159
Schiffahrt ist der Rhone-Rhein-Kanal, der sich bei Straßburg mit der
Jll verbindet.
Lothringen, nordwestlich vom Elsaß bis in das Mofelgebiet
sich erstreckend, ist ein von tiefen Thälern durchschnittenes, fruchtbares
Berg- und Hügelland. Es liefert reichlich Getreide, Hanf und Flachs,
Wein, Gemüse und Obst, Steinkohlen und Eisen und besitzt ausge-
zeichnete Salz- und Mineralquellen. Die Mosel und die Saar sind
die Hauptwasserstraßen Lothringens.
Die Hauptstadt von Elsaß ist Straßburg, eine starke Festung
und bedeutende Handelsstadt. Sie ist der Sitz des kaiserlichen Statt-
halters von Elsaß-Lothringen, eines katholischen Bischofs und einer
Hochschule. Straßburg liegt am Jll, etwa eine halbe Stunde vom
Rheine, mit welchem es durch einen schiffbaren Kanal verbunden ist.
Die größte Merkwürdigkeit Straßburgs ist das weltberühmte Münster,
nächst dem Dome zu Köln das herrlichste Denkmal deutscher Bau-
kunst. mit einem 153 m hohen Turme. — Die bedeutendste Fabrik-
stadt im Elsaß ist Mühlhausen an der Jll. Es liefert Seiden-,
Baumwollen- und Wollenzeuge und besitzt großartige Zeugdruckereien,
Färbereien und Bleichen. — Fast in der Mitte zwischen Straßburg
und Mühlhausen liegt in einer sehr schönen Gegend Colmar, die
Hauptstadt des Bezirks Ober-Elsaß. — Die Hauptstadt von Lothringen,
Sitz eines katholischen Bischofs, ist die altertümliche Stadt und starke
Festung Metz, an der Mosel, über welche hier 14 Brücken führen.
Unter den Kirchen der Stadt zeichnet sich der großartige Dom aus.
Metz besitzt bedeutende gewerbliche Anstalten: zahlreiche Gerbereien,
Glasmalereien, Waffen-, Leinwand-, Flanell-, Hut- und Blumen-
sabriken. Von den Bewohnern des Reichslandes bekennen sich etwa
3/5 zur katholischen, % zur evangelischen und etwa V6 zur jüdischen
Religion. Nach Hästers u. a.
236. Deutschland über alles.
Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt,
wenn es stets zum Schutz und Trutze
brüderlich zusammenhält;
von der Maas bis an die Memel,
von der Etsch bis an den Belt, —
Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt!
Deutsche Frauen, deutsche Treue,
deutscher Wein und deutscher Sang
sollen in der Welt behalten
ihren alten schönen Klang,
uns zu edler That begeistern
unser ganzes Leben lang!
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium]]
Extrahierte Personennamen: Hästers
Extrahierte Ortsnamen: Rhone-Rhein-Kanal Lothringen Lothringens Elsaß-Lothringen Rheine Straßburgs Elsaß Straßburg Mühlhausen Colmar Lothringen Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland
158
Hamburg, aus dem rechlen Elbufer gelegen, ist eine der groß-
artigsten Städte in Deutschland überhaupt und zugleich die reichste
Handelsstadt. Ihre 265,000 Einwohner leben fast alle von dem
Handel und der Schiffahrt, und die ganze Stadt ist für solche Zwecke
eingerichtet. Deshalb ist sie großenteils von Kanälen durchschnitten,
woraus man die Waren in die Magazine und herausschafft. Der
Verkehr Hamburgs ist größer als der ganzer Königreiche. In seinen
großen Hasen kommen mit der Flut und gehen mit der Ebbe die
größten Schiffe aller Völker. Das bunteste Leben drängt sich in Stadt
und Hafen. — Außer der Stadt selbst gehören zu dem Hamburger
Staate noch einige Gebiete, von denen das Amt Ritzebüttel, mit
dem Hafen Cup Hasen, am Ausflüsse der Elbe liegt.
Ähnlich, aber minder groß ist Bremen an der Weser. ‘ Für
den Verkehr mit Amerika ist dasselbe noch bedeutender als Hamburg.
Zahllose Auswanderer aus Deutschland nehmen dorthin ihren Weg,
um ihr Vaterland zu verlassen und in einem fremden Lande ihr Glück
zu versuchen. Neben der Beförderung von Auswanderern machen die
Bremer Kaufleute auch in Zucker, besonders aber in Tabak und dessen
Bearbeitung, gute Geschäfte. Als Merkwürdigkeit in Bremen gilt das
Rathaus mit seinem Weinkeller. Der Hasen für Bremen ist das
Städtchen Bremer Hafen, mit sehr lebhaftem Verkehr.
