Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Kaufmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
70
über Soest-Dortmund, der Ostdeutschland mit dem Niederrhein verband,
die am Nordrand des Erzgebirges hinführende Straße von Dresden
über Freiberg, Chemnitz und Zwickau und durch das Voigtland nach
Bayern. Erst nach jahrhundertelangen Arbeiten der Entsumpfung,
Lichtung und zuletzt der Flußregulierung stieg der Verkehr von den
Bergstraßen in die Talstraßen hinab, wo er die Flußstädte verband,
die schon früher durch den Wasserverkehr aufgeblüht waren. So
hielt sich der quer durch Norddeutschland führende Verkehr östlich
von der Elbe am Nordrand der Landhöhen und am Südrand der
Baltischen Höhenrücken. Noch heute folgen diesen Spuren die beiden
großen von Berlin nach Osten führenden Eisenbahnlinien Berlin—
Schneidemühl—bromberg und Berlin—frankfurt—posen.
Kein großes Land Europas hat ein größeres Interesse an der
Uberschienung und Durchbrechung der Alpen als das vom Süden
durch Gebirgsschranken abgeschlossene Deutschland. Seitdem 1854
die Linie Wien—triest als erste Alpenbahn gebaut worden ist, ist
jede Alpenbahn zwischen Montblanc und Terglou für Deutschland
ein epochemachendes Ereignis. Der Brenner (feit 1867) und der
Gotthard (feit 1882) haben nicht bloß die deutsch-italienischen, sondern
auch die deutsch-mittelländischen und deutsch-orientalischen Beziehungen
ungemein verstärkt. Jede neue Bahn über die Ost- und Zentralalpen
öffnet uns Wege, die bis nach Australien und Ostasien hinführen.
Das sind ausgiebigere Verbindungen, als sie einst der Augsburger
Postreiter unterhielt, der in einer Woche die Briefe von Venedig
nach Augsburg über den Brenner und Fern brachte. Auch der von
den Römern schon beschrittene Fernpaß wird nicht unüberschient bleiben,
und eine Tauernbahn scheint sogar nahe gerückt zu sein. Zeder neue
Schienenweg über die Alpen bedeutet, daß der Verkehr Deutschlands
alte Beziehungen zum Mittelmeer wieder gewinnt, die die deutsche
Politik einst beherrscht hatte. Er bedeutet also die Ergänzung der
Verkehrslage Deutschlands in Europa um jenes südliche Stück von
den Alpen bis zum Mittelmeer, das einst politisch zum Reich gehörte.
Aus das innere Leben Deutschlands wird aber durch diese Ver-
bindungen zuletzt jeder Fortschritt in der Weltstellung des Mittel-
meeres zurückwirken. Denn das Mittelmeer ist das Süddeutschland
zunächst gelegene Meer. Wenn nun auch, wie für die Geographie,
für den Verkehr und die Politik immer das Meer die Fortsetzung
des Tieflandes ist, sodaß sich der Wert der Nord- und Ostsee dem
des norddeutschen Tieflandes gleichsam zufügt, so war doch die ein-
seitige Zuwendung zur Nord- und Ostsee nicht in der Lage Deutschlands,
sondern nur im Gang der Geschichte gegeben. Es ist wahr, daß das
norddeutsche Tiefland als geschichtlicher Boden ein viel größeres
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TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
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Extrahierte Personennamen: Freiberg Gotthard
Extrahierte Ortsnamen: Ostdeutschland Dresden Chemnitz Zwickau Bayern Norddeutschland Baltischen_Höhenrücken Berlin Berlin Schneidemühl—bromberg Europas Deutschland Deutschland Australien Ostasien Venedig Deutschlands Deutschlands Europa Deutschlands Ostsee Deutschlands
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
Geschlecht (WdK): koedukativ
334
linien, durch die 33 km lange Ringbahn, die 11 km lange Stadtbahn,
durch mehrere elektrische Bahnen und außerdem im Sommer auf der Spree
durch eine Anzahl kleiner Dampfer vermittelt.
Nach Verschiedenen.
