Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Realienbuch für Volks-, Bürger- und Töchterschulen - S. 167

1899 - Bühl (Baden) : Konkordia-Verl.
167 tntb die englischen (unter Wellington) vereinigen. Dahin wandte sich nun Napoleon mit erstaunlicher Schnelligkeit. Zuerst griff er die Preußen an. Da ihnen niemand zu Hllfe kam, wurden sie besiegt. Jetzt wandte sich Napoleon gegen die Engländer, welche bei Waterloo oder Bellc-Alliauce (beii-aiiians, südl. von Brüssel) standen. Noch rechtzeitig kam ihnen Blücher zu Hilfe, und die Franzosen wurden gänzlich ge- schlagen. Napoleon ging nun rasch nach Paris zurück und wollte nach Amerika entfliehen; aber ec mußte sich einem englischen Kriegsschiffe ergeben und wurde auf die einsame Insel St. Helena im atlantischen Ozean verbannt, wo er 1821 starb. c. Die Verbündeten zogen nun zum zweitenmal in Paris ein und schlossen mit Frankreich den zweiten Pariser Frieden Allein allzu glimpflich verfuhr man mit dem Lande, das so freventlich das Wohl der anderen Nationen vernichtet hatte; denn in diesem Frieden behielt Frankreich abermals Elsaß und Lothringen; doch mußte es bedeutende Kriegskosten zahlen und die geraubten Kunstgegenstände herausgeben. 186. Der deutsche Lund. a. In Deutschland wurde nach Napoleons Verbannung das Kaiser- tum nicht wieder hergestellt Die 38 Staaten, aus denen es bestand, schlossen den Deutschen Bund, dessen Führung Österreich zugewiesen wurde. Die Abgesandten dieser Staaten bildeten zusammen den Bun- destag, der in Frankfurt a. M. seinen Sitz hatte. Der Bundestag sollte alle gemeinsamen Angelegenheiten beraten und ordnen. b. Seiner Größe, Macht und Bildung nach hätte nun Deutschland einer der ersten Staaten Europas sein sollen. Aber innere Zwietracht verhinderte dies. Die beiden Großstaaten Preußen und Österreich standen einander mißtrauisch gegenüber; keiner wollte sich dem andern unterordnen. c. Auch im Innern der einzelnen Staaten herrschte nicht die er- sehnte Zufriedenheit'. Beim Ausbruch der Freiheitskriege halten die meisten deutschen Fürsten ihren Völkern als Aufmunterung zum Kampfe Verbesserungen versprochen, namentlich Verfassungen, d. h. Verträge zwischen Fürst und Volk. Durch diese sollten jedem Teile seine Rechte und Pflichten genau abgegrenzt und zugewiesen werden. Die hauptsächlichsten Bestimmungen einer Verfassung sind: Das Volk wählt seine Vertreter, die Abgeordneten, welche zusammen die Aammern oder Land stände bilden. Diese beraten die zu erlassenden Gesetze, setzen die Steuern fest und genehmigen die nötigen Ausgaben. Der Fürst hat das Recht der Be- stätigung oder Ablehnung ihrer Vorschläge und die oberste ausführende Gemalt. Ohne Zustimmung der Landstände können in einem verfaffungsstaate (konstitutio- nellen Staate) keine wichtigen Änderungen vorgenommen werden. Die meisten deutschen Fürsten bewilligten ihren Völkern die ge- forderten Rechte; nur in Preußen und Österreich zögerte man. Baden erhielt seine Verfassung 1818. in, 200. Rb. § 65. d. Nur eine segensreiche Einrichtung brachte der Bundestag zu- stande, den Zollverein 1834. Bisher hatte nämlich jeder Staat an

2. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 448

1914 - Nürnberg : Korn
448 die Gewalttat fremder Eroberer kämpfen und in diesem Kampf, in dem wir kein anderes Ziel verfolgen als den Frieden Europas dauernd zu sichern, wird Gott mit uns sein, wie er mit unsern Vätern war." Als der König geendet, erhob sich ein donnernder Sturm der Begeisterung. — Eine Stunde später wurde die Sitzung wieder eröffnet. Tiefe Stille lagerte über der Versammlung, als der Bundeskanzler Graf Bismarck erschien um eine Mit- teilung zu machen. „Frankreich," sagte er, „hat den Krieg erklärt." Er konnte nicht weiter reden; ein Jubel, ein Bravo- rufen erfüllte das ganze Haus; alle stimmten ein in den Ruf: „Mit Gott für König und Vaterland!" Diese patriotische Be- geisterung fand überall lauten Beifall. Aus allen Teilen Deutsch- lands, selbst von den Deutschen in Amerika, gelangten an König Wilhelm täglich, stündlich Kundgebungen der Opferfreudigkeit in dem Kampfe für Deutschlands Ehre und Unabhängigkeit. Schon am 16. Juli hatte König Wilhelm die norddeutsche Bundes-Armee zu den Waffen gerufen und am 19. den Orden des „Eisernen Kreuzes" für das Verdienst in diesem Kriege erneuert. Die süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg und Ba- den stellten sofort — den Verträgen von 1866 gerreu — ihre Truppen unter seinen Oberbefehl. „Mit Be- geisterung werden meine Truppen an der Seite ihrer ruhm- gekrönten Waffengenossen für deutsches Recht und deutsche Ehre den Kampf aufnehmen," telegraphierte der jugendliche König Ludwig Ii. von Bayern an König Wilhelm. Die Tage von 1813 waren wieder aufgelebt; ja, die Begeisterung war noch viel großartiger als damals. Deutschland war einig wie nie zuvor. Nach Haester». 1-350. Mut über Gut. Es war einmal ein armer Handwerksmann, ein Lein- weber, der saß täglich schon in aller Frühe in seiner Werkstätte und arbeitete. Und wie er denn allezeit fröhlichen Mutes war, so sang er zum Zeitvertreib nebenbei manch schönes weltliches und geistliches Liedlein, je nachdem es ihm just ums Herz war. Und er hatte eine so klare und volle Stimme, daß die Nach- barn keines Haushahns bedurften, der sie aufweckte. Dies war aber eben dem reichen Kaufherrn nicht recht, der neben ihm wohnte; denn wenn der vor Mitternacht nicht schlafen konnte wegen Geldsorgen, so nutzte er nach Mitternacht noch

3. Teil 1 - S. 244

1895 - Essen : Bädeker
244 stellten sich Zustände im Innern derselben heraus, welche unerträglich waren. Es öffneten sich die Thore der hungernden Weltstadt dem Verkehre, und ein Teil des siegreichen deutschen Heeres betrat am 1. März die feindliche Hauptstadt. Bei dem nun folgenden Friedensschlüsse trat Frankreich an Deutschland das Elsaß und Deutsch-Lothringen mit Metz ab und verpflichtete sich, 5 Milliarden Frank Kriegskosten zu zahlen. So endete der Krieg, der in Bezug auf die Großartigkeit seiner Erfolge alles übertrifft, was die Geschichte bis auf unsere Zeit zu erzählen vermag. Innerhalb seiner siebenmonatlichen Dauer sind etwa 150 Gefechte und 17 große Schlachten geliefert worden; es wurden 27 Festungen, darunter Straßburg, Metz, Belfort, Paris, eingenommen und an 400 000 französische Soldaten als Gefangene nach Deutschland abgeführt; gegen •.7000 Geschütze und 800000 Gewehre fielen den Siegern als Beute in die Hände. Kath. Schulbl. u. a. 122. Bei Oravelotte. Das war ein heifser, ein blutiger Tag, Wohl manchem Helden das Auge brach. Wie reifes Korn vor der Sense Wucht, So sinken die Reihen hinab in die Schlucht. Bataillone werden hinweggemäht, Schwadronen vernichtet, — die Schlacht, sie steht! Mit Trauern sieht es der König. Die Kugel zischt, die Granate kracht, Die Mitrailleuse zerschmettert mit Macht. Schon sind Regimenter in Splitter zer- spellt, Und immer neue rücken ins Feld, Sie stürmen hinan die tödlichen Höh’n, Bricht’s vor und schwenkt sich mächtig herum; Die Erde zittert, — Feind, zitt’re mit! — Es ist der wuchtige Massenschritt Der pommerschen Grenadiere. In breiten Kolonnen, Mann an Mann, Im Sturmschritt geht es die Höhen hinan. Es kracht keine Salve, es fällt kein Schuss,. Bajonett und Kolben, sie machen den Schluss. Die Schlacht rückt vorwärts, es weicht: der Feind — Sie haben’s ihm gar zu ernst gemeint, Die pommerschen Grenadiere. Sie stürmen und fallen, — die Schlacht bleibt stehn! Mit Trauern sieht es der König. Die Sonne neigt sich — noch steht die Schlacht! Was dröhnt dort dumpf aus der Waldes- nacht? In blauen Säulen, lautlos und stumm, Und nun mit Hurra hinter ihm drein, Und werft ihn vollends nach Metz hinein 1 Kanonen blitzen noch durch die Nacht, Das grause, das blutige Werk ist vollbracht. Die Schlacht ist gewonnen, verlöre» Bazaine — Im Auge des Königs die Thränen stehn ^ Gott lohn' euch, ihr tapferen Toten! 123. Die Wiederaufrichtung des Deutschen Weiches. In Deutschland war der Wunsch immer lauter geworden, daß die auf den Schlachtfeldern vollzogene Einigung aller deutschen Stämme durch die Wiederherstellung des Deutschen Reiches mit einem Kaiser an seiner Spitze eine feste und dauernde Gestalt gewinnen möge. Nachdem die süddeutschen Staaten, Bayern, Württemberg, Baden und Hessen, über ihren Eintritt in den norddeutschen Bund Verhandlungen angeknüpft hatten, und die Erweiterung, desselben zu einem deutschen Bunde durch Verträge mit den einzelnen Staaten gesichert war, richtete König Ludwig von Bayern an alle deutschen Fürsten und freien Städte ein Schreiben, in welchem er denselben den Antrag unter- breitete, dem König Wilhelm für sich und seine Nachfolger auf dem Throne Preußens die deutsche Kaiserkrone anzubieten. Infolgedessen stellte der nord- deutsche Bundesrat bei dem in Berlin versammelten Reichstag den Antrag,, „daß der neu gegründete Bund den Namen „Deutsches Reich" und das Oberhaupt desselben den Titel „Deutscher Kaiser" führen solle."

