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Sein Glück und seine Kraft entsitze, was nun wildes lebt,
Es gehe, schwimm oder ob es schwebt,
Ob dem kann er wohl fliegen;
Kein Vogel kann aus allen Landen wider ihn nun kriegen;
Sich müßt' ein Löw' aus Böheim unter seine Klauen schmiegen;
Er ist ohne Triegen
Fest und an hohen Ehren ganz." F. v. Lichnowsky.
115. Die Eroberung von Koustantinopel.
(1453.)
Auf dem ehrwürdigen, doch morschen Throne Konstantins des Gro-
ßen saß, nach langer Folge und blutigem Wechsel der Geschlechter, Kon-
stantin Xl Auf daß dieser Thron, den so viele Imperatoren entehrt
hatten, doch noch in Ruhm falle, dazu schien das Schicksal den männ-
lichen Konstantin aufbehalten zu haben. Daß der dürre Stamm, der in
den Stürmen der Jahrhunderte bereits seine Krone uild seine stolzen
Aeste verloren hatte, nicht mehr zu verjüngen sei, das fühlte er wohl;
aber ihm lag ob, solange, als möglich, das tödtende Beil vom Stannne
selbst abzuhalten. Unsere Zeiten, so hatte des Kaisers Vater, der weise
Manuel, oft geklagt, vertragen die Größe und den Ruhm der Helden
nicht; uns ist nur die Sorgfalt des bekümmerten Hausvaters übrig, der
die letzten Trümmer seines Glückes ängstlich hütet. Getreu dieser Lehre,
so viele Selbstverläugnung sie auch dem hochherzigen Konstantin kostete,
hatte er von Anbeginn seines Reichs dessen letzte Provinz an seine herrsch-
süchtigen Brüder überlassen und sich auf den nächsten Bezirk um Kon-
stantinopel eingeschränkt, damit nicht im Bürgerkriege des Volkes Blut
verspritzt würde. Er hatte durch eine Gesandtschaft bei Amurath, dem
stolzen Sultan, um Anerkennung geworben. Aber was ist ein Staat,
in dem der Keim bürgerlicher Zwietracht liegt? was ist ein Monarch, der
von der Anerkennung eines Mächtigen abhängt? Konstantin verbarg sich
seine Lage nicht; und, wie der erfahrene Schiffer einen Sturm voraus
sieht, der seinem zerbrechlichen Fahrzeuge droht, so stand am Tage der
Thronbesteigung vor des Kaisers Seele der Untergang seines Reiches.
Daher blieb er still und düster, als das Volk von Konstantinopel ihn
jubelnd empfing; und als sein treuer Phranza von der Sendung nach
Georgien zurückkehrte, um dessen schöne Fürstin er für Konstantin
geworben hatte, rührten den Kaiser zwar die vielstimmigen Glückwünsche
seiner Bürger, aber er warf sich im ersten zwanglosen Augenblicke an
des Freundes Brust, um seinen Kummer darin niederzulegen. „Ich
habe," sprach er, „als ich dich nach Georgien sandte, dem Verlangen
des Volkes nachgegeben; aber andere Sorgen, als die Bereitung hoch-
zeitlicher Feste, heischt das Schicksal von uns. Mir ahnet, diese Mauern
werden früher des Krieges Donner, als den bräutlichen Gesang verneh-
men. Das Volk frohlockt in seinem Leichtsinn darüber, daß Amurath
todt ist: wähl war er furchtbar, doch gerecht und der Waffenthaten müde;
aber der junge Löwe, der nun auf seinem Throne sitzt, wird er träge
auf den Lorbeeren seines Vaters ruhen? wird er nicht lüstern nach eignen
Trophäen sein? Und werden Gründe des Rechts oder der Menschlichkeit
gegen Herrschbegier und Uebermuth etwas vermögen? Darum gehe,
mein Treuer, und rufe die kriegerischen Nationen des Abendlandes zu
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Extrahierte Personennamen: Lichnowsky Manuel Konstantin Konstantin
288
Als er eben damit fertig war, wollte ihm der Wundarzt die gequetschte
Seite einreiben. Blücher fragte, was er da habe? Auf die Antwort,
es seien Spirituosa, versetzte er: „Auswendig hilft das nicht viel. Ich
will dem Ding besser beikommen," ließ sich Champagner bringen, trank
dem Courier zu und rief ihm nach: „Sagen Sie nur Sr. Majestät, ich
hätte kalt nachgetrunken, es würde besser gehen!" Der Tagesbefehl am
folgenden Morgen schließt mit den Worten: „Ich werde Euch wieder
vorwärts gegen den Feind führen. „Wir werden ihn schlagen,
denn wir müssen." Wellington, welcher bei Quatrebras ebenfalls
von Ney war geschlagen worden, fragte an demselben 17ten in der Frühe
an, ob Blücher morgen am 18ten ihn mit zwei Heerestheilen beistehen
könne zu einer Hauptschlacht? „Mit der ganzen Armee!" war Blüchers
Antwort. Und er hielt Wort. Selbst dem abgesonderten preußischen
Armeeeorps unter Thielemann, das bei Wavre, um Blücher von Wel-
lington abzuziehen, von Grouchy mit Uebermacht bedrängt war, versagte
er die wiederholt erbetene Hülse. „Dort bei Wellingtons Heer ist die
Entscheidung!" sprach er, in dem gemeinschaftlichen Kampf stets gleich
treu und neidlos dem verbündeten Heere helfend, wie dem eigenen. Was
Blücher durch diese Gesinnung in den Freiheitskriegen geleistet, liegt vor
Augen. Wer in der Geschichte hundert Schlachten und Feldzüge an ent-
gegengesetzten Eigenschaften der Feldherrn scheitern sah, wird es ganz zu
würdigen verstehen. Aber es schienen die Schwierigkeiten fast unüber-
windlich. Blücher hatte den 17ten ganz im Bette zubringen müssen und
bestieg am 18ten nur mit großen Schmerzen und unter Sorgen der Dei-
nigen das Pferd. Der Weg war für die angegriffenen Truppen weit
und sumpfig. Der Regen goß in Strömen. Aber Blücher ermuthigte,
belebte Alle und trieb auf jede Weise: „Vorwärts, Kinder, vorwärts!"
