vsvav® 4. Die Einverleibung von Elsaß-Lothringen, 65
von Anhängern der europäischen internationalen Republik.
Mir sind die Ziffern genannt worden, mit welchen die
fremden Nationalitäten sich dort beteiligen, von denen mir
nur vorschwebt, daß beinahe 8000 Engländer sich zum
Zweck der Verwirklichung ihrer Pläne in Paris befinden
sollen,— ich setze voraus, daß es größtenteils irische Fenier
sind, die mit dem Ausdrucke Engländer bezeichnet wurden
— ebenso eine große Anzahl Belgier, Polen, Garibaldiner
und Italiener. Das sind Leute, denen die Kommune und
die französischen Freiheiten ziemlich gleichgültig sind, sie
erstreben etwas anderes, und auf sie war natürlich jenes
Argument nicht gerichtet, wenn ich sagte: es ist in jeder
Bewegung ein vernünftiger Kern (Heiterkeit). Solche
Wünsche, wie sie ja in Frankreich bei den großen Gemeinden
sehr berechtigt sind im Vergleich mit ihrer staatsrechtlichen
Vergangenheit, die ihnen nur ein sehr geringes Maß der
Bewegung zuläßt und nach den Traditionen der franzö-
sischen Staatsmänner das Äußerste dennoch bietet, was
man der kommunalen Freiheit gewähren kann, machen sich
ja bei dem deutschen Charakter der Elsässer und Lothringer,
der mehr nach individueller und kommunaler Selbständig-
keit strebt als der Franzose, in hohem Grade fühlbar, und
ich bin überzeugt, daß wir der Bevölkerung des Elsaß auf
dem Gebiete der Selbstverwaltung ohne Schaden für das
gesamte Reich einen erheblich freieren Spielraum lassen
können — von Hause aus, der allmählich so erweitert wird,
daß er dem Ideal zustrebt, daß jedes Individuum, jeder
engere kleinere Kreis das Maß der Freiheit besitzt, das
überhaupt mit der Ordnung des Gesamtstaatswesens ver-
träglich ist. Das zu erreichen, diesem Ziele möglichst nahe-
zukommen, halte ich für die Aufgabe jeder vernünftigen
Staatskunst, und sie ist für die deutschen Einrichtungen,
unter denen wir leben, sehr viel erreichbarer, als sie es in
Frankreich nach dem französischen Charakter und der uni-
tarischen Verfassung von Frankreich jemals werden kann.
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Extrahierte Ortsnamen: Elsaß-Lothringen Paris Polen Frankreich Frankreich Frankreich
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Franz_Fosepb Franz Napoleon Franz
Joseph Franz Friedrich_Vii Friedrich August August Franz_Joseph Franz
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Gesellschaftskunde
Die preußische Verfassung.
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setzte das höchste Wesen wieder ein, führte aber das Blutregiment
weiter. Allmählich überwog bei dem französischen Volke die Sehnsucht
nach Ruhe und Ordnung, die ruhigen Bürger gewannen die Oberhand,
die Schreckensherrschaft ließ nach, auch Robespierre wurde hingerichtet.
Vollständig hat die Ordnung in Frankreich aber erst Napoleon Bona-
parte hergestellt. Durch seine Siege in Italien über die Österreicher
wurde dieser Liebling des Volkes Mitglied der Regierung, als Erster
Konsul Herr von Frankreich und endlich 1804 unter allgemeiner Zu-
stimmung des Volkes als Napoleon I. Kaiser der Franzosen.
Die Juli- und die Februarrevolution (1830 und 1848). Nach dem
Sturze Napoleons 1815 wurde der Bruder des ermordeten Königs,
Ludwig Xviii., König, nachdem er eine neue Verfassung gegeben und
beschworen hatte. Nach seinem Tode folgte ihm der dritte Bruder,
Karl X. Mit ihm endete im Jahre 1830 die Herrschaft der Bourbonen,
die sich bei den Franzosen nicht beliebt zu machen gewußt hatten. Im
Juli jenes Jahres vertrieb nämlich das Volk den König und setzte
einen seiner Verwandten, Louis Philipp, an seine Stelle. Unter ihm
wuchs die Partei der Republikaner zu einer solchen Macht, daß sie im
Februar des Jahres 1848 auch diesen König entthronen konnte. Zum
Präsidenten der neuen Republik wählte das Volk Louis Napoleon,
den Sohn des ehemaligen Königs von Holland, den Neffen des ersten
Napoleon. Er ging die Wege seines Oheims, stellte Ruhe und Ordnung
in Frankreich her und wurde ebenfalls von der großen Mehrheit des
französischen Volkes als Napoleon Iii. zum Kaiser erhoben (1851).