20. Das Reichsland Elsaß-Lothringen liegt im Südwesten
von Deutschland, östlich durch den Rhein von Baden geschieden, süd-
lich von der Schweiz, westlich von Frankreich und nördlich von Luxem-
burg, der Rheinprovinz und Rheinbaiern begrenzt. Es wird eingeteilt
in drei Bezirke: Unter-Elsaß, Ober-Elsaß und Lothringen.
Das Land, vor 200 Jahren dem deutschen Reiche geraubt, ist 1870
zurückerobert und bildet nun ein für sich bestehendes deutsches Reichs-
land, das unter der Regierung des Kaisers und unter dem Schutze
des ganzen deutschen Reiches steht. Die oberste Leitung der Regie-
rungsgeschäfle führt im Austrage des Kaisers ein Statthalter. — Ein
von Süden nach Norden gestrecktes Gebirge, die Vogesen, auch der
Wasgau genannt, trennt Elsaß von Frankreich, verzweigt und ver-
flacht sich im Norden und bildet hier die Grenze zwischen Elsaß und
Lothringen. Der höchste Punkt in diesem Gebirgszuge, der Belchen
im Ober-Elsaß, erhebt sich über 1250 m und gewährt eine herrliche
Aussicht. — Elsaß ist ein gesegnetes Land, ebenso fruchtbar am
Rheine, als schön und blühend nach den Vogesen hin. Acker-, Wiesen-,
Gemüse-, Wein-, Obst-, Hopfen-, Hans-, Tabaksbau und Viehzucht
gedeihen hier vortrefflich. Eine bedeutende Fläche nimmt aber der
Wald ein, der fast den dritten Teil des Landes bedeckt. — Der
Hauptfluß des Elsaß ist der Rhein, über welchen bei Kehl eine pracht-
volle Eisenbahnbrücke nach Baden führt. Die bedeutendsten Neben-
flüsse des Rheines sind die Jll und die Lauter, von welchen letztere
die Grenze zwischen Elsaß und Rheinbaiern bildet. Wichtig für die
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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Extrahierte Ortsnamen: Hamburg Deutschland Hamburgs Amerika Hamburg Deutschland Bremen Bremen Elsaß-Lothringen Deutschland Rhein Baden Schweiz Frankreich Rheinbaiern Ober-Elsaß Lothringen Frankreich Elsaß Lothringen Ober-Elsaß Rheine Elsaß Rhein Kehl Baden Elsaß Rheinbaiern
206
selb von Wörth (6. August 1870). Bei Weißcnburg, wo der Kronprinz von
Preußen den ersten Sieg erfocht, ist die Nordgrenze des reichen Elsaß.
Auf der ganzen Strecke sieht man die hohe Kette der Vogesen, von
welchen viele Ruinen mittelalterlicher Ritterburgen Herabschauen. In der
Nähe ziehen sich fruchtbare und wohlgepflegte Weinstöcke hin. Kastanien
und Nußbäume breiten an Straßen und Häusern ihre Äste aus. Auch
Hopfengärten finden sich hier und da.
Die Franzosen hatten wegen des Elsaß und Lothringen kein gutes
Gewissen. Damit die Deutschen sie ihnen nicht wieder nehmen sollten,
hatten sie eine große Anzahl Festungen in den geraubten Ländern angelegt.
So zieht sich durch Elsaß von Norden nach Süden hin ein starker Gürtel
von befestigten Plätzen. An der Nordgrenze sollten Bitsch, Lützelstein und
Pfalzburg gegen eindringende Feinde schützen. Am Rhein aufwärts, aber von
diesem etwas entsend, liegen Straßburg, Schlettstadt und Breisach. Nun
werden diese festen Städte uns gute Dienste gegen den Franzmann thun.
Nur die südlichste Festung, Belfort, gehört nicht mehr zum Elsaß, sondern
ist Frankreich verblieben.
Das Land ist höchst ergiebig an Getreide und Gemüse, an Wein und
Obst. Auch werden dort Tabak, Mohn, Hans, Raps und Krapp gebaut.
Letzteres ist ein Färbekraut, welches das Rot zu den Hosen der französischen
Soldaten liefert. In den Vogesen wird viel Bau- und Brennholz ge-
schlagen, auch Eisen und andere Metalle werden dort gewonnen.
Von dem nördlichen Theile der Vogesen nach der Mosel hin liegt
Deutsch-Lothringen. Buchen-, Tannen- und Eichenwälder breiten sich
über die gebirgigen Gegenden aus, und die steilen Felsen und Burgruinen,
welche auf den Anhöhen liegen, geben der Gegend ein schönes Ansehen.