den Regen nannte er seinen Alliirten von der Katzbach. Er war bald
hier, bald da, wo es stockte, und ermunterte, rieth, befahl. Doch es
ging wegen des entsetzlichen Weges nur schwer und langsam. Schon
hatte man durch einen Umweg wegen eines brennenden Dorfes viele
teit verloren, und beängstigende Nachrichten kamen wiederholt vom
chlachtfelde. Von den in Schlamm und Pfützen nur mühsam fort-
arbeitenden Kriegern aber vernimmt man das Gemurmel: „Es gehe
nicht, es sei unmöglich." Da redet Blücher mit tiefster Kraft: „Kinder
wir müssen vorwärts. Es heißt wohl, es geht nicht! Aber es muß
gehen; ich habe es ja meinem Bruder Wellington versprochen. Hört
ihr wohl? Ihr wollt doch nicht, daß ich wortbrüchig werden soll?"
Und so ging es denn mit allen Waffen unaufhaltsam vorwärts. Ihm
gehorchten die Herzen, das machte Unmögliches möglich. Und es
war Zeit.
Wellingtons Heer hatte von der Uebermacht schon zu viel gelitten
und schien ihr bald weichen zu müssen. Er hatte bereits einzelne Theile
des Schlachtfeldes, den Meierhof La Haye-sainte und das Wäldchen
Hougomont, dem Feinde überlassen. Schon war die Straße nach Brüssel
mit Flüchtigen aus Wellingtons Lager bedeckt. Schon hatte Napoleon
drei Uhr Nachmittags einen Courier nach Paris abgefertigt, daß der
Sieg nicht mehr zweifelhaft sei. Da endlich konnte Blücher mit tüchtiger
Kraft die Feinde im Rücken und an der Seite angreifen. Blüchers
Erstürmung des Dorfes La Haye-sainte entschied die Niederlage. Wel-
lington erklärte in seinem Berichte an seine Regierung: „Ich würde
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Extrahierte Personennamen: Ney Blüchers Thielemann Grouchy Blücher Wellingtons Napoleon Blüchers
Extrahierte Ortsnamen: Wellington Wellington Paris
362
gekommen. Wäre des Königs Absicht gelungen und er nur 2 Stunden
früher auf das Lützner Feld gekommen, so wäre Wallcnsteins zerstreutes
Heer in üble Lage gerathen. Jetzt donnerten die kaiserlichen Signal-
kanonen, um die Heertheile zusammenzurufen, und es blieb eine lange
Nacht übrig, Pappenheim mit den Kürassieren von Halle zu holen. Die
Nacht war schwarz und wollte nicht enden, da am Morgen ein dicker
Nebel Alles bedeckte und den Beginn des Kampfes unmöglich nrachte. —
Der König ward verstimmt. Er ritt umher, um sich zu überzeugen, ob
Alles in Ordnung. Ueber den Koller von Elennshaut trug er einen
grauen Ueberrock. Man bat ihn, wenigstens an solchem Tage einen
Harnisch anzulegen. Er wollte nicht. Im polnischen Kriege' nämlich
hatte er bei Dirschau eine Schußwunde erhalten, und der Harnisch drückte
ihn auf dieser Stelle. „Gott ist mein Harnisch!" erwiderte er. als man
nochmals in ihn drang. — Auch frühstückte er nicht. Die Nacht hatte
er wiederum in einen: Wagen verbracht mit Herzog Bernhard und dem
General Kniephausen. Nüchtern hatte er früh einen weißen Hengst bestie-
gen, und diesen ritt er müde, ehe noch die Schlacht begann. Sein
Gefolge bestand an jenem Tage aus lauter Deutschen: Franz Albert,
Herzog von Sachsen-Lauenburg, die Herren Molch, Kreilsheim, Truchseß
und ein 18jähriger Page, Namens Leubelsingen aus Nürnberg. Andere
nennen noch einen schwedischen Leibsoldaten Erland Lindlöff. — Das
Heer sang zum Morgengebete: „Ein' feste Burg ist unser Gott!" Der
König hielt Anreden an die Truppen, auch an die Deutschen, welche
unter Herzog Bernhard den linken Flügel einnahmen. Es ist bekannt,
daß er vollkommen Deutsch sprach. Dann ritt er am Centrum, an seinen
blauen und grünen Regimentern vorüber nach dem reckten Flügel zurück.
