177
Da brach bei einer entfernt wohnenden deutschen Völkerschaft
ein Aufstand aus. Ihn rasch zu unterdrücken, schien dem Varus
nicht schwer. Sogleich begab er sich mit seinem zahlreichen, wohl-
gerüsteten Heere aus den Marsch. Den drei römischen Legionen
folgten deutsche Hülfsscharen unter ihren Fürsten. Der Zug ging
durch den Teutoburger Wald (in Westfalen). Auf schlechten
Wegen, durch dichtes Gehölz schleppte er sich mühselig dahin.
Bald vermehrte ein gräßliches Unwetter die Beschwerden des
Marsches. Heftiger Regen rauschte nieder und machte den Boden
schlüpfrig, alle Tritte unsicher. Immer schwieriger wurde den
schwerbewaffneten, erschöpften römischen Kriegern das Vorwärts-
schreiten. Jetzt schien den Deutschen die Stunde gekommen zu
sein, das verhaßte römische Joch abzuschütteln. Von Hermann
zum Kampfe für die Freiheit aufgerufen, stürzten sie unter seiner
Führung mit furchtbarem Schlachtgeschrei auf die entsetzten Römer-
los. Drei Tage lang wurde mit Mut und Ingrimm gestritten.
Da war der Siez der Deutschen entschieden. In Verzweiflung
stürzte sich Varus in sein Schwert; das treffliche Römerheer war
vernichtet. Aber Deutschland war gerettet, das Vaterland war
frei geworden von seinen Drängern. Und Jahrhunderte hindurch
besang das deutsche Volk den Ruhm seines Helden Hermann, und
die dankbare Nachwelt feiert ihn mit Recht als Deutschlands
Befreier. Andrä.
236. Der heil. Bonifazius, der Apostel der Deutschen.
Vom sechsten Jahrhundert an kamen Mönche aus England
und Irland und predigten das Christentum in Deutschland.
Der wichtigste unter ihnen war der Engländer Winfried, welcher
vom Papste den bedeutungsvollen Namen Bonifazius, d. h. Wohl-
thäter, erhielt. Ein Wohlthäter ist er für viele gewesen in geist-
lichen^ und leiblichen Dingen.
Über 30 Jahre hindurch hat Bonifazius in dem Hessen-
lande und in Thüringen als Missionar und Bischof gewirkt.
Bei dem Dorfe Geismar mitten im Hessenlande stand eine uralte,
große Eiche; kein Eichbaum weit und breit kam ihr an Größe
gleich. Bei diesem Baume war das größte Heiligtum im Lande;
da opferte man seit den ältesten Zeiten dem höchsten Götzen,
Wodan. Tausende von Menschen, Pferden, Rindern und Ziegen
waren ihm hier hingeschlachtet worden, und an den Zweigen der
Eiche hingen die Köpfe der Opfer. Es war eine fürchterliche
Schädelstätte. Dieser Baum hatte mehr Macht über die armen
Heiden als die Predigt des Evangeliums; viele ließen Bonifazius
und das Evangelium im Stich, sobald sie an die Wodanseiche
dachten, auch viele Getaufte. Bonifazius sagte ihnen in jeder
Predigt, alle ihre Opfer seien nichts, ihr Wodan sei nichts und die
Lesebuch für katholische Volksschulen. 12
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester]]
Extrahierte Personennamen: Varus Hermann Varus Hermann Bonifazius Bonifazius Apostel Winfried Winfried Bonifazius Bonifazius Bonifazius Bonifazius Bonifazius Bonifazius
Extrahierte Ortsnamen: Westfalen Deutschland Deutschlands England Irland Deutschland Hessen- Thüringen Hessenlande
185
340. Kaiser Friedrich t., genannt Barbarossa.
In der Mitte des schwäbischen Landes,^ fast gleich weit vom
Rheine, vom Lech und vom Bodensee entfernt, erhebt sich der
hohe Staufen, ein kegelförmiger Berg. Hier stand einst die
Stammburg eines berühmten deutschen Kaiserhauses, das den
Namen „die Hohenstaufen" führt. Jetzt sind die Trümmer der
alten Heldenburg mit Gras und Disteln überwachsen. Die
ältesten, mit Moos überzogenen Eichen des großen Waldes, der
sich am Fuß des Berges ausdehnt, mögen vielleicht in ihrer
Jugend noch einiges von der Herrlichkeit geschaut haben, die einst
auf dem Berge thronte.
Kaiser Konrad war der erste aus dem Hause der Hohen-
staufen, der die Kaiserkrone trug. Nach seinem Tode wählten
die deutschen Fürsten einstimmig unter dem lauten Zurufe des
Volkes den Herzog Friedrich von Schwaben aus demselben
Geschlechte.
Friedrich war ein und dreißig Jahre alt. Männliche Krast
und edle Schönheit zeichneten ihn aus. Sein Haar war blond
und hing nach Sitte der damaligen Zeit bis hinter die Ohren
herab; auf der Stirn war es kurz abgeschnitten und gekräuselt.
