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201. Teil 2, Oberstufe, Teil 1 - S. 5

1901 - Kiel : Lipsius & Tischer
I. Aus der Heimat. 5 80 schützte Offa sein Land gegen die Holsteiner und hat es später ebenso gethan gegen einen König der Dänen, der Alewig hiess, und der damals für den trefflichsten aller Männer galt. Karl Müllenhoff. 3. Des kleinen Volkes Überfahrt. 3n den Hüttener Bergen wohnten vor Zeiten eine große Menge Unter- irdische. Als aber die Glocken aufkamen, sind sie alle mit einander fort- gezogen. Da zogen sie nach der Marsch zu und kamen in der Nacht an die Hohner Fähre und wollten sich übersetzen lassen. Sie weckten den Fährmann. Als aber der herauskam, sah er nichts, ging wieder ins Haus und wollte zu Bett. Da klopften sie noch einmal und zum drittenmal an, und als der Fähr- mann nun wieder herauskam, sah er, wie es vor dem Hause grimmelte und wimmelte von lauter kleinen grauen Leuten. Da war da einer unter ihnen mit einem langen Bart, der sagte zum Fährmann, er solle sie über die Eider setzen, sie könnten die Glocken und den Kirchengesang nicht länger ertragen und wollten anderswo hin. Der Fährmann machte die Fähre los und stellte seinen Hut, wie der mit dem Bart ihm sagte, ans Ufer. Und nun kamen sie alle in den Prahm hinein, Männer und Weiber und Kinder, und zwar so viele, daß sie sich drängten und der Prahm zum Sinken voll ward. So ging es jedesmal, wenn der Fährmann wieder zurückkam, und er hatte die ganze Nacht nichts anderes zu thun, als immer hin und her zu fahren, und immer war die Fähre gleich voll. Als er endlich die letzten hinübergebracht hatte, sah er, wie das ganze Feld auf der andern Seite von vielen Lichtern flimmerte, die immer durcheinander hüpften; da hatten sie alle kleine Laternen angezündet. Am Ufer aber vor seinem Hause fand er seinen Htck ganz aufgehäuft voll von kleinen Goldpfennigen; denn jeder hatte beim Einsteigen einen hineingeworfen. Dadurch ward der Fährmann zeit seines Lebens ein steinreicher Mann. Karl Müllenhoff. 4 Ansgar in Hamburg. Hls im Jahre 831 Kaiser Ludwig der Fromme die Stadt Hamburg zum Sitz eines Erzbistums gemacht hatte, wurde Ansgar, ein junger dreißig- jähriger Mönch, der bereits als Missionar die Länder des Nordens durchzogen hatte, zum Erzbischof von Hamburg erkoren. Außer vielen Reliquien und 'Heiligtümern brachte er ebenso viel frommen Eifer zur Erfüllung seines Be- rufs mit. Hamburg war damals noch ein kleiner Ort. Ein Kastell, eine Kirche, einige Wohnungen der Geistlichen, einige Gassen ringsumher: das war alles. Ansgar vergrößerte sogleich die Kirche und schmückte sie herrlich aus, errichtete daneben ein Kloster, das er mit gelehrten Mönchen aus Corvey besetzte, und gründete eine Schule, der der Kaiser eine kostbare Bibliothek schenkte. Dies

