244
stellten sich Zustände im Innern derselben heraus, welche unerträglich waren.
Es öffneten sich die Thore der hungernden Weltstadt dem Verkehre, und ein Teil
des siegreichen deutschen Heeres betrat am 1. März die feindliche Hauptstadt.
Bei dem nun folgenden Friedensschlüsse trat Frankreich an Deutschland
das Elsaß und Deutsch-Lothringen mit Metz ab und verpflichtete sich,
5 Milliarden Frank Kriegskosten zu zahlen. So endete der Krieg, der in
Bezug auf die Großartigkeit seiner Erfolge alles übertrifft, was die Geschichte bis
auf unsere Zeit zu erzählen vermag. Innerhalb seiner siebenmonatlichen Dauer
sind etwa 150 Gefechte und 17 große Schlachten geliefert worden; es wurden
27 Festungen, darunter Straßburg, Metz, Belfort, Paris, eingenommen und an
400 000 französische Soldaten als Gefangene nach Deutschland abgeführt; gegen
•.7000 Geschütze und 800000 Gewehre fielen den Siegern als Beute in die Hände.
Kath. Schulbl. u. a.
122. Bei Oravelotte.
Das war ein heifser, ein blutiger Tag,
Wohl manchem Helden das Auge brach.
Wie reifes Korn vor der Sense Wucht,
So sinken die Reihen hinab in die Schlucht.
Bataillone werden hinweggemäht,
Schwadronen vernichtet, — die Schlacht,
sie steht!
Mit Trauern sieht es der König.
Die Kugel zischt, die Granate kracht,
Die Mitrailleuse zerschmettert mit Macht.
Schon sind Regimenter in Splitter zer-
spellt,
Und immer neue rücken ins Feld,
Sie stürmen hinan die tödlichen Höh’n,
Bricht’s vor und schwenkt sich mächtig
herum;
Die Erde zittert, — Feind, zitt’re mit! —
Es ist der wuchtige Massenschritt
Der pommerschen Grenadiere.
In breiten Kolonnen, Mann an Mann,
Im Sturmschritt geht es die Höhen hinan.
Es kracht keine Salve, es fällt kein Schuss,.
Bajonett und Kolben, sie machen den
Schluss.
Die Schlacht rückt vorwärts, es weicht:
der Feind —
Sie haben’s ihm gar zu ernst gemeint,
Die pommerschen Grenadiere.
Sie stürmen und fallen, — die Schlacht
bleibt stehn!
Mit Trauern sieht es der König.
Die Sonne neigt sich — noch steht die
Schlacht!
Was dröhnt dort dumpf aus der Waldes-
nacht?
In blauen Säulen, lautlos und stumm,
Und nun mit Hurra hinter ihm drein,
Und werft ihn vollends nach Metz hinein 1
Kanonen blitzen noch durch die Nacht,
Das grause, das blutige Werk ist vollbracht.
Die Schlacht ist gewonnen, verlöre»
Bazaine —
Im Auge des Königs die Thränen stehn ^
Gott lohn' euch, ihr tapferen Toten!
123. Die Wiederaufrichtung des Deutschen Weiches.
In Deutschland war der Wunsch immer lauter geworden, daß die auf
den Schlachtfeldern vollzogene Einigung aller deutschen Stämme durch die
Wiederherstellung des Deutschen Reiches mit einem Kaiser an seiner Spitze
eine feste und dauernde Gestalt gewinnen möge. Nachdem die süddeutschen
Staaten, Bayern, Württemberg, Baden und Hessen, über ihren Eintritt in
den norddeutschen Bund Verhandlungen angeknüpft hatten, und die Erweiterung,
desselben zu einem deutschen Bunde durch Verträge mit den einzelnen Staaten
gesichert war, richtete König Ludwig von Bayern an alle deutschen Fürsten
und freien Städte ein Schreiben, in welchem er denselben den Antrag unter-
breitete, dem König Wilhelm für sich und seine Nachfolger auf dem Throne
Preußens die deutsche Kaiserkrone anzubieten. Infolgedessen stellte der nord-
deutsche Bundesrat bei dem in Berlin versammelten Reichstag den Antrag,,
„daß der neu gegründete Bund den Namen „Deutsches Reich" und das
Oberhaupt desselben den Titel „Deutscher Kaiser" führen solle."