Seine Haut war weiß, feine Wangen rot. Wegen seines röt-
lichen Bartes nannten ihn die Italiener Barbarossa, d. i. Rot-
bart. Aus seinen blauen Augen strahlte Milde und Wohlwollen,
nur in dem Kampfe erglänzten sie wie ein niederschmetternder
Blitz. Sein Gang war fest, seine Stimme rein, sein Anstand
männlich und würdevoll. In ritterlichen Übungen stand er
keinem nach. Bei Festen war er heiter; doch haßte er aus-
schweifende Lustigkeit. Von Sitten war er einfach, von Ge-
sinnung edel und großmütig, voller Achtung vor dem Gesetz
und von Herzen gottesfürchtig. Obgleich er ein geschickter Feld-
herr war, so liebte er den Krieg doch nicht. Furchtbar und streng
gegen Widerstrebende, zeigte er sich versöhnlich gegen Reuige.
Dabei war er herablassend gegen jedermann. Er übte ein starkes
Regiment. Die Raubritter am Rhein ließ er seinen Arm fühlen.
66 ihrer Burgen legte er in Trümmer und verschaffte so den
gewerbthätigen Städtern und den fleißigen Landleuten Ruhe
und Sicherheit. Seine gewaltige Kraft beugte Dänemark und
Polen. Gesandte aus Frankreich, England, Spanien und Italien
huldigten ihm im Namen ihrer Fürsten. Schwer empfanden die
lombardischen Städte, und besonders Mailand, das er in Asche
legte, seine starke Hand.
Groß war Deutschlands Herrlichkeit unter diesem Kaiser.
Nie war der deutsche Name mehr geachtet und gefürchtet als da-
mals; nie sahen die deutschen Gauen glänzendere Reichstage als
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Barbarossa Barbarossa Konrad Konrad Friedrich_von_Schwaben Friedrich Friedrich Barbarossa Barbarossa
Extrahierte Ortsnamen: Rheine Hohen- Rhein Polen Frankreich England Spanien Italien Mailand Deutschlands
187
Als sie zur Wahl versammelt waren, brachte der Erzbischof
von Mainz den schwäbischen Gra fen Rudolf von Habsburg
in Vorschlag. Der war nicht mächtig an Land und Leuten, aber
ein gar tapferer, kluger und biederer Herr. Auch rühmte man
seine Frömmigkeit. Einst ritt er von seinem Stammschlosse, der
Habsburg im Schweizerlande, zur Jagd aus. Da begegnete ihm
ein Priester, der einem Sterbenden das heilige Abendmahl reichen
wollte. Sein Weg führte ihn über einen Bach, dessen Steg
durch die Gewalt des angeschwollenen Wassers weggerissen war.
Kaum sah Rudolf, wie der Priester sich anschickte, den Bach zu
durchwaten, als er sogleich vom Pferde stieg und den Priester
aufsitzen ließ. Am nächsten Tage brachte dieser das Tier dem
Grafen zurück; der aber sprach: „Das sei ferne, daß ich zu Jagd
und Streit das Roß wieder besteige, das den Leib meines Hei-
landes getragen. Es gehöre dir und sei fortan zu ähnlichen
Diensten bestimmt." — Auch der Erzbischof von Mainz hatte
Rudolfs Freundlichkeit erfahren. Als er in jenen gefahrvollen
Zeiten eine Reise nach Rom machte, geleitete ihn der Graf sicher
über die Alpen. Da sprach der Erzbischof beim Abschiede:
„Wollte Gott, Herr Graf, ich lebte noch so lange, daß ich Euch
den mir geleisteten Dienst vergelten könnte!" Jetzt gedachte der
Bischof dieses Versprechens. Auf seinen Vorschlag wurde Rudolf
zum Kaiser erwählt.
Die Krönung geschah zu Aachen. Als nun die Fürsten dem
neuen Kaiser Treue schwuren, fehlte gerade das Reichszepter,
auf welches der Eid geleistet zu werden pflegte. Da ergriff Rudolf
rasch ein Kruzifix und sagte: „Dieses Zeichen, in welchem wir
und die ganze Welt erlöset sind, wird ja wohl die Stelle des
Zepters vertreten können." Und die Fürsten leisteten darauf die
Huldigung. Nur einer war nicht in Aachen erschienen und wei-
gerte sich, Rudolf als Kaiser anzuerkennen. Das war der mächtige
Böhmenfürst Ottokar, der den Königstitel führte und seine Herr-
schaft weithin über die österreichischen Länder ausgebreitet hatte.
Dem stolzen Manne däuchte es schimpflich, einem armen Grafen,
wie er Rudolf spottend nannte, Gehorsam zu leisten. Aber Ru-
dolf bezwang den Widerspenstigen in einer Schlacht und entriß
ihm Österreich. Er gab dieses Land seinen eigenen Söhnen
und wurde dadurch der Gründer des Habs burgisch-öster-
reichischen Herrscherhauses.
Nach der Besiegung Ottokars richtete sich des Kaisers Sorge
vor allem darauf, Ruhe und Ordnung im Reiche zurückzuführen.
