Die deutsche Revolution 1848 — 1849.
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durch Personalunion verbunden; der dänische König war also zugleich Herzog von Schleswig - Holstein. Aber die Herzogtümer hatten ihre eigene Verfassung und Verwaltung; nach altem Rechte ferner waren sie untrennbar miteinander verbunden, „ up ewig ungedeelt"; auch galt in Dänemark die weibliche, in Schleswig - Holstein die männliche Erbfolge. Nun stand das Aussterben des dänischen Königshauses bevor; die Dänen wünschten den drohenden Verlust der Herzogtümer zu verhindern und wenigstens Schleswig ihrem Staate einzuverleiben. Darüber entstand nicht nur in den bedrohten Ländern, sondern in ganz Deutschland die stärkste Erregung, die wieder in der allgemeinen Verbreitung eines Liedes, des Liedes „Schleswig-Holstein meerumschlungen", Ausdruck fand. Als zu Anfang 1848 König Friedrich Vii. von Dänemark wirklich die Einverlei-bung Schleswigs in Dänemark anordnete, fielen die Herzogtümer Erhebung, a b. Preußische Truppen kamen ihnen bald zu Hilfe.
So wurden die nationalen, auf Einigung der Nation gerichteten Bestrebungen immer stärker; sie waren innig verbunden mit den konstitutionellen, auf Schaffung von Verfassungen gerichteten Bestrebungen. Man forderte, daß nicht nur in den Einzelstaaten Volksvertretungen geschaffen würden, sondern auch, daß ein allgemeindeutsches Parlament dem Bundestag zur Seite träte.
Mitten in dieser Erregung kam die Kunde von der französischen Februarrevolution. Louis Philipp, der nie hatte beliebt werden revoiution. können, war durch einen Straßenaufstand gestürzt worden und hatte sich, wie einst Karl X., nach England begeben. Frankreich wurde eine R e -publik.
§ 231. Die Märzrevolution. Die Nachricht von dem Sturze Louis Philipps machte in Deutschland allenthalben den stärksten Eindruck und rief eine stürmische Erregung hervor. Überall wurden Volksversammlungen abgehalten, Volksaufläufe fanden statt, und nirgend fühlten sich die Regierungen stark genug, um der Bewegung Widerstand zu leisten. In den meisten Mittel- und Kleinstaaten wurden die bisherigen Ministerien gestürzt, und neue, liberale Regierungen, die sogenannten „Märzministerien", traten an ihre Stelle. In München führte die Bewegung sogar dazu, daß König Ludwig I. die Regierung niederlegte; ihm folgte Maximilian Ii.
Von der größten Bedeutung aber war es, daß auch in Wien und Berlin Aufstände ausbrachen. In Österreich war im Jahre 1835 auf Kaiser
Die deutsche Revolution. 1848—1849.
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88. Die Perlfischerei in Bayern.
achtungen und Versuche anstellen zu können; allein die empfindlichen Tiere gingen in dem für sie zu kalkreichen Wasser der Würm bald alle zu Grunde. Dagegen haben sich die von Karl Theodor gleichzeitig in einige Bäche bei Heidelberg im Gebiet des kalkarmen Buntsandsteins eingesetzten Tiere bis heute erhalten.
Hernach geriet die Perlfischerei durch eine Reihe von Fehlern und verkehrten Maßregeln immer weiter in Verfall. Man ernannte zu Perlinspektoren statt ortskundiger Fischer und Forstleute Münchener Goldschmiede, die hohe Reisespesen verrechneten und vielleicht mehr auf ihr eigenes Geschäft bedacht waren als auf den Vorteil des Hofes, so daß fortwährend die Ausgaben größer waren als die Einnahmen. Endlich wurde in den unruhigen Zeiten Napoleons durch fortwährende Truppendurchzüge die Ordnung in diesen Gegenden vielfach gestört und die Perlfischerei hörte ganz aus.