202. Teil 3a = 7. u. 8. Schulj - S. 87

1912 - Halle a.S. : Schroedel
87 meinetwegen. Nimm deine Diener mit dir; wer weiß, ob du nicht ihrer Dienste bedürfen möchtest." Danach begab sich der Erzbischof nach Radulfs- rode unweit Quedlinburg. Hier ereilte ihn, der zu einer Sterbenden geeilt war, unerwartet selbst ein plötzlicher Tod. Lange zögerte man, der ster- benden Königin die Trauerbotschaft zu vermelden. Als sie aber an den bestürzten Mienen ihrer Umgebung sah, daß ein großes Unglück geschehen sein müsse, und als sie selbst die Ahnung aussprach, daß ihrem Enkel, dem Erzbischof, ein Unheil zugestoßen sein möchte, da erzählte man ihr, was geschehen war. Gefaßter, als man es erwartet hatte, sprach sie: „Lasset die Glocken läuten und öffnet die Pforten der Kirche, betet alle vor dem Altare und gebet Almosen den Armen, daß auch sie beten für die Seele des Heimgegangnen." 9. Noch in derselben Woche ging auch sie heim, an einem Sonn- abend wie ihr Gatte, an demselben Tage, den sie als den Todestag ihres Gatten stets mit besondern geistlichen Übungen und mit demütigen Hilfe- leistungen für Arme und Kranke gefeiert hatte. Unter dem Gesänge von Psalmen und unter Verlesung evangelischer Abschnitte hatte sie mit gefalteten Händen ihr Stündlein erwartet. Ihre Leiche wurde in der Kirche zu St. Servatius in Quedlinburg an der Seite ihres Gemahls beigesetzt. Albert Richters 49. Die Hunnen im Kloster Reichenau. (Gekürzt.) 1. Auf der Insel Reichenau war's still und öde, nachdem des Klosters Insassen abgezogen waren. Der blödsinnige Heribald war Herr und Meister des Eilands. Die Sonne stund hoch am Himmel, da wandelte er vergnüglich vor dem Kloster auf und nieder. Da wirbelte drüben am weißsandigen Ufer eine Staubwolke auf, Gestalten von Roß und Reitern wurden sichtbar. „Seid ihr schon da?" sprach der Mönch und schlug ein Kreuz, seine Lippen bewegten sich zu einem hastigen Gebete. Drüben am nahen Seeufer hielt ein Trupp Reiter, die Zügel in Arm geschlungen, den Pfeil auf der Bogensehne, waren sie spähend herangesprengt, der hunnischen Heerschar Vortrab. Wie kein Hinterhalt aus dem weidenumbuschten Ufer vorbrach, hielten sie die Rosse eine Weile an zum Verschnaufen; der Pfeil ward in den Köcher gelegt, der krumme Säbel mit den Zähnen gefaßt, die Sporen ein- gepreßt, — so ging's in den See. Hurtig arbeiteten sich die Rosse durch die blauen Wogen, jetzt war der vorderste an Land und sprang vom Gaule und schüttelte sich dreimal wie ein Pudel, der vom kühlen Bade zurück-

203. Teil 3b = 9. Schulj - S. 319

1912 - Halle a.S. : Schroedel
lade ich heut zu mir, willst du noch einmal des Führer meiner Reise sein?" „Ich will, Herr," antwortete Ingram aufstehend mit leuchtendem Blick. „So nimm Abschied von Weib und Kind; denn du sollst für den Herrn unter Schilde gehen." Unten im Hofe wogte das Volk wie Wellen des Meeres. Da der Erzbischof heraustrat, fiel alles auf die Knie, und die Arme aufhebend, ging er langsam hindurch zum Schiffe. Dort wandte er sich noch ein- mal, grüßte und segnete und lachte freundlich den Kindern zu, welche von den weinenden Müttern aufgehoben wurden, damit sie den Mann Gottes schauten.------Die Schiffer lösten die Seile, und rheinabwärts schwebte das Schiff; am Ufer lag das Volk auf den Knien und sah dem Fahrzeug nach, bis es hinter einer Biegung des Stromes verschwand. 4. Es war eine sonnige Fahrt, gleich einer langen Festreise. Wo eine Kapelle stand auf den Höhen oder ein Kirchlein unten am Strom, da drängten sich die Leute und läuteten die Glocken, wenn das Schiff kam und abfuhr. Jeden Abend legten die Reisenden an, wo fromme Christen wohnten. Herr Winfried stieg an das Land, begrüßte die Gemeinden und ruhte unter dem Dach derer, die ihm vertraut waren, während Ingram am Maste unter dem Kreuzbanner lag und die Schiffs- wache hielt. So fuhren die Reisenden den Rhein abwärts bis dahin, wo er zum See wird, sie legten vor Utrecht an und nahmen den Bischof von Friesland, welchen Winfried eingesetzt hatte, zu sich in das Schiff. Dann fuhren sie ostwärts bis zur Grenze der heidnischen Friesen. Dorthin hatte Herr Winfried im voraus das neubekehrte Volk geladen, damit er den Getauften die Hand auflege und sie, im Glauben befestige; seine Boten waren durch das ganze Friesenland gegangen und hatten seine Ankunft verkündet. An der Mündung des kleinen Flusses Borne, welcher die christlichen und heidnischen Friesen trennt, landeten die Fahrenden kurz vor dem bestimmten Tage in einer Bucht, wo die Flut einen Wall von zugetriebnen Stämmen aufgehäuft hatte. Der Erzbischof stieg an das Land, wählte die Lagerstelle und umschritt weihend den Raum; Ingram ließ die Zelte aufschlagen, den Graben schütten und das angeschwemmte Holz zum Walle schichten. 5. Als er bei dem Walle stand, die Richtung maß und selbst die Pfähle schlug, ging Herr Winfried bei ihm vorüber und sprach: „Du mühest dich emsig, uns mit Holz und Erde zu umschanzen, hast du auch darum gesorgt, Einen über uns nach seinem Willen zu fragen? Denn er zieht die Schildburgen und verwirft sie ganz nach seinem Gefallen."

