3î4 Poetische Lcsestücke.
Mit Freuden, was er hat, in deine Hände legen?
„Ihr Wille mag es sein. Was hilft ihr Wille mir?"
Er soll dir helfen. Geh! zwei Jahre ged' ich dir.
Nur daß, wofern du nicht die Summe findest,
Du dich zur Wiederkehr in meine Macht verbindest.
Der Ritter dankt ihm, legt das Ehrenwort
In seine Hand, und eilet fort.
Noch winkt ihm Saladin, und führt ihn auf die Seite:
„Befriedige zuvor noch eine Neubegier,
„Die mich schon lange sticht, und sage mir,
„Was seid ihr Ritter eigentlich für Leute?
„Mich reizen Großmuth, Tapferkeit
„Am Feinde selbst. Durch welchen Eid,
„Durch welchen Spruch, durch welch' Geheimniß seih
„In beiden ihr so groß geworden?
„Auch mich verlangt nach eurem Orden." —
Zwar keiner wäre würdiger, als du,
Erwiedert Toron, dieser Ehre,
Wenn Großmuth nur des Ordens Regel wäre.'
Allein so fest verknüpft ist sie mit unsrer Lehre,
So wenig läßt sie Üngetaufte zu,
Daß sie sogar dem heil'gen Priesterorden,
Dem Muster alles Guten, gleich geworden.
Willst du ein Ritter seyn, so sei zuvor ein Christ.
Sal. Vergißt du, wer ich bin, und wo du bist?
Tor. Isis meine Schuld, wenn dein Begehren
Unmöglich ist? Kann ich dem Ungetreu'n
Das Bad, der Tauft Bild, gewähren?
Durch Wackenstreich, durch Scheitelscheren
Ihn firmen, ihn zum Priester weih'n?
Wie kann er beichten, Messe hören,
Und mit dem Kreuz bezeichnet sein?
Sal. Was? nicht an mystischen Gebräuchen,
An Heldenmuth erkenn' ich euch. 1
Die Lehren trennen sich, die Tugend ist sich gleich.
Von der gewähre mir die Zeichen,
Den Pfaffenkram, den laß' ich euch.
Der Ritter fühlt sich in der Enge.
Was nützte hier Hartnäckigkeit? ■
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Lehrvortrag, oder dogmat. Darstellung. 507
Gute, das er hat, recht erkennen und genießen wall-
te!" Das letztere kannst du mir Wahrheit von ihm
sagen, mit eben so viel Wahrheit, als — von dir
selbst! — Ob auch das erstere? Frage ihn, viel-
leicht spricht er nein dazu; oder spricht er ja, so wi-
derspricht vielleicht sein Kopfkissen." Doch, er ser-
so glücklich als du glaubst! ich wette aber, wenn du
dich in seine Stelle versetzen, ganz dich und deine
Lage mit ihm und seiner Lage verrauschen sollrest, du
schlügst den Tausch aus. Das heißt doch alio: Ich
bin glücklicher als er, oder ich könnte es doch seyn,
wenn lch mich so rechr auf mich und meine Lage, und
auf's glücklich seyn verstünde. Was klagst du also,
wenn du glücklicher bist als er? Und bist du nicht
ein Thor, wenn du glücklicher seyn könntest, durch
dich es seyn könntest, und es nicht bist?"-------
26. Angenommen: dein Nachbar rechter Hand
ist glücklicher, als du; aber dein Nachbar linker
Hand, oder der an der Ecke, ist wieder nicht so glück-
lich, als du. Du fragst: „Warum wurde ich nicht
der Glücklichere, der dieser ist?" Warum aber der
Glückliche, der du bist, und warum nicht der Un-
glücklichere, der jener ist? Hort deine Glückselig-
keit auf Glückseligkeit zu seyn, weil eö eu.e noch
größere Glückseligkeit giebt?" Dein Nachbar rech-
ter Hand ist glücklicher, als du; Tausende sind es
mehr, als er; mehr als die Tausende ist's der Se-
raph, oder wie sonst der Erste unter Gottes Engeln
heißen mag; und mehr als der Seraph ist's der, der
ihn schuf. Sind nun alle diese, von dir an bis zum
Seraph, unglückselig, weil's einen Höchstseligen
giebt?"--------
27. Du hast einen Rock, der dich deckt und
Wärmt, dich nicht übel kleidet, mit einem Worte:
mit dem du zufrieden bist. Nun aber siehst du, daß
dein Nachbar einen noch bessern Rock hat, als du —
wärst doch ein Thor, wenn du deshalb mit deinem
Rocke unzufrieden seyn wolltest! Noch ist's die
Frage: ob deines Nachbars Nock wirklich besser ist,
als der deinige, oder ob dir's nur so scheint? Denn
U 2
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
5 o6 Achter Abschnitt.
würdest im reinen Aether des Himmels ersticken;
aber was wolltest du unter lauter Engeln?