Begreiflicherweise erlosch damit auch das Interesse für diese Tiere, und wenn auch unter der Regierung der Könige Ludwig I. und Maximilian Ii. wieder ein erfreulicher Aufschwung eintrat, so hatte er doch keine lange Dauer. Schließlich wurde der Regiebetrieb im bayerischen und ehemals passanischen Gebiete ausgegeben und von 1866 ab sogar eine Anzahl niederbayerischer Bäche samt den Perlenrechten au Private verkauft. Nun riß seitens der Berechtigten sowohl wie von Unberechtigten eine heillose Ausbeutung der Bäche ein. Wagenladungsweise führte man die Schalen in gewiffe sächsische Fabriken, welche sie abschliffen um Geldtäschchen und andere Galanteriewaren daraus herzustellen. Um daher den noch vorhandenen Beständen einen gewissen Rechtsschutz zu gewähren erließen von 1886 ab die Regierungen von Niederbayern und der Oberpsalz Verordnungen, welche heute noch zu Recht bestehen. Neuerdings hat sich auch die bayerische Staatsregierung in dankenswertester Weise entschlossen zur Wiedererhebung und Erhaltung der Perlfischerei int Bayerischen Walde einen alljährlichen Zuschuß zu leisten. Zunächst wurde bei Regen ein Musterbach eingerichtet, aus welchem in der Folgezeit die nächst-liegenden Bäche neu bevölkert werden sollen; nach und nach sollen auch in anderen Bezirken solche Musterbüche entstehen um von ihnen aus allmählich alle die ausgeraubten Perlenbäche wieder zu besetzen. Dieser Musterbach wird auch zugleich als Versuchsbach benutzt; denn die Lebensvorgänge des Tieres wie auch die Perlbildung selbst sind noch nicht nach allen Richtungen erforscht.
Ohne Unterbrechung erhalten haben sich die Fifchereien der früheren Markgrafschaft Bayreuth. Schon Konrad Celtes erwähnt um 1502 die Perlen des Main, später werden noch Regnitz, Göstrabach, Selbitz und Lamitz genannt, weiterhin der Grünanbach, die Ölschnitz und Schwesuitz und der Lübitzer Bach bei Gesrees. In diesen Gewässern, in den Rentämtern Hof, Marktschorngast und Selb, wird die Perlfischerei in Regie heute noch unter der Leitung der Forstbehörden betrieben. Die gefundenen Perlen gelangen zunächst
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und Rosheim. Schletistadt hielt sich einen Monat lang, mußte dann aber auch kapitulieren. Kaysersberg, Türkheim, Rufach, Münster ergaben sich ohne Widerstand, auch Colmar mußte seine Thore öffnen. Weder der Tod Gustav Adolfs, welcher siegreich bei Lützen fiel, noch der Abgang Horns, der eine andere Heeresleitung übernahm, hemmten die Eroberungen der Schweden. Unter der Führung des Rheingrafen bemächtigten sie sich der Städte Thauu, Altkirch, Seuuheim, Psirt. Im Sundgau fanden aber die Schweden einen schrecklichen Gegner in den Bauern. Ein greuelvoller Kampf entstand. Die Felder blieben unbebaut, zum Hunger gesellte sich noch eine verheerende Krankheit. In der That, die Zeit der Schwedenherrschaft war die unglücklichste des Oberelsasses. — Im Jahre 1634 erlitt die Macht der Schweden einen gewaltigen Stoß. Ihr Heer war bei Nördlingen völlig geschlagen worden, ihr Anführer Horn selbst gefangen. Infolgedessen breiteten sich die Österreicher wieder mehr aus. Im Sommer rückten sie unter dem Grafen Salm gegen Ingweiler, Buchsweiler und Neuweiler. Die Schweden waren nicht stark genug, die Plätze zu halten. Deshalb wandten sich die Bewohner um Hülfe an Frankreich, welches sie ihnen auch in vollem Maße gewährte. Aber auch die Österreicher riefen die Unterstützung Frankreichs an. Als Graf Salm vom Rheingrafen geschlagen war, zog er sich auf die Feste Hohbarr zurück und trat mit den Franzosen in Unterhandlung. Schon glaubte der Rheingraf das Schloß in seinen Händen, als ein französischer Oberst hervortrat und erklärte, es gehöre der Krone von Frankreich. Ebenso kamen Hagenau und Reichshofen, später auch Colmar und Schlettstadt in die Gewalt der Franzosen. Sie gewannen immer größere Macht in dem Lande, nach dem sie schon seit Jahrhunderten stets ihre Blicke geworfen hatten.
