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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 230

1906 - München : Oldenbourg
230 42. Charakterbild des Kurfürsten Maximilian I. Für seine Familie und Untertanen hatte er ein warmes Herz, doch war sein Gemütsleben entschieden weniger entwickelt als sein Verstand und weit öfter als Liebesbeweise bekommen die Untertanen seine Strenge und die drückenden Folgen seiner Politik zu spüren. Wo ein religiöser Grund wirksam war, konnte die Strenge sogar in grausame Härte ausarten. Als ein Jngolstädter Bürger von dem ordentlichen Gericht wegen Gotteslästerung zur Stadtverweisung verurteilt wurde, setzte er an Stelle dieser Strafe den Tod. Seine Religiosität hatte eine so ausgeprägt konfessionelle Färbung wie nur möglich. Darum hatten es Konvertiten, wie man an Wallenstein, Pappenheim n. a. gewahrt, immer leicht seine Gunst zu erwerben. Er verordnete, daß jeder seiner Untertanen einen Rosenkranz besitzen müsse; er hielt seine Beamten bei Geldstrafe zur Teilnahme an den wöchentlichen Prozessionen an; er selbst konnte sich in Prozessionen und Wallfahrten kaum genug tun. In seiner Verehrung der heiligen Jungfrau lag ein schwärmerischer Zug, der bei seinem nüchternen Wesen um so auffallender ist. In Altötting ließ er — „Peccatorum Coryphaeus“ — eine mit seinem Blute geschriebene Widmung an sie hinterlegen. Wichtige Aktionen verlegte er, wenn es anging, auf einen Marienfesttag, so den Aufbruch des Heeres gegen Donauwörth 1607 auf Mariä Empfängnis, seine Vereinigung mit Bucquoy 1620, den Einmarsch in die Oberpfalz 1621, seinen Einzug in Regensburg zu Ferdinands Iii. Königswahl aus Mariä Geburt. In der Schlacht auf dem Weißen Berge bestimmte er seinen Trnppen den Namen der heiligen Jungfrau als Feldgeschrei. Und während er den Bischöfen von Freising und Regensburg wegen der großen Zahl der bestehenden Feiertage die Einführung des Korbinians- und Wolfgangstages als Feiertage abschlug, bewog er 1638 den Episkopat seines Landes zu den zahlreichen Frauenfesttagen zwei weitere festzusetzen: Mariens Besuch und ihre Darbringung im Tempel. Täglich, sagt der Stifter der Mariensäule in der Instruktion für die Erziehung seines Erstgebornen, erfahre ich, daß nach Gott die Mutter des Erlösers unsere größte Beschützerin und Patronin ist. Er machte es seinem Sohne zur Pflicht außer einem Sonn- oder Feiertage jedes Monats auch an allen Marienfesttagen zur Beichte zu gehen. Er gab diesem Sohne, was gegen alle Gewohnheit war, neben dem Namen seines mütterlichen Großvaters auch den Namen Maria und bürgerte damit in Bayern die Sitte ein, daß dieser Vorname auch von Männern an zweiter Stelle geführt wird. In den Jesuiten bewunderte und verehrte er die Männer, die nach seiner Überzeugung dem Reiche Gottes auf Erden die besten Dienste leisteten, und ihre Mitwirkung bei den Aufgaben eines gottesfürchtigen Fürsten schien ihm unerläßlich. Darum scheute er keilte Opfer für sie, empfahl auch dem Nachfolger in seinem Testament sie gegen männiglich zu schützen, zu lieben, zu ehren und in besonderer Affektion zu halten, legte ihm ihre Kollegien zu München, Ingolstadt, Regensburg, Landsberg, ihre Niederlassung in Altötting

2. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 461

1868 - München : Lindauer
461 Beilagen zum fünften Zeitraum. 69. Auf dem Berge Andechs, eine halbe Stunde vom Ammersee ent- fernt, hatte sich kurze Zeit, nachdem Kaiser Karl der Große das Herzog- thum Bajoarien zum fränkischen Reiche (788) geschlagen, eine Veste er- hoben, die ursprünglich dem Karolingischen Herrschergeschlechte gehörte und nach dessen Erlöschen in Deutschland an die Nachkommen Ratolds I (Sighards?), eines natürlichen Sohnes des deutschen Kaisers Arnulf (887 bis 899), überging, die den Titel „Grafen von Andechs" führten. An die Kapelle, die sich innerhalb dieser Veste befand, hatte schon Kaiser Ludw ig der Fromme (814—840), der drittgeborne Sohn Karls desgroßen, einige Reliquien geschenkt, bestehend in einem Theile des Schwammes, womit Christus am Kreuze getränkt wurde, und in zwei Stückchen Eisen, daö eine von einem Nagel, womit der Heiland an das Kreuz geheftet war, das andere von dem Speere, mit welchem die Seite des Erlösers geöffnet worden. Dazu kam entweder durch Ludwigs des Frommen Bruder Pippin (-s 810), oder, was mehr Glauben verdient, durch Ludwigs des Frommen Sohn Pippin (ch 838) das sogenannte Sieges kreuz Karls des Großen. Ein Sohn des oben genannten Ratold I, mit Namen Ras so, Razzo oder Ratho, Graf von Dießen und Andechs, berühmt dnrch seine Körpersgröße und noch mehr durch seine Tapferkeit gegen die Ungarn, die er 949 und 950 schlug, begleitete Judith, des Luitpoldinger Arnulf I Tochter, welche mit dem bayerischen Herzog Heinrich I (948—955) aus dem sächsischen Hause vermählt war, auf einer Reise in's heilige Land und wurde dort beim Besuche der heiligen Orte von dem Verlangen erfüllt, Reliquien zu sammeln. Nachdem Rasso mit Zustimmung des Papstes Agapet Ii zu Jerusalem, Konstantinopel, Rom und Mailand kostbare Reliquien gesammelt hatte, hinterlegte er dieselben in dem von ihm erbauten Kloster Wö rth (dem heutigen „Gr af Rath" bei Fürstenfeldbruck), wo er als Mönch am 15. Juni 954 sein Leben beschloß. Als im folgenden Jahre (955) die Ungarn neuerdings in Bayern einsielen und tief nach Schwaben vordrangen, flohen die Mönche des Klosters Wörth mit ihren heiligen Schätzen nach Andechs, um sich und ihre Heiligthümer vor der Wuth der Ungarn in der festen Burg zu schützen. Nach der Niederlage, welche die Ungarn auf dem Lechfelde (955) erlitten, kehrten die Mönche von Wörth in ihr Kloster zurück, die Reliquien dagegen ließen sie in Andechs, weil das Kloster Wörth für dieselben nicht genug Sicherheit bot. Die Zahl dieser heiligen Schätze mehrte Graf Pop Po von Andechs, des Markgrafen Bcrthold Ii von Istrien Bruder, der unter dem Namen „Graf von Plassenburg" während des zweiten Krenzzuges (1147—1149) unter König Konrad Ii (1138—1152) Berühmtheit erlangt hat. Durch seine Verwandte, die griechische Kaiserin Irene in Konstantinopel, kam er in den Besitz vieler heiliger Reliquien, die von ihm sämmtlich in Andechs hinterlegt und zunächst durch König Ludwigen von Frankreich (1137—1180), und später durch den Bischof Otto Ii von Bamberg (1177 bis 1196) vermehrt wurden. Letzterer übersandte 1182 seinem Bruder, dem Markgrafen Berchold Ii von Istrien, zur Abwendung der auf seinem Gebiete Andechs-Istrien lastenden Bedrängnisse drei heilige Hostien, die bis dahin in Bamberg die größte Verehrung genossen hatten. Zwei derselben, vom Papste Gregor dem Großem (590 — 604) consecrirt (die eine läßt ein blutfärbiges Kreuz, die andere ein blutfärbiges Fingerglied erkennen), hatte Papst Leo Ix (1048—1054) dem deutschen Kaiser Heinrich Iii (1039 bis 1056) persönlich überbracht, die dritte (welche das blutfarbige Zeichen Iiv^S ~ das bedeutet in hoc signo vinces — in diesem Zeichen wirst du siegen — erkennen läßt) war vom Papste Leo Ix selbst consecrirt und dem Kaiser Heinrich Iii zugeschickt worden. Seit diese Hostien nach Andechs gekommen waren, wurden an der Schloßkapelle daselbst regelmäßig etliche