In diesem Theile Lothringens befinden sich auch Burgfesteu, wie Pfalz-
burg und Lützelstein. Die größte und angesehenste Stadt in Lothringen
ist Metz. Dasselbe hat gegen 50000 Einwohner. Es liegt an der Mosel,
von der es durchflossen wird. An den Ufern derselben und auf den an-
grenzenden Hügeln hat es eine anmutige Lage. Im Mittelalter war Metz
eine mächtige und blühende freie Stadt des deutschen Reiches. Es gehörten
mehr als 200 Ortschaften zu ihrem Gebiete. Als es französisch wurde,
nahm der Wohlstand und die Bevölkerung immer mehr ab. Jetzt treibt
es bedeutenden Handel, der meistentheils bisher nach Deutschland ging
und nun noch mehr gehen wird. Die Franzosen haben die Stadt stark
befestigt; sie ist eine der stärksten Festungen der Welt; denn sie hat nicht
bloß einen Gürtel von Erdwällen, Mauern und Gräben um sich, sondern
ist auch in weitem Umkreise mit einer Kette von einzelnen kleinen Festungen
oder Forts umgeben. Daher, hat sie bisher als unbesiegbar gegolten, und
noch kein Feind hat sie zur Übergabe gebracht. Es ist dieser Ruhm den
deutschen Heeren vorbehalten geblieben.
Lesebuch von Bock.
25. vor Binger Mäusethurm.
Hatto, Abt zu Fulda und später Erzbischof von Mainz, lebte im
zehnten Jahrhundert und war ein harter, geiziger Mann, der lieber
die Hand ausstreckte zum Nehmen als zum Geben. Da geschah es,
dass eine grosse Hungersnot am Rheinstrom ausbrach und viele Men-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: August Hans Krapp Metz Hatto
Extrahierte Ortsnamen: Weißcnburg Lothringen Lützelstein Rhein Breisach Belfort Frankreich Lothringens Lothringen Deutschland Fulda Mainz Rheinstrom
1877 -
Ruhrort
: Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
Autor: Schüler, C., Ricken, W. M.
Auflagennummer (WdK): 28
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
Geschlecht (WdK): koedukativ
166
eingeführt. Der Kurfürst sorgte dafür, daß die Jugend zur Schule angehalten
wurde, und beförderte Kunst und Wissenschaft. Unter andern stiftete er die
Universität Duisburg. Er sorgte dafür, daß die Kirchen, welche zum großen
Theil in Trümmern lagen, wieder aufgebaut wurden, und seine Hofprediger
mußten im Lande umherreisen, um den traurigen Zustand der Gemeinden zu
untersuchen und Vorschläge zu machen, wie zu bessern wäre. Es konnte nicht
fehlen, daß die Unterthanen noch viele schwere Lasten tragen mußten^ und die
Steuern drückten hart; aber man hörte kein Murren, denn jeder war überzeugt,
daß der Kurfürst alles für das Wohl des Landes verwendete.
34. Friede und neuer Kriegslärm.
Fürsten und Völker waren des vielen Blutvergiessens müde. Endlich
kam 1648 zu Münster und Osnabrück der westfälische Friede zu
Stande, der dem 30jährigen Kriege ein Ende machte. Der Kurfürst
aber erhielt im Frieden Halberstadt, Minden, Magdeburg, Hin-
terpommern und Cammin. Eigentlich hätte er ganz Pommern haben
müssen, da aber die Schweden Vorpommern verlangten, so gab er aus
Liebe zum Frieden nach. Dafür hatte er aber die Freude, dass den
Evangelischen gleiche Rechte mit den Katholiken zuge-
sichert wurden.
Doch bald entbrannte ein Krieg zwischen Schweden und Polen.
Der Kurfürst verband sich mit den Schweden, und das vereinigte schwe-
dische und brandenburgische Heer besiegte 1657 bei Warschau in
einer dreitägigen mörderischen Schlacht das weit stärkere Polenheer.
In dem bald darauf folgenden Frieden entsagte Polen der Oberherrschaft
über das Herzogthum Preussen, und der Kurfürst war nun unabhängi-
ger Herzog von Preussen.
35. Der große Kurfürst bei Fehrbellin. (1675.)
Der gefährlichste Feind Deutschlands zur Zeit des großen Kur-
fürsten war der eroberungssüchtige König von Frankreich, Lud-
wig Xiv. Zu verschiedenen Malen fiel er in die deutschen Länder
am Rheine ein, und seine Schaaren hausten furchtbar, wohin sie
kamen. Den Elsaß nahm er weg, das Triersche und Kölnische
wurden barbarisch verwüstet. Da gab der deutsche Kaiser den Reichs-
fürsten Befehl, mit ihren Heeren an den Rhein zu ziehen. Friedrich
Wilhelm erschien mit 20,000 Brandenburgern, die den Franzosen viel
zu schaffen machten.