3. Bernhard von Weimar.
Schon im Laufe des Jahres 1636 hatte sich Herzog Bernhard von Weimar zum Herrn eines Teiles des Elsasses gemacht, war aber gezwungen, wieder über den Rhein zurück zu marschieren. Im Sommer 1637 kam er mit einem Heere von 18000 Mann, das er mit französischem Gelde geworben hatte, abermals ins Land. Sein Plan war, am Oberrhein ein sächsisches, evangelisches
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Extrahierte Ortsnamen: Rosheim Kaysersberg Türkheim Colmar Schweden Seuuheim Schweden Schweden Neuweiler Frankreich Frankreichs Rheingraf Frankreich Hagenau Colmar Elsasses Rhein
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suchte; der von ihm gechtete preuische Minister Stein, der sich als Alexanders Ratgeber in Petersburg befand, bewog den russischen Kaiser, den Friedensantrag abzulehnen. Unter diesen russischerseits absichtlich verzgerten fruchtlosen Verhandlungen war es bereits Sptherbst geworden, als Napoleon endlich mit seinem Heere den Rckmarsch antrat. Es war ein beispiellos-verlustreicher, grauenvoller Rckzug. Der Weg fhrte weithin durch un-wirtbare Landstriche, die, durch den Krieg vllig verdet, keine Lebensmittel darboten. Als nun bald der nordische Winter einfiel, lag vor dem Unglck-lichen Heere nur eine unermeliche Schneewste. Kein Dorf, keine Feuersttte soweit das Auge reichte. Menschen, Pferde, Wagen blieben im Schnee stecken; Hunger und Frost forderten Tag fr Tag zahlreiche Opfer. Dazu ringsum die schwrmenden Kosaken, die den erschpften Feinden keine Ruhe gnnten; in den Wldern die Angriffe der ergrimmten Bauern. Bei dem bergang der die Beresina (26. November) erreichte das Elend seinen Gipfel. Napoleon lie zwei Brcken der diesen Flu schlagen, und die Truppen be-gannen hinber zu rcken. Aber pltzlich erschienen die Russen und feuerten Schu auf Schu in die dichten Haufen. Da entstand eine unbeschreibliche Verwirrung. Alles stie und drngte, um sich der die Brcken zu retten; viele wurden in dem grausen Gewirr zerdrckt und zertreten, von den Rdern der Wagen zermalmt, in den brausenden Eisstrom hinabgestrzt. Endlich brachen die Brcken zusammen; Tausende versanken in den Fluten, und alle, die noch am andern Ufer waren, wurden gefangen. Napoleon, der jetzt sein Heer verloren sah, eilte aus einem Schlitten von dannen, um in Paris neue Rstungen zu betreiben. Von da an schwand alle Zucht und Ordnung; in regellosen Haufen schleppten sich die Trmmer des stolzen Heeres dahin, wankende, hohlwangige Jammergestalten, viele blind und taub vor Klte, mit wlfischer Gier an jedem Aase nagend, waffenlos, in abenteuerlicher Ver-mummung. (So hat sie Gott geschlagen mit Ro und Mann und Wagen.") Kaum der zwanzigste Teil derer, die ausgezogen waren, kehrte wieder; Na-poleon selbst mute in seinem Kriegsbericht (dem neunundzwanzigsten Bulletin)-verknden, die groe Armee s vernichtet.
Ier Befreiungskrieg 18131814. Preuens Erhebung.