Der weiße Hengst strauchelte, und der König vertauschte ihn mit dem
braunen, welchen er das Jahr vorher bei Breitenfeld geritten hatte. —
Der Nebel wich nicht, man sah nur seinen nächsten Nachbar; Gustav
Adolf selbst begann mit lauter Stimme den Gesang eines Psalms und
darnach eines Liedes, welches er selbst kürzlich gedichtet und das mit den
Worten anhub: „Erschrick nur nicht du kleiner Haufen!" — Das Heer
sah sich nicht, es hörte sich nur, und ein Nachbar mußte es dem andern
sagen, daß Lützen brenne. Wallenstein hatte es anzünden lassen.
Erst um "elf Uhr blitzte ein Sonnenstrahl hernieder, und der Nebel
flog. Die Heere erblickten "sich. Die Landstraße von Lützen nach Leipzig
lag zwischen ihnen. Der Natur einer Straße gemäß war sie etwas höher
gelegen, und Wallenftein hatte sich dahinter festgesetzt, die Gräben ver-
tieft und mit Musketieren angefüllt, deren Feuer die auf dem Blachfelde
heraneilenden Schweden mörderisch empsing. Besonders wurde die Rei-
terei auf des Königs Flügel dadurch aufgehalten. Die farbigen Fuß-
regimenter der schwedischen Mitte rückten mit günstigerem Erfolg vor und
drangen siegreich über die Gräben. Der linke Flügel dagegen unter
Herzog Bernhard ward durch eine kaiserliche Batterie an den Windmüh-
len bedrängt. So blieben also die Flügel der Protestanten zurück, und
der König wollte auf seiner Seite helfen. Auf die kaiserlichen Kürassiere
in dunkeln Rüstungen zeigend sagte er zu Oberst Stalhandske: „Greif sie
an die schwarzen Gesellen; sie werden uns übel bekommen!" und den
Smaländern zurufend: „Folgt mir meine tapfern Burschen!" sprengte er
gestreckten Laufes über den Graben, nicht bemerkend, daß ihm nur einige
Reiter folgen konnten. „Da vor uns steht der gefährlichste Feind!" rief
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Extrahierte Personennamen: Bernhard Franz_Albert Franz Bernhard Gustav
Adolf Gustav Adolf Bernhard Stalhandske
388
Boden zwischen zwei Bächen; eine Brücke oberhalb Görlitz diente zur
Verbindung mit dem Herzoge; den linken Flügel deckten zwei Bataillone
und die Husaren von Werner; vor dem rechten Flügel lag das Dorf
Moys und daneben der Jäckel- oder Holzberg, welchen er mit 2 Grena-
dierbataillonen besetzte, die für ihre Kanonen eine leichte Verschanzung
auswarfen. Die Husaren von Zieten lagerten am Fuße des Berges;
zwischen ihnen und dem rechten Flügel der Hauptstellung stand noch ein
Grenadierbataillon vorgerückt. Die Gärten von Ober-Moys waren
ebenfalls durch ein Grenadierbataillon besetzt. Die Stellung war gut
gewählt, wie der Fürst von Ligne bei spaterer Besichtigung bezeugt.
Andere dagegen tadelten, daß nicht auch die gegenüberliegende Höhe, der
Galgenberg,' von den Preußen besetzt worden. Allerdings waren die
Truppen auf dem Holzberge, mehr als 3000 Schritt von der Haupt-
stellung entfernt, und konnten von dieser aus nicht gehörig unterstützt
werden; allein sie hatten Befehl, bei einem ernstlichen Angriffe sich zurück-
zuziehen. Dieser schien auch kaum zu erwarten, am wenigsten ein Ueber-
fall, da die Posten vorsichtig aufgestellt und mit den besten Truppen ver-
sehen waren.