Er durchzog Deutschland von einem Ende zum andern, saß oft
selbst zu Gericht und verhängte strenge Strafen gegen die Frevler
und Friedensstörer. Vorzüglich die übermütigen Raubritter be-
kamen seinen starken Arm zu fühlen. Eine ganze Menge Raub-
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
Extrahierte Personennamen: Rudolf_von_Habsburg Rudolf Rudolf Rudolf Rudolfs Graf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Ottokar Ottokar Rudolf Rudolf Ottokars
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Habsburg Mainz Rudolfs Rom Aachen Aachen Ottokars Deutschland
348
Schweiz, einen Theil von Italien, Spanien und Ungarn ausdehnte. Karl
hat selber zwei und vierzig Feldzüge gemacht und war mit fast unbegreif-
licher Schnelligkeit überall da, wo sein mächtiger Arm zum Schutze der
Grenzen seines Reiches nötig war. Mit wenigen Ausnahmen war er
überall siegreich. Am schwersten war für ihn der Krieg gegen die heidnischen
Yachsen, die er erst nach einem drei und dreißigjährigen Kriege sammt
ihrem mächtigen Fürsten Wittekind zur Unterwerfung und Annahme des
Christentums brachte. Damit waren sie freilich noch nicht zu rechten
Christen gemacht; aber es konnte nun doch der Same des Wortes Gottes
unter ihnen ungestört ausgestreut werden.
2. In seiner Lebensweise war er ein schlichter Mann und ging cin-
sach einher, wie die übrigen seines Volkes Er trug ein leinen Wams und
eben solche Beinkleider, einen Rock von einheimischen Tuch mit einem
seidenen Streifen besetzt, Schuhe, die mit verschiedenfarbigen Bändern an
die Füße befestigt waren, und bisweilen einen kurzen, weißen oder grünen
Mantel. Aber stets hing ihm ein großes Schwert mit goldenem Wehr-
gehäng an der Seite. Nur an Reichstagen und hohen Festen erschien er
in voller Majestät mit einer goldenen, von Diamanten strahlenden Krone
ans dem Haupte, angethan mit einem lang herabwallenden Talare, der mit
goldenen Bienen wie übersät war. Sonst haßte er ausländische Kleidung.
Mit Unwillen bemerkte er, wie seine Edlen sich in seine, seidene Gewänder
kleideten. Er war ein echt deutscher Mann, maß sieben seiner eigenen
Fußlängen, und seine Gestalt war von hoher Würde. Seine überaus
lebendigen Angen leuchteten dem Freunde und Hilfeflehenden freundlich, dem
Feinde aber furchtbar. Er war der beste Fechter und Schwimmer unter
seinen Franken, im Essen und Trinken nüchtern, unermüdlich thätig. Sein
Schlaf war kurz; selbst des Nachts stand er von seinem Lager auf, nahm
Schreibtafel und Griffel, um sich in der in seiner Jugend versäumten
Schreibknnst zu üben oder zu beten. Auch stellte er sich dann ans Fenster
und betrachtete ehrfurchtsvoll und mit Bewunderung den gestirnten Himmel.
Früh während des Ankleidens schon schlichtete er Streitigkeiten, und bei
Tische hatte er den Brauch eingeführt, aus guten Büchern vorlesen zu
lassen, vor allem aus einer trefflichen Schrift des heiligen Augustinus.
Zweimal des Tages besuchte er die Kirche, am Morgen und am Abend,
er hatte eine tiefe Ehrfurcht vor dem Worte Gottes, ließ cs oftmals auf
Pergament abschreiben und las fleißig darin.
3. Mit großem Eifer suchte er der christlichen Kirche in seinem Reiche
aufzuhelfen. Er sorgte für tüchtige Bischöfe und Geistliche und ries be-
rühmte Gelehrte an seinen Hof. An den Bischofssitzen und in den Klöstern
errichtete er Schulen. Seine Hochschule sollte ein Muster sein für alle
anderen Schulen im Lande, und er achtete es nicht unter seiner Würde,
hier auch einmal selbst Schnlrevisor zu sein. Er gründete viele neue Bis-
tümer, Kirchen und Klöster und beschenkte sie reichlich. Die von ihm
erbaute Kirche zu Aachen schmückte er mit kaiserlicher Pracht, und hier
feierte er am liebsten die hohen Feste. Damit diese nun begangen würden,
wie sich's gebühret, berief er berühmte Lehrer des Kirchengesanges aus
Italien, daß die Franken von ihnen im Gesänge unterwiesen würden.
Denn die Stimmen der rauhen deutschen Kehlen glichen dem Gerumpel
eines Lastwagens, der über einen Knüppeldamm fährt. Auch ließ er
Orgeln in den Kirchen aufstellen. Gern unterhielt er sich mit gelehrten
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
355
3.
Herr Heinrich schaut so fröhlich drein:
„Wie schön ist heut’ die Welt!
Was gilt’s? heut gibt’s 'neu guten
Fang!“ —
Er lugt zum Himmelszelt.
4.
Er lauscht und streicht sich von der
Stirn
das blondgelockte Haar:
„Ei doch! was sprengt denn dort
herauf
für eine Reiterschar?“
5.
Der Staub wallt auf, der Hufschlag
dröhnt,
es naht der Waffen Klang:
„Dass Gott, die Herrn verderben mir
den ganzen Vogelfang!“
6.
