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1. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 79

1909 - Leipzig : Hirt
V. Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. 1. Persönliches. Der neue König ging der Vollendung des 64. Lebensjahres entgegen, stand also in einem Alter, in dem die meisten Menschen die Last der Arbeit abzuschütteln pflegen. Am 22. März 1797 war er geboren. Seine Knabenjahre fallen in die Zeit der tiefften Erniedrigung Preußens. Der zehnjährige Knabe sah den Kummer der Eltern, als die Königliche Familie gezwungen war, von Berlin nach Königsberg, von Königsberg nach Memel zu flüchten. Noch nicht hatte er das 14. Lebensjahr beendet, als ihm der Tod die treue Mutter entriß. Tüchtige Lehrer arbeiteten an seiner Erziehung. Der Prinz war ein fleißiger Schüler. Geschichte, Erdkunde und die Kriegswissenschaften waren feine Lieblingsfächer. Er hörte gern zu, wenn die berühmten Feldherren Blücher, Gneisen au, Jork von Wartenburg und Scharnhorst über den Krieg sprachen. Teilnahme an den Befreiungskriegen. An der Seite seines Vaters machte er 1814 den Feldzug nach Frankreich mit. In der Schlacht bei Bar-fur-Aube verrichtete er den Dienst eines Königlichen Adjutanten und stand unerschrocken im dichten Kugelregen. Zur Belohnung erhielt der sechzehnjährige Jüngling vom Kaiser Alexander von Rußland den St.-Georgsordeu, sein Vater schmückte ihn mit dem Eisernen Kreuze. An der Spitze der Sieger von Waterloo zog er 1815 mit feinem Vater und feinem ältern Bruder Friedrich Wilhelm in Paris ein. Nach der Beendigung der Befreiungskriege fetzte er feine militärischen Studien fort. Er zeigte dafür ein so großes Verständnis, daß er im Alter von zwanzig Jahren bereits zum Obersten und Regimentskommandeur ernannt wurde. Vermählung. Im Jahre 1829 vermählte er sich mit der Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar, die unter dem Einflüsse Goethes zu einer kenntnisreichen Jungfrau emporgeblüht war. Über feinen Aufenthalt in En gl and, die Niederwerfung des Badischen Aufstandes war Seite 67 und 72 die Rede. Gouverneur der Rheinlande und Westfalens. Damit er die Rheinlande und Westfalen, deren größte Gebiete erst 1815 zum Preußischen Staate gekommen waren, aus eigner Anschauung kennen lerne, übertrug ihm 1849 Friedrich Wilhelm Iy. die militärische Verwaltung dieser Provinzen; er wohnte während dieser Zeit im Königlichen Schlosse zu Koblenz. Nach fünf Jahren wurde er Gouverneur der Bundesfestnng Mainz.

2. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 140

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
140 6. Nackdem Napoleon so alle seine Feinde niedergeworfen hatte, kehrte er nach Paris zurück, ließ sich von seiner Gemahlin Josephine scheiden und vermählte sich mit Maria Luise, der Tochter des Kaisers Franz von Oesterreich. Sein sehnlichster Wunsch ward erfüllt: ihm wurde ein Sohn geboren, welcher schon in der Wiege den Titel „König von Rom" erhielt. 57. Napoleons Zug nachrußland (1812). Nur England hatte sich durch seine Seemacht siegreich behauptet und beugte sich nicht vor dem stolzen Kaiser. Da suchte Napoleon es auf andere Weise zu demüthigen. Er verschloß den Engländern alle Seehäfen Europas, um dadurch den Handel, durch den dies Volk groß und mächtig geworden war, zu vernichten, und zwang die Fürsten, die englischen Waren in ihren Ländern aufzusuchen und zu verbrennen. Auch Rußland unterwarf sich eine Zeit lang dieser Maßregel. Als aber der Kaiser Alexander merkte, wie sehr sein Volk durch diese Sperre geschädigt wurde, söhnte er sich mit England aus. Dies erregte aber den Zorn Napoleons, und er erklärte Rußland den Krieg. Das gewaltigste Heer, welches die Welt je gesehen hatte, wurde ausgerüstet, und mit mehr als einer halben Million Krieger rückte Napoleon im Sommer 1812 durch Preußen dem Norden zu. Die Russen zogen sich bei dem Andrängen einer solchen Macht in das Innere ihres Landes zurück, binterließen aber dem Feinde nur noch eine Wüste. Unaufhaltsam drang Napoleon vor und erreichte im September die alte Czarenstadt Moskau. Hier gedachte er den Winter über zu bleiben und im nächsten Frühjahr das übrige Rußland zu unterjochen. Aber es kam anders. Bei dem Einzuge der Franzosen in die Stadt herrschte Todten-stille in den Straßen. Die Bewohner waren geflüchtet und hatten alle Vorräthe mitgenommen. Bald brachen hier und dort Feuersbrünste aus, die durch den heftigen Wind weiter getrieben, die unermeßliche Hauptstadt in ein qualmendes Feuermeer verwandelten. Mit Entsetzen starrten die Franzosen in die Glut. Vergebens suchten sie das Feuer zu löschen; sie mußten nur eilen, damit sie nicht selbst unter den Trümmern begraben wurden. Durch die Einäscherung Moskaus war Napoleons Lage sehr bedenklich geworden. Von Feinden umgeben, ohne Obdach und Nahrung für bte Soldaten, mußte er, da Alexander jetzt alle Friedensvorschläge zurückwies, sich entschließen, Rußland zu verlassen. Es war ein schrecklicher Rückzug! Der Weg führte weithin durch Landstriche, die durch den Krieg völlig verheert waren und weder Unterhalt noch Rastplätze darboten. Dazu trat ein ungewöhnlich früher und strenger Winter ein. Menschen und Pferde sanken, von Hunger und Kälte erschöpft, nieder, und der Schnee bedeckte sie mit einem Leichentuche. Am ganzen Wege sah man Haufen von todten Menschen und Pferden, sowie Trümmer von Geschütz und Gepäck. Und Tausende von Soldaten, die dem Hunger und Froste noch nicht erlegen waren, wurden von den nachsetzenden Kosaken entweder gefangen genommen oder getödtet. Am größten wurde die Noth an der

3. Erzählungen aus der deutschen Sage und Geschichte - S. 131

1907 - Leipzig : Voigtländer
6264. Der Krieg gegen Frankreich 18701871. 131 Rn demselben Morgen hatte Napoleon zu Doncherq vor einem rmlichen Huschen mit Bismarck und in dem nahegelegenen Schlchen Vellevue mit König Wilhelm eine Unterredung; der König wies dem tiefgebeugten Kaiser das Schlo Wilhelmshhe bei Kassel zum Aufenthalt an. Welch eine Wendung durch Gottes Fhrung!" telegraphierte Wilhelm seiner Gemahlin Rugusta, und als er mit seinen Generalen zu Tisch sa, da erkannte er in einem Trinkspruch die Verdienste seiner groen Helfer an, indem er sprach: Sie, Kriegsminister von Roon, haben unser Schwert geschrft; Sie, General von Moltke, haben es geleitet, und Sie, Graf von Bismarck, haben seit Jahren durch die Leitung der Politik Preußen auf seinen jetzigen Hhepunkt gebracht." In Deutschland erweckte die Siegesnachricht einen unbeschreiblichen Jubel. Aus den Werksttten und Fabriken strmten die Arbeiter heraus, aus den Schulen die Kinder. Gro und klein, alt und jung lief singend und jauchzend durch die Straen. Der eine rief's dem andern zu; Fremde drckten sich einander die Hand, und Freudentrnen glnzten in vielen Rgen. 64. Der Krieg gegen die franzsische Republik. 1. Frankreich wird wieder Republik. Rls die Gefangennahme Napoleons in Paris bekannt wurde, brach eine Revolution aus. Napoleon wurde abgesetzt und Frankreich zur Republik erklrt. Die neue Regierung wollte Frankreichs heiligen Boden von den barbarischen Eindringlingen befreien" und ihnen keinen Fu breit Landes und keinen Stein einer Festung lassen". So nahm der Krieg seinen Fortgang. 2. Der Velagerungskrieg. Nach der Schlacht bei Sedan hatten die Franzosen kein Heer mehr im Felde. Dagegen war noch keine der groen franzsischen Festungen erobert. Die strkste und wichtigste dieser Festungen war die franzsische Hauptstadt. Paris war rings von Wllen und kleinen Festungen oder Forts umschlossen; seine smtlichen Festungswerke hatten einen Umfang von zehn Stunden. Gleich nach der bergabe von Sedan zog König Wilhelm gegen die franzsische Hauptstadt. Rm 15. September erschienen die ersten deutschen Reiter vor der Stadt; am 19. September war die Einschlieung der Riesenfestung vollendet. Die Deutschen glaubten, die groe Stadt mit ihren zwei Millionen Einwohnern in wenigen Wochen 9*

4. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 189

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
- 189 Weil Napoleon in den Polen die Hoffnung erweckt hatte, ihr Reich wiederherzustellen, ferner das Groherzogtum War-schau vergrerte und den mit dem russischen Herrscherhause ver-wandten Herzog von Oldenburg vertrieben hatte, Rußland dagegen die Kontinentalsperre, die den russischen Handel beeintrchtigte, nicht strenge durchfhrte und franzsische Produkte mit hohen Zllen belegte, kam es zwischen Napoleon und Alexander I. zum Bruch. Frankreich traf umfasfende Rstungen; fast ganz Europa mute Truppen zu diesem gewagten Kriegszuge stellen. Preußen hatte sich mit 20 000 Mann zu beteiligen und freien Durchzug durch das Land zu gestatten, sterreich mute ein Hilfshxer Micken. Mitten im Sommer, im Juli 1812, berschritt der Korse mit -600000 Mann die russische Grenze und rckte geradeswegs ans Mos-kau vor. Die Russen zogen sich zurck und verbrannten alle Vorrte an Lebensmitteln, die sie in der Eile nicht verbergen konnten. Bei Smolonsk kam es am 17. August zu einer Schlacht, die jedoch nichts entschied. Bei Borodino a. d. Moskwa erfocht Napoleon am 7. September einen blutigen Sieg. Nach neunstndigem schweren Ringen lagen 100 000 Menschen tot oder verwundet am Boden, und schon am 14. September hielt Napoleon seinen Einzug in die alte Hauptstadt Moskau. Hier wollte er mit seinem mchtigen Heere den Winteransenthalt nehmen. Aber bereits in der folgenden Nacht brachen au verschiedenen Stellen der Stadt grliche Feuersbrnste ans; in wenigen Tagen war die groe, reiche Stadt von den Flammen vernichtet. der einen Mo-itnt blieb Napoleon in der eingescherten Stadt. Er hoffte mit Rußland Friedensunterhandlungen anknpfen zu knnen; doch auf Steins Rat wies der Zar die franzsischen Vorschlge ab. Die Franzosen muten den Rckzug antreten, verfolgt von den Scharen der wilden Kosaken. Ein frher, strenger Winter') trat ein, und von Eis und Schnee hatten die fliehenden Soldaten arg zu leiden. Ihre Kleider waren zerrissen; kein Stckchen Brot war zu finden, um den nagenden Hunger zu stillen. Viele Taufende erfroren oder verhungerten, Taufende wurden von dem Schwerte der Ruffen erschlagen oder saudeu ihren Tod in den Fluten ') Am 12. November fein! das Thermometer auf 19 Ii., am 8. Dezember aus 29 R.

