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1. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 73

1881 - Danzig : Boenig
73 145. Die Freunde in der s)?ot. Zn Not und Tod werden auch Feinde zu Freunden, wenn sie anders Menschen sind. Das zeigt folgende Geschichte. In dem letzten Kriege gegen die Franzosen, als nach der Schlacht alles durcheinander ging bei Nebel und Wetter, fiel ein Franzose in ein tiefes Loch, aus dem er sich nicht mehr heraushelfen konnte. Bald nachher siel auch ein Deutscher hinein und blieb ebenfalls darin stecken. Der Franzose schrie sein „Kiwi!" und der Deutsche sein „Werda!" und jeder merkte nun, wen er vor sich habe, und daß sie sich gemächlich den Säbel durch den Leib rennen könnten. Sie bedachten sich aber eines andern und gaben sich in gebroche- nem Deutsch und Französisch, so gut es gehen mochte, zu ver- stehen, es sei besser, einer helfe dem andern, als daß sie sich umbrächten. Also schrie bald der eine, bald der andere um Hülfe, jeder in seiner Sprache. Endlich hörten Deutsche des Deutschen Ruf, und sie machten sich sogleich daran, den Kameraden zu retten. Als der Deutsche ans Licht gekommen war, sagte er ganz trocken: „Es steckt noch einer drunten, ein guter Kamerad!" Der wurde also auch herauf- gezogen. Wie sie nun sahen, daß es ein Franzose war, hätten sie ihm in der ersten Hitze beinahe ein Leid zugefügt. Das litt aber der Deutsche nicht, sondern sagte: „Wir haben einander versprochen, daß einer den andern retten wolle; er hätte cs auch gethan, wenn mich die Spitzbuben, die Franzosen, bekommen hätten!" Diesen Vertrag, welchen die Freunde geschlossen, respektierten die Feinde, und er wurde zwar als Gefangener von Kriegsrechts wegen fortgeführt, aber wie ein Kamerad von Kameraden gehalten. Berthold Auerbach. 146. Der gute Kamerad. Ich hatt' einen Kameraden, Eine Kugel kam geflogen: einen bessern find'st du nit. Die Trommel schlug zum Streite, er ging an meiner Seite in gleichem Schritt und Tritt. Gilt's mir oder gilt es dir? Ihn hat es weggerissen; er liegt mir vor den Füßen, als war's ein Stück von mir. Will mir die Hand noch reichen, derweil ich eben lad'. „Kann dir die Hand nicht geben, bleib du im ew'gen Leben, mein guter Kamerad!" Ludwig Uhland. 147. Sprichwörter. 1. Ein Freund in der Not, ein Freund im Tod, ein Freund hinter dem Rücken, das sind drei starke Brücken. 2. Freunde in

2. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 20

1881 - Danzig : Boenig
w nicht immer so gut, wie ich's möchte, gelingen, thut nichts; wenn sie nur erst größer sinch dann geht es noch einmal so geschwind. Ein Herz, ein Herz hab' ich in der Brust, so klein, und klopft doch so voller Lust und liebt doch den Vater, die Mutter so sehr! Und wißt ihr, wo ich das Herz hab' her? Das hat mir der liebe Gott gegeben, das Herz und die Liebe und auch das Leben. Wilh. H«p. 50. Rätsel. Nun, Kinder, könnt ihr raten ans einen Kameraden, der, wo ihr geht und wo ihr steht, getreulich immer mit euch geht, bald lang und schmal, bald kurz und dick, doch bei euch jeden Augenblick, so lang die Sonn' am Himmel scheint; denn so nur, Kinder, ist's gemeint. Wo weder Sonne scheint, noch Licht, ist auch der Kamerade nicht. Hagenba<h. 51. Der Regen. Ein Kaufmann ritt einst vom Jahrmärkte nachhause und hatte hinter sich ein Felleisen mit vielem Gelde aufgepackt. Es regnete heftig, und der Mann wurde durch und durch naß. Darüber war er sehr unzufrieden und murrete sogar über das schlechte Reisewetter. Jetzt kam er in einen dichten Wald und sah mit Entsetzen einen Räuber am Wege stehen, der mit einer Flinte auf ihn zielte. Allein von dem Regen war das Pulver feucht geworden und die Flinte ging nicht los. Der Kaufmann gab dem Pferde den Sporn und entkam glücklich. Als er nun in Sicherheit war, sprach er: „Welch ein Thor bin ich gewesen, daß ich das schlechte Wetter nicht als eine Schik- kung Gottes annahm! Wäre das Wetter schön und trocken gewesen, so läge ich jetzt in meinem Blute, und meine gute Frau mit fünf kleinen Kindern wartete vergebens auf meine Heimkunft. Der Regen, über den ich murrete, rettete mir Gut und Leben." Was Gott schickt, das ist wohlgemeint, wenn es auch anfangs anders scheint. Christoph v. Schmid. 52. Sprichwörter. 1. Der Mensch denkt, Gott lenkt. 2. Was Gott thut, das ist wohlgethan. 3. Keine That geschieht, die der Herr nicht sieht. 4. Wenn die Not am größten, ist Gottes Hülfe am nächsten. 5. Vertrau auf Gott, er hilft in Not. 6. Wen Gott nichr hält, der fällt. 7. An Gottes Segen ist alles gelegen.

3. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 30

1881 - Danzig : Boenig
30 72. Der gerettete Prinz. Ein junger Prinz sagte öfter: „Wozu hat doch wohl Gott die Fliegen und Spinnen erschaffen! Dergleichen Ungeziefer nützt ja keinem Menschen etwas. Wenn ich nur könnte, ich vertilgte alle von der Erde." Einst mußte der Prinz sich im Kriege vor dem Feinde flüchten. Ermüdet legte er sich am Abend im Walde unter einem Baume nieder und entschlief. Ein feindlicher Soldet fand ihn und. war imbegriffe, ihn mit gezücktem Schwerte zu töten. Allein plötzlich kam eine Fliege, setzte sich dem Prinzen auf die Wange und stach ihn so heftig, daß er erwachte. Er sprang auf, zog sein Schwert, und der Soldat entfloh. Der Prinz verbarg sich nun in einer Höhle des Waldes. Eine Spinne spannte in der Nacht ihr Netz vor dem Eingänge der Höhle aus. Am Morgen kamen zwei feindliche Soldaten, die ihn suchten, vor die Höhle. Der Prinz hörte sie mit einander reden. „Sieh," rief der eine, „da hinein wird er sich versteckt haben!" „Nein," sagte der andere, „da drinnen kann er nicht sein; denn beim Hineingehen hätte er ja das Spinngewebe zer- reißen müssen." Als die Soldaten fort waren, rief der Prinz gerührt und mit aufgehobenen Händen: „O Gott, wie danke ich dir! Gestern hast du mir durch eine Fließe und heute durch eine Spinne das Leben gerettet. Wie gut ist alles, was du gemacht hast!" Christoph v. Schmid. 73. Die kluge Versammlung. Einst waren die Mäuse in grosser Not, denn die Katze fing und tötete alle, welche sich sehen liessen. Als nun die Katze eines Tages ausgegangen war, hielten sie eine Ver- sammlung und berieten, wie sie dem Übel Einhalt thun möchten. Aber da, war guter Rat teuer; die erfahrensten Mäuse bedachten sich vergeblich. Endlich setzte sich ein junges Mäuschen auf die Ilinterfüfsehen und sagte: „Ich weiss, wie wir es machen. Wir hängen der Katze eine Schelle um’, dann können wir sie schon von weitem kommen hören und schnell in unsere Löcher fliehen.“ Alle Mäuse riefen: „Das ist ein guter Vorschlag, das wollen wir thun“ und blickten fröhlich umher. Die Freude war aber von kurzer Dauer, denn eine alte Maus erhob sich und sprach: „Ja, wer wird aber der Katze die Schelle umhängen f“ Da riefen alle Mäuse: „Ich nicht! Ich auch nicht!“ Und weil kein Mäuschen verwegen genug war, so blieb es beim alten, und die Katze geht heute noch ohne Schelle. Nach Aesop.

4. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 38

1881 - Danzig : Boenig
38 ritt nach bei- Stadt. Der gute Hund bürste auch mit; er bellte vor Freude, machte große Sprünge und lief hin und her. Das Pferb trabte lustig dahin, und der Vater saß vergnügt darauf und freute sich, abends wieder bei seinen Kindern zu sein. In der Stadt angekommen, holte der Vater das viele Geld, und nachdem er etwas gegessen und getrunken hatte, das Pferd ausgeruht und gefüttert war und auch der Hund in der Küche einige Knochen zum Abnagen bekommen hatte, machte er sich ans den Rückweg. Den Geldsack schnallte er mit einem ledernen Riemen auf das Pferd, und nun ging's der Heimat zu. Der Hund lief lustig hin und her, bald war er hinten, bald vorn. Wie er nun so um das Pferd herumlief, sah er, wie der Geld- sack aus dem ledernen Riemen herausrutschte und auf die Erde fiel. Der Herr hatte das nicht bemerkt und ritt ruhig weiter. Da sing der Hund an heftig zu bellen, aber niemand hörte auf ihn, und das Pferd trabte immer fort. Da ward der Hund unruhiger, sprang vor dem Pferde in die Höhe und wollte es durchaus nicht weiter lassen; aber der Vater jagte den Hund fort, und das Pferd lief hierauf nur um so schneller. Da wußte sich der treue Hund nicht anders zu helfen, als daß er ganz unsinnig that und das Pferd in das Bein biß. Darüber erschrak der Vater sehr und rief traurig: ,,Ach, mein guter, treuer Hund ist wütend geworden!" Und damit er keine anderen Tiere oder gar einen Menschen beißen möge, nahm er seine Pistole und schoß den Hund tot. Der Vater ritt mit betrübtem Herzen weiter und kam nach- hause. Als er aber von seinem Pferde stieg, da sah er, daß er feinen Geldsack verloren hatte. Jetzt wußte er, warum sein treuer Hund so wütend gebellt und das Pferd gebissen hatte. Er setzte sich sogleich wieder auf das Pferd und ritt zurück, um das Geld zu suchen. Als er an die Stelle kam, wo er auf den Hund geschossen hatte, da sah er viel Blut, aber der Hund lag nicht da; dagegen bemerkte er, daß sich auf der Straße eine Blutspur hinzog. Dieser ging er nach und fand seinen Hund neben dem Geldsack liegen; er hatte sich noch mit seinen letzten Kräften zu dem Gelde hingeschleppt, um es für feinen Herrn zu bewachen. Der Vater stieg schnell vom Pferd; da leckte der treue Hund noch einmal seines Herrn Hand — und verendete. ©ittmav. 87. Die Bärenhaut. Zwei Jägerburschen hatten von einem Bären gehört, welcher sich in dem Walde aufhalten sollte. Und weil man lange keinen so großen und starken Bären gesehen hatte, so freuten sie sich über den schönen Pelz, den sie dem Bären abziehen wollten. „Wenn ich ihn schieße," sagte der eine, so laß ich mir einen

5. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 228

1881 - Danzig : Boenig
228 giebt's wie der Geist ihm just gebeut, spricht: „Lieber Gott, magst ruhig sein, fest steht und treu die Wacht am Rhein. Amen. Viii. Belagerung von Paris und Ende des Kampfes. 1. Die Franzosen hatten nach der Schlacht bei Sedan keine Armee im Felde mehr. Aber mit dem siegreichen Feinde Frieden zu schließen, dazu war das Volk zu verblendet. Es suchte Hülfe in einer Revolution (Staatsumwälzung). Am 4. September- würde in Paris die Republik (Freistaat) ausgerufen, und eine aus Freiheitsmanneru gebildete sogenannte „Regierung der Nationalverteidigung" beschloß, den Kampf fortzusetzen. „Kein zollbreit Landes, kein Stein einer Festung" sollte ausge- liefert werden. König Wilhelm aber antwortete auf solchen Übermut mit dem Befehle an die Seinen: „Auf nach Paris!" Am 19. September waren die Heere des preußischen und sächsi- schen Kronprinzen bereits vor den Mauern der Hauptstadt an- gelangt. Allein ein weiter Kranz von mächtigen Festungswerken schützte dieselbe gegen feindliche Angriffe. Kaum war die deutsche Streitmacht zahlreich genug, die unermeßliche Stadt völlig zu umschließen. Nur eine monatelange Umlagernng konnte die Übergabe- herbeiführen. 2. Unterdes machten die Deutschen andere wichtige Er- oberungen. Eine ganze Reihe französischer Festungen wurde eingenommen. Von besonderer Bedeutung war die Übergabe von Straß bürg, das seit der Schlacht von Wörth von badischen und preußischen Truppen belagert worden war. Als diese herr- liche, ehemals deutsche Reichsfeste, welche vor 189 Jahren durch schmählichen Verrat und durch die Schwäche des zersplitterten Vaterlandes verloren worden war, am 28. September 1870 von dem einigen Deutschland wiedergewonnen wurde, da füllte sich manches Auge mit Freudenthränen, und alle deutschen Herzen sprachen: „Nun muß Straßburg unser bleiben auf immerdar!" Ein noch größerer Waffenerfolg war, vier Wochen später, die Üjbergäbe von Metz. Wohl hatte der Marschall Bazaine noch manchen Versuch gemacht, den eisernen Gürtel, mit welchem das deutsche Heer ihn umspannt hielt, zu sprengen; allein stets waren die ausbrechenden Franzosen zurückgeschlagen worden. Es gab keinen Ausweg mehr. Da, am 27. Oktober, streckte die französische Armee die Waffen: 180,000 Mann mit 3 Marschällen und 50 Generalen wurden kriegsgefangen, über 1400 Feld- und Festungsgeschütze erbeutet. Eni unerhörter Erfolg. König Wilhelm feierte „das große Ereignis, daß nun die beiden feindlichen Armeen, welche im Juli uns gegenübertraten, in Ge- fangenschaft sich befinden," dadurch, daß er die beiden Komman-

6. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 105

1881 - Danzig : Boenig
105 ganz zudeckte, und ein entsetzlicher Donner schlug ein. Als es wieder sich aufgehellt, da waren die reichen Korn- äcker, grünen Wiesen und Wälder und die Wohnung der Frau Hütt verschwunden, und überall war nur eine Wüste mit zerstreuten Steinen, wo kein Grashalm mehr wachsen konnte; in der Mitte aber stand Frau Hütt, die Riesen- königin, versteinert und wird so stehen bis zum jüngsten Tage. In vielen Gegenden Tyrols, besonders in der Nähe von Innsbruck, wird bösen und mutwilligen Kindern die Sage zur Warnung erzählt, wenn sie sich mit Brot werfen oder sonst Übermut damit treiben. „Spart eure Brosamen,“ heisst es, „für die Armen, damit es euch nicht ergehe wie der Frau Hütt. Brüder Grimm. 188. Der Wolf und der Mensch. Der Fuchs erzählte einmal dem Wolfe von der Stärke des Menschen. Kein Tier, sagte er, könne ihm widerstehen, und sie müßten List gebrauchen, um sich vor ihm zu retten. Da ant- wortete der Wolf: ,,Wenn ich nur einmal einen zu sehen bekäme, ich wollte doch wohl auf ihn losgehen." „Dazu kann ich dir verhelfen," sprach der Fuchs, ,,komm nur morgen früh zu mir, so will ich dir einen zeigen." Der Wolf stellte sich frühzeitig ein, und der Fuchs ging mit ihm an den Weg, wo der Jäger alle Tage herkam. Zuerst kam ein alter, abgedankter Soldat. ,,Jft das ein Mensch?" fragte der Wolf. „Nein," antwortete der Fnchs, „das ist einer gewesen." Darnach kam ein kleiner Knabe, der zur Schule wollte. „Ist das ein Mensch?" „Nein, das will erst einer werden." Endlich kam der Jäger, die Doppelflinte auf dem Rücken und den Hirschfänger an der Seite. Da sprach der Fuchs zum Wolfe: „Siehst du, dort kommt ein Mensch, auf den mußt du losgehen; ich aber will mich fort in meine Höhle machen." Der Wolf ging nun auf den Menschen los. Der Jäger, als er ihn erblickte, sprach: „Es ist schade, daß ich keine Kugel geladen habe," legte an und schoß dem Wolf das Schrot ins Gesicht. Der Wolf verzog das Gesicht gewaltig; doch ließ er sich nicht schrecken und ging vorwärts. Da gab ihm der Jäger die Weite Ladung. Der Wolf verbiß den Schmerz und rückte dem Jäger doch zuleibe. Da zog dieser seinen Hirschfänger und gab ihm links und rechts tüchtige Hiebe, daß er über und über blutend und heulend zu dem Fuchse zurücklief. „Nun, Bruder Wolf," sprach der Fuchs, wie bist du mit dem Menschen fertig geworden?" „Ach," antwortete der Wolf, „so habe ich mir die Stärke des Menschen nicht vorgestellt. Erft

7. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 339

1880 - Sondershausen : Eupel
339 samkeit und glühend für die Freiheit, gewann er leicht die Herzen aller deutschen Männer und Jünglinge und ward der Stifter eines großen Bundes. In einer nächtlichen Versammlung im Walde schwuren sie allen Römern in Deutschland den Untergang. So geheim indes das Unter- nehmen betrieben wurde, so wurde es doch dem Varus verraten. Aber Varus hielt die Deutschen für zu dumm und sich für zu mächtig, als daß er irgend eine Gefahr hätte fürchten dürfen. Als der Herbst des Jahres 9 n. Chr. gekommen war, schritt Hermann zur Ausführung seines Planes. Varus wurde von seinem festen Lager- plätze weg und immer tiefer in die deutschen Wälder hineingelockt. Er be- fand sich mitten in den Wildnissen des Teutoburger Waldes in einem Thale. Da ward auf einmal jeder Busch lebendig. Aus jeder Bergschlucht raschelte es wie viele hundert Schlangen empor, und die uralten Bäume schüttelten, wie sonst nach dem Wetter Regentropfen, jetzt Pfeile ohne Zahl auf die Römer herab. Der Himmel wollte auch nicht feiern und half den Deutschen mit Sturm und Regen. Von den Güssen unterwühlt, sank die deutsche Erde unter den Füßen des Römers ein; im losen Erdreiche schwan- kend, vom Sturm gerüttelt, stürzten die deutschen Eichen über die Unter- drücker hin und zermalmten sie im Falle. Jetzt nahmen die Deutschen in Weidmannslust so recht die fremden Eber aufs Korn, die ihnen die heilige Erde des Vaterlandes so lange aufgewühlt. Pfeil an Pfeil, Fall an Fall! Schritt für Schritt kämpft der Feind um den Boden, auf dem er steht, um den Weg, um jeden Baum, um jeden Stein, und kommt nicht eher zu Atem, als bis die Nacht hereinbricht. Da läßt Varus Lager schlagen, und ermattet sinken die Römer hin; in jedem Augenblicke scheucht der Deutschen Kriegsgeheul sie aus der kurzen Nachtruhe empor. Wie der Tag sich lich- tet, entdecken sie erst, wie licht es in ihren Reihen geworden. Mann an Mann geschlossen, brechen sie auf und kommen aufs offene Land. Da sehen sie mit Grausen die ganze Macht der Deutschen vor sich entfaltet. Rings umher Deutsche, nirgends ein Ausweg. Für alle Tapferkeit ist nichts mehr seil als der Tod. Jauchzend stürzen jetzt die Deutschen in der verzweifelten Römer starre Reihen. „Die Freiheit! die Freiheit!" schallt es wie Donner des Himmels den Römern in die Ohren. Wie die Saat unter Hagelschloßcn sinken die Tapfern unter den deutschen Hieben hin. Hermann selbst ist überall. Hier ordnet er als Feldherr die Schlacht und ruft: „Drauf, Brüder, drauf!" Dort kämpft er mit der Kraft von zehn Männern, Stirn an Stirn; kein Deutscher, der nicht mit ihm um den Preis wetteiferte. Des Feindes Scharen sind zersprengt; nur wenige wilde Haufen ragen noch aus dem Meere der Schlacht empor. Jetzt wird die Flucht allgemein; doch wer sich retten will, rennt wie blind gerade recht in die Spieße der Deutschen. Da faßt den Varus Verzweiflung, und um sein Unglück nicht als Schmach überleben zu müssen, stürzt er sich in sein Schwert. Nur wenige von dem ungeheuren Römerheere entrinnen glücklich nach der Feste Aliso, die meisten liegen auf dem Wahlplatze. Wer in Ge- fangenschaft kam, ward entweder den Göttern zum Danke für die wieder errungene Freiheit geopfert, oder zum gemeinen Frohndienste in die Gauen der Deutschen geschleppt. Das war die große Schlacht im Teutoburger Walde, die geschlagen ward im neunten Jahre nach Christi Geburt. Als der Kaiser Äugustus die Kunde erhielt, daß die drei Legionen gefallen, stieß er in Verzweiflung 22*

8. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 134

1880 - Sondershausen : Eupel
134 ait. Als ich über bett Marktplatz kam, waren bort viele Korbe voll der schönsten Apfel zu sehen. Ich bekam, nur selten Obst und betrachtete daher recht lüstern die herrlichen, großen Äpfel. Die Eigentümerin sprach mit einer Nachbarin und hatte beshalb ihrer Waare bett Rücken zugekehrt. Da kam mir der Gebanke, einen einzigen Apfel heimlich zu nehmen; ich bachte, bte Frau behielte ja noch eine große Menge. — Leise streckte ich meine Hand ans und wollte eben ganz vorsichtig meine Bente in die Tasche stecken: ba bekam ich eine herbe Ohrfeige, so daß ich vor Schrecken den Apfel fallen ließ. — Junge! sagte zugleich der Mann, der mir die Ohr- feige gegeben hatte, wie heißt das siebente Gebot? Nun, ich hoffe, daß btt zum ersten Mal bagegen sünbigst; laß es zugleich das letzte Mal sein. — Vor Scham wagte ich kaum die Augen aufzuschlagen, aber doch ist mir das Antlitz jenes Mannes unvergeßlich geblieben. In der Schule war ich anfangs sehr unaufmerksam, ich glaubte immer von neuem die Worte zu hören: Laß es das letzte Mal sein! Und ich nahm mir fest vor: ja es soll gewiß das erste und letzte Mal sein. Aber auch lange nachher, wenn ich ans dem Katechistnus das siebente Gebot aufsagen sollte, bachte ich mit heftigem Herzklopfen an jenen Morgen. Als ich nach eini- gen Jahren die Schule verließ, warb ich Lehrling bei einem Kaufmann in Bremen; von bort ging ich später nach Sübamerika. Hier kam ich wohl manchmal in Versuchung, in Kaufmannsgeschäften anbere zu betrügen und so die Hand nach frembem Gute auszustrecken; aber dann war es mir immer, als fühlte ich von neuem die Ohrfeige, und ich erinnerte mich der Worte: Laß es zugleich das letzte Mal sein. So bin ich ehrlich ge- blieben, und in dem Vermögen, welches ich mit herüber gebracht habe, ist kein Pfennig unrechten Gutes. Gott sei bafür gelobt!" So erzählte der junge Mann; dann aber ergriff er die Hand des Herrn Müller und sagte: „Darf ich nun diese Hand, die mir eine solche Wohlthat erwiesen hat, recht bankbar brücken?" Nach d. Oldenb. Volköboten. 193. Der Wolf und der Mensch. Der Fuchs erzählte einmal dem Wolf von der Stärke des Menschen, kein Thier könnte ihm widerstehen, und sie müßten List gebrauchen, um sich vor ihm zu erhalten. Da antwortete der Wolf: „Wenn ich nur ein- mal einen zu sehen bekäme, ich wollte doch auf ihn losgehen." „Dazu kann ich dir helfen," sprach der Fuchs, „komm nur morgen früh zu tnir, so will ich dir einen zeigen." Der Wolf stellte sich frühzeitig ein, und der Fuchs ging mit ihm an bett Weg, wo der Jäger alle Tage herkam. Zuerst kam ein alter abgebankter Soldat. „Ist das ein Mensch?" fragte der Wolf „Nein," antwortete der Fuchs, „das ist einer gewesen." Darnach kam ein. kleiner Knabe, der zur Schule wollte. „Ist das ein Mensch?" „Nein, das will erst einer werden." Endlich kam der Jäger, die Doppelflinte auf dem Rücken und den Hirschfänger an der Seite. Sprach der Fuchs zum Wolf: „Siehst du, dort kommt ein Mensch, auf den mußt du losgehen, ich aber will mich fort in meine Höhle machen!" Der Wolf ging nun auf den Menschen los; der Jäger, als er ihn erblickte, sprach: „Es ist schade, daß ich keine Kugel geladen habe," legte an und schoß dem Wolf das Schrot ins Gesicht. Der Wolf verzog das Gesicht gewaltig, doch ließ er sich nicht

9. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 353

1880 - Sondershausen : Eupel
353 11. Das war des Helden letzter Schrei, es borsten Horn und Hals entzwei, die Heide ward sein Grab. Doch hört' er übers Felsenjoch mit sechzigtausend Hörnern noch, wie Karl ihm Antwort gab. 12. Nun lebe wohl, mein Kaiser traut, und Alda, meine süße Braut, leb' wohl, du Sonnenlicht! Herr Jesu Christe, meine Seel' in deine Hände ich befehl, steh' bei mir im Gericht! 13. Die Arme streckt er beiderseits und schlug mit seinem Leib das Kreuz: so litt der Held den Tod. — Herr Gott, thu' jedem Rittcrsmann mit solchem sel'gen Sterben an in seiner letzten Not! Volksblatt f. St. u. L. Als Heinrich I. im Jahre 919 zum deutschen König gewählt wurde, war Deutschland ein sehr unglückliches Land. Von Südosten her jagten auf ihren schnellen Pferden die Ungarn heran, trieben den Bauern das Vieh weg und sengten und plünderten, wohin sie kamen. Sammelte sich langsam ein Haufe deutscher Krieger wider sie, und fing er an sich in Marsch zu setzen, so waren sie samt ihrer Beute bereits wieder fort. Von Nordosten kamen die Wenden und machten es ebenso. Das war eine traurige Zeit. Was that nun der weise und bedächtige Heinrich? Zuerst schloß er einen neunjährigen Waffenstillstand mit den gefährlichen Ungarn. Nun begann im ganzen deutschen Reiche eine bessere Zeit. Überall fing man an, Häuser zu bauen, und hier und da eine größere Anzahl derselben mit Mauern und Gräben zu umgeben. Solch' eine ummauerte Stätte nannte man Stadt oder Burg. Ihre Bewohner hießen Bürger. Aber es war leichter, Städte zu bauen, als Bewohner für dieselben zu finden; denn die Deutschen wohnten lieber auf dem Lande. Sie sagten: „Sollen wir uns lebendig begraben lassen? Die Städte sind nichts anderes als Gräber." Da befahl Heinrich, die Leute sollten losen, und je einer aus neun, den das Los treffe, sollte vom Lande in die Stadt ziehen. Damit sie das aber um so lieber thun möchten, gab er den Städten viele Vor- rechte, so daß die Bürger hinter ihren Mauern nach und nach viel freier wurden, als die Bauern, welche ihren Edelleuten oder Klöstern als Leib- eigene dienen mußten. — Nun machte sich auch nach und nach das Gewerbe. Der eine fing an für die übrigen Kleider zu machen; ein anderer ver- fertigte Schuhe für alle; ein dritter bauete Häuser u. s. f. Mit einem Worte, es entstanden die verschiedenen Handwerker. Bis dahin hatte jeder sein eigener Schneider, Schuster, Maurer u. s. w. sein müssen. Den neunjährigen Waffenstillstand benutzte Heinrich weiter dazu, die Deutschen im Kriege zu üben. An Leibesstärke und kriegerischem Mute hatte es ihnen nie gefehlt; aber ihre Waffen waren zu schwer, und wenn es zur Schlacht kam, lief der eine vor, der andere blieb zurück, wie einen jeden der Mut trieb. Das mußte anders werden, wenn sie nicht von den Nachbarn besiegt werden sollten. Darum gab er ihnen leichtere Waffen, gewöhnte sie in Reih und Glied zu fechten, und da die Ungarn als ge- wandte Reiter besonders gefährlich waren, so mußten sich auch die Deutschen im Reiterdicnste üben. Heinrich bildete aus dem Lehnsadel eine regel- mäßige Reiterei und bestimmte, daß jeder, um ordentlicher Reiter oder Helmrich, Vaterländ. Lesebuch. 23 14. Heinrich I. der Städtegründcr

10. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 398

1880 - Sondershausen : Eupel
398 auf Vaterlandsliebe und Ehrgefühl, — das sind einige der weiteren Haupt- gesichtspunkte. Dach nicht mit einem male durfte man ein großes Heer wieder erschaffen; die Zahl der zu haltenden Truppen war durch Napoleon auf 42 000 beschränkt. Um dennoch größere Heeresmassen für die Zukunft auszubilden, ließ man die Rekruten, sowie sie emexerciert waren, nach Hause gehen und berief andere an ihre Stelle, und so immer weiter, so daß in kurzem schon 150 000 einexercierte Leute im Lande waren. Und das alles geschah, ohne daß die Franzosen die furchtbare Macht ahnten, die sich hier wie unterirdisch gegen sie bildete. Auch für die Bildung des Volkes wurde in jenen schweren Zeiten großherzig Sorge getragen; dafür legt die Gründung der Universität Berlin im Jahre 1810 und die Verbesserung der Volksschulen Zeug- nis ab. Nach L. Hahn. 45. Gottes Strafgericht in Rußland. 1812. Napoleon hatte fast alle Fürsten und Völker Europas bezwungen, und schwer lastete seine Hand auf den besiegten Ländern. Seine Heere standen in Spanien; Italien war ihm unterworfen, Holland ihm untcrthänig; Österreich hatte er niedergeworfen in blutigen Schlachten; die deutschen Fürsten mußten thun, wie er wollte, und auch Preußen hatte er an den Rand des Verderbens gebracht. Nun gelüstete es ihn, auch Rußland seiner Herrschaft zu unterwerfen. Im Sommer des Jahres 1812 brach er mit Viermalhunderttausend auserlesenen Kriegern zu Fuß und sechzigtausend zu Roß nebst 1200 Stück Geschütz in das große russische Reich ein. Er hatte die besten Scharen aus allen Ländern Europas gesammelt. Sie waren in allen Künsten der Waffen wohl geübt und mit allem Kriegszeuge aufs beste versehen. In mehreren blutigen Schlachten zeigten sich zwar die Russen tapfer; aber sic mußten das Schlachtfeld räumen und zogen sich tief in das Land hinein nach Moskau, der alten Hauptstadt des Reiches, indem sie alles hinter sich her verheerten. Napoleon folgte ihnen gegen den Rat seiner Generale. Da ereilte ihn in der Zarenstadt die göttliche Gerech- tigkeit. Am 14. September war er siegestrunken in das ehrwürdige Schloß der russischen Kaiser, den Kreml, eingezogen; aber schon in der folgenden Nacht brachen dort über seinem Haupte die Flammen aus, welche vier Tage lang wüteten und die ganze Stadt in Asche legten. Unsäglicher Schrecken ergriff das französische Heer, welches in Moskau sichere Winter- quartiere zu finden gehofft hatte. Ende Oktober mußte Napoleon den Rück- zug durch das feindliche Land antreten. Hierauf hatten die Russen ge- wartet. Mit den Schwärmen ihrer Kosacken verfolgten sie den fliehenden Feind, ließen ihm keine Ruhe, weder bei Tag noch bei Nacht, und wer sich nur von dem Hauptheere entfernte, wurde niedergemacht. Da brach Tod und Verderben noch furchtbarer über das gewaltige Heer herein. Früher als gewöhnlich brach in den öden Steppen Rußlands ein harter Winter ein. Die fliehenden Scharen hatten keinen Schutz gegen seine Strenge: ihre Kleider waren zerrissen, die Füße, halb entblößt, zitterten aus dem kalten Schnee; die Dörfer und Städte waren verwüstet; nirgends ein Ob- dach gegen den furchtbar schneidenden Wind; kein Bissen Brot, den nagen- den Hunger zu stillen. Da ergriff Verzweiflung ihre Herzen. An jedem
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