188. Unsere Seiden großen Seehandeksstädle.
„Die beiden Augen Italiens" — so nannte der Italiener des Mittel-
alters mit Stolz Venedig und Genua, die größten Handelsstäde seines
Landes, welche bis zu den entferntesten Küsten des Mrttelmeeres, damals
der fast alleinigen Stätte der Schiffahrt und des Handelsverkehrs, hinaus-
schauten. Seitdem sind die Oceane die bedeutendsten völkerverbindenden
Straßen geworden, und die Handelsplätze des Mittelmeeres sind weit
überflügelt von den Kaufmannsstädten des nördlichen Europas, welche ihre
Schiffe auf dem Atlantischen Ocean hinaussenden. Zu ihnen gehören als
Stätten eines großartigen Handelsverkehrs Hamburg und Bremen, „die
beiden Augen Deutschlands". In ihnen vereinigen sich Vergangenheit und
Gegenwart. Wie sie einst in den Tagen der Hansa, deren Namen sie
nebst Lübeck noch jetzt tragen, zur selben Zeit, als die Städte Italiens
blühten, den Handel mit den Küstenländern der Nord- und Ostsee ver-
mittelten und in Rußland und Norwegen, wie in England und in den
Niederlanden ihre Geschäftshäuser und Niederlagen errichteten, so schauen
sie jetzt noch weiter hinaus, bis zu den entferntesten Ländern der Erde.
Ihre Schiffe durchkreuzen alle Meere; sie führen Deutschlands Erzeugnisse
den entlegensten Küsten zu und bringen unserem Vaterlande die Ernten
fremder Zonen. Kaum wird in anderen Erdteilen ein Land gefunden,
das der Ocean erreicht, wohin sie nicht ihre Söhne hinausschickten, um
das Band friedlichen Völkerverkehrs zu knüpfen. —
a. Hamburg.
Hamburg ist, begünstigt durch seine ausgezeichnete Lage am breiten,
tiefen Elbstrome, der bis ins Herz Deutschlands hinein größere Schiffe
trägt, inmitten der Nordsee- und Ostseelünder und benachtbart den nordischen
Reichen, die erste Handelsstadt Deutschlands und des ganzen Festlandes
von Europa geworden.
Wer von Westen her über Harburg sich Hamburg naht, empfängt
sofort den Eindruck einer mächtigen, hochbedentsamen Stadt. Ein weites
Häusermeer breitet sich in dämmernder Ferne aus, von dem sich einzelne
Zinnen und Kuppeln abheben, und das von hochaufsteigenden, stolzen
Türmen weit überragt wird. Der hier doppelarmige breite Strom, über
den kühne Brücken führen, kündigt durch den Schiffsverkehr auf seinen!
Spiegel die Nähe der großen Handelsstadt an; die Luft ist voll wehender
Winlpel aller Farben und Nationen, zwischen denen sich ungeheure Segel
aufblühen, untermischt mit den Rauchsäulen gewaltiger Dampfer. Wer
sich sofort nach seiner Ankunft auf dem Bahnhöfe, ohne sich weiter in der
Stadt umzuschauen, von einer Droschke nach der Lombardsbrücke bringen
läßt, wird überwältigt sein von dem Anblicke, den Hamburg ihm hier bietet.
Von dieser hochgewölbten Brücke aus, welche iiber das seenartige Gewässer
der Alster führt, schaut man, der Stadt zugewandt, den glänzenden Spiegel
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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TM Hauptwörter (200): [T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Ortsnamen: Genua Europas Atlantischen_Ocean Hamburg Bremen Italiens Ostsee Norwegen England Niederlanden Deutschlands Hamburg Hamburg Deutschlands Nordsee- Deutschlands Europa Harburg Hamburg Hamburg
379
Wiederhole! Eigene Staatsgebiete bilden auch die drei 'L-tädte
Hamburg, Lübeck und Breme u. Man nennt sie freie
R e i ch s st ä d t e. Wiederhole! Weitere 6 Staaten Norddeutsch-
lands liegen (hier!) zwischen Weser und Elbe. Seht! .Hier zeige
und nenne ich sie euch. Sie heißen: Das Herzogtumbra u u-
s ch w e i g, d a s H e r z o g t u m A n h a l t, d i e F ü r st e n t n m e r
Lippe-Schaum bürg und Lippe-Detmold und das
F ü r st e n 1 u m Walde ck.
Wenn ihr nach der Karte diese Staaten hinsichtlich ihrer Größe
miteinander vergleicht, was findet ihr da? (Die beiden Groß-
herzogtümer sind größere Staaten^ Wie können wir dieselben
nennen, weil sie an der Küste liegen? (Die deutschen
K ü st e n st a a t e n.) Welches sind die deutschen Küstenstaaten?
