117
Schimmernd um die Göttin, hatten stolz
Mit Laube der Eiche die Schläfe sich bekränzt.
4. Den Gedanken, die Empfindung treffend und mit Kraft,
Mit Wendungen der Kühnheit zu sagen, das ist,
Sprache des Thuiskon, Göltin, dir,
Wie unseren Helden Eroberung, ein Spiel.
5. O Begeistrung! Sie erhebt sich! Feurigeres Blicks
Ergießet sich ihr Auge, die Seel' in der Glut!
Ströme! Denn du schonest des umsonst,
Der, leer des Gefühls, den Gedanken nicht erreicht.
6. Wie sie herschwebt an des Quells Fall! Mächtiges Getön,
Wie Rauschen im Beginne des Walds, ist ihr Schwung.
Draußen um die Felsen braust der Sturm;
Gern höret der Wandrer das Rauschen in dem Wald.
7. Wie sie schwebet an der Quelle! Sanfteres Getön,
Wie Wehen in dem tieferen Wald, ist ihr Schwung.
Draußen um die Felsen braust der Sturm;
Gern höret im Walde der Wanderer das Wehn.
8. Die der Fremdling nicht entweiht (Teutonien erlag
Rur Siegen, unerobert), o Freiere, dich
Wagte der Geschreckten Fessel nicht
Zu fesseln. Die Adler entflogen, und du bliebst,
9. Die du wärest. An dem Rhodan klirret sie noch laut,
Die Kette des Eroberers, laut am Iber.
Also, o Britanne. schallt dir noch
Der Angel und Sachse mit herrschendem Geklirr.
10. So bezwang nicht an des Rheins Strom Romulus' Geschlecht.
Entscheidungen, Vergeltungen sprachen wir aus,
Rache, mit des Deutschen Schwert und Wort.
Die Kette verstummte mit Varus in dem Blut.
11. Die dich damals mit erhielten, Sprache, da im Forst
Der Weser die Erobererkette versank,
Schweigend in der Legionen Blut
Versank, sie umhüllt die Vergessenheit mit Nacht.
12. Ah, die Geister der Bardiete, welche sie zur Schlacht
Ertöneten dem zürnenden Vaterlandsheer,
Folgen mit der Todeswunde dir!
Ha, Norne, dein Dolch! Wirst auch diesen, so sie klagt
13. Die Vertilgten, du vertilgen? — Bilder des Gesangs,
Ihr Geister, ich beschwör' euch, ihr Genien, lehrt,
Führet mich den steilen, kühnen Gang
Des Haines, die Bahn der Unsterblichkeit hinauf!
14. Die Vergessenheit umhüllt', o Ossian, auch dich.
Dich huben sie hervor, und du stehest nun da,
Gleichest dich dem Griechen, trotzest ihm
Und fragst, ob, wie du, er entflamme den Gesang.
15. Voll Gedanken auf der Stirne höret' ihn Apoll
Und sprach nicht, und gelehnt auf die Harfe Walhalls,
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TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
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305
Was heißt das? Ist die Gesundheit in der Nahrung und der Wohl-
geschmack im Apfel? Offenbar nicht, das sieht auch der gesunde Menschen-
verstand, sondern in dem, der ihn ißt; in dem Apfel ist nur etwa eine
Kraft, den Geschmacksinn so zu afsizieren. Wir nennen den Zucker süß;
liegt die Sache hier anders? Vielleicht wird die gemeine Vorstellung
hier bedenklich: der Zucker ist doch wirklich selber süß. — Freilich ist er;
aber was bedeutet das? Wenn ihr genauer zuseht, doch nicht anderes als:
wenn er auf die Zunge kommt, schmeckt er süß. Wenn er nicht süß
schmeckte, würdet ihr nicht sagen, er sei süß. Das Schmecken aber ist
doch wieder nicht in dem Zucker, sondern in euch; in ihm mag eine Kraft,
eine Beschaffenheit fein, welche macht, daß ihr diesen Geschmack habt.
Gäbe es überhaupt keine Zunge, so schmeckte auch nichts weder süß noch
bitter, so gäbe es Süßigkeit und Bitterkeit überhaupt nicht auf der Welt.