3. Geschichtsbilder für Volksschuloberklassen und Schulaspiranten - S. 19

1905 - Nagold : Zaiser
Varus strzte sich in sein Schwert. Gro war der Schrecken in Rom; aber Hermann zog nicht der die Grenzen Ger-maniens. Nur den Rmerfreund Marbod, König der Marko-mannen, besiegte er noch und jagte alle Rmer der den Rhein. Armin erutete wenig Dank: seine Frau Thusnelda kam in rmische Gefangenschaft; er selbst erlag der Hinter-list seiner Verwandten. Seit 1875 hat er ein Denkmal bei Detmold auf der Groteuburg. Das Zehntland", sdwestlich vom Pfahldamm oder der Teufelsmauer" (Regens-brg, Lorch, hringen, Mainz), blieb bis 360 rmische j Provinz und wurde mit viel Flei kultiviert (Bder, Städte, Obst- und Weinbau). Hauptorte waren Rottweil, Rotten-brg, Cannstatt, Kngen, Aalen, hringen, Baden-Baden, Konstanz n. s. w. In der Vlkerwanderung wurden die Rmer verjagt und ihre ganze Arbeit vernichtet. 22. Lhristenverfolgungen. Nachdem anfangs nur die Juden die Widersacher der Christen gewesen waren, machten auch die Heiden unter Nero einen furchtbaren Anfang in der Verfolgung derselben. Das Christentum war den Inden ein rgernis und den Heiden eine Torheit. Man hielt die Christen fr Leute, die gar keine Religion htten, weil sie keine Gtzen ver-ehrten. Die Kaiser waren gegen die Christen, weil sie dieselben fr staatsgefhrlich hielten, und weil die Christen ihren Bildsulen nicht rucherten. Die Priester haten sie, weil ihre Tempel leer wurden und ihre Einknfte sich verringerten; die Gtzenfabrikanten hatten keinen Verdienst mehr. Weil man auch freche Lgen der ihre Zusammenknfte in Umlauf fetzte, die Schuld an Landplagen u. s. w. ihnen zuschob, wurde auch das Volk gegen die Christen aufgebracht. Mit ausgesuchtester Grausamkeit ging Nero nach dem Brande Roms gegen die Christen vor (64). Stf' Weil er die Schuld an diesem Brand, um den Verdacht von sich abzulenken, den Christen zuschob, war das Volk sehr erbost gegen sie. Mrtyrer: Petrus und Paulus. Die spteren Verfolgungen, (im ganzen 10) wurden planmig ins Werk gesetzt. Die zweite grere Verfolgung fand 2*

4. Hohenzollerisches Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 247

1900 - Stuttgart : Daser
247 224. Der heilige Konifacius. (Bumüller-Schusters Lesebuch.) Das Licht des Christentums war von Italien aus schon im zweiten und den folgenden Jahrhunderten nach Süddeutschland ge- drungen, wie der Martertod des hl. Florian, eines römischen Kriegs- obersten, zu Lorch an der Donau, der hl. Afra zu Augsburg und andrer standhafter Bekenner Jesu Christi, sowie die Wirksamkeit der Glaubensprediger Valentin zu Passau und des hl. Severin in Österreich beweist. Das mittlere und nördliche Deutschland dagegen war noch ganz den Finsternissen des Heidentums ergehen, und auch Süddeutschland war durch die Völkerwandrung, welche neue heid- nische Stamme ins Land brachte, wieder in die frühere Wildheit zurückgesunken. Da erweckte Gott in Irland, wo das Christentum durch den hl. Patricius schon tiefe Wurzeln geschlagen hatte, fromme Männer, welche den heidnischen Deutschen die frohe Botschaft des Heils bringen sollten. Es ist rührend zu lesen, wie diese gottseligen