Ein besonderer Zufall aber warf übermächtig alle diese Annahmen
um. Der österreichische Minister, Graf von Kaunitz, war im Haupt-
quartier des Prinzen Karl von Lothringen eingetroffen, tadelte die Unthä-
tigkeit der Feldherrn, die einen so viel schwächeren Feind vor sich hatten,
und diese beschlossen, die Anwesenheit des Ministers durch irgend eine
Waffenthat auszuzeichnen. Der Angriff sollte gegen Winterfeldt' gerichtet,
und ihm der Holzberg entrissen werden. Schon anr 2. September im
Lager bei Ostritz begannen die Vorbereitungen der Oesterreicher zu diesem
Unternehmen. "Sie setzten zu denr geringen Zweck, einen Vorposten weg-
zunehmen, das ganze Heer in Bewegung. Daun nahm sein Lager am
6. September bei Groß-Schönau, zwischen Bernstadt und Görlitz, um
die Aufmerksamkeit des Herzogs von Bevern zu beschäftigen. Nadasdy
rückte in der Nacht zum 7. September nach Schönbrunn, wo beträcht-
liche Verstärkungen zu ihm stießen; 42 Grenadierkompagnien, bei welchen
auch der Fürst von Ligne sich befand, führte der Herzog von Aremberg
ihm zu, die versammelten Truppen betrugen über 15,000 Mann. rv<
Sie brachen frühmorgens in aller Stille auf, begünstigt von einem
dicken Nebel. Um 7 Uhr Morgens wurden die preußischen Vorposten hin
und wieder angegriffen, doch schien kein rechter Ernst dabei. Winterfeldt
war durch einen Kundschafter von des Feindes Absicht benachrichtigt,
achtete aber wenig darauf, da er seine Anstalten gut in Ordnung wußte;
und weil die Nacht, in welcher der Angriff geschehen sollte, schon vor-
über war, so hielt er die feindlichen Bewegungen, die ihm von seinen
äußersten Posten gemeldet wurden, bloß für solche, wie sie beim Futter-
holen gewöhnlich sind. Da er von dem Herzoge, wegen mancherlei Rück-
sprache, in Görlitz erwartet wurde, so ließ er sich durch die unbedeuten-
den .Plänkeleien nicht stören, sondern ritt in das Hauptquartier. Hier
befand er sich mit einigen Offizieren eben in dem Buchladen von March,
um Landkarten zu kaufen, als ein Adjutant kam und ihm berichtete, der
Feind mehre sich. Winterfeldt setzte sich zum Schreiben hin, und es
kamen wiederholte Meldungen. Noch immer hielt er die Sache für unbe-
deutend; „ich weiß wohl," sagte er, „es sind Kroaten, die uns aus-
kundschaften," und schrieb weiter. Inzwischen hatte Nadasdy seine Trup-
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Extrahierte Personennamen: Werner Graf_von_Kaunitz Karl_von_Lothringen Karl Nadasdy Aremberg Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Dorf
Moys Holzberg Galgenberg Holzberg Ostritz Schönbrunn Görlitz March
389
pen, verdeckt durch einen Birkenwald und das Darf Hermsdorf, bis zum
Holzberg herangeführt, den Galgenberg und andere günstige Hohen mit
24 Kanonen besetzen lassen und eröffnete um halb 10 Uhr ein furchtbares
Feuer auf die Grenadiere, weiche den Holzberg besetzt hielten, und auf
die Zietenschen Husaren, die am Fuße desselben lagerten. Als Winter-
feldt Kanonenschüsse vernahm, sprang er auf, rief munter aus: „Aha!
da sind meine Gaste! Nun will ich sie auch bewirthen!" warf sich zu
Pferde, und eilte zu seinen Truppen. Schon hatte das Geschützfeuer
fast eine Stunde gedauert, als die österreichischen Grenadiere in drei
Abtheilungen hervorbrachen und den Holzberg hinanstürmten, wahrend
Schwärme von Kroaten sich ausbreiteten, gegen welche Zieten mit seinen
Husaren in dem durchschnittenen Boden nichts vermochte. Die beiden
Grenadierbataillone auf dem Holzberge wollten ihren Posten nicht ohne
Gefecht verlassen, und ihr anfänglicher Widerstand nöthigte sie zu fort-
gesetztem; sie schlugen zweimal die Stürmenden zurück, allein da Nadasdy
selbst an deren Spitze trat, immer neue Schaaren heranführte, so wurden
jene überwältigt und den Berg hinabgetrieben.
In diesem Augenblicke erschien Winterfeldt mit der Brigade seines
rechten Flügels, welche der General von Kannncher führte, und nahm
das Gefecht auf, sei es, um seine Grenadiere an sich zu ziehen, oder
den verlornen Posten wieder einzunehmen. Bald erkannte er bcn ganzen
Ernst des Kampfes und die große Uebermacht des Feindes; um so wich-
tiger, mochte er denken, sei es für die Ehre der preußischen Waffen, hier
nicht zu weichen und den Muth und die Kühnheit des Feindes wachsen
zu lassen. Er hatte gleich anfangs den Herzog von Bevern benachrich-
tigt und unr Unterstützung ersucht, er sandte in kurzen Zwischenräumen
mehrere Adjutanten, um die Gefahr dringender zu schildern, die Hülfe
schleuniger zu begehren. Allein der Herzog schien nicht sehr bereitwillig,
und seine zögernden Anstalten ließen keine Unterstützung hoffen, die noch
zu rechter Zell erschiene; da Winterfeldt jede Hülfe ausbleiben sah, und
in den zurückgebrachten Antworten wohl gar erkennen mochte. daß ein
ihn betreffender Verlust auf der eignen Seite fast eben so gern wie auf
der feindlichen gesehen würde, so wollte er, durch den Drang unglück-
licher Umstände herausgefordert und auf sich selbst und seinen Helden-
muth zurückgewiesen, seine ganze Kraft versuchen, um der Schadenfreude
ihren Gewinn zu vereiteln.
