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1. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 314

1822 - Berlin : Reimer
3î4 Poetische Lcsestücke. Mit Freuden, was er hat, in deine Hände legen? „Ihr Wille mag es sein. Was hilft ihr Wille mir?" Er soll dir helfen. Geh! zwei Jahre ged' ich dir. Nur daß, wofern du nicht die Summe findest, Du dich zur Wiederkehr in meine Macht verbindest. Der Ritter dankt ihm, legt das Ehrenwort In seine Hand, und eilet fort. Noch winkt ihm Saladin, und führt ihn auf die Seite: „Befriedige zuvor noch eine Neubegier, „Die mich schon lange sticht, und sage mir, „Was seid ihr Ritter eigentlich für Leute? „Mich reizen Großmuth, Tapferkeit „Am Feinde selbst. Durch welchen Eid, „Durch welchen Spruch, durch welch' Geheimniß seih „In beiden ihr so groß geworden? „Auch mich verlangt nach eurem Orden." — Zwar keiner wäre würdiger, als du, Erwiedert Toron, dieser Ehre, Wenn Großmuth nur des Ordens Regel wäre.' Allein so fest verknüpft ist sie mit unsrer Lehre, So wenig läßt sie Üngetaufte zu, Daß sie sogar dem heil'gen Priesterorden, Dem Muster alles Guten, gleich geworden. Willst du ein Ritter seyn, so sei zuvor ein Christ. Sal. Vergißt du, wer ich bin, und wo du bist? Tor. Isis meine Schuld, wenn dein Begehren Unmöglich ist? Kann ich dem Ungetreu'n Das Bad, der Tauft Bild, gewähren? Durch Wackenstreich, durch Scheitelscheren Ihn firmen, ihn zum Priester weih'n? Wie kann er beichten, Messe hören, Und mit dem Kreuz bezeichnet sein? Sal. Was? nicht an mystischen Gebräuchen, An Heldenmuth erkenn' ich euch. 1 Die Lehren trennen sich, die Tugend ist sich gleich. Von der gewähre mir die Zeichen, Den Pfaffenkram, den laß' ich euch. Der Ritter fühlt sich in der Enge. Was nützte hier Hartnäckigkeit? ■

2. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 307

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
Lehrvortrag, oder dogmat. Darstellung. 507 Gute, das er hat, recht erkennen und genießen wall- te!" Das letztere kannst du mir Wahrheit von ihm sagen, mit eben so viel Wahrheit, als — von dir selbst! — Ob auch das erstere? Frage ihn, viel- leicht spricht er nein dazu; oder spricht er ja, so wi- derspricht vielleicht sein Kopfkissen." Doch, er ser- so glücklich als du glaubst! ich wette aber, wenn du dich in seine Stelle versetzen, ganz dich und deine Lage mit ihm und seiner Lage verrauschen sollrest, du schlügst den Tausch aus. Das heißt doch alio: Ich bin glücklicher als er, oder ich könnte es doch seyn, wenn lch mich so rechr auf mich und meine Lage, und auf's glücklich seyn verstünde. Was klagst du also, wenn du glücklicher bist als er? Und bist du nicht ein Thor, wenn du glücklicher seyn könntest, durch dich es seyn könntest, und es nicht bist?"------- 26. Angenommen: dein Nachbar rechter Hand ist glücklicher, als du; aber dein Nachbar linker Hand, oder der an der Ecke, ist wieder nicht so glück- lich, als du. Du fragst: „Warum wurde ich nicht der Glücklichere, der dieser ist?" Warum aber der Glückliche, der du bist, und warum nicht der Un- glücklichere, der jener ist? Hort deine Glückselig- keit auf Glückseligkeit zu seyn, weil eö eu.e noch größere Glückseligkeit giebt?" Dein Nachbar rech- ter Hand ist glücklicher, als du; Tausende sind es mehr, als er; mehr als die Tausende ist's der Se- raph, oder wie sonst der Erste unter Gottes Engeln heißen mag; und mehr als der Seraph ist's der, der ihn schuf. Sind nun alle diese, von dir an bis zum Seraph, unglückselig, weil's einen Höchstseligen giebt?"-------- 27. Du hast einen Rock, der dich deckt und Wärmt, dich nicht übel kleidet, mit einem Worte: mit dem du zufrieden bist. Nun aber siehst du, daß dein Nachbar einen noch bessern Rock hat, als du — wärst doch ein Thor, wenn du deshalb mit deinem Rocke unzufrieden seyn wolltest! Noch ist's die Frage: ob deines Nachbars Nock wirklich besser ist, als der deinige, oder ob dir's nur so scheint? Denn U 2

3. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 306

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
5 o6 Achter Abschnitt. würdest im reinen Aether des Himmels ersticken; aber was wolltest du unter lauter Engeln? Lz. Es fliesten viele Thränen unterm Monde; aber nicht alle preßte der Schmerz aus, und selbst diese sind dem, der sie weint, oft wohlthuend, wie dem dürren Lande ein fruchtbarer Regen. Scheint nicht die Sonne nach dem Ungewitter am lieblich- sten ? Und wie viel hat der May seinen altern Brus- dern zu verdanken? Würde er wohl so gefallen, wenn alle seine Brüder den Einfall hätten, sein Gewand anzuziehen, und sein freundliches Gesicht anzunehmen ? — Schön ist es auch, daß du manche Thräne von dem Auge deines Bruders abtrocknen, und dann dich seines Lächelns zwiefach freuen kannst!^ Es ist dir gewiß lieb, daß du, gleich dei- nen Brüdern, froh seyn kannst; murre nicht unge- recht, wenn du zuweilen gleich ihnen trauren mußt. Vergiß dann nicht, daß du öfter trauertest und hinterher immer wieder froh wurdest, und wohl noch einmal so froh, als du vorher warst. Noch war kein Winter, auf welchen nicht ein Frühling gefolgt wäre. Es stürmte schrecklich, doch endlich hörte es auf zu stürmen; labend war die Ruhe nach dem Sturme, und ohne ihn wäre die Luft verpestet worden . 24. Immer froh seyn, wenn's auch möglich wäre, würde uns doch nicht frommen. Was würde bei ewig heiterm Hinunel und hellem Sonnenschein aus unsrer armen Erde werden? — Es gefiel dem kleinen Buben, daß die liebe Mutter ihn mit Zuk- kerbrot fütterte, und jedes rauhe Lüftchen von ihm abhielt: doch siehe, welch ein armer Wicht ist aus ihm geworden.' — Die bitterste Arzney ist oft die wohlthätigste. Wolltest du Kind seyn, und den Arzt schmähen, daß er dir bittre Arznei, und nicht süßen Wein reichte, da du doch wüßtest, daß der süße Wein dich kränker, die bittre Arznei aber gesund machen könnte? — " 25. Wie mein Nachbar so glücklich ist— Und wie noch glücklicher er seyn könnte, wenn er das

4. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 259

1843 - Altona : Schlüter
Diese Liebe zum Gotteshause und zu allem, was dort vor- fiel und damit in Verbindung stand, sprach sich zugleich durch mancherlei Einrichtungen und Sitten aus. Es fanden mehrere öffentliche Andachten an jedem Sonntage statt, und schon in der Frühe des beginnenden Morgens lud bei feierlichem Kerzen- schein die Religion ihre Freunde zu den geliebten Altären. Jeder einzelne Wochentag hatte außerdem noch seine besonderen gottes- dienstlichen Versammlungen. Hohe Feste vorzüglich meinte man möglichst verlängern zu müssen und dehnte sie daher zu drei Tagen aus. Auch die Gedächtnißtage merkwürdiger Personen aus der heiligen Geschichte beging man, statt daß sie späterhin auf Sonntage verlegt wurden, einen jeden für sich, wenn er einfiel. Wie sehr man sodann den Werth dieser Zeiten schätzte, das bewies die Pünktlichkeit, mit welcher man jedesmal noch vor dem Anfange der Gottesverehrung im Tempel sich einfand, und die Liebe und Luft, mit welcher man blieb bis zum ver- hallenden Segenswunsche; das bewies die Sorgfalt, womit man aus Ehrfurcht für die Stätte des Herrn auch sein Außeres schmückte, das bewies die Stille, die während der heiligen Zu- sammenkünfte überall herrschen mußte, und die Strenge, mit welcher man sich alles Kausens und Verkaufens, aller Arbeiten und Verrichtungen sowol in den Häusern als auf den Straßen, sowol in der Werkstatt als auf dem Felde enthielt, das beweist noch jetzt, als Nachhall gleichsam aus jenen Zeiten her, die Versicherung frommer Einfalt: Es sei ihr gar nicht sonntäglich zu Muthe, wenn sie das Gotteshaus nicht besucht habe. Und nicht bloß auf den Sonntag wurden die Übungen der Andacht beschränkt. Wo wäre ein christlicher Hausvater Mor- gens erwacht, ohne die Seinigen zu Gebet und Loblied um sich her versammelt, wo wäre er von der Mahlzeit aufgestanden, ohne mit ihnen den Geber aller Güter aus innig gerührtem Herzen gepriesen, wo wäre er Abends mit ihnen zur Ruhe ge- gangen, ohne dem höchsten Schutze sich und die Geliebten em- pfohlen, wo hätte er einen Sonntagnachmittag verstreichen las- jen können, ohne das Glauben und Wissen seiner Kinder ge- prüft, ohne mit seinem Hausgesinde die Predigt wiederholt, ohne fromme Lehren an jedes einzelne Herz gelegt,,, und sich selbst, wie sie, im Guten befestigt zu haben? — Überall, in den goldenen Palästen der Großen wie in den ftrohbedeckten Hütten der Armuth, überall baute sich die Andacht neben den 17*

5. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 385

1843 - Altona : Schlüter
385 Zweck, als den Straßen, öffentlichen Plätzen und Gärten zur Zierde zu dienen, so die holländische Linde, die Roßkastanie, die italienische Pappel und die Akazie; andere, wie Tannen, Fichten und Kiefern wer- den ihres Holzes halber cultivirt, und noch andere ihrer Früchte wegen, namentlich unsere Obstbäume mit ihrem Kern-und Steinobst. Birnen und Äpfel machen den größten Theil des hiesigen Obstes aus; Kirschen und Pflaumen werden zwar auch reichlich, doch nicht in solcher Menge gezogen. Nach den Verzeichnissen der hiesigen Baumschulen wachsen hier reichlich 100 Arten Äpfel — worunter die Gravensteiner, die Prinzäpfel, die Borstorfcr und die Pisong die vorzüglichsten sind — und gegen 40 Sorten Birnen. Im westlichen Landstriche wird die Obstzucht wol am stärksten betrieben. Dithmarschen hat viele und gute Obstgärten, so auch die Wilstcr-, Hasclaucr- und Hascldorfcr- Marsch. Auch an der Ostseite wird viel Obst gebaut, weniger auf der mittleren Landstrecke. Zm Ganzen aber sieht der Landmann mehr auf die Menge der Obstbäume und des Obstes, als auf gute Art. 196. Das Segnen der Früchte. Eine uralte Sitte in der katholischen Kirche ist das Seg- nen der Früchte. Die Landleute bringen die Erstlinge aus ihren Gärten in die Klöster und lassen den Segen darüber sprechen, in der Meinung: ihr Dankgebet zu Gott möge nicht hinreichend sein. Nach größeren Landgütern ruft man den Geistlichen her- bei Das Gebet, welches dieser spricht, ist folgendes: „Herr, segne diese Früchte und verleihe, daß Alle, welche in Deinem Namen sie genießen werden, davon Heil an Leib und Seele erlangen mögen, durch Christum unsern Herrn. Amen!" Hiernach werden die Früchte mit Weihwasser besprengt. — Verschieden davon ist das Segnen der Feldfrüchte und Wein- berge, womit Prozessionen verbunden sind, ähnlich wie der festliche Zug bei den protestantischen Glaubensgenossen, wenn sie den Erndte- kranz gewunden haben und ihre Feldmarken durchziehen, dabei in ernster Freudigkeit singend: „Die Felder sind nun alle leer, die Scheunen aber voll." Das Alles sind uralte Gebräuche, und ehrwürdige, denn sie erheben Herz und Geist zu dem, der die Welt mit ihren reichen Gaben schuf, die er in Gärten, Feld und Wald alljähr- lich seinen Kindern bescheert, und das Fest der Erndte wird zum Fest der Bescheerung für die ganze Menschheit. — Wem Gott nicht allgegenwärtig ist, wer im Glauben an ihn wankt, 25

6. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 539

1843 - Altona : Schlüter
539 D i e Kirche. Als man einst dem englischen Advokaten Dulton einwarf, daß zwi- schen den Kirchen von England und Rom nur eine papicrnc Scheide- wand sei, erwiderte er: »Ja, aber die Bibel ist daraus gedruckt!-- — Die Kirche ist ein Garten Gottes mit himmlischen Pflanzen. Mit- ten darin ein lebendiger Quell, dessen Wasser sich durch den ganzen Garten ergießet und alle Pflanzen dieses Gartens befeuchtet, so daß sic fröhlich grünen und dem Himmel entgegen wachsen. — ->Die Kirche ist die Erziehungsanstalt der Menschheit für das ewige selige Leben — ein Vorhof des Himmels. -Wer alle Kirchen für gleich gut hält, der wird bald alle für gleich schlecht halten.--. Raumer. — Selbst die Mnhamcdancr halten cs für eine Haupikctzcrei. daß alle Religionen für gleich gut zu halten wären- Harms. — -Kirchcngebräuche mögen verschieden sein, aber die Glaubenslehren einer Kirche, wer die nicht' annimmt, der gehöret nicht zu ihr. — Wer aber die Wahrheit überall (in verschiedenen Kir- chen) zerstreuet findet, mit Irrthum gemengt, die reine Wahrheit nir- gends, der ist ein lirchloscr Mensch und ist, er selber find' cs so oder nicht so, demjenigen Armen zu vergleichen, welchen keine Commünc als ihren Angehörigen ansehen zu dürfen meint. — Da sind Tausende, welche sprechen und vermeintlich mit Bibelwort: Jeder wird seines Glaubens selig. Allein das steht in der Bibel nicht; der Spruch, welcher cs sei» soll, heißt nicht so, sondern, und an zwei Stellen Hab. 2. 4. und Röm. 1.: Der Gerechte wird seines Glaubens leben. Und Ap. Gcsch. 4, 12.: Es ist in keinem andern Heil re. re. — Irret euch nicht; wer die Kirche nicht zur Mutter haben mag, der kann Gott nicht zum Vater haben oder behalten. Ihr irret euch, wer keine Kir- che hat, der hat keine Religion. — Diejenige Kirche, von der hier ge- lesen wird, die nicht neu und nicht alt ist, die nicht zu suchende, sondern zu glaubende, hat als ihre drei Thüren die drei Sprüche: 1. Gott war in Christo, 2 Kor. 5. 2. Es ist in keinem andern Heil. Ap. Gcsch. 4, 12. 3. Der Herr kennt die Seinen, und es trete ab von der Ungerechtigkeit, wer den Namen Christi nennet. 2. Tim. 2.-- Harmö im Gnomon. Wenn dich Jemand fragt: -welcher Kirche gehörst du an-, so ant- worte (wle einst der Bischof Patianus): -Mein Name ist Christ, mein Vorname Katholisch- (Evangelisch, Lutherisch, Rcformirt —). — Kaiser Karl V., der die Krone niedergelegt und dafür das Ge- wand eines Einsiedlers angelegt hatte, bemühte sich vergeblich, seine vielen Uhren in einen durchaus regelmäßigen Gang zu bringen, und einstmals rief er nachdenklich aus: -und doch will man allen Menschen einerlei Glauben aufzwingcn!- — Hiezu Gnomon: Dic Kirche Nr. 169 — Ansprüche der Kirche an das bürgerliche Leben Nr. 185 — Widersprüche Nr. 170 — Das Land der Herrlichkeit aus der jetzi- gen Erde Nr. 186 —Das Land der Herrlichkeit Nr. 187. —

7. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 544

1843 - Altona : Schlüter
544 Wagrien mit gleicher Umsicht wie Entsagung erstrebt, unter- stützt nicht bloß vom Grafen Adolf, sondern auch von Hein- richs Nachfolger, dem schleswiger Herzoge Knut Laward, der das bodrizifche Reich sich erobert hatte. In demjenigen Gau Nordelbingens, der die Grenzbewohner der sächsischen und wen- dischen Völkerschaften in sich enthielt und den Namen nach sei- nem Hauptorte führte, welchen die Wenden Faldera, die Sachsen Wipendorf nannten, stellte Vicelin das alte zerstörte Kirchengebäude wieder her und errichtete dort gegen 1127 ein geistliches Stift, um in ihm Priester zur Bekehrung der östli- chen Gegenden zu bilden. So entstand das Stift Neu Mün- ster. Als auf dem Alberg die Siegeburg, in dem wendischen Gau Dargun, zum Schutz gegen die stavischen Völker erbaut ward, gründete er dort 1136 ein zweites Stift dieser Art, das spätere S e g e b e r g e r. Dennoch waren diese Einrichtungen erst dann von Dauer, als das bodrizische Wagrien, durch Sachsen und Lutizer zugleich auf beiden Seiten angegriffen, von dem Grafen Adolf Ii. von Holstein 1142 erworben wurde. Jetzt erst konnte man daran denken, das Bisthum Oldenburg herzu- stellen, das darauf dem Vicelin 1149 verliehen ward. Doch war damals das Land Oldenburg selbst noch im vollen Besitz eines lutizischen Fürsten; endlich befreite Herzog Heinrich der Löwe durch Unterdrückung der Wenden in ihrem eignen Lande auch unsre Kirche von der ihr fortwährend drohenden Gefahr. Vicelin aber erlebte das Ende seines Werks nicht mehr, er starb 1154 in seinem stillen Zufluchtsorte Bo sau. Sein Nachfolger Bischof Gerold war es, der im unerschrockenen Eifer den heid- nischen Hain im Lande Oldenburg selber niederhieb, der statt von der Kanzel eines bischöflichen Doms dort noch von einem Schneehügel herab das Wort des Herrn verkündigen mußte. Er bewirkte endlich die Gründung einer dortigen Kirche und zugleich 1163 die Verlegung des Bisthums nach Lübeck, seit- dem durch Besiegung der Wenden auch der Hafen dieser Stadt vor ihren steten Räuberanfällen gesichert war. — 233. G erhard der Große. Adolf's Ii. Sohn, Graf 21 b o tf Iii. ward mit seinem ganzen Lande eine Beute des dänischen Königs Waldemars des Siegers. Al- lein am 22 Juli 1227 vernichtete A d o l f Iv. aus dem Schlachtscldc bei Bornhöved die dänische Herrschaft in Deutschland. Schwere Zeiten gehen nicht ohne Lehre vorüber. Deutschland hatte seine Nordgrcnzc nicht sich sichern können, daher mußte Holstein die Erhaltung seiner * *

8. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 552

1843 - Altona : Schlüter
552 Eben so ausgedehnten Grundbesitz, wie er diesen Bischöfen zu- stand, erwarben sich die großen kirchlichen Stiftungen, die theils, wie die sogenannten Stifter, Vereine von Geistlichen waren zu einem gottseligen Leben nach gemeinsamen äußern Regeln, wobei fiel? bte Mitglieder aber jedoch weder kirchlichen Geschäf- ten und Ämtern unterzogen, noch auch ihr selbstständiges Ver- mögen aufopferten; hieher gehörten die Domkapitel, das Colle- giatstift zu Hadersleben, die Stifter zu Neumünster, das nach Bordesholm verlegt ward, zu Segeberg und zu Mohrkir- chen; die Mitglieder derselben hießen Domherren, Stiftsherren oder Chorherren; theils waren sie wirkliche Klöster oder Ver- eine nach einer bestimmten Monchsregel mit dem Gelübde ge- meinsamer Wohnung, Einsamkeit und Armuth, wohin namentlich die vielen Bettelklöster, von denen es fast in allen unsern Städ- ten eins oder mehrere gab, gehörten. Gewöhnlich wurde die Armuth indeß so gefaßt, daß nicht die Einzelnen, wol aber das Kloster als Ganzes sich Vermögen erwerben konnte, und dieß war der Fall bei den reichen Mönchsklöstern zu Cismar, Ahrens- bök, Ruhkloster und Lügum, ferner bei den Nonnenklöstern zu Sanct Johannis bei Schleswig, zu Preetz, Utersen, Reinbeck und Jven- « sieth, welches letztere um 1256 nach Itzehoe verlegt ward. Den Vorrang vor Allen aber erwarb sich durch Reichthum und An- sehn das berühmte Mönchskloster zu Reinfeld. Doch nicht allein, daß das Land auf diese Weise mit Geistlichen überfüllt war, auch ihre Vorrechte waren ausnehmend; ihre Gerichtsbarkeit un- terdrückte die weltliche, und die Ohrenbeichte verschaffte ihnen eine oft genug mißbrauchte Macht selbst über das Familienleben. Ihr Reichthum hatte sie zu einer Üppigkeit verleitet, bei der alle Re- ligiösität nur in eine Beobachtung äußerer Formen verwandelt ward. Dennoch hat die Geistlichkeit damals bei uns sich nie die Macht erworben, wie in südlichen Ländern, theils wegen Kürze ihrer Herrschaft, theils wegen widerstrebender Volksge- ivohnheiten; so fand namentlich ihr Anspruch auf den zehnten Theil alles Ertrags, verschon der Ausbreitung des Christenthums sehr hinderlich ward, bei uns nie vollständig Eingang. Als da- her zuerst wieder durch Johann Huß das Licht durch die Fin- sterniß schien und die Finsternisse es nicht begriffen, blieb auch unser Vaterland nicht ohne alle Bewegung, die freilich damals noch bald besiegt wurde; in Dithmarschen starb selbst Huß' An- hänger, der Prediger Heinrich Grove zu Brunsbüttel, den Märtyrertod. Aber seitdem die Buchdruckerkunst, deren Erfindung

9. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 554

1843 - Altona : Schlüter
554 digten so mitunter viermal am Tage. Sperrte auch der ka- tholische Geistliche die Kirche, so versammelte man sich in dem größten Hause in der Gemeinde. Oft vertheidigte der eine Pre- diger die eine, der andere die andere Lehre; sie predigten dann hintereinander oder disputirten miteinander, was bisweilen frei- lich sehr heftig ausartete. Mitunter lebten sie auch friedlich ne- beneinander und schloffen zum Theil sehr merkwürdige Vergleiche, so daß der Eine das Predigen, der Andere die übrigen Amts- handlungen verrichtete, jeder nach seinem Glauben. War an gar kein Auskommen zu denken, so pflegte auch wol der katho- lische Prediger mit dem besten Kirchengut davon zu gehen, worauf sich die Gemeinde dann selbst schnell einen neuen Pre- diger wählte und im Nothfall ersuchte sie selbst auswärtige Be- hörden um Überlassung eines solchen. Auch fing ivol der eine oder andere Zuhörer an, den katholischen Geistlichen zu unter- brechen und die Predigt wurde dann eine Disputation zwischen Prediger und Zuhörern, woran, wer Lust hatte, Theil nahm. In Pellworm kamen einige Wittenberger Studenten in den Ferien nach Hause und reformirten auf eine solche Weise die Kirchen. Daß man endlich sich gegenseitig besprochen, belehrt und zurechtgeholfen, daß man geübt habe den Spruch: "der aber unterrichtet wird mit dem Wort, der theile mit allerlei Gutes dem, der ihn unterrichtet:" das darf, wenn man jene Vorgänge erwägt, sicher nicht bezweifelt iverden. Die Haltung, die indessen die Regierung beobachtete, war bewunderungswürdig; sie ließ der ganzen Sache vollkommen ihren Lauf und verfügte nur im Jahre 1521, daß Niemand seiner Glaubensmeinung wegen verfolgt iverden solle. Erst 1526, als der Sieg der neuen Lehre nicht mehr verborgen war, berief sie angesehene lu- therische Theologen ins Land, nämlich den Eberhard Wei- densee nach Hadersleben, Gerhard Slewarth nach Flens- burg und Marquard Schuld orp nach Gottorf; letzterer re- formirte auch besonders Kiel. Jetzt erst entzog man den Bi- schöfen die geistliche Gewalt und es erfolgte Absetzung von Wi- derspenstigen, jedoch anfangs nur so, daß sie schlechtere und un- bequemere Pfarren erhielten. Nur ganz allmälig änderte man die Kirchenverfassung, weil auf den Landtagen, wo die hohe ka- tholische Geistlichkeit so große Macht hatte, die Regierung den thätigsten Widerstand erfuhr. Noch 1510 sielen auf dem Rends- burger Landtage heftige Scenen vor, und es bedurfte des ganzen Ansehens und der Geschicklichkeit Johann Ranz au's, des be-

10. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 556

1843 - Altona : Schlüter
556 mentlich das Bisthum Lübeck für das gottorfer Haus. Nur vom stifte Bordesholm, wo die Stiftsherrn davon liefen, wurde ein Theil des Einkommens zu einem dortigen Gymna- sium angewandt; in Meldorf verwandelte man das Kloster ganz in die jetzige Gelehrtenschule. Auch in den Städten ließ man die kleinern Stiftungen zu Hospitälern werden und räumte namentlich den Commünen die Gebäude der Bettelkloster ein; jonst wurden allmählich die großen Stifter und Klöster, von denen einzelne noch bis gegen Ende des Jahrhunderts fortbestanden, einseitig von den Fürsten in landesherrliche Äm- ter verwandelt. Allein bei den Nonnenklöstern, die bisher zur bequemen Versorgung unverheirathecer adlicher Töchter gedient hatten, bestanden die Landstände mit Heftigkeit auf ihre Bei- behaltung zu dem bisherigen Gebrauch, und die Regierung sah sich endlich genöthigt nachzugeben. Nur das einzige Nonnen- kloster Reinbeck hatte Fried rech I. schon 1528 durch Kauf sich erworben. —- 236. Das Haus Gottorf. An jenes ehrwürdige Schloß mitten in der Stadt Schleswig knüpft sich fast unsre ganze Geschichte, ja selbst die weit größerer Länder, und leicht möchte der Name Gottorf auch der Nachwelt »och zu reden ge- den. Jedenfalls ist etwas rein Schleswigbolsteinisches an diesem Schlosse, denn damals, als cs noch in Frage stand, ob unser Vaterland einer selbstständigen Stellung werth sei, vernehme» wir von Gottorf nichts, wir wissen nicht einmal immer genau, wo cs gelegen; erst mit der Bil- dung eines Schleswig-Holstein's ist es plötzlich da und begleitet cs fortan, als sei es aus unsrer Vereinigung ein nothwendiges Ergebniß. Zn Zeiten der Stille, wie heutzutage, ist cs wenigstens das Museum un- srer Geschichte,-das das Andenken an alle unsre Schicksale treu und lebhaft uns aufbewahrt. Die Kriege der schlcswigschen Herzoge, der schauenburgischcn Gra- sen und Herzöge wurden fast immer durch den Besitz Gottorf's entschie- den. Kaum hatten unsre Vorfahren einen König sich zu ihrem Herzog erkoren, als wieder auf Gottorf ein Herzogsgeschlecht erstand, das das dänische Reich sich eroberte. Dieß geschah unter Friedrich I. und sei- nem Sohn Christian Hl. Nachdem Letzterer König geworden war, theilte er 1541 die Hcrzogthümcr mit seinen Brüdern und von diesen wurde Herzog Adolf Stifter der gottorfscken Linie. In 3 für unser Vaterland verhängnißvollc Zeiträume zerfällt die Geschickte dieses Hau- ses, in . die des Glanzes, der Erniedrigung und der Wicdcrcrstedung; jeder umfaßt etwa ein Jahrhundert. Herzog Adolf liebte den Glan; des kriegerischen Ruhms, seine Nachfolger den der Wissenschaften und Künste. Sein Gebiet wußte A.dolf vor dem des Königs sehr zu ver- größern; bei der Eroberung Dithmarschcn's war er die Seele des gan- zen Unternehmens. Sein persönlicher Muth und seine Leutseligkeit cr- i
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