Ludwig Xiv. trat mit den Schweden in ein Bündniß und bewog
sie, über die Grenze zu setzen und dem Kurfürsten in's Land zu fallen.
Im Dezember 1674, während dieser mit seinem Heere in Franken lag,
rückten die Schweden unter dem Feldmarschall Wrangel in Pommern
ein und in die Mark Brandenburg und erpreßten die größten Kriegs-
steuern in beiden Provinzen. Ludwig triumphirte; er glaubte nun
das herrlichste Mittel gefunden zu haben, das Reichsheer zu trennen.
Allein er irrte sich. Friedrich Wichelm schrieb seinem Statthalter in
der Mark, die Schweden würden ihn durch ihren Einbruch nicht zur
Untreue gegen seine Bundesgenossen reizen; er bedaure das Schicksal
seiner Unterthanen, indessen möchten sie geduldig ausharren, bis er
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig Friedrich_Wichelm Friedrich
200
Mittag gingen die Preußen vor; die Brücke von Sadowa ward genommen.
Da wurden sie mit einem ungeheuren Hagel von Granaten überschüttet; es war
unmöglich, weiter vorzudringen, und rückwärts wollten sie nicht. Todesmutig
hielten sie auf ihrem Ehrenposten aus. Die Division Fransecki hatte stunden-
lang das mörderische Feuer ausgehalten; vor der dreifachen Übermacht mußten sie
zuletzt etwas zurückweichen; dann sprach Fransecki: „Nicht weiter zurück, hier sterben
wir!" Der König selbst setzte sich der größten Gefahr aus; Graf Bismarck
bat ihn, sich zu schonen. Lächelnd erwiderte der König: „Wohin soll ich denn
reiten, wenn meine Truppen im Feuer stehen?"
Um zwölf Uhr stand die Schlacht. Vorwärts konnten die Preußen nicht,
zurück wollten sie nicht. Da traf um zwei Uhr der Kronprinz ein und trieb den
Feind von den wohlverschanzten Höhen. Damit war die Schlacht entschieden.
2. Der Widerstand Östreichs war gebrochen. Im Frieden zu Prag schied
es aus dem deutschen Bunde, trat Schleswig-Holstein an Preußen ab und bezahlte
die Kriegskosten.
Seine Bundesgenossen, die süddeutschen Fürsten, waren auch in vielen Ge-
fechten besiegt worden und erhielten einen billigen Frieden. Sie schlossen mit
Preußen ein Bündnis zu Schutz und Trutz. Hannover, Kurhessen, Nassau
und die freie Stadt Frankfurt a. M. wurden Preußen einverleibt, den entthronten
Fürsten aber viele Millionen Entschädigung bewilligt. Alle deutschen Staaten nörd-
lich vom Main vereinigte Preußen zum „norddeutschen Bunde".
Nach Polack, Hoffmeyer u. Hering,
e. Der deutsch-französische Krieg.
1. Napoleon Iii., Kaiser der Franzosen, war gewohnt, sich als Herrn von Europa
anzusehen. Mit Neid blickte er auf die Vergrößerung Preußens. Die Franzosen
hatten im östreichischen Kriege gar nicht mitgekämpft; aber trotzdem schrieen sie:
„Rache für Sadowa!" Sie verlangten alles Land westlich vom Rhein. Aber
König Wilhelm sagte: „Kein Fuß breit deutscher Erde wird abgetreten." Da saut
es zum Kriege. Die nächste Veranlassung dazu war folgende: Die Spanier hatten
ihre Königin Jsabella vertrieben und wählten den Prinzen Leopold von Hohen-
zollcrn zu ihrem Könige. Einen Prinzen von Hohenzollern wollten aber die
Franzosen auf dem spanischen Throne nicht haben. Daher sandte Napoleon seinen
Gesandten Benedetti zum Könige Wilhelm. Dieser hielt sich gerade im Bade Ems
auf, um seine Gesundheit zu kräftigen. Benedetti verlangte, König Wilhelm möge
dem Prinzen Leopold verbieten, die spanische Krone anzunehmen. Der König ant-
wortete: „Ich habe dem Prinzen Leopold nicht befohlen, die spanische Krone an-
zunehmen; ich kann ihm daher auch nicht befehlen, sie abzuweisen." Da erklärte
der Prinz, er wolle nicht König von Spanien werden; denn er fürchtete einen
Krieg zwischen Frankreich und Preußen. Es half nichts; zum ztveitenmal kam
Benedetti zum Könige Wilhelm und verlangte von ihm, er solle schriftlich ver-
sprechen, daß er einem Prinzen von Hohenzollern niemals erlauben werde, die
spanische Krone anzunehmen. Benedetti redete dabei den König noch dazu unschick-
licherweise ans der Brnnnenpromenade an. Der König lehnte sein Ansinnen ab.