204. Teil 3b = 9. Schulj - S. 324

1912 - Halle a.S. : Schroedel
gelangten. Sein ganzes Leben der Verkündigung der christlichen Lehre zu widmen, das war das Streben, welches den Jüngling erfüllte. Im Alter von zwanzig Jahren kam Ansgar nach Deutschland, wo ihn die Klostermauern von Corvey aufnahmen. Sein reiches Wissen und die Reinheit seines Wandels machten ihn besonders geschickt zum Lehrer der Jugend. Er trat daher als Vorsteher an die Spitze der Klosterschule. Doch bereits nach einigen Jahren wurde er auf ein größeres Wirkungsfeld berufen. 2. An den Hof Ludwigs des Frommen kam um diese Zeit der aus seinem Reiche vertriebene Dänenkönig Harald, um Schutz zu suchen. Ludwig gewährte ihm seinen Beistand, bat ihn aber, dem Heidentume zu entsagen und ein Christ zu werden. Harald ließ sich taufen und versprach, nach seiner Rückkehr in die Heimat dem Evangelium auch dort Eingang zu verschaffen; zugleich bat er den König, ihm einen Mann mitzugeben, der den heidnischen Dänen die Lehre Christi ver- kündige. Dem Abte Walo von Corvey schien zu diesem Berufe keiner geeigneter zu sein als Ansgar. Er sandte ihn daher an den Hof des Königs, wo ihm bedeutet wurde, wozu er ausersehen sei. Mit Freuden willigte Ansgar ein. Von einem treuen Klosterbruder begleitet, machte er sich auf, um im Gefolge des Königs nach dem fernen Dänemark zu ziehen. Sie fuhren den Rhein hinunter bis Köln, wo ihnen der ehrwürdige Erzbischof Hadebold sein bestes Schiff zum Geschenk machte. Darauf setzten sie ihre Reise fort, bis sie in die Nähe des heutigen Utrecht kamen. Hier verließen sie das Schiff, zogen zu Lande an der Meeresküste hin und gelangten nach Schleswig. In festem Vertrauen auf Gott begann Ansgar nunmehr sein Werk, und siehe, die Saat fiel auf guten Boden. An der Schlei wurde die erste Kirche erbaut, der bald andere folgten. Viele der Heiden entsagten ihren Göttern und ließen sich taufen. 3. Einige Jahre waren vergangen, da kamen aus Schweden Boten an den Hof Ludwigs und erzählten, wie auch in ihrem Lande viele ein Verlangen nach dem Evangelium trügen. Auf den Rat des Abtes Walo von Corvey wurde Ansgar aus Dänemark nach dem benachbarten Schweden gesandt. Unterwegs wurde er von Seeräubern ausgeplün- dert und ging seiner ganzen Habe verlustig. Ansgar ließ sich dadurch nicht entmutigen. Nach vielen Beschwerden gelangte er mit seinen Begleitern endlich an den Ort, wo König Bern sich aufhielt. Derselbe nahm die Fremdlinge freundlich auf und erlaubte ihnen, die christ- liche Lehre zu verkündigen. Auch hier trug ihre Arbeit reichen Segen. Gefangene Christen erhielten die Freiheit, Kirchen entstanden, und viele aus dem Volke wurden gläubig.

