahrtausende, in denen unzählige Geschlechter die Grundlage unserer herrschenden Stellung auf Erden schufen. Rus den von Wasser triefenden zähen Lehmschichten der höhlen, aus uralten Rbfallhaufen, unter Stein und Sand oder tief in Mooren verborgen, lesen wir das Fig. 170. Altslavisches Götterbild. Stein. (Weigel, Archiv f. Anthropol. Xxi.)

3. Ueber Vaterlandsliebe im Kulturleben der Völker - S. 21

1877 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
— 21 — aber dabei auf einen ähnlichen Irrweg maßloser Herrschaftsideen zurücksank. Ebenso gebar freiheitliche, christlich-deutsche Vaterlandsliebe die Reformation, welche, wie man sie auch nach verschiedenen Gesichtspunkten hin Beurtheilen mag, an kulturhistorischer Bedeutung offenbar nur von der Gründung des Christenthums selbst überboten wird. Bon da ab hat unser Volk, nachdem so das einheitliche Kirchenband, welches, wenn auch mühsam, die einzelnen staatlichen Schöpfungen des desorganisirenden deutschen Individualismus und Partikularismus bis dahin noch einigermaßen zusammengehalten hatte, zerrissen, und unterbes in scharfem Gegensatz dazu eine Erstarkung anberer europäischer Staaten eingetreten war, nur noch ein politisches Scheinleben geführt und einen in seiner Langwierigkeit erst recht verhängnisreichen Todeskampf gekämpft. Dem begeisterten Liede Walther's von der Vogelweibe zum Lobe des deutschen Vaterlandes und der beutfchen Vaterlandsliebe war, wie hier im Elsaß Moscherosch, so im Osten Logau über Deutschlanbs Versall flagenb gegenüber getreten: „Die Alten konnten fröhlich fingen Von tapfern dentschen Heldendingen, Die ihre Väter ausgeübt: Wo Gott anch nns je Kinder gibt, Die werden unsrer Zeit Beginnen Behenlen, nicht besingen können." Zwar zeigten sich nach einiger Zeit Erscheinungen, welche hossen ließen, daß die geistige Nacht, welche sich in Folge des breißig-jährtgen Krieges über Deutschland gelagert hatte, allmählich ver-schwinben würde, allein Deutschland als Staat war eigentlich nicht mehr vorhanben, sogar jedes Vaterlanbsgefühl war abhanben gekommen. Währenb der phantastische Klopstod: auf Grund der bekannten Berichte des Tacitus und der Mythen der jünger« Ebba sich ein ibeales bentsches Vaterlanb schuf, äußerte der kritische Lessing um biefelbe Zeit Gleim gegenüber mit bürren Worten, er habe von der Liebe zum Vaterlanbe keinen Begriff, sie scheine ihm höchstens eine für ihn leicht entbehrliche heroische Schwachheit, und er sprach sogar den Deutschen seiner Zeit förmlich die Nationalität ab, nicht so sehr im Hinblick auf die politische Verfassung als vielmehr den sittlichen Charakter.