Die 6 anderen kleineren Staaten Norddeutschlands, ziemlich in
der Mitte des Reiches liegend, nennt man auch die nord-
deutscher! B i n n e n st a a t e n. Nenne noch einmal die nord-
deutschen Binnenstaaten!
Wir betrachten zunächst die norddeutschen Küstenstaaten. Wo-
durch unterscheiden sich diese von einander hinsichtlich ihrer Lage
zum Meere? (Teils an der Ost-, teils an der Nordsee.) Welches
sind die Küstenstaaten an der Ostsee^ (M e ck l e n b u r g.)
a) Lage und Grenzen.
Zeige die Großherzogtümer Mecklenburg! Was weißt du
von ihrer Lage zum Meere? (An der Ostsee.) Was sagt dir die
Karte über die Lage Mecklenburgs zu Preußen? (Von Preußen
eingeschlossen.) Nenne die preußischen Provinzen, welche die bei-
den Großherzogtümer begrenzen! (Im Osten Pommern, im
Süden Brandenburg und Hannover, im Westen Schleswig-Hol-
stein.) Welche natürlichen Grenzen der Großherzogtümer zeigt
dir die Karte? (Elbe im Westen, Recknitz im Osten, die Ostsee
ini Norden.)
Sprich über die Lage der beiden Großherzog-
t ü m e r!
b) Bodenbeschaffenheit.
Was sagt dir die Karte über die Bodeubeschafsenheit Mecklen-
burgs? (Tiefland, eben.) Die Mitte des Landes zeigt Hügelland.
Welchem Höhenzuge gehört dasselbe an? (Norduralischen Land-
rücken.) Der nördliche Teil des Landrückens ist fruchtbares Acker-
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
113
Kraft den Kern des preußischen Staates ausgestalten, mithin die
Grundlage unseres Reiches legen half. Die Wegsamkeit der Ebene
schon als solcher, die Schiffbarkeit ihrer Ströme, die Zmischenlage
zwischen den Gebirgen mit ihren der Niederung versagten Kohlen
und Metallen auf der einen, dem Meer auf der anderen Seite
erzeugte eine Entfaltung von Handel und Industrie, die im Zeit-
alter des Dampfer- und Eisenbahnverkehrs eine vordem ungeahnte
Höhe erklomm. „Arbeit schafft Wohlstand und Macht," das lehrt
uns das Emporkommen gerade dieses Nordens unseres Vaterlandes
aus den früheren ärmlichen Zuständen besonders vernehmlich. Dem
Wirtschaftsfortschritt dieses Raumes vor allem, gar nicht bloß der
politischen Vorrangstellung Preußens ist es beizumessen, daß das
Schwergewicht des neudeutschen Reiches im Nordosten liegt. Bis
tief ins Mittelalter konzentrierte sich das geistige Leben, das Auf-
blühen größerer Gemeindewesen hauptsächlich auf den Südwesten
Deutschlands. Nunmehr ist die Pflege von Kunst und Wissettschaft
bis in unsere östlichsten Grenzmarken vorgedrungen, und große wie
mittlere Städte sind über unser ganzes Tiefland verteilt. Sie ordnen
sich namentlich in drei Reihen. Eine verfolgen wir über Aachen
nach Leipzig bis ins Vorland der Sudeten; sie hält sich in der
Nähe des Gebirgsfußes, wo der Boden der Niederung tonhaltiger,
deshalb fruchtbarer ist, und nutzt den Marktvorteil aus, weil er
sich überall darbietet durch den Erzeugungsgegensatz zwischen Ge-
birge und Ebene. Eine zweite fällt in die große mittlere Verkehrs-
achse, die zugleich ein Stück der gesamteuropäischen von Paris über
Moskau ausmacht; sie besteht vorzugsweise aus Vrückenorten, wie
das steinalte, doch ewig jugendfrische Köln, Hannover, Magdeburg,
das natürliche Hauptzentrum des Verkehrs der Nordostniederung
Berlin, ferner Frankfurt a. O., Poseit. Die dritte befaßt die Küsten-
städte, die erst durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal an einen einheit-
lichen, rein deutschen Schiffahrtsweg gelangten. Sie waren zum
guten Teil schon zur Hansazeit Deutschlands Stolz als Organe
feines Überseehandels nach England, Skandinavien, Rußland. Bei
vorzugsweiser Richtung dieses Seeverkehrs über das baltische Meer
mußte Lübeck das Venedig des Hansabttndes werden. Nun schaut
unser weltumspannend gewordener Handel naturgemäß zumeist gen
Nordwest, wo in der innersten Nische des einzigen Weltmeergolfes
mit deutschem Küstenanteil das deutsche London durch seine tatkräftige
Bürgerschaft zum ersten Handelshafen des europäischen Festlandes
entwickelt ward. Was wäre Deutschland ohne Hamburg! Aber wir
dürfen hinzufügen: Was wäre Hamburg ohne Deutschland mit seiner
riesenhaften Arbeitsleistung, mit seinem machtvollen Reichsschutz!
