Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Die wendischen Götter. 3
deren Völkern slavischen Stammes weiter nach Westen bis an die Saale und Elbe gedrängt. Bald war das ganze Gebiet der Elbe, Oder, Weichsel, sowie das östliche Land weithin von Slaven eingenommen. An der Mittelelbe, von der Saale bis zur Havel hin, wohnten die Sorben, in der jetzigen Nieder-Lausitz die Lusizer; weiter nordöstlich an den Odermündungen die Leutizen, im jetzigen Mecklenburg die Obotriten; am Sndetengebirge aber bis hin zu den Karpathen die Belochrobaten oder weißen Chrobaten, welche das alte Krakau zum Hauptsitz hatten; am rechten Weichselufer die Masuren, am linken die Polen mit dem Hauptort Guesen; zwischen den Mündungen der Weichsel und der Oder die Pommern, jenseits der Weichselmündung bis zum Niemen die Prus sen oder Preußen, ein Mischvolk aus slavischeu, deutschen und lettischen Stämmen. Diejenigen unter diesen Völkern, welche von der Lausitz bis zur unteren Elbe, in der heutigen Mark Brandenburg und längs der Ostseeküste in Mecklenburg, Pommern und Preußen wohnten, die Sorben, Lusizer, Leutizen und Obotriten, wurden auch unter dem gemeinsamen Namen Wenden befaßt und so werden auch wir sie meistens kurzweg bezeichnen. Alle diese slavischen Stämme waren von starkem, gedrungenem, nicht sehr großem Körperbau, mit braungelber Haut, feurigem, duuklem Blick und braunem Haar.
Die wendischen Götter. Die Wenden waren so wenig, wie die Deutschen, an deren Stelle sie traten, zum Christenthum bekehrt, sondern noch in heidnischem Wahn befangen; sie glaubten, wie die übrigen Slaven, an einen höchsten Gott, den Schöpfer und Geber alles Guten, den weißen Gott, Belbog, Herrn aller übrigen Götter, welchen er die Leitung des Irdischen im Einzelnen überließ; ihm gegenüber Zeruebog, der schwarze Gott, der Schöpfer des Bösen in der Welt, wiederum mit seinen Untergöttern. Jener, der gute Gott, war der Herr des Lichts, Zeruebog dagegen der Gott der Finsterniß, vor welchem, als dem Quell alles Unheils, man sich mit Furcht und Zittern beugte. Die Untergötter wurden bei den einzelnen Völkerschaften unter verschiedenen Namen verehrt; als die bedeutendsten unter ihnen kennen wir den Gott des Donners P erun oder Perknns, und den Gott des Glücks und der Fruchtbarkeit, Swautewit, ferner Wodan, welcher in Walhalla thront und dort den int Kampfe Erschlagenen den Lohn ihrer Tapferkeit ertheilt, den dreiköpfigen Gott Triglaw und den guten ^ott Radegast, welchem in Rhetra (in Mecklenburg) ein großer Tempel gewidmet war, das größte Heiligthum der Obotriten. Dort feierten sie im Frieden große Feste, dort holten sie bei Kriegszügen die Feldzeichen ab, nach den Schlachten aber brachten sie auf Radegast's Altären eine Anzahl Kriegsgefangener als Opfer dar. Alle diese Götter wurden in rohen, unförmlichen Bildern dargestellt und ihre Verehrung geschah theils in heiligen Hainen, theils in Tempeln, mit Schnitzwerk und bunten Farben verziert, soweit es die geringe Kunstfertigkeit der Wenden zuließ. Die Erstlingsfrüchte von Acker und Vieh, sowie ein Theil der Kriegsbeute wurden den Göttern dargebracht, fremde Kaufleute und besonders Seefahrer mußten ihnen Zoll entrichten, und für die Orakel, welche die Priester in ihrem Namen ertheilten, wurden reiche Geschenke gespendet. Die Priester standen in hohem Ansehen; sie wurden als Weise und Seher betracht tet, ihre Bildung war jedoch nicht viel größer, als die des übrigen Volkes, die Schriftsprache selbst war ihnen völlia unbekannt.