Er wollte gegen Freund und Feind das Acußerste einsetzen. Voll
Grimm rief er seiner Brigade, den beiden Regimentern Manteuffel und
Treskow, sein muthiges „Vorwärts!" zu, und führte sie gegen den
Holzberg mit kühnster Entschlossenheit an. Zieten wollte den Angriff
abrathen, wurde aber nicht gehört. Die beiden Regimenter erneuten den
Kampf mit glänzender Tapferkeit. „Nie," sagt der Fürst von Ligne,
„sah ich so schöne und brave Leute; Winterfeldt an der Spitze rückte wie
ein Verzweifelter auf uns los." Die Oesterreicher, welche schon den
Berg herabgekommen und unten Stand halten wollten, wurden seitwärts
abgedrängt und die Preußen stürmten die Höhen hinan. Zu gleicher
Zell drangen aber auch wieder die Oesterreicher von der andern Seite
hinauf, oben trafen sie aufeinander, kreuzten die Bajonette, und das
wildeste Handgemenge wogte hin und her. Mittag war schon vorüber,
und das Gefecht wandte sich für die Preußen günstig. Winterfeldt eilte,
nun auch seine Grenadiere wieder zu sammeln und heranzubringen. Da
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind]]
Extrahierte Personennamen: Nadasdy Ernst Muth Grimm
394
Ein Commandeur fragte bei Friedrich an, ob dielsoldaten schwei-
gen jollten. Der König antwortete: „Nein, laß Er das: mit solchen
Leuten wird Gott mir heute gewiß den Sieg verleihen!"
Jetzt war die preußische Vorhut in die Nahe eines Dorfes gekom-
men, vor dem eine feindliche Reiterlinie sich hinzog. Anfangs glaubte
man, es sei einer der Flügel des österreichischen Heeres, doch überzeugte
man sich bald, daß dies weiter zurück stand. Um indeß ganz sicher zu
gehen, ließ Friedrich die feindliche Reiterei angreifen; sie wurde bald
geworfen und zum großen Theil gefangen genommen. Friedrich ließ die
Gefangenen die Reihen seiner Armee entlang, nach Neumarkt führen,
um durch dies Schauspiel den Muth der Seinen zu erhöhen. Doch
war es fast überflüssig; denn kaum gelang es ihm, die Hitze der
Husaren, die jenen Angriff gemacht hatten und die nun geraden Weges
auf die österreichischen Heermassen einbrechen wollten, in Schranken zu
halten.
Auf einer Höhe angekommen, erblickte Friedrich jetzt die ganze
feindliche Schlachtordnung vor sich, die sich in unermeßlichen Reihen,
über eine Meile lang, seinem Marsche entgegen breitete. Vor ihrer Mitte
lag das Dorf Leuthen. Aus dem Angriff der Preußen auf jene Reiter-
schaar, die vor dem rechten Flügel der Oesterreichs gestanden hatte,
schlossen diese, Friedrich würde sie von dieser Seite angreifen und waren
eiligst auf Verstärkung des rechten Flügels bedacht. Aber Friedrich fand,
daß ein Sturm auf den linken Flügel ungleich größeren Erfolg haben
müsse; er ließ somit seine Armee, die zum Theil durch Hügelreihen gedeckt
ward, im weiten Bogen seitwärts ziehen. Die Oesterreicher bemerkten diese
Bewegung, ohne des Königs Absicht einzusehen; man meinte, er suche
der Schlacht auszuweichen. Feldmarschall Daun sagte zu dem Prinzen
von Lothringen: „Die Leute gehen: man störe sie nicht!"
Um Mittag waren die preußischen Truppen dem linken feindlichen
Flügel in die Flanke gekominen. Um 1 Uhr begann der Angriff. Prinz
Karl hatte die Unvorsichtigkeit begangen, auf diesem Punkte seiner Schlacht-
ordnung minder zuverlässige Truppen — würtembergische und bairische
Hülfsvölker — aufzustellen. Diese waren bald über den Haufen gewor-
fen; in heftiger Flucht drängten sie bis Leuthen zurück, wo sie beinah
von den eigenen Verbündeten mit Kreuzfeuer wären empfangen worden.