Wir Deutsche im Reich gehören eben zusammen nicht Roß
durch uralte oder erst auf diesein Boden geknüpfte Verwandtschafts-
8
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Leipzig Paris Moskau Hannover Magdeburg Berlin Frankfurt Deutschlands England Skandinavien Nordwest Deutschland Hamburg Hamburg Deutschland
I
Geschichte.
41
Messen, die deshalb ihren Namen führten, weil sie sich unmittelbar au die kirch-
lichen Messen anschlossen. Den Landleuten, die zum Gottesdienst zusammen-
strömten, war diese Kaufgelegenheit sehr angenehm. Später gaben die Landes-
herren auch für solche Orte, die keine Kirchen hatten, bestinimte Tage in der
Woche oder im Jahr für Kauf und Verkauf frei. So entstanden die Märkte,
die gleich den Messen viele Handwerker bewogen, sich in Marktflecken und Städten
anzusiedeln. Lange Zeit gingen die prächtigen Waren aus dem Morgeiüande, wie
Seide, Teppiche, Würze und kostbare Waffen, nach England, ohne daß sie Deutsch-
land berührten. Die Handelswege führten entweder durch Rußland oder über
Italien und Spanien nach England. Erst von hier aus kamen sie über Cöln nach
Deutschland. Als Deutschland durch die Kreuzziige und die Wallfahrten nach Rom
mit Italien näher in Berührung trat, eröffneten sich neue Handelswege. Diese
führten von Italien über die Alpen nach Deutschland. Einer von ihnen folgte
dem Rheintal und endete in Cöln, ein andrer ging über Augsburg, Regens-
burg und Nürnberg entweder nach dem Rhein oder nach dem Norden Deutsch-
lands bis Hamburg. Ein dritter führte über Breslau in das wendische Land.
Die Städte, die an diesen Handelsstraßen lagen, fügten zu den Waren des
Morgenlandes ihre eigenen Erzeugnisse, wie Tuch, Leinwand, Wein und Bier,
und gelangten zu großem Reichtum. Auch auf der Ostsee entwickelte sich ein
reger Handel, und die großen Städte an der Küste, wie Danzig und Riga, kamen
zu hoher Blüte. Zölle und Raubritter brachten jedoch dem Handel viele Gefahr.
Deshalb zogen die Kaufleute in gefährlichen Zeiten bewaffnet einher, und
den Warenzügen dienten Scharen bewaffneter Knechte zur Bedeckung.
Der Verkehr zu Lande war schwer, denn die Landstraßen befanden sich in
jämmerlichem Zustande. Eine Post gab es nicht; deshalb stellten die Magi-
strate oder die kaufmännischen Gilden sogenannte Städteboten an und erließen
für dieselben besondere Botenordnungen. Die Boten führten das Stadtwappen
und die Botenbüchse, einen Paß, einen Schild und einen starken Botenspieß mit
sich. Bereits im 13. Jahrhundert bestanden solche Verbindungen zwischen den
Städten in Deutschland und Italien. Auch die Klöster unterhielten ihren eigenen
Botendienst und übersandten ihre Botschaften auf langen Streifen aus Perga-
ment, die man Botenzettel nannte.
1) Die Hanse. Um den deutschen Handel zu heben, knüpften deutsche
Kaufleute Handelsverbindungen mit dem Auslande an. Sie ließen sich auch
vorübergehend in London, Riga und andern Städten des Nordens nieder und
suchten dort für ihren Handel Vorteile zu gewinnen. Das Deutsche Reich konnte
sie aber dem Auslande gegenüber nicht schützen, weil es keine Flotte besaß.