205. Teil 5 = Kl. 3, 2 u. 1 - S. 400

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
400 kleide nahe der Schwelle kniete. Er hielt an und sprach feierlich: „Dich, Ingram, lade ich heut zu mir; willst du noch einmal der Führer meiner Reise sein?" „Ich will, Herr," antwortete Ingram aufstehend mit leuchtendem Blick. „So nimm Abschied von Weib und Kind, denn du sollst für den Herrn unter Schilde gehen." Unten im Hause wogte das Volk wie Wellen des Meeres. Da der Erzbischof heraustrat, fiel alles auf die Knie, und die Arme aufhebend, ging er langsam hindurch zum Schiffe. Dort wandte er sich noch einmal, grüßte und segnete und lachte freundlich den Kindern zu, welche von den weinenden Müttern aufgehoben wurden, damit sie den Mann Gottes schauten. Ingram aber hielt seine Frau, welche stolz ohne Tränen neben ihm schritt, die Augen fest auf ihn gerichtet, und mit der andern Hand hielt er die Hände feiner drei Söhne. Und als er sich am Ufer von den Seinen löste, faßte er die Schwnrhand seines ältesten Sohnes, legte die Hand des Wolfram hinein und sprach zu diesem: „Sei du ihm treu, wie du dem Vater warst!" Die Schiffer lösten die Seile, und rheinabwärts schwebte das Schiff; am Ufer lag das Volk auf den Knien und sah dem Fahrzeug nach, bis es hinter einer Biegung des Stromes verschwand. Es war eine sonnige Fahrt gleich einer langen Festreise. Wo eine Kapelle stand auf den Höhen oder ein Kirchlein unten am Strom, da drängten sich die Leute und läuteten die Glocken, wenn das Schiff kam und abfuhr. Jeden Abend legten die Reifenden an, wo fromine Christen wohnten. Herr Winfried stieg an das Land, begrüßte die Gemeinden imb ruhte unter dem Dach derer, die ihm vertraut waren, während Ingram am Maste unter dem Kreuzbanner lag und die Schiffswache hielt. Sv fuhren die Reisenden den Rhein abwärts bis dahin, wo er zuin See wird, sie legten vor Utrecht an und nahmen den Bischof von Friesland, welchen Winfried eingesetzt hatte, zu sich in das Schiff. Dann fuhren sie ostwärts bis zur Grenze der heidnischen Friesen. Dorthin hatte Herr- Winfried im voraus das neubekehrte Volk geladen, damit er den Getauften die Hand auflege und sie im Glauben befestige; seine Boten waren durch das ganze Friesland gegangen und hatten seine Ankunft verkündet. An der Mündung des kleinen Flusses Borne, welcher die christlichen und heidnischen Friesen trennt, landeten die Fahrenden kurz vor dem bestimmten Tage in einer Bucht, wo die Flut einen Wall von zugetriebenen Baum- stämmen aufgehäuft hatte. Der Erzbischof stieg an das Land, wählte die Lagerstelle und umfchritt weihend den Raum; Ingram ließ die Zelte aufschlagen, den Graben schütten und das angeschwemmte Holz zum Walle schichten. Als er bei dem Walle stand, die Richtung maß und selbst die Pfähle schlug, ging Herr Winfried bei ihm vorüber und sprach: „Du mühst dich

