Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 339

1880 - Sondershausen : Eupel
339 samkeit und glühend für die Freiheit, gewann er leicht die Herzen aller deutschen Männer und Jünglinge und ward der Stifter eines großen Bundes. In einer nächtlichen Versammlung im Walde schwuren sie allen Römern in Deutschland den Untergang. So geheim indes das Unter- nehmen betrieben wurde, so wurde es doch dem Varus verraten. Aber Varus hielt die Deutschen für zu dumm und sich für zu mächtig, als daß er irgend eine Gefahr hätte fürchten dürfen. Als der Herbst des Jahres 9 n. Chr. gekommen war, schritt Hermann zur Ausführung seines Planes. Varus wurde von seinem festen Lager- plätze weg und immer tiefer in die deutschen Wälder hineingelockt. Er be- fand sich mitten in den Wildnissen des Teutoburger Waldes in einem Thale. Da ward auf einmal jeder Busch lebendig. Aus jeder Bergschlucht raschelte es wie viele hundert Schlangen empor, und die uralten Bäume schüttelten, wie sonst nach dem Wetter Regentropfen, jetzt Pfeile ohne Zahl auf die Römer herab. Der Himmel wollte auch nicht feiern und half den Deutschen mit Sturm und Regen. Von den Güssen unterwühlt, sank die deutsche Erde unter den Füßen des Römers ein; im losen Erdreiche schwan- kend, vom Sturm gerüttelt, stürzten die deutschen Eichen über die Unter- drücker hin und zermalmten sie im Falle. Jetzt nahmen die Deutschen in Weidmannslust so recht die fremden Eber aufs Korn, die ihnen die heilige Erde des Vaterlandes so lange aufgewühlt. Pfeil an Pfeil, Fall an Fall! Schritt für Schritt kämpft der Feind um den Boden, auf dem er steht, um den Weg, um jeden Baum, um jeden Stein, und kommt nicht eher zu Atem, als bis die Nacht hereinbricht. Da läßt Varus Lager schlagen, und ermattet sinken die Römer hin; in jedem Augenblicke scheucht der Deutschen Kriegsgeheul sie aus der kurzen Nachtruhe empor. Wie der Tag sich lich- tet, entdecken sie erst, wie licht es in ihren Reihen geworden. Mann an Mann geschlossen, brechen sie auf und kommen aufs offene Land. Da sehen sie mit Grausen die ganze Macht der Deutschen vor sich entfaltet. Rings umher Deutsche, nirgends ein Ausweg. Für alle Tapferkeit ist nichts mehr seil als der Tod. Jauchzend stürzen jetzt die Deutschen in der verzweifelten Römer starre Reihen. „Die Freiheit! die Freiheit!" schallt es wie Donner des Himmels den Römern in die Ohren. Wie die Saat unter Hagelschloßcn sinken die Tapfern unter den deutschen Hieben hin. Hermann selbst ist überall. Hier ordnet er als Feldherr die Schlacht und ruft: „Drauf, Brüder, drauf!" Dort kämpft er mit der Kraft von zehn Männern, Stirn an Stirn; kein Deutscher, der nicht mit ihm um den Preis wetteiferte. Des Feindes Scharen sind zersprengt; nur wenige wilde Haufen ragen noch aus dem Meere der Schlacht empor. Jetzt wird die Flucht allgemein; doch wer sich retten will, rennt wie blind gerade recht in die Spieße der Deutschen. Da faßt den Varus Verzweiflung, und um sein Unglück nicht als Schmach überleben zu müssen, stürzt er sich in sein Schwert. Nur wenige von dem ungeheuren Römerheere entrinnen glücklich nach der Feste Aliso, die meisten liegen auf dem Wahlplatze. Wer in Ge- fangenschaft kam, ward entweder den Göttern zum Danke für die wieder errungene Freiheit geopfert, oder zum gemeinen Frohndienste in die Gauen der Deutschen geschleppt. Das war die große Schlacht im Teutoburger Walde, die geschlagen ward im neunten Jahre nach Christi Geburt. Als der Kaiser Äugustus die Kunde erhielt, daß die drei Legionen gefallen, stieß er in Verzweiflung 22*

2. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 229

1880 - Sondershausen : Eupel
229 und an ihren Mündungen breit, und die Meeresflut dringt weit in sie hinein, was auch zur Förderung der Schiffahrt gereicht. .................... Die Ebenen, Thäler und niederen Hügel in England sind sorgfältig angebaut, und aus den fetten Wiesengründen grasen Herden von Pferden und Rindern, auf den Hügeln Schafe und Ziegen. Große Städte, zahl- reiche Dörfer und einzeln liegende Schlösser und Meierhöfe sind durchhin- gestreut. Die großen Waldungen sind durch den Ackerbau verdrängt; doch findet man nirgend ganz baumlose Gegenden. Wo nur der Schatten er- wünscht sein kann, hat der Engländer Bäume stehen lassen, so daß^ das Land einern gelichteten Haine gleicht. Überall in Park und Wiesen zerstreut mischen sich Hirsche, Rehe und Kaninchen zutraulich unter das Getümmel der Rinder und Schafe. Alle Flüsse, Bäche und Meeresnfer sind mit Gärten, Parks und Schlössern umsäumt, und Landsitz reiht sich an Land- sitz. An Holz ist sehr fühlbarer Mangel; doch helfen als Brennmaterial die Steinkohlenschätze reichlich ans. Das gute Stammholz gebraucht man zum Schiffsbau. — In Irland ist der Boden nicht so reich angebaut als in England; an manchen Stellen hindern weite Moräste daran. Schott- land hat noch spärlicheren Anbau. Selbst die Gebirge, ehemals dicht be- waldet, stehen in Schottland meist kahl, nur mit Gestrüpp und Heide be- deckt; um die malerischen Bergseen erheben sich noch schöne Hochwaldungen. Bei der großen Einwohnerzahl von 33 Millionen reicht das Getreide nicht aus, das im Lande selber gebaut wird. Aber der Boden Englands birgt in seinem Innern unermeßliche Mineralschätze: 12/i3 alles Zinnes, die Hälfte alles Kupfers und ein Drittel alles Eisens, das überhaupt in Europa gewonnen wird, wird aus den englischen Bergwerken gewonnen, und aus seinen gewaltigen Steinkohlenlagern versorgt es zum Theil noch andere Länder. Wo die Fundorte der Kohlen und Erze sind, wimmelt es von Hütten- und Hammerwerken, von Dainpfmaschincn und Fabriken, und von Städten, die aus kleinem Anfange zu großer Bevölkerung und großem Reichtum gekommen sind. Die hier verfertigten Metall-, Baum- wollen-, Leder- und Seidcnwaaren werden aus den Eisenbahnen, Kanälen und Flüssen durch das ganze Land befördert, in den Küstenstädten ans Seeschiffe geladen und nach allen Erdtheilen ausgeführt, wogegen deren Erzeugnisse zurückgebracht werden. So sind viele Einwohner dieser Länder durch Gewerbfleiß und Handel überaus reich geworden; aber daneben gibffs auch eine bittere Armut, namentlich in den großen Städten. Am meisten ist dies der Fall in der gewaltigen 4 Millionen Menschen bergen- den Hauptstadt London. Durch seine Lage ist Großbritannien auf die Schiffahrt angewiesen; sie steht von hier aus nach allen Ländern der Erde hin offen. Das haben^ die Engländer zu benutzen verstanden. Sie haben die stärkste Kriegs- und Handelsflotte, und ihre Niederlassungen erstrecken sich über die ganze Erde. Aber ihr Verkehr ist auch der Verbreitung des Evangeliums viel- fach zu gute gekommen. Wie schon in alten Zeiten Missionare von diesen Ländern ausgingen und auch unsern Vätern das Evangelium predigten, so sind auch bis auf den heutigen Tag viele Missionare von dort ans zu den Heiden in allen fremden Erdtheilen gegangen, und durch die große englische Bibelgesellschaft ist die heilige Schrift in unzählige Familien gekommen, d:e sonst ihrer wohl entbehrt hätten. Flügge.

3. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 340

1880 - Sondershausen : Eupel
340 die Stirn an die Wand seines Palastes und rief aus: „O Varus, Varus, gib mir meine Legionen wieder." Ganz Rom war voll Entsetzens vor den Deutschen und glaubte mit jedem Tage, sie kämen in ungeheuren Heer- scharen, wie einst die Cimbern und Teutonen, gen Welschland heran. Im Lande Gallien und am Rheine ward zur Notwehr gerüstet. Grundlose Furcht! Nicht an Eroberung dachten die Sieger, die theure Freiheit er- kämpft zu haben, war ihnen genug. Stolz legten sie die Hände in den Schoß, als sie die Zwingburgen im Lande gebrochen, als an dem Rheine kein Römer mehr zu schauen war. Duller. 3. vie Christenverfolgungen. Der Herr hat zu seinen Jüngern gesagt: „Wäret ihr von der Welt, so hätte die Welt das Ihre lieh. Weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich habe euch von der Welt erwählt, so hasset euch die Welt.“ So geschah es denn auch. Anfangs wurden die Christen von den Juden verfolgt, wie davon die Apostelgeschichte erzählt. Nach der Zerstörung Jerusalems 'wüteten die Heiden gegen die Christen mit furchtbaren Martern. Sie wurden durchs Schwert getödtet, mit Feuer verbrannt, von wilden Thieren zerrissen, in Flüssen ersäuft, in siedendes Öl oder Pech gesenkt, mit Pech bestrichen und dann angezündet, gekreuzigt und zerschlagen; viele liess man in dumpfen Kerkern hinschmachten. Da ist mancher, bei dem der Same des Evangeliums nicht Wurzel hatte, abgefallen und hat Christum verleugnet. Aber die meisten Christen haben ihr irdisches Leben willig dargegeben, um das ewige zu erlangen. Das vergossene Märtyrer- blut aber ist der Same der Kirche geworden. Wenn die Heiden die hohe Freudigkeit sahen, mit der die Christen in den Tod gingen, so staunten sie wohl und dachten: Der Christenglaube muss doch der rechte sein. Die heidnischen Verfolgungen begann der Kaiser Nero im Jahre 64. Er liess die Stadt Rom anzünden; das gab einen furchtbaren Brand. Als das Volk darüber unmuts wurde, gab er vor, die Christen hätten es gethan. Nun wurden diese ergriffen und gekreuzigt, den Hunden vorgeworfen, mit brennbaren Stoffen bestrichen und nachts angezündet. Damals priesen auch die beiden grossen Apostel Paulus und Petrus den Herrn mit ihrem Tode. — Drittehalb Jahrhunderte dauerten die Christenverfolgungen. Die letzte und grausamste fand unter dem Kaiser Diocletian, der vom Jahre 284 bis 305 regierte, statt. Noch einmal floss Märtyrerblut; es war das von 30 Bekennern, die im Jahre 310 im gelobten Lande enthauptet wurden. Da erhörte der Herr das Seufzen seiner Kirche, und es ward stille vor ihm. Nach Westermeier. 4. Der Sieg der Kirche. Der Wut der römischen Kaiser gelang es nicht, die Kirche des Herrn zu zerstören; im Gegentheil, sic mußten sich vor der Macht des Herrn beugen. Er erweckte einen Mann, durch welchen er das Heidentum zu