Auf die Flucht der Hülfsvölker folgte bald eine gänzliche Verwirrung des
linken Flügels der österreichischen Armee. Die Preußen wandten sich dem
Mitteltreffen der Oesterreicher entgegen. Die Stellung des letzteren wurde
durch das Dorf Leuthen gedeckt, welches breit und ohne einen Eingang
darzubieten, den feindlichen Angriff schwierig machte und aus dessen
geschlossenen Gehöften die Preußen ein scharfes Feuer enipfing. Ein
hartnäckiger Kampf entspann sich. Ein Bataillon des preußischen Garde-
regiments machte einen Angriff auf das Dorf; der Commandeur stutzte,
als er die Schwierigkeit der Lage übersah, er war unentschlossen, was
zu thun sei. Der älteste Hauptmann, von Möllendorf, der nachmalige
berühmte Feldmarschall, rief ihm zu, hier sei nichts zu bedenken, doch
jener konnte zu keinem Entschlüsse kommen. Da sprang Möllendorf rnit
den Worten vor: „Ein andrer Mann her! Leute folgt mir!" Es ging
auf ein versperrtes Thor los. Man stieß und riß die Flügel auf; zehn
Gewehre lagen in Anschlag; der Anführer, an der Spitze eines muthi-
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Karl Karl
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mehren und den Schein zu haben, als wollte er bloß sich schirmen und
ihm die Straße nach Schlesien verwehren. Doch beunruhigen seine
leichten Truppen die preußischen Pickets schon in der Nacht' vom 11.;
auch in der folgenden. Um so sicherer war der König. Endlich fällt
der Zauderer mit „glupischem Streiche" auf Friedrichs rechten
Flügel. Schon mit der nächtlichen Finsterniß am 13. brach er in ver-
schiedenen Colonnen nach den Bestimmungsplätzen auf. Die Lagerfeuer
brannten fort, das Fällen der Bäume schallte wie gewöhnlich durch die
Lüfte. Zwei kleine Stunden vor dem Angriff stand der Feind auf Flin-
tenschuß den Vorposten des Königs nahe. Tiefe Sicherheit, ja Sorg-
losigkeit in Friedrichs Lager; kein Mann, der späht und forscht und die
Gefahr bemerkt. Daun, der in geheimnißvoller Stille sich herangeschli-
chen, hat befohlen, daß der rechte Flügel und die Mitte sich des Kampfs
enthalte bis zur Entscheidung auf dem linken Flügel.
In Hochkirch schlägt die Thurmuhr Fünf, die Stunde der Ueber-
raschung. Die feindlichen Colonnen fallen aus der Waldung zwischen
Sornsig und Wuischke in die rechte Flanke des Königs. Es war Mond-
schein; aber der dickste Nebel deckt das Land und legt verderbenvolle
Finsterniß selbst auf die Tritte der mit Bedacht Anrückenden. Es fällt
ein Flintenschuß, — noch zwei: nun hat ein preußischer Posten die
feindliche Colonnenspitze erkannt: Schlachtruf schallt durch Friedrichs
Lager, indeß die Ungarn und Wallonen, lauter Grenadiere, die Höhen
von Hochkirch stürmen und im ersten Augenblicke der Bestürzung alle
preußischen Geschütze nehmen, nicht ohne schweren Kampf. Mit bewun-
dernswerther Schnelligkeit entwickelt der preußische Soldat die Früchte
einer vielgeübten Disciplin und stand, zum Schrecken seiner Feinde, ord-
nungsvoll geschaart, mit Heldenmuth. Blindes Morden in der Finster-
niß, fast ohne Unterschied, ob gegen Eigene oder Fremde. Doch hat
das Glück des ersten Sturms die Verschanzung und die Feuerschlünde in
Dauns Hände gegeben. Nun neuer Kampf um Hochkirch selbst, dessen
- Besitz für den Sieg wie für die Folgen der Niederlage dem König gleich
wichtig war. Keith sollte das Dorf auf's Aeußerste behaupten. Der
edle Marschall war bei den ersten Kanonenschlägen vom Lager aufgestan-
den und auf die Meldung, daß der Posten von Hochkirch überwältigt
werde, dorthin geeilt. Er sammelte die Truppen wieder; verjagte den
Feind; auch er muß weichen; seine Mannschaft schmilzt zusammen; er-
fordert Verstärkung; seine Truppen werden zerstreut, doch sucht er sie
durch eine Trommel wieder zu versammeln — da trifft eine tödtliche
Kugel seine Heldenbrust; er fällt; nur ein englischer Volontair, Thebay
mit Namen, und sein Läufer sind um den Sterbenden; aber der Leichnam
wird zurückgelassen, weil die feindlichen Grenadiere unaufhaltsam vor-
rücken; auch Franz von Braunschweig ist gefallen; Moritz von Anhalt
verwundet und gefangen; dem König ein Pferd gelobtet.