206. Teil 5 = Kl. 3, 2 u. 1 - S. 402

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
402 Himmels seinen Getreuen. Bereitet ist uns der Hochsitz in himmlischer Halle, die Scharen der Heiligen geleiten uns vor den Thron des Himmelsherrn." Da warf Ingram sein Schwert den einbrechenden Heiden entgegen, er trat mit ausgebreiteten Armen vor den Herrn Winfried, rief laut den Namen des Jünglings, der einst sein Reise- geselle gewesen war, und empfing die Todeswunde. Nach ihm der Erz- bischof und darauf die übrigen, Geistliche und Laien. Nur wenige ans dem Gefolge retteten sich über das Wasser und berichteten von dem Ende der frommen Helden. Mit großem Gefolge fuhr der Häuptling des Christengottes zu der Halle seines himmlischen Königs. Die Gebeine Winfrieds führten fromme Bäter den Rhein hinauf, dem Thüring Ingram aber schütteten christliche Friesen am Strande den Totenhügel und umschritten die Stelle mit Gebet. Nicht die Raben des Waldes flogen darüber, sondern weißbeschwingte Möwen, und statt der Baumwipfel rauschten in seiner Nähe die Wogen des Meeres, wie der Sturmwind sie trieb ein Jahrhundert nach dem andern. 3. vw Hunnen im Kloster Keicbenau. (924 n. Chr,) Von Viktor von Scheffel. Ekkehard. 226. Auflage. Stuttgart 1908. S. 183. Gekürzt. ns der Insel Reichenau war's still und öde, nachdem des Klosters Insassen abgezogen waren. Der blöd- sinnige Heribald war Herr und Meister des Eilands. Er gefiel sich in seiner Einsamkeit. Stundenlang saß er am Seeufer und warf flache Kieselsteine über die Wellen, daß sie drauf tanzten. Wenn sie gleich anfangs untersanken, schalt er sie. Da wirbelte drüben ant weißsandigen Ufer eine Staubwolke auf; Gestalten von Roß und Reitern wurden sichtbar. „Seid ihr schon da?" sprach der Mönch und schlug ein Kreuz, seine Lippen bewegten sich zu einem hastigen Gebete; aber bald lag die gewohnte Miene zufriedenen Lächelns wieder auf seinem Antlitz. „Fremden Wanderern und Pilgers- münnern soll am Tor des Gotteshauses ein christlicher Bescheid erteilt werden," murmelte er; „ich werde sie erwarten." Heribald schob einen mächtigen Eichstamm an die Pforte, die in den Hof führte, setzte sich ge- lassen auf den Block und wartete der Dinge, die da kommen sollten. Drüben am nahen Seenser hielt ein Trupp Reiter. Die Zügel um den Arm geschlungen, den Pfeil auf der Bogensehne, waren sie spähend herangesprengt, der hunnischen Heerschar Bortrab. Wie kein Hinterhalt aus dem weidenumbuschten Ufer hervorbrach, hielten sie die Rosse eine Weile an znm Verschnaufen; der Pfeil ward in den Köcher gelegt, der