4. Teil 2 - S. 287

1882 - Leipzig : Brandstetter
Die ältesten deutschen Zeitungen. 287 Warhafstige Zeitung. Von den Gottlosen Hexen, auch Ketzerischen und Teufels Weibern, die zu des heyligeu Römischen Reichsstatt Schlet-stat im Elsaß, auff den zwey und zwentzigsten Herbstmonats des verlauffe-ueu siebentzigsten Jars, von wegen ihrer schentlicher Tenffelsverpflichtnng verbrent worden. Sampt einem knrtzen Extract und außzug etlicher Schafften von Hexerey zusammen gebracht. Durch Reuhardum Lutz Erythropoli-tanum. M.d.lxxi. Getruckt zu Fraucksurt am Mayn. Was die äußere Ausstattung solcher Zeitungen betrifft, so waren sie meistenteils mit Holzschnitten geziert, vorzugsweise aus dem Titel. Außer oft wirklich künstlerisch schönen Randleisten gab es da Wappen in Holzschnitt oder auch Darstellungen, die eigens für die betreffende Zeitung geschnitten waren. Da gab es gewappnete Männer, Landsknechte, brennende Städte, Festungsansichten u. dgl., je nach dem Inhalt der Zeitung. Nicht selten wurde ein Holzschnitt bei einer später erscheinenden Zeitung wieder verwendet. Von besonderem Interesse sind die Holzschnitte, welche Mißgeburten, Wunder-Erscheinungen am Himmel n. dgl. darstellen. Es begegnen da z. B. ein Kind mit vier Händen und vier Füßen; oder: Ein Mann neben einem gesattelten weißen Roß, einen Hund an der Leine haltend, darüber ein Regenbogen, oben die Sonne, über welche sich ein Kübel mit Blut ergießt, daneben ein fliegender Adler ohne Füße; oder: Drei Sonnen, darunter eine Stadt; oder: Der Verfasser selbst ist dargestellt, wie er einem mit dem Wagen durch den Wald fahrenden Bauer die Erscheinung eines weissagenden Kindes erzählt, das ebenfalls abgebildet ist. Auf dem Titel einer Zeitung, die von einem seltsamen Meerwunder berichtet, das 1564 „im Land Bresilia bey der Statt Sautes auß dem Meer Herfür gethan und daselbst von den Jnnwohnern umbgebracht worden", ist das Meerwunder dargestellt, auf welches zwei Wilde mit Pfeilen schießen, während links einer mit dem Schwert es durchstößt. Auf einer Zeitung vom Jahre 1571, die von einem in Polen am Himmel gesehenen Wunderlichen berichtet, erblickt man brennende Häuser, auf die Feuer vom Himmel fällt, während geharnischte Ritter in der Luft kämpfen. Zeitungen der Art, wie wir sie hier für das 16. Jahrhundert beschrieben haben, fanden auch in dem folgenden Jahrhunderte noch ihre Fortsetzung. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts bilden namentlich die Ereignisse des dreißigjährigen Krieges, in der letzten die Kriege Ludwigs Xiv. den politischen Inhalt dieser Flugschriften. Jedoch macht sich gegen das Ende des Jahrhunderts hin bemerklich, daß die Politik mehr und mehr aus den Flugschriften verschwindet, weil die politischen Angelegenheiten jetzt in den periodisch erscheinenden Zeitungen ihre Vertretung fanden, während dagegen Nachrichten von Mordthaten, Ungewittern, Himmelszeichen u. dgl. noch im 18. Jahrhunderte in Flugblättern verbreitet wurden, die selbst in der äußeren Ausstattung denen des 16. Jahrhunderts ganz ähnlich