Uud dasselbe wird nun auch von den Qualitäten gelten, welche Auge
und Ohr wahrnehmen. Gäbe es kein Ohr, so gäbe es keine Töne, wäre
kein Auge, so wären Licht und Farben nicht. Den Dingen kann man nur
eine Beschaffenheit oder eine Kraft zuschreiben die Sinnesorgane so zu
erregen, daß in dem Bewußtsein diese Empfindungen entstehen. Und die
Kraft hat ja die moderne Naturwissenschaft, so meint sie, ermittelt; wir
wissen: das, was die Tonempfindung hervorruft, ist eine wellenförmige
Bewegung der Luft oder ciues anderen elastischen Mediums; das, was
die Lichtempsindung erregt, ist die oszillatorische Bewegung des Äthers.
Hier pflegt die erkenntnistheoretische Reflexion zunächst Halt zu
machen; wir hätten dann folgende Vorstellung. Draußen im Raum sind
Körper, sie find ausgedehnt, undurchdringlich, beweglich, mit allerlei
Kräften ausgestattet. Nicht aber gehören ihnen die Qualitäten der Sinncs-
empfindung als Eigenschaften an, vielmehr sind diese allein im Subjekt,
iu den Dingen sind nur die Kräfte sie zu erregen. Und zwar findet
zwischen diesen Kräften und den Wirkungen durchaus keine Ähnlichkeit
statt. Der Ton gleicht nicht den Schwingungen der Luft, welche den
Gehörsnerven erregen; und so ist das Licht den Ätherwellen nicht ähnlich,
auch ist das Grün nicht ein Abbild der Konstitution des Körpers, der grünes
Licht reflektiert. Die Empfindungsqualitüten sind lediglich Symbole
des Wirklichen, nicht anders, wie Buchstaben Symbole der Laute, Wörter
Symbole der Vorstellungen sind, aber nicht ähnliche Abbildungen....
Ich glaube nicht, daß es möglich ist, hier stehen zu bleiben. Die
Unterscheidung primärer und sekundärer Qualitäten läßt sich nicht halten;
Ausdehnung, Solidität, Bewegung sind ebensowenig absolute Bestim-
mungen der Dinge wie Farben und Töne. Dieselbe Betrachtung, die
uns dahin führt, die sekundären Qualitäten in das Subjekt zu verlegen,
nötigt uns auch die Subjektivität der sogenannten primären Qualitäten
anzunehmen.
30
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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276
Ferdinand Gregorovius.
goldgelbe Ginster hängt in vollen Büschen um alle Höhen. Auch der
schönste Strauch Capris, welcher zufällig den Namen der Insel trägt,
ist nicht das Caprifolium oder Geisblatt, sondern der Capernstrauch:
er hängt sich hier an alle Gemäuer und Felsenwände und schmückt sie
mit seinen weißen Blumen voll langer, lilafarbiger Staubfäden.
Um die Abhänge selbst hat der Mensch mit großer Mühe Terrassen
angelegt und, indem er durch Ausmauerung kleine Ebenen gewann,
Gärten darauf gebaut. Da gedeiht jegliche Frucht und jeder Baum
Campaniens. Reichlich wachsen die Eichen; die Maulbeerbäume in
großer Zahl; stark und fruchtgesegnet der Ölbaum; sparsam die Cypresse
und die Pinie; groß und mächtig der Johannisbrotbaum; überaus
fruchtreich und in Menge die Feige; häufig der Mandelbaum; kärglicher
die Kastanie und der Nußbaum, aber reichlich die Orange und die
Limone, die man in den Gärten in erstaunlicher Kraft findet, und
deren Früchte oft die Größe eines Kindeskopfs erreichen. Die Rebe
wächst hier zwar nicht fo üppig, wie in Campanien, aber sie trägt
schwere Trauben, deren berühmten Feuerwein die Sonnenglut auskocht.