4. Für die Oberstufe - S. 406

1879 - Stuttgart : Hallberger
406 Stadt Stuttgart schenkte er die eiserne Markthalle; der Gemeinde Berg stiftete er die schöne neue gothische Kirche. Für seine katholischen Unterthanen errichtete der König (1828) das Bis- thum Rottenburg, für die Bildung katholischer Geistlichen das Wilhelms- stift in Tübingen und die Konvikte in Ehingen und Rottweil. Auch die Israeliten erhielten früher nicht gekannte Rechte. Seiner evangelischen Kirche ließ er in der Nähe und in der Ferne seine Fürsorge angedeihen. Er gab uns (1842) das neue Gesang- und Kirchenbuch und legte den Grund zu eiuer größern Selbständigkeit der Kirchengemeinde durch die Ordnung der Pfarrgemeinderäthe und der Diöcesan-Synoden. 5. Roch manches wäre anzuführen aus der langen friedens- und segens- reichen Regententhätigkeit des Königs, die sich nur mit der des Herzogs Christoph vergleichen läßt. Wie dieser war auch er im Rathe der Fürsten hochgeachtet. Bis ins ferne Ausland wurde er mit besonderen Ehren der „König der Landwirthe" genannt. Die herzliche Verehrung seines dankbaren Volkes zeigte sich insbesondere bei der Jubelfeier seiner 25jährigen Regierung (1841) in vollem Lichte. Das war ein Fest, als Erwählte aus allen Ober- ämtern in ihrer ländlichen Tracht und mit den Erzeugnissen ihrer Felder und ihrer Hände vor dem König voriiberzogen! Das war ein Jubel, als die von den Ständen des Landes errichtete Jubiläumssäule auf dem Schloß- plätze zu Stuttgart mit ihren in Erz gegossenen Bildern dessen, was der König im Krieg und Frieden gethan, enthüllt wurde! Unter den Schwierigkeiten, welche sich später infolge des Mißjahrs 1847 und infolge der französischen Staatsumwälzung im Jahr 1848 auch im eigenen Lande erhoben, erprobte sich aufs neue die Weisheit und die Kraft des Königs durch Gewährung berechtigter Wünsche wie durch Zurückweisung unberechtigter Forderungen. Auch zu einer bessern Ordnung von ganz Deutschland sowie zur Wahrung deutscher Rechte und Ehren gegenüber dem Ausland bot er treulich seinen Rath und seine Hand. Erleben aber sollte er die Lösung der großen deutschen Frage nicht mehr. Er starb auf seinem Landhaus Rosen- stein (25. Juni 1864) nicht ganz 83 Jahre alt. In seinem Testament bezeugte er: Ich habe für die Einigkeit, Selbständigkeit und den Ruhm von Deutschland gelebt, mein Württemberg über alles geliebt. Heil meinem Vaterland für alle Zukunft! 6. Den König Wilhelm überlebte seine zweite Gemahlin Pa ul ine, welche ihm seinen einzigen Sohn, den regierenden König Karl, gebar und auch die von der Königin Katharina gegründeten und geschützten Anstalten in ihren Schutz übernahm. Als Tochter der unvergeßlichen Wohlthäterin und Segenspenderin, der Herzogin Henriette von Württemberg zu Kirchheim

5. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 154

1905 - Wittenberg : Herrosé
154 Die 'großen Präsidenten will ich Ihnen an den Fingern einer Hand herzählen! Sie trachteten nicht nach Kriegsruhm? Fragen Sie in Frankreich und Amerika an! Ist nicht der mächtige deutsche Kaiser gerade der Hort des Friedens? Keine Willkürherrschaft? So viel oder so wenig wie bei unsern Herrschern! Gesetz und Verfassung ziehen hier wie dort bestimmte Schranken. — Unsere Fürsten sind unser bester Volksbesitz. Liebe und Vertrauen begleiten sie von der Wiege bis zum Throne, vom Throne bis zum Sarge. Sie sind die edelste Blüte der Volksfamilie, unsere Führer und Väter von Gottes Gnaden, kein zu- fälliges Wahlergebnis auf Zeit. Jede Wahl wühlt die Leidenschaften auf und lähmt den gesunden Fluß der Arbeit und Entwicklung. Und das alle 4, 5 oder 7 Jahre? Heißt das nicht die Unruhe zur Regel, das Parteigezänk zur Tagespolitik machen? Unser König steht über den Parteien. Allen sucht er gerecht zu werden, soweit das Gesamt- wohl es gestattet. Er hat nur eine Lebensaufgabe: Als Vater sein Volk zu beglücken! Von Jugend auf wird er für diesen Beruf erzogen, durch die besten Lehrer mit den Bedürfnissen seines Volkes und mit den Mitteln zu deren Befriedigung vertraut gemacht. Ruhig und stetig wie der Thronwechsel vollzieht sich in Monarchien die Entwicklung, nicht ruck- und sprungweise wie in vielen Freistaaten. Blicken Sie nur in den Hexenkessel Frankreich, wo die Parteien ihre Suppen kochen. Uns lüstet's nicht nach solcher Freiheit und solchem Glück. Unsere Königsliebe ist unser Glück und unsere Treue die beste Bürgschaft für staatliches Gedeihen." „Ich nehme es Ihnen nicht übel, daß Sie Ihren König lieben und verehren!" sagte meine Freundin, „nur will es mir nicht in den Sinn, daß einer, sei er Kaiser, König, Großherzog, Herzog oder Fürst, alle Machtfülle erbt, ganz gleich, ob er fähig sei oder nicht!" „Wollen Sie denn das Erbrecht abschaffen?" fragte ich. „Jedes Erbe sei uns heilig. Uns ist diese Erbschaft das Natürliche, das Sichernde, das Gedeihliche. Ist der Monarch nicht der Weiseste, so kann er doch die Weisesten zu Ratgebern und Dienern berufen. Dann kommt die Tüchtigkeit doh in den Dienst des Staates und damit der Volkswohlfahrt. Denken Sie, was wir an einem Stein, einem Bismarck gehabt haben! Fragen sie doch uns drei Deutsche, ob wir unzufrieden mit unsern monarchischen Staatseinrichtungen sind? Ob wir mit den Franzosen oder Amerikanern zu tauschen wünschen? Nicht einmal mit den Schweizern, die doch die älteste und beste Volks- regierung und das schönste Vaterland haben!" „Übrigens/" fuhr der Kaufmann fort, „sind Sie im Irrtum, wenn Sie meinen, unsere Fürsten könnten willkürlich schalten und walten wie türkische Sultane. Unsere Pflichten stehen im Gesetz, aber auch unsere Rechte sind in der Verfassung verbrieft. Verfassung und Gesetz sind für den König so gut verbindlich wie für den letzten seiner Untertanen. „Ja, bei uns in der Schweiz," sagte der Pfarrer, „sind die Gesetze der Ausdruck des Volkswillens; denn jeder einzelne nimmt teil an der Gesetzgebung, und die Volksgemeinde entscheidet über alle Gesetzes-

6. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 110

1904 - Bautzen : Hübner
110 ausgereisten Mannesalter; er wird fortgesetzt bis an die Schwelle des Grabes. Ein solches Lernen aber, an solcher Stelle, in solchem Lebens- alter, ist immerzugleich ein Kampf: ein Kampf gegen sich selbst, gegen die eigene Vergangenheit, gegen festgewurzelte Neigungen, Überzeugungeu, Ideale, die höheren Zwecken zum Opfer gebracht werden müssen. Dieser preußische General ioar herangewachsen in den Über- lieferungen des altpreußischen Königtums. Den drängenden Ideen der modernen freiheitlicheren Zeitströmung des sog. Liberalismus, die sich seit 1830 immer ungestümer in den Vordergrund stellten, stand er zunächst fremd und ablehnend gegenüber; seiner Ansicht nach fanden die gesunden und berechtigten Wünsche des Liberalismus ihre beste Vertretung in einem starken, pflichttreuen Königtum. Mit schwerern Herzen beugte er sich aber schließlich doch dem Lieblingsprojekte seines königlichen Bruders Friedrich Wilhelm Iv., der landständischen Ver- fassung, ja er trat sogar in den vereinigten Landtag ein und wohnte den Sitzungen bei. Er fühlte, daß damit eine neue Zeit hereinge- brochen war. „Das alte Preußen", war sein Wort, „geht mit der Veröffentlichung dieses Gesetzes zu Ende, ein neues Preußen wird sich jetzt bilden; möge das neue so erhaben und groß werden, wie es das alte mit Ehre und Ruhm geworden ist." Es war ein gewaltsames Losreißen von festgegründeten Über- zeugungen eines fünfzigjährigen Lebens. Dann kam der nod) viel tiefere Riß, den die 48 er Revolution brachte. Als der sinn- und grundlos gehaßte „Kartätschenprinz" aus der Verbannung nach England, in die ihn die blinde Wut der be- törten Massen getrieben, in das Vaterland zurückkehrte, brachte er die schwer erarbeitete Gewißheit mit, daß die Tage des alten patriarchali- schen Königtums für Preußen unwiederbringlich vorüber seien. Mit mannhafter, offener Erklärung stellt er sich „als erster Untertan des Königs" auf den Boden der vom Könige gewährten politischen Reform. Trotzdem waren diese gramvollen Revolutionsjahre für den Prinzen nicht ohne Nutzen: erst von hier an tritt er der deutschen Frage näher; unerschütterlich stand ihm von da die Ueberzeugung fest, daß Preußen die Pflicht und den Beruf habe, „in der Regelung der Zukunft Deutschlands die Initiative zu ergreifen." Als nach der Trübsal der fünfziger Jahre Erkrankung und Tod des Bruders ihn erst zur Stellvertretung, dann durch das dichte Ge- strüpp feindseliger Ränke hindurch zur Regentschaft und endlich auf

7. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 331

1902 - Altenburg : Bonde
331 und der Ärzte Kunst ihm die erhoffte Genesung nicht gebracht hatten. Als Christ und Held hatte er sich mit stiller Ergebung in sein schweres Leiden gefunden; aber jetzt litt es ihn nicht mehr auf fremdem Boden; schon am 10. März eilte er in sein Königreich und wurde an der Grenze von dem gesamten Staatsministerium empfangen. Es war ein herzbewegender Anblick, als in Leipzig der todeskranke Kaiser den Reichs- kanzler Fürsten Bismarck in die Arme schloß und ihn dreimal auf die Wangen küßte. Schon die Eisenbahnfahrt von Leipzig nach Charlottenburg war den Geschäften der Regierung gewidmet. Zu Tausenden war am Orte der Ankunft das Volk versammelt, um trotz der wehmütigen Trauer den Heimkehrenden mit lautem Hurra zu begrüßen. Wohl selten hat ein Volk mit mehr Liebe und Vertrauen zu seinem neuen Herrscher emporgeschaut als das deutsche zu Kaiser Friedrich Iii. Geboren 1831, am Jahrestag der Schlacht bei Leipzig, war er, eine echte Siegfriedgestalt, bald als unser Fritz der Liebling des Volkes und seiner Armee. An der Seite seines siegreichen Vaters hat er die Größe Preußens und die Einheit Deutschlands mit erstritten; ihm verdankt das preußische Volk den Sieg bei Königgrätz; unter seinen Augen wurde in dem großen Kriege gegen Frankreich der erste Sieg erkämpft; er führte als Feldmarschall die deutschen Krieger von Sieg zu Sieg. Keiner war besser im stände, das Werk Kaiser Wilhelms fortzuführen und das deutsche Volk mit fester Hand zu schützen in schwerer Zeit, in welcher Feinde ringsum es bedrohten. Das Ver- trauen des Volkes zu seinem neuen Herrscher wurde noch vergrößert durch dessen erste öffentliche Ansprache: „An mein Volk" und „An den Reichskanzler," in welcher es heißt: „Ich bringe meinem getreuen Volke mein rückhaltloses Vertrauen entgegen. Mein ganzes Bestreben wird sein, das Werk in dem Sinne fortzuführen, in dem es begründet wurde, Deutschland zu einem Horte des Friedens zu machen, und Ich gelobe, ein gerechter und in Freud und Leid ein treuer König zu sein. Un- bekümmert um den Glanz ruhmbringender Großthaten, werde ich zufrieden sein, wenn dereinst von Meiner Regierung gesagt werden kann, sie sei Meinem Volke wohlthätig, Meinem Lande nützlich und dem Reiche ein Segen gewesen. Gott wolle Mir seinen Segen und Kraft zu diesem Werke geben, dem fortan Mein Leben geweiht ist!" — Wie zündeten diese Worte in dem deutschen Volke! Aber leider sollte es Kaiser Friedrich nicht mehr vergönnt sein, die großen Hoffnungen zu erfüllen, welche das Volk mit Recht auf ihn setzte; denn seine ganze, leider so kurze Regierungszeit war ein ununterbrochenes, aber geduldig ertragenes Leiden. Doch wenn auch schon mit dem Tode ringend, ver-