Als die deutschen Städte erkannt hatten, daß lebhafter Handel ihren Wohlstand
mehrte, suchten sie sich selbst zu helfen und schlossen einen Bund. Sie nannten
ihn Hanse, das ist Vereinigung. Wann dieser Bund gegründet ist, steht nicht
fest; er bezeichnet sich jedoch im 14. Jahrhundert selbst als Hanse. Zur Zeit
seiner Blüte gehörten ihm mehr als 100 Städte an. Diese wurden in 4 Gruppen
geteilt, an deren Spitzen Lübeck, Cöln, Braunschweig und Danzig standen. Der
Vorort des ganzen Bundes war Lübeck. Hier wurden auch die regelmäßigen
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Extrahierte Ortsnamen: England Italien Spanien England Deutschland Deutschland Rom Italien Italien Deutschland Rheintal Nürnberg Rhein Hamburg Breslau Ostsee Danzig Riga Deutschland Italien London Riga Braunschweig Danzig
I
Geschichte.
41
Messen, die deshalb ihren Namen führten, weil sie sich unmittelbar an die kirch-
lichen Messen anschlossen. Den Landleuten, die zum Gottesdienst zusammen-
strömten, war diese Kaufgelegenheit sehr angenehm. Spater gaben die Landes-
herren auch für solche Orte, die keine Kirchen hatten, bestimmte Tage in der
Woche oder im Jahr für Kauf und Verkauf frei. So entstanden die Märkte,
die gleich den Messen viele Handwerker bewogen, sich in Marktflecken und Städten
anzusiedeln. Lange Zeit gingen die prächtigen Waren aus dein Morgenlande, wie
Seide, Teppiche, Würze und kostbare Waffen, nach England, ohne daß sie Deutsch-
land berührten. Die Handelswege führten entweder durch Rußland oder über
Italien und Spanien nach England. Erst von hier aus kamen sie über Cöln nach
Deutschland. Als Deutschland durch die Kreuzzüge und die Wallfahrten uach Rom
mit Italien näher in Berührung trat, eröffneten sich neue Handelswege. Diese
führten von Italien über die Alpen nach Deutschland. Einer von ihnen folgte
dem Rheintal und endete in Cöln, ein andrer ging über Augsburg, Regens-
burg und Nürnberg entweder nach dem Rhein oder nach dem Norden Deutsch-
lands bis Hamburg. Ein dritter führte über Breslau in das wendische Land.
Die Städte, die an diesen Handelsstraßen lagen, fügten zu den Waren des
Morgenlandes ihre eigenen Erzeugnisse, wie Tuch, Leinwand, Wein und Bier,
und gelangten zu großem Reichtum. Auch auf der Ostsee entwickelte sich ein
reger Handel, und die großen Städte an der Küste, wie Danzig und Riga, kamen
zu hoher Blüte. Zölle und Raubritter brachten jedoch dem Handel viele Gefahr.
Deshalb zogen die Kaufleute in gefährlichen Zeiten bewaffnet einher, und
den Warenzügen dienten Scharen bewaffneter Knechte zur Bedeckung.
Der Verkehr zu Lande war schwer, denn die Landstraßen befanden sich in
jämmerlichem Zustande. Eine Post gab es nicht; deshalb stellten die Magi-
strate oder die kaufmännischen Gilden sogenannte Städteboten an und erließen
für dieselben besondere Botenordnungen. Die Boten führten das Stadtwappen
und die Botenbüchse, einen Paß, einen Schild und einen starken Botenspieß mit
sich. Bereits im 13. Jahrhundert bestanden solche Verbindungen zwischen den
Städten in Deutschland und Italien. Auch die Klöster unterhielten ihren eigenen
Botendienst und übersandten ihre Botschaften auf langen Streifen aus Perga-
ment, die man Botenzettel nannte.
k) Die Hanse. Um den deutschen Handel zu heben, knüpften deutsche
Kaufleute Handelsverbindungen mit dem Auslande an. Sie ließen sich auch
vorübergehend in London, Riga und andern Städten des Nordens nieder und
suchten dort für ihren Handel Vorteile zu gewinnen. Das Deutsche Reich konnte
sie aber dem Auslande gegenüber nicht schützen, weil es keine Flotte besaß.
