Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 152

1911 - Erfurt : Keyser
— 152 — Einlagerung der Truppen des Kurfürsten von Lachsen: schlimmer wurde es, als Kurfürst Johann Georg von Sachsen, der ^chutzlierr der Stadt, einen Teil seiner Reiterei und seines Fußvolkes in die Dörfer der fruchtbaren Geraaue flußabwärts von Erfurt einlagerte. Zwar sollte der von der Stadt in die Lorfer gelieferte Mundvorrat bezahlt und das Brot aus geliefer tem Mehl gebacken werden, doch die Landleute mußten die Sol baten mit ihren eigenen Vorräten verpflegen und die Stadt ihre Getreideböden für das ganz unnütze Kriegsvolk des Schutzherrn leeren, Ilnnütz war es; denn es gab nichts zu schützen. Nirgends war ein ^emd zu sehen. Besser wäre es gewesen, der Rat hätte mit den Vorräten die darbenden Stadtarmen speisen können. Leren gab es damals gerade sehr viele, da die Lebensmittelpreise auf zwölffacher Höhe standen. Ein Mäßlein Salz kostete 16 Gro sehen, ein Psund Butter 1 Gulden, 1 Käse 15 Pfennige, ein Paar Ferkel 20 24 und ein Paar Winterläuser 50 Gulden. Ter Reichs- taler^galt 10—12 Gulden und das Kopsstück 2% Gulden. Dazu kam, daß eine große Münznot eintrat. Das gute, volle ^ilbergeld verschwand mit einem Male, lind statt seiner bekam man Silberlinge in die Hände, die schon nach kurzem Gebrauch rotbäckig wurden. Aus der dünnen Versilberung schaute das Kupfer über all durch. Mit solch' schlechtem Kupferzeug war das Land über schwemmt, die guten Erfurter Münzen dagegen hatte man ins Ausland gebracht (Kipper und Wipper = Münzver schlechter er) -1) Niemand wollte es in Zahlung nehmen. Nicht einmal mit bitten den Worten konnten es die Armen an den Mann bringen. Die Bäcker und Fleischer hielten ihre Lüden geschlossen. Höchst selten fand sich einmal ein barmherziger Verkäufer, der aufs Kerbholz schnitt oder sich mit einem „Zettel", einer Vertröstung auf bessere Zeiten, begnügte. Während so in der Stadt große Not herrschte, seierten die müßigen Kriegsknechte die üppigsten Festgelage. Und um die Not noch zu vergrößern, zertraten sie aus Mutwillen die Schotenselder, holten das geschnittene Heu der Gerawiesen in ihre Quartiere und ließen von ihren Weibern, Kindern und Troßbuben vorzei tige Lese in den Weinbergen halten. Die Söldner des Herzogs Friedrich von Altenburg aus Erfurter Grund und Boden: Noch schlimmer wurde es, als Herzog Friedrich von Altenburg seine Scharen in die Erfurter Dörfer einlagerte. Lüstern nach Kriegsruhm, wollte er mit ihnen gegen die protestantischen Niederlande ins Feld ziehen (1622). 1 j Selbst der Rat der Stadt hatte Anteil an der Münzverschlechterung, denn »Von dem im May in diesem Jahre (1629) zu Leipzig gehaltenen Ober-Sächsischen Kreiss-Tage, ward unter andern dem Rath zu Erffurth, weil er zu leicht gemüntzet, durch ein Schreiben solches verwiesen, und ihm auferleget hiervon bey der in den Reichs-Abschieden benannten Straffe abzustehen, damit man nicht Ursache habe solche von ihnen, auf dem wiedrigen Fall einbringen zu lassen.* Falckensteins „Historie von Erffurth.“