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Die Wenden zerfielen in mehrere Hauptstmme. Die Wilzen und Lintizen, von den Deutschen gewhnlich Wenden genannt, wohnten zwischen Elbe. Oder und Ostsee und auf den Inseln Usedom, Wollin und Rgen; zu ihnen gehrten die H eveller an der Havel und die Redarier an der Peene. In Mecklenburg und Holstein wohnten die Obotriten und stlich von diesen die Ucker er. An der mittleren Elbe und Oder hatten die Lu sitzer und Daleminzier ihre Wohnsitze und zwischen Saale und Bober die Sorben.
2. Charakter und Beschftigung. Die Wenden waren von mittel-groem, krftigem Krperbau. Ihre braungelbe Hautfarbe, das dunkle Haar und die kleinen, feurigen Augen unterschieden sie wesentlich vou ihren deutschen Nachbarn. Sie waren nchtern und ehrlich, tapfer bis zur Tollkhnheit und gastfrei; Lge und Diebstahl haten sie.
Die Wendeu liebten die gemeinsamen An sied lnn gen in Niederungen; hier legten sie ihre ringfrmigen Drfer und Städte an und suchten sie gewhnlich durch Grben, Wlle und Burgen oder Garts (Stargard, Belgard) zu schirmen. In der Mitte der Anfiedlnng befand sich ein freier Platz (Ring). Ihre Wohnungen waren Block- oder Lehmhuser; Menfchen und Tiere wohnten unter demselben Dache.
Ackerbau, Viehzucht und Fischerei bildeten die Hauptbeschftigung dieses Volkes. In Blte stand bei den Wenden die Bienenzucht; aus dem Honig wuten sie ein berauschendes Getrnk herzustellen, das sie Met nannten. Ferner finden wir bei ihnen die Anfnge der Gewerbe; sie verstanden die Weberei und Tpferei, und aus Bronze und Eisen ver-fertigten sie ihre Waffen und mancherlei Gerte. An der Ostsee, z. B. in Danzig, in Vineta, das auf Wollttt oder Usedom gelegen war, und spter in Stettin entwickelte sich ein lebhafter Tauschhandel mit Bernstein und den Erzeugnissen des eigenen Landes; ihre Handelsstraen fhrten nach Pommern, Polen und Sachsen.
3, Religion. Ihre Religion war eine Vergtterung der Natur-krfte. Btelbog1) war der Gott des Guten und des Lichtes, Czernybog^) der Gott des Bsen und der Finsternis. Dem Kriegsgotte Radegast zu Ehren fanden feierliche Feste statt; der dreikpfige Gott Triglav wurde als Gott des Himmels, der Erde und der Unterwelt auf einem Berge bei Brandenburg ganz besonders verehrt. Hierhin strmte das Volk in groen Scharen, um sich ans dem Wiehern eines schwarzen Rofses weissagen zu lassen. In Tempeln und Hainen standen die hlichen Gtzenbilder, denen Frchte, Tiere und auch Menschen als Opfer
!) Bielbog = weier Gott. Czernybog schwarzer Gott.
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Mitte des 6. Jahrhunderts von Osten her die Wenden, ein slavischer Volksstamm. 600 Jahre sind die Wenden Herren unseres Landes gewesen.
2. Stämme. — Die mecklenburgischen Wenden teilten sich in 2 Hauptstämme, Obotriten und Leutizen (Liutizen). Erstere bewohnten den Osten, letztere den Westen des Landes. Die Grenze zwischen beiden begann am Fulgenbache bei Doberan, führte dann südlich über die Kühlung an die Warnow bei Eickhof und lief dann weiter längs der Mildenitz durch den Plauer See. Die Obotriten hatten zu Verbündeten: Die Polaben um den Ratzeburger See; die
Warnow er an der Eide und am Oberlauf der Warnow; die Smeldinger zwischen der unteren Elde, Sude und Elbe; die Linonen südlich der Elde bis zum Plauer See; die Müritzer um die Müritz. Freunde der Obotriten waren auch die Wagrier, welche das östliche Holstein, nach ihnen Wagrien genannt, bewohnten. — Die Leutizen oder Wilzen zerfielen in 4 Stämme: Die Keffiner zwischen Recknitz, Warnow und Nebel; die Eircipaner bis zur Peene; die Tollenser bis zur Tollense; die Redarier im heutigen Mecklenburg-Strelitz. Grenznachbarn der Tollenser und Redarier waren die Ranen, welche einen Teil von Pommern bewohnten. Ihr Hauptsitz war die Insel Rügen.
