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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 110

1888 - Berlin : Hertz
110 Lippold's Tod; die schöne Gießenn. aber seine Gläubiger ließen ihn wegen der für den fürstlichen Herrn übernommenen Schulden ins Gefängniß werfen, in welchem er hülflos und in tiefem Kummer starb. Wenn des Fürsten Strenge sich hier zur Härte und Ungerechtigkeit verirrte, so müssen wir ebenso die Grausamkeit tadelu, womit der freilich weit schuldigere Lippold, der jüdische Münzmeister und Wucherer, die Gunst Joachim's büßeu mußte. Auf ihn vor Allen fiel Johann Georg's Zorn: er war bei dem üppigen Hofleben reich geworden, und, was für ihn schlimmer war, sein Uebermuth hatte alle Leute verletzt. Jetzt klagte ihn die Volksstimme nicht nur des sträflichsten Wuchers, sondern auch des Betruges an. Zwar ergab die Untersuchung seiner Papiere nicht das Mindeste, was den Vorwurf unehrlichen Verdienstes begründen konnte; aber die öffentliche Wuth war gegen ihn und zugleich gegen feine Glaubensgenossen bereits so erregt, daß man vor den widersinnigsten neuen Anklagen nicht zurückschreckte. Es verbreitete sich das Gerücht, Lippold habe durch Zanbertränke den Kurfürsten Joachim vergiftet. Die That scheint geradezu unglaublich, wenn man bedenkt, welche Gunst der Münzmeister bei Joachim genoß, und wie wenig er auf gleiche Gunst bei dessen Nachfolger zu rechnen hatte; auch wurde an Joachim's Leichnam bei ärztlicher Untersuchung keine Spur von Vergiftung gefunden, aber der Haß gegen den Juden rnhete nicht, bis es gelang, ihn ganz zu verderben. Seine eigene Frau gab hierzu durch einen Ausbruch des Jähzorns schließlich die Veranlassung. Als sie den unglücklichen Mann einst in seinem Kerker besuchte, gerieth sie mit ihm in heftigen Streit, und in unbesonnenem Zorne warf sie ihm vor, daß er ein Zauberer sei und durch geheimnißvolle Tränke Joachim's Gunst zu fesseln gewußt habe. Die vor der Thür stehende Wache vernahm die Worte und berichtete bieselben an den Kerkermeister. Sofort wurde die Untersuchung mit neuer Strenge wieder begonnen, und durch die fürchterlichsten Qualen der Folter gelang es, den unglückseligen Juden zum Eiugeständniß seiner angeblichen Schuld zu bringen. Nun wurde das Bluturtheil über ihn gesprochen und auf schreckenerregende Weise in Berlin vollzogen. Nicht aber gegen Lippold allein war die Volkswuth gerichtet, sondern, wie es in jenen Jahrhunderten öfter geschah, so zog auch hier die Verschuldung des einzelnen Juden eine allgemeine Verfolgung seiner Glaubensgenossen nach sich. Schon währenb der Untersuchung waren die Juden in Berlin den heftigsten Mißhanbluugen ausgesetzt gewesen, jetzt sah sich der Kurfürst bewogen, alle Israeliten ans dem Lanbe zu verweisen. Eben so schonungslos wie gegeu Lippolb und anbere Günstlinge des vorigen Kurfürsten verfuhr Johann Georg in einer Angelegenheit, wo es ihm noch mehr geziemt hätte, die Schwäche seines Vaters mit dem Schleier des Vergessens zu bedecken. Joachim hatte ein unerlaubtes Verhältniß zu Anna Sydow , der Frau seiues Stückgießers gehabt (im Volke die schöne Gießerin genannt). Er hatte sich von Johann Georg das Versprechen geben lassen, berselben kein Leibs zu thun. Nichts besto weniger würde sie nach seinem Tode zu ewiger, schmachvoller Gefangenschaft nach Spanbau geführt, wo sie ihre Verirrungen durch einen elenden Lebensabend büßte. Der Volksglaube brachte seitbem die angeblichen Erscheinungen der „weißen Frau" im Schlosse zu Berlin, welche den hohenzollernschen Fürsten immer ein Unglück verkün-

2. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 194

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
194 Neue Geschichte. unbesonnener, hitziger Mann, der im Vertrauen auf ihre Gunst allerlei Frechheiten sich herausnahm, dann durch einen unglücklichen Feldzug gegen Irland den Haß des Volks, zuletzt durch eine Verschwörung gegen seine Wohlthäterin das Schaffet sich zuzog. Mit schwerem Herzen unterzeichnete die Königin das Todesurtheil (1601). Im 70. Lebensjahr verfiel sie in Schwermuth; faßte sich aber vor ihrem Tode und starb ruhig (1603) im 70. Lebensjahre. § 77. Jetzt kam die englische Krone an Maria's Sohn, König Jakob; und die beiden vereinigten Königreiche heißen fortan Großbritannien. Das Haus Stuart aber hatte kein Glück auf dem Throne, weil es sich das Volk entfremdete durch feinen Hang zum Befehlen in Kirche und Staat. Schon Jakob I. (1603 bis 1625), ein pedantischer Theolog, trieb viele Unzufriedene über's Meer, welche sich daun in Neuengland zu puritanischen Gemeinschaften zufammenthaten. Sein Sohn, Kart I. (1625 — 49), fuhr fort, gewaltthätig zu handeln; und weil das Parlament ihm stets widersprach und die Rechte des Volks geltend machen wollte, so hob er eines um das andere auf und regierte zuletzt ganz willkürlich 11 Jahre lang ohne Parlament. Endlich gab er eine neue katholischere Liturgie heraus, die den Unwillen allgemein machte und die Schotten bestimmte, zu den Waffen zu greifen. Der König wird geschlagen und kommt so m's Gedränge, daß er doch endlich ein Parlament zusammenberufen muß (1640). Dieses aber ließ sich nicht wieder auseinander treiben, und dauerte bis 1653 fort, das lange genannt. Es war entschlossen, die päpstliche Gewalt des Königs zu brechen, hob die neuen Gesetze auf und ließ seine Rathgeber, den Minister Strafford und den Erzbischof Laud, enthaupten. Der König griff zu den Waffen; und es entstand ein mehrjähriger Bürgerkrieg, der mit dem Verderben des Königs endete. Au die Spitze des Parlamentsheers kam Oliver Cromwell, von plumpem Aeußereu, aber seit feiner Bekehrung begeistert für die Freiheit der Kirche. Er wurde Mitglied der sogenannten Independenten,