1. Der Ausruf des Knigs von Preußen. Die Kunde von dem Unter-gange, den Napoleons Heer in Rußland gefunden, bewegte ganz Europa. Fr die unterdrckten Völker schien jetzt die Stunde gekommen, das lastende Joch der Fremdherrschaft abzuwerfen. Vornehmlich in dem von Napoleon aufs hrteste mihandelten Preuenvolke durchglhte das Verlangen nach Befreiung des Vaterlandes alle Herzen. Als nun der General Bork, dev
96. (156.)
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trat. Es war ein beispiellos verlustreicher, grauenvoller Rckzug. Der Weg shrte weithin durch nuwirtbare Landstriche, die, durch den Krieg vllig verdet, keine Lebensmittel darboten. Und als nun bald der nordische Winter einfiel, lag vor dem unglcklichen Heere nur eine unermeliche Schneewste. Kein Dorf, keine Feuerstatt, soweit das Auge reichte. Menschen, Pferde, Wagen blieben im Schnee stecken; Hunger und Frost forderten Tag fr Tag zahlreiche Opfer. Dazu ringsum die schwrmenden Kosaken, die den erschpften Feinden keine Ruhe gnnten. Bei dem bergang der dieberesina (26. November) erreichte das Elend seinen Gipfel. Napoleon lie zwei Brcken der diesen Flu schlagen, und die Truppen begannen hinber zu rcken. Aber pltzlich erschienen die Russen und feuerten Schu auf Schu in die dichten Haufen. Da entstand eine unbeschreibliche Verwirrung. Alles stie und drngte, um sich der die Brcken zu retten; viele wurden in dem grausen Gewirr zerdrckt und zertreten, von den Rdern der Wagen zermalmt, in den brausenden Eisstrom hinab-gestrzt. Endlich brachen die Brcken zusammen; tausende versanken in den Fluten, und alle, die noch am andern Ufer waren, wurden ge-fangen. Napoleon, der jetzt sein Heer verloren sah, eilte auf einem Schlitten von donnert, um in Paris neue Rstungen zu betreiben. Von da au schwand alle Zucht und Ordnung, in regellosen Haufen schleppten sich die armen Trmmer des stolzen Heeres dahin -wankende, hohlwangige Jammergestalten, viele blind und taub vor Klte, mit wlfischer Gier an jedem Aase nagend, waffenlos, in aben-tenerlicher Vermummung. (So hat sie Gott geschlagen mit Ro und Mann und Wagen.") Kaum der zwanzigste Teil derer, die ausgezogen waren, kehrte wieder: Napoleon selbst mute in seinem letzten Kriegs-bericht (dem neunundzwanzigsten Bulletin) verknden, die groe Armee sei vernichtet.
149.
Me Befreiungskriege 18131815. Preuens Erhebung.
1. Der Aufruf des Knigs von Preußen. Die Kunde von dem Untergange, den Napolons Heer in Rußland gesunden, bewegte ganz Europa. Fr die unterdrckten Völker schien die Stunde gekommen, das lastende Joch der Fremdherrschaft abzuwerfen. Vornehmlich in dem von Napoleon aufs hrteste mihandelten Preuenvolke durch-glhte das Verlangen nach Befreiung des Vaterlandes alle Herzen. Und als nun der General Nork, der Befehlshaber des preuischen
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon
§ 30. Der Peloponnesische Krieg 431—404. 51
vermählte. (Ein dunkler Schatten jener Zeit war es endlich, daß mehr als zwei Drittel der athenischen Bevölkerung zwar mild behandelte, doch rechtlose Sklaven waren.
Vierter Seitraum.
Die inneren Kämpfe der Griechen 451—538 v. Chr.
§ 30. Der Peloponnesische Krieg 431—404.
1. Entstehung des Krieges. Die Glanzzeit Rthens war nur von kurzer Dauer. (Ein langer, verlustreicher Krieg mit Sparta, der Peloponnesische Krieg, stürzte Rthen von seiner höhe herab. Die wichtigste Ursache dieses Bürgerkrieges war Spartas (Eifersucht auf das schnelle Ursache Wachstum der athenischen Macht, durch die es von der Vorherrschaft in Griechenland zurückgedrängt war. Den Rnlaß zum Rusbruch des ama& Krieges gab ein Streit zwischen Korinth und Korzqra. Korzyra
bat Rthen um Hilfe, Korinth die Spartaner samt ihren peloponnesischen Bundesgenossen.