Lz. Es fliesten viele Thränen unterm Monde;
aber nicht alle preßte der Schmerz aus, und selbst
diese sind dem, der sie weint, oft wohlthuend, wie
dem dürren Lande ein fruchtbarer Regen. Scheint
nicht die Sonne nach dem Ungewitter am lieblich-
sten ? Und wie viel hat der May seinen altern Brus-
dern zu verdanken? Würde er wohl so gefallen,
wenn alle seine Brüder den Einfall hätten, sein
Gewand anzuziehen, und sein freundliches Gesicht
anzunehmen ? — Schön ist es auch, daß du manche
Thräne von dem Auge deines Bruders abtrocknen,
und dann dich seines Lächelns zwiefach freuen
kannst!^ Es ist dir gewiß lieb, daß du, gleich dei-
nen Brüdern, froh seyn kannst; murre nicht unge-
recht, wenn du zuweilen gleich ihnen trauren mußt.
Vergiß dann nicht, daß du öfter trauertest und
hinterher immer wieder froh wurdest, und wohl
noch einmal so froh, als du vorher warst. Noch
war kein Winter, auf welchen nicht ein Frühling
gefolgt wäre. Es stürmte schrecklich, doch endlich
hörte es auf zu stürmen; labend war die Ruhe nach
dem Sturme, und ohne ihn wäre die Luft verpestet
worden .
24. Immer froh seyn, wenn's auch möglich
wäre, würde uns doch nicht frommen. Was würde
bei ewig heiterm Hinunel und hellem Sonnenschein
aus unsrer armen Erde werden? — Es gefiel dem
kleinen Buben, daß die liebe Mutter ihn mit Zuk-
kerbrot fütterte, und jedes rauhe Lüftchen von ihm
abhielt: doch siehe, welch ein armer Wicht ist aus
ihm geworden.' — Die bitterste Arzney ist oft die
wohlthätigste. Wolltest du Kind seyn, und den Arzt
schmähen, daß er dir bittre Arznei, und nicht süßen
Wein reichte, da du doch wüßtest, daß der süße
Wein dich kränker, die bittre Arznei aber gesund
machen könnte? — "
25. Wie mein Nachbar so glücklich ist— Und
wie noch glücklicher er seyn könnte, wenn er das
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Diese Liebe zum Gotteshause und zu allem, was dort vor-
fiel und damit in Verbindung stand, sprach sich zugleich durch
mancherlei Einrichtungen und Sitten aus. Es fanden mehrere
öffentliche Andachten an jedem Sonntage statt, und schon in
der Frühe des beginnenden Morgens lud bei feierlichem Kerzen-
schein die Religion ihre Freunde zu den geliebten Altären. Jeder
einzelne Wochentag hatte außerdem noch seine besonderen gottes-
dienstlichen Versammlungen. Hohe Feste vorzüglich meinte man
möglichst verlängern zu müssen und dehnte sie daher zu drei
Tagen aus. Auch die Gedächtnißtage merkwürdiger Personen aus
der heiligen Geschichte beging man, statt daß sie späterhin auf
Sonntage verlegt wurden, einen jeden für sich, wenn er einfiel.
Wie sehr man sodann den Werth dieser Zeiten schätzte,
das bewies die Pünktlichkeit, mit welcher man jedesmal noch
vor dem Anfange der Gottesverehrung im Tempel sich einfand,
und die Liebe und Luft, mit welcher man blieb bis zum ver-
hallenden Segenswunsche; das bewies die Sorgfalt, womit man
aus Ehrfurcht für die Stätte des Herrn auch sein Außeres
schmückte, das bewies die Stille, die während der heiligen Zu-
sammenkünfte überall herrschen mußte, und die Strenge, mit
welcher man sich alles Kausens und Verkaufens, aller Arbeiten
und Verrichtungen sowol in den Häusern als auf den Straßen,
sowol in der Werkstatt als auf dem Felde enthielt, das beweist
noch jetzt, als Nachhall gleichsam aus jenen Zeiten her, die
Versicherung frommer Einfalt: Es sei ihr gar nicht sonntäglich
zu Muthe, wenn sie das Gotteshaus nicht besucht habe.