3. Geschichte des Mittelalters - S. 129

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Das portugiesische Kolonialreich. Columbus. Vlljss—6 s. 129 6. Die Entdeckung Amerikas. Christoph Columbus. * 1. * Spanien stand am Ende seiner Jahrhunderte langen Glau- benskriege ; dem kastilischen Geschütz erlagen die Mauern Granadas. Kaum hatte sich der Islam den Osten unterworfen, als er aus dem □ Westen verdrängt wurde, m Vor entern halben Jahrtausend hatten die Wikinger von Island aus die Ostküste Nord-Amerikas erreicht; allein von ihren Niederlassungen war jede Runde verschollen. Da gelang die Entdeckung der Neuen Welt unverhofft den Spaniern. 2. Cristöforo Colombo war ein Weberssohn aus Genua. Kaum erwachsen, ging er zur See. Er machte Fahrten an der Rüste von Tunis; mit einem Walfischfänger aus Bristol gelangte er bis über Island hinaus, mit einem portugiesischen Handelsschiff in den Golf von Guinea. In Lissabon vermählte er sich mit der Tochter eines italienischen Seemanns, der in portugiesischen Diensten gestorben war, und durchforste die Karten und Aufzeichnungen seines Schwiegervaters. Der gelehrte Arzt Toscanelli in Florenz teilte ihm seinen Gedanken mit, durch eine westliche Umfahrt um die Erdkugel werde man das Morgenland erreichen. Zunächst wendete er sich an Portugal. Aber die Portugiesen suchten Indien in östlicher Richtung; in Spanien vertröstete man Columbus auf bessere Zeiten. Nun wollte er nach Frankreich: da bestimmten ihn zwei kastilische Große (Granden), in die Dienste ihrer Königin Isabella zu treten, die mit ihrem Gatten, König Ferbinanb von Aragonien, Granäba belagerte, die letzte Burg des Islam. Erst nach Granabas Fall konnte Isabella ihm Gelb und Schiffe anweisen. 3. Mit brei Fahrzeugen segelte er, nachbem alle Teilnehmer der Reise gebeichtet und das Abendmahl genommen hatten, aus dem anda-lusischen Hasen Pa los ab. Von den Ranarien an ging die Fahrt immer nach Westen. Das Schiffsvolk täuschte der Kapitän über die Entfernungen, mit Mühe beschwichtigte er seine Klagen. Tag und Nacht stand er eifrig beobachtend auf dem Verdeck. Endlich erscholl der Ruf: „Tierra, tierra!“ und die Kanonen begrüßten die Insel Guana-hani, wahrscheinlich die Watlings-Insel in der Bahama-Gruppe. Mit nassen Augen stimmte Columbus das Tedeum an und betrat am 12 ^ Morgen des 12. Oktobers mit Fahne und Degen in der Hand das 1492 «eller. Geschichte. Ausgabe D. Teiln. g

4. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 45

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
7 Die Juden. — Auch in Mecklenburg waren, wie im übrigen Deutschland^ die Juden während des Mittelalters schweren Verfolgungen ausgesetzt, indem man sie der Entwerhung christlicher Heiligtümer beschuldigte. Judenverfolgungen fanden statt 132o zu Krakow, 1330 zu Güstrow, die letzte und größte 1492 zu Stern-berg Hier wollte der an der Ecke der Pastiner Straße wohnhafte Jude Ekeasar die Hochzeit seiner Tochter durch eine Verhöhnung des Christengottes verherrlichen. Deshalb trachtete er nach dem Besitz einer Hostie, von der er sicher wußte, daß sie durch einen Priester geweiht und also in den Leib Christi verwandelt worden sei. Nun wohnte ihm gegenüber ein Priester namens Peter Däne, dem er einmal vier Schillinge geliehen und dasür als Pfand einen eisernen Grapen erhalten hatte. Eleasar versprach dem Priester, ihm das Psandstück ohne Geld zurückzugeben und noch einen halben Gulden zu schenken, wenn er ihm zwei geweihte Hostien überlasse. Peter Däne erlag der Versuchung und übergab dem^Eleasar die Hostien. Diese wurden am Hochzeitsmorgen von den Juden durchstochen, worauf sie zu deren Entsetzen zu bluten ansingen. Es ward ihnen bange, und sie brachten die Hostien, welche sich weder mit Feuer noch mit Wasser vernichten ließen, wieder zu Peter Däne, der sie auf dem Fürstenhofe nahe der Stadtmauer in die Erde vergrub, bald aber, von Gewissensbissen gequält, die Sache anzeigte. Herzog Magnus Ii. erschien persönlich in Begleitung von Bischöfen und Prälaten und stellte ein scharfes Verhör an. Am 24. Oktober 1492 wurden dann 27 Juden, 25 Männer und 2 Frauen, auf dem Berge vor dem Lukower Thore, seitdem der Judenberg genannt, dem Flammentode übergeben. Alle starben mit freudigem Mute und hauchten unter heiligen Gesängen ihr Leben aus. Während Eleasar sich durch Flucht rettete, wurde Peter Däne nach Rostock gebracht und hier nach vielen Qualen gleichfalls zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Alle Juden wurden des Landes verwiesen. Erst nach 200 Jahren durften wieder Juden in Mecklenburg einwandern. In Sternberg finden wir sie erst 1769. Die blutenden Hostien wurden als kostbare Reliquien in einer zu diesem Zwecke erbauten Kapelle zur allgemeinen Verehrung ausgestellt, und bald erlangte das heilige Blut von Sternberg einen solchen Ruhm, daß L)ternberg einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte Deutschlands wurde. Durch Luthers machtvolles Auftreten erreichte der aufgerichtete Kultus sein Ende. 8. Dorresormntorüche Hewegungrii. — Die Irrlehren der mittelalterlichen Papstkirche wie die wachsende Sittenlosigkeit des geistlichen Standes hatten schon öfter den Widerspruch und den Bußrus einzelner Männer wie größerer Kreise hervorgerufen. Aber die Kirche hatte diese unwillkommenen Mahner bald zum Schweigen gebracht und die hervorgerufenen geistlichen Bewegungen mit Feuer und Schwert unterdrückt. Nicht so leicht gelang es, die Lehren des Engländers Wykles (f 1384) an weiterer Verbreitung zu hindern; diese drangen auch nach Mecklenburg. Schon 1380^ gab es in Wismar Anhänger Wykless, die aber vom Rate der Stadt mundtot gemacht wurden, worauf derselbe vom Papste ein Dankschreiben empfing. In Rostock lebte 1404 eine Frau, welche die Lehren der Kirche vorn Fegefeuer, vorn Ablaß und der Anbetung der Heiligen