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Extrahierte Personennamen: Frank Metz Ludwig_von_Bayern Ludwig Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland Belfort Paris Deutschland Deutschland Bayern Württemberg Baden Hessen Berlin
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
245
stellten sich Zustände im Innern derselben heraus, welche unerträglich waren.
Es öffneten sich die Thore der hungernden Weltstadt dem Verkehre, und ein Teil
des siegreichen deutschen Heeres betrat am 1. März die feindliche Hauptstadt.
Bei dem nun folgenden Friedensschlüsse trat Frankreich an Deutschland
das Elsaß und Deutsch-Lothringen mit Metz ab und verpflichtete sich,
5 Milliarden Frank Kriegskosten zu zahlen. So endete der Krieg, der in
Bezug auf die Großartigkeit seiner Erfolge alles übertrifft, was die Geschichte bis
auf unsere Zeit zu erzählen vermag. Innerhalb seiner siebenmonatlichen Dauer
sind etwa 150 Gefechte und 17 große Schlachten geliefert worden; es wurden
27 Festungen, darunter Straßbnrg, Metz, Belfort, Paris, eingenommen und an
400 000 französische Soldaten als Gefangene nach Deutschland abgeführt; gegen
7000 Geschütze und 8oo O0o Gewehre fielen den Siegern als Beute in die Hände.
Kath. Schulbl. u. a.
122. Lei (xravelotte.
Das war ein heifser, ein blutiger Tag,
Wohl manchem Helden das Auge brach.
Wie reifes Korn vor der Sense Wucht,
So sinken die Reihen hinab in die Schlucht.
Bataillone werden hinweggemäht,
Schwadronen vernichtet, — die Schlacht,
sie steht!
Mit Trauern sieht es der König.
Die Kugel zischt, die Granate kracht,
Die Mitrailleuse zerschmettert mit Macht.
Schon sind Regimenter in Splitter zer-
spellt,
Und immer neue rücken ins Feld,
Sie stürmen hinan die tödlichen Höh’n,
Sie stürmen und fallen, — die Schlacht
bleibt stehn!
Mit Trauern sieht es der König.
Die Sonne neigt sich — noch steht die
Schlacht!
Was dröhnt dort dumpf aus der Waldes-
nacht?
In blauen Säulen, lautlos und stumm,
Bricht’s vor und schwenkt sich mächtig
herum;
Die Erde zittert, — Feind, zitt’re mit! —
Es ist der wuchtige Massenschritt
Der pommerschen Grenadiere.
In breiten Kolonnen, Mann an Mann,
Im Sturmschritt geht es die Höhen hinan,
Es kracht keine Salve, es fällt kein Schuss,
Bajonett und Kolben, sie machen den
Schlufe.
Die Schlacht rückt vorwärts, es weicht
der Feind —
Sie haben’s ihm gar zu ernst gemeint,
Die pommerschen Grenadiere.
Und nun mit Hurra hinter ihm drein,
Und werft ihn vollends nach Metz hinein!
Kanonen blitzen noch durch die Nacht,
Das grause, das blutige Werk ist vollbracht.
Die Schlacht ist gewonnen, verloren
Bazaine —
Im Auge des Königs die Thränen stehn:
Gott lohn’ euch, ihr tapferen Toten!
123. Die Wiederaufrichtung des Deutschen Meiches.
In Deutschland war der Wunsch immer lauter geworden, daß die auf
den Schlachtfeldern vollzogene Einigung aller deutschen Stämme durch die
Wiederherstellung des Deutschen Reiches mit einem Kaiser an seiner Spitze
eine feste und dauernde Gestalt gewinnen möge. Nachdem die süddeutschen
Staaten, Bayern, Württemberg, Baden und Hessen, über ihren Eintritt in
den norddeutschen Bund Verhandlungen angeknüpft hatten, und die Erweiterung
desselben zu einem deutschen Bunde durch Verträge mit den einzelnen Staaten
gesichert war, richtete König Ludwig von Bayern an alle deutschen Fürsten
und freien Städte ein Schreiben, in welchem er denselben den Antrag unter-
breitete, dem König Wilhelm für sich und seine Nachfolger auf dem Throne
Preußens die deutsche Kaiserkrone anzubieten. Infolgedessen stellte der nord-
deutsche Bundesrat bei dem in Berlin versammelten Reichstag den Antrag,
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Oberhaupt desselben den Titel „Deutscher Kaiser" führen solle."