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 163

1911 - Erfurt : Keyser
— 163 — Rückgang der Bevölkerung: Gleich schlimm war es um die Einwohnerzahl bestellt. Von den 286 Seelen des Dorfes Dachwig im Jahre 1640 waren drei Jahre später nur noch 109 am Leben. Pfarrer Ludwig, der Chronist, fügt seinem Berichte die ernsten Worte bei: „Da hieß es recht, wir sind fast dünne worden." Ein einziger Schulknabe war im Ort, der bei Begräbnissen vor dem Geistlichen und Lehrer hergehen, das Kreuz tragen und singen mußte, was er nur konnte, denn „das war die ganze Reihe". — In der Stadt selbst sah es nicht besser aus. Ihre Einwohnerzahl betrug beim Ausbruch des Krieges wohl gegen 20000, von denen 1632 noch 13 593 am Leben waren, wie die damalige „Volkszählung" ergab. In den Jahren 1635—1639 hatte bei einer Geburtenzahl von 3026 die Totenziffer eine Höhe von 8307. Der Tod hatte eine reiche und leichte Ernte gehalten in dem kurzen Zeitraum von vier Jahren; dazu war die Stadt noch mit Kranken, Elenden und Obdachlosen überfüllt. Ueber die Hälfte der Gestorbenen hatte kein eigenes Heim; im Armenhaus stand für sie die Totenbahre. Grotze Not der Bevölkerung: Von Jahr zu Jahr hatte sich die Not gesteigert. Der obengenannte Chronist singt uns sein eigenes Klagelied: „Mir ging's über dem gar elendiglich, und habe ich manche Predigt getan, habe aber keinen Bissen Brot gewußt, auch wohl bis gegen Abend mit den Meinigen auf Brot warten müssen." Kornbrot war eine Seltenheit. Statt dessen wurde Hafer- und Gerstenbrot gebacken, und froh war über die Matzen der, welcher allzeit satt und genug daran hatte. Viele mußten sogar mit Hirseustaub, Kleie und Leinkuchen sürlieb nehmen. Fleisch war zuletzt ganz unbekannt, nachdem auch die Katzen und Hunde ausgezehrt waren. Das letzte Pferd wurde zu Dachwig im Jahre 1639 verzehrt; ein Schönheitsfehler — es war „krumb-halsig" — hatte es bisher vor der Mitnahme durch die Soldaten bewahrt. Als es starb, konnte der Abdecker kaum Ruhe haben, bis die Haut herunterkam. Noch in seinem Beisein wurde das Fleisch gekocht und gebraten und dann gegessen. Verwüstung der Fluren: Die üppigen Fluren der Erfurter Dörfer lagen vollständig verwüstet da. Schon im Jahre 1639 waren von der ganzen Dachwiger Dorfflur nur noch 72 Acker bestellt. Ihre Fruchtbarkeit neu zu erschließen, gebrach es an Menschenhänden und an Vieh. Statt daheim hungern zu müssen, zeitweise wohl gar Gras oder Laub zu zehren, hatte die halbwüchsige Dorfjugend die heimatliche Scholle verlafsen und war der Werbetrommel gefolgt. Selbst die Alten wurden noch ihrem Grund und Boden, auf dem der Anbau mehr kostete, als die Ernte einbrachte, untreu; auch sie dachten: „Frisch gewagt, beherzt und wacker, Der scharfe Säbel ist mein Acker, Und Beutemachen ist mein Pflug, Damit gewinn ich Geld genug."

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 243

1906 - München : Oldenbourg
44. Karl Ludwigs Rückkehr in die Pfalz. 243 Kurfürst huldigen ließ, von der französischen Besatzung aus der Feste geschossen, die Spanier in Frankenthal trieben am Rheine offen das Raubsystem und das speyerische Bruchsal ward von den Franzosen noch vor dem Abzüge (1651) geplündert. In dem Nürnberger Exekutionsrezeß, wo Karl Gustav die pfälzische Sache kräftig vertrat, hatte man nach vielen vergeblichen Bemühungen Fraukenthal frei zu machen (es war sogar von einer Belagerung durch Reichs-truppen gesprochen worden) endlich sich dahin verglichen (Juni 1650), der Kurfürst solle monatlich 3000 Taler Entschädigung und als Pfand die Reichsstadt Heilbronn erhalten, wo eine ihm allein verpflichtete Besatzung mit 8000 Talern monatlich auf Reichskoften sollte bezahlt werden. Frankenthal selbst sollte in seinen städtischen Verhältnissen ungestört, die pfälzische Bevölkerung von jedem Beitrage zum Unterhalte der dortigen Besatzung befreit sein. Zu solchen Mitteln mußte mau greisen, weil Reich und Kaiser zu ohnmächtig waren ihre eigenen Verpflichtungen zu erfüllen. So blieb denn auch Frankenthal, das schwergeprüfte, in den Händen der spanischen Truppen; denn diese fanden es fehr bequem sich auf Reichskoften im Besitze der besten pfälzischen Festung behaupten zu können. Karl Ludwig bot aber alles aus und seine Vorstellungen beim Kaiser, bei der kurrheinischen Versammlung zu Frankfurt (1651), seine Erklärung, auch seinerseits die noch übrigen Verpflichtungen nicht erfüllen zu wollen, wenn man das ihm Versprochene länger vorenthalte, bewirkten wenigstens, daß die ^ache nicht einschlief; auch ließ sich nicht verkennen, welche Mühe sich der Kaiser gab seine Verpflichtung zu erfüllen; aber er war über die Truppen seiner eigenen Verbündeten nicht Herr. Als endlich nach vielen mühseligen Verhandlungen zwischen den Hösen zu Wien und Heidelberg der Auszug nuf den 26. April 1652 festgesetzt war und der Kurfürst Karl Ludwig mit seinem ganzen Hofstaate und einem Heer-hausen von 1800 Mann vor der Festung erschien, wußte der spanische Kommandant Frangipani abermals mit Vorwänden den erwarteten Abzug zu verzögern; wirklich war auch Troß und Gepäck so massenhaft, daß es einiger Vorbereitung bedurfte zu einem vollständigen Abzüge. Bis zum 1. Mai ward der Kurfürst zu Worms hingehalten, dann versprach man ihm, der Auszug werde bestimmt am andern Tage stattfinden; er kam mit seinen Truppen nach Frankenthal und — abermals bat der Gouverueur um Frist; die Truppen, hieß es, hätten heute ihren Sold empfangen, feien jetzt in trunkenem Zustande und bei einem Auszuge müsse man Exzesse besorgen. Nun bestimmte Karl Ludwig den Auszug aus den folgenden Morgen (3. Mai); da zog denn die Besatzung von 1000 Mann hinaus, und obwohl die Hälfte zu Land ihren Marsch eintrat, bedurfte man doch 28 Schiffe, um den Rest samt dem Trosse und den Vorräten fortzubringen. Wie diese „Verbündeten" des Kaisers in dem ihrem Schutze befohlenen Reiche feit den dreißig Jahren ihrer Anwesenheit gehaust haben mochten, läßt Ig*