„Ei nun! — was gibt’s?“ es hält der
Tross
vorm Herzog plötzlich an.
Herr Heinrich tritt hervor und spricht:
„Wen sucht ihr Herrn? sagt an!“
7.
Da schwenken sie die Fähnlein bunt
und jauchzen: „Unsern Herrn!
Hoch lebe Kaiser Heinrich! — Hoch
des Sachsenlandes Stern!“
8-
Dies rufend, knien sie vor ihm hin
und huldigen ihm still
und rufen, als er staunend fragt:
„’s ist deutschen Reiches Will’!“
9.
Da blickt Herr Heinrich, tief bewegt,
hinauf zum Himmelszelt!
„Du gabst mir einen guten Fang! —
Herr Gott, wie dir’s gefällt!“ Vogl.
16. Otto der Große.
Heinrichs des Städtegründers Sohn und Nachfolger war der glän-
zende und prachtliebende Otto der Große. Er war zwar nur von den
Franken und Sachsen, die damals den eigentlichen Kern des deutschen
Reichs bildeten, gewählt worden, aber bei seiner feierlichen Krönung zu
Aachen huldigten ihm die Großen ans allen deutschen Landen, und bei dem
festlichen Königsmahle in der Pfalz Karls des Großen versahen die vier
übrigen Herzöge (die von Franken, Schwaben, Baiern und Lothringen) zum
ersten Male die Hofdienste als Truchseß, Mundschenk, Marschall und
Kämmerer. Auf diese Weise entstanden die sogenannten Erzämter am kaiser-
lichen Hofe, welche bei der Krönung der folgenden Kaiser ein Vorrecht der
Wahl- oder Kurfürsten blieben.
Um sich mehr den Pflichten seines Herrscheramtes zu widmen und
besser für das ganze Deutschland zu sorgen, übertrug Otto sein Herzogtum
Sachsen dem tapfern Hermann Billnng, in dessen Familie es lange
erblich blieb. Er selbst hatte nicht nur im Innern seines Reiches ernste
Kämpfe mit den großen Fürsten zu bestehen, um sie in Gehorsam zu er-
halten, sondern auch nach außen mußte er fortwährend gegen die Slaven,
Dänen und Ungarn zu Felde liegen. Die ersteren machte er bis an die
Oder tributpflichtig; die Dänen aber züchtigte er durch einen Kriegszug,
der hoch bis in Jütland hinaufging, zwang ihren König Harald zur An-
nahme des^Christentums und stellte die von seinem Vater gegründete Mark-
grafschaft Schleswig wieder her. Den schwersten Kampf jedoch hatte er
gegen die Ungarn zu bestehen.
Im Jahre 955 fielen diese von neuem in Deutschland ein. Sie
drohten übermütig, daß ihre Rosse die deutschen Ströme austrinken sollten.
23*
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Gott Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Otto Heinrichs Heinrichs Otto Karls Otto Hermann_Billnng Harald
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Aachen Pfalz_Karls Schwaben Baiern Lothringen Deutschland Sachsen Ungarn Deutschland
356
Zahlloses Volk (es wird erzählt, daß ihrer 100000 gewesen) tobte gegen
Baiern heran und legte sich vor Augsburg. Da eilte Kaiser Otto mit
seinem Heere der Stadt zu Hilfe. Die Ungarn mochten nun nicht länger
vor Augsburg bleiben, sondern zogen bis an den Lech den Deutschen ent-
gegen. Der Kaiser theilte sein Heer in acht Haufen. Drei davon waren
lauter Baiern; die führte Graf Eberhard an. Den vierten Haufen bilde-
ten die Franken; an ihrer Spitze stand Herzog Konrad. Der fünfte Haufe
bestand aus den edelsten Kampfhelden des ganzen Heeres; der Kaiser selbst
war ihr Vorfechter. Den sechsten und siebenten Haufen bildeten die
Schwaben mit ihrem Herzog Burkhard, und den achten die Böhmen. —
Alle diese Völker schwuren sich unter einander Treue und Hilfe, wie leib-
liche Brüder. Das war am 9. August 955. Als nun die Ungarn das
deutsche Heer in Schlachtordnung erblickten, schwammen sie voll Ungeduld
auf ihren Rossen durch den Lech ans linke Ufer; dort umritten sie die
Schlachtordnung der Deutschen und warfen sich plötzlich mit wildem Ge-
heul von hinten auf die Böhmen. Diese hielten den Pfeilregen nicht lange
aus und flohen. Da brachen die Sieger schnell auch auf die Schwaben
los, welche sich mannhaft wehrten, aber endlich dennoch weichen mußten.