Die Schlacht bei Sedan machte seiner Herrschaft ein Ende; seitdem ist
Frankreich wieder Republik.
Die preußische Verfassung.
Nach dem Jahre 1815 gaben mehrere süddeutsche Fürsten ihren
Völkern Verfassungen, Preußen blieb unter Friedrich Wilhelm Iii. ab-
soluter Staat. Im Jahre 1848 aber entschloß sich Friedrich Wilhelm Iv.,
seinem Volke ebenfalls eine Verfassung zu geben. Nach vielen frucht-
losen Verhandlungen kam sie 1850 zustande; seitdem ist auch Preußen
in die Reihe der konstitutionellen Staaten eingetreten. Nach der Ver-
fassung sind alle Preußen vor dem Gesetze gleich. Die persönliche
Freiheit ist gewährleistet. Niemand darf seinem gesetzlichen Richter
entzogen werden, Strafen können nur in Gemäßheit der Gesetze an-
gedroht oder verhängt werden. Das Eigentum ist unverletzlich, der
Genich der bürgerlichen und staatsbürgerlichen Rechte ist unabhängig
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Italien Frankreich Napoleons Holland Frankreich Sedan Frankreich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
132
Die Gründung des neuen Deutschen Reiches.
Aber das schadete nichts. Dieses Reich konnte wachsen, konnte
groß werden. And es ist groß geworden.
Kaum hatte der Kurfürst soviel erreicht, da zeigte er auch, daß er
ein deutscher Fürst war, daß er ein L>erz hatte für die Not des
deutschen Reiches. Ja, oft hat er besser für dieses deutsche Reich
gesorgt als der Kaiser selbst, dessen Pflicht es doch zu allererst ge-
wesen wäre.
Wir haben schon gesehen (Dreißigjähriger Krieg, V. Schuljahr),
wie Frankreich mit allen Mitteln daran arbeitete, das alte deutsche
Reich vollends zu zertrümmern. Anterdessen hatte ein junger König,
Ludwig Xiv., die Regierung übernommen. Frankreich groß zu
machen, dem alten deutschen Reiche seinen letzten Glanz zu nehmen
und sein eigenes Reich an die erste Stelle in Europa zu setzen,
war sein Ziel.
Zunächst hatte er es auf den Freistaat der Niederlande, das
heutige Holland, abgesehen. Das wollte er in seine Land bringen,
um von dort aus nach Norddeutschland vorstoßen zu können. Noch
war nicht eigentlich deutsches Reichsgebiet bedroht. Daß es aber
auch dazu kommen würde, wenn Ludwig Xiv. Meister über Holland
würde, lag auf der Hand.
Nun hatte der Kaiser im Frieden von 1648 sein Wort schrift-
lich gegeben, für den Schutz des neuen niederländischen Freistaates
einstehen zu wollen. Dasselbe hatte Brandenburg getan. Was
wäre natürlicher gewesen, als daß der Kaiser den Franzosen mit
den Waffen in der Land entgegengetreten wäre? Wohl stellte er
ein Heer auf, und der Kurfürst, der für seine rheinischen Besitzungen
fürchtete, vereinigte seine Truppen mit dem kaiserlichen Heere. Aber
zur Kriegserklärung kam es nicht. Der kaiserliche General hatte
den heimlichen Befehl, keine Schlacht anzunehmen und den Kur-
fürsten überall zu hemmen und zu hindern, wo er gegen die Fran-
zosen vorgehen wollte. Mißmutig und erbittert war der Kurfürst
somit genötigt, mit den Franzosen Frieden zu schließen.