Was den Landschaften der kleinen Insel vollends den Charakter Sici-
liens verleiht, ist die Fülle von Kaktusfeigen. Ihre bizarren, afrika-
nischen Formen stimmen wohl zu der Dürre der Felsen und ihrer
Farbenglut.
Wie nun die Natur, in Formen und Farben ganz harmonisch,
dies Eiland gebildet hat, so scheint sie auch den Menschen gezwungen
zu haben, in einem phantastisch-idyllischen Charakter seine Häuser zu
bauen. Das Stäbchen Capri, welches sich auf dem Bergsattel zwischen
den Hügeln San Michele und Castello aufreiht, ist sehr originell. Die
Häuser, klein und weiß, haben ein plattes Dach, das sich in der Mitte
aufwölbt; auf ihm stehen Blumen, und dort sitzt man in der Abend-
kühle und blickt in das rosenfarbene Meer. Alle Zimmer sind gewölbt,
wie die Unterbauten der Villen aus der Zeit des Tiberius. Das Haus
umläuft entweder eine Terrasse, oder es öffnet sich zu einer gewölbten
Loggia oder Veranda, welche sehr freundlich aussieht, da sie in der
Regel eine Weinrebe umrankt und schöne Blumen, zumal blaue Horten-
sien, purpurrote Nelken und rosenfarbige Oleander reich verzieren.
Stößt das Haus an den Garten, so befindet sich vor der Thüre die
Pergola oder Weinlaube. Sie ist der schönste Schmuck der Insel-
wohnungen; da sie aus einer Doppelreihe von gemauerten und weiß-
getünchten Säulen besteht, welche das Weinrebendach tragen, so giebt
diese Menge von Säulen auch dem ärmlichsten Hause einen Anstrich
von Festlichkeit, seiner Architektur aber etwas Antikes und Ideelles.
Die von der Rebe umschlungenen Säulenreihen sehen oft aus wie
Arkaden eines Tempels; sie erinnern mich an die kleinen Häuser in
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_Gregorovius Ferdinand Tiberius
Wilhelm Jordan
113
B. Ale klatschen Hpiker.
1. Wilhelm Jordan (1819—1905).
Sigfridsage D. S.3. M 1.50. Hildebrants Heimkehr D. S. 8. M\.—-.
Aus den „Andachten" Frankfurt a. M. 1877.
Gebet.
I.
O lächle nicht, wenn auch zum Werk der Küche
der Hausherr erst ererbte fromme Sprüche
gesegnend sagt; denn auch für Speist und Trank
geziemt dem Menschen andachtsvoller Dank.
s Wenn auch nicht ganz der alte Spruch dir paßt:
iu Demutschuld steht jeder Erdengast;
und sich bei Tisch nur eben satt zu esseu,
heißt Menschenwürde, Menschenpflicht vergessen.
Du sollst dich freun am blendend weißen Linnen: —
io wie viele Hände mußten ackern, spinnen,
das Muster zeichnen, weben dann und bleichen,
um dir dein Mahl auf Schneedamast zu reichen!
Dein Auge soll sich an der Form vergnügen,
die Schüsseln, Gläsern, Wein- und Wasserkrügen
io im Groben graue Vorzeit schon erfand
und ausgefeint der Griechen Kunstverstand.
Bevor du kostest, was man kocht' und buk,
erlabe dich an der Gerichte Schmuck.
Auch wo dein Tierbedarf zutage bricht,
so ist Dienst der Schönheit deine Adelspslicht.
Mr wer vergißt, daß ihm, dem schmausenden,
die Mühe mundet von Jahrtausenden,
belächelt stumm das sinnige Gebot,
den Dank zu sagen für sein täglich Brot.
25 So Gaum als Magen würde dir empören
die Ahnenwurzel dieser süßen Möhren;
die Kehle schnürte würgend dir zusammen
die Quecke, der die Pfirsiche entstammen.
Nicht die Natur kann goldnen Wein dir klären,
30 und nicht geschenkt empfing das Mark der Ähren
der Mensch von ihr: in vielen hundert Leben
erzog er sich den Weizen und die Reben.