4. Überblick über die Brandenburg.-Preuß. Geschichte bis zum Regierungsantritte des Großen Kurfürsten, Allgemeine Geschichte von 1648 bis zur Gegenwart - S. 56

1907 - Leipzig : Hirt
56 Die ersten vierzig Jahre des 18. Jahrhunderts. der Woche zu Arbeiten fr den Gutsherrn herangezogen werden, während sie frher drei Wochentage fr ihn arbeiten muten. Die Vorspanndienste, die die Bauern bei Reifen des Knigs und der Beamten zu leisten hatten, wurden genau festgesetzt. Kein Bauer durste gezwungen werden, bei solchen Dienstreisen mehr als P/2 Meile in zwei Stunden zu fahren. Ein Be-amter, der einen Bauern zu schnellem Fahren veranlat hatte, zahlte fr jede halbe Stunde zehn Taler Strafe. Es wurde den Beamten der-boten, Vorfpanndienfte fr ihre Privatfahrten in Anspruch zu nehmen. Ich will nicht," heit es in einer Verordnung, da die Herren Beamten in den Provinzen mit meiner Bauern Pferden spazieren fahren." Er verbot ferner die Mihandlung der Bauern und Gutsknechte mit Peitschen-oder Stockschlgen und setzte auf die erste bertretung als Strafe sechs-wchige Arbeit auf einer Festung, im Wiederholungsflle Tod durch den Strang. Eine andre Verordnung befahl das Abschieen der Wild-schweine, weil sie dem Getreide zu viel schadeten. In Zeiten der Hungers-not ffnete er die kniglichen Magazine, um den Hungernden billiges Brot zu spenden. Schon im ersten Jahre seiner Regierung erklrte er die sogenannten Schatullengter, deren Einknfte bis dahin in die knigliche Kasse flen, zu Staatseigentum. Ihre Einknfte flssen von da ab in die Staatskasse. Er hob die Steuerfreiheit des Adels auf. Durch diese Verordnungen wurden die Steuern der Brger verringert. Jeden Widerspruch wies er schroff zurck. Aus seinen Privatgtern und in den knig-lichen Domnen fhrte er im Betriebe der Ackerwirtfchaft und der Viehzucht zahlreiche Verbesserungen ein und verlangte von seinen Gutsverwaltern, da sie die Bauern der Umgegend darber belehrten. So steigerte er die Ertragsfhigkeit des Landes. Um der Wohnungsnot zu steuern, zwang er die reichen Leute in Berlin, Huser zu bauen. Friedrich Wilhelm I. ist der eigentliche Begrnder eines freien und leistungsfhigen Bauern-standes in Preußen und ein frsorglicher Vater der rmern Klaffe gewesen. Durch feine Umsicht hat er in Preußen einer Staatsumwlzung, wie sie 1789 in Frankreich ausbrach, vorgebeugt. Seine Verordnungen standen nicht nur aus dem Papier, er bereiste das Land, um ihre Befolgung zu berwachen. Heerwesen. Seine grte Sorge und Liebe wandte er dem Heere zu. Sinn fr Ordnung und Pnktlichkeit, unbedingten Gehorsam, strenge Zucht brachte er ihm bei. In Berlin hatte er ein Regiment von riefen-groen Soldaten, die er aus allen Lndern um vieles Geld, manchmal mit List und Gewalt, hatte anwerben laffen. Die Tchtigkeit des preuischen Heeres hat sich unter feinem Nachfolger in den Schlesifchen Kriegen erprobt. Friedrich Wilhelm in. mute fein Heer umgeftalten, ehe er es in die Befreiungskriege führen konnte, dasselbe tat Wilhelm I., ehe er seine siegreichen Feldzge begann; Friedrich der Groe fhrte ohne vorherige Umgestaltung das von feinem Vater geschulte Heer gegen das mchtige sterreich und siegte.