3. Religion. — Die Religion der Wenden war ein Gemisch von Natur- und Bilderdienst. Sie verehrten als Sitz ihrer Götter heilige Haine, Bäume, Quellen und Steine, oder beteten Götterbilder in Tempeln an. Die Hanptgötter der Wenden waren: Siwa, die Göttin des Lebens und der Fruchtbarkeit; ihr war der Kucknck heilig; die Stadt Schwaan (Sywan) hat von dieser Göttin ihren Namen. — Radegast, der Kriegsgott und Stammgott der Obotriten und Redarier; sein Tempel befand sich im Lande der Redarier zu Rethra. Die Lage von Rethra ist noch nicht mit völliger Sicherheit festgestellt; die größte Wahrscheinlichkeit spricht für die Fischer-insel bei Wustrow in der Tollense südlich von Neubrandenburg. Der Dienst des Radegast hatte seine Blütezeit im 10. und 11. Jahrhundert. — Svantevit, der Landesgott der Ranen. Sein wichtigster Tempel stand zu Arkona auf der Nordfpitze von Rügen. Das Bildnis des Götzen war riefengroß und hatte vier Köpfe, welche nach allen Himmelsgegenden gewendet waren, um die Herrschaft über die ganze Welt anzudeuten. In der rechten Hand hielt der Götze ein
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mit Metall verziertes und jährlich einmal mit Met gefülltes Horn, aus welchem der Priester weissagte. Auch wurde dem Svantevit ein weißes Roß gehalten, aus dessen Ge-bahren ebenfalls die Zukunft erforscht wurde. Nur der Priester durfte das Roß besteigen. Oft benutzte es Svantevit felber, um auf ihm zum nächtlichen Kampfe wider die Feinde seines Dienstes auszureiten. Am Morgen sand sich das Roß wieder im Stalle, aber vom nächtlichen Ritt mit Staub und Schmutz bedeckt. Dem Svantevit wurden Schase, Rinder, auch Menschen geopfert. Das Ansehen dieses Gottes war beim ganzen Wendenvolke ein großes; alle Stämme brachten ihm Opsergaben, viele einen regelmäßigen Zins, der sich zu einem großen Tempelschatze häufte.
4. Wirtschaftliches Leben. — Die Grundlage des wirt5 fchaftlichen Lebens der Wenden war der Ackerbau. Auf überwiegend leichtem Boden baute der Wende seine Haupt^ srucht, den Roggen. Zum Beackern des Bodens diente ein spitzes, gekrümmtes Holz, der Hakenpflug. Das Getreide wurde in Handmühlen gemahlen. Die Feldmark eines Dorfes wurde von sämtlichen Bewohnern gemeinschaftlich bewirtschaftet. Viehzucht wurde in geringerem, Waldbau in stärkerem Maße betrieben. Das Laubholz bildete damals den vorherrschenden Bestandteil unserer Wälder. Neben Buche (wendisch buk) und Eiche (dabu) wurde die Linde (lipa) wohlgepflegt. Sie war der Bienenzucht wegen der wendifche Lieblingsbaum. Als Nutzbäume wurden Apfel- (jablu) und Pflaumenbaum (sliya) geschätzt. Die großen, zusammenhängenden Waldgebiete begünstigten die Ausübung der Jagd, die zahllosen Seen und Teiche den Betrieb der Fischerei. Als Handelsvolk entwickelten die Wenden eine lebhafte Thätigkeit. Der Handelsverkehr erstreckte sich aber mehr nach dem Osten, durch Rußland bis nach Asien, als nach dem Westen. Rerik, wahrscheinlich an der Wismarschen Bucht gelegen, war die größte Handelsstadt im Gebiet der Obotriten. Hauptgegenstände des wendischen Handels waren Zeugstoffe, Salz, Fische und Sklaven.