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Extrahierte Personennamen: März Frank_Kriegskosten Metz Ludwig_von_Bayern Ludwig Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland Belfort Paris Deutschland Deutschland Bayern Württemberg Baden Hessen Berlin
456
Ausland zurück war; jetzt wußte er aber auch, was er thun und wü
er es angreifen müsse, um den Grund zu seiner Bildung zu legen.
Und wenn es ihm auch nicht gelang, alles so herzustellen, wie es vor
seiner Seele stand, vorzüglich da er die längste Zeit seiner segensreichen
Regierung mit auswärtigen Feinden Krieg zu führen hatte, so hat er
doch den Ruhm für sich, eben dadurch, daß er sich nicht schämte, noch
als Mann und Kaiser Lehrling zu sein, seinem Volke für alle Folgezeit
unendlich viel genützt zu haben.
27. Washington. Franklin.
Der nördliche Theil Amerikas wurde erst spät von den Europäern
angebaut; denn die ganze Gegend schien ihnen bei ihrer ersten Landung nur eine
große Wildniß und das Klima sehr rauh zu sein. Dichte Urwälder, in denen
wilde Indianer ihr Wesen trieben, und unermeßliche Sümpfe schreckten die ersten
Europäer von diesen unwirthlichen Gegenden ab, in welchen sie nicht, wie an den
schönen Küsten Mexiko's und Peru's, Gold und Silber zusammenraffen konn-
ten. Erst 1584 wurde von England aus die erste Kolonie gegründet und
zu Ehren der Jungfrau-Königin Elisabeth Virginien genannt. Dies erste
Beispiel fand bald Nachahmung. Zwar hatten die ersten Colonisten viel von den
Angriffen der Wilden zu leiden, allmählich aber trat ein erträglicher Verkehr,
besonders durch den Handel, zwischen den Ureinwohnern und den Ansiedlern aus
Europa ein. Mit jedem Jahre kamen nun Einwanderer auch von anderen euro-
päischen Nationen herüber, größtentheils unternehmende, freiheitsliebende Männer,
die, um den kirchlichen oder bürgerlichen Bedrückungen im Mutterlande zu entge-
hen, in dem neuen Erdtheile einen Zufluchtsort suchten und fanden. So entstand
eine lange Reihe von Niederlassungen und von Ansiedler-Gebieten oder
Provinzen, unter denen Pensilvanien mit der Hauptstadt Philadelphia sich
besonders hervorthat.
Alle Colonisten, aus welchem Lande sie immer waren, erkannten die Ober-
hoheit Englands an und trieben fast ausschließlich Handel mit diesem Reiche;
England seinerseits pflegte auch die nordamerikanischen Kolonien und schützte sie
gegen alle auswärtige Angriffe. Es brachte sie durch großen Aufwand zu einer
solchen Blüthe, daß die Zahl der Bürger binnen 150 Jahren zu drei Millionen
anwuchs. Deshalb verlangte aber England auch Abgaben, welche die Ameri-
kaner jedoch nur unter der Bedingung entrichten wollten, daß sie dieselben durch
ihre Abgeordneten, welche man in das englische Parlament aufnehmen sollte,
erst bewilligten. England bedachte nicht, daß den Staatsbürgern, welche gleiche
Pflichten haben, auch gleiche Rechte gebührten, und daß man die Mündiggewor-
denen auch als solche behandeln und ihnen Theilnahme an der Gesetzgebung und
Steuerumlegung zugestehen müsse; es wies die Forderungen der Amerikaner zu-
rück, legte ihnen die Stempelakte, nach der sie zu allen kaufmännischen und
gerichtlichen Verhandlungen Stempelpapier gebrauchen sollten, und dann die
Zollaktc auf, die für die Einfuhr von Thee, Glas, Papier und Bleiweiß
eine mäßige Abgabe verlangte. Der Ausführung beider Verordnungen, als ohne
ihre Zustimmung gegeben, widersetzten sich die Colonisten thätlich und wurden in
der Überzeugung von der Rechtmäßigkeit ihrer Forderungen dadurch bestärkt, daß
die Engländer beide Gesetze wieder zurücknahmen, nur daß vom Thee ein Einfuhr-
zoll noch entrichtet werden sollte. Als nun 1773 im Hafen von Boston drei
mit Thee beladene englische Schiffe einliefen, widersetzten sich die Einwohner
der Ausladung, und als diese von dem englischen Statthalter erzwungen werden
wollte, überfiel ein Hause Vermummter die Schiffe und warf 342 Kisten Thee
ins Meer.