8. Teil 1 - S. 245

1900 - Essen : Bädeker
245 stellten sich Zustände im Innern derselben heraus, welche unerträglich waren. Es öffneten sich die Thore der hungernden Weltstadt dem Verkehre, und ein Teil des siegreichen deutschen Heeres betrat am 1. März die feindliche Hauptstadt. Bei dem nun folgenden Friedensschlüsse trat Frankreich an Deutschland das Elsaß und Deutsch-Lothringen mit Metz ab und verpflichtete sich, 5 Milliarden Frank Kriegskosten zu zahlen. So endete der Krieg, der in Bezug auf die Großartigkeit seiner Erfolge alles übertrifft, was die Geschichte bis auf unsere Zeit zu erzählen vermag. Innerhalb seiner siebenmonatlichen Dauer sind etwa 150 Gefechte und 17 große Schlachten geliefert worden; es wurden 27 Festungen, darunter Straßbnrg, Metz, Belfort, Paris, eingenommen und an 400 000 französische Soldaten als Gefangene nach Deutschland abgeführt; gegen 7000 Geschütze und 8oo O0o Gewehre fielen den Siegern als Beute in die Hände. Kath. Schulbl. u. a. 122. Lei (xravelotte. Das war ein heifser, ein blutiger Tag, Wohl manchem Helden das Auge brach. Wie reifes Korn vor der Sense Wucht, So sinken die Reihen hinab in die Schlucht. Bataillone werden hinweggemäht, Schwadronen vernichtet, — die Schlacht, sie steht! Mit Trauern sieht es der König. Die Kugel zischt, die Granate kracht, Die Mitrailleuse zerschmettert mit Macht. Schon sind Regimenter in Splitter zer- spellt, Und immer neue rücken ins Feld, Sie stürmen hinan die tödlichen Höh’n, Sie stürmen und fallen, — die Schlacht bleibt stehn! Mit Trauern sieht es der König. Die Sonne neigt sich — noch steht die Schlacht! Was dröhnt dort dumpf aus der Waldes- nacht? In blauen Säulen, lautlos und stumm, Bricht’s vor und schwenkt sich mächtig herum; Die Erde zittert, — Feind, zitt’re mit! — Es ist der wuchtige Massenschritt Der pommerschen Grenadiere. In breiten Kolonnen, Mann an Mann, Im Sturmschritt geht es die Höhen hinan, Es kracht keine Salve, es fällt kein Schuss, Bajonett und Kolben, sie machen den Schlufe. Die Schlacht rückt vorwärts, es weicht der Feind — Sie haben’s ihm gar zu ernst gemeint, Die pommerschen Grenadiere. Und nun mit Hurra hinter ihm drein, Und werft ihn vollends nach Metz hinein! Kanonen blitzen noch durch die Nacht, Das grause, das blutige Werk ist vollbracht. Die Schlacht ist gewonnen, verloren Bazaine — Im Auge des Königs die Thränen stehn: Gott lohn’ euch, ihr tapferen Toten! 123. Die Wiederaufrichtung des Deutschen Meiches. In Deutschland war der Wunsch immer lauter geworden, daß die auf den Schlachtfeldern vollzogene Einigung aller deutschen Stämme durch die Wiederherstellung des Deutschen Reiches mit einem Kaiser an seiner Spitze eine feste und dauernde Gestalt gewinnen möge. Nachdem die süddeutschen Staaten, Bayern, Württemberg, Baden und Hessen, über ihren Eintritt in den norddeutschen Bund Verhandlungen angeknüpft hatten, und die Erweiterung desselben zu einem deutschen Bunde durch Verträge mit den einzelnen Staaten gesichert war, richtete König Ludwig von Bayern an alle deutschen Fürsten und freien Städte ein Schreiben, in welchem er denselben den Antrag unter- breitete, dem König Wilhelm für sich und seine Nachfolger auf dem Throne Preußens die deutsche Kaiserkrone anzubieten. Infolgedessen stellte der nord- deutsche Bundesrat bei dem in Berlin versammelten Reichstag den Antrag, „daß der neu gegründete Bund den Namen „Deutsches Reich" und das Oberhaupt desselben den Titel „Deutscher Kaiser" führen solle."