Dann denke, wem nach alterprobter Wahl
sein Erdenhaus erneut dein täglich Mahl. —
35 und edel würzen wirst du's für die Gäste,
indem du's weihst zu heiterm Opferfeste.
Heydtmann-Keller, Deutsches Lesebuch. Ii. 2. Ausl. 8
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_Jordan Wilhelm Wilhelm_Jordan Wilhelm Hildebrants
20
wann nicht dasselbig wilt verwaren,
10. was dein vorfahren dir vorsparen,
wann nicht den namen wilt vermehren,
der auff dich erbt von grossen ehren?
Was ist's, daß man sich rühmet hoch
der eltern und folgt jhn nicht noch,
bist alter tugent grosser preiser,
Aber der tugent keyn erweiser,
thust gut alt sitten hoch erheben
und schickst doch nit darnach dein leben?
Was rühmst du dich vil adelichs
20. und thust doch nichts dan tadelichs?
Was rühm hat der jung adler doch,
wann er sich rühmt der eltern hoch,
wie sie frei wohnten inn bergs klüfften
und frei regierten in den lüsften,
und er sitzt gfesselt auf der stanzen,
muß,was dermenschnurwill, jm fangen?
Also was ist dir für eyn ehr,
wann rühmst die alten teutschen sehr,
wie sie für jhre sreyheit stritten
30. und lehnen bösen Nachbarn litten,
und du achtst nicht der sreyheit dein,
kannst kaum inn deim land sicher sein,
last dir dein nacbbarn sein Pferd binden
an deinen zäun formen und hinden?
Sollt auch solch feyger art gebüren,
daß sie soll krön und szepter führen?
Ja jr gbürt für den königsstab
ein höltzin roß, welchs sie nur hab,
und führe für den adler kün
40. eyn bundte Atzel I nun forthin
und für den weltapfell eyn ball,
den man schlägt, wann er hupfst im fall;
weil heut doch schier keim ernst ist mehr,
handzuhaben sreyheit und ehr,
sonder man schertzt nur mit der sreyheit,
sucht fremde sitten, brauch und nenheyt,
und für alt teutsch standhasftigkeit
reißt ein weibisch leichtfertigkeyt.
Drumb ist nichts, daß man adler führt,
50. wann man des adlers mut nicht spürt;
nichts ists, daß man fürmalt die welt
und kaum ein stuck der Welt erhallt!
sonder man muß erweisen fein
diß, des man will gerühmet sein,
und nicht der alten wacker thaten
schänden mit nnthun ungerahten.
auffrecht, treu, redlich, eynig und stand-
hasst,
das gewinnt und erhällt teilt und land-
schafft.
also wird man gleich unsern alten;
60. also möcht man forthin erhalten
den ehrenrnhm auff die nachkommen,
daß sie demselben auch nachkomen,
und also kan man sein eyn schrecken
den Nachbarn, daß sie uns nicht wecken,
sondern dem Hund lan seinen tratz2),
zu verwaren sein gut und schätz,
gleich wie man deren noch find etlich,
die solchem raht nachsetzen redlich
und recht bedencken jre würden,
79. wie jr vorfahren scepter führten.
Gott stärck dem edlen teutschen gblüt
solch anererbt teutsch adlersgmüt!
secht^), diß hab als eyn teutscher ich
ans teutschem gblüt treuhertziglich
euch teutschen, die herkompt von Helden,
bei diesen Helden müssen melden,
sobald ich diß teutsch bild schaut an.
Gott geb, daß jhr es recht verstahn
und beides treu seid euern freunden
und auch eyn scheu alln euern feinden!
2. Aus dem „Glückhasft Schiff".
(Als im I. 1576 die Straßburger ein großes Schießen veranstalteten, fuhr eine Anzahl
Züricher Schützen auf der Limmat und dem Rheine in einem Tage nach Straßburg.)
a. Der Eingang.
Man lißt von Xerxe, dem Beherrscher das, als er het zu mer gestritten
des auffgangs und der edeln Perser, und sehr großen vertust gelitten,
Welcher nenn hundert dausent mann da ward er so ergrimmet sehr,
füret wider die griechen an, daß er ließ geyseln das mer,
') Elster. — -) Trotz. — 3) seht.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
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99
109. Der Herbst.
(Kellner.)