2. Oie ersten zehn Uriegsjahre. Rthen hatte die größere stmthräfte Flotte, die peloponnesier das stärkere Landheer. Deshalb warnte perikles die Rthener vor größeren Feldschlachten. Den Rnfang des Krieges bildeten gegenseitige Verheerungszüge. Rls die Spar-Degens-mg-taner in Rttika einfielen, wurden die attischen Landleute, so gut es ging,
hinter den Mauern Rthens untergebracht; die athenische Flotte dagegen 3üge bedrängte die Küsten des Peloponnes. Da wurde im zweiten Kriegsjahre vorn Grient her eine furchtbare Pest in Rthen eingeschleppt. Sie tratpcftinanen zuerst im Piräus auf, drang aber bald in die von Menschen überfüllte Stadt ein und forderte zahllose Gpfer. Die Kunst der Ärzte war vergebens. Verzweiflung ergriff das Volk; die Gottesfurcht schwand, Gesetzlosigkeit und wilde Genußsucht brachen ein. Man machte Perikles für das Unglück Peri&ies-verantwortlich und verurteilte ihn zu einer Geldstrafe. Rber bald darauf <En5e 429 wählte man ihn als den tüchtigsten Staatsmann aufs neue zum Feldherrn und übergab ihm die Leitung aller Geschäfte. Jedoch im Jahre 429 starb auch Perikles an der Pest. Hach dem Tode des großen Führers leitete der leidenschaftliche Kleott die bewegliche athenische Volksmenge. Mit «ieon wechselndem (Erfolge wurde noch jahrelang gekämpft. (Erst als sowohl Kleon wie auch der beste spartanische Feldherr in derselben Schlacht gefallen waren, wurde Friede geschlossen.
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hängnis mutz erfüllt werden," rief er siegesstolz aus, als die „große Armee" den russischen Boden betrat. Nach einigen siegreichen Kämpfen stand das französische Heer vor der russischen Hauptstadt Moskau. (Einen prachtvollen Anblick gewährte die gewaltige Stadt mit ihren dreihundert Kirchen, deren vergoldete Kuppeln im Sonnenglanze leuchteten, mit ihren zahllosen Palästen, unter denen der Kreml, die alte Kaiserburg, mächtig emporstieg. „Moskau, Moskau!" jubelten die Soldaten, die hier nach den Anstrengungen und (Entbehrungen des ungeheuern Marsches Buhe und Überfluß zu finden hofften. Stolz schaute Napoleon auf die wehrlose Hauptstadt. Mit ihr schien ganz Rußland zu seinen Füßen zu liegen; im Kreml gedachte er dem besiegten Feinde einen demütigenden Frieden vorzuschreiben.
2. Der Branb von Moskau. Rber es kam ganz anders. Ris die Franzosen in die Stadt einrückten, herrschte dumpfe Stille in allen Straßen. Die Häuser waren geschlossen, die Einwohner geflohen, die Vorräte weggeschafft. Kaum war es Nacht geworden, da züngelten an mehreren Stellen zugleich die Flammen zum Himmel empor, vergebens suchte man den Brand zu loschen: ein heftiger wind fuhr hinein, fachte ihn immer stärker an, und bald wogte über der ganzen ausgedehnten Hauptstadt ein qualmendes Feuermeer. Entsetzen ergriff die Krieger Napoleons, mit (Brausen starrte er selbst in die hoch auflodernden Flammen. Sie schienen der Welt zu verkünden: „Gottes Gericht hebt an über den stolzen Völkerbedrücker!" In der Trümmerstätte, die der Brand zurückließ, war seines Bleibens nicht mehr; er fand dort keine Nahrung, kein Obdach für fein Heer, vorwärts bringen konnte er nicht, denn der russische Winter war im Anzuge. Und als er dem Kaiser Rlejanber Frieden anbot, erhielt er steine Antwort. Da blieb dem verwegenen (Eroberer nur der Rückzug übrig.