5. Häusliches Leben. — Die auf leichtem Sandboden belegenen wendischen Ansiedlungen waren hufeisenförmig oder rund angelegt. Im Südwesten unseres Landes ist noch heute die wendische Dorsanlage vielfach erkennbar. Die Häuser wurden aus Flechtwerk mit Lehmbewurs ausgeführt und gewährten nur notdürftigen Schutz gegen Wind
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Beschaffenheit. Die Wenden waren von mittelgroßem, kräftigem Körperbau. Ihre braungelbe Hautfarbe, das dunkle Haar und die kleinen, feurigen Augen unterschieden sie wesentlich von ihren deutschen Nachbarn. Sie waren nüchtern und ehrlich, tapfer bis zur Tollkühnheit und gastfrei; Lüge und Diebstahl haßten sie.
Wohnungen. Die Wenden liebten die gemeinsamen Ansiedlungen in Niederungen; hier legten sie ihre ringförmigen Dörfer und Städte an und suchten sie durch Gräben, Wälle und Burgen oder Garts (Stargard, Belgard) zu schirmen. Ihre Wohnungen waren Block- oder Lehmhäuser; Menschen und Tiere wohnten unter demselben Dache.
Beschäftigung. Ackerbau, Viehzucht und Fischerei bildeten die Hauptbeschäftigung dieses Volkes. In Blüte stand bei den Wenden die Bienenzucht; aus dem Honig wußten sie ein berauschendes Getränk herzustellen, das sie Met nannten. Ferner finden wir bei ihnen die Anfänge der Gewerbe; sie verstanden die Weberei und Töpferei, und aus Bronze und^ Eisen verfertigten sie ihre Waffen und manche Geräte. An der Ostsee, z. B. in Danzig, in Wineta auf Wollin vder Usedom und später in Stettin entwickelte sich ein lebhafter Tauschhandel; ihre Hanbelsstraßen führten nach Pommern, Polen und Sachsen.
Religion. Ihre Religion war eine Vergötterung der Naturkräste. Ein höchstes Wesen fehlte ihnen. Bielbog war der Gott des Guten und des Lichtes, Czerny bog der Gott des Bösen und der Finsternis. Dem Kriegsgotte Rad eg äst zu Ehren wurden feierliche Feste begangen, und der dreiköpfige Gott Triglav wurde als Gott des Himmels, der Erde und der Unterwelt auf einem Berge bei Brandenburg ganz besonders verehrt. Hierhin strömte das Volk in großen Scharen, um sich aus dem Wiehern eines schwarzen Rosses weissagen zu lassen. — In Tempeln und Hainen standen die häßlichen Götzenbilder, denen Früchte, Tiere oder auch Menschen als
Opfer dargebracht wurden. — Die Priester genossen als Seher und
Vertraute der Götter großes Ansehen.
Staatliches. Der Vater war das Haupt der Familie; er hatte unumschränkte Herrschaft und bestimmte über Leben und Tod der Seinen. Die Frauen wurden nicht als die Gemahlinnen des Mannes, sondern als seine Sklavinnen betrachtet und behandelt. Starb der Mann, so mußte ihm nicht selten eine Frau durch den Tod auf dem Scheiterhaufen nachfolgen. Die lebensmüden Greife wurden auf ihren Wunsch von ihren Kindern getötet; denn man glaubte, nur auf einen gewaltsamen Tod folge ein glückliches Jenseits, und nur Tapfern und Gerechten würde ein Sitz bei den Göttern bereitet. Die Toten wurden
verbrannt; ihre Asche bewahrte man in Urnen auf. — Mehrere Familien wählten sich ein gemeinsames Oberhaupt, den Pan; an
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Niedersachsen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Inhalt: Zeit: Mittelalter
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
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er ihr Land betrat, seine Predigt nicht zu dulden. Als er daher nun mit seinen Gefährten die Insel erreichte und in der Nähe der Stadt seine Zelte aufschlug, drängten die Bewohner sich herzn, überhäuften ihn mit Schmähungen und drohten, ihn zu töten, wenn er nicht alsbald ihr Eiland verlasse. Vergebens war es, daß er bat, ihn nur einmal anzuhören, vergebens, daß er endlich mit dem Zorn Lothars, des gefürchteten Herzogs von Sachsen, drohte; unter den Steinwürfen und Geißelhieben der aufgeregten Menge mußte er feine Zelte abbrechen und er konnte froh fein, daß er mit feinen Begleitern nur das Leben rettete.