5. Vaterländische Geschichte in Bildern - S. 50

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
50 Sorge fr das Wohl des Landes. Vor allem suchte der König den Ackerbau zu heben. Sumpfige Gegenden wurden ent-wssert und zu Ackerland umgewandelt, neue Feldfrchte angebaut Aus den kniglichen Gtern richtete auch er Musterwirtschaften ein und befreite die Bauern auf ihueu von der Leibeigenschaft. Gern htte der König die Leibeigenschaft der Bauern auch auf den adligen Gtern aufgehoben; er konnte dies aber bei dem Widerstande der Edelleute nicht durchsetzen. Den Gutsherren untersagte er jedoch aufs strengste, die Bauern ohne Grund von Haus und Hof zu der-treiben oder sie mit Peitschenhieben und Stockschlgen zur Arbeit zu zwingen. Besonders fr Ostpreuen wurde Friedrich Wilhelm em wahrer Wohltter. Das Land hatte nmlich durch Hungersnot und Pest ein Drittel feiner Einwohner verloren; ganze Strecken Landes lagen, brach und wst. Der König berief fremde Einwanderer, die ans Osterreich ausgewiesenen Salzburger, und gab ihnen in Ostpreuen neue Wohnsitze. Armen Leuten schenkte er Geld, Korn, Pferde und Rindvieh. 12 Städte und 332 Drfer wurden ueu erbaut. Reiche Brger und Beamte in Berlin wurden gezwungen, neue Hufer zu bauen. Er wies ihnen Pltze und einen Teil des Bauholzes ein, und dann hie es kurz: Der Kerl hat Geld, mu bauen." Der Kmg besuchte auch wohl selber die Baupltze. Mige Arbeiter wurden dann nicht selten auf recht empfindliche Art zur Arbeit auge-halten. Hand el und Gewerbe suchte er zu heben; er legte Fabriken an und verbot die Einfuhr fremder Waren, damit alles Geld im Lande bleibe und die einheimische Industrie emporblhte. Offiziere, Soldaten und Beamte durften nur Kleidungsstcke vou inlndischen Stoffen tragen. Sogar fr das russische Heer hatte Preußen die Tuche zu liefern. Beamtenstcmd. Mit groer Strenge wachte Friedrich Wilhelm der die Beamten. Sie follten treu ihre Pflicht erfllen und pnktliche Ordnung in allen Geschften beobachten. Der König reiste fleiig im Lande umher und lie sich der manches Bericht erstatten. Fand er einen Beamten nicht auf feinem Posten, so gab es derbe Strafe. Bekannt ist, wie er einst den Torschreiber zu Potsdam mit den Worten: Guten Morgen, Herr Torschreiber!" begrte und ihn dann in sehr fhlbarer Weise an feine Pflicht erinnerte. Auch duldete er nicht, da die Untertanen durch die Beamten belstigt oder nnge-rechte Anforderungen an sie gestellt wurden. Unehrliche Beamten lie er eiufperreu oder setzte sie ab. Auf diese Weise wurde Friedrich Wilhelm I. der Schpfer des pflichttreuen preuischen Beamtenstandes. Schule. der 2000 Schulen hat der König errichtet, in Ost-Preuen allein 1700. In den Schulen wollte er tchtige Lehrer haben; deshalb grndete er das erste Lehrerseminar. Zur Unter-sttznng der Schulen gab er ein groes Kapital her. Die Eltern muten ihre Kinder vom fnften bis zum zwlften Jahre zur Schule