Dieser Gewaltstreich war die Losung zu einem Kriege, der erst 1783 beendig:
wurde. Die Provinzen traten in Philadelphia durch Abgeordnete in einen
Bund zusammen, sie bewaffneten sich gegen England, zogen die Wilden und auch
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Extrahierte Personennamen: Franklin Elisabeth
Extrahierte Ortsnamen: Washington England Europa Philadelphia Englands England England England Boston Philadelphia England
Autor: Baas, Karl, Kahnmeyer, Ludwig, Schulze, Hermann
Auflagennummer (WdK): 151
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
I
30
mächtigen Deutschen Reiches. Doch bald wurde das Volk in seinen Bestrebungen
irregeleitet durch die Hetzarbeit gewissenloser Volksaufwiegler wie auch durch die
Ereignisse der französischen Februarrevolution. Durch seine Lage als Grenzland
war Baden besonders gefährdet.
2. Die Unruhen des Jahres 1848. In Baden waren im Landtage und auf
Volksversammlungen eine Reihe freiheitlicher Einrichtungen gefordert worden,
so z. B.: Preßfreiheit, Religionsfreiheit, Schaffung einer deutschen Volksver-
tretung und anderes mehr. Obwohl die Regierung die Wünsche des Volkes
erfüllte, trat doch keine Ruhe ein. Die Preßfreiheit wurde von Volksauswieglern
benutzt, um das Volk gegen die Regierung aufzuhetzen. Nach französischem Vor-
bilde wurde ganz offen die Umwandlung Deutschlands in eine Republik gefor-
dert. Als die Regierung einem solchen Treiben entgegentrat, kam es zu Un-
ruhen im Lande.
Zwei Mannheimer, der Rechtsanwalt Hecker und der Advokat und Schrift-
steller Struve, beide Mitglieder der zweiten Kammer, erließen von Konstanz
aus einen Aufruf, in welchem sie die wehrfähigen Männer Oberbadens auf-
forderten, sich mit Waffen auf dem Marktplatz in Donaueschingen einzufinden.
Ein ungeordneter Haufen von „Freischärlern" strömte hier zusammen. Doch
schon nach einer Woche wurde derselbe von badischen und hessischen Truppen
bei Kandern völlig zersprengt. General von Gagern fand, nachdem er Hecker
vergeblich zur Übergabe aufgefordert hatte, vor Beginn des Gefechtes angeblich
durch Meuchelmord seinen Tod. Weitere Freischaren, welche der ehemalige Leut-
nant Sigel und der Dichter Herwegh anführten, wurden gleichfalls aufgerieben.
Hecker floh in die Schweiz und schiffte sich nach Amerika ein. Sein Bundesgenosse
Struve sammelte einige Alónate später eine neue Schar, wurde aber bei Staufen
geschlagen, gefangen genommen und zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt. Durch
den Ausbruch der Revolution wurde er wieder frei und entkam gleichfalls nach Amerika.
3. Die Revolution in Baden im Jahre 1849. Während dieser Vorgänge
hatte die Nationalversammlung in Frankfurt a. M. beschlossen, dem König von
Preußen die deutsche Kaiserkrone anzutragen. Doch Friedrich Wilhelm Iv.