Die Tage werden nun immer kürzer, und der Herbst naht heran.
Das Laub der Bäume wird gelb und fällt nach und nach auf die Erde.
Die munteren Singvögel ziehen in wärmere Länder und kommen erst im
Frühlinge wieder. Nur der Sperling, die Goldammer, der Rabe und
wenige andere Vögel bleiben in unserer kälteren Gegend zurück. Einige,
wie Rotkehlchen und Drosseln, werden in künstlichen Sprenkeln von listigen
Knaben oder Jägern gefangen. Die Beeren des schwarzen Holunders und
der Vogelkirsche dienen zur Lockspeise, und kommt das hungrige Vögelchen,
um zu naschen, setzt es sich auf das kleine Springholz, so fällt dieses zur
Erde, und der Näscher ist in der Schlinge gefangen.
Nur wenige Blumen, wie die Aster und Goldrute, blühen noch; das
Gras auf den Wiesen ist längst abgemüht; die Blätter, alle Kräuter
welken und verdorren.
Birnen, Äpfel, Nüsse und anderes Obst sind nun reif und werden
abgepflückt oder geschüttelt. Fröhlich klettern die Knaben auf die Bäume,
brechen die rotwangigen Äpfel und legen sie in Körbe. Das Obst wird
aufgehoben bis zum Winter. Man legt es ans Stroh, wo es mürbe wird
und dann noch besser schmeckt.
Der Winzer sammelt jetzt die reifen Trauben. Er schüttet sie freudig
in die Kelter; sie werden gepreßt, und dann quillt jener süße Most heraus,
der sich später in Wein verwandelt.
Wie tot ist bald alles ans dem Felde! Hafer und Gerste sind gemäht
worden, und der rauhe Wind weht nun über die Stoppeln. Hier und da
pflügt der Landmann oder säet Korn und Weizen fürs künftige Jahr,
und'auf verborgenen Wegen schleicht der Jäger, um das sorglose Wild
zu überraschen.
Alles ist jetzt eingeerntet; der Mensch hat nun für den Winter zu
leben. Er soll aber nicht vergessen, Gott zu danken für alles, was er
ihm so reichlich wachsen ließ.
110. Der große Birnbaum.
(Schmidt.)
Der alte Rupert saß im Schatten des großen Birnbaums vor seinem
Hause. Seine Enkel aßen von den Birnen und konnten die süßen Früchte
nicht genug loben.
Da sagte der Großvater: Ich muß euch doch erzählen, wie der
Baum hierher kam. Vor mehr als fünfzig Jahren stand ich einmal hier,
7*
105
bau für sein Vaterland für höchst nützlich halte," ans seinem Garten
wieder herausreißen und wegwerfen lassen. Denn er dachte, Franz Drake
habe mit dem Worte Frucht die Samenknollen gemeint, die oben am
Kraute hängen. Da es nun Herbst war, und die Samenknollen waren
gelb, lud er eine Menge vornehmer Herren zu einem Gastmahle ein,
wobei es hoch herging. Am Ende kam auch eine zugedeckte Schüssel,
und der Hausherr stand auf und hielt eine schöne Rede an die Gäste,
in welcher er sagte, er habe hier die Ehre, ihnen eine Frucht vorzusetzen,
wozu er den Samen von seinem Freunde, dem berühmten Drake, mit der
Versicherung erhalten hätte, daß ihr Anbau für England höchst wichtig
werden könne. Die Herren kosteten nun die Frucht, die in Butter ge-
backen und mit Zucker und Zimmet bestreut war; aber sie schmeckte ab-
scheulich, und es war nur schade um den Zucker. Darauf urteilten sie
alle, die Frucht könne wohl für Amerika gut sein, aber in England werde
sie nicht reis. Da ließ denn der Gutsherr einige Zeit nachher die Kar-
toffelstränche herausreißen und wollte sie wegwerfen lassen.