Otto war nicht der Mann, der sich durch einen Mißerfolg alsbald mutlos machen ließ. Er wandte sich jetzt geradeswegs nach Stettin, welche Stadt als Hauptstadt des Fürsten Wratislav und durch ihren bedeutenden Handel die wichtigste Stadt ganz Slaviens war. Die Handelsverbindungen der Stettiner hatten sie in vielfache Berührung mit ihren christlichen Nachbarn gebracht und es befanden sich schon vereinzelte Christen in der Stadt, die sich aber verborgen hallen mußten, weil Wratislav dem Christentum, als der Religion seiner Feinde, abgeneigt war. In Stettin war das Haupt* Heiligtum des Triglaff, des wendischen Gottes, der die Herrschaft über Himmel, Erde und Unterwelt hatte; in dem Tempel desselben, welcher ans einem erhöhten Platze inmitten der Stadt stand, wurde das dreiköpfige goldstrotzende Bild desselben verehrt, und in einem andern Tempel befand sich das heilige schwarze Triglaffpferd, aus dessen Huftritten die betrügerischen Priester die Zukunst weissagten. Der Fürst Wratislav befand sich zu der Zeit, als Bischof Otto in Stettin kam, nicht in der Stadt; er lag mit seiner Mannschaft im Felde gegen den Sachsenherzog, der herangezogen war, um im Falle der Not dem Bamberger, seinem Verbündeten, nahe zu sein. Anfangs schien Ottos Wirken in Stettin keinen bessern Erfolg zu haben als auf den Inseln; wenn die Bewohner der Stadt, aus Furcht vor der Rache Lothars, sich auch
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Nord - Donau - Laender.
Aovxioi, ytovroi, Aoyyoi, Ptol. 2, 11. Lutugt, Tab. Peut. '
Ein aus mehreren "V Ölkeyschaflen bestehendes gi’osses ger-
manisches Volk Sueuhclieii Stammes, welches das ehe-
malige Klein- und Grosspolen, von der Oder bis zur
Weichselkriimmung, und folglich auch den östl. Theil von
Schlesien bewohnte. Nach Adelung 5, 229. soll der Na-
me stammen von dem altdeutschen Worte Lug ,,Wald
oder Sumpf“ (im Schottischen Luc//, ein See), folglich
Tyald- oder Sumpfbeiuohner bedeuten. Unter Marbod
gehörten sie zum grossen Volksverein der Marcomanni,
Tacit. Ann. 2, 29. 30; unter dem K. Domitian bedräng-
ten sie ihre Nachbarn, die Quadi, Dio Cass. 67, 5; un-
ter dem K. Probus erschienen sie als ausgewandertes Volk
mit den Burgundiones am Rhein, und wurden von die-
sen geschlagen, Zosim. 1, 07. in der späteren Zeit ver-
schwindet ihr Name aus der Geschichte. Von den mei-
sten Schriftstellern werden folgende Völkerschaften dersel-
den genannt: die Burii, Bovooi, zwischen den Quellen
der Weichsel und Oder; sie sassen am südlichsten; nur
von Tacit. Germ. 43, die Arii, nördlich über den Vorigen,
ausgezeichnet durch ihre Wildheit, Tapferkeit, Kriegs-
führung bei Nachtzeit, schwarze Schilde und gemalte
Leiber; die Elysii, wahrscheinlich in dem Fiirstenthume
Oels, zwischen Breslau und Brieg; die Naharuali , am
Weichselufer zwischen den Fl. Kamiena und Bzura, um
den heiligen Hain der Gottheit Alcis (.Holzy, d. i. zweier
heldenmiithiger Jünglinge, Befreier ihres Volkes, nach lit—
thauischer Volkssage), welche die Römer für Castor und
Pollux erklärten ; nach Pt. 2, 11. die Diduni, Zhdovvoi, nördl.