lehnte sie ab, weil sie ihm nicht von den deutschen Fürsten angeboten worden
war. Das Volk sah sich nun in seinen Hoffnungen getäuscht, und ein neuer
Aufstand brach los. An der Spitze desselben stand der Mannheimer Rechts-
anwalt Brentano, der gleichfalls Mitglied der zweiten Kammer war. Den Auf-
rührern gelang es, die Truppen der Garnisonen Rastatt und Karlsruhe zur
Meuterei zu verführen. Vergebens versuchte Prinz Friedrich (der nachmalige
Großherzog Friedrich I.), die pflichtvergessenen Soldaten in der Grenadierkaserne
in Karlsruhe zum Gehorsam zu bringen. Die Scheusale drangen auf ihn ein,
und er konnte nur durch die Flucht sein Leben retten. Von einer Schar treu-
gebliebener Dragoner begleitet, verließ Großherzog Leopold mit seiner Familie
die Stadt und begab sich über Germersheim nach Frankfurt. Darauf rissen die
Aufständischen die Zügel der Regierung an sich. Großherzog Leopold aber wandte
sich an den König von Preußen um Hilfe. Dieser schickte zwei Armeekorps
(35000 Mann) unter dem Befehl des Prinzen Wilhelm von Preußen (des nach-
maligen Kaisers Wilhelm I.). Dazu erschien noch eine aus den Truppen mehrerer
Bundesstaaten gebildete Reichsarmee von 18000 Mann. Die bunt zusammen-
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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Extrahierte Personennamen: Hecker Struve Hecker Herwegh Hecker Struve Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Brentano Friedrich Friedrich Friedrich_I. Friedrich_I. Leopold Leopold Leopold Leopold Wilhelm Wilhelm_I. Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Baden Deutschlands Konstanz Donaueschingen Amerika Staufen Amerika Baden Frankfurt_a._M. Rastatt Karlsruhe Karlsruhe Germersheim Frankfurt
187
1
reisen. Dabei berief er sich diesmal auf die Gesetze der Menschlichkeit, die aber
bei der Waffenlieferung und der Duldung des englischen Hungerkrieges bisher nicht
zur Geltung kamen. Unsere Regierung hatte schon einige Zugeständnisse gemacht,
da drohte Wilson am 20. April 1916 mit dem Abbruch der amtlichen Be-
Ziehungen für den Fall, daß Deutschland seinen Handelskrieg fortsetze. Die ver-
antwortlichen Männer der Regierung und-des Militärs standen nun vor der schweren
Wahl: Verzicht auf die wirksamste Waffe gegen England oder Krieg mit Amerika.
Um eine weitere Ausdehnung und Verlängerung des grausamen und
blutigen Krieges zu verhindern, wurde den Seestreitkräften die Weisung erteilt,
auch im Kriegsgebiet Kauffahrteischiffe nicht ohne Warnung und Rettung der
Menschenleben zu versenken, es sei denn, daß sie fliehen oder Widerstand leisten.
Die Note, die dies äußerste Zugeständnis an Amerika mitteilte, sprach zu-
gleich die Erwartung aus, daß die Vereinigten Staaten nunmehr auch bei der
großbritannischen Regierung die Beobachtung der Gesetze des Völkerrechtes verlangten
und durchsetzten, und behielt sich Freiheit des Handelns vor, wenn das nicht geschähe.
I1-Boote heraus! Unsere Tauchboote führten während des Jahres 1916
einen Kreuzerkrieg, d. h. sie tauchten in der Nähe eines verdächtigen Handels-
schiffes auf und riefen es zur Untersuchung an. Fand sich Bannware, so wurde
es erst nach Rettung der Besatzung versenkt oder als Prise in einen deutschen
Hafen gebracht. Dabei setzte sich das Tauchboot der Gefahr aus, dmch eng-
lische Hinterlist beschossen oder gerammt zu werden. War dieser Kreuzerkrieg
auch erfolgreich, so sehnte doch ganz Deutschland den Tag herbei, der unserer Unter-
seewaffe chre ungehemmte, volle Wirksamkeit erlaubte, um unseren schlimmsten
Feind, England, empfindlich zu treffen. Am 1. Februar 1917 kam der Tag.
Nachdem unser Friedensversuch an der Eroberungssucht unserer Feinde ge-
scheitert war und unsere Feinde uns den Vernichtungskampf angesagt hatten,
hielt unsere Regierung die Zeit für den ungehemmten v-Bootkrieg für gekommen.
Sie war mit dem Feldmarschall Hindenburg und dem Admiralstab der Über-
zeugung, daß die U-Boote England zum Frieden zwingen und so die Leiden des
Krieges abkürzen könnten. Gerade dieser Zeitpunkt wurde für den Beginn ge-
wählt, weil sich die Zahl unserer U-Boote inzwischen wesentlich erhöht hatte und
zu hoffen war, daß bei der schlechten Weltgetreideernte in England die Hungers-
not entstehen würde, die uns bezwingen sollte, daß ferner die Kohlennot un-
erträglich und die Zufuhr von Erzen für die Geschoßherstellung verhindert werden
würde.
Deutschland erklärte die Gewässer um Großbritannien und Frankreich, Öster-
reich-Ungarn die um Italien und das östliche Mittelmeer zu Sperrgebieten, wo
sie jedem Seeverkehr ohne weiteres mit allen Waffen entgegentreten würden.
Den Neukalen wurden ungefährliche Wege angewiesen. Nun brauchen die Tauch-
boote keine Rücksichten mehr zu nehmen.