Als dann Benedetti nachmittags den König nochmals sprechen wollte, ließ ihm
dieser durch einen Adjutanten sagen, er habe ihm weiter nichts mehr mitzuteilen.
Zwei Tage später war die Kriegserklärung der Franzosen in Berlin.
2. Der König verließ sofort Ems und begab sich nach Berlin, wo er mit
Jubel begrüßt wurde. Noch in der Nacht erteilte er den Befehl zur Mobilmachung
der ganzen Armee. In wenigen Tagen stand sie gerüstet da, und mit dem Ge-
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Fransecki Fransecki Hoffmeyer Napoleon König_Wilhelm Wilhelm Jsabella Leopold_von_Hohen- Leopold Napoleon Benedetti Wilhelm Benedetti Wilhelm Leopold Leopold Leopold Leopold Benedetti Wilhelm Benedetti Benedetti
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Hannover Kurhessen Nassau Frankfurt Main Europa Rhein Spanien Frankreich Berlin Berlin
365
340.
Mit tiefbewegtem Herzen konnte der siegreiche Herrscher endlich
am 2. März seiner Gemahlin, der Kaiserin-Königin Augusta, melden,
daß die vorläufigen Friedensbedingungen von ihm unter-
zeichnet worden seien. Mit Freuden vernahm das deutsche Volk aus
dem Munde seines Kaisers, daß alle Bemühungen des französischen
Unterhändlers Thiers (spr. Tiähr), die Abtretung der ehemals
deutschen Gebiete zu verhindern, vergeblich gewesen. Frankreich hatte
sich dazu verstehen müssen, das Elsaß mit Straßburg, jedoch mit
Ausnahme von Belfort, sodann Deutsch-Lothringen nebst Metz
in den Händen des Siegers zu lassen. Außerdem wurde ihm die
Zahlung von 5 Milliarden Franken oder 1300 Mill. preußischen
Thalern auferlegt; bis zur völligen Abtragung dieser ungeheuren
Summe aber sollten auch noch andere, rechts von der Seine ge-
legene Gebietsteile von den deutschen Truppen besetzt bleiben.
Die Friedensglocken läuteten in Stadt und Land; unbeschreib-
licher Jubel ertönte durch alle Gauen, als einzelne Abteilungen der
Landwehr in ihre Heimat wiederkehrten, als dann auch der ruhm-
gekrönte Kaiser am 17. März die Siegesheimfahrt hielt. Der Ab-
schluß des endgültigen Friedens wurde durch einen furchtbaren
Aufstand in dem unglücklichen Paris verzögert, in welchem der Pöbel
die entsetzlichsten Greuelthaten verübte. Erst am 10. Mai konnte
derselbe in Frankfurt a. M. unterzeichnet werden. Die Grenz-
linie zwischen dem wiedergewonnenen, zum Reichslande bestimmten
Elsaß-Lothringen und den französisch gebliebenen Gebieten wurde
dabei genauer festgesetzt.
Am 16. Juni zog der Kaiser an der Spitze seiner Getreuen
und großer Heeresabteilungen im Triumphe in die herrlich geschmückte
Hauptstadt Berlin ein. Thränen entquollen dem Auge des Helden-
greises, als er das eherne Standbild seines in Gott ruhenden
Vaters erblickte, das während dieser Feier enthüllt wurde, und dabei
seiner Jugend gedachte. Sie mahnten lauter als alle Worte zu dem
Bekenntnis: Gott allein die Ehre! Alles Volk aber stimmte ein
und jauchzte: Dem Kaiser Heil! Glück zu dem Könige! Es sang:
1. Kett dir im Kiegerkranz, Kerrscher des Vaterlands, Keil,
Kaiser, dir! Kühl' in des Thrones Glanz die hohe Wonne ganz,
Lieöling des Volks zu sein; Keil, Kaiser, dir!
2. Keilige Klamme, glüh', glüh' und verlösche nie fürs Vater-
land! Wir alte stehen dann mutig für einen Wann, kämpfen
und öluten gern für Thron und Weich.
. „ b- Sei, Kaiser Wilhelm, hier lange des Volkes Zier, der Wensch-
heit Stolz! Kühp in des Thrones Glanz die hohe Wonne ganz,
Lieölrng des Volks zu sein; Keil, Kaiser, dir!
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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Extrahierte Personennamen: März Thiers Keilige Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Belfort Paris Frankfurt_a._M. Berlin
383
Ems zu, von der jetzt freilich nur noch der obere Teil mit der Stadt Jbben-
bliren mit zur Provinz Westfalen gehört. Im Jahre 1707 hatte derselbe
König Friedrich I. Gelegenheit, die neben Lingen liegende Grafschaft Tecklen-
burg zu erkaufen, um derer willen zwei gräfliche Häuser in Streit geraten
waren. Dem einen dieser Häuser wurde sie zugesprochen; aber es trat gegen
eine Geldsumme seine Rechte an Preußen ab.