Aber eines Morgens, im Herbste, ging er durch seinen Garten und
sah in der Asche eines Feuers, das sich der Gärtner angemacht hatte,
schwarze, runde Knollen liegen. Er zertrat eine, und siehe, die duftete gar
lieblich. Er fragte den Gärtner, was das für Knollen wären; und der
sagte ihm, daß sie unten an der Wurzel des fremden amerikanischen Ge-
wächses gehangen hätten. Nun ging dem Herrn erst das rechte Licht ans.
Er ließ die Knollen sammeln und zubereiten und lud dann die Herren
wieder zu Gaste, wobei er wohl wieder eine Rede gehalten haben mag,
von welcher der Inhalt der gewesen sein wird, daß der Mensch, wenn
er bloß nach dem urteilt, was oben an der Oberfläche ist, und nicht auch
tiefer gräbt, manchmal gar sehr irren könne.
115. Die Rübe.
(Märchen. — Brüder Grimm.)
Es waren einmal zwei Brüder, die dienten beide als Soldaten, und
war der eine reich, der andere arm. Da wollte der Arme sich ans seiner
Not helfen, zog den Soldatenrock aus und ward ein Bauer. Also grub
und hackte er sein Stückchen Acker und säte Rübsamen. Der Same ging
ans, und es wuchs da eine Rübe, die ward groß und stark und zusehends
dicker und wollte gar nicht aufhören zu wachsen, so daß sie eine Fürstin
aller Rüben heißen konnte, denn nimmer war so eine gesehen und wird
auch nimmer wieder gesehen werden. Zuletzt war sie so groß, daß sie
allein einen ganzen Wagen anfüllte und zwei Ochsen daran ziehen mußten.
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Extrahierte Personennamen: Franz_Drake Franz Drake Grimm
Cz.h19 vga&zu&züvzavzn
ach, wie ist's ihm so wohl, es weiß nicht zu bleiben vor Freude!
Allgemach pranget die Matte mit Gras und farbigen Blumen,
allgemach duftet die Blüte der Kirschen, es grünet der Pflaum'nbaum;
buschiger wird das Korn und buschiger Weizen und Gerste,
und mein Häferlein spricht: „Jetzt bleib' ich allein nicht dahinten!"
Nein, es spreitet die Blättchen — wer hat sie so zart ihm gewoben?
Jetzt auch schießet der Halm — wer treibt in Röhren an Röhren
aus den Wurzeln das Wasser hinauf zur saftigen Spitze?
Endlich schlüpft ein Ährlein hinaus und schwankt in den Lüsten —
sage mir doch nur ein Mensch, wer hat an seidene Fäden
dort ein Knöspchen gehängt und hier mit künstlichen Händen?
Himmlische Engel, wer sonst? — Sie wandeln zwischen den Furchen
aus und ab von Halm zu Halme und schaffen gewaltig.
Jetzt hängt Blüte bei Blüt' an der zierlichen, schwankenden Ähre,
und mein Häferchen steht gleich einem Bräutlein im Kirchstuhl.
Jetzt sind zarte Körnchen darin und wachsen im stillen,
und mein Hafer beginnt zu merken, was es will werden.
Käferchen kommt nun und Fliege; sie kommen und machen Besuch ihm,
schauen, wie es ihm geht und singen ihr Eia Popeia! —
Und auch der Glühwurm kommt, potz tausend! mit dem Laternchen
nachts um neun ans Besuch, wenn Flieg' und Käferlein schlafen. —
Esset, ihr Kinder, gesegn' es euch Gott, und wachst und gedeihet!
Späterhin hat man geheut und Kirschen gesammelt nach Pfingsten;
späterhin saftige Pflaumen gepflückt dort hinten im Garten;
späterhin hat man Roggen gemäht und Weizen und Gerste;
aber die Kinder der Armen sind barfuß zwischen den Stoppeln
Ähren lesen gegangen, und 's Mäuslein machte den Kehraus.
Darauf hat auch der Hafer gegelbt; voll mehliger Körner
hat er geschwankt und gesagt: „Jetzt ift's mir endlich verleidet;
meine Zeit, ich merk' es, ist aus; was mach' ich allein hier-
zwischen den Stoppelrüben und zwischen den: Kraut der Kartoffeln?"