4. Lesebuch für Volksschulen - S. 107

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
107 gefalteten Händen, den tränenschweren Blick zum Himmel gerichtet, steht der Förster da und sein Weib. Aber der ewige Richter, der Herr des Lebens und der Verdammniß — er winkt dem Todesengel, daß er vorübergehe an dem Hause des Gerechten. In tiefen Schlaf sinkt der Kranke, und ein heftiger Schweiß dringt aus allen seinen Poren. Als er erwacht, sieht er seine wackeren Wirthe in liebevoller Thätigkeit um sich. In seinem Leben zum ersten Mal betet jetzt sein Herz. Dann drückt er die Hände der Edeln an seine Brust, an seine Lippen, und die Thränen der Versöhnung, des Dankes und der Liebe fließen reichlich. Nach wenigen Tagen verläßt der Müller sein Kran- kenlager, genesen, gerettet für das Himmelreich. Sluymer. 181. Das Eisen. Das Eisen findet sich in Verbindung mit verschiedenen erdigen Stoffen in einem steinigen, dunkelfarbigen Erz, Eisenstein genannt. Dieses Eisenerz nun ist in verschiedenen Gegenden verschieden, enthält bald mehr, bald weniger reines Eisen, bald Thon, aber keinen Kalk, bald Kalk und keinen Thon, bisweilen auch etwas Kohle, fast immer aber Wasser, Kiesel, Schwefel und Kohlensäure. Das Erz kommt in Schichten von verschiedener Dicke, von wenigen Zollen bis zu mehreren Fuss vor, bald dicht an der Oberfläche der Erde, bald mehrere hundert Fuss tiefer unter derselben. Meist liegen mehrere solcher Schichten unter einander, die durch andere Stoffe getrennt sind. Dieses Erz wird in Gruben aus der Erde herausgeschafft; aber wie bekommt man das Metall aus dem Erz oder Stein her- aus ? Das geschieht in grossen Schmelz - oder Hochöfen, wie man sie nennt; zuerst aber wird das Erz geröstet, um die Unreinigkeiten zu entfernen, welche sich am leichtesten abson- dern lassen, meist unter freiem Himmel. Es wird nämlich zu- erst eine Schicht Kohlen gelegt, darauf eine Schicht Eisenstein, dann wiederum eine Schicht Kohlen, und so fort, bis ein mehrere Fuss hoher Haufen entstanden ist, den man endlich mit Kohle bestreut und anzündet. Dadurch wird das Wasser nebst den Gasen entfernt, die in den Eisensteinen enthalten sind. Erst wenn dies geschehen, kommt das Eisenerz in die Schmelzöfen. Diese sind grosse, hohe Oefen, weshalb sie auch Hoch- öfen heissen, vierzig bis fünfzig Fuss hoch, von Steinen erbaut und innen mit feuerbeständigen Ziegeln ausgelegt. Sie sind Tag und Nacht in ununterbrochener Arbeit, Sonntags und Wochentags, viele Monate, ja oft Jahre lang, immer voll von brennenden Stoffen, so dass die Flammen aus der Oeffnung ununterbrochen hoch emporschlagen und weit umher gesehen werden hönnen. Um die Gluth noch mehr zu vergrössern und dadurch das Schmelzen des Erzes zu erleichtern, sind an den Schmelzöfen grosse Gebläse angebracht, die wohl von Dampf-