Die Tapferkeit der Preußen dringt auf's Neue durch, und weichet
wieder dem Schicksal und der Ueberzahl des Feindes. Am längsten
währt der fürchterliche Kampf auf dem Kirchhofe von Hochkirch, wel-
chen das zweite Bataillon vom Markgraf Karl unter Anführung des
Majors von Lange und des Lieutenants von Marwitz mit grenzenloser
Hingebung vertheidigte, so daß der Kern der österreichischen Grenadiere
unter seinen Streichen fiel. Friedrich hatte mit königlicher Ruhe die
Schlacht geordnet; er versuchte den letzten Angriff mit sechs tapfern
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrichs Friedrichs Heldenmuth Keith Franz_von_Braunschweig Franz Moritz_von_Anhalt Karl Karl Friedrich Friedrich
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euch ganz fremd sind. Vertrauen auf Gott, Ausdauer, Muth und der
mächtige Beistand unserer Bundesgenossen werden unseren redlichen
Anstrengungen siegreichen Lohn gewähren. Aber welche Opfer auch von
Einzelnen gefordert werden mögen, sie wiegen die heiligen Güter nicht
auf, für die wir sie hingeben, für die wir streiten und siegen müssen,
wenn wir nicht aufhören wollen, Preußen und Deutsche zu sein. Es
ist der letzte entscheidende Kampf, den wir bestehen für unsere Existenz,
unsere Unabhängigkeit, unsern Wohlstand. Keinen andern Ausweg gibt
es, als einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Untergang.
Auch diesem würdet ihr getrost entgegen gehen um der Ehre willen,
weil ehrlos der Preuße, der Deutsche'nicht zu leben vermag. Allein wir
dürfen mit Zuversicht vertrauen: Gott und unser fester Wille werden
unserer gerechten Sache den Sieg verleihen, mit ihm einen sichern glor-
reichen Frieden und die Wiederkehr einer glücklichen Zeit.
Breslau, 17. März 1813.
128. Napoleon bei Leipzig.
(Am 18. October 1813).
Napoleon hatte sich im Laufe dieses letzten Tages fast iimner bei
einer Windmühle, der sogenannten Tabaksmühle, aufgehalten und von
hier die Schlacht geleitet. Kaltblütig wie immer hatte er seine Befehle
ertheilt. Als der Aampf um Probstheida am heißesten entbrannte, begab
er sich dorthin und nach den vorderen Linien. Er flog an ihnen vorüber
Muth einflößend, füllte mit Verstärkungen die Lücken, und kehrte zu der
Windmühle zurück, dem Könige von Neapel die nähere Leitung über-
lassend. Als er die Nachricht von dem nahen Anmarsche des Nord-
heeres erfuhr und nicht mehr zweifeln konnte, daß dieses noch vor Abend
in den Kampf eingreifen werde, erkannte er die Nothwendigkeit des
Rückzuges. Eine Regung des Edelmuthes für den unglücklichen König
von Sachsen bestimmte ihn, den Herzog von Bassano zu ihm zu senden,
um ihm zu melden, daß der Kaiser den Rückzug beschlossen habe, und
denr Könige zu rathen, schnell mit den verbündeten Fürsten für sich und
sein Land' in Unterhandlung zu treten. Der Rath aber kam zu spät;
denn die Sachsen waren schon zu den Verbündeten übergetreten, und
der unglückliche König hatte beinah nichts mehr zu bieten als seine ein-
zige Person. Als die Nachricht voin Uebertritt der Sachsen und Wür-
temberger bei Napoleon einging, ließ er diese möglichst geheim halten,
sandte die letzte Reserve dorthin, und sprengte persönlich an Ort und
Stelle. Er sprach hier mit Ney und Reynier, machte kur; seine Anord-
nungen und war bald wieder auf seinem alten Standpunkt, da ihm die
Erhaltung seiner dortigen Stellung vor Allem wichtig schien. Er ritt
dann noch einmal zum Könige von Neapel bei Probstheida, unterhielt
sich kurze Zeit abgesondert mit ihm und kehrte von Neuem zu seiner
Windmühle zurück.
Es dunkelte schon, aber das Feuer erstarb erst nach und nach,
als völlige Finsterniß eintrat. Aufs Neue hatte das französische Heer
einen gewaltigen Widerstand geleistet, aber es war auf das Aeußerste
geschwächt und hatte seine letzten Reserven darangesetzt. Mochte der
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Extrahierte Personennamen: Muth Napoleon Napoleon Muth Bassano Napoleon Reynier
Zweites Buch.
Poesie.
Lyrisches. Episches. Didaktisches.
1. Des Deutschen Vaterland.
1. Wasistdesdeutschenbaterland? |
Ist's Preußenland, ist's Schwaben-
land?
Jst's, wo am Rhein die Rebe blüht?
Ist's, wo am Belt die Möve zieht?
O nein, o neick!
Sein Vaterland muß größer sein.
2. Wasistdesdeutschenbaterland?
Jst's Vaterland, ist's Steierland?
Ist's, wo des Marsen Rind sich streckt?
Jst's, wo der Märker Eisen reckt?