5. Vaterländische Geschichte in Bildern - S. 69

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
69 lv. Die Befreiungskriege. ) D e r Hinmarsch. Napoleons Zug nach Rußland. 1812. Fast alle Fürsten und Völker Europas hatte Napoleon bezwungen. Auch Rußland sollte seiner Macht unterworfen werden. Ein ungeheueres Heer brachte er zusammen; jedes besiegte Land mute Hilsstruppeu stellen, Preußen allein 20 000 Mann Im Sommer 1812 brach der Franzosenkaiser nach Rußland auf. Die Russen wurden geschlagen und zogen sich in das Innere des Landes zurck. Auf ihrem Rckzge ver-brannten sie Drfer, Städte und alle Nahrungsmittel. Schon im Herbste hielt Napoleon feinen Einzug in die alte Hauptstadt Moskau. Hier wollte er mit seinem mchtigen Heere den Winteraufenthalt nehmen. Aber bereits in der folgenden Nacht brachen an verschiedenen Seiten der Stadt grliche Feuersbrnste aus; in wenigen Tagen war die groe, reiche Stadt von den Flammen vernichtet. b) Der Rckmarsch. Die Franzosen muten den Rckzug antreten, verfolgt von den Scharen der wilden Kosaken. Ein ungewhnlich frher und strenger Winter trat ein. Von Eis und Schnee hatten die fliehenden Soldaten ungemein zu leiden. Ihre Kleider waren zerrissen; kein Stckchen Brot war zu finden, um den magenden Hunger zu stillen. Viele Tausende erfroren und verhungertem Taufende wurden von dem Schwerte der Russen erschlagen oder fanden ihren Tod in den Fluten der B eresina. Napoleon verlie heimlich das Heer und floh in etilem Schlitten nach Paris. Der Herr hatte gerichtet, und seine Hand hatte den bermtigen Kaiser schwer getroffen. Preuens Erhebung. Napoleons Macht war vernichtet; die Morgenrte der Freiheit brach an. König Friedrich Wilhelm reiste von Berlin nach Breslau. Von hier erlie er im Februar 1813 einen Aufruf zur Bildung freiwilliger Jgerkorps. Der König rief, und alle, alle kamen." Ans allen Gauen Deutschlands strmten freiwillige zu den Waffen, Männer. Greife und Jnglinge, Vornehme und Geringe, sie alle wollten ihr Leben fr die Freiheit des Vater-landes opfern. Zahlreiche Freikorps bildeten sich, unter ihnen das Ltzowsche mit der schwarzen Uniform und dem Toteukopfe vor der Mtze. Wer nicht mit in den Krieg ziehen konnte, der wollte auf andere Weise helfen. Die Reichen gaben ihr Silbergeschirr her, die Beamten verzichteten auf einen Teil ihres Gehaltes, Hausfrauen brachten ihr wertvolles Hausgert, Kinder ihre Sparpfennige. Dienstboten ihren Die goldenen Trauringe wurden gegen eiserne umgetauscht mit Der Zuschrift: Gold gab tch fr Eisen 1813." Eine schleiche Jungfrau Ferdinande von Schmettern schenkte ihr volles, lockiges

6. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 266

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
266 Neue Geschichte. Haber vor der Flucht der Einwohner Befehl zur Verbrennung der Hauptstadt gegeben hatte. Bald loderte die Flamme von allen Seiten auf; und nach 6 Tagen stund kaum noch der fünfte Theil der Häuser mit dem Kreml oder der Kaiserburg, wo Napoleon wohnte. Was sollte nun dieser thun? Wie seine Hunderttausende versorgen? Noch hoffte er auf Friedensanträge der Russen, und wartete einen ganzen Monat, ehe er zum Rückzug sich entschließen konnte. Am 19. Oct. bracb er endlich ans zum schauderhaftesten Rückzug. Alles vereinigte sich zum Untergang des Heeres. Die erbitterten Russen machten unaufhörliche Angriffe; die Hungersnoth erreichte einen solchen Grad, daß man zu Tausenden Menschen und Thiere hinsinken sah; endlich trat noch ein früher Winter ein, der um so schrecklicher war, da man nirgends ein Obdach fand. Dabei löste sich alle Zucht in beispiellose Verwirrung aus. Im Frühjahre fand man 243,000 unter Eis und Schnee vergrabene Leichname. Nun stehen die elenden Reste vor der B er es i na; allein wie über den Fluß kommen, der mit Russen besetzt war? Napoleon ließ zwei Brücken schlagen und setzte zuerst über. Dann drängte sich Alles in Furcht und Hast den Brücken zu; und man denke sich die jammervolle Verwirrung, als die eine Brücke brach und russische Granaten und Kartätschen in den Men-schenknäuel fielen, als endlich auch die andere von Napoleon selbst abgebrochen wurde, seine Flucht zu sichern. Kaum 40,000 Menschen waren herübergekommen; und auch diese waren noch nicht gerettet! Napoleon eilte von den schrecklichen Scenen hinweg und langte am 18. Dez. in Paris an. Die große Armee war verschwunden. Nun erwachte Europa, das die Hand Gottes in diesen Ereignissen nicht verkannte; und eine wirkliche Begeisterung für den Freiheitskampf kam über Fürsten und Völker. Den Russen, die in fünf Heerhaufen über ihre Grenzen rückten, schloßen sich die Preußen an, deren General Jork mit 14,000 Mann, die dem Napoleon hatten dienen müssen, auf eigene Faust zu den Russen übergieng.