6. Neuere Geschichte von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 101

1913 - Münster in Westf. : Schöningh
101 fuhr fremder Stoffe belegte er mit hohen Eingangszllen (Merkantilsystem). In Berlin legte er eine groe Weberei an, der alle inlndische Wolle verkauft werden mute. Offiziere und Beamte durften weder fr sich noch fr die Regimenter und Diener Tuche aus dem Auslande kommen lassen. der die Anfertigung der Stoffe gab der König genaue Vorschriften und lie strenge Aufsicht führen, damit die Fabrikanten niemand bervorteilten. Bald standen die preuischen Manufakturen (Tuchfabriken) in solcher Blte, da sie sogar nach dem Auslande einen bedeutenden Absatz hatten. Auch die Leinenweberei hob sich ganz erheblich. Den Handwerkern in Berlin gab der König dadurch reichen Verdienst, da er fr eine rege Bauttigkeit in der Stadt sorgte. Reichen Brgern und Beamten wies er Pltze und einen Teil des Bauholzes an, und dann hie es: Der Kerl hat Geld, mu bauen." Die Landwirtschafk. Den hartbedrckten Bauersleuten suchte der König eine menschenwrdige Behandlung zu verschaffen. Zur Erleichterung ihrer Lage hob er auf den Staats-gtern die Leibeigenschaft auf. Gern htte er auch die Bauern auf den adligen Gtern von der Leibeigenschaft befreit; er konnte dies jedoch bei dem Widerstand der Edelleute nicht durchsetzen. Den Gutsherrn untersagte er aber aufs strengste, die Bauern ohne Grund von Haus und Hof zu vertreiben oder sie mit Peitschenhieben oder Stockschlgen zur Arbeit zu treiben. Wer dem kniglichen Befehl nicht nachkam, wurde das erste Mal zu sechs-wchigem Karrenschieben in einer Festung verurteilt, das zweite Mal aber gehngt. Die kniglichen Gter (Domnen), die durch Ankauf so vermehrt waren, da sie ein Drittel des Staates ausmachten, lie Friedrich Wilhelm von tchtigen Pchtern verwalten und als Mu st erwirtschaften einrichten. Er sah persnlich nach, ob neue Wirtschaftsgebude hergestellt, gutes Vieh beschafft und die Felder ordentlich bearbeitet wrden. Sumpfige Gegenden an der Havel und Warthe wurden entwssert und zu Ackerland umgewan-delt, neue Feldfrchte angebaut, Obstbau und Viehzucht ver-bessert und die Seidenzucht eingefhrt. Der König regelte die Einfuhr von fremdem Getreide, und bei Miernten ffnete er die Magazine, um eine zu groe Preissteigerung zu verhten.

7. Von der Französischen Revolution bis zur Erneuerung des Deutschen Kaiserreiches - S. 51

1881 - Leipzig : Teubner
Moreau und Iourdan in Süddeutschland 1796. 51 Tyrol sich mit den in Deutschland kämpfenden Armeen vereinigen sollte. Die Österreicher hatten eine Armee am Niederrhein von 91 000 Mann unter dem jungen Erzherzog Karl, der sich in den vorigen Jahren als einen talentvollen Feldherrn gezeigt hatte; am Oberrhein stand der alte ehrenwerte Wurmser, ein tüchtiger Feldherr, mit 81 000 Mann. Als dieser bald nach der Eröffnung des Feldzugs mit 25 000 Mann nach Italien geschickt ward, trat an seine Stelle Latour, den Oberbefehl aber erhielt über beide Heere der Erzherzog Karl. Am 1. Juni 1796 drangen die Franzosen am Niederrhein vor, wurden aber bei Wetzlar geschlagen und mußten sich über den Rhein zurückziehen. Am 24. Juni überschritt Moreau den Rhein bei Straßburg, nahm Kehl und drang dann durch die Pässe des Schwarzwaldes in Würtemberg ein, woranfwürtemberg und Baden sowie der ganze schwäbische Kreis einen Waffenstillstand abschlössen. Um „Sicherheit von Personen und Eigentum" zu erlangen, zahlte Würtemberg eine Kontribution von 4 Millionen Livres, Baden 2 Millionen, die übrigen Stände des schwäbischen Kreises 12 Millionen, ungerechnet die ungeheuren Requisitionen an Lebensmitteln, Pferden, Kleidung u. f. w. Baden z. B. lieferte 1000 Pferde, 500 Ochsen, 25 000 Centner Getreide, 12 000 'Säcke Hafer, 5000 Centner Heu und 25 000 Paar Schuhe. Der schwäbische Kreis mußte 8000 Pferde, 5000 Ochsen, 150 000 Centner Brotfrüchte, 100 000 Säcke Haser, 150 000 Centner Heu und 100 000 Paar Schuhe liefern. Aber den versprochenen Schutz von Personen und Eigentum erlangte man doch nicht. Die Franzosen, welche den Völkern „Freiheit und Gleichheit" zu bringen vorgaben, „Krieg den Palästen und Frieden den Hütten," erlaubten sich von den Generalen herab bis zum Gemeinen die schändlichsten Räubereien und Gewaltthaten gegen Hohe wie Niedere. Unter Drohung von Mord und Brand nahmen sie alles, was nicht niet- und nagelfest war; wenn Kisten und Kasten geleert waren, zerschnitten sie wohl die Betten, streuten die Federn umher und schleppten die Überzüge mit. Den Frauen rissen 4*