9. Neues Realienbuch für Schule und Haus - S. 244

1910 - Bochum : Westfäl. Verl.- und Lehrmittel-Anst.
244 1 bürg im Sachsenwalde liegt ! Friedrichsruh, einst Wohnsitz, jetzt Ruhestätte ! des Fürsten Bismark. Brandenburg isthoooo groß, von den 5,8 Will. Ein- wohnern entfallen 2,\ will, auf den Stadtkreis Berlin. Die Mehrzahl der Bewohner ist evangelisch, in Berlin wohnen f65 Ooo Katholiken, in der Provinz \20 000. Die Be- wohner beschäftigen sich zum Teil mit dem Anbau des Bodens, zum Teil mit In- dustrie, Fischerei, Schiffahrt und Handel. Je nach der Art des Bodens werden die verschiedensten Getreide- arten angebaut' daneben hat der Tabakbau, der Gbst- und Gemüsebau eine große Ausdehnung gewonnen. Die Industrie ist hervorragend in und um Berlin, sowie im Süden der Provinz. An Mineralien liefert die Pro- vinz Braunkohlen, Torsund Kalksteine, außerdem Ton und Lehm zu der weit ver- breiteten Ziegelarbeit. Die 3 verwaltungskreise sind der Stadtkreis Berlin und die Begierungsbezirke Pots- dam und Frankfurt. Berlin: Berlin ist die bj a u p t - st a d t unseres' Vaterlandes, bjier residiert unser Kaiser, hier tagen Bundesrat und Reichstag und der preußische Landtag, Hier haben auch fast alle höchsten Behörden des Reiches ihren Sitz. Daher ist Berlin reicher an öffentlichen j f)rachtgebäuden als jede andere deutsche Stadt. Auf einer Insel in der Spree, ungefähr mitten in der Stadt, erhebt sich das gewaltige königliche Schloß. Die kupfergedeckte Kuppel der Schloßkapelle über- ragt das mächtige Viereck. Von den mehr als 600 Zimmern oder Sälen wird am meisten der prächtige Weiße Saal genannt, in dem der Kaiser den Reichstag eröffnet, vor dem Schlosse bewundern, wir das herrliche Nationaldenkmal Kaiser Wilhelms 1. In der Nähe des Schlosses finden wir den neuen

10. Volkswirtschaftliche Ergänzungen zum Lehrstoffe der Volksschule - S. 16

1888 - Berlin : Dümmler
16 A. Religion. Die kaiserliche welches vor Jahren zwischen dem Reichskanzler und dem Abgeord- i?°Novbr 1881 neten Windthorft über die kaiserliche Botschaft stattfand. Windthorft ' betonte, daß die kaiserliche Regierung durch die angestrebte wirtschaft- liche Verbesserung der Arbeiter den richtigen Weg in großartiger Weise betreten habe. „Ich möchte fast sagen", bemerkte Windthorft, „der alte Kaiser hat durch die Veröffentlichung der großen Grund- sätze in der Botschaft nach allen seinen unerhörten Erfolgen diese letzteren selbst noch übertroffen." Darauf entgegnete Fürst Bismarck: „Ja, das meint der Kaiser selbst; er sagte mir damals, das, was wir hier zu thun haben, ist noch mehr als das, was 1866, 70 u. 71 zu geschehen hatte." Windthorft sagte: „Durchlaucht, ich bin Ihnen als einer, der sein Vaterland lieb hat, sehr dankbar dafür, daß Sie nach all den großen Thaten unseren kaiserlichen Herrn bewogen haben, aus diese Bahn der Gesetzgebung einzulenken. Es sind ja ungeheure Aufgaben hier zu lösen. Ich sehe mit Furcht auf die eutsetzliche Gärung in den Arbeiterklassen; aber der einzige Weg, der noch zum Frieden führen kann, ist der eingeschlagene." — An Ge- legenheit, Wirtschastsgüter zu erzeugen, fehlt es unserer Zeit nicht, wohl aber an Gebrauchsmöglichkeit. Die Kaufkraft aller Bevölke- rungsschichten zu ermöglichen, ist das vornehmste Bestreben der kaiserlichen Regierung. Wir können deshalb, geliebte Kinder, mit Hoffnung und Vertrauen in die Zukunft blicken, wenn alle Schichten der Bevölkerung Deutschlands die kaiserliche Regierung in ihrem Bestreben unterstützen, haben nicht den gesellschaftlichen Aufruhr zu befürchten, der sich 1789, 1848 und 1871 in Frankreich, vornehmlich in Paris zeigte. (Teilw. aus der Zeitschrift „Pionier" Nr. 6, 1886.) Die Obrigkeit 6. Lest Römer 13, 1—7. Wovon ist hier die Rede? (Von der nach Rom. 13. Obrigkeit). Was wird von uns verlangt? (Wir sollen ihr Unterthan sein). Welches ist unsere höchste Obrigkeit? (Unser Kaiser und König). Was heißt das: „Wir sollen der Obrigkeit Unterthan sein?" (Wir sollen ihr gehorchen). Erkläre die Wendung: „Die Obrigkeit trägt das Schwert nicht umsonst." (Sie hat auf strenge Ordnung zu sehen und die Übelthäter zu bestrafen). Lies Vers 7! Was ist Schoß? (Abgaben). Was hat sie noch zu fordern? (Furcht und Ehre). Welches sind also die wichtigsten Rechte der Obrigkeit? (Sie hat Gehorsam zu fordern, auf strenge Ordnung zu sehen, die Übelthäter zu bestrafen, Abgaben, Furcht und Ehre zu verlangen). Das beanspruchte Paulus dem schlimmen Nero gegenüber, nach dem wir heute noch unsere Hunde benennen,
   bis 10 von 26 weiter»  »»
26 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 26 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 80
1 38
2 42
3 32
4 67
5 189
6 12
7 311
8 166
9 33
10 490
11 13
12 41
13 42
14 6
15 19
16 46
17 9
18 418
19 356
20 5
21 8
22 9
23 9
24 55
25 26
26 12
27 20
28 154
29 132
30 49
31 17
32 7
33 32
34 116
35 17
36 71
37 763
38 362
39 51
40 8
41 33
42 23
43 43
44 9
45 56
46 46
47 41
48 78
49 40