Neue Kriegserklärungen. Der uneingeschränkte Tauchbootkrieg brachte uns
neue Kriegserklärungen. Der Präsident der Vereinigten Staaten von Nord-
amerika, der p|M Kriegsbeginn feindlich zum Deutschen Reiche gestellt hatte,
brach sofort nach dh deutschen Ankündigung in schroffer Form die Beziehungen
mit dem Deuts^^Reiche ab. Dann versuchte er, die europäischen Neukalen
gegen uns in den Krieg zu hetzen. Diese aber lehnten das Ansinnen ab. Nun
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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Extrahierte Personennamen: Wilson Hindenburg
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland England Amerika Amerika Deutschland England England England Deutschland Frankreich Italien
Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Feddeler, Gustav, Marten, Adolf, Renner, August
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
184
neuen Lehre it R ousseaus mit Begeisterung aufnahmen. Er
verkündigte der Welt: „Alle Menschen sind gleich: alle haben gleiche Rechte
und Pflichten. Könige imb Fürsten von Gottes Gnaden darf es nicht mehr
geben. Die Völker können sich Herrscher wählen, welche sie wollen; sie
dürfen ihnen vorschreiben, wie sie regieren sollen und sie absetzen, wenn sie
ihnen nicht mehr gefallen." Solche Sätze lehrte Rousseau zuerst in Frank-
reich. Sie fanden ungeheuren Beifall und wurden bald in Nordamerika
tatsächlich angewandt. — Der n o r d a m e r i k a n i s ch e F r e i h e i t s -
k a m p, f war ein Vorspiel der französischen Revolution. An der Ostküste
von Nordamerika besaß England eine Anzahl von Kolonien. Diese empörten
sich gegen das Mutterland und erklärten, daß sie von England unab£)ängig
sein wollten (1776). Dagegen wollten sie einen Freistaat (Republik) bilden,
in welchem alle Bürger gleiche Rechte und Pflichten haben sollten. Darüber
brach der nordamerikanische Freiheitskrieg aus. In diesem Kriege zeichneten
sich Benjamin F r a n k l i n und Georg Washington besonders
aus. Unter ihren Fahnen kämpften auch viele Franzosen gegen die Eng-
länder. Diese wurden besiegt und nulßten die nordamerikanischen Kolonien
( = die Vereinigten Staaten von Nordamerika) freigeben. Als die Fran-
zosen später nach Frankreich zurückkehrten, waren sie begeisterte Re-
publikaner. Voll glühenden Eifers strebten sie darnach, ihr Vaterland
auch zur Republik zu machen, um den elenden Zuständen hier ein Ende
zu bereiten.
2. Ihr Ausbruch. Im Jahre 1774 bestieg Ludwig Xvi. den fran-
zösischen Königsthron. Er war noch jung, aber sittenrein und voll guten
Willens, seinem Volk zu helfen. Leider war es zu spät: auch fehlte ihm die
rechte Einsicht, die Tatkraft und kühne Entschlossenheit zu dem schweren
Werke. Er versuchte zunächst, sein Land von der ungeheuren Schuldenlast,
in welche seine Vorgänger es gestürzt hatten, zu befreien; denn Frankreich
stand vor dem Staatsbankerott, weil es die Zinsen seiner Staatsschuld nicht
mehr bezahlen konnte. Aber auch jetzt noch wollten Adel und Geistlichkeit
kein Opfer für das Vaterland bringen. Da berief der Minister des Königs,
Necker, die Reichsstände d. h. die Abgeordneten des Adels, der Geistlichkeit
und des dritten Standes (der Bürger und Bauern). Sie sollten raten und
helfen, Geld anzuschaffen. Bald zeigte es sich, daß viele Männer unter
ihnen waren, welche die bisherige Regierung stürzen und eine neue ins
Leben rufen wollten. Der dritte Stand verlangte, daß nach Köpfen, nicht
nach Ständen abgestimmt werden solle. Als dieser Antrag abgelehnt
wurde, verließen die Abgeordneten der Bürger und Bauern den Saal und
zogen nach dem Ballhause. Hier erklärten sie sich als alleinige Vertreter
des Volkes, als französische Nationalversammlung. Sie
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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Extrahierte Personennamen: Benjamin Georg_Washington Ludwig_Xvi Ludwig Necker
Extrahierte Ortsnamen: Gottes_Gnaden Frank- Nordamerika Nordamerika England England Nordamerika Frankreich Frankreich
Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Baade, Friedrich, Borchers, Emil, Gieseler, Albert
Auflagennummer (WdK): 86
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
I
124
schränkte Monarchie.) Schon Friedrich Wilhelm Iii. hatte dem Volke die
gewünschte Verfassung in Aussicht gestellt, aber nicht gegeben. Auch sein Sohn
Friedrich Wilhelm Iv. wollte anfangs von einer solchen nichts wissen, da er
fürchtete, durch die Einrichtung einer Volksvertretung von seiner königlichen
Macht zuviel einzubüßen.