5. Geschichte der Römer - S. 367

1836 - Leipzig : Baumgärtner
Dessenungeachtet feierte der Kaiser einen Triumph und nannte sich Dacicus. Unter der zunehmenden Raubsucht und Grausamkeit des Kaisers litten auch die Christen, die er wie die Juden drückte und besteuerte^ Seines Vaters Bruderssohn, Flavius Clemens, ließ er wegen seines christlichen Glaubens hinrichten und verbannte den Apostel Johannes nach der griechischen Insel Patmos, der nachher als Bischof zu Ephe- sus starb. Ein Aufall beschleunigte den Tod des Tyrannen. Einst zog einer seiner Pagen, wahrend er schlief/ unter dem Kopfkissen eine Liste hervor, auf der die Namen der zum Tode bestimmten Personen ausgezeichnet waren, und theilte sie diesen mit. Die Kaiserin Domi- tilla, die Anführer der Leibgarde und andere Hofleute standen oben an. Diese beschlossen daher zu ihrer eigenen Rettung des Tyrannen Ermorduug. Am 18. Sept. 96 wurde der Kaiser in seinem Gemache, als ihm einer der Verschworenen eine angebliche Anzeige einer Ver- schwörung zum Lesen übergab, mit vielen Dolchstichen, nach langer Gegenwehr, ermordet. Wenige Monate vor seinem Tode soll eine Krähe auf dem Kapitol in griechischen Worten verkündigt haben: v Alles wird gut gehen!« Die Deutung dieser Wundererscheinung er- klärte man nachher in folgendem Verse: „Auf dem tarpejischen Gipfel saß jüngst die geschwätzige Krähe; Gut geht's, konnte sie nicht sagen, sie sagte: es wird!" Das Volk vernahm ohne Theilnahme des Tyrannen Tod, mit großem Unwillen aber die Soldaten, mit Freuden der Senat, der Domitians Namen auf allen Denkmälern vertilgen ließ. Zweiter Abschnitt. Die Adoptivnachkommen Nerva's und die Antonine, von 96 bis 235 n. Chr. Vl Nerva. Trajanus. Hadrianüs. Der Senat erklärte sogleich nach Domitians Tode den alten, durch Tugenden ausgezeichneten Senator, M. Coccejus Nerva, den jener nach Tarent verbannt hatte, zum Kaiser. Nach den Schreckens- tagen der vorigen Regierung traten mildere Zeiten ein und bessere

6. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 82

1871 - Münster : Coppenrath
— 82 — nehme Sitten als große Fähigkeiten aus. Sie wußte weder von den Planen, die Northumberland für sie hegte, noch von deu Kunstgriffen, mit welchen er Eduard getäuscht hatte. Bei der plötzlichen Eröffnung jener wichtigen Nachricht stieß sie eilten Schrei aus und fiel in Ohnmacht. Als sie wieder zu sich gekommen war, sagte sie zu den Anwesenden: sie glaube durchaus nicht, zu einer Königin geeignet zu sein; habe sie aber das Recht auf ihrer Seite, so hoffe sie, Gott werde ihr Kraft verleihen, das Scepter zu seiner Ehre und zum Vesten der Nation zu führen." Am folgenden Tage begab sich die junge Königin nach dem Tower, dem gewöhnlichen Aufenthalte der englischen Könige vor der Krönung, und hielt ihren Einzug mit großem Gepränge. Das Volk aber nahm keinen Theil an der Feier; es murrte laut und weigerte sich standhaft, die Tochter des ehrgeizigen und ränkesüchtigen Northumberland anzuerkennen. Es erklärte sich allgemein füc die rechtmäßige Herrscherin Maria. Diese empfing daher auch die Huldigung der Nation und zog nach wenigen Tagen triumphireub in die Hauptstadt ein. Nur neun Tage halte Johanna regiert, und diese waren Tage der Angst und der Trauer gewesen. Northumberlcinb büßte seine Verrätherei mit dem Tode. Auf dem Blutgerüste bekannte er, bloß Ehrgeiz habe ihn verleitet, äußerlich einem Gottesdienste beizutreten, den er im Innern vcrbamme, und sagte: feine letzte Bitte sei, daß seine Land^leute zur katholischen Religion zurückkehrten, von der er sie abwenbig zu machen beigetragen habe. Auch Johanna Gray nebst ihrem Gemahle folgten ihm kalb auf das Blutgerüst. Maria (1553—1558). — Ohne Verzug begann nun Maria das Werk der Wiederherstellung der katholischen Kirche; denn sie glaubte, daß alle Unruhen und Empörungen im Reiche einzig ihren Grund in den von ihrem Vater eingeführten Neuerungen hätten. Fast zweihundert Menschen mußten wegen hartnäckiger Weigerung, zur alten Kirche zurückzukehren, das Blutgerüst besteigen. Dieses und ihre vom Volke verabscheute Ehe

7. Hessisches Reformationsbüchlein für Schule und Haus - S. 88

1904 - Marburg : Elwert
88 Anhang. 3. Ihr Kinder sollt bei diesem Stern Erkennen Christum, unsern sperrn, Mariens Sohn, den treuen Hort, Der uns leuchtet mit seinem Wort. 4. (Botts Wort, du bist der Morgenstern, Wir können dein gar nicht entbehrn; Du mußt uns leuchten immerdar, Sonst sitzen wir im Finstern gar. Burkard tdalöis stammte aus Rllenöorf a. d. tderra, war in Riga Franziskanermönch und hat nach seinem Übertritt zum Evangelium daselbst längere Zeit als geschickter Zinngießer gelebt. Wegen seiner Teilnahme an einer Verschwörung gegen das dortige erzbischöfliche Regiment wurde er im Jahre 1536 verhaftet, der Tortur unterworfen und erst nach langem Leiden auf Fürbitten des von den verwandten angegangenen Landgrafen freigelassen. Dieser ernannte ihn 1544 zum Pfarrer in Rb= terode, wo tdalöis bis zu seinem im Jahre 1556 erfolgten Tode blieb. 3n der deutschen Literatur hat er als Fabeldichter und Dramatiker einen geachteten Hamen, den er besonders seinem Fastnachtsspiel „Der verlorene Sohn" verdankt, hier geht uns mehr seine Psalmenverdeutschung in Gedichtform an, die er bereits im Gefängnis begonnen hatte und aus hweardik wauu, Unterschrift des Burftarö tdalöis. (Aus Könrteckes Bilöeratlas zur Geschichte der deutschen Nationalliteratur.) der zahlreiche Psalmen in die Gesangbücher des sechzehnten Jahrhunderts übernommen wurden. tdalöis hat seinen Psalmen eigene Melodien beigegeben. Unter Benutzung derselben hat Johannes Heugel aus Kassel, der Hofkomponist Philipps und spätere Hofkapellmeister des Landgrafen Wilhelm, den ganzen Psalter des tdalöis komponiert. Als eine Probe der Dichtkunst des hessischen Psalmensängers sei hier fein 121.Psalm angeführt: 1. Wann ich in Angst und Nöten bin - Und all mein Trost ist gar dahin, So heb ich auf mein Augen hoch Zum Herrn um Hilf und denk ihm nach Und wart, bis mir geholfen werd, von dem (Bott Himmels und der Erd. 2. Er hält mich auf der rechten Bahn, Und wird mein Fuß nicht gleiten Ian, 'Der Herr ist's, der mich selbst behüt, (Obgleich der Feind trutzt, tobt und wüt. Der Israel schützt und vertritt, Der wacht allzeit und schlummert nit.