Als der Kaiser diese große Gefahr sah, winkt er dem Herzog Konrad von
Franken. Wie ein gereizter Löwe sprang dieser den Ungarn entgegen, warf
sie zurück, befreite alle Deutschen, welche sie gefangen hatten, und brachte
sie dem Kaiser. Am andern Morgen (es war der Festtag des heiligen
Laurentius) betete der Kaiser inbrünstig zu Gott und gelobte, wenn Christus
ihm die Feinde des Glaubens und des Vaterlandes überwinden helfe, dem
heiligen Laurentius ein Bistum in Merseburg zu stiften. Dann las der
Bischof Ulrich dem Heere die Messe und reichte dem knieenden Kaiser den
Leib des Herrn. Als sich Otto wieder erhoben, sprach er zu den Deutschen:
„Seht um euch! Zahllos sind die Haufen der Heiden; aber mit uns ist
der mächtigste Helfer, Christus mit seinen Scharen. So laßt uns aus-
halten und lieber sterben, als weichen! Doch wozu viele Worte! Statt der
Zunge rede das Schwert!" Hoch zu Roß, den Schild am Arm, sprengt er
jetzt im Glanze der Morgensonne seinen Deutschen voran. Nun beginnt
die Schlacht. Unwiderstehlich rückt das deutsche Heer, Mann an Mann,
gegen die Ungarn heran. Schon weichen diese aus einander; aber um so
heißer wird ihre Wut. Viele deutsche Helden müssen sie fühlen. Endlich
werden die Haufen der Ungarn zersprengt. Die Deutschen vernichten die
wenigen, welche widerstehen. Jetzt wird die Verwirrung der Ungarn all-
gemein; ihr Entsetzen wächst; die weite Ebene wimmelt von Flüchtlingen.
Heulend sprengen sie in den Lech; aber der ist gut deutsch und läßt weder
Rosse noch Reiter los; Leichen füllen das Flußbett; die blutgefärbten
Wasser schwellen über. — So wird das übermütige Volk vernichtet; nur
wenige entrinnen dem heißen Tag. Noch am Abend zieht Otto mit dem
Bischof Ulrich glorreich in Augsburg ein und dankt dem Herrn für Deutsch-
lands Befreiung. — Die Ungarn aber wagten sich seitdem nicht wieder
aus ihrem Lande hervor; Deutschland war fortan gegen ihre Räubereien
gesichert.
Auch in Italien kämpfte Otto siegreich; in Rom empfing er die Kaiser-
krone, welche seitdem mit der deutschen vereinigt blieh. Er endete sein
thatenreiches Leben im Jahre 973; seine treue Stadt Magdeburg birgt
seine Gebeine. Wetzet.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem]]
TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil]]
Extrahierte Personennamen: Otto Eberhard Konrad Konrad Burkhard August Konrad_von
Franken Konrad Christus Ulrich Otto Christus Otto Ulrich Otto
Extrahierte Ortsnamen: Schwaben Ungarn Ungarn Merseburg Ungarn Ungarn Ungarn Augsburg Deutschland Italien Rom Magdeburg
357
17. Otto und Heinrich.
1. Zu Quedlinburg im Dome ertönet Glockenklang,
der Orgel Stimmen brausen zum ernsten Chorgesang;
cs sitzt der Kaiser drinnen mit seiner Ritter Macht,
voll Andacht zu begehen die heil'ge Weihenacht.
2. Hoch ragt er in dem Kreise mit männlicher Gestalt,
das Auge, scharf wie Blitze, von goldnem Haar umwallt;
man hat ihn nicht zum Scherze den Löwen nur genannt,
schon mancher hat empfunden die löwenstarke Hand.
3. Wohl ist auch jetzt vom Siege er wieder heimgekehrt,
doch nicht des Reiches Feinden hat mächtig er gewehrt:
es ist der eigne Bruder, den seine Waffe schlug,
der dreimal der Empörung blutrotes Banner trug.
4. Zu Quedlinburg im Dome ertönt die Mitternacht,
vom Priester wird das Opfer der Messe dargebracht;
es beugen sich die Knie, es beugt sich jedes Herz,
Gebet in heil'ger Stunde steigt brünstig himmelwärts.
5. Da öffnen sich die Pforten, es tritt ein Mann herein,
es hüllt die starken Glieder ein Büßerhemde ein;
er schreitet auf den Kaiser, er wirft sich vor ihm hin,
die Knie er ihm umfasset mit tiefgebeugtem Sinn.
6. „O Bruder! meine Fehle, sie lastet schwer auf mir,
hier liege ich zu Füßen, Verzeihung flehend, dir;
was ich mit Blut gesündigt, die Gnade macht es rein;
vergib, o strenger Kaiser, vergib, du Bruder mein!"
7. Doch strenge blickt der Kaiser den sünd'gen Bruder an:
„Zweimal hab ich vergeben, nicht fürder mehr fortan!
Die Acht ist ausgesprochen, das Leben dir geraubt,
nach dreier Tage Wechsel da fällt dein schuldig Haupt!"
8. Bleich^ werden rings die Fürsten, der Herzog Heinrich bleich,
und Stille herrscht im Kreise gleich wie im Todtenreich.
Man hätte mögen hören jetzt wohl ein fallend Laub,
denn keiner wagt zu wehren dem Löwen seinen Raub.
9. Da hat sich ernst zum Kaiser der fromme Abt gewandt,
das ew'ge Buch der Bücher, das hält er in der Hand;
er liest mit lauter Stimme der Heilgen Worte Klang,
daß es in aller Herzen wie Gottes Stimme drang:
10. „Und Petrus sprach zum Herren: Nicht so? genügt ich hab',
wenn ich dem sünd'gen Bruder schon siebenmal vergab?