Und nicht bloß auf den Sonntag wurden die Übungen der
Andacht beschränkt. Wo wäre ein christlicher Hausvater Mor-
gens erwacht, ohne die Seinigen zu Gebet und Loblied um sich
her versammelt, wo wäre er von der Mahlzeit aufgestanden,
ohne mit ihnen den Geber aller Güter aus innig gerührtem
Herzen gepriesen, wo wäre er Abends mit ihnen zur Ruhe ge-
gangen, ohne dem höchsten Schutze sich und die Geliebten em-
pfohlen, wo hätte er einen Sonntagnachmittag verstreichen las-
jen können, ohne das Glauben und Wissen seiner Kinder ge-
prüft, ohne mit seinem Hausgesinde die Predigt wiederholt,
ohne fromme Lehren an jedes einzelne Herz gelegt,,, und sich
selbst, wie sie, im Guten befestigt zu haben? — Überall, in
den goldenen Palästen der Großen wie in den ftrohbedeckten
Hütten der Armuth, überall baute sich die Andacht neben den
17*
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
385
Zweck, als den Straßen, öffentlichen Plätzen und Gärten zur Zierde
zu dienen, so die holländische Linde, die Roßkastanie, die italienische
Pappel und die Akazie; andere, wie Tannen, Fichten und Kiefern wer-
den ihres Holzes halber cultivirt, und noch andere ihrer Früchte
wegen, namentlich unsere Obstbäume mit ihrem Kern-und Steinobst.
Birnen und Äpfel machen den größten Theil des hiesigen Obstes aus;
Kirschen und Pflaumen werden zwar auch reichlich, doch nicht in solcher
Menge gezogen. Nach den Verzeichnissen der hiesigen Baumschulen
wachsen hier reichlich 100 Arten Äpfel — worunter die Gravensteiner,
die Prinzäpfel, die Borstorfcr und die Pisong die vorzüglichsten sind
— und gegen 40 Sorten Birnen. Im westlichen Landstriche wird die
Obstzucht wol am stärksten betrieben. Dithmarschen hat viele und
gute Obstgärten, so auch die Wilstcr-, Hasclaucr- und Hascldorfcr-
Marsch. Auch an der Ostseite wird viel Obst gebaut, weniger auf
der mittleren Landstrecke. Zm Ganzen aber sieht der Landmann mehr
auf die Menge der Obstbäume und des Obstes, als auf gute Art.
196. Das Segnen der Früchte.
Eine uralte Sitte in der katholischen Kirche ist das Seg-
nen der Früchte. Die Landleute bringen die Erstlinge aus ihren
Gärten in die Klöster und lassen den Segen darüber sprechen,
in der Meinung: ihr Dankgebet zu Gott möge nicht hinreichend
sein. Nach größeren Landgütern ruft man den Geistlichen her-
bei Das Gebet, welches dieser spricht, ist folgendes:
„Herr, segne diese Früchte und verleihe, daß Alle, welche
in Deinem Namen sie genießen werden, davon Heil an Leib
und Seele erlangen mögen, durch Christum unsern Herrn.
Amen!"
Hiernach werden die Früchte mit Weihwasser besprengt. —
Verschieden davon ist das Segnen der Feldfrüchte und Wein-
berge, womit Prozessionen verbunden sind, ähnlich wie der festliche
Zug bei den protestantischen Glaubensgenossen, wenn sie den Erndte-
kranz gewunden haben und ihre Feldmarken durchziehen, dabei
in ernster Freudigkeit singend: „Die Felder sind nun alle leer,
die Scheunen aber voll."
Das Alles sind uralte Gebräuche, und ehrwürdige, denn
sie erheben Herz und Geist zu dem, der die Welt mit ihren
reichen Gaben schuf, die er in Gärten, Feld und Wald alljähr-
lich seinen Kindern bescheert, und das Fest der Erndte wird
zum Fest der Bescheerung für die ganze Menschheit. — Wem
Gott nicht allgegenwärtig ist, wer im Glauben an ihn wankt,
25
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
539
D i e Kirche.