207. Bd. 3 B = Oberstufe d. Mädchen, (7. - 9. Schulj.) - S. 374

1911 - : Crüwell
374 während der Erzbischof mit erhobenen Händen langsam an ihnen vorüberschritt. Nachdem seine hohe Gestalt aus dem Gemache ver- schwunden war, brach der Schmerz der Zurückgelassenen laut und heftig hervor. Und wie die Freunde weinten, so weinte auch das zahlreiche Volk, das von der Pfalz bis zu der Stelle am Ufer, wo das Schiff des Erzbischofs vor Anker lag, Spalier bildete. Männer und Greise, Frauen und Kinder drängten sich heran, um noch ein- mal von dem geliebten Hirten gesegnet zu werden. Bevor Boni- fatius das Schiss bestieg, sank Lullus noch einmal an seine Brust. Lange hielten sich Meister und Schüler umfangen, bis der Greis endlich nach dem Himmel deutete und mit leiser Stimme sprach: „In der Halle des himmlischen Königs sehen wir uns wieder!" Der Wind schwellte die Segel, und ruhig glitt das Schiff mit den Wellen des Rheines stromabwärts. Überall wo sich Kapellen am Ufer erhoben, läuteten die Glocken zu Ehren des scheidenden Bonifatius. Er aber stand mitten auf dem Verdeck des Schisses, und immer wieder von neuem erhob er seine segnenden Hände. Nach langer glücklicher Reise fuhr das Schiff der Missionare liber den Zuidersee und wandte sich ostwärts der Grenze der Heid nischen Friesen zu. Unweit des Ortes Dokkum wurde gelandet, ltub nachdem Bonifatius einen geeigneten Platz ausgesucht hatte, ließ er das Lager errichten. Bald nachher erhob sich ein aus angeschwemm- ten Baumstämmen und Erde erbauter Wall, der mehrere Zelte um- schloß, welche die frommen Männer vor den Unbilden der Witte- rung schützen sollten; denn es begann rauh zu werden im Lande der Friesen, und heftige Stürme entkleideten Blische und Bäume des herbstlichen Schmuckes. Von diesem Lager zog Bonifatius hin- aus zu den ringsum wohnenden Friesen, um sie zu taufen, wie es der Heiland seinen Jüngern anbefohlen hatte. Bonifatius suchte durch liebevolle Zurede und freundlich ermahnendes Wort die Hei- den auf den rechten Weg zu führen. Er überhäufte die Irrenden mit Wohltaten und gewann sich ihre Zuneigung. Sie fühlten sich zu dem Greise hingezogen und lauschten gern seiner Rede. So zog Bonifatius im Lande der heidnischen Friesen von Ort zu Ort, nicht achtend der Stürme des Winters und seines eisigen Grußes. Als der Frühling wieder ins Land kam, waren schon mehr als vier tausend Friesen von dem eifrigen Missionar für den christlichen Glauben gewonnen worden. Bonifatius ließ die jungen Christen durch seine Begleiter benachrichtigen, daß sie sich am fünften Tage des Monats, in welchem die Sonne der Erde am nächsten stehe, gemeinsam in dein Lager bei Dokkum einfinden sollten, um dort von ihm die heilige Firmung zu empfangen.

208. Teil 4 = 5. - 6. Schulj - S. 353

1913 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
353 in den Raum und erweckte den Herzog zum Bewußtsein. „Wo bin ich?" rief er. Aus einer fernen Ecke ward ihm Antwort; denn mehrere seiner Leute befanden sich in dem dunkeln Raume. In diesem Augenblicke legte sich das Schiff noch mehr herum, so daß es kieloben auf dem Wasser schwamm. Jetzt war der mutige Kom- mandant verloren. Ruhig und gefaßt rief er seinen Leuten zu: „Es ist alles verloren, Jungens, jetzt wollen wir noch beten: Vater, nimm unsre Seelen zu dir und gib uns einen schnellen und gelinden Tod!" Wohl befanden sich in dem Mannschaftsraume steine, runde Luken, durch die zur Not ein Mann hindurchkriechen konnte; aber wie sollte sich der todgeweihte Herzog seines schweren Ölanzuges und seiner großen Seestiefel entledigen, da der Raum schon zum größten Teil mit Wasser angefüllt war! Dennoch versuchte er, sich von seinen Fesseln zu befreien, aber völlig erschöpft mußte er bald das Vergebliche seines Ringens einsehen. Da rief er dem Heizer Leckebusch zu, der nur mit Hemd und Hose bekleidet war: „Ich habe keine Hoffnung auf Rettung; aber sehen Sie doch zu, daß Sie sich retten!" Während nun der Heizer sich mit Mühe seiner leichten Kleidung entledigte und sich mit großer Anstrengung ganz nackt durch die enge Luke zwängte, hörte er seinen treuen Kom- mandanten laut das Vaterunser beten. Leckebusch wurde aus den tosenden Wellen aufgefischt. Als er Kunde brachte von dem Heldentode des tapfern Herzogs, blieb kein Auge tränenleer; denn bei seinen Kameraden und Untergebenen war er gleich verehrt und beliebt gewesen. Wohl eine Stunde noch schwamm das Torpedoboot kieloben auf den Wassern, dann sank es mit sieben Mann der Besatzung und feinern Kommandanten in das tiefe Grab. Unter mühevollen Taucherarbeiten wurden acht Tage später die Toten geborgen, und am 3. Oktober wurde die Leiche des Herzogs in der Blutskapelle des Schweriner Domes beigesetzt. Lesebuch von Plümer, Haupt, Bach mann. Kappet, u. Koch. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen. Iv. 23
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