8. Geschichte des Mittelalters - S. 124

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
124 Zur Erweiterung: Fürsten und Städte. ihren reisigen Knechten geleiteten; ober sie wrben Schnapphhne, Raub-ritter, die bert Bauer ausplnberten, den Kaufleuten im Busch auflauerten, sie berfielen (meberroarfen") und ihrer Gter, auch wohl eines Lsegeldes beraubten. Deutschland kam in den Ruf eines Ruberlanbes; man sagte: Reiten und Rauben ist keine Schande; das tun die Besten im Lande. lc. Die Gtbte erwarben Geschtz und brachen die Burgen; mit den Fürsten vereinbarten sie Lanbfriebensvertrge, gegen die sich die Ritter vergebens wehrten: als sich die ritterliche Schlegler-Brberschaft in Heinsheim einschlo, scho des Rauschebarts Enkel Eberharb der Milbe das Stbtchen in Branb und nahm die brei Könige zu Heimsen" gefangen. Gnabe gab es nicht fr den Raubritter: Galgen und Rab stanben immer bereit, nicht allein in Nrnberg. Die Bauern bten ebenso ingrimmige Rache wie die Stbte: Hngen ober Kpfen, das ist feine Sunde; wre das nicht, wir behielten nichts im Munde, sagten sie. Gern flchteten sie ihre bewegliche Habe vor Raubrittern und Stbtern auf die befestigten Kirchhfe; aber nicht immer fanben sie so krftige Hilfe wie bei Dffingen. Durch die Unruhen gerieten sie in Schulben; und weil die Kirche das Zinsnehmen verbot, lieh ihnen niemanb Gelb als die Iuben, die dann zu ihrer Sicherstellung hohe Zinsen verlangten. Da mute bertn mancher freie Bauer unter den altherkmmlichen Formen ein Hriger werben. Fortan fhrte er zwar eigene Wirtschaft und erhielt Wohnung, Kost und Kleibung; aber er war rechtsunmnbig: bei seinem Lehnsherrn, dem Gutsherrn ober Abt, ,,ging er zu Recht". Auch hatte er feinem Herrn etwa zwlf Frontage im Jahr zu arbeiten, eine Kopfsteuer und bei Heirat ober Tod eine Abgabe zu entrichten. Immerhin verfuhr bei Herr gewhnlich mtlbe: er gab seinen Hrigen gelegentlich ein Fest mit Sngern und Tanz; er bewirtete den Grunbholben", wenn er seine Abgaben ober Leistungen erlebigte; beim Tode des Mannes nahm er als Sterbefall" ober Besthaupt" nicht immer das wertvollste Haupt Vieh, sondern sein Knecht schritt wohl mit einem Stab in der Hand rckwrts in den Stall und bezeichnete barmt aufs Geratewohl das Tier, das der Herrschaft abzuliefern war. Der Hrige aber konnte frei werben, wenn er sich an der B e-fieblung des Ostens beteiligte. Id. Fr die zunehmenbe Bevlkerung waren keine Wlber mehr zu Rblingen vorhanben. Daher legte man weite Sumpfstrecken trocken und