5. Bilder aus der jüdischen Vergangenheit - S. 209

1914 - Frankfurt am Main : Kauffmann
Xlvi. Ein Dekret Aus Dem Siebzehnten Jahrhundert Gegen Die Blutbeschuldigung Schudt, Jüdische Merkwürdigkeiten. Ii., 328 Demnach, hiebevor sowohl als erst jüngsthin ein und andermahl, wider die allhiesige Judenschaf ft einiges Geschrey ausgesprengt worden, ob hätten diesel-bigen einige Christen-Kinder, ohnwissend zu was Ende, auffgefangen oder auffangen wollen, hierüber auch von gnädigster Herrschaft wegen jedesmal, sobalden etwas solches erschollen, mit allem Fleiss und Ernst inquiriert worden, ob es etwas sich dergleichen hervorthun möchte. Bey genauer Untersuchung aber, sich niemahlen das Geringste, sondern vielmehr soviel befunden, das es ein leeres und von boshafftigen Leuten erdichtetes Geschwätz gewesen, Eingangs gedachte allhiesige Judenschaft aber hierob sich wehmühtig beklaget, das sie durch dergleichen falsche Inzichten, sowohl allhier im Land, als der Nachbarschafft, unschuldter Weiss, in üblen Nachruf gesetzt wurde;Als wird hiermit nicht allein allen und jeden dieses Land-Gerichts Unterthanen und Ingesessenen, die Un-erfindlichkeit und Nichtigkeit dergleichen Ausstreuens zu erkennen gegeben, sondern auch alle und jede, die sich unterstehen wollten, gleiche falsche Inzichten ihnen Ju- 14 Sulzbach, Bilder ( 209 )

6. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der allgemeinen - S. 67

1882 - Halle : Anton
67 Formen wurden bekannt; die großen Thaten der Kreuzfahrer begeisterten die Dichter. Die Verbindung mit dem Osten erzeugte lebhaften Handel zu Wafser und zu Lande; von Venedig und Genua in Italien, von Wien und Regensburg an der Donau, von Augsburg, Nürnberg, Erfurt und Köln im übrigen Deutschland wurde er schwunghaft betrieben. Seidenbau und Kunst färb er ei wurden aus dem Morgenlande nach Europa verpflanzt. Handel und Gewerbe führten die Städte zu Reichtum und Macht, und mit der größeren Wohlhabenheit wuchs auch das Streben nach Bildung und Freiheit. — Ja selbst auf die Armen und Elenden im Lande, die leibeigenen Bauern, fiel ein Segens strahl der großen Bewegung: wer selbst das Kreuz nahm, wurde frei, denn niemandem war es gestattet, feine Untergebenen am Zuge zu hindern — und auch, wenn der Herr von bannen zog und etwa im fernen Lande fiel, mochte es daheim manchem feiner Bauern gelingen, das Joch abzuschütteln. So war die Zeit der Kreuzzüge alles in allem eine gewaltige Zeit. Mit warmen Worten schildert sie der Dichter: Es wälzte sich lawinengleich durch i'anb und Meer der Kriegesruf, Hell funfeltc das Lhrislenichwert, es klang des Christenrosseö Hnf, Wie Juda's Wolkensäule zog das Kreuz den Streitern hoch voran, Bis sie vom Ölberg Zions Burg im Abendröte schimmern sahn. Das waren Helden! Ob am Gaurn der letzte Tropfen war verdorrt, Sie achteten des Durstes nicht, sie hielten fest und kämpften fort. Die Wüste trank der Schlachten Blut, auf fahlen Flügeln kam die Pest. Der Sandwind grub die Leichen ein, sie kämpften fort und hielten fest. O große Zeit des Heldentums, o Zeit, von Ruhm und Thaten voll, Als von der Andacht mächt’gem Hauch hoch flatternd jedes Banner schwoll, Als, wo es Gottes Sache galt, der Greis der Narben nicht gedacht Und froh sein 16jähr'ges Blut der blonde Knabe dargebracht! G e i b e l. Viil Dir Hohenstaufriyeil. (Siehe Cnrfus I, p. 48 — 56). I. Nach dem Aussterben des fränkischen Kaiserhauses und nach dem Tode des folgenben Kaisers Lothar ging die Kaiferwürbe auf das Geschlecht der Hohenstaufen über. Dasselbe hat seinen Namen von der Stammburg Hohenstaufen in Schwaben ( — im jetzigen Wlirtemberg, östlich von Stuttgart, zwischen Gmünb und Göppingen). * Der erste hohen ft aufif che Kaiser w ar Konrad Iii. (1138 —1132). Wiberwillig lieferte ihm des verstorbenen Lothar Schwiegersohn, Heinrich der Stolze, aus dem Geschlechte § *