über den Elysii, wahrscheinlich zwischen Liegnitz, Ka-
liseh und Sieradz; nach Tacit. und Ptol. a. a. O. die
Manimi oder Omani, zwischen der Oder und Weichsel,
indernähevonküstrin, Frankfurt und Bromberg; endlich
die Jaelvecones oder Aclvaeones , Alkovaiwvsg, nördlich über
den, zum Vandalischen Stamme gehörenden Burgundiones,
die sich, nach Tacitus Zeit, hier eingedrängt hatten ; sie
sassen im Norden der Netze. Vorz. St. Asancci, Aadyy.a,
(Alt-Saudeck am Fl Popper). Carrhodunum, Kag/joöovvov
(Zarnowiee, am Pilikafluss in Polen.) Leucaristus, Aev-
y.aqiaroq (bei Berun, an der Grenze von Schlesien). Lu-
gidunum, Aovyldovvov (Liegnitz in Schlesien). Budorgis,
Jjovdooylg, (wahrscheinlich Batibor in Schlesien). Heget-
malia, dlyrpyaxia (bei Oppeln an der Oder). Massilia
(Dorf Massel im Fürstenthum Oels, nach Kruse, ?) Li~
miosaleum, ylipioaufoov (bei Crossen an der Oder). Bu-
dorig um, Jujvsoniyov (unbekannt). Arsonium, Agaoviov
(Osiakow in der Woiwodschaft Kaiisch). Calisia, Kuhaia
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4 Vorgeschichte der Mark Brandenburg.
Das sagenreiche Jumne am Ausflu der Oder (auch Jomsbnrg, Julin, .Vineta^genannt) war ihr groer nach seiner Zerstrung
durch'e Dnen im 12. Jahrhundert wird Stettin als bedeutendster Handelsplatz erwhnt. Ursprnglich kannten die Slawen keinen Stndeunterschied; sie saen vielmehr in kleinen Dorf- und Stadt-. gemeinden') unter gewhlten ltesten. Aber der Kampf gegen die Deutschen und das Christentum zwang sie zu greren Vereinigungen und zur Wahl von Fürsten oder Herzgen, welche dann weit herrischer als bei den deutschen Stmmen auftraten. Ihre Religion bestand in der Verehrung der Naturkrfte, namentlich des Lichts und des Feuers; und wie durch dieses die Welt einerseits erleuchtet und ernannt andrerseits verheert und zerstrt wird, so faten sie auch die oberste Gottheit teils als gut, teils als bse auf2). Aus dieser Hauptgottheit leiteten sie dann viele andere Götter ab, so den Perknn, den Herrscher des Weltalls, den Radi gast, der besonders in Rhetra (in Mecklenburg) als Kriegsgott verehrt wurde, und den Swantewrt, den Allgtigen Mowwissenden, der zu Arkoua auf Rgen einen berhmten Tempel hatte; ein hohes Ansehen geno end-lich auch der dreikpfige ^Trialaw. dessen Tempel zu Stettin und Brandenburg als sehr kostbar beschrieben werden. Den Groll ^der Götter, die man zum Zeichen ihrer bermenschlichen Kraft in riefen-haster Gestalt und mit mehreren Gliedmaen ausgestattet darstellte, suchte man durch Tier- und Menschenopfer zu shnen; Zeichen-deuterei und Sehergabe verliehen dem Priesterstande ein bedeutendes Ansehn.
Jjl Die Kmpfe der Deutschen mit den Slawen. ["Die Karolinger Hjajbbic Slawen.) Die Slawenstmme mgen sich sehr bald mit den deutschen Nachbarn in Kmpfe eingelassen haben; sichere Nach-richten der dieselben haben wir aber erst seit Karl dem Groen, der nach Unterwerfung der Sachsen (772804)^ sowohl die Wilzen als auch die Sorben tributpflichtig machte und gegen sie Markgrafschaften errichtete. Eine solche Mark befand sich in steter Kriegsbereitschaft und wurde an militrisch geeigneten Stellen mit Burgen besetzt, aus denen spter Städte *. B. Magdeburg. Halle und Erfurt her-vorgingen. Unter schwachen Nachfolgens,"welche nicht einmal im
0 Fast smtliche Städte der Mark sind von den Slawen angelegt, wie schon die Namen beweisen; auch die grere Zahl der Drfer rhrt von ihnen her.