O nein, o nein!
Sein Vaterland muß größer sein.
3. Was ist des Deutschen Vaterland?
Jst's Pommerland, Westfalenland,
Jst's, wo der Sand der Dünen weht?
Jst's, wo die Donau brausend geht?
O nein, o nein!
Sein Vaterland muß größer sein.
4. Wasistdesdeutschenbaterland?
So nenne mir das große Land.
Jst's Land der Schweizer, ist's Tyrol?
Das Land und Volk gefiel mir wohl.
Doch nein, doch nein!
Sein Vaterland muß größer sein.
5. Was ist des Deutschen Vaterland?
So nenne mir das große Land.
Gewiß, es ist das Oesterreich,
An Ehren und an Siegen reich.
O nein, o nein!
Sein Vaterland muß größer sein.
6. Wasistdesdeutschenbaterland?
So nenne mir das große Land.
Jst's das, was Frankreichs Trug zer-
klaubt?
Vom Kaiser und vom Reich' geraubt?
O nein, o nein!
Sein Vaterland muß größer sein.
7. Wasistdesdeutschenbaterland?
So nenne endlich mir das Land.
So weit die deutsche Zunge klingt
Und Gott im Himmel Lieder singt,
Das soll es sein!
Das, wackrer Deutscher, nenne dein!
8. Das ist das deutsche Vaterland,
Wo Eide schwört der Druck der Hand,
26 *
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11
6.
Die Eroberung von Constantinopei im Jahre 1453.
Sßon. Roltcck.
Herling: Lehrbuch der Stilistik. Hannover 1837. Ii, 81.
Lins dem ehrwürdigen, doch morschen Throne Constantü/s
des Großen saß, nach langer Folge und blutigem Wechsel der Ge-
schlechter, Constantin Xi. Aus daß dieser Thron, den so viele un-
bedeutende, elende, abscheuliche Imperatoren entehrt hatten, doch
noch mit Ruhm falle, dazu schien das Schicksal den männlichen
Constantin ausbehalten zu haben. Daß der dürre Stamm, der in
den Stürmen der Jahrhunderte bereits seine Krone und seine
stolzen Äste verloren hatte, nicht mehr zu verjüngen sei, das fühlte
er wohl; aber ihm lag ob, so lange, als möglich, das tödtende Beil
vom Stamme selbst abzuhalten. 'Unsere Zeiten/ so hatte des
Kaisers Vater, der weise Manuel, oft geklagt, 'vertragen die Größe
und den Rilhm der Helden nicht; uns ist nur die Sorgfalt des
bekümmerten Hansvaters übrig, der die letzten Trümmer seines
ehemaligen Glücks ängstlich hütet/ — Getreu dieser Lehre, so viele
Selbstverleugnung sie auch dem hochherzigen Constantin kostete,
hatte er von Anbeginn seines Reiches dessen letzte Provinz an
seine berrschsüchtigen Brüder überlassen und sah sich auf den
nächsten Bezirk um Conftantinopel eingeschränkt, damit nicht im
Bürgerkriege des Volkes Blut verspritzt würde. Er hatte durch
eine feierliche Gesandtschaft bei Amurath, dem stolzen Sultan, um
Anerkennung geworben. Aber was ist ein Staat, in dem der
Keim bürgerlicher Zwietracht liegt? was ein Monarch, der von
der Anerkennung eines Mächtigern abhängt? Constantin verbarg
sich seine Lage nicht, und wie der erfahrne Schiffer einen Sturm
voraussieht, der seinem zerbrechlichen Fahrzeuge droht, so stand am
Tage der Thronbesteigung vor des Kaisers Seele der Untergang
seines Reichs. Daher blieb er still und düster, als das Volk von
Constantinvpel ihn jubelnd empfieng; und als sein treuer Phranza
von der Sendung nach Georgien zurückkehrte, um dessen schöne
Fürstin er für Constantin geworben hatte, rührten den Kaiser zwar
die vielstimmigen Glückwünsche seiner Bürger, aber er warf sich im
ersten zwanglosen Augenblicke an des Freundes Brust, um seinen
Kummer darin niederzulegen. 'Ich habe/ sprach er, 'als ich dich
nach Georgien sandte, dem Verlangen des Volkes nachgegeben, das
einen Thronerben wünscht; aber andere Sorgen, als die Bereitung
hochzeitlicher Feste, heischt das Schicksal von uns. Mir ahnet,
diese Mauern werden früher des Krieges Donner, als den bräut-
lichen Gesang vernehmen. Das Volk frohlockt in seinem Leichtsinn
darüber, daß Amurath, der Furchtbare, todt ist: wohl war er
furchtbar, doch gerecht und der Waffenthaten müde; aber der
junge Löwe, der nun aus seinem Throne sitzt, wird er träge auf
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TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen]]
Extrahierte Personennamen: Sßon Herling Constantin Constantin Manuel Constantin Constantin Constantin Constantinvpel Constantin