7. Theil 8 - S. 129

1807 - Berlin : Duncker & Humblot
129 Misburg. Dies bewegte den König, die Bela- gerung von Ingolstadt aufzuheben, und geraoe nach München zu gehen. An Landshut wollte er feine ermordeten Schweden rächen. Den Ab- geordneten dieser Stadt sagte er in einem ihm sonst ungewöhnlichen Tone: „Wenn ich an eure Grausamkeiten denke, die ihr an meinen Solda- ten verübt, so weiß ich schier nicht, ob ihr Men- schen oder Thtere seyd. Ihr schneidet ihnen Ohren und Rialen ab, und hackt ihnen Hände und Füße herunter. Was soll ich denn euch Barmherzigkeit ertheilen? Und wie soll ich setzt mir euch umgehen?" - Und doch wurde der Stadt kein Leid zuqefügt, sondern sie durste sich mit 100,200 Thalern von der Plünderung los- kaufen. München zitterte vor der Ankunft des Kö- nigs. Der Hof flüchtete nach Salzburg, einige Magistratspersonen brachten ihm zuvorkommend die Schlüssel der Stadt entgegen. Gustav empfing sie gnädig, versicherte die Stadt seines Schutzes, und sagte beim Abschiede: „Ihr habt es gut ge- macht, und eure Unterwerfung entwaffnet mich. Mit Recht hätte ich an eurer Stadt das Uli« glück von Magdeburg rächen können; allein fürch- tet nichts, und seyd eurer Güter, eurer Familien und eurer Religion wegen unbesorgt. Geht in Frieden; mein Wort gilt mehr als alle Capitu- lationen von der Welt." Viii. 19}