3. Napoleons Rückzug aus Nutzland. (Es war ein
schrecklicher grauenvoller Rückzug. Der Weg führte durch Landstriche , die durch den Krieg völlig veröbet waren und keine Lebensrnittel, keinen Rastplatz boten. Ungewöhnlich früh fing der strengste Winter an. Menschen, Pferbe und wagen blieben im Schnee stecken, Hunger und Frost forberten Tag für Tag zahlreiche (Dpfer. Bald faq man Haufen von (Erstarrten an der Heerstraße liegen, umgestürzte Kanonen, weggeworfene Waffen, zurückgelassene kostbare Beu e stücke! Dazu kamen unaufhörliche Angriffe der russischen Reiter, i ganze Scharen gefangennahmen ober niebermachten. An der B er
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons Napoleons_Rückzug Napoleons
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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
210 Neue Geschichte.
Baden und Württemberg, Amnestie verheißen wurde, und in Folge dessen sogar Sachsen den Schweden den Krieg erklärte. So stand die Sache der Schweden mißlich; Brandenburg und das übrige Norddeutschland wandte sich von ihnen ab. Aber Oxenstierna bestand ans Fortsetzung des Kriegs und stärkte sich durch auswärtige Verbindungen. Frankreich sandte Heere nach den Niederlanden gegen die Spanier, nach Italien und an den Rhein, und zertheilte so die Macht des Kaisers. Aber der Krieg, bei dem man nun kaum mehr an Religion dachte, wurde mit jedem Tage schrecklicher und mörderischer im ausgesogenen Reiche. Ferdinand Iii. (1635—57), zwar milder gesinnt, als sein Vater, konnte den Frieden, so sehr er ihn wünschte, nicht beschleunigen. Das Kriegsgliick war abwechselnd, doch meist auf Seiten der Schweden, die unter Bernhard von Weimar, Baner, Torstenson, Wrangel, würdigen Zöglingen Gnstav's, glänzende Wasfenthaten verrichteten. Aber die Wuth der Parteien blieb so erhitzt, daß der Friede, an dem zwölf Jahre lang gearbeitet wurde, nicht eher zu Staude kommen konnte, bis Alles sich verblutet hatte und Deutschland einem Leichnam glich. Das letzte Kriegsereigniß war die Eroberung eines Theils der Stadt Prag durch die Schweden, als die sehnlichst erwartete Nachricht von erfolgtem Frieden erscholl (24. Okt. 1648).
Wie es hergieng, zeigt z. B. die Einnahme der bayrischen Stadt Höchstädt durch die Kaiserlichen im Jahr 1634. „Manns- und Weibspersonen ist, ohne Unterschied, kalt oder heiß Wasser, Essig-, Mist- oder Koth-lachen eingeschüttet, theils sind sie mit Ketten und Stricken an den Köpfen bis auf den Tod gerüttelt, Etlichen Daumenschrauben augelegt, Andere ans den Schienbeinen mit Sägen hin und wieder gesägt, mit Schnüren die Füße bis ans die Beine gerieben, die Fnßsohlen zerquetscht und so lange zerschlagen, bis sie von den Füßen abgefallen, die Anne auf den Rücken gebunden, und sie also hinter sich ausgehängt, sehr Viele nackt in der Stadt an Stricken
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Iv. Die Israeliten. 31
sterben mußten, so daß nur ihre Nachkommen in das gelobte Land kamen. Mose eroberte nud vertheilte uoch die Gegenden jenseits des Jordans. An seine Stelle trat Jos na, der trockenen Fußes über den Jordan setzte und in etwa 6 Jahren das Land eroberte. Damit der Sieg bei Gibeon vollständig würde, machte Gott, daß die Sonne und der Mond „verzog unterzugehen einen ganzen Tag." Jos. 10, 13. Indessen waren die Israeliten nachlässig in der Eroberung; und ehe diese vollendet war, mußte man zur Vertheiluug des Landes schreiten. Zur Strafe ließ der Herr viele Kauaniter übrig, welche mit den aus Kreta eingewanderten kriegslustigen Philistern das Volk iu beständiger Furcht erhalten sollten. Die Stiftshütte wurde zu Silo im Lande Ephraim aufgerichtet.