8. Vorschule der Geschichte Europas - S. 348

1834 - Berlin : Enslin
318 Ruhm erfüllte, war die Tochter des schon genannten Heinrichs Viii., welcher die englische Kirche von dem pabstlichen Stuhl losgerissen hatte. Sie bestieg im I. 1558, also gerade im Todesjahr Karls V., den englischen Thron, nachdem ihn schon ihr Bruder, Eduard Iv., und ihre Schwester, Maria, auf kurze Zeit besessen hatten. Diese Königin Maria war ganz das Gegentheil von Eli- sabeth gewesen, sie liebte den katholischen Glauben, und hatte denselben und mit ihm das pabstlichc Ansehen in England wieder Herstellen wollen; sie vermahlte sich so- gar mit Philipp Ii., der auch vor dem Antritt seiner Regierung einige Zeit in England bei ihr lebte, und sie verfolgten dorr mit einander die Ketzer, welche auch in England den neuen Glauben angenommen hatten, und ließen viele auf dem Blutgerüste sterben. Jedoch ging diese Herrschaft der katholischen Maria, die für England eine Schreckenszeit war, bald vorüber, da diese Königin schon nach fünf Jahren starb, worauf nun eben Elisa- beth folgte, die sogleich den entgegengesetzten Sinn zeigte, und nun den katholischen Glauben in England ganz ab- schaffte, wogegen sie dort die lutherische Religion ein- führte, jedoch so, daß sie von der katholischen Kirchen- einrichtung vieles beibehielt, wie die Würde der Bischöfe und anderes, was zu größerer Feierlichkeit dienen sollte. Dadurch entstand die besondere Einrichtung der christlichen Kirche in England, welche man die bischöfliche oder hohe Kirche nennt. Und mit dieser neuen Gestalt, welche Eli- sabeth der englischen Kirche gab, gab sie auch nachmals ihrem ganzen Königreiche durch eine klug geführte lange Herrschaft einen neuen und besseren Zustand. Bei einem so klaren und offenen Sinn, wie ihn Elisabeth besaß, mußte es ihr sehr zuwider sein, als ihr Philipp Ii., bald nach dem Tode ihrer Schwester Maria, auch wieder seine Hand antrug, weil er dadurch auch zu dem Besitz Englands kommen wollte, die sie aber sogleich ausschlug. Und hatte sie nun dadurch schon den finsteren und stol- zen Mann heftig beleidigt, daß er Haß gegen sie hegen mußte, so mußte dieser Haß ihre ganze beiderseitige Regierungszeit hindurch von beiden Seiten immer mehr wachsen, da sie sich in ihren Absichten einander entgegen arbeiteten; vorzüglich aber reizte Elisabeth ihren Feind

9. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 131

1888 - Leipzig : Engel
- 131 - dem Verfasser der auch ins Deutsche übersetzten jüdischen Chronik „Zemach David“, dem Freunde Kepler’s und Tycho’s de Brahe, in Verbindung stand. Durch seinen ausführlichen Commentar zur Mischna, „Tosefot Jomtob“, der den meisten Mischna-Ausgaben beigedruckt ist, früh berühmt geworden, wurde Heller 1624 als Rabbiner nach Nikolsburg und noch in demselben Jahre nach Wien berufen, folgte aber schon 1627 einem Rufe nach Prag. Hier führte er den Vorsitz in der Commission, welche die bedeutende Kriegssteuer unter die Mitglieder der prager und der böhmischen Gemeinden zu repartiren hatte. So gewissenhaft er auch seines Amtes waltete, so wurde er doch von einigen Unzufriedenen bei dem Kaiser angeklagt und böswillig verleumdet. Der Kaiser liess ihn nach Wien bringen und ins Gefängniss werfen. Auf Verwenden einflussreicher Männer wurde er nach 40tägiger Haft in Freiheit gesetzt, aber mit 1000 Reichsgulden bestraft und seines Amtes für verlustig erklärt. Er ging nach Polen, wo neue Leiden ihn trafen, und starb in Krakau, 1654. Ausser einem grossen Commentar zu Ascheri’s Piske Halochot (Maadanne Jomtob), mehreren Bussliedern u. a. schrieb er seine Selbstbiographie (Megillat Eba), die auch ins Deutsche übersetzt ist. Nach Ferdinand’s Ii. Tod wendeten sich die Bürger Wiens an dessen Nachfolger Ferdinand Iii. (1637) mit der Bitte, die Juden zu vertreiben; er beachtete ihre Vorstellungen nicht, sondern nahm sich der Juden seines Reichs schützend an. Den böhmischen Juden ertheilte er wegen ihrer tapfern Verteidigung der prager Kleinseite gegen die Schweden eine Erweiterung ihrer Rechte (1648). Unter Kaiser Leopold I. erreichten die Wiener endlich ihr Ziel: am 28. Februar 1670 erschien ein kaiserlicher Befehl, dass sämmtliche Juden Oesterreich verlassen sollten. Alle Versuche diese Massregel rückgängig zu machen, waren erfolglos. Am 28. Juli 1670 war kein Jude mehr in Oesterreich. Das Judenquartier (am Werd) in Wien wurde Leopoldstadt genannt, auf den Platz der Synagoge wurde eine Kirche, die Leopoldikirche, erbaut. Mehrere wiener Juden zogen nach Berlin und legten den Grund zur Bildung der dortigen Gemeinde; der grösste Theil der wiener Exulanten liess sich in Mähren nieder. Schon nach wenigen Jahren kehrten Juden nach Wien zurück. Zu den ersten, welche in der Residenz wieder Aufenthalt nahmen, gehörte der gelehrte und reiche Samson Wertheimer, der Stammvater einer weitverzweigten Familie, und der Hoffactor Samuel Oppenheimer, ein Verwandter des reichen David Oppenheimer, der, erst Rabbiner in Nikolsburg, dann bis zu seinem Tode (1736) in Prag, der Besitzer einer von ihm angelegten reichhaltigen Bibliothek war, welche sich jetzt in Oxford befindet. Auch Joseph Süss Oppenheimer, der die treuen Dienste, welche er als Finanzmann dem leichtsinnigen Herzog Karl Alexander von Würtemberg geleistet, mit dem Tode bezahlen musste, war ihm verwandt. Einige Jahre später als die beiden Genannten kam Diego de Aguilar nach Wien. Ihnen bot sich bald Gelegenheit, bei der Kaiserin Maria Theresia, bei der sie in Gunst standen, für ihre Glaubensgenossen einzutreten. Die Kaiserin erliess nämlich am 18. December 1744 den Befehl, dass sämmtliche Juden aus Mähren und Böhmen ausgewiesen werden sollten. Die prager Juden, ca. 15000 Seelen, mussten auch wirklich

10. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 75

1888 - Leipzig : Engel
— 75 — ins Land zurückzukehren. Ein jüdischer Banquier Manasse de Vesou, der später die Stelle eines Obereinnehmers bekleidete, führte die Unterhandlungen zwischen seinen Glaubensgenossen und der Regierung und es gelang ihm, die günstigsten Bedingungen für sie zu erhalten. Sie durften vorläufig auf 20 Jahre überall im ganzen Lande wohnen und sollten vor den Hetzereien der Geistlichkeit geschützt werden. Karl V. verlängerte von Zeit zu Zeit ihren Aufenthalt, und sie erfreuten sich unter seiner Regierung Jahre der Ruhe, welche sie jedoch unter dem schwachen Karl Vi. schrecklich zu büssen hatten. Zu Anfang des Jahres 1380, bald nach seiner Thronbesteigung, wiegelte eine Anzahl pariser Adelicher, welche den Juden verschuldet waren, die Volksmasse gegen sie auf; die Juden wurden erschlagen und ihre Häuser in Brand gesteckt. Vier Tage währte das Morden, eine jüdische Bartholomäus-Nacht, das in verschiedenen Städten Frankreichs schnell Nachahmung fand. Karl Vi. versuchte wol einigemal die Juden zu schützen, dem Andrang der Geistlichen konnte er jedoch auf die Dauer nicht widerstehen und so erliess er am 17. September 1394, es war gerade der Versöhnungstag, das unwiderrufliche Gesetz, dass kein Jude künftighin in irgend einem Theile Frankreichs, weder in Nord- noch in Südfrankreich wohnen oder weilen dürfe. Er verfuhr jedoch mit mehr Schonung gegen sie als Philipp der Schöne, indem er ihnen gestattete, ihr Vermögen mitzunehmen. So schieden die Juden aus dem grössten Theile Frankreichs; in Marseille, Toulouse und in den Landschaften, welche nicht direct der französischen Krone unterstanden, wie die Provence, die Dauphine u. a., durften sie noch verbleiben. Auch die Päpste von Avignon duldeten sie in ihrem kleinen Kirchenstaate Venaissin, besonders in den beiden Städten Avignon und Carpentras, wo sie mit ihrem eigenen Ritus sich bis auf den heutigen Tag erhalten haben. Die Verbannten aus Frankreich wanderten nach der Provence, der Dauphine, nach Deutschland und Italien aus, die wenigsten gingen nach Spanien. § 12. Die Juden Spaniens im 14. Jahrhundert. Im Vergleich zu ihren Glaubensgenossen in anderen Staaten lebten die Juden in Spanien, ganz besonders in Castilien, noch immer in glücklichen Verhältnissen. Unter D. Sancho Iv., Ferdinand Iv. und Alfonso Xi. nahmen mehrere geistigbegabte Juden hervorragende Stellungen ein und übten als Diplomaten Einfluss auf die Politik. Todros Abulafia war Leibarzt und Schatzmeister des Königs Don Sancho. Alfonso Xi. hatte zwei jüdische Günstlinge: Don Joseph de Ecija (Benveniste), den er zu seinem Schatzmeister und Rathgeber ernannte und ihn auch einmal mit dem ehrenvollen Aufträge betraute, um eine portugiesische Prinzessin für ihn zu werben, und Don Samuel Ibn Wakar, der ihm als Leibarzt und Münzmeister diente. Diese beiden jüdischen Höflinge lebten aber miteinander in beständiger Feindschaft und suchten sich gegenseitig Schaden zuzufügen, erregten überhaupt durch ihren Aufwand und ihr stolzes Benehmen den Hass des Volkes, der durch Judenfeinde noch mehr geschürt wurde. Einer der fanatischsten Judenfeinde dieser Zeit war der getaufte Jude
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