9. Kurzer Abriss der badischen Geschichte - S. 44

1903 - Karlsruhe : Lang
— 44 — umfaßte mit seinen 29 lls Quadratmeilen noch nicht den neunten Teil davon, und die 1771 wieder vereinigten gesamten badischen Stammlande (65 Quadratmeilen) hatten nicht einmal ein Viertel der Ausdehnung des heutigen Großherzogtnmzx V. Aas Großherzogtum. 1. Großherzog Karl Friedrich (1806 — 1811). Nun galt es, den äußerlich hergestellten stattlichen Bau im Innern einzurichten und wohnlich zu machen. Karl Friedrich traf, unterstützt von tüchtigen Staatsmännern, umfassende Maßnahmen, um das Land neu zu ordnen und dem ganzen Volke die Segnungen seiner väterlichen Fürsorge angedeihen zu lassen. Er regelte das in den kriegerischen Zeiten stark zerrüttete Finanzwesen, verbesserte die Verwaltung und Rechtspflege, führte das neue französische Gesetzbuch Napoleons mit entsprechender Anpassung an die heimatlichen Verhältnisse als badisches Landrecht ein (1810), förderte auch weiterhin Kirchen und Schulen aufs kräftigste und bemühte sich eifrig, allen Bedürfnissen seines Volkes, namentlich in konfessioneller Hinsicht, Rechnung zu tragen. Die Aufhebung der überaus zahlreichen Klöster, die er in feinem Lande vornahm, hat ihm zwar manchen Verdruß von feiten feiner katholischen Untertanen bereitet; aber die klare Überzeugung davon, daß das Wohl des Staates diesen Schritt unbedingt forderte, ließ Karl Friedrich keinen Augenblick schwanken, und schließlich fand man sich auch auf der andern Seite mit den vollendeten Tatsachen ab, zumal sich die Nützlichkeit dieses Vorgehens in der Folgezeit hinreichend erwies und der Großherzog jedem seiner Untertanen volle Freiheit des Bekenntnisses ließ. Das Großherzogtum war anfangs in drei Provinzen, feit dem Jahr 1809 in zehn Kreise eingeteilt. Die friedliche Ausgestaltung der Dinge wurde mehrfach unterbrochen und gehindert durch die kriegerischen Ereignisse der sturmbewegten Zeit, in die auch Baden vielfach verwickelt wurde. Badische Truppen mußten unter französischen Fahnen hinausziehen, um Napoleons ehrgeizigen Absichten zu dienen. Sie kämpften 1806 und 1807 gegen Preußen und Rußland, 1808 bis 1813 im fernen Spanien, 1809 gegen Österreich. Nicht weniger als 8000 Mauu hatte Karl Friedrich vertragsmäßig zu den Truppen des Rheinbundes zu stellen; feit 1810 belief sich die militärische Macht Badens sogar ans 12000 Mann aller Waffengattungen. Derartige gewaltige Leistungen waren natürlich nur unter den schwersten Opfern an Gut und Blut möglich; und Napoleon forderte diese mit unerbittlicher Härte. An Stelle der früher üblichen Anwerbung der Soldaten gegen Handgeld war nach französischem Muster die Konskription eingeführt

10. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 110

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
110 nicht helfen wolle. Juppiter sagte: „Seid ihr edelgeboren?" Sie sagten: „ja!" Juppiter sagte: „Seid ihr denn auch Kipper?" „Nein", sagten sie, „den Bescheißern sind wir niemals günstig gewesen." Das Wort verdroß die andern Kipper, sagten: „Wir sind keine der Art; wenn wir das sind, so seid ihr so gut als wir. Ist es doch wahr, habt ihr doch lange Zeit mit uns gezogen, geritten und gerennet, ja ihr habt euch auch von den Juden bestellen lassen, in derselben Gesellschaft zu wachen, ihr Geld zu verwahren, den garstigen stinkenden Juden Diener und Trabanten zu sein." „So haben wir um unsern Lohn geritten", sagten die Edelleute. Eine Reihe von Zeitgenossen schildert, wie die Unterhändler anfangs in förmlicher Soldatenmontur mit roten oder blauen Binden um den Leib, den Degen an der Seite und die Feder auf dem Hute im Magdeburgischen und Halberstädtischen umherstreiften, wie man an grauen niedrigen Hüten mit einem langen Federbusch und breiten Bändern „die Kipper und Wipper" erkennen wollte, die auf der Schnellwage die leichtert gegen die schweren Stücke prüften und die, welche die Wagbalken niederkippten, zu ihren Kunststücken zur Seite wippten. Angesichts des Verschwindens des Silbers und der ungeheuren Ausdehnung der schlechten Ausmünzung war es natürlich, daß auch das Kupser über die gewöhnlichen Preise stieg. „In gegenwärtiger Zeit", sagt ein Zeitgenosse, „werden die Blasen, Kessel, Röhren, Rinnen und was von Kupfer ist, ausgehoben, in die Münze getragen und zu Gelde gemacht. Ein ehrlicher Mann darf sich nicht mehr getrauen, jemand zu beherbergen, denn er muß Sorge tragen, der Gast breche ihm des Nachts die Ofenblasen aus und liefe davon. Wo eine Kirche ein alt kupfern Taufbecken hatte, das mußte sofort der Münze zu und half ihm keine Heiligkeit, verkauften es, die darin getauft worden waren." In der That lohnte es sich, eine Ofenblase von Kupfer zu stehlen und in die Münze zu verkaufen, denn als 1622 einige Reichsstände aus Mangel an Silber Kupfergeld als Scheidemünze prägen ließen, konnte hierzu der Centner für 500 Gulden vermünzt werden, ja in der Stadt Kamenz ward damals der Centner zu 910 Thaler 4 Groschen 6 Pfennig ausgebracht! So war bei den geringeren Sorten von Silbergehalt gar keine Rede mehr; man hängte den roten Füchsen einen weißen Mantel um, d. h. man suchte durch Weinstein dem Kupfer auf einige Zeit den täuschenden Schein von Silber zu geben; aber bereits nach Verlauf von 8 Tagen verwandelten sie ihren glänzenden Silberblick in ein
   bis 10 von 378 weiter»  »»
378 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 378 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 107
1 89
2 234
3 101
4 191
5 2711
6 8
7 939
8 131
9 36
10 1615
11 109
12 262
13 18
14 124
15 23
16 1268
17 2
18 34
19 59
20 84
21 28
22 27
23 95
24 84
25 84
26 268
27 140
28 587
29 28
30 378
31 82
32 102
33 765
34 144
35 129
36 1015
37 4929
38 138
39 378
40 21
41 33
42 128
43 1367
44 8
45 365
46 372
47 216
48 230
49 9