Von Josua an lebte das Volk frei und zusammenhangslos, ohne ein menschliches Oberhaupt. Jedermann that, was ihm gut tauchte; und so kam auch manche Rohheit znm Vorschein. Wiederholt ließ sich das Volk zum kauamtischen Götzendienst verleiten. Aber Gott hatte stets ein wachsames Auge anf sie, und strafte ihren Abfall durch feindliche Nachbarvölker, deren grausames Joch sie oft viele Jahre tragen mußten. Wenn sie Buße thaten, sandte Gott Retter, Richter genannt, die mit leichter Mühe über die Feinde Meister wurden. Strafe und Rettung waren aber immer wieder bald vergessen. Zuletzt erweckte Gott (um 1100) den Samuel, einen außerordentlichen Mann, der dem' Volke als Richter, Priester und Prophet innerlich und äußerlich wieder aufhalf, und dasselbe zu einem schöueu Gauzeu verband.
Nun aber begehrte es einen König, was dem Herrn sehr mißfällig war, weil die Forderung eine Unzufrieden heit mit der bisherigen unmittelbaren Regierung Gottes voraussetzte. Doch willfahrte Gott, der höhere Zwecke dadurch fördern wollte; und Saul, ein Benzaminiter, wurde der erste König. Saul war zwar ein fähiger Regent, der namentlich glückliche Kriege führte, suchte aber mehr seine als Gottes Ehre. Gott verwarf ihn bald um seines Un-
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
292 Neue Geschichte.
konnte, wurde in Queretaro verrathen und auf Juarez Befehl 19. Juni 1867 erschossen. Seither ist Mejiko nicht mehr ans der Verwirrung herausgekommen. — Die Union aber schreitet noch immer vorwärts; sie kaufte 1867 den Russen ihre Besitzungen im Norden des Welttheils ab, und ist seit 1866 mit Europa dnrch Meertelegraphen, seit 1869 von einem Eude zum andern dnrch die Pacificeiseubahn verbunden, während ihr auch schon die Eisenbahn von Panama zugehört. Mächtig macht sich nun der amerikanische Einfluß auch in Europa fühlbar, mit dem die Union dnrch Millionen von Auswanderern verbunden ist. Gleiche Rechte für alle Bürger, gänzlich freie Presse, Scheidung von Kirche und Staat u. s. w. sind die Strömungen, welche von drüben zu uns kommen. Dabei ist anzuerkennen, daß in Amerika selbst die Religion trotz ihrer bunten Erscheinung in allerhand Secten, nnter welchen die Mormonen mit ihrer Vielweiberei in Utah die widerlichste vorstellen, noch eine große Macht ausübt, während dnrch ganz Europa der völlige Unglaube in verschiedene« Formen immer gewaltiger um sich greift.
12. Der deutsch-französische Krieg.
§ 109. Im schwülen Juli 1870 kam das vatikanische Concil zu der Erkeuutniß, daß es eigentlich uu-uöthig sei, weil Gott den römischen Oberpriester mit solcher Unfehlbarkeit ausgestattet habe, daß seine Bestimmungen unverbesserlich seien. Während eines heftigen Gewitters wurde unter Blitz und Donner (18. Juli) die neue Lehre durch den zitternden Papst verkündigt. Nnr drei Bischöfe stimmten ihr nicht bei. Während die Welt sich wunderte, was daraus werden solle, kam von Frankreich herüber ein neuer Sturm. Die Spanier suchten nemlich einen Nachfolger für ihre vertriebene Königin, und dabei geriethen sie an einen Sigmaringer Prinzen, der freilich näher mit Napoleon als mit Wilhelm I. verwandt war. Das hinderte aber den Kaiser nicht, zu erklären, er könne nicht dulden, daß ein Hohenzoller den
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Queretaro Europa Panama Europa Amerika Utah Europa Frankreich