Drauf ist die Mutter hinaus mit Bärbli, Fränzchen und Lieschen,
und schon fror's an den Fingern, so kalt war's morgens und abends.
Endlich haben wir heim ihn gebracht in die staubige Scheune
und ihn gedroschen von früh um vier bis zu Abend um viere.
Drauf hat des Müllers Esel ihn abgeholt in die Mühle
und ihn wiedergebracht, in feine Körnlein zermahlen;
und mit sahniger Milch von jungen, fleckigen Kühen
hat lieb Mütterchen ihn gekocht, — gelt, Kinder, es schmeckte? —
Wischet die Löffel nun ab, und bet' eins: „Danket dem Herrn!"
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TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
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der Pudel beißt den Jockel nicht,
der Jockel schneid't den Hafer nicht
und kommt auch nicht nach paus.
Da schickt der perr den penker aus,
er soll den Schlächter hängen.
Der penker hängt den Schlächter nicht,
der Schlächter schlacht't den Ochsen nicht,
der Ochse säuft das Wasser nicht,
das Wasser löscht das Feuer nicht,
das Feuer brennt den Prügel nicht,
der Prügel schlägt den Pudel nicht,
der Pudel beißt den Jockel nicht,
der Jockel schneid't den pafer nicht
und kommt auch nicht nach paus.
Da geht der perr nun selbst hinaus
und macht gar bald ein End' daraus.
Der Denker hängt den Echlächter nun,
der Echlächter schlacht't den Ochsen nun,
der Ochse säuft das Wasser nun,
das Wasser löscht das Feuer nun,
das Feuer brennt den Prügel nun,
der Prügel schlägt den Pudel nun,
der Pudel beißt den Jockel nun,
der Jockel schneid't den pafer nun
und kommt auch gleich nach paus.
53. Die drei Hochzeitsgäste.
von Ludwig Bechstein.
Es waren einmal in einem Dorfe drei Hofhunde, die hielten gute
Nachbarschaft miteinander; und da sollte eine große Bauernhochzeit
fein; zu derselbigen war alt und jung geladen, und wurde gekocht und
gebacken, gesotten und gebraten, daß der Geruch durchs ganze Dorf zog.
Die drei Hunde waren auch beisammen und rochen den feinen Dunst
und ratschlagten, wie sie auch hin zur Hochzeit gehen wollten und sehen,
ob nichts für sie abfallen werde. Aber um unnützes Aufsehen zu ver-
meiden, beschlossen sie, nicht zugleich, alle dreie auf einmal, hinzulaufen,
sondern einzeln, einer nach dem andern.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig_Bechstein Ludwig
Hans und dann die Straße, als wollt’s die ganze Welt satt
machen, und ist die größte Not, und kein Mensch weiß sich
da zu helfen. Endlich, wie nur noch ein einziges Haus übrig
ist, da kommt das Kind heim und spricht nur: „Töpfchen,
steh,“ da steht es und hört auf zu kochen; und wer wieder
in die Stadt wollte, der mußte sich durchessen.
32. Grosz es Aschen
von Egon Hugo Strasburger.
\. Mutter, gib mir !v>alz und Mehl
für den großen Braten;
bis ich hundertzwanzig zähl',
ist er wohlgeraten.
2. Mutter, lege Tier hin,
Mandeln und Rosinen,
bis ich auf zweihundert bin,
kann ich dich bedienen.
3. Und der Pudding, süß und sein,
soll dir herrlich schmecken;
denn es werden drinnen sein
aufgeweichte Mecken.
4. Mutter, gib mir Wasser doch,
Malz und grünen -Hopfen,
eh' ich zähl' vierhundert noch,
ist's ein seiner Tropfen.
5. Mutter, ich verrat' es dir,
wie die Tropfen heißen,
Mutter, das ist schweres Bier,
Oaler wird es preisen.
6. Doch nun hab' ich viel zu tun,
kochen, zählen, kochen;
würd' ich bei der Arbeit ruh'n,
dauert's sieben Wochen.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans]]