Fast ein ganzes Jahrhundert dauerte es, bis diesen Besitzungen in West-
falen neue hinzugefügt werden konnten. Nach andern Seiten hin hatte sich
der preußische Staat'schon bedeutend vergrößert; Friedrich der Große hatte im
siebenjährigen Kriege Schlesien erobert; aber in Westfalen hatte sich nichts
geändert. Da wurde im Jahre 1801 bestimmt, daß das ganze linke Rhein-
user an Frankreich fallen solle, wo Napoleon die Regierung an sich gebracht
hatte. Die Fürsten, die ihre Länder eingebüßt hatten, sollten ans der rechten
Seite des Rheines entschädigt werden, und zwar sollten die geistlichen Herren,
die Erzbischöfe und Bischöfe, ihre Macht verlieren und ihre Gebiete an die
weltlichen Fürsten abtteten. Weil nun auch der König von Preußen mehrere
Stücke Landes auf der linken Rheinseite verloren hatte, so erhielt er gleichfalls
Entschädigungen. Es wurde ihm damals das Bistum Paderborn, die
östliche Hälfte des Bistums Münster und noch mehreres andere zugesprochen.
4. Alle diese Länder gingen zwar wenige Jahre darauf (1806) nach der
Unglücksschlacht bei Jena und Auerstädt verloren, und Napoleon teilte sie den
neuen Staaten zu, die er gestiftet hatte, dem Königreich Westfalen und
dem Großherzogtum Berg. Über das erstere setzte er seinen Bruder
Hieronymus; das letztere verlieh er zu Anfang seinem Schwager Mürat, der
nachmals König von Neapel wurde. Aber die neuen Fürsten konnten sich die
Liebe ihrer Unterthanen nicht erringen, die mit Schmerz und Trauer an ihren
rechten Herrn, an ihren unglücklichen König Friedrich Wilhelm Iii. dachten.
Da kam endlich im Jahre 1813 die Zeit der Befreiung. Nach der Schlacht
bei Leipzig wurde der König von Westfalen aus seiner Hauptstadt Kassel ver-
jagt, und auch in unsern Gegenden schlossen sich die wehrhaften Männer den
tapfern Streitern für Freiheit und Vaterland an. Sie zogen mit über den
Rhein, in Frankreich hinein, bis nach Paris. Da wurde alles wieder anders.
Die Länder, welche vor dem Unglücksjahre 1806 zu Preußen gehört hatten,
kehrten auch wieder unter die preußische Herrschaft zurück, und noch viele neue
Gebiete wurden dem Könige zugeteilt. So hat denn damals, im Jahre 1815,
auch unsere Provinz Westfalen die Gestalt und Ausdehnung bekommen, die sie
noch jetzt besitzt. Mit der Grafschaft Mark wurden das ehemals kölnische
Herzogtum Westfalen, das Fürstentum Siegen, das Gebiet der frühern
freien Reichsstadt Dortmund, die Grafschaft Limburg und die Grafschaft
Wittgenstein verbunden und so der Regierungsbezirk Arnsberg ge-
bildet; der östlichen Hälfte von Münster wurde nun auch die westliche
Hälfte dieses Bistums nebst den Grafschaften Steinfnrt und Reckling-
hausen beigefügt, wodurch der Regierungsbezirk Münster entstanden
ist. Nm der nördliche Streifen des frühern Bistums Münster, der sich an
der Ems hinzog, ist damals nicht in preußischen Besitz gekommen, sondern an
Hannover und Oldenburg. Der Regierungsbezirk Minden wurde ge-
bildet, indem mit den alten Landen auch noch die an der Weser gelegene Abtei
Corvey und der aus drei kleinen Gebietsteilen bestehende, zwischen Paderborn
und Ravensberg gelegene Kreis Wiedenbrück vereinigt wurden. In mehreren
von den genannten Gebieten regierten noch Fürsten, die einst unmittelbar unter
Kaiser und Reich gestanden hatten; jetzt, da es keinen deutschen Kaiser mehr
gab, mußten sie sich es gefallen lassen, unter die Oberhoheit des Königs von
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Friedrich_der_Große Friedrich Napoleon Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Westfalen Frankreich Rheines Jena Westfalen Großherzogtum_Berg Neapel Leipzig Westfalen Kassel Rhein Frankreich Paris Hannover Oldenburg Corvey Paderborn Ravensberg
Autor: Sach, August, Keck, Heinrich, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 9
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
26
19. Magdeburg.
Grafschaft Hohenstein zum Kurfürstentum und später auch noch das Herzog-
tum Magdeburg.