8. Handbuch der Vaterlandskunde - S. 517

1858 - Stuttgart : Schweizerbart
vom Blu te Christi in einem Gefäß aufgefaßt und nach Mantua ge- bracht. Hier sei es später in drei Theile getheilt worden, deren einer in Mantua geblieben, während der andere nach Rom gebracht worden sei. Den dritten Thei! habe sodann Kaiser Heinrich Iii. dem Grafen Balduin von Flandern geschenkt, dessen Schwiegersohn Welf Iv. dem Kloster damit ein Geschenk gemacht habe. — Die Mönche ließen die Reliquie in Gold fasten und mit kostbaren Steinen besehen, und feierten zur Ehre derselben alljährlich ein besonderes Fest. Dieses Fest, der sogenannte Blutfreitag, wird noch in unserer Zeit jedesmal am Tag nach dem Feste der Himmelfahrt Christi abgehalten, und eine ungeheure Menge von Gläubigen ' strömt hiezu aus allen Gegenden und aus oft weiten Entfernungen herbei. Biele der Theil- nehmer kommen zu Pferde, manche in militärischem Aufzug, die soge- nannten Blutritter. Die Festlichkeit besteht zunächst in einer großartigen Processt'on um die Markung des Orts. Voran geht ein Zug von Sängern, hierauf folgt eine große Anzahl von kirchlichen Fahnen und nach diesen — unter einem kostbaren Thronhimmel aus scharlachrothem Sammt und Seide — tritt in festlichem Schmucke ein Priester einher, welcher die Reliquie trägt; den Schluß des Zugs bildet die Menge der Andächtigen. Nach 6 Uhr des Morgens seht sich die Processton in Bewegung, gegen io Uhr ist der Zug wieder zurück und nun beschließt ein feierliches Hochamt in der pracht- vollen Kirche die Festlichkeit. — Nach einem im Jahr 1802 zu Regensburg gemachten Anschlag.besaß das Kloster damals ein Gebiet von 6 Quadratmeilen mit 11,000 Einwohnern und 100,000 fl. jährlicher Einkünfte: das reichste Kloster in Schwaben! Im Jahr I806 kam es an Württemberg. Der Marktflecken Altdorf zählt mit Weingarten zusammen gegenwärtig 2401 Ew., worunter 87 Evang., die sich theis mit Gewerben, theils in Fabriken re. beschäftigen. Das weibliche Ge- schlecht liefert viele Stickereien für Schweizer - und inländische Handelshäuser. Lage und Umgebung sind äußerst angenehm. Der Ort ist sehr alt und nach dieser Besitzung nannten sich die Welfen auch „Grafen von Altdorf". Bon ihnen hat sich eine nicht uninteressante Sage erhalten. Die jungen Welfen. Zu der reichen Gräfin von Altdorf im Schussenthale kam einst ein armes Weib und bat um eine Gabe für sich und ihre hungernden Kinder. Die Gräfin wies das Weib hart ab und sagte: wenn du keine Kinder ernähren kannst, so hättest du auch keine haben sollen. Das er- bitterte die Arme und sie wünschte der Gräfin, daß sie ein Dutzend Kinder zumal bekommen möchte. Nicht lange nachher geschah es denn auch wirklich, ' >857 wurde die Menge der Wallfahrer zu 40—50,000 Köpfen geschäht.