5. Das Alterthum - S. 22

1876 - Berlin : Weidmann
22 Ursitze der Arier. 0, Die Arische Volksgruppe. § 27. Ursitze der Arier. Bitter Theil I. A. v. Humboldt, Centralasien. Wo das kleinere Hochland Vorderasiens mit dem grösseren Hinterasiens zusammentrifft, am Hindukusch und Imaus (Pamir) erhebt sich an den Quellen und dem oberen Lauf des Amu-Darja (Oxos) ein weidenreiches Hochland, kühl und waldig, in den Thälern zu Ackerbau geeignet, weiterhin jedoch von Wüsten und Steppen umschlossen, wo glühende Hitze mit Sandwirbeln im Sommer und schneidende Kälte mit Schneestürmen im Winter wechseln. Dieses Hochland war der alte Sitz der Arier, die sich von hier aus südöstlich, südlich und westlich verbreitet haben. Die Bewohner waren Jäger, Hirten und hatten auch bereits die ersten Anfänge des Ackerbaues. Wir erkennen dies aus der vergleichenden Sprachforschung: gemeinsam sind allen arischen Völkern Götteranschauung und Götternamen; ferner die Bezeichnung des Seins (des verbum subst.), der Hauptthätigkeiten, der einfachsten Verwandtschaftsgrade, ferner die wichtigsten Benennungen, die das Hirtenleben, den Häuserbau, das Schmieden, die Waffen, den Wagen, auch Ehe und Zahlen betreffen. Ihre Religion war, wie die der Hamiten und Semiten, eine Naturreligion, die gleichfalls den Gegensatz von Erde und Himmel, dann aber besonders den von Licht und Finsterniss, Regen und Dürre hervorhebt; aber sie war züchtiger und erhabener, als jene. Die Arier haben sich als Inder und Perser imeder, Baktrer) in Asien, als Griechen-Römer (Jonier, Yavanen), Kelten, Germanen und Slaven nach Europa, und später, zuerst als Ansiedler, dann als Herrscher, über alle Welttheile verbreitet ; die grössten Cultur Völker, welche die Geschichte kennt, gehören ihnen an. § 28. Die Ar ja in Indien. I. Die Veda übersetzt von Aufrecht (lat.), L an gloia (franz.), Wilson (engl.). Mahabharata deutsch übers, (theilweise) von Bop p, Holtzmann (die Kuruinge). Eückert (Nal und Damajanti). Eamajana iibers. ttlieilw.) von A. W. Schlegel. M u,i r, Sanskrit texts. Weber, Ind. Literaturgesch., Ind. Stud. etc. Max Müller, hist, of Sanskrit liter. Both. Herodot Ix, 98—106. Arrian, Anabasis, Iv—vi. Diodor Ii. Strabo Xv, 1. Ktesias. Ii. Lassen, ind. Alterthumskunde. Bonn 1s47. 3 B. Bohlen, Das alte Indien. Königsberg 1830. 2 Th. A. Weber, Indische Studien Im!) ff. 8 Bände. Derselbe, Akadem. Vorlesungen über ind. Literaturgesch. Duncker Ii. Iii. Ritter Iv, 1 u. 2 (Baud V u. Vi). v. Klöden, Handbuch Iii. Daselbst auch die einschlagende geogr. u. Reiseliteratur. Zur Erinnerung a. d Eeise des Prinzen Waldemar v. Preussen nach Indien 1844—4«. Hofmeister, Briefe aus Indien. H. Schla-gintweit, Beisen in Indien und Hochasien. Von dem Gebirgsknoten Vorder- und Hinterasiens südöstlich ziehen sich in drei mächtigen Parallelketten die höchsten Berge der Welt, die des Himalaja, (26—28000'). Zwei mächtige

6. Bilder zur Kunstgeschichte der neueren Zeit - S. 25

1910 - Breslau : Hirt
47. Jacob van Ruisdael, Ter Waiierfall. Idie das Genrebild, so ist auch das Landschaftsbild aus dem religisen An-dachtsbilde abgeleitet, indem gesunder Wirklichkeitssinn die umgebende Natur in ihre Rechte einsetzte und den Vor-gang der heiligen Geschichte, der sich, wie etwa die Flucht nach gypten, im Freien abspielte, zuerst zur Bedeutungs-losigkeit herabsinken und endlich ganz verschwinden liefe. In Holland zuerst gewann die Landschaft selbstndige Be-beutung. Auch sie fute hier fest auf dem heimischen Boden. Gleich den Venezianern (vgl. Ii, S. 45) gab hier berdies die von der Seeluft getrnkte Atmosphre der Kunst eine Flle von Luft- und Lichtproblemen auf, denen sie mit grter Liebe nachging Der berhmteste hollndische Landschafter Jaeob van Ruisdael zeichnet sich auerdem durch eine tiefpoetische Emp-findung aus, die sich gerne auch im flieenden, rauschenden Wasser aus-spricht (47). Ganz auf die See versetzt uns Willem van der Velde. Sein Kanonenschu"' (48) ist gleichsam ein Nachklang des hollndischen Befreiungskrieges. Tas stoffliche Interesse wird jedoch berwogen durch die neue Aufgabe, welche der mchtig hervorquellende Pulverdampf mit seinen Reflexen auf der spiegelnden Wasserflche und seine Vermischung mit der atmosph-tische Luft dem Knstler stellt. 48. Willem van der Velde, Ter Kanonenschu. Nach Originalaufnahme von Franz tzanfstaengl, Mnchen. 25

7. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 227

1906 - Leipzig : Dürr
Preuens Fall und Erhebung 227 Sinne hatte und wie sie noch heute zum Segen des Vaterlandes blhend gedeiht. Wir knnen Schleiermacher aber auch als den Vater unserer religisen Wiedergeburt bezeichnen. Das religise Leben in Preußen hatte unter der Flachheit und Trockenheit des Rationalismus, ebenso sehr aber auch unter den engherzigen Maregeln des berzeugungszwanges und den betrgen-schen, auf den Aberglauben berechneten Bestrebungen geheimnisvoller Ge-sellschasten und Persnlichkeiten schwer gelitten. Der religisen Verwirrung war religise Gleichgltigkeit gefolgt. Vergebens hatten glaubensstarke Prediger, Schleiermacher an der Spitze, ihre Stimme erhoben. Erst als der Herr ein Strafgericht ohnegleichen sandte, erst da hrte das Volk Gottes Stimme, die durch den Mund seiner Diener zu ihm sprach. Diese Diener aber waren auch andere geworden. Sie hatten sich abgewendet von der seichten Moraltheologie des Rationalismus und waren wieder herabgestiegen in die Tiefen des christlichen Glaubens. Sie hatten, von Schleiermacher angeregt, die Person des Heilandes wieder in den Mittel-punkt des religisen Lebens gestellt. Es war eine reiche und kstliche Ernte, die Schleiermacher am 28. Mrz 1813 beschieden war. In der Predigt, die er an diesem Tage nach Verlesung des kniglichen Aufrufes an seine Gemeinde richtete, da hielt er diese Ernte. Wie bebte sein Herz vor frommer Dankbarkeit, wenn er zurckschaute auf die zwar harte, aber so segensreiche Leidensschule von 1806 bis 1813, wie leuchtete in seiner Seele die freudige und glubige Hoffnung, wenn er vorwrts schaute auf den heiligen Krieg, zu dem sein Volk begeistert sich erhoben hatte. Es ist bezeichnend fr den Geist der Zeit, da Philosophen und Theologen von glhender Begeisterung erfllte politische Reden hielten, damals gleichbedeutend mit patriotischen Reden, und da politische Dichter wie Rckert, Arndt, Krner und Schenkendorf Kirchenlieder und geistliche Sonette dichteten. Niemals ist uns die innere Verwandtschaft von Reli-gion, Wissenschaft, Kunst und Politik deutlicher bewiesen worden, niemals hat das gemeinsame Band des Idealismus sie schner miteinander ver-bunden als damals. In den Dichtern der Besreignngskriege trat die Macht auf, die gleich dem Sturmwinde die Flamme brausend sucht". Was in allen Herzen brannte, sand in ihren Dichtungen Ausdruck; was die groen Geister entzndet hatten, wurde durch sie zur ungeheuren Flamme angefacht. Und als wollte sie im Wehen mit sich fort der Erde Wucht reien in gewaltiger Flucht, wchst sie in des Himmelshhen riesengro." Selbst ein Mann wie Napoleon mute dieser Gtterstrke" weichen. Die Worte Fichtes und Schleiermachers waren nur einem Teile des Volkes zugnglich und konnten auf die breiten Massen nur mittelbar wirken; aber diese poetischen Bltter wirbelten durch das ganze Land, die 15*