Die Abtei Quedlinburg kam zwar schon 1698 durch Kauf unter die
Schutzgerechtigkeit des Kürsürsteu von Brandenburg, allein der wirkliche Besitz des
Stiftes wurde erst Friedrich Wilhelm Iii. im Jahre 1803 zugesprochen.
In demselben Jahre erhielt die Provinz Sachsen noch die kurmainzischen
Besitzungen Erfurt und das Eichsfeld, ferner die beiden freien Reichsstädte
Mühlhausen und Nord hausen. Der letzte bedeutende Zuwachs ward ihr
aber im Jahre 1815 durch den größten Teil des Regierungsbezirkes
Merseburg, Besitzungen, die bis dahin zum Königreich Sachsen gehört hatten.
Der Flächeninhalt dieser sämtlichen Teile beträgt 458 □ M., die von
2169 000 Menschen bewohnt werden.
19. Magdeburg.
magdeburg ist die größte Stadt in der Provinz Sachsen und eine Festung, so
stark und groß, wie fast keine andere im ganzen preußischen Staate. Schon
aus der Ferne sieht man die großen Wälle und Schanzen mit ihren Öffnungen
(Schießscharten), aus denen die Schlünde der Kanonen uns entgegen gähnen.
Aber drinnen in der Festung, da wimmelt's von Soldaten aller Gattungen,
denn viele Tausend Mann Infanterie, Artillerie rc. befinden sich in Friedens-
zeiten in der Stadt.
Aber trotz der vielen Soldaten ist noch viel Platz für die Bürger der
Stadt in den großen hohen Häusern und langen Straßen, so daß mehr als
100000 Menschen jetzt darin leben.
Kommen wir von Süden oder Westen ans der Eisenbahn nach Magde-
burg gefahren, so erblicken wir schon mehrere Meilen vorher die schönen hohen
Türme der Stadt und besonders die des herrlichen Domes, welche über
100 Meter hoch sind.
Die schönste und größte Straße der ganzen Stadt ist der breite Weg;
der ist zu beiden Seiten von großen Häusern begrenzt, in denen sich prächtige
Kaufläden befinden; denn Magdeburg ist eine wichtige Handelsstadt. Die vielen
anderen Straßen sind meistens enge und krumm, vor deren hohen Häusern
man manchmal kaum den Himmel erblicken kann. Es freut uns deshalb sehr,
wenn wir mitunter einmal auf einen freien Platz kommen, von denen der alte
Markt und der Domplatz die schönsten sind. Auf dem letzteren wird jährlich
ein großer Markt (Messe) abgehalten. Außer anderen herrlichen Gebäuden steht
hier der berühmte Dom, an welchem über 150 Jahre lang gebaut worden ist,
ehe er vollendet wurde. Er ist das einzige größere Gebäude, welches bei der
Erstürmung im Jahre 1631 verschont blieb.
Da der Dom schon über 500 Jahre steht, so war er im Laufe dieser
langen Zeit vielfach beschädigt und wurde deshalb unter dem Könige Friedrich
Wilhelm Iii. in alter Pracht und Herrlichkeit wieder hergestellt und mit köst-
lichen Glasmalereien beschenkt, die die Fenster im Osten zieren. Von wunder-
barer erhebender Schönheit ist das Portal auf der Westseite mit seinen unzähligen
kunstvollen, feinen steinernen Verzierungen. Die schönen Türme haben drei
Gallerieen und der eine trägt auf der Kuppel eine Krone.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Friedrich
Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm
151
hatte sich sehr getäuscht. Gustav Adolf trieb die kaiserlichen Heere vor
sich her und zog gegen Magdeburg, das von Tilly bedrängt war.
Allein seine Hilfe kam zu spät; die Stadt wurde erobert und durch eine
furchtbare Feuersbrunst fast vollständig zerstört. Über 20000 Menschen
fanden durch Feuer und Schwert ihren Tod. — Tilly konnte sich rühmen,
in 36 Schlachten gesiegt zu haben. Nun aber verließ ihn das Glück.
Zu Breitenfeld bei Leipzig wurde er 1631 von Gustav Adolf vollständig
geschlagen. Dieser verfolgte ihn bis zum Lech und erzwang sich den Über-
gang. Tilly wurde dabei durch eine Kanonenkugel schwer verwundet und
starb bald darauf. So fiel Bayern in die Hände des Siegers.
c. In dieser Not mußte sich der Kaiser, dessen eigene Länder
jetzt bedroht waren, wieder an Wallenstein wenden. Aber nur unter sehr
harten Bedingungen*) nahm der beleidigte, stolze Friedländer den Ober-
befehl wieder an. In kurzer Zeit hatte er abermals ein großes Heer beisammen.