Bald begnügte sich aber Ludwig Xiv. nicht mehr mit der Er-
oberung der Niederlande. Er hatte Lothringen erobert, war ins
Erzbistum Trier vorgedrungen und eignete sich auch im Elsaß Ge-
biete an, die ihm nicht gehörten. Zm ganzen deutschen Reiche er-
kannte man jetzt die Franzosen als den gemeinsamen Feind. —
Damals hat es angefangen, lange Zeit ist es so fortgegangen, bis
flch in Deutschland ein Haß gegen die Franzosen entwickelt hat.
Bon neuem brach also der Krieg gegen Frankreich aus. Wieder
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Europa Niederlande Holland Norddeutschland Holland Brandenburg Niederlande Lothringen Deutschland Frankreich
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11. Die französische Revolution.
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wir deutlich gesehen, daß aus einem solchen Vertrage auch leicht Streitig-
keiten mit anderen Mächten erwachsen können. Eine Weltmacht kann überhaupt
viel leichter in Streit geraten mit einer andern Macht als ein Staat, der sich
nur um sich selber bekümmert. Ob dieser Streit auch gleich zum Kriege führen
muß, hängt wieder vom Volke selber ab. Erklären darf nur der Kaiser den
Krieg und zwar im Einverständnis mit dem Bundesrate. Und das tut er nur,
wenn der Krieg dem Volke irgendwelchen bleibenden Nutzen einbringt.
Worin solcher Nutzen besteht, wollen wir am französischen Volke
sehen. — Aus Frankreichs Eroberungspolitik kommen nach Seite 221
noch zur Darstellung: Die Kriege am Rhein (Teilnahme des Großen
Kurfürsten), die Reunionen, die Wegnahme Straßburgs, der pfälzische
Krieg und Verwüstung der Pfalz, der Friede zu Ryswyk.
Staatskunde: Was sagte denn das französische Volk zu all diesen
Eroberungen? Ging es ihm auch wie dem spanischen zur Zeit der Ent-
deckungen? Es war damit einverstanden, denn der französische König
Ludwig Xiv. sorgte auch für das Wohl seiner Untertanen. Er verbot die
Einfuhr fremder Waren nach Frankreich, gab den französischen Fabriken da-
gegen Geld, damit sie sich erweitern konnten, ließ ihnen Belohnungen („Prämien")
auszahlen, wenn sie Waren ins Ausland verkauften, baute Kanäle, Straßen
und Läsen, erwarb in aller Welt Kolonien. (Senegambien, Cayenne, Kanada,
das Gebiet des Mississippi, auch Louisiana genannt.) So machten die Welt-
herrschaftspläne ihres Königs die Franzosen zugleich reich. Darum billigten
sie es auch, wenn er immer neue Länder unterwarf. Sie waren stolz auf den
Ruhm, den Ludwig erwarb. Ihnen schmeichelte es, daß Frankreich die erste
Macht in Europa, ja in der Welt genannt wurde.
Da lernen wir also auch einmal eine Weltmacht kennen, die zum Leile
des Volkes ausschlug, das diese Weltmacht selber wollte, und das darum auch
für diese Weltmacht kämpfte. Solange Ludwig sein Volk hinter sich hatte,
konnte er einen Krieg nach dem andern führen, konnte Steuer auf Steuer von
ihm verlangen. Seine Kriege galten dem Wohle der französischen Nation.
11. Die französische Revolution.
Wir haben gesehen, daß das französische Volk mit der Welt-
eroberung seines Königs einverstanden war. Das ging so eine Reihe
von Jahren fort. Dann aber wandte sich das Volk je länger je
mehr von seinem Könige ab, bis es zuletzt sich gegen ihn erhob.
Wir wollen das nicht so genau verfolgen, weil das uns Deutsche
nichts angeht. Aber lernen können wir doch einiges daraus. (Nun
Darstellung der Arsachen der französischen Revolution, besonders be-
handeln das Steuerwesen. Außerordentlich hohe Steuern. „Fenster-
steuer" bewirkt, daß sich die Franzosen oft statt der Fenster mit
Rauchlöchern ohne Scheiben begnügten; sehr hohe Salzsteuer, Salz
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