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 56
2 0
3 1
4 14
5 0
6 1
7 6
8 18
9 38
10 6
11 1
12 1
13 6
14 0
15 11
16 33
17 97
18 0
19 21
20 2
21 0
22 0
23 8
24 0
25 1
26 0
27 0
28 2
29 6
30 1
31 0
32 4
33 0
34 9
35 0
36 5
37 9
38 45
39 4
40 0
41 23
42 2
43 1
44 6
45 10
46 5
47 0
48 0
49 0
50 0
51 21
52 2
53 0
54 0
55 1
56 0
57 0
58 1
59 6
60 134
61 10
62 0
63 0
64 2
65 0
66 1
67 1
68 18
69 3
70 1
71 3
72 25
73 6
74 6
75 2
76 6
77 29
78 0
79 1
80 2
81 0
82 10
83 0
84 0
85 4
86 43
87 2
88 0
89 0
90 13
91 0
92 35
93 1
94 5
95 1
96 6
97 0
98 25
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 1
1 0
2 1
3 1
4 0
5 4
6 4
7 43
8 0
9 3
10 0
11 2
12 2
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 14
20 0
21 3
22 0
23 0
24 0
25 0
26 5
27 0
28 0
29 1
30 8
31 3
32 0
33 21
34 0
35 14
36 1
37 0
38 0
39 9
40 12
41 0
42 0
43 0
44 3
45 0
46 1
47 0
48 0
49 0
50 1
51 0
52 5
53 0
54 3
55 6
56 0
57 0
58 0
59 8
60 0
61 3
62 2
63 0
64 1
65 0
66 1
67 39
68 0
69 0
70 7
71 18
72 0
73 4
74 0
75 3
76 2
77 0
78 10
79 6
80 11
81 19
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 2
89 0
90 3
91 1
92 0
93 0
94 0
95 0
96 0
97 1
98 14
99 1
100 7
101 0
102 4
103 3
104 0
105 0
106 0
107 1
108 0
109 1
110 0
111 2
112 1
113 0
114 0
115 0
116 0
117 7
118 2
119 0
120 0
121 3
122 1
123 0
124 0
125 0
126 0
127 4
128 0
129 2
130 0
131 7
132 0
133 0
134 0
135 0
136 3
137 0
138 0
139 11
140 1
141 1
142 1
143 4
144 5
145 4
146 0
147 0
148 1
149 0
150 0
151 26
152 0
153 0
154 0
155 2
156 3
157 12
158 0
159 4
160 0
161 1
162 0
163 0
164 0
165 4
166 2
167 0
168 0
169 1
170 0
171 0
172 0
173 4
174 5
175 3
176 0
177 10
178 0
179 1
180 0
181 0
182 37
183 8
184 0
185 0
186 0
187 0
188 4
189 0
190 0
191 1
192 0
193 0
194 1
195 0
196 2
197 0
198 5
199 2