Als man einst dem englischen Advokaten Dulton einwarf, daß zwi-
schen den Kirchen von England und Rom nur eine papicrnc Scheide-
wand sei, erwiderte er: »Ja, aber die Bibel ist daraus gedruckt!-- —
Die Kirche ist ein Garten Gottes mit himmlischen Pflanzen. Mit-
ten darin ein lebendiger Quell, dessen Wasser sich durch den ganzen
Garten ergießet und alle Pflanzen dieses Gartens befeuchtet, so daß sic
fröhlich grünen und dem Himmel entgegen wachsen. —
->Die Kirche ist die Erziehungsanstalt der Menschheit für das ewige
selige Leben — ein Vorhof des Himmels.
-Wer alle Kirchen für gleich gut hält, der wird bald alle für
gleich schlecht halten.--. Raumer. — Selbst die Mnhamcdancr halten
cs für eine Haupikctzcrei. daß alle Religionen für gleich gut zu halten
wären- Harms. — -Kirchcngebräuche mögen verschieden sein, aber
die Glaubenslehren einer Kirche, wer die nicht' annimmt, der gehöret
nicht zu ihr. — Wer aber die Wahrheit überall (in verschiedenen Kir-
chen) zerstreuet findet, mit Irrthum gemengt, die reine Wahrheit nir-
gends, der ist ein lirchloscr Mensch und ist, er selber find' cs so oder
nicht so, demjenigen Armen zu vergleichen, welchen keine Commünc
als ihren Angehörigen ansehen zu dürfen meint. — Da sind Tausende,
welche sprechen und vermeintlich mit Bibelwort: Jeder wird seines
Glaubens selig. Allein das steht in der Bibel nicht; der Spruch,
welcher cs sei» soll, heißt nicht so, sondern, und an zwei Stellen Hab.
2. 4. und Röm. 1.: Der Gerechte wird seines Glaubens leben.
Und Ap. Gcsch. 4, 12.: Es ist in keinem andern Heil re. re. — Irret
euch nicht; wer die Kirche nicht zur Mutter haben mag, der kann Gott
nicht zum Vater haben oder behalten. Ihr irret euch, wer keine Kir-
che hat, der hat keine Religion. — Diejenige Kirche, von der hier ge-
lesen wird, die nicht neu und nicht alt ist, die nicht zu suchende, sondern
zu glaubende, hat als ihre drei Thüren die drei Sprüche: 1. Gott
war in Christo, 2 Kor. 5. 2. Es ist in keinem andern Heil. Ap.
Gcsch. 4, 12. 3. Der Herr kennt die Seinen, und es trete ab von
der Ungerechtigkeit, wer den Namen Christi nennet. 2. Tim. 2.-- Harmö
im Gnomon.
Wenn dich Jemand fragt: -welcher Kirche gehörst du an-, so ant-
worte (wle einst der Bischof Patianus): -Mein Name ist Christ, mein
Vorname Katholisch- (Evangelisch, Lutherisch, Rcformirt —). —
Kaiser Karl V., der die Krone niedergelegt und dafür das Ge-
wand eines Einsiedlers angelegt hatte, bemühte sich vergeblich, seine
vielen Uhren in einen durchaus regelmäßigen Gang zu bringen, und
einstmals rief er nachdenklich aus: -und doch will man allen Menschen
einerlei Glauben aufzwingcn!- —
Hiezu Gnomon: Dic Kirche Nr. 169 — Ansprüche der Kirche
an das bürgerliche Leben Nr. 185 — Widersprüche
Nr. 170 — Das Land der Herrlichkeit aus der jetzi-
gen Erde Nr. 186 —Das Land der Herrlichkeit
Nr. 187. —
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land]]
Extrahierte Personennamen: Dulton Harms Gott Christi Tim Karl_V. Karl_V.