5. Lesebuch für Volksschulen - S. 169

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
169 11. Der Herr schaut ihm herüber: „Es ist mein Lieblingsroß; Doch das verstehst du besser, so reit' es nur zum Troß." Sie wechseln still; dann sprenget rasch, ohne Gruß und Wort, Den Zügel lang verhänget, der edle Froben fort. 12. Und weit von seinem Herren hält er zu Roste nun, Für wenig Augenblicke scheint das Geschütz zu ruh'n; Der Kurfürst selber sinnet, warum es jetzt verstummt, Und: „Wacker war's gemeinet!" der alte Dörffling brummt. 13. Da plötzlich donnert's wieder gewaltig über's Feld, Doch nur nach einem Punkte ward das Geschütz gestellt. Hoch auf der Schimmel setzet, Herr Froben sinkt zum Sand, Und Roß und Reiter netzet mit seinem Blut das Land. 14. Die Reiter alle schauen gar ernst und treu darein, — O Froben dort am Boden, wie glänzt dein Ruhmesschein! Der Kurfürst ruft nur leise: „Ha! war das so gemeint!" Und dann nach Feldherrn Weise! „Run vorwärts in den Feind!" Minding. 37. Noch Einiges vom großen Kurfürsten. 1. Seine Standhaftigkeit. Nachdem seine erste Bildung vollendet war, sandte der Vater den 15 jährigen Kurprinzen nach den Niederlanden, wo er sich auf der damals berühmten Hochschule zuleyden weiter ausbilden sollte. Als hier aber die Pest ausbrach, ging er nach dem Haag, der Residenz des Statthalters der Niederlande. Hier genoß er des belehrenden Umgangs staats- kluger und kriegserfahrener Männer; aber es fehlte auch nicht an Versuchungen zur Ueppigkeit und Sünde, und leichtsinnige junge Leute suchten ihn in ein ausschweifendes Leben hineinzuziehen. Siegreich widerstand er und sprach das schöne Wort: „Ich bin's meinen Eltern, meiner Ehre und meinem Lande schuldig." Sofort verließ er den Haag und begab sich in das Kriegslager des Prinzen von Oranien, welcher die Spanier in Breda belagerte. Der klopfte ihm freundlich auf die Schulter und sprach: „Vetter, Eure Flucht ist ein größerer Sieg, als wenn ich Breda erobere. Wer sich selbst überwindet, von dem ist Großes zu hoffen." — Zu seinem Regierungsantritt ließ er eine Münze schlagen mit der Inschrift, die sein tägliches Gebet war: „Weise mir, Herr, deinen Weg, daß ich ihn wandle!" und auf eine andere ließ er seinen Wahlspruch setzen: „Gott ist meine Stärke!" — 2. Seine Großmuth. Gegen den Feind handelte er großmüthig und edel. Als er am Rhein gegen die Franzosen kämpfte, bot ihm ein französischer Offizier an, gegen eine Belohnung den französischen Feldherrn Türen ne zu vergiften. Aber mit Abscheu und Verachtung wies er den Verräther von sich und schrieb dem feindlichen General: „Nehmen Sie sich in Acht, es giebt Leute in Ihrem Lager, welche Ihnen nach dem Leben trachten." 3. Seine Glaubenstreue und Duldsamkeit. Friedrich Wilhelm war ein treuer evangelischer Christ und seinem Glauben von Herzen zugethan; aber gegen Andersgläubige duldsam. Das wilde, lieblose Gezänk zwischen Lutheranern und Reformirten, welches damals die Gemüther heftig erregte, war ihm sehr zuwider. Er erließ deshalb die Verordnung, daß man sich alles Verketzerns und Gezänks über die streitigen Artikel des Glaubens von den Kan- zeln herab enthalten sollte, und bedrohte die Widerspenstigen sogar mit Amts- entsetzung. Da das aber nichts half, forderte er von sämmtlichen Geistlichen eine schriftliche Verpflichtung, seiner Verordnung getreu nachkommen zu wollen. Seine Forderung fand einen heftigen Widerstand, und mancher Prediger verließ lieber sein Amt, als daß er sich fügte, weil er befürchtete, er möchte sein Ge- wissen beschweren. Unter diesen war auch der Dichter des schönen Liedes: „Befiehl du deine Wege," — Paul Gerhard. —

6. Lesebuch für Volksschulen - S. 391

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
391 Rheinprovinz bei Mülheim und Essen a. d. Ruhr, sowie auch bei Saar- brücken an der Saar. Die Ruhrkohlen werden meistens verschifft. In so- genannten Kohlennachen werden sie auf der Ruhr hinunter nach Duisburg und Ruhrort gebracht und von diesen Städten aus in größern Schiffen den Rhein hinunter nach Holland und hinauf nach dem Oberlande versandt. Zwi- schen 40 und 50 Mill. Scheffel kommen hier jährlich zur Verladung, ungerech- net diejenigen, welche mit der Eisenbahn befördert werden. Man unterscheidet im Handel und gewöhnlichen Leben hauptsächlich zwei Arten von Kohlen: die Fettkohle und die Magerkohle. Beide unter einander gemischt geben die Misch kohle, welche sich am besten zur Stubenheizung eignet. Zur Heizung der Locomotiven auf der Eisenbahn oder auch der Kessel anderer Dampf- maschinen und zur Schmelzung des Eisensteins gebraucht man meistens die ausgeschwefelte Kohle, Koch kohle oder Coaks genannt. Sie brennt ohne Flamme und Schwefelgeruch und entsteht dadurch, daß man die (fette) Stein- kohle noch einmal verkohlt, d. h. ohne Zutritt der Luft verbrennt. Selbst der schmutzige Ruß der Steinkohle ist noch zu etwas nütze. Er ist werthvoller, als mancher vermuthen sollte, denn aus ihm wird der schwarze Kohlentheer, sowie das luftige Leuchtgas bereitet, welches in reinster Flamme die Nächte erhellt. Die Menschen scheuen keine Kosten und Anstrengung, dieses immer unent- behrlicher werdende Brennmaterial aus der Tiefe heraufzuholen. Sie machen zuerst ein weites, senkrecht bis auf das Kohlenlager, Flötz, gehendes, ausge- mauertes Loch, Schacht genannt, durch welches die Kohlen zu Tage gefördert werden. Von diesem Schacht aus treiben die Bergleute Quergänge, Stollen, indem sie die Kohlen ausbrechen und nach dem Schacht hinfahren. Das ist eine gefährliche Arbeit, und es heißt nicht umsonst: Der Bergmann hat sein schwarzes Todtenkleid immer an. Manchmal stürzen die Massen herab und begraben oder verstümmeln die Bergleute. Auch entwickeln sich häufig böse, brennbare Gase, die sich trotz aller Vorsicht zuweilen entzünden, und wehe den Arbeitern, die sich in der Nähe dieser schlagenden Wetter, wie der Berg- mann sie nennt, befinden! Sie sind in der Regel verloren. Auf diese Weise gerathen zuweilen ganze Kohlen-Minen in Brand, die dann Jahre lang gleich Vulkanen fortbrennen. Aber trotz aller dieser Gefahren arbeiten die Bergleute fort und fort und gehen immer wieder rüstig an ihr Tagewerk, zu Nutz und Frommen des ganzen Menschengeschlechts, sich gegenseitig den schönen Gruß zurufend: Glück auf! Nicht immer hat man indeß die Steinkohle so werth gehalten, wie jetzt. Als man im 14. Jahrhundert in England zuerst'auf den Gedanken kam, die- selben als wohlfeileres Brennmaterial zu benutzen, da gab's namentlich in Lon- don große Aufregung. Die Volksvertreter baten den König, er möge doch den Gebrauch dieses pestilenzialischen Brennstoffes verbieten, wenn er nicht wolle, daß seine getreuen Unterthanen ersticken sollten. Der König that's. Aber das Verbot half nichts, es wurde übertreten. Die Uebertreter belegte man mit Geldstrafen; alles ohne Erfolg. Als man endlich sah. daß niemand davon erstickte und dem Uebel nicht zu steuern sei, ließ man's gewähren und legte blos eine hohe Abgabe auf die in London einzuführenden Steinkohlen, welche erst im Jahre 1830 ganz abgeschafft wurde. Nach Grube. 72. Das Petroleum. Unter den verschiedenen Beleuchtungsstoffen ist das Petroleum derjenige, welcher die weiteste Verbreitung und die größte Bedeutung zu gewinnen scheint. Wohl schüttelten viele Leute die Köpfe bei der Nachricht, daß in Amerika an manchen Orten das Oel aus der Erde gepumpt werde, wie bei uns zu Lande das Wasser, oder daß es dort Teiche und Flüsse f Mi