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 17
1 88
2 6
3 130
4 543
5 36
6 49
7 45
8 61
9 169
10 71
11 161
12 85
13 25
14 14
15 32
16 280
17 1271
18 29
19 177
20 24
21 78
22 2
23 122
24 87
25 35
26 28
27 16
28 151
29 31
30 12
31 7
32 131
33 7
34 54
35 12
36 1693
37 79
38 249
39 446
40 249
41 177
42 523
43 62
44 149
45 641
46 101
47 13
48 21
49 13
50 6
51 18
52 70
53 32
54 1373
55 33
56 19
57 35
58 21
59 298
60 151
61 118
62 11
63 48
64 56
65 16
66 85
67 18
68 538
69 176
70 43
71 270
72 1329
73 185
74 47
75 137
76 213
77 342
78 39
79 151
80 22
81 4
82 113
83 32
84 142
85 44
86 64
87 489
88 13
89 8
90 18
91 135
92 1415
93 13
94 1772
95 45
96 26
97 20
98 299
99 5

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 22
1 43
2 20
3 136
4 10
5 875
6 7
7 409
8 15
9 77
10 44
11 34
12 75
13 21
14 2
15 16
16 21
17 39
18 55
19 194
20 4
21 61
22 51
23 2
24 25
25 29
26 52
27 14
28 5
29 41
30 106
31 20
32 1
33 454
34 4
35 197
36 9
37 13
38 19
39 1801
40 32
41 18
42 9
43 160
44 176
45 7
46 18
47 43
48 12
49 38
50 274
51 48
52 671
53 8
54 280
55 75
56 15
57 30
58 14
59 394
60 1886
61 127
62 297
63 30
64 40
65 587
66 21
67 121
68 13
69 14
70 18
71 160
72 18
73 47
74 8
75 43
76 42
77 13
78 212
79 21
80 239
81 408
82 52
83 2
84 4
85 21
86 39
87 25
88 18
89 3
90 2
91 88
92 41
93 39
94 18
95 4
96 11
97 69
98 91
99 229
100 249
101 6
102 62
103 85
104 5
105 31
106 72
107 9
108 5
109 5
110 92
111 136
112 111
113 38
114 181
115 18
116 51
117 13
118 7
119 22
120 2
121 137
122 66
123 105
124 42
125 28
126 34
127 53
128 17
129 187
130 19
131 84
132 10
133 94
134 4
135 23
136 214
137 6
138 4
139 2
140 96
141 35
142 142
143 112
144 34
145 657
146 21
147 36
148 33
149 11
150 31
151 243
152 64
153 10
154 322
155 1570
156 108
157 307
158 13
159 18
160 3
161 9
162 47
163 29
164 2
165 211
166 155
167 23
168 27
169 101
170 65
171 26
172 14
173 138
174 46
175 260
176 73
177 462
178 8
179 62
180 5
181 13
182 271
183 717
184 25
185 9
186 8
187 8
188 121
189 8
190 4
191 16
192 19
193 3
194 51
195 1
196 180
197 17
198 61
199 107