2. Revolution von 1848. Im Februar 1848 war in Frankreich wiederum
eine Revolution ausgebrochen. Man hatte den König verjagt und eine Republik
errichtet. Die Nachricht davon zündete auch in Deutschland. Die Unzufriedenheit
war auch hier überall groß. König Friedrich Wilhelm Iv. erließ am 18. März
eine Bekanntmachung, worin er dem Volke eine freiheitliche Verfassung
versprach. Als er am Nachmittage vom Balkon des Schlosses herab selbst
seinen Entschluß verkündete, da schwenkte das Volk auf dem Schloßplätze
die Hüte und rief ihm brausende Hurras entgegen. Während dann aber das
Militär die zu weit Vordringenden zurückhalten wollte, fielen plötzlich zwei
Schüsse. Niemand wußte, woher sie gekommen waren. Es war anch keiner
getroffen worden. „Wir sind verraten!" schrie das Volk und griff zu den
Waffen. In wenigen Stunden waren alle Straßen durch Barrikaden gesperrt
und Häuser und Fenster mit Bewaffneten besetzt. Nun folgte ein blutiger
Straßenkamps, der die ganze Nacht andauerte. Von diesem Blutbade aufs
tiefste bewegt, gab der König Befehl zum Abzüge des Militärs und willigte in
die Errichtung einer Bürgerwehr. Während dieser bewegten Zeit stockte Handel
und Wandel. Die wohlhabenden Familien verließen Berlin, die Armen aber
litten Not; denn es fehlte an Verdienst. Erst allmählich wurde die Ruhe in
Berlin wieder hergestellt.
3. Hblehmmg der Kaifenvürde. Neben dem Wunsche einer freieren
Verfassung hatte das Volk ein immer dringenderes Verlangen nach der Einigung
Deutschlands. Um die Angelegenheiten des Reiches zu regeln, wurden im
Jahre 1848 Abgeordnete nach Frankfurt a. M. geschickt. Es war nun die
Frage, ob Österreich oder Preußen die Führerschaft und damit die Kaiscrgewalt
erhalten sollte. Die Mehrzahl der Abgeordneten entschied sich für Preußen,
da dieses ein rein deutsches Land sei und von jeher das Wohl Deutschlands als
sein Wohl angesehen habe. Als aber die Abgesandten in Berlin erschienen und
dem Könige die Kaiserkrone anboten, lehnte er sie ab. Er wollte sich dieser
Krone wegen nicht mit Österreich, vier Königen und Rußland in einen Krieg
stürzen. Die Einigung Deutschlands war damit vorläufig gescheitert.
4. Verfassung. Im Jahre 1850 gab der König seinem Lande eine neue Verfassung,
die noch heute im großen und ganzen zu Recht besteht. An der Spitze des Staates steht
der König. Seine Person ist unverletzlich. Die Erlasse des Königs bedürfen zu ihrer
Gültigkeit der Gegenzeichnung eines Ministers, der dadurch die Verantwortung übernimmt.
Dem König allein steht die vollziehende Gewalt zu. Er ernennt die Minister, Staats-
beamten und Offiziere, verkündigt die Gesetze und erläßt die zu ihrer Ausführung nötigen
Verordnungen. Er kann Strafen mildern und erlassen, entscheidet über Krieg und Frieden
und führt den Oberbefehl über das Heer. Gesetze gibt der König in Gemeinschaft mit
den beiden Häusern des Landtags, dem Herrenhause und dem Hause der Abgeordneten.
Der Landtag regelt auch die Einnahmen und Ausgaben des Staates. Das Herrenhaus
setzt sich zusammen aus den königlichen Prinzen, den Vertretern der Großgrundbesitzer,
der großen Städte und der Hochschulen. Das Haus der Abgeordneten besteht aus den
Vertretern des Volkes, die alle fünf Jahre neu gewählt werden. Alle Preußen, die das
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