7. Lesebuch für Volksschulen - S. 75

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
75 141. Der Hahn. Ern recht schöner, stolzer Hahn ist unter allen Vogeln der an- genehmste. Hoch trägt er sein gekröntes Haupt, nach allen Seiten spähen seine feurigen Augen, unvermuthet überrascht ihn keine Gefahr, und jeder möchte er Trotz bieten. Wehe jedem fremden Hahne, der es wagt, sich unter seine Hühner zu mischen, und wehe jedem Men- schen, der sich erkühnt, in seiner Gegenwart ihm eine seiner Lieben zu rauben! Alle seine Gedanken weiß er durch verschiedene Töne und verschiedene Stellungen des Körpers auszudrücken. Bald hört man ihn mit lauter Stimme seine Lieben rufen, wenn er ein Körnchen ge- funden hat, denn er theilt mit ihnen jeden Fund; bald sieht man ihn in einem Eckchen kauern, wo er eifrig bemüht ist, ein Nestchen für die Henne zu bilden, die er vor allen liebt; jetzt zieht er an der Spitze seiner Schaar, deren Beschützer und Führer er ist, hinaus in's Freie; aber kaum hat er hundert Schritte gethan, so hört er vom Stalle her den freudigen Ruf einer Henne, welche verkündet, daß sie ein Ei gelegt hat. Spornstreichs kehrt er zurück, begrüßt sie mit zärt- lichen Blicken, stimmt in ihren Freudenruf ein und eilt dann in vollem Laufe dem ausgezogenen Heere nach, um sich wieder an dessen Spitze zu stellen. Die geringste Veränderung in der Luft fühlt er und ver- kündet sie durch ein lautes Krähen; mit lautem Krähen verkündet er den anbrechenden Morgen und weckt den fleißigen Landmann zu neuer Arbeit. Ist er auf eine Mauer oder ein Dach geflogen, so schlägt er die Flügel kräftig zusammen und kräht und scheint sagen zu wollen: Hier bin ich Herr; wer wagt's mit mir? Ist er von einem Men- schen gejagt worden, so kräht er wieder aus Leibeskräften und verhöhnt wenigstens den Feind, dem er nicht schaden kann. Am schönsten ent- faltet er seine Pracht, wenn er früh morgens, der langen Ruhe müde, das Hühnerhaus verläßt und vor demselben die ihm nachfolgen- den Hühner begrüßt; aber noch schöner und stolzer erscheint er in dem Augenblicke, wo das Geschrei eines fremden Hahnes seine Ohren trifft. Er horcht, senkt die Flügel, richtet sich kühn empor, schlägt mit den Flügeln und fordert mit lautem Krähen zum Kampfe. Erblickt er den Feind, so rückt er ihm, sei er groß oder klein, muthig entgegen, oder stürzt in vollem Laufe auf ihn zu. Jetzt treffen sie zusammen, die Halsfedern sind aufgerichtet und bilden einen Schild, die Augen sprühen Feuer, und jeder sucht den andern niederzuschmettern, indem er mit aller Macht gegen ihn springt. Wer wird Sieger sein? Beide scheinen an Muth, an Kräften gleich. Jeder sucht ein höheres Plätz- chen zu gewinnen, um von dort aus mit größerer Gewalt fechten zu können. Lange währt die Schlacht, aber immer kann sie nicht dauern. Die Kräfte nehmen ab; es tritt eine kurze Ruhe ein; mit gesenktem Haupte zur Vertheidigung und zum Angriff jederzeit bereit, mit dem Schnabel Erdkrümchen aufpickend, als wollten sie den Feind dadurch verhöhnen, daß sie mitten im Kampfe sich's wohlschmecken lassen, stehen