544
Wagrien mit gleicher Umsicht wie Entsagung erstrebt, unter-
stützt nicht bloß vom Grafen Adolf, sondern auch von Hein-
richs Nachfolger, dem schleswiger Herzoge Knut Laward, der
das bodrizifche Reich sich erobert hatte. In demjenigen Gau
Nordelbingens, der die Grenzbewohner der sächsischen und wen-
dischen Völkerschaften in sich enthielt und den Namen nach sei-
nem Hauptorte führte, welchen die Wenden Faldera, die
Sachsen Wipendorf nannten, stellte Vicelin das alte zerstörte
Kirchengebäude wieder her und errichtete dort gegen 1127 ein
geistliches Stift, um in ihm Priester zur Bekehrung der östli-
chen Gegenden zu bilden. So entstand das Stift Neu Mün-
ster. Als auf dem Alberg die Siegeburg, in dem wendischen
Gau Dargun, zum Schutz gegen die stavischen Völker erbaut
ward, gründete er dort 1136 ein zweites Stift dieser Art, das
spätere S e g e b e r g e r. Dennoch waren diese Einrichtungen erst
dann von Dauer, als das bodrizische Wagrien, durch Sachsen
und Lutizer zugleich auf beiden Seiten angegriffen, von dem
Grafen Adolf Ii. von Holstein 1142 erworben wurde. Jetzt
erst konnte man daran denken, das Bisthum Oldenburg herzu-
stellen, das darauf dem Vicelin 1149 verliehen ward. Doch
war damals das Land Oldenburg selbst noch im vollen Besitz
eines lutizischen Fürsten; endlich befreite Herzog Heinrich der
Löwe durch Unterdrückung der Wenden in ihrem eignen Lande
auch unsre Kirche von der ihr fortwährend drohenden Gefahr.
Vicelin aber erlebte das Ende seines Werks nicht mehr, er starb
1154 in seinem stillen Zufluchtsorte Bo sau. Sein Nachfolger
Bischof Gerold war es, der im unerschrockenen Eifer den heid-
nischen Hain im Lande Oldenburg selber niederhieb, der statt
von der Kanzel eines bischöflichen Doms dort noch von einem
Schneehügel herab das Wort des Herrn verkündigen mußte.
Er bewirkte endlich die Gründung einer dortigen Kirche und
zugleich 1163 die Verlegung des Bisthums nach Lübeck, seit-
dem durch Besiegung der Wenden auch der Hafen dieser Stadt
vor ihren steten Räuberanfällen gesichert war. —
233. G erhard der Große.
Adolf's Ii. Sohn, Graf 21 b o tf Iii. ward mit seinem ganzen Lande
eine Beute des dänischen Königs Waldemars des Siegers. Al-
lein am 22 Juli 1227 vernichtete A d o l f Iv. aus dem Schlachtscldc bei
Bornhöved die dänische Herrschaft in Deutschland. Schwere Zeiten
gehen nicht ohne Lehre vorüber. Deutschland hatte seine Nordgrcnzc
nicht sich sichern können, daher mußte Holstein die Erhaltung seiner *
*
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt]]
Extrahierte Personennamen: Adolf Adolf Knut_Laward Adolf_Ii Adolf Heinrich_der
Löwe Heinrich Gerold
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Alberg Siegeburg Sachsen Holstein Oldenburg Oldenburg Oldenburg Bornhöved Deutschland Deutschland Holstein
552
Eben so ausgedehnten Grundbesitz, wie er diesen Bischöfen zu-
stand, erwarben sich die großen kirchlichen Stiftungen, die theils,
wie die sogenannten Stifter, Vereine von Geistlichen waren
zu einem gottseligen Leben nach gemeinsamen äußern Regeln,
wobei fiel? bte Mitglieder aber jedoch weder kirchlichen Geschäf-
ten und Ämtern unterzogen, noch auch ihr selbstständiges Ver-
mögen aufopferten; hieher gehörten die Domkapitel, das Colle-
giatstift zu Hadersleben, die Stifter zu Neumünster, das