9. Handbuch der Vaterlandskunde - S. 157

1858 - Stuttgart : Schweizerbart
157 Papier in der Hand und schreibt. Das geht so fort bis Mitternacht. Da fangen sie an sich zu schlagen, das; die Funken davon fliegen. Während dieser Zeit aber kann Niemand an der Ammer vorübcrgehen. Bei Bühl im Neckarthal hörte man sonst oft in der Nacht einen Un- tergänger oder Feldrichter schreien. Derselbe trug einen Markstein auf der Schulter und rief beständig: „Wo soll ich ihn Hinthun? wo soll ich ihn Hinthun?" „Narr, wo du ihn genommen hast!" rief ihm einmal Jemand zu. Da sprach er: „Nun gottlob, jetzt bin ich erlöst." Seitdem hat man ihn nicht mehr gesehen oder gehört. Das sechste und siebente Buch Mosis. In ganz Schwaben weiß das Volk viel von dem sechsten und siebenten * Buch Moses zu erzählen. Es sind dieß Wunder- und Zauberbücher, welche untrügliche Mittel enthalten, z. B. sich unsichtbar zu machen, die Sonne scheinen und Regen fallen zu lassen, Gewitter zu machen rc. Auch sind da- rin Mittel gegen alle Krankheiten der Menschen und der Thicre angegeben. Die Tübinger Universitäts-Bibliothek soll noch eine uralte Bibel mit diesen beiden Büchern Mosis nebst andern Schriften, die in den gewöhnlichen Bibeln nicht Vorkommen, besitzen. Sie liegt aber an schweren Ketten, und es ist bei strenger Strafe verboten diese Bücher zu drucken. — Früher hat einmal Jemand darin gelesen, aber zu lange; da ist er in die Luft geflogen und nicht mehr erschienen. Ein andermal lasen zwei Studenten darin; da kam der leibhaftige Teufel zu ihnen und rasselte gewaltig mit seinen Ketten also, daß sie sich entsetzten und laut um Hilfe riefen. Da sagte man ihnen, sie sollten Alles, was sie gelesen, nur rückwärts noch einmal lesen, was sie auch sogleich thaten, und worauf dann der Teufel verschwunden ist. Seitdem aber bewahren vier Professoren die Schlüssel zu den vier ver- schiedenen Schlössern, die an jener Bibel liegen, so daß ein einziger sie jetzt nicht mehr öffnen kann, wie dies früher der Fall gewesen. Diese zwei Bücher enthalten ferner tiefe Geheimnisse über die Magie, weshalb sie leicht gemißbraucht werden können und darum bei jchwerer Strafe verboten sind. Durch solche Mittel hat Moses im Namen Gottes die Wunder in Egypten gethan: die Egypter aber thaten sie kraft der schwarzen Magie, d. h. kraft des Teufels '. In Rücksicht auf das religiöse Bekenntniß gehören die Be- wohner der überwiegenden Mehrzahl nach zu der evangelisch- lutherischen Kirche, und von c. 1 Million Seelen bekennen sich nur etwa 130,000 zur katholischen Kirche. Letztere wohnen theils in den neuwürttembergischen Gegenden von Ellwangen, Aalen, Gmünd, Mergentheim rc., theils am obern Neckar, wo die Städte Rottweil, Oberndorf, Horb und Rottenburg eine fast ausschließlich ' Buchhändler Scheiblen in Stuttgart hat das Vi. und Vii. Buch Mosis in zwei Auflagen herausgegeben.

10. Handbuch der Vaterlandskunde - S. 1

1858 - Stuttgart : Schweizerbart
\ Einleitung. Zwei Stunden nordostwarts von Stuttgart erhebt sich zur Rechten des Neckars ein freundlicher Hügel; auf seinem Scheitel tragt er einen griechischen Tempel, von dessen Kuppel im Sonnenglanze ein goldenes Kreuz weit in die Ferne strahlt: es ist der Rotheb erg. Wir steigen den Hügel hinan. Welch' eine herrliche Aussicht da oben! Die weite Landschaft vor uns, durch seltenen Neichthnm und üppige Fülle die Krone des Landes, bietet dem überraschten Auge eine außerordentliche Mannigfaltigkeit von Formen dar. Mit Lust schweift der Blick nach Osten und Süden über die fruchtbare Filderebene und den waldigen Schvnbnch hinaus bis zu dem im Sonnenschein weiß herüberschimmernden Felsenkamm der Alb; im Norden und Westen, hinter den nahen Hügeln des Wetzheimer- waldes, des Strom- und Henchelbergs, erscheinen wie fernes Ge- wvlke die Höhen des Odenwalds, und jenseits der gesegneten Gauen zwischen Neckar und Nagold winken die Wälder des Schwarzwalds; am Fuße des Hügels aber breiten die Gelände des Neckars sich ans, mit Städten und Dörfern besät und vom segnenden Strome durch- flossen: eine Landschaft voll fruchtbarer Auen und wogender Felder, an den Abhängen der Höhen hier mit Reben bepflanzt, dort mit einem Walde von Obstbänmen bedeckt. Jener Hügel nun ist der Ausgangspunkt der vaterländischen Geschichte; denn da, wo gegenwärtig in feierlich-andächtiger Stille ein griechischer Tempel den Sarg einer unvergeßlichen Fürstin * 1 um- schließt, stand einst die Wiege unseres Fürstengeschlechts, die Stamm- burg des württembergischen Königshauses. Wann dieses Geschlecht sich den Berg zum Wohnsitz erwählt, darüber mangelt uns genaue Nachricht; doch melden Urkunden, 1 Königin Katharina Panlowna, Großfürstin von Rußland, gest. 1819. 1
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