8. Lesebuch für Volksschulen - S. 391

1894 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
391 3. Kaum hatte der erste fließende Brunnen in Pennsylvanien einige Tage seinen Reichtum ausgespieen, so wollte ein neuer Arbeiter, der die Natur des Pe- troleums nicht kannte, an einem Schwefelhölzchen seine Cigarre anbrennen. So uñe das Helle Feuer das in der Luft befindliche Gas berührte, verwandelte sich das- selbe ans eine weite Strecke hin in ein Flammenmeer. Zweiundzwanzig Arbeiter kamen darin auf die gräßlichste Weise ums Leben. Der Brunnen selbst aber wurde zum feurigen Strome, der nicht eher aufhörte zu brennen, als bis das Öl erschöpft war. Solche Unglücksfälle sind mehr als einmal vorgekommen. Das Petroleum, welches wir in unsern Lampen brennen, ist raffiniert und darum nicht feuerge- fährlich. Weil jedoch Vorsicht zu allen Dingen nütze ist, so möchte anzuraten sein, die Lampen am Tage und nicht abends bei einem hellbrenneniñn Lichte mit Pe- troleum zu füllen. Auch sollte man das Feuer im Ofen re. niemals dadurch zum Brennen bringen wollen, daß man aus einer Flasche Petroleum hineingießt. Denn das Petroleum fängt dabei leicht Feuer; die Flasche zerspringt, das Petroleum spritzt ans die Kleider und setzt diese in Brand, so daß die betreffende Person oft jämmerlich verbrennen muß. Nach Runkwitz. 433. Das Gold. 1. Das Gold hat durch seine schöne gelbe Farbe und seinen ausgezeichneten Glanz seit den ältesten Zeiten die Aufmerksamkeit der Menschen ans sich gezogen. Und wenn man's recht betrachtet, so ist es auch wirklich ein schönes Metall, be- sonders deswegen, weil es weder rostet noch schwarz wird und kein Schmutz dauernd ans ihm haftet oder in dasselbe eindringt. Darum hängt aber auch der Mensch so leicht sein Herz daran und schätzt es über Gebühr, oft höher als ein gutes Ge- wissen. Biel besser wäre es, wenn jedermann sich's zum Vorbilde nähme und dafür sorgte, daß seine Seele rein bliebe wie Gold. 2. Zu den bemerkenswertesten Eigenschaften des Goldes gehört auch seine außer- ordentliche Dehnbarkeit. Ein Dukaten, der bekanntlich noch kleiner ist als ein Zwei- groschenstück, läßt sich durch Hämmern so weit ausdehnen, daß man damit einen Reiter samt seinem Rosse vergolden könnte. Gegenstände von geringerem Metall, z. B. von Silber, werden häufig mit einer sehr dünnen Schicht Gold überzogen und sehen dam: ans, als wären sie aus reinem Golde verfertigt. So erscheint auch der Mensch äußerlich oft besser, als er innerlich ist, ivas ihm freilich wenig Ehre macht, auch selten lange unentdeckt bleibt. 3. Das Gold findet sich teils im Sande der Flüsse und im anfgeschivemmten Lande, teils zwischen allerlei Gesteinen im Innern der Erde. Am häufigsten kommt es in Amerika, in Rußland und Afrika vor. Auf der amerikanischen Halbinsel Kalifornien entdeckte man vor ettva vierzig Jahren beim Anlegen einer Wassermühle einen solchen Reichtum an Gold, daß ein fleißiger Sannnler in acht Tagen ein reicher Mann werden konnte. Kaum hatte man aber Nachricht davon erhalten, so strömten auch schon von allen Seiten Menschen herbei, selbst ans Europa. Jeder wollte in kurzer Zeit und ohne Anstrengung reich werden. Eine Zeitlang ging das Sammeln ohne Störung von statten; als aber die Zahl der Goldgierigen mit jedem Tage wuchs, entstand bald Streit und Zank um die besten Stellen, und mancher hat dort statt Gold den Tod gefunden. Man sieht daraus recht deutlich, daß das Gold nicht glücklich macht. Wir wollen daher aber auch nicht murren, daß unser Vaterland im Vergleich mit jenen Ländern arm an Gold ist. Statt habsüchtig in der Erde nach diesem Metalle zu wühlen, wollen wir sie mit nahrhaften Früchten bebauen und uns ein zufriedenes Herz erhalten. Lüben.

9. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 217

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
2. Attila. 217 Sieg zu Sieg und von Raub zu Raub führte, verehrte ihn fast abgöttisch. Über seinen Getreuen waltete er gnadenvoll; höflich, freigiebig, gastfrei, verstand er immer aufs neue sie an sich zu fesseln. Eine halbe Million Krieger folgte seinem Ruf. Als Feldherr aber und Staatsmann tvar er rücksichtslos und kannte kein Erbarmen. Seine wandernde Hofhaltung in der ungarischen Ebene >var die größte, bunteste und reichste jener Zeit. Häuptlinge und Königskinder deutscher und slavischer Stämme bildeten neben den Fürsten der Hunnen und der stammver- wandten Völker seinen Hofstaat. Unter der Leibwache, die im Ringe um den schön geschnitzten Zaun seines Hofes lag, dienten Männer aus fast allen Völkern zwischen Persien und den Pyrenäen; edle Gotenfürsten neigten ehrfurchtsvoll ihr Haupt vor seinem Befehl; Königskinder aus Thüringen und fremden Landen wurden als Geiseln an seinem Hofe erzogen neben Sprößlingen der Wander- stämme an der Wolga und der tatarischen Ebene; unterworfene Völker der Ostsee führten ihm Zobel- und Otternfelle aus dem Eise des Nordens zu; Gesandte aus Rom und Kvnstantinopel harrten furchtsam am Hofthor, um seine zornigen Befehle entgegenzunehmen oder ihm demütig kostbare Geschenke zu Füßen zu legen. Nachdeni er zuerst sich gegen Osten gewandt und Griechenland verwüstet hatte, aber durch ein unermeßliches Lösegeld zum Abzüge bewogen war, zog er im Jahre 451 durch Deutschlaiid nach Gallien (dem heutigen Frankreich), in dessen südlichem Teile inzwischen die Westgoten nach gewaltigen Wanderungen ein geordnetes Reich gegründet hatten. Deutschland ward auf diesem Durchzuge der Hunnen furchtbar verwüstet, rvie ein Heuschreckenschwarm verheerten sie alles Land. Am Rheine warfen sich 10 000 Burgunden dem Weltstürmer Attila entgegen, aber vergeblich; in heldenmütigem Kampfe gingen sie ruhmvoll unter. Nun aber vereinigten sich die Westgoten und die Römer, um durch gemeinsame Anstrengung die Bildung des Abendlandes und das Christentum zu schützen. Der römische Feldherr Astius und der Gotenkönig Theodorich brachten ein gewaltiges Heer zusammen und trafen in den weiten Ebenen von Chalons an der Marne, wo- hin Attila sich gezogen hatte, um für seine zahllose Reiterei Raum zu gewinnen, mit dem Feinde zusammen. Dort sammelten sich die Völker des Morgenlandes und die Völker des Abendlandes und standen sich gegenüber in heißer Erwartung des Kampfes, der das Schicksal Europas entscheiden sollte. Attila hatte die Übermacht der Masse, der Einheit und der Feldherrngabe; aber auf der Seite der Abendländer stritt die Begeisterung für alles Große der alten Welt, für das Christentum, für die Freiheit und den eigenen Herd. Deutsche aber fochten aus beiden Seiten, ja, der Kern aller deutschen Völker stand hier feindlich gespalten sich gegenüber, und welches Heer den Sieg gewann, die Deutschen wurden immer geschlagen. Das mörderische Schlachten begann; mit der höchsten Erbitterung kämpften beide Heere. Der tapfere Theodorich kam ums Leben, aber sein Sohn Thorismund nahm blutige Rache. Die Westgoten entschieden die Schlacht. Nachdem schon gegen 200 000 Menschen gefallen waren, wich Attila zurück, und das Abendland war gerettet. Attila hatte schon einen großen Scheiterhau- fen von Pferdesätteln errichten lassen, um sich darauf zu verbrennen, wenn er verfolgt worden und unterlegen wäre. Aber er entkam. Thorismund ward auf den noch blutigen Schild erhoben, und unter dem Jauchzen der Sieger zum Könige der Westgoten ausgerufen. Aber die, welche das lliiglück verbundeii,

10. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 393

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
87. Blick ins Weltall. 393 die Körper durch ihre Schwere an die Erde angezogen und können ihr nicht entlaufen. Überall nennt man unten, was man unter den Fußen hat, und oben, was über dem Haupte hinaus ist. Niemand merkt oder kann sagen, daß er unten sei. Alle sind oben, so lange sie die Erde unter den Füßen und den Himmel voll Licht oder Sterne über dem Haupte haben. Aber der Leser wird nicht wenig erstaunen, wenn er's zum ersten Male hören sollte, wie groß die Kugel sei; denn der Durchmesser der Erde beträgt in gerader Linie von einem Punkt der Oberfläche durch den Mittelpunkt hindurch zum andern Punkt reichlich zwölftausend siebenhundert, der Umkreis der Kugel aber beträgt vierzig tausend Kilometer. Das haben die Gelehrten mit großer Genauigkeit aus- gemessen und ausgerechnet und sprechen davon wie von einer gemeinen Sache. Aber niemand kann die göttliche Allmacht begreifen, die diese ungeheure, große Kugel schwebend in der unsichtbaren Hand trägt, und jedem Pflänzlem darauf seinen Tau und sein Gedeihen giebt und dem Kindlein, das geboren wird, einen lebendigen Odeni in die Nase. Man rechnet, daß 1460 Millionen Menschen zu gleicher Zeit auf der Erde leben und bei dem lieben Gott in die Kost gehen, ohne das Getier. Aber es kommt noch besser. Denn zweitens: Die Sonne, so nahe sie zu sein scheint, wenn sie früh hinter den Bergen in die frische Morgen- luft hinaufschaut, so ist sie doch ungefähr zwanzig Millionen Meilen weit von der Erde entfernt. Weil aber eine solche Zahl sich geschwinder anssprechen, als erwägen und ausdenken läßt, so merke: Wenn auf der Sonne eine große, scharf geladene Kanone stände und der Kanonier, der hinten steht und sie richtet, zielte auf keinen andern Menschen, als auf dich, so dürftest du deswegen in dem näm- lichen Augenblicke, als sie abgebrannt wird, noch herzhaft anfangen, ein neues Haus zu bauen, und könntest darin essen, trinken und schlafen. Denn wenn auch die Kugel in schnurgerader Richtung und gleicher Geschwindigkeit immer fort und fort flöge, so könnte sie doch erst nach Verfluß von ungefähr zehn Jahren von der Sonne hinweg auf der Erde anlangen, so doch eine Kano- nenkugel einen scharfen Flug hat und zu einer Weite von 500 Meter nicht mehr als den sechzigsten Teil einer Minute bedarf, nämlich eine Sekunde. Daß nun ferner die Sonne auch nicht bloß eine glänzende Fensterscheibe des Himmels, sondern, wie unser Erdkörper, eine schwebende Kugel sei, begreift man schon leichter. Aber wer vermag mit seinen Gedanken ihre Größe zu um- fassen, nachdem sie aus einer so entsetzlichen Ferne solche Kraft des Lichts und der Wärme noch auf die Erde ausübt und alles segnet, was ihr mildes Antlitz bescheint? Der Durchmesser der Sonne ist einhundertzwölfmal größer, als der Durchmesser der Erde. Wenn sie hohl wäre inwendig, so hätte nicht nur unsere Erde in ihr Raum, auch der Mond, der doch fast 50 000 Meilen von uns absteht, könnte darin ohne Anstoß auf- und untergehen: ja, er könnte fast noch einmal so weit von uns entfernt sein, als er ist, und doch ohne Anstoß um die Erde herumspazieren, wenn er wollte. So groß ist die Sonne und geht aus der nämlichen, allmächtigen Hand hervor, die auf der Erde das Mohnsamenkörnlein in seiner Schale bildet und zur Reife bringt, eins so unbegreiflich wie das andere. Die Erde dreht sich in vierundzwanzig Stunden um sich selber. Nämlich man stelle sich vor, wie wenn von einem Punkt der Erdkugel durch ihre Mitte bis zum entgegengesetzten Punkt eine lange Axe gezogen wäre. Diese zwei
   bis 10 von 217 weiter»  »»
217 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 217 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 311
1 23
2 16
3 15
4 13
5 238
6 5
7 537
8 39
9 7
10 126
11 5
12 12
13 23
14 1
15 286
16 110
17 12
18 141
19 4590
20 1
21 38
22 5
23 2
24 34
25 6
26 3
27 5
28 65
29 193
30 105
31 12
32 4
33 7
34 52
35 10
36 33
37 217
38 339
39 79
40 4
41 19
42 1
43 15
44 6
45 128
46 7
47 6
48 39
49 38

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 1
1 529
2 0
3 13
4 26
5 8
6 90
7 9
8 7
9 62
10 8
11 34
12 108
13 11
14 14
15 45
16 286
17 1107
18 5
19 622
20 4
21 244
22 11
23 294
24 143
25 6
26 46
27 1
28 77
29 107
30 1
31 8
32 13
33 0
34 52
35 6
36 22
37 31
38 116
39 146
40 29
41 6
42 281
43 12
44 7
45 76
46 9
47 9
48 8
49 31
50 11
51 48
52 31
53 7
54 78
55 21
56 8
57 6
58 13
59 39
60 9
61 12
62 2
63 1
64 7
65 39
66 9
67 56
68 23
69 14
70 54
71 39
72 20
73 13
74 20
75 54
76 39
77 909
78 7
79 54
80 3
81 29
82 362
83 59
84 93
85 158
86 25
87 113
88 7
89 1
90 30
91 108
92 381
93 6
94 466
95 9
96 15
97 6
98 90
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 30
1 20
2 44
3 23
4 7
5 19
6 81
7 22
8 4
9 44
10 45
11 3
12 84
13 60
14 23
15 5
16 8
17 14
18 8
19 43
20 1
21 33
22 3
23 0
24 50
25 39
26 44
27 2
28 37
29 7
30 27
31 4
32 21
33 474
34 43
35 32
36 63
37 2
38 6
39 42
40 22
41 14
42 34
43 60
44 26
45 0
46 28
47 16
48 10
49 13
50 100
51 322
52 51
53 0
54 20
55 27
56 52
57 3
58 28
59 391
60 5
61 56
62 20
63 9
64 23
65 47
66 3
67 19
68 4
69 0
70 22
71 155
72 17
73 22
74 8
75 21
76 5
77 15
78 22
79 24
80 30
81 983
82 14
83 9
84 17
85 6
86 2
87 0
88 4
89 31
90 6
91 24
92 2
93 12
94 6
95 23
96 40
97 43
98 4
99 11
100 379
101 0
102 121
103 11
104 2
105 5
106 13
107 130
108 1
109 7
110 66
111 54
112 20
113 6
114 40
115 6
116 49
117 5
118 5
119 6
120 8
121 72
122 14
123 17
124 115
125 34
126 15
127 33
128 9
129 25
130 6
131 280
132 14
133 39
134 0
135 4
136 110
137 15
138 0
139 42
140 23
141 17
142 39
143 92
144 7
145 29
146 3
147 13
148 11
149 1
150 18
151 133
152 105
153 2
154 37
155 80
156 97
157 67
158 12
159 5
160 2
161 21
162 2
163 5
164 170
165 15
166 71
167 25
168 14
169 42
170 15
171 25
172 9
173 38
174 5
175 370
176 13
177 229
178 0
179 131
180 19
181 13
182 110
183 120
184 35
185 8
186 1
187 43
188 20
189 28
190 0
191 3
192 11
193 6
194 9
195 22
196 101
197 5
198 13
199 14