Doch Jesus ihm antwortet: Nicht siebenmal vergib,
nein, siebenzigmal sieben, das ist dem Vater lieb!" —
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Extrahierte Personennamen: Otto Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Petrus
359
wies, that Gregor ihn in den Bann, sprach seine Untertanen von dem
Gehorsam gegen den Kaiser los und untersagte ihm die Regierung. Als end-
lich sogar die Fürsten zusammentraten und ihm drohten, einen andern
Kaiser zu wählen, wenn er sich nicht mit dem Papste versöhne, da entschloß
sich der Kaiser, nach Italien zu reisen. Es war im Winter des Jahres
1077, als er mit seiner Gemahlin, seinem dreijährigen Söhnlein und einem
kleinen Gefolge die mühsame Pilgerfahrt antrat. Er kam an die Alpen.
Hier hatten ihm seine Feinde, denen daran lag, daß er im Banne blieb,
alle gebahnten Wege verlegt. Er mußte deshalb einen großen Umweg
durch einen Theil von Frankreich machen und über die Seealpen nach
Italien sich einen Weg suchen. Hmr ans den starren Eisfeldern und Glet-
scherrücken war kein Schritt ohne Lebensgefahr. Über verborgene, kaum
dem kühnen Gemsenjäger gangbare Pfade stieg er mühsam hinan. Und doch
war die größte Eile nötig; denn die Frist, welche ihm die Fürsten gesetzt
hatten, neigte sich schon ihrem Ende zu. Endlich war die Höhe des Gebirges
erreicht; aber noch größere Mühseligkeiten und Gefahren bot die andere
Seite dar. Diese war so abschüssig, daß man keinen festen Fuß fassen
konnte. Auf Leben und Tod mußte der Versuch gewagt werden. Die
Männer krochen auf Händen und Füßen; die Frauen wurden in Schläu-
chen von Ochsenhäuten an Seilen hinabgelassen. An den gefährlichsten
Stellen wurden die Pferde vorangelassen, indem man ihnen die Beine zu-
sammenband und sie an Stricken hinunter gleiten ließ, wobei mehrere um-
kamen. Mit beispielloser Geduld bestand Heinrich alle Mühseligkeiten und
Gefahren der Reise, um sich nur wieder mit dem Papste auszusöhnen.
Gregor erschrak, als er hörte, der Kaiser sei im Anzüge; denn er
meinte, Heinrich komme, um sich zu rächen. Und wirklich hätte Heinrich
solches thun können; denn die lombardischen Großen und Bischöfe^ kamen
ihm frohlockend entgegen, in der Hoffnung, er werde sie gegen den herrsch-
süchtigen Gregor anführen. Aber Heinrich wies sie mit den Worten ab:
„Ich bin nicht gekommen zu kämpfen, sondern Buße zu thun". Gregor
freute sich nicht wenig, als er hörte, daß der deutsche König sich als büßen-
der Pilger ihm nahe. Sobald Heinrich im Schloße Canossa, wo der Papst
damals war, anlangte, ließ er den Papst bitten, ihn vom Bannspruche zu
lösen. Er wolle sich jeder Bußübung unterziehen, die der Papst ihm auf-
erlegen würde. Seine Bitte ward ihm gewährt. Gregor verlangte jedoch,
daß Heinrich im Büßerhemd vor ihm erscheine. Der König mußte, nur
mit einem wollenen Hemde angethan, mit entblößtem Haupte und barfuß
im Schloßhofe auf des Papstes Entscheidung warten. Drei Tage lang
stand er so, ohne sich durch Speise und Trank zu erquicken. Endlich am vierten
Tage ließ der Papst den Büßenden vor sich kommen und sprach ihn unter
den Bedingungen vom Banne los, daß er ruhig nach Deutschland gehe
und sich aller königlichen Gewalt cntschlage, bis auf einem Reichstage
entschieden sei, ob er König bleiben solle oder nicht. Einen so harten Be-
scheid hatte Heinrich nicht erwartet. Mit Unwillen und Zorn im Herzen
schied er von Gregor, nach der günstigen Stunde sich sehnend, wo er sich
rächen könnte.
Unterdes hatten Heinrichs Feinde in Deutschland den Herzog Rudolf
von Schwaben zum König gewählt. Durch das Leiden männlicher ge-
worden, zog Heinrich gegen ihn zu Felde, und in einem dreijährigen ver-
heerenden Kriege war ganz Deutschland zwischen dem Kaiser und dem
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Gregor Gregor Heinrich Heinrich Gregor Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Gregor Heinrich Heinrich Gregor Heinrich Heinrich Gregor Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Gregor Gregor Heinrichs Heinrichs Rudolf
von_Schwaben Rudolf Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Italien Frankreich Italien Schloße_Canossa Deutschland Deutschland Deutschland
363
8. So war das Gold der Krone wohl rein und unentweiht;
die Sage schallt herüber aus halhvergess’ner Zeit.
Im Jahr elfhundert vierzig, wie ich's verzeichnet fand,
galt Königswort noch heilig im deutschen Vaterland.
Chaxnis80.