7. Geschichte der Neuzeit - S. 285

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 26. Napoleons Krieg mit Rußland 1812. 285 Heeres verstärken, Preußen ein Hilfscorps von 20000 Mann stellen, das dem linken Flügel unter Macdonald zugeteilt wurde. Sachsen, Bayern, Württemberger, Badener, Westfalen, Hessen, Holländer, Italiener, Polen, Spanier und Portugiesen mußten französischen Fahnen und Befehlen folgen. Nachdem Napoleon mit seiner Gemahlin im Mai 1812 noch einmal die Fürsten des Rheinbundes, den König von Preußen und den Kaiser von Östreich in Dresden um sich gesehen, überschritt er Ende Juni den Niemen. Der linke Flügel zog der Ostsee entlang, der rechte am unteren Bug ostwärts; mit dem Hauptheer, das die tüchtigsten Generale zu seinen Führern zählte, nahm Napoleon seinen Weg direkt auf Moskau, um Alexander im Herzen seines Reiches zu treffen. Die russischen Feldherren Barclay de Tolly und Bagration zogen ihre Truppen vor dem andringenden Feinde tiefer in ihr Land zurück, um ihn ins Verderben zu locken. Bei Smolensk kam es (17. Aug.) 1812 zu einer mörderischen Schlacht, und die Franzosen erstürmten die Stadt. Nun erhielt der alte General Kutusosf, welcher eben aus dem beendigten Türkenkriege siegreich zurückgekehrt war, den Oberbefehl über die Russen. Auch er zog sich zurück und brannte hinter sich alle Städte und Dörfer nieder, um dem Feinde eine Wüste zu überlassen. Am Flüßchen Moskwa, 30 Stunden von der alten Zarenstadt, machte er endlich halt. Am 7. Sept. wurde hier bei dem Dorfe Borodino eine äußerst blutige Schlacht geliefert; 25000 Mann fielen auf jeder Seite. Ney war der Held des Tages und erhielt den Titel Fürst von der Moskwa. Die Russen traten den Rückzug an, marschierten mit zusammengerollten Fahnen und ohne Spiel durch die Hauptstadt und nahmen den größten Teil der Einwohner unter der Leitung des Gouverneurs Grafen Ro stop sch in mit sich. Eine unheimliche Stille herrschte in der alten Zarenstadt, als sich Napoleon am 14. September ihr näherte. Niemand erschien, um ihm die Schlüssel der Stadt zu überreichen, keine neugierige Menge drängte sich heran, ihn anzustaunen. Als die Truppen in die Stadt einzogen, herrschte Grabesstille in allen Straßen. Die Thüren waren verriegelt, die Fenster geschlossen, die Gewölbe gesperrt. Napoleon bezog den alten Zarenpalast, den Kreml. Aber alsbald entstand in mehreren Stadtteilen ein furchtbarer Brand, und ein Sturm erhob sich, welcher das Feuer rasch über die ganze Stadt trug. Gras Rostopschin hatte alle Löschwerkzeuge fortgeführt, überall brennbare Stoffe aufgehäuft und die Gefangenen zum Zwecke der

