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1. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 73

1881 - Danzig : Boenig
73 145. Die Freunde in der s)?ot. Zn Not und Tod werden auch Feinde zu Freunden, wenn sie anders Menschen sind. Das zeigt folgende Geschichte. In dem letzten Kriege gegen die Franzosen, als nach der Schlacht alles durcheinander ging bei Nebel und Wetter, fiel ein Franzose in ein tiefes Loch, aus dem er sich nicht mehr heraushelfen konnte. Bald nachher siel auch ein Deutscher hinein und blieb ebenfalls darin stecken. Der Franzose schrie sein „Kiwi!" und der Deutsche sein „Werda!" und jeder merkte nun, wen er vor sich habe, und daß sie sich gemächlich den Säbel durch den Leib rennen könnten. Sie bedachten sich aber eines andern und gaben sich in gebroche- nem Deutsch und Französisch, so gut es gehen mochte, zu ver- stehen, es sei besser, einer helfe dem andern, als daß sie sich umbrächten. Also schrie bald der eine, bald der andere um Hülfe, jeder in seiner Sprache. Endlich hörten Deutsche des Deutschen Ruf, und sie machten sich sogleich daran, den Kameraden zu retten. Als der Deutsche ans Licht gekommen war, sagte er ganz trocken: „Es steckt noch einer drunten, ein guter Kamerad!" Der wurde also auch herauf- gezogen. Wie sie nun sahen, daß es ein Franzose war, hätten sie ihm in der ersten Hitze beinahe ein Leid zugefügt. Das litt aber der Deutsche nicht, sondern sagte: „Wir haben einander versprochen, daß einer den andern retten wolle; er hätte cs auch gethan, wenn mich die Spitzbuben, die Franzosen, bekommen hätten!" Diesen Vertrag, welchen die Freunde geschlossen, respektierten die Feinde, und er wurde zwar als Gefangener von Kriegsrechts wegen fortgeführt, aber wie ein Kamerad von Kameraden gehalten. Berthold Auerbach. 146. Der gute Kamerad. Ich hatt' einen Kameraden, Eine Kugel kam geflogen: einen bessern find'st du nit. Die Trommel schlug zum Streite, er ging an meiner Seite in gleichem Schritt und Tritt. Gilt's mir oder gilt es dir? Ihn hat es weggerissen; er liegt mir vor den Füßen, als war's ein Stück von mir. Will mir die Hand noch reichen, derweil ich eben lad'. „Kann dir die Hand nicht geben, bleib du im ew'gen Leben, mein guter Kamerad!" Ludwig Uhland. 147. Sprichwörter. 1. Ein Freund in der Not, ein Freund im Tod, ein Freund hinter dem Rücken, das sind drei starke Brücken. 2. Freunde in

2. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 20

1881 - Danzig : Boenig
w nicht immer so gut, wie ich's möchte, gelingen, thut nichts; wenn sie nur erst größer sinch dann geht es noch einmal so geschwind. Ein Herz, ein Herz hab' ich in der Brust, so klein, und klopft doch so voller Lust und liebt doch den Vater, die Mutter so sehr! Und wißt ihr, wo ich das Herz hab' her? Das hat mir der liebe Gott gegeben, das Herz und die Liebe und auch das Leben. Wilh. H«p. 50. Rätsel. Nun, Kinder, könnt ihr raten ans einen Kameraden, der, wo ihr geht und wo ihr steht, getreulich immer mit euch geht, bald lang und schmal, bald kurz und dick, doch bei euch jeden Augenblick, so lang die Sonn' am Himmel scheint; denn so nur, Kinder, ist's gemeint. Wo weder Sonne scheint, noch Licht, ist auch der Kamerade nicht. Hagenba<h. 51. Der Regen. Ein Kaufmann ritt einst vom Jahrmärkte nachhause und hatte hinter sich ein Felleisen mit vielem Gelde aufgepackt. Es regnete heftig, und der Mann wurde durch und durch naß. Darüber war er sehr unzufrieden und murrete sogar über das schlechte Reisewetter. Jetzt kam er in einen dichten Wald und sah mit Entsetzen einen Räuber am Wege stehen, der mit einer Flinte auf ihn zielte. Allein von dem Regen war das Pulver feucht geworden und die Flinte ging nicht los. Der Kaufmann gab dem Pferde den Sporn und entkam glücklich. Als er nun in Sicherheit war, sprach er: „Welch ein Thor bin ich gewesen, daß ich das schlechte Wetter nicht als eine Schik- kung Gottes annahm! Wäre das Wetter schön und trocken gewesen, so läge ich jetzt in meinem Blute, und meine gute Frau mit fünf kleinen Kindern wartete vergebens auf meine Heimkunft. Der Regen, über den ich murrete, rettete mir Gut und Leben." Was Gott schickt, das ist wohlgemeint, wenn es auch anfangs anders scheint. Christoph v. Schmid. 52. Sprichwörter. 1. Der Mensch denkt, Gott lenkt. 2. Was Gott thut, das ist wohlgethan. 3. Keine That geschieht, die der Herr nicht sieht. 4. Wenn die Not am größten, ist Gottes Hülfe am nächsten. 5. Vertrau auf Gott, er hilft in Not. 6. Wen Gott nichr hält, der fällt. 7. An Gottes Segen ist alles gelegen.

3. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 30

1881 - Danzig : Boenig
30 72. Der gerettete Prinz. Ein junger Prinz sagte öfter: „Wozu hat doch wohl Gott die Fliegen und Spinnen erschaffen! Dergleichen Ungeziefer nützt ja keinem Menschen etwas. Wenn ich nur könnte, ich vertilgte alle von der Erde." Einst mußte der Prinz sich im Kriege vor dem Feinde flüchten. Ermüdet legte er sich am Abend im Walde unter einem Baume nieder und entschlief. Ein feindlicher Soldet fand ihn und. war imbegriffe, ihn mit gezücktem Schwerte zu töten. Allein plötzlich kam eine Fliege, setzte sich dem Prinzen auf die Wange und stach ihn so heftig, daß er erwachte. Er sprang auf, zog sein Schwert, und der Soldat entfloh. Der Prinz verbarg sich nun in einer Höhle des Waldes. Eine Spinne spannte in der Nacht ihr Netz vor dem Eingänge der Höhle aus. Am Morgen kamen zwei feindliche Soldaten, die ihn suchten, vor die Höhle. Der Prinz hörte sie mit einander reden. „Sieh," rief der eine, „da hinein wird er sich versteckt haben!" „Nein," sagte der andere, „da drinnen kann er nicht sein; denn beim Hineingehen hätte er ja das Spinngewebe zer- reißen müssen." Als die Soldaten fort waren, rief der Prinz gerührt und mit aufgehobenen Händen: „O Gott, wie danke ich dir! Gestern hast du mir durch eine Fließe und heute durch eine Spinne das Leben gerettet. Wie gut ist alles, was du gemacht hast!" Christoph v. Schmid. 73. Die kluge Versammlung. Einst waren die Mäuse in grosser Not, denn die Katze fing und tötete alle, welche sich sehen liessen. Als nun die Katze eines Tages ausgegangen war, hielten sie eine Ver- sammlung und berieten, wie sie dem Übel Einhalt thun möchten. Aber da, war guter Rat teuer; die erfahrensten Mäuse bedachten sich vergeblich. Endlich setzte sich ein junges Mäuschen auf die Ilinterfüfsehen und sagte: „Ich weiss, wie wir es machen. Wir hängen der Katze eine Schelle um’, dann können wir sie schon von weitem kommen hören und schnell in unsere Löcher fliehen.“ Alle Mäuse riefen: „Das ist ein guter Vorschlag, das wollen wir thun“ und blickten fröhlich umher. Die Freude war aber von kurzer Dauer, denn eine alte Maus erhob sich und sprach: „Ja, wer wird aber der Katze die Schelle umhängen f“ Da riefen alle Mäuse: „Ich nicht! Ich auch nicht!“ Und weil kein Mäuschen verwegen genug war, so blieb es beim alten, und die Katze geht heute noch ohne Schelle. Nach Aesop.

4. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 174

1881 - Danzig : Boenig
174 E. Geschichtliche s. 233. Grass an das Gegrüfst, du Land der Treue, du deutsches Vaterland! Froh leist ich dir aufs neue den Eid mit Mund und Hand. Gegrüfst, du Land der Treue, so reich an Korn und Wein! O Wonne sonder Reue, dein eigen stets zu sein! deutsche Vaterland. Gegrüfst, du Land der Treue, mit Eichen frisch und grün! O gieb, dass ich mich freue, noch lang* an deinem Blüh'n! Gegrüfst, du Land der Treue, so stark in Zeit und Not! Begehrst du mein, so scheue ich Qualen nicht und Tod. Gegrüfst, du Land der Treue, das mir das Leben gab! Von deinen Eichen streue ein Blatt nur auf mein Grab! 234. Die alten Deutschen. Um die Zeit der Geburt Christi war unser Deutschland noch ein sehr rauhes, unwirtliches Land. Dichter Urwald bedeckte den größten Teil des Bodens, und die gewaltigen Eichen, Buchen und Tannen, aus denen er bestand, ließen die Strahlen der Sonne nicht durchdringen und das Erdreich erwärmen und ab- trocknen. Daher war das Land weit sumpfiger, rauher und un- fruchtbarer als jetzt. Edle Obstarten und Weintrauben konnten nicht gedeihen. Die gewöhnlichen Ackerfrüchte waren Gerste und Hafer; auch wurde starker Flachsbau getrieben. Grasreiche Wei- den nährten Rinder und Pferde in Menge; Viehbesitz war des Deutschen einziger Reichtum. Im Dickicht der Wälder hauseten viele wilde Tiere: Wölfe, Bären, Elentiere und riesige Auer- ochsen, Städte gab es nirgends im Lande; denn so enges Zu- sammenleben dünkte dem Volke beschwerlich. Es lebte in Dörfern und einzelliegenden Höfen; Hütten aus Holz und Lehm, mit Schindeln oder Stroh gedeckt, dienten ihm zur Wohnung. Die alten Deutschen waren ein herrlicher Menschenschlag. Groß und kraftvoll war ihr Körper, breit ihre Brust, ihr Auge blau, ihr Haar goldgelb und lang herabfallend. Ihr ganzer Sinn ging auf Kampf und kühne Thaten. Von Jugend auf übten sie sich im Gebrauch der Waffen, im Kampfe mit wilden Tieren. In Friedenszeiten war's vorzüglich die Jagd, welche

5. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 197

1881 - Danzig : Boenig
197 Macht zu betrachten ist. Im westfälischen Frieden erwarb er Hinterpommern und andere Gebiete, wodurch er den Umfang des Staates um ein Drittel vergrößerte. Dann kämpfte er ruhm- voll gegen die Polen, verteidigte als deutscher Reichssürst den vaterländischen Boden ^gegen die Angriffe der Franzosen und schlug die gefürchteten Schweden, welche in sein Brandenburg eingefallen waren, am 18. Juni 1675 bei Fehrbellin aufs Haupt. _ In dieser denkwürdigen Schlacht, wo der Kurfürst mit 6000 Mann einem doppelt so zahlreichen Feindesheere gegen- überstand, war sein Leben in höchster Gefahr. Die Schweden kannten ihn an dem Schimmel, den er ritt, und ihre Kugeln pfiffen dicht um ihn her. Da sprach sein Stallmeister Fr oben: „Herr Kurfürst, ich sehe, Euer Schimmel ist scheu geworden, gebt ihn mir und besteigt meinen Braunen." Kaum waren die Pferde gewechselt, da sank der treue Diener, von einer Kugel getroffen, tot herab. Der Kurfürst selber kämpfte mit Helden- kühnheit. Als eine Schwadron ihren Hauptmann verloren hatte, stellte er sich an ihre Spitze und rief: „Mut, Kinder! Ich, euer Fürst, bin jetzt euer Hauptmann, und will siegen oder ritterlich mit euch sterben." Und er gewann den glorreichsten Sieg. Die Schweden wurden gänzlich geworfen und flohen eilig zum Lande hinaus. Ein Held im Kriege war Friedrich Wilhelm seinen Unter- thanen zugleich der beste Landeßvater. Auf alle Weise suchte er seinem durch den dreißigjährigen Krieg erschöpften Lande empor- zuhelfen. Er unterstützte den Ackerbau, legte Straßen und Kanäle an, förderte den Handel und führte die Post ein. Die Macht und das Ansehen seines Landes vermehrte er vorzüglich durch das tüchtige stehende Heer, welches er gründete. So hinterließ er bei seinem Tode ein blühendes Land, dessen Glück und Ruhm sein Werk war. Er starb, 68 Jahre alt. nach 48jähriger Regierung. Seine letzten Worte waren: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt." ^ndrä 250. Der General Derfflinger. Derfflinger wurde von armen Eltern in Österreich geboren und zum Schneiderhandwerk bestimmt. Auf seiner Wanderschaft a^ls Schneidergeselle wollte er einst bei Tangermünde über die Elbe fahren. Die Schiffer aber wollten ihn nicht übersetzen, weil er kein Fährgeld bezahlen konnte. Als er nun mißmutig am Ufer stand, sah er, daß eine große Anzahl Leute unentgeltlich übergefahren wurde. Er hörte auf fein Befragen, daß dieses Kriegsleute seien, welche überall frei durchgingen. Da warf er fein Handwerksbündel in den Strom und beschloß, auch ein

6. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 216

1881 - Danzig : Boenig
wie greifender Wein; drum kann er Verwalter des Schlachtfeldes sein. Juchheirassasah! :c. 3. Der Mann ist er gewesen, als alles versank, der mutig auf gen Himmel den Degen noch schwang; da schwur er beim Eisen gar zornig und hart, den Wälschen zu weisen die echt- deutsche Art. Juchheirassasah! :c. 4. Den Schwur hat er gehalten. Als Kriegsruf erklang, hei! wie der weiße Jüngling in'n Sattel sich schwang! Da ist er's gewesen, der Kehrauö gemacht, mit eisernem Besen das Land rein gemacht. Juchheirassasah! re. 5. Bei Lützen auf der Aue er hielt solchen Strauß, daß vielen tausend Welschen der Atem ging aus; viel Tausende liefen dort hast'gen Lauf; zehntausend entschliefen, die nie wachen auf. Juchheirassasah! k. 6. An: Wasser derhatzbach er's auch hat bewährt; da hat er die Franzosen das (schwimmen gelehrt. Fahrt wohl, ihr Franzosen, zur Ostsee hinab! und nehmt, Ohnehosen, den Wal- fisch zum Grab. Juchheirassasah! rc. 7. Bei Wartburg an der Elbe, wie fuhr er hindurch! Da schirmte die Franzosen nicht Schanze, nicht Burg! da mußten sie springen wie Hasen übers Feld, und hell ließ erklingen sein Hussah der Held. Juchheirassasah! ec. 8. Bei Leipzig auf dem Plane, o herrliche Schlacht; da brach er den Franzosen das Glück und die Macht; da lagen sie sicher nach blutigem Fall; da ward der Herr Blücher ein Feld- marschall. Juchheirassasah! ec. 9. Drum blaset, ihr Trompeten! Husaren, heraus! Du reite, Herr Feldmarschall, wie Winde im Saus! Dem Siege entgegen zum Rhein, übern Rhein, du tapferer Degen, in Frankreich hinein! Juchheirassasah! rc. Arndt. 269. Die Schlachten bei Ligny und Waterloo. Nach dem Sturze Napoleons traten die Fürsten Europas in Wien zu einer Versammlung (Kongreß) zusammen, um über die Neugestaltung der europäischen Staaten zu beraten. Da plötz- lich verließ Napoleon mit 1100 Mann seiner Leibwache die Insel Elba und landete in Frankreich. Mit Jubel wurde er überall aufgenommen und zog schon am 20. Tage feierlich in Paris ein. Auf die Nachricht hiervon sprachen die versammelten Fürsten so- gleich die Acht über den Friedensstörer aus, und ihre Heere marschierten aufs neue Frankreich zu. Auch Napoleon hatte unterdessen mit erstaunlicher Schnellig- keit eine große Armee aufgeboten. Damit brach er eilig gegen die Niederlande auf. Dort stand Blücher mit einem preußischen und Wellington mit einem englischen Heere. Napoleon warf sich

7. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 105

1881 - Danzig : Boenig
105 ganz zudeckte, und ein entsetzlicher Donner schlug ein. Als es wieder sich aufgehellt, da waren die reichen Korn- äcker, grünen Wiesen und Wälder und die Wohnung der Frau Hütt verschwunden, und überall war nur eine Wüste mit zerstreuten Steinen, wo kein Grashalm mehr wachsen konnte; in der Mitte aber stand Frau Hütt, die Riesen- königin, versteinert und wird so stehen bis zum jüngsten Tage. In vielen Gegenden Tyrols, besonders in der Nähe von Innsbruck, wird bösen und mutwilligen Kindern die Sage zur Warnung erzählt, wenn sie sich mit Brot werfen oder sonst Übermut damit treiben. „Spart eure Brosamen,“ heisst es, „für die Armen, damit es euch nicht ergehe wie der Frau Hütt. Brüder Grimm. 188. Der Wolf und der Mensch. Der Fuchs erzählte einmal dem Wolfe von der Stärke des Menschen. Kein Tier, sagte er, könne ihm widerstehen, und sie müßten List gebrauchen, um sich vor ihm zu retten. Da ant- wortete der Wolf: ,,Wenn ich nur einmal einen zu sehen bekäme, ich wollte doch wohl auf ihn losgehen." „Dazu kann ich dir verhelfen," sprach der Fuchs, ,,komm nur morgen früh zu mir, so will ich dir einen zeigen." Der Wolf stellte sich frühzeitig ein, und der Fuchs ging mit ihm an den Weg, wo der Jäger alle Tage herkam. Zuerst kam ein alter, abgedankter Soldat. ,,Jft das ein Mensch?" fragte der Wolf. „Nein," antwortete der Fnchs, „das ist einer gewesen." Darnach kam ein kleiner Knabe, der zur Schule wollte. „Ist das ein Mensch?" „Nein, das will erst einer werden." Endlich kam der Jäger, die Doppelflinte auf dem Rücken und den Hirschfänger an der Seite. Da sprach der Fuchs zum Wolfe: „Siehst du, dort kommt ein Mensch, auf den mußt du losgehen; ich aber will mich fort in meine Höhle machen." Der Wolf ging nun auf den Menschen los. Der Jäger, als er ihn erblickte, sprach: „Es ist schade, daß ich keine Kugel geladen habe," legte an und schoß dem Wolf das Schrot ins Gesicht. Der Wolf verzog das Gesicht gewaltig; doch ließ er sich nicht schrecken und ging vorwärts. Da gab ihm der Jäger die Weite Ladung. Der Wolf verbiß den Schmerz und rückte dem Jäger doch zuleibe. Da zog dieser seinen Hirschfänger und gab ihm links und rechts tüchtige Hiebe, daß er über und über blutend und heulend zu dem Fuchse zurücklief. „Nun, Bruder Wolf," sprach der Fuchs, wie bist du mit dem Menschen fertig geworden?" „Ach," antwortete der Wolf, „so habe ich mir die Stärke des Menschen nicht vorgestellt. Erft

8. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 205

1881 - Danzig : Boenig
205 Wie reich bist, liebe Einfalt du ! Ich alter Mann hab keine Ruh ; des Morgens ruft mich Sorge wach, so drückt mich Müh’ den ganzen Tag, dass meine Kinder, gross und klein, sich ihrer Feierstunde freun. Gewiss, so hat der Held gedacht, er hat sein Denken wahr gemacht. Drum, wo man Gutes liebt und ehrt, sein Angedenken ewig währt, und jedes Kindlein ehrfurchtsvoll den Edlen kennen lernen soll. Karl Fröhlich. 258. General Seidlitz. 1. Schon als Jüngling war Seidlitz der kühnste Reiter in dem preußischen Heere. Kein Pferd war ihm zu wild, kein Ritt zu lang, kein Sprung zu weit; oft jagte er zum Schrecken der Leute zwischen den Windmühlenflügeln durch, wenn diese in Bewegung waren. Einmal ritt er im Gefolge des Königs über eine Brücke. Der mittlere Teil derselben war aufgezogen, um ein Schiff durchzulassen. Nun hatte Seidlitz kurz vorher ge- äußert: „Kein Reiter darf sich gefangen nehmen lassen, so lange er noch zu Pferde sitzt." Das hatte der König gehört und sagte zu Seidlitz: „Was würde es Euch nun helfen, zu Pferde zu sitzen, wenn jetzt die Feinde hinter uns wären? Da müßtet Ihr Euch doch ergeben." „Keineswegs!" rief Seidlitz. Ohne Anlauf setzte er mit kühnem Sprunge über das Geländer in den Strom und erreichte glücklich das gegenüberliegende Ufer. „Bravo, Herr- Rittmeister!" rief der König ihm zu und gab ihm sofort eine Schwadron Husaren. 2. Sehr früh wurde der verwegene Seidlitz General. In der Schlacht bei Roßbach kommandierte er schon die ganze Reiterei, obschon er der jüngste General war. Er sollte die feindlichen Reiter angreifen, und er zauderte nicht lange. Mit der dampfenden Tabakspfeife im Munde ritt er seinem eigenen Regimente voran, während aller Augen auf ihn gerichtet waren. Man wußte schon, so lange der Tabak dampfte, durften die Schwerter noch in der Scheide ruhen. Jetzt aber warf er die kurze Pfeife hoch in die Luft, und sofort klirrten die Scheiden, blitzten die Klingen und bliesen die Trompeten zum Angriff. „Marsch, marsch!" rief der Führer, und in gestrecktem Galopp stürmten die Preußen auf die noch ungeordneten Scharen der Feinde. Überrascht und erschreckt flohen diese nach allen vier Winden; nur wenige Regimenter wagten Widerstand zu leisten, und diese waren bald geworfen. Das Gedränge der Flüchtigen

9. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 339

1880 - Sondershausen : Eupel
339 samkeit und glühend für die Freiheit, gewann er leicht die Herzen aller deutschen Männer und Jünglinge und ward der Stifter eines großen Bundes. In einer nächtlichen Versammlung im Walde schwuren sie allen Römern in Deutschland den Untergang. So geheim indes das Unter- nehmen betrieben wurde, so wurde es doch dem Varus verraten. Aber Varus hielt die Deutschen für zu dumm und sich für zu mächtig, als daß er irgend eine Gefahr hätte fürchten dürfen. Als der Herbst des Jahres 9 n. Chr. gekommen war, schritt Hermann zur Ausführung seines Planes. Varus wurde von seinem festen Lager- plätze weg und immer tiefer in die deutschen Wälder hineingelockt. Er be- fand sich mitten in den Wildnissen des Teutoburger Waldes in einem Thale. Da ward auf einmal jeder Busch lebendig. Aus jeder Bergschlucht raschelte es wie viele hundert Schlangen empor, und die uralten Bäume schüttelten, wie sonst nach dem Wetter Regentropfen, jetzt Pfeile ohne Zahl auf die Römer herab. Der Himmel wollte auch nicht feiern und half den Deutschen mit Sturm und Regen. Von den Güssen unterwühlt, sank die deutsche Erde unter den Füßen des Römers ein; im losen Erdreiche schwan- kend, vom Sturm gerüttelt, stürzten die deutschen Eichen über die Unter- drücker hin und zermalmten sie im Falle. Jetzt nahmen die Deutschen in Weidmannslust so recht die fremden Eber aufs Korn, die ihnen die heilige Erde des Vaterlandes so lange aufgewühlt. Pfeil an Pfeil, Fall an Fall! Schritt für Schritt kämpft der Feind um den Boden, auf dem er steht, um den Weg, um jeden Baum, um jeden Stein, und kommt nicht eher zu Atem, als bis die Nacht hereinbricht. Da läßt Varus Lager schlagen, und ermattet sinken die Römer hin; in jedem Augenblicke scheucht der Deutschen Kriegsgeheul sie aus der kurzen Nachtruhe empor. Wie der Tag sich lich- tet, entdecken sie erst, wie licht es in ihren Reihen geworden. Mann an Mann geschlossen, brechen sie auf und kommen aufs offene Land. Da sehen sie mit Grausen die ganze Macht der Deutschen vor sich entfaltet. Rings umher Deutsche, nirgends ein Ausweg. Für alle Tapferkeit ist nichts mehr seil als der Tod. Jauchzend stürzen jetzt die Deutschen in der verzweifelten Römer starre Reihen. „Die Freiheit! die Freiheit!" schallt es wie Donner des Himmels den Römern in die Ohren. Wie die Saat unter Hagelschloßcn sinken die Tapfern unter den deutschen Hieben hin. Hermann selbst ist überall. Hier ordnet er als Feldherr die Schlacht und ruft: „Drauf, Brüder, drauf!" Dort kämpft er mit der Kraft von zehn Männern, Stirn an Stirn; kein Deutscher, der nicht mit ihm um den Preis wetteiferte. Des Feindes Scharen sind zersprengt; nur wenige wilde Haufen ragen noch aus dem Meere der Schlacht empor. Jetzt wird die Flucht allgemein; doch wer sich retten will, rennt wie blind gerade recht in die Spieße der Deutschen. Da faßt den Varus Verzweiflung, und um sein Unglück nicht als Schmach überleben zu müssen, stürzt er sich in sein Schwert. Nur wenige von dem ungeheuren Römerheere entrinnen glücklich nach der Feste Aliso, die meisten liegen auf dem Wahlplatze. Wer in Ge- fangenschaft kam, ward entweder den Göttern zum Danke für die wieder errungene Freiheit geopfert, oder zum gemeinen Frohndienste in die Gauen der Deutschen geschleppt. Das war die große Schlacht im Teutoburger Walde, die geschlagen ward im neunten Jahre nach Christi Geburt. Als der Kaiser Äugustus die Kunde erhielt, daß die drei Legionen gefallen, stieß er in Verzweiflung 22*

10. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 390

1880 - Sondershausen : Eupel
390 auf einmal hinter einem Hügel hervor und stürzte wie ein Donnerwetter mit künstlichen Wendungen auf den hoffnungstrunkenen Feind los. Was nie auf einem Lchlachtfelde erhört war, geschah hier; die leichtbewaffneten Husaren mit ihren behenden Pferden waren verwegen genug, die schwere französische Reiterei trotz ihrer kolossalen Rosse anzufallen. Sie wurde über den Haufen geworfen. Soubise ließ die Nachhut vorrücken; allein kaum zeigte sie sich, so wurde sie auch aus dem Felde geschlagen. In eben dieser Zeit rückte das vorher so ruhige preußische Fußvolk plötzlich in Schlachtordnung an und empfing die Franzosen mit einem entsetzlichen Kanonendonner. Hierauf folgte ein regelmäßiges Gewehrfeuer wie bei Musterungen. Das französische Fußvolk sah sich nun von seiner Reiterei verlassen und vom Feinde in der Flanke angegriffen. Vergebens versuchte Soubise französische Künste; seine Kolonnen wurden mit leichter Mühe aus- einandergesprengt, und nichts blieb übrig als eine allgemeine Flucht. Die Franzosen sowohl als die Reichsvölker warfen ihre Gewehre weg, um sich desto geschwinder retten zu können; nur einige Schweizerregimenter fochten noch eine zcitlang und waren die letzten auf dem Schlachtfelds. Der Sieg war so geschwind entschieden worden, daß selbst die Überwundenen nicht einmal auf die Ehre eines starken Widerstandes Anspruch machten, sondern sich mit ihrem Schrecken entschuldigten; dabei unterließen die Franzosen jedoch nicht, den Reichstruppen alle Schuld beizumcssen. Viele einzelne Züge vermehren die Merkwürdigkeit des Tages. Der König fand auf dem Wahlplatze einen französischen Grenadier, der sich gegen drei preußische wie ein Rasender vertheidigte und sich nicht ergeben wollte. Der Befehl Friedrichs machte diesem ungleichen Kampfe ein Ende. Er fragte den Grenadier, ob er sich denn unüberwindlich glaube; dieser antwortete: „Ja, Sire, unter ihrer Anführung." Der König ging auf dem Schlachtfelde umher und tröstete die verwundeten französischen Offiziere, welche, gerührt über diese Herablassung ihn als den vollkommensten Überwinder begrüßten, der nicht nur ihre Körper bezwungen, sondern auch ihre Herzen erobert hätte. Die Beute der Preußen war sehr groß. Unter anderem fiel eine Menge Ludwigskreuze den preußischen Kriegern in die Hände, die sich damit putzten. Es wurden 72 Kanonen und 22 Fahnen erobert und 6220 Gefangene gemacht. Die vereinigten Armeen hatten 3560 Todte und Verwundete, die Preußen nur 300; unter den Verwundeten befand sich auch Prinz Heinrich von Preußen und der General Seidlitz. Ein so wohlfeiler und doch dabei so vollkommener Sieg gegen ein kriegerisches Volk ist in der neueren Geschichte ohne Beispiel. Die Kürze des Tages in dieser Jahreszeit rettete das fliehende Heer vom gänzlichen llntergange; denn es war kein Rückzug, sondern eine Fluchist in der möglichsten Ver- wirrung. Die Geschlagenen verschwanden in Sachsen und den angren- zenden Ländern spurlos; sie zerstörten alle Brücken, um nicht verfolgt zu werden, und zerstreuten sich dabei so außerordentlich, daß viele Haufen von ihnen nicht eher als am Rheine halt machten; denn immer glaubten sic den König hinter sich zu haben. Alle deutschen Völkerschaften, groß und klein, ohne Rücksicht aus Partei und eigenen Vortheil freuten sich dieses Sieges über die Franzosen, den man als einen Triumph des Vaterlandes ansah. Diese Stimmung äußerte sich allenthalben, selbst auf dem Schlachtfelde. Ein preußischer
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