21. Friedrich Barbarossa.
In der Mitte von Schwaben erhebt sich der hohe Staufen, ein
kegelförmiger Berg. Hier stand einst die Stammburg eines berühmten
deutschen Kaiserhauses, das den Namen Hohenstaufen führt. Jetzt find
die Trümmer der alten Heldenburg mit Gras und Disteln überwachsen.
Die hohen, mit Moos überzogenen Eichen in dem Walde am Fuße des
Berges haben vielleicht in ihrer Jugend noch etwas von der Herrlichkeit
geschaut, die einst auf dem Berge thronte. — Im Jahre 1152 wählten
die deutschen Fürsten einstimmig unter lautem Zurufe des Volkes den
Herzog Friedrich aus dem Hause der Hohenstaufen zum Kaiser. Fünf
Tage nach der Wahl krönte ihn der Erzbischof von Köln im Münster zu
Aachen.
Friedrich stand damals in der Fülle der Manneskraft. Eine hohe
Gestalt und eine edle Schönheit zeichneten ihn aus. Sein Haar war blond
und hing nach der Sitte der damaligen Zeit bis hinter die Ohren herab;
auf der Stirn war es kurz abgeschnitten und gekräuselt. Seine Haut war
weiß, seine Wangen von Jugendfrische gerötet. Wegen seines rötlichen
Bartes nannten ihn die Italiener Barbarossa, d. i. Rotbart. Aus
seinen blauen Augen strahlte Milde und Wohlwollen. Sein Gang war
fest, sein Anstand männlich und würdevoll. In ritterlichen Übungen stand
er keinem nach. Bei Festen war er heiter; doch haßte er ausschweifende
Lustigkeit. Er war klug und fest im Rat, stark und tapfer in der That,
streng gegen Widerstrebende, leutselig gegen Reuige. Im Grauen der Morgen-
dämmerung besuchte er die Kirche, um den Tag mit Gebet zu beginnen.
Vor allem aber meinte er, ein Kaiser habe sein Amt von Gottes Gnaden;
es sei ihm aufgetragen, Recht und Gerechtigkeit zu handhaben. Wer den
Bösen schone, thue dem Guten Schaden, und unzeitige Milde sei eine
Brandfackel in der Hand des Frevlers. Darum galt vor ihm kein An-
sehn der Person, und wo er auftrat, da bebten die Übelthäter.
Zu seiner Zeit gab es in Deutschland Hader und Zwiespalt genug.
Die Fürsten stritten unter einander und verlangten vom Kaiser, er solle
regieren, wie es ihnen genehm war. Da beschloß Friedrich, das Kaisertum
wieder reich zu machen an Macht und Ehren, wie es zu Karl des Großen
Zeit gewesen war. Sechs und sechzig ihrer Burgen legte er in Trümmer
und schaffte im deutschen Reiche Ruhe und Sicherheit. Unbestritten war
er das Haupt der ganzen Christenheit. Gesandte aus allen Ländern
Europas huldigten ihm im Namen ihrer Fürsten. Stolz auf ihre Macht,
trotzten die lombardischen Städte, namentlich Mailand, hinter ihren festen
Mauern. Aber Friedrich ließ sie dafür schwer büßen und legte Mailand
in Asche.
Nie war der deutsche Name mehr geachtet und gefürchtet, als damals;
nie sahen die deutschen Gauen glänzendere Reichstage, als zu den Zeiten
Barbarossas. Als 70jähriger Greis machte sich Friedrich aus, um den
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Barbarossa Barbarossa Friedrich Friedrich Karl_des_Großen Karl Friedrich Friedrich Barbarossas Barbarossas Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Schwaben Aachen Gottes Deutschland Europas Mailand Mailand
8
I. Teil. Bilder aus der Geschichte. Otto. I. Heinrich Iv.
er fleißig und weise. Da mau in jener Zeit noch sehr wenig Städte kannte, so ließ Heinrich
feste Burgen erbauen und diese mit Mauern und Gräben umgeben, um im Kriege den Reichs-
bewohnern eine sichere Zuflucht gewähren zu können. Anfangs wollten die Deutschen nicht in
solchen Städten wohnen; denn sie kamen ihnen wie Gefängnisse vor. Da befahl Heinrich,
jeder neunte Mann vom Lande solle mit seiner Familie in die Stadt ziehen. So geschah
es, und die Städte blühten bald empor.
Kampf mit den Ungarn. Dabei hatte Heinrich I. aber auch nicht versäumt, sein
Volk in den Waffen zu üben. Nachdem der Waffenstillstand beinahe abgelaufen war, beschloß
er, gegen den Feind zu ziehen. Als nun die Ungarn kamen, die jährliche Abgabe von den
Deutschen einzufordern, gab man ihnen zum Hohne nur einen räudigen Hund. Empört hierüber
brachen die Ungarn mit einem großen Heere in Deutschland ein. Dies kam Heinrich aber
nicht unerwartet. In einer furchtbaren Schlacht bei Merseburg (933) besiegte er sie so, daß
sie nie mehr wagten, in Deutschland einzufallen, so lange Heinrich lebte.