8. Geschichte der Neuzeit - S. 286

1887 - Wiesbaden : Kunze
286 Dritte Periode der Neuzeit. Brandstiftung freigelassen. Vergeblich waren alle Versuche, den ungeheueren Brand zu löschen, auch der Kreml ward ergriffen. Die französischen Truppen mußten die Stadt verlassen und trotz der vorgerückten Jahreszeit ein Lager vor derselben beziehen. Napoleon bot unter diesen ungünstigen Verhältnissen den Russen Frieden an, allein man hielt ihn absichtlich hin, um ihn in der nahenden Kälte desto sicherer zu verderben. Erst am 18. Oktober trat er den Rückzug an. Die Absicht, den Weg nach dem Süden zu nehmen, wurde durch die Russen vereitelt; das Heer mußte auf demselben Weg zurück, den es gekommen war. Nun überraschte ein ungewöhnlich früher und strenger Winter die französische Armee. Menschen und Pferde sanken vor Hunger und Kälte erschöpft nieder, und der Schnee bedeckte wie ein Leichentuch die gefallenen Opfer in der erstarrten Natur. Der Weg durch die wüsten Ebenen war bald mit toten Menschen und Pferden, mit Trümmern von Geschütz und Wagen, Gepäck und Waffen übersäet. Viele erfroren an dem Feuer, welches sie angezündet, andere wurden von den Kosaken niedergemacht, die meisten erlagen dem Hunger und den Anstrengungen. In Smolensk hoffte Napoleon feinen erschöpften Truppen, die noch aus 40 000 kampffähigen Soldaten und 30 000 elenden, wehrlosen Nachzüglern bestanden, einige Rasttage geben zu können; allein die Feinde drohten den Übergang Über die Beresina abzuschneiden. Darum ging der Zug hungriger, zerlumpter und erfrorener Krieger unaufhaltsam weiter und langte (25. Nov.) an der Beresina an, vom Feinde unaufhörlich umschwärmt und angegriffen. Zwei Brücken stellten die Verbindung mit dem rechten Ufer her. Aber nun entstand eine unbeschreibliche Not; der nahe Feind unterhielt ein wohlgezieltes Kartätschenfeuer. Aus den Brücken herrschte ein entsetzliches Gedränge; jeder wollte sie überschreiten, so lange noch Rettung möglich war. Die Geländer brachen, viele stürzten hinunter ins Wasser, andere wurden von Kanonen überfahren — zuletzt brach die Brücke, und 18 000 Nachzügler, welche noch auf dem linken Ufer waren, gerieten in russische Gefangenschaft. Nur 8000 kampffähige Soldaten hatten das rettende User erreicht. Den seit Monaten ohne Nachricht gebliebenen Völkern brachte das berühmte 29. französische Kriegsbülletin vom 3. Dezember die Botschaft, daß die große Armee vernichtet, der Kaiser gesund sei. Am 5. Dezember verließ Napoleon die traurigen Reste seiner großen Armee, deren Führung er Murat übertrug, und durchjagte die russischen Schneefelder in einem einfachen Schlitten. Beim Könige

9. Geschichte der Neuzeit - S. 296

1887 - Wiesbaden : Kunze
296 Dritte Periode der Neuzeit. sprengte mitten in das Feuer und trieb seine Truppen zur Ausdauer an. Um 3 Uhr nachmittags hatten die Franzosen bei den Dörfern Wachau und Liebertwolkwitz solche Fortschritte gemacht, daß Napoleon Boten mit der Siegesnachricht nach Leipzig sandte und alle Glocken läuten ließ. Allein auf dem rechten Flügel nördlich von Leipzig hatte Blücher die Franzosen unter Marmont durch den glänzenden Sieg seines Generals Jork bei Möckern nach Leipzig zurückgeworfen. Der folgende Tag war ein Sonntag,• Napoleon benutzte denselben, um den Verbündeten einen Waffenstillstand anzubieten; aber sein Antrag wurde abgewiesen. Der 18. Oktober brachte die Entscheidung. Napoleon hatte zum Mittelpunkt seiner Stellung das festungsartig umgewandelte Dors Probstheida im Süden Leipzigs gewählt und leitete von einem Hügel bei einer Windmühle den Kampf; die drei verbündeten Monarchen hielten nicht weit davon auf einem andern Hügel, der jetzt Monarchenhügel genannt wird. Bald tobte auf drei Seiten der Stadt eine furchtbare Schlacht zwischen den Völkern Europas. Ein Dorf nach dem andern wurde dem Feinde abgerungen, gegen Mittag fiel auch das Centrum Probstheida in die Hände der Verbündeten. Aber es konnte nicht behauptet werden; immer neue Scharen führte Mürat herzu, und die Leichen türmten sich aus. Da zog endlich auch der Kronprinz von Schweden, notgedrungen und unterstützt von 30 000 Mann der schlesischen Armee heran, Blücher griff, nachdem sein Fußvolk die Parthe durchwatet hatte, Marmont bei Schönefeld an, Bülow trieb Ney aus Paunsdorf auf Leipzig zurück, und nun erlag der Feind endlich auf allen Punkten der Wucht der Angriffe. Eine württembergische Truppenabteilung unter Normarm ging zu den Verbündeten über, ihnen folgten die Sachsen, die Napoleon schon lange mit Widerwillen gefolgt waren. Bei der zerstörten Windmühle erlahmte die Kraft Napoleons, aus hölzernem Schemel sitzend, mußte er sehen, wie sein Glücksbau zusammenbrach. Als der Abend sich aus das Schlachtfeld senkte, das viele Tausende als Opfer seines Ehrgeizes deckten, war der Sieg gewiß. Da sanken, wie erzählt wird, die drei Monarchen aus ihre Kniee, Gott zu danken für Sieg und Befreiung. In der Nacht kehrte Napoleon nach ^bipzig zurück, gefolgt von den Trümmern seines geschlagenen Heeres. Am 19. früh stürmten die Verbündeten die Stadt von drei Seiten. Macdonald und Poniatowsky sollten sie halten und den Rückzug der französischen Armee decken. Nach 10 Uhr verließ Napoleon die Stadt, und kurz nachher flog die unterminierte Elsterbrücke in die Luft. Da erneuerten sich unerwartet die grausigen Scenen der Beresina.

10. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 96

1910 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
96 Siebente Periode. Von 1769 bis zur Gegenwart. — Erster Abschnitt. Von 1789—1815. mit Frankreich 1795 den Frieden zu Basel. Es ist von nun an in den Weltkriegen bis 1806 neutral geblieben: ein Beweis seiner Schwäche und Ratlosigkeit. Desto nachdrücklicher nahm Österreich den Krieg auf. Im Jahre 1796 stellte Carnot drei Heere auf: Jourdan und Moreau sollten vom Nieder- und Oberrhein nach Süddeutschland, Bonaparte von Italien her durch Tirol gegen Wien Vordringen. Doch Erzherzog Karl, der Bruder des Kaisers Franz, siegte über Jourdan bei Amberg (nördl. von Regensburg) und Würzburg und zwang ihn zur Flucht, worauf auch Moreau sich nach dem Oberrhein zurückzog. Da führten Bonapartes Siege in Italien den Umschwung herbei. Napoleone Buonaparte, der Sproß eines korsischen Adelsgeschlechts, war als ältester Sohn des Advokaten Carlo Buonaparte und der Lätitia geb. Ramolino am 7. Jan. 1768 zu Corte auf Corsica geboren1; er hatte vier Brüder, Josef, Lucian, Ludwig und J6röme, und drei Schwestern. Auf den Kriegsschulen zu Brienne und Paris erhielt er seine Erziehung, zeigte in der Mathematik und Artilleriewissenschaft ungewöhnliche Begabung und wurde (1785) Leutnant. Bis 1792 war sein Ideal, sein Vaterland von der Herrschaft Frankreichs zu befreien.2 Seitdem trat in ihm ein Umschlag ein: aus unbefriedigtem Ehrgeiz und Berechnung wurde er begeisterter Franzose und Jakobiner. Mit der ^ Einnahme von Toulon beginnt seine geschichtliche Laufbahn. Der 13. Yendemiaire verpflichtete ihm die Regierung. Auf Barras’ Empfehlung erhielt er das Kommando der italienischen Armee. Italien wurde die Wiege seines Ruhmes. Vor seiner Abreise heiratete er die 5 Jahre ältere Josefine, die Witwe des kurz vor Robespierres Sturz hingerichteten Generals Beauharnais, eine 1) Diese Daten sind wahrscheinlich die richtigen, so daß Josef der zweite Sohn und am 15. August 1769 geboren ist. Wahrscheinlich hat der Yater die Geburtsscheine der beiden Söhne vertauscht, um Napoleon die Aufnahme in die Schule zu Brienne zu verschaffen, in die über 10 Jahre alte Knaben' nicht eintreten konnten. 2) In der ersten Hälfte des 18. Jh. riß sich Corsica von Genua los, unter dessen Herrschaft es seit dem 14. Jh. gestanden hatte. Genua rief Frankreich zu Hilfe und trat darauf die Insel an die Franzosen ab. Nun eroberten diese Corsica (1769).
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