2) Der gute Gott ist Belbog d.i. eigentl. weier Gott, der bse Gott ist Czernybog [tftjjernibog] "Ftt schwarzer Gott.
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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bewohnten mehr den Westen, letztere den Osten des Landes. Die Lentizen zerfielen wieder in vier Stämme: die Kessin er zwischen Rostock und Ribnitz, die Circipaner um die Peene, die Tollenser zwischen der Peene und Tollense, die Redarier im heutigen Mecklenbnrg-Strelitz.
Die Cbotriten hatten zu Verbündeten: die Po laben um den Ratzeburger See, die Warnen an der Elbe und dem Oberlauf der Warnow: die Smeldinger zwischen der unteren Elde, Sude und Elbe; die Linons» südlich der Elde bis zum Plauer-See, die Müntzer mit die Müritz. Freunde der Obotriten waren auch die Wagrier, welche das östliche Holstein, nach ihnen Wagrien genannt, bewohnten.
3. Die Religion der Wenden war ein Gemisch von Natur- und Bilderdienst. Die Wenden verehrten als Sitz ihrer Götter heilige Haine, Bäume, Quellen und Steine, oder beteten Götterbilder in Tempeln an. Die Hauptgötter der Wenden waren: Siwa, die Göttin des Lebens und der Fruchtbarkeit; ihr war der Kuckuck heilig; die Stadt Schwaau (Sywan) hat von dieser Göttin ihren Namen. — Rat) eg äst, der Kriegsgott und Stammgott der Obotriten und Redarier; sein Tempel befand sich im Lande der Redarier zu Rethre, dessen Lage man bei Wustrow in der Tollense südlich von Neubrandenburg vermutet. Dem Radegast wurde ein weißes Pferd gehalten, nach dessen Schritten die Priester weissagten. — Svantevit. Er war der Landesgott der Ranen, welche Vorpommern und die Insel Rügen bewohnten. Sein wichtigster Tempel stand zu Arkoua auf der Nordspitze von Rügen. Das Bildnis des Gottes war riesengroß und hatte vier Köpfe, welche nach allen Himmelsgegenden gewendet waren, um die Herrschaft über die ganze Welt anzudeuten. Dem Svantevit wurden Schafe, Rinder, auch Menschen geopfert.
4. Beschäftigung. — Die Wenden trieben Ackerbau, Jagd, Fischfang und Handel. Zum Beackern des Bodens diente ein spitzes, gekrümmtes Holz, der Hakenpflug. Als Hauptfrucht wnrde Roggen gebaut. Die Feldmark eines Dorfes wurde von sämtlichen Bewohnern gemeinschaftlich bewirtschaftet. Sehr beliebt war die Handelstätigkeit des Wendenvolkes. Sie erstreckte sich aber mehr nach dein Osten, durch Rußland bis nach Asien, als nach dem Westen. Hauptgegenstände des Handels waren Zeugstosfe, Salz, Fische und Sklaven. Lange Zeit sind die Wenden auch gefürchtete Seeräuber gewesen.
5. Wohnung. — Fast alle wendischen Ansiedlungen lagen auf leichtem Sandboden. Die wendischen Dörfer waren hufeisenförmig oder rund angelegt. Im Südwesten unseres Landes ist noch heute die wendische Dorfanlage erkennbar. Die Häuser wurden aus Flechtwerk mit Lehmbewurf aufgeführt und gewährten nur notdürftigen- Schutz gegen Wind und Wetter.
6. Kleidung. — Seine Kleidung verfertigte sich der Wende selbst. Er trug ein Untergewand aus Leinwand lind ein wollenes Obergewand. Den Kopf bedeckte ein kleiner, runder Hut. Das Haar war stets gescheitelt. Schuhe und Stiefel wurden beständig getragen; denn barfuß zu gehen galt als Zeichen größter Armut.