Gründung der Nordmark. Nach einem ruhmvollen Siege über die Wenden, errichtete
Heinrich an der Grenze ihres Landes, uni sie im Zaum zu halten, eine Markgrafschaft, die
wendische Mark oder Nordmark, aus welcher später die Mark Brandenburg und der
preußische Staat hervorging.
16. Otto I., der Große 936-73.
Schlacht auf dem Lechfelde. Der Sohn und Nachfolger Heinrich des Vogelstellers
war Otto I. Durch ruhmvolle Thaten erwarb dieser sich den Beinamen „der Große". Bei
seiner Krönung zu Aachen ging es so glänzend und in verschwenderischer Pracht zu, wie
man es bis dahin noch nie gesehen. Die Ungarn aber glaubten nun, wieder einmal einen Ueber-
fall wagen zu dürfen und rückten mit einem unabsehbaren Heere und prahlend mit ihrer Macht
in Deutschland ein. Auf dem Lechfelde in Bayern aber errang Heinrich mit seinen tapfern
Deutschen, welche mit Löwenmut fochten, einen glänzenden Sieg über sie.
Kaiserkrönung zu Rom. Bei einem Zuge, den Ottol. nach Italien machte, um der
großen Unordnung, die dort herrschte zu steuern, verlieh ihm der Papst die römische Kaiser-
krone. Von nun an verblieb Deutschland der Name: heiliges römisches Reich deutscher
Nation. Nach 37jähriger ruhmvoller Regierung starb Kaiser Otto I.
17. Heinrich Iv. 1056-1106.
Heinrichs Erziehung. Heinrich Iv., welcher aus dem fränkischen Fürstenhause stammte,
gelangte schon als sechsjähriges Kind auf den Thron. Seine Mutter verwaltete für ihn das
Reich. Anfangs sehr streng erzogen, ließ man dem feurigen Jünglinge später freien Willen,
welches schlimme Folgen für ihn hatte.
Heinrich und die Sachsen. Mit 15 Jahren für mündig erklärt, trat Heinrich stolz
die Regierung an. Einen ungeheuern Haß hegte er gegen die «Dachsen, welche ihm als ein
widerspenstiges Volk geschildert waren. Er belegte sie mit schweren Abgaben und zwang sie
zu harten Frondiensten. Da verklagten ihn diese beim Papste Gregor Vii. Dieser hatte,
um das Ansehen der Kirche zu erhöhen, bestimmt, kein Fürst solle das Recht haben, geist-
liche Stellen zu besetzen, und kein Geistlicher dürfe eine Ehe eingehen. Die weltliche Gewalt
hänge ganz und gar von der Macht des Papstes ab.
Heinrichs Demütigung. Gregor ließ den Kaiser auffordern, sich gegen die Klage der
Sachsen zu verantworten. Heinrich Iv. wollte sich dem Papste nicht unterordnen, sondern
beabsichtigte, ihn der hohen Würde zu entsetzen. Da that Gregor Vii. den Kaiser in den
Bann und entband die Unterthanen des Gehorsams gegen ihn. Eine offene Empörung brach
jetzt aus, und man drohte, wenn Heinrich sich nicht vom Banne befreie, einen andern Kaiser
zu wählen. Der Papst hielt sich damals zu Canossa in Italien auf. Heinrich pilgerte unter
vielen Mühseligkeiten mitten im Winter dorthin und erlangte endlich nach großer Demüti-
gung die Lossprechung vom Banne, da Heinrich sich noch längere Zeit in Italien aufhielt,
hatte man während dessen Rudolf von Schwaben an seiner Stelle zum Kaiser gewählt. Nach
dreijährigem Kriege um den Thron besiegte Heinrich seinen Gegner endlich in einer Schlacht
bei Merseburg. Vielen Schmerz erlebte Heinrich Iv. an seinem eignen Sohn, der sich offen
gegen den Vater empörte und meinte, einem Vater, aus dem der Bannfluch ruhe, dürfe
er nicht gehorchen. Kurze Zeit darauf starb Heinrich Iv. vor Gram. Mit seinem Sohn
Heinrich V. starb das Geschlecht der fränkischen Kaiser aus.
18. Die Kreuzzüge. 1096-1291.
Peter von Amiens. In alter Zeit war es Sitte geworden, daß man nach Jerusalem
pilgerte, um die Stätten zu sehen, wo einst unser Heiland lebte, und an dem heiligen Grabe
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder]]
Extrahierte Personennamen: Otto Heinrich_Iv Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich_I. Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Otto_I. Heinrich_des_Vogelstellers Heinrich Otto_I. Heinrich Heinrich Otto_I. Heinrich_Iv Heinrich Heinrichs Heinrichs Heinrich_Iv. Heinrich_Iv. Heinrich Heinrich Heinrich Gregor_Vii Gregor Heinrichs_Demütigung Heinrichs Gregor Heinrich_Iv Heinrich Gregor_Vii Gregor Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Rudolf_von_Schwaben Rudolf Heinrich Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Heinrich_V. Heinrich_V. Peter_von_Amiens
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Ungarn Hohne Ungarn Deutschland Merseburg Deutschland Brandenburg Ungarn Deutschland Bayern Rom Italien Deutschland Sachsen Sachsen Italien Italien Merseburg Jerusalem