8. Aus dem Altertum, dem Mittelalter und der Reformationszeit bis zum Dreißigjährigen Kriege - S. 247

1903 - Leipzig : Dürr
Die Vorboten der deutschen Reformation 247 3. Die Entstehung einer neuen Wissenschaft und Kunst in Humanismus und Renaissance. a) Der unkirchliche italienische Humanismus mit seinen stnnlich-ästlie-tischen Interessen. Dante, Petrarka, Boccacio. Florenz und die Medici. b) Der ernstere deutsche Humanismus mit seinen ethischen und nationalen Interessen. Reuchlin. Erasmus von Rotterdam. Ulrich von Hutten. Die Universität Erfurt. c) Die italienische Renaissance der bildenden Künste. Plastik: Michelangelo. Malerei: Michelangelos Fresken, Raffaels Madonnenbilder, Fresken und Kartons, Leonardo da Vincis heiliges Abendmahl, Corregios Nacht und Tag, Tizians Zinsgroschen. Baukunst: Peterskirche. B. Quellen. Hinsichtlich der Quellen zu 1 und 2 vgl. § 34. 1. Zur Charakteristik des Humanismus bieten unsre Quellenbücher — z. T. mit Recht — nichts. Zu verweisen wäre auf „Das Lob der Narrheit" des Erasmus, einem von Hans Holbein mit Holzschnitten geschmückten Büchlein, in dem die Laster und Schwächen der Menschheit im Gewände der Narrheit auftreten und vom naturwüchsigen Volksverstand aus verspottet werden, insbesondere die faulen, geist- und sittenlosen Kleriker. Mit welch grimmem Hohn und bittrem Spott Erasmus die Mönche überschüttet, ist schwer zu schildern. Ihre Unwissenheit sei so groß, daß sie es für den Gipfel der Frömmigkeit hielten, nicht einmal lesen zu können; all ihr Bemühen gehe nicht etwa darauf hinaus, daß sie Christo ähnlich, sondern untereinander möglichst unähnlich seien. Aberglaube, Überhebung, Heuchelei und Verleumdung sei bei ihnen zuhause. Wenn sie nur unter der Kutte soviel Frömmigkeit wie Wärme hätten! Wichtiger noch — für das Quellenbuch aber desto ungeeigneter — sind die epistolae ob-scurorum virorum. Einen Einblick in die ungefüge Heftigkeit und schneidende Schärfe humanistischer Polemik gewähren endlich Huttens Dialoge. Seitdem Hutten (geb. 1488, gest. 1523) der Klosterschule zu Fulda, ein halber Knabe noch, entronnen war, beseelte ihn heißer Haß wider das pfässische Unwesen der Zeit. Wiederholt hat er ihm in glühenden lateinischen Versen und Jnvektiven Luft gemacht. Im Vordergrund stand dabei sein nationalpatriotisches Gefühl. Hutten sah in der Pfaffenherrschaft nichts anderes, als eine frevelhafte Aussaugung des deutschen Volkes durch Rom. Der Kampf gegen Rom stand seitdem im Mittelpunkt seiner

9. Lebensbilder aus der Vaterländischen Geschichte und Deutsche Sagen - S. 33

1905 - Leipzig : Hirt
Iii. Bilder aus der Geschichte des Mittelalters. 33 Rudolf von Habsburg. Ausgebrannt vom Strahl der Sonne „Lange suchten wir nach Wasser Seufzet rings das dürre Land; weit umher in diesem Land; Alle Quellen sind vertrocknet Doch kein Tropfen war zu finden Itt dem glühend heißen Sand. In dem glühend herßen Sand. Lechzend liegt die matte Herde Die vergebne Müh' zu enden, Auf der schattenlosen Lrde. wollten wir uns rückwärts wenden. weit gespalten, aufgerissen Sieh, da fanden wir im Schatten Ist der Boden allumher, Ruhend eine Schnitterschar, wolkenlos der ganze Himmel, Die sich, müde, laben wollte Still die Luft und heiß und schwer, An dem Kruge, kühl und klar. Und der Wald mit welkem Laube weil sie selbst vom Durste litten, Steht bedeckt mit weißem Staube. war vergebens unser Bitten. Sieh da reitet durch die Steppe Doch als unsre Schwerter drohten: Kampfgerüstet eine Schar, Gebt uns Wasser oder Blut, Rudolf zieht, der Deutsche Kaiser, Gaben sie uns bleich und zrtternd Wider König Ottokar. Gern ihr selten, teuer Gut; von dem Durste matt und heiser, was wir fo erbeutet haben. Hust nach Wasser jetzt der Kaiser. Möge dich, o Kaiser, laben." Und zwei Heiter eilen jauchzend Als der Kaiser dies vernommen, Zu dem Kaiser hin im Flug, Zog mit unmutvollem Bück halten freudig hocherhoben von den glühend heißen Lrppen Kühlen Wassers einen Krug, plötzlich er den Krug zurück: Und den Becher rasch ibm füllend, „Nimmer soll den Durst nur stillen, Sprechen sie, ihr herz enthüllend: was sie gaben wider wtllen! Bei der (Ehre meiner Krone, Gebt zurück der Armen Gut! Keinen Tropfen mag ich kosten, Brennt wie Feuer auch mein Blut; wenn beraubt die Armen dürften, Ziemt zu trinken nicht dem Fürsten." w ° (Sutoo Gorres. Die Buchdruckerkunst. Bis zum Jahre 1452 wurden alle Bücher geschrieben. Die alten Römer ließen durch geübte Sklaven die Bücher abschreiben. Einzelne, die aus dem Buchhandel ein Geschäft machten, hielten eine ganze Reihe von Abschreibern. Diese saßen alle in einem großen Saale zusammen; einer diktierte, und die übrigen schrieben nach. Während des Mittelalters haben die Mönche mit zierlicher Handschrift die Bücher geschrieben. Natürlich waren die mit so vieler Mühe hergestellten Bücher teuer und selten. In den Schulen waren nur wenige Exemplare eines Lehrbuches vorhanden. Der Lehrer sagte einen Satz und ließ ihn so lange wiederholen, bis die Schüler ihn auswendig wußten. Dah Gedächtnis wurde durch diese stete Übung sehr gestärkt. Die Mönche schrieben meist für Schulen und Gelehrte. Am Ausgange des Mittelalters wollten auch die Bürger der reichen Städte Bücher haben. Deshalb hatte sich ein eigner Stand von Abschreibern Dahmen, Lebensbilder und Sagen. 3. 9tufl B