7. Zierat. — Ein allgemein getragenes Zierstück waren die Schläfen -ringe. Dies waren Ringe aus Bronzedraht, an einem Ende stumpf, am anderen Ende zu einer Öse zurückgebogen. Sie wurden au einem Riemen, der durch die Ose gezogen war, befestigt und am Kopfe getragen.
8. Sitten. — Bei den Wenden herrschte Vielweiberei. Die Knaben wurden von den Eltern sehr bevorzugt, die Müdcheu häufig übel behandelt.
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Adam von Bremen: Die Wohnsitze der Slawen.
durch unbegrenzte Rume erweitert, bis nach Bayern. Ungarn und Griechen-land reicht.
Der Völker der Slawen sind viele. Unter ihnen finden wir im Osten zuerst die an die berelbischen Sachsen grenzenden Wagrier, deren Stadt das am Meere liegende Aldinburg (Oldenburg bei Eutin) ist. Dann folgen die Obotriten; ihre Stadt heit Mecklenburg (jetzt ein Dorf bei Wismar). Dann wohnen nach uns zu die Polabinger, deren Stadt Razispurg (Ratze-brg) heit. der sie hinaus wohnen die Lingonen und die Warnaben (genannt nach dem Flusse Warnow). Weiterhin sitzen die Chizzinen und Circipanen mit der Stadt Demmin. Sie werden durch die Peene von den Tholosanten (um den Flu und See Tollense) und Retherern (um das heutige Strelitz und Stargard) getrennt. Diese vier Völker nennt man wegen ihrer Tapferkeit Wilzen oder Leutizen (Lutizen). Noch andere Slawen-stamme gibt es, welche zwischen der Elbe und der Oder wohnen, wie die Heveller an der Havel, die Doxanen an der Dosse ihre Stadt heit Witt-stock , die Leubuzzen an der Oder, wo die Stadt Lebus liegt, die Wilinen und Stoderanen (im Havelland) und viele andere.
Unter ihnen sind die mchtigsten die in der Mitte wohnenden Retharier. Ihre Stadt ist das aller Welt bekannte Rethta,1 der Sitz des Gtzendienstes, wo den Dmonen ein groer Tempel erbaut ist. Ihr vornehmster (Dmon) ist Radigast. Sein Bild ist von Gold, sein Lager von Purpur gefertigt. Die Stadt selbst hat neun Tore und ist ringsum von einem tiefen See umgeben. der diesen fhrt eine hlzerne Brcke, die jedoch nur denen zu betreten gestattet ist, die opfern oder Orakelsprche einholen wollen.
der die Leutizen hinaus, die mit einem anderen Namen Wilzen genannt werden, tritt uns die Oder entgegen, der reichste Strom des ganzen Slawen-landes. An der Mndung desselben, da wo er die skythischen Gewsser berhrt, bietet die sehr angesehene Stadt Jumne^ den Barbaren und Griechen, die ringsum wohnen, einen vielbesuchten Standort dar. Weil nun zum Preise dieser Stadt groe und fast unglaubliche Dinge vorgebracht werben, so halte ich es fr ntzlich, hier einiges, das Erwhnung verdient, ein-zuschalten. Es ist wirklich die grte von allen Stdten, die Europa ein-schliet. In ihr wohnen Slawen und andere Nationen, Griechen und-Barbaren. Denn auch den dort ankommenden Sachsen ist unter gleichem Rechte mit den brigen zusammenzuwohnen gestattet, freilich nur. wenn
1 der die Lage der Stadt gehen die Ansichten auseinander, vielleicht lag der Orb bei Neustrelitz.
2 Der Name dieser Stadt wird von den Abschreibern Adams als Jume, Jumne oder Jumneta wiedergegeben. Durch falsche Lesart ist daraus Vineta entstanden. Es ist Juliu oder Wollin auf der Insel Wollin. Die Stadt blhte besonders im 10. und 11. Jahrhundert und wurde 1184 von den Dnen zerstrt. Die Untersuchungen der diese Frage sind in den Baltischen Studien" (Neue Folge Ii, S. 65134) enthalten.
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