Bei Lützen, unweit Leipzig, kam es 1632 zur Schlacht, in welcher die
Schweden zwar siegten, aber ihren König verloren. Wallenstein zog sich
Nach Böhmen zurück. Von nun an blieb ec ganz unthätig. Man be-
schuldigte ihn sogar, daß er heimlich mit dem Feinde unterhandle. Deshalb
wurde er des Hochverrats angeklagt, lgeächtet und von seinen eigenen
Offizieren 1634 zu Eg er ermordet.
168. Der westfälische Frieden. 1648.]
Ill,r™178.j
a. Nach dem Tode Gustav Adolfs wurde der Krieg ein allge-
meiner, weil nun auch die Franzosen thätigen Anteil daran nahmen.
Diesen war es darum zu thun, das zwiespältige Reich völlig zu ver-
derben und Stücke deutschen Bodens an sich zu reißen. Deutschland
hatte schrecklich zu leiden. Denn auch aus den schwedischen Truppen war
alle Zucht und Ordnung gewichen, seit Gustav Adolf tot war. Blutige
Schlachten wurden geliefert; aber keine Partei erlangte über die andere
die Oberhand. Als alle aufs tiefste erschöpft waren, kam endlich im
Jahre 1618 nach fünfjährigen Unterhandlungen der Friede zustande. Er
wurde in den westfälischen Städten Münster und Osnabrück ab-
geschlossen; daher heißt er der westfälische Frieden.
b. Durch diesen Friedensschluß verlor Deutschland zwei seiner schönsten
Provinzen. Frankreich erhielt den größten Teil vom Elsaß, mit Aus-
nahme von Straßburg und 10 andern Reichsstädten; Schweden bekam
Pommern mit der Insel Rügen. Die Schweiz und Holland,
welche bisher zum Rüche gehört hatten, wurden selbständige Staaten.
Außerdem mußten bedeutende Kriegskosten bezahlt werden. Zwischen
Katholiken und Protestanten sollte vollständige Rechtsgleichheit bestehen.
*) Wallenstein durfte alle seine Generäle und Offiziere selbst ernennen und
hatte das Recht, mit dem Feinde über den Frieden zu unterhandeln.
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Tilly Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf Tilly Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Gustav_Adolf Gustav Adolf
Extrahierte Ortsnamen: Magdeburg Breitenfeld Leipzig Leipzig Schweden Deutschland Deutschland Frankreich Holland
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3. Kaiserslautern.
Treue zu belohnen, welche sie gegen seine Person und
Sache an den Tag gelegt hatten. Im Jahre 1378 kam
sie vom Reiche an die Kurpfalz, und die Hohenstaufen-
burg wurde jetzt Sitz des kurpfälzischen Amtmannes.
Kurfürst Friedrich Iii. wies seinem Sohne Johann Kasimir
1576 die zwei Ämter Neustadt und Kaiserslautern zu
und Ipgte ihm ans Herz, die in Frankenthal, Lambrecht
und Otterberg angesiedelten, aus den Niederlanden ge-
flüchteten Wallonen in der Ausübung ihres Glaubens
mächtig zu schützen. Da war denn Lautern wieder
fürstliche Residenz. Aber „das Fürstentum Lautern“
hörte bald wieder auf, da Johann Kasimir als Vormund
der Kinder seines früh verstorbenen Bruders nach Heidel-
berg zog. — Während des dreissigjährigen Krieges wurde
die Stadt abwechselnd von den Spaniern, den Schweden,
den Österreichern und den Franzosen eingenommen und
in Besitz gehalten. Am härtesten war ihre Bedrängnis
im Jahre 1635, wo sie nach einer vierwöchentlichen Be-
lagerung von den Österreichern erstürmt, geplündert
und zerstört wurde. Fünfzehnhundert Einwohner sollen
bei dieser Gelegenheit das Leben verloren haben. Im
spanischen Erbfolgekriege liess der französische General
von Horn die meisten Türme und Mauern der Stadt
abbrechen, das Schloss aber mit Pulver sprengen und
durch Brand zerstören. Die Hauptmauern blieben zwar
stehen; ein Teil der Gebäude wurde sogar als Wohnung
der kurpfälzischen Beamten wieder hergestellt. Aber
während der französischen Revolution kam das Ganze
in Privathände und wurde nach und nach abgebrochen,
so dass heute nur noch unbedeutende Spuren davon
übrig sind. Auch sonst finden sich in der so alten Stadt
nur wenige Reste der Vorzeit, und ausser den Kirchen
und einigen Teilen der Stadtmauer sind nur noch Bruch-
stücke aus derselben vorhanden. In den französischen
Revolutionskriegen wurden hier mehrere Schlachten ge-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Johann_Kasimir Johann Lambrecht Johann_Kasimir Johann