Als die deutschen Städte erkannt hatten, daß lebhafter Handel ihren Wohlstand
mehrte, suchten sie sich selbst zu helfen und schlossen einen Bund. Sie nannten
ihn Hanse, das ist Vereinigung. Wann dieser Bund gegründet ist, steht nicht
fest; er bezeichnet sich jedoch im 14. Jahrhundert selbst als Hanse. Zur Zeit
seiner Blüte gehörten ihm mehr als 100 Städte an. Diese wurden in 4 Gruppen
geteilt, an deren Spitzen Lübeck, Cöln, Braunschweig und Danzig standen. Der
Vorort des ganzen Bundes war Lübeck. Hier wurden auch die regelmäßigen
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Extrahierte Ortsnamen: England Italien Spanien England Deutschland Deutschland Rom Italien Italien Deutschland Rheintal Nürnberg Rhein Hamburg Breslau Ostsee Danzig Riga Deutschland Italien London Riga Braunschweig Danzig
Autor: Schulze, Hermann, Sandt, Hermann, Trautwein, Emil, Kahnmeyer, Ludwig
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Ii. Erdkunde
Heimatkunde von Berlin und der
Mark Brandenburg.
I. Berlin.
1. Berlin, die Hauptstadt Preußens und des Deutschen Reiches, liegt fast
in der Mitte der Mark Brandenburg zu beiden Seiten der Spree. Diese
durchfließt hier ein Tal, das ungefähr 51 /2 km breit ist und von Osten nach
Westen verläuft. Sein Nordrand wird von dem südlichen Abfall des Barnims,
sein Siidrand von dem nördlichen Abfall des Teltows gebildet. Berlin füllt mit
seinen Häusern und Straßen die ganze Breite des Spreetals ans und steigt sogar
auf die beiden Hochflächen (Barnim und Teltow) hinauf, so daß man mit gutem
Recht von einer Hochstadt iinb einer Niederstadt reden kann. Dies erkennt man,
wenn man die Belle Alliance-Straße im Süden und die Schönhauser- oder die
Brunnenstraße im Norden entlang wandert. Teile des Nordrandes sind die
Rehberge, der Weinberg und der Windmühlenberg. Die höchste Erhebung
des Südrandes ist der Krenzberg (65 m); auch das Tempelhofer Feld, die
Hasenheide, die Rollberge bei Rixdorf und die Erhebungen, ans denen
Schöneberg liegt, bezeichnen den Südrand.
2. Sehen wir ans der Karte genauer zu, um die Lage Berlins zu bestimmen,
so finden wir, daß es in der Mitte zwischen der mitteldeutschen Gebirgsschwelle
und dem Meere, zlvischen dem Rheine und der Weichsel liegt. Ferner fällt uns
auf, daß es sich ungefähr an der Stelle befindet, wo die von Norden kommende
Havel und die ihr von Süden zufließende Spree sich vereinigen. Bedenkt man
nun ferner, daß an dieser Stelle der Teltow und der Barnim sich am meisten
nähern und daß hier der Übergang über die Spree durch eine Insel in der-
selben erleichtert wurde, dann versteht man, wie begünstigt diese Stelle für
die Entstehung einer großen Stadt ist. Hier war der bequemste Übergang über
die breite und sumpfige Niederung, welche die Mark von Osten nach Westen
in der Mitte durchzieht, so daß schon seit alter Zeit eine Handelsstraße ihn
benutzte, lind diese Straße kreuzte hier einen Wasserweg, der den Handel nach
verschiedenen Richtungen gestattete. Nur der Umstand hielt in früheren Zeiten die
Entwickelung der Stadt zurück, daß ihre Lage keinen Schutz gewährte gegen feind-
liche Angriffe. Erst als die unruhigen und kriegerischen Zeiten des Mittelalters
zu Ende gingen und friedlichere Zeiten für unser Land kamen, verlor dieser
Umstand seine Bedeutung. Diese Zeiten kamen, als die Hohenzollern ihre
Herrschaft in der Mark antraten, um sich hier eine Hausmacht zu gründen.
Nicht eine der alten Hauptstädte der Mark (Spandau, Brandenburg) erkoren
sie zur Residenz, sondern mit richtigem Scharfblick erwählten sie Berlin. Und als
dann später Handel und Verkehr immer mehr aufblühten, da zeigte sich erst recht
Rcalienbuch I. 6
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert]]
Extrahierte Personennamen: Schöneberg
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Brandenburg Berlin Berlin Brandenburg Berlin Barnim Teltow Schönhauser- Weinberg Windmühlenberg Rixdorf Berlins Rheine Teltow Barnim Spandau Brandenburg Berlin