10. Deutsche Geschichte vom Ausgange des Mittelalters - S. 76

1910 - Berlin : Singer
- 76 - Geschmackes befangen; erst als er in Straßburg seine Studien fortsetzte, die Bekanntschaft Herders machte, und in jene geistige Strömung geriet, die in der deutschen Literaturgeschichte als die Zeit des Sturmes und Dranges fortlebt, begann sich sein eigentümliches Genie zu entfalten. Dieser Sturm und Drang, so genannt nach dem Titel eines Dramas, das Goethes Jugendfreund Klinger verfaßt hatte, war eine Art geistiger Revolution, deren Träger freilich — bis auf Goethe und ihrem späten Nachzügler Schiller — alle verschollen sind, ein Brausen und Gären der Gemüter, aber doch nur ein ferner Widerschein der Sonne, die im Westen aufzugehen begann, eine Bewegung, kräftig zugleich und sentimental, aber nicht bodenständig und deshalb zu schnellem Absterben verurteilt. Ihrer Kraft wie ihrer Sentimentalität hat Goethe feinen Zoll entrichtet: in dem Drama Götz von Berlichingen und in dem Roman von den Leiden des jungen Werther. In der Gestalt des spitzbübischen Ritters, der im Bauernkriege die aufständischen Bauern verraten hatte, sah Goethe den sittlichen Revolutionär, der mit eiserner Faust sich selbst half, wo die erstarrten Satzungen des geschriebenen Verstands versagten. Es war ein schlagender Beweis dafür, wie sehr den Deutschen die Ueberlieferungen ihrer (Beschichte abgerissen waren, aber es war auch ein bewundernswertes Zeugnis für die geniale Kraft des Dichters, der aus den wallenden Nebeln ein künstlerisches Bild zu gestalten wußte, das von einer Fülle atmender Gestalten belebt war. In den Leiden des jungen Werther aber befreite sich Goethe von dem ungesunden Ueberfchwange der Empfindungen, der die Zeit des Sturmes und Dranges kennzeichnete. Aus den Helden des Romans lud er ab, was ihn selbst peinigte, was an der Bewegung der Zeit krank und ungesund war. An den Busen der Natur riß der Dichter ein verbildetes Geschlecht: in keinem Kulturdichter hat die Natur je so unmittelbar gelebt, wie in Goethe; er schildert nicht ihre Erscheinungen, sondern in seinen Dichtungen dampft die Erde, leuchtet die Soizne, funkeln die Sterne, rauscht das Meer. Die Leiden des jungen Werther hatten einen ungeheuren Erfolg; ein Produkt der zeitgenössischen Sentimentalität, wurden sie zugleich ihr Heilmittel. Dennoch aber drohte dies unvergleichliche Genie ein Opfer der deutschen Misere zu werden. Lessings kräftigen Abscheu vor dem höfischen Leben hat Goethe nie gekannt; er folgte im Jahre 1775 gern dem Rufe des jungen Herzogs Karl August
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