nach Bordesholm verlegt ward, zu Segeberg und zu Mohrkir-
chen; die Mitglieder derselben hießen Domherren, Stiftsherren
oder Chorherren; theils waren sie wirkliche Klöster oder Ver-
eine nach einer bestimmten Monchsregel mit dem Gelübde ge-
meinsamer Wohnung, Einsamkeit und Armuth, wohin namentlich
die vielen Bettelklöster, von denen es fast in allen unsern Städ-
ten eins oder mehrere gab, gehörten. Gewöhnlich wurde die
Armuth indeß so gefaßt, daß nicht die Einzelnen, wol aber das
Kloster als Ganzes sich Vermögen erwerben konnte, und dieß
war der Fall bei den reichen Mönchsklöstern zu Cismar, Ahrens-
bök, Ruhkloster und Lügum, ferner bei den Nonnenklöstern zu Sanct
Johannis bei Schleswig, zu Preetz, Utersen, Reinbeck und Jven- «
sieth, welches letztere um 1256 nach Itzehoe verlegt ward. Den
Vorrang vor Allen aber erwarb sich durch Reichthum und An-
sehn das berühmte Mönchskloster zu Reinfeld. Doch nicht allein,
daß das Land auf diese Weise mit Geistlichen überfüllt war,
auch ihre Vorrechte waren ausnehmend; ihre Gerichtsbarkeit un-
terdrückte die weltliche, und die Ohrenbeichte verschaffte ihnen eine
oft genug mißbrauchte Macht selbst über das Familienleben. Ihr
Reichthum hatte sie zu einer Üppigkeit verleitet, bei der alle Re-
ligiösität nur in eine Beobachtung äußerer Formen verwandelt
ward. Dennoch hat die Geistlichkeit damals bei uns sich nie
die Macht erworben, wie in südlichen Ländern, theils wegen
Kürze ihrer Herrschaft, theils wegen widerstrebender Volksge-
ivohnheiten; so fand namentlich ihr Anspruch auf den zehnten
Theil alles Ertrags, verschon der Ausbreitung des Christenthums
sehr hinderlich ward, bei uns nie vollständig Eingang. Als da-
her zuerst wieder durch Johann Huß das Licht durch die Fin-
sterniß schien und die Finsternisse es nicht begriffen, blieb auch
unser Vaterland nicht ohne alle Bewegung, die freilich damals
noch bald besiegt wurde; in Dithmarschen starb selbst Huß' An-
hänger, der Prediger Heinrich Grove zu Brunsbüttel, den
Märtyrertod. Aber seitdem die Buchdruckerkunst, deren Erfindung
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern]]
TM Hauptwörter (200): [T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Johannis Johann_Huß Johann Heinrich_Grove Heinrich
554
digten so mitunter viermal am Tage. Sperrte auch der ka-
tholische Geistliche die Kirche, so versammelte man sich in dem
größten Hause in der Gemeinde. Oft vertheidigte der eine Pre-
diger die eine, der andere die andere Lehre; sie predigten dann
hintereinander oder disputirten miteinander, was bisweilen frei-
lich sehr heftig ausartete. Mitunter lebten sie auch friedlich ne-
beneinander und schloffen zum Theil sehr merkwürdige Vergleiche,
so daß der Eine das Predigen, der Andere die übrigen Amts-
handlungen verrichtete, jeder nach seinem Glauben. War an
gar kein Auskommen zu denken, so pflegte auch wol der katho-
lische Prediger mit dem besten Kirchengut davon zu gehen,
worauf sich die Gemeinde dann selbst schnell einen neuen Pre-
diger wählte und im Nothfall ersuchte sie selbst auswärtige Be-
hörden um Überlassung eines solchen. Auch fing ivol der eine
oder andere Zuhörer an, den katholischen Geistlichen zu unter-
brechen und die Predigt wurde dann eine Disputation zwischen
Prediger und Zuhörern, woran, wer Lust hatte, Theil nahm.
In Pellworm kamen einige Wittenberger Studenten in den
Ferien nach Hause und reformirten auf eine solche Weise die
Kirchen. Daß man endlich sich gegenseitig besprochen, belehrt
und zurechtgeholfen, daß man geübt habe den Spruch: "der
aber unterrichtet wird mit dem Wort, der theile mit allerlei
Gutes dem, der ihn unterrichtet:" das darf, wenn man jene
Vorgänge erwägt, sicher nicht bezweifelt iverden. Die Haltung,
die indessen die Regierung beobachtete, war bewunderungswürdig;
sie ließ der ganzen Sache vollkommen ihren Lauf und verfügte
nur im Jahre 1521, daß Niemand seiner Glaubensmeinung
wegen verfolgt iverden solle. Erst 1526, als der Sieg der
neuen Lehre nicht mehr verborgen war, berief sie angesehene lu-
therische Theologen ins Land, nämlich den Eberhard Wei-
densee nach Hadersleben, Gerhard Slewarth nach Flens-
burg und Marquard Schuld orp nach Gottorf; letzterer re-
formirte auch besonders Kiel. Jetzt erst entzog man den Bi-
schöfen die geistliche Gewalt und es erfolgte Absetzung von Wi-
derspenstigen, jedoch anfangs nur so, daß sie schlechtere und un-
bequemere Pfarren erhielten. Nur ganz allmälig änderte man
die Kirchenverfassung, weil auf den Landtagen, wo die hohe ka-
tholische Geistlichkeit so große Macht hatte, die Regierung den
thätigsten Widerstand erfuhr. Noch 1510 sielen auf dem Rends-
burger Landtage heftige Scenen vor, und es bedurfte des ganzen
Ansehens und der Geschicklichkeit Johann Ranz au's, des be-
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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mentlich das Bisthum Lübeck für das gottorfer Haus. Nur
vom stifte Bordesholm, wo die Stiftsherrn davon liefen,
wurde ein Theil des Einkommens zu einem dortigen Gymna-
sium angewandt; in Meldorf verwandelte man das Kloster
ganz in die jetzige Gelehrtenschule. Auch in den Städten ließ
man die kleinern Stiftungen zu Hospitälern werden und räumte
namentlich den Commünen die Gebäude der Bettelkloster ein;
jonst wurden allmählich die großen Stifter und Klöster,
von denen einzelne noch bis gegen Ende des Jahrhunderts
fortbestanden, einseitig von den Fürsten in landesherrliche Äm-
ter verwandelt. Allein bei den Nonnenklöstern, die bisher zur
bequemen Versorgung unverheirathecer adlicher Töchter gedient
hatten, bestanden die Landstände mit Heftigkeit auf ihre Bei-
behaltung zu dem bisherigen Gebrauch, und die Regierung sah
sich endlich genöthigt nachzugeben. Nur das einzige Nonnen-
kloster Reinbeck hatte Fried rech I. schon 1528 durch Kauf
sich erworben. —-
236. Das Haus Gottorf.
An jenes ehrwürdige Schloß mitten in der Stadt Schleswig knüpft
sich fast unsre ganze Geschichte, ja selbst die weit größerer Länder, und
leicht möchte der Name Gottorf auch der Nachwelt »och zu reden ge-
den. Jedenfalls ist etwas rein Schleswigbolsteinisches an diesem Schlosse,
denn damals, als cs noch in Frage stand, ob unser Vaterland einer
selbstständigen Stellung werth sei, vernehme» wir von Gottorf nichts,
wir wissen nicht einmal immer genau, wo cs gelegen; erst mit der Bil-
dung eines Schleswig-Holstein's ist es plötzlich da und begleitet cs fortan,
als sei es aus unsrer Vereinigung ein nothwendiges Ergebniß. Zn
Zeiten der Stille, wie heutzutage, ist cs wenigstens das Museum un-
srer Geschichte,-das das Andenken an alle unsre Schicksale treu und
lebhaft uns aufbewahrt.
Die Kriege der schlcswigschen Herzoge, der schauenburgischcn Gra-
sen und Herzöge wurden fast immer durch den Besitz Gottorf's entschie-
den. Kaum hatten unsre Vorfahren einen König sich zu ihrem Herzog
erkoren, als wieder auf Gottorf ein Herzogsgeschlecht erstand, das das
dänische Reich sich eroberte. Dieß geschah unter Friedrich I. und sei-
nem Sohn Christian Hl. Nachdem Letzterer König geworden war,
theilte er 1541 die Hcrzogthümcr mit seinen Brüdern und von diesen
wurde Herzog Adolf Stifter der gottorfscken Linie. In 3 für unser
Vaterland verhängnißvollc Zeiträume zerfällt die Geschickte dieses Hau-
ses, in . die des Glanzes, der Erniedrigung und der Wicdcrcrstedung;
jeder umfaßt etwa ein Jahrhundert. Herzog Adolf liebte den Glan;
des kriegerischen Ruhms, seine Nachfolger den der Wissenschaften und
Künste. Sein Gebiet wußte A.dolf vor dem des Königs sehr zu ver-
größern; bei der Eroberung Dithmarschcn's war er die Seele des gan-
zen Unternehmens. Sein persönlicher Muth und seine Leutseligkeit cr-
i
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Friedrich_I. Christian_Hl Adolf Adolf Adolf Adolf Muth