78
Erste Periode des Mittelalters.
die Peterskirche. Im Ornate eines römischen Patricius kniete er
nach beendigter Messe am Altare und betete; da trat Leo plötzlich hinzu, setzte ihm die Kaiserkrone auf und salbte ihn feierlich zum Kaiser. Das versammelte Volk aber rief dreimal jubelnd aus: „Heil Karl Augustus, dem von Gott gekrönten, dem großen und Frieden bringenden Kaiser der Römer." So war das abendländischrömische Kaisertum in der Person Karls des Großen erneuert. Die germanischen Völkerschaften waren, zu nationaler Einheit verbunden, in das Erbe der Römer eingetreten. In des Kaisers Händen war eine Macht vereinigt, groß genug zur Wahrung von Recht und Frieden, zur Förderung der Wohlfahrt unter den Völkern des Abendlandes. Die Kirche fand unter der Kaisermacht Schutz und Schirm, um durch Ausbreitung und Befestigung der christlichen Religion den Boden zu bereiten, auf dem eine neue Kultur erblühen konnte. Nach der Anschauung der Zeit war das Ideal des christlichen Gottesstaates verwirklicht, indem der Kaiser das weltliche, der Papst das geistliche Schwert führte und beide in innigem Bunde von Gott mit der höchsten Macht ausgestattet waren.
Karls Ruhm verbreitete sich in die entferntesten Länder. Fremde Könige suchten seine Freundschaft und machten ihm Geschenke. Der Kalif von Bagdad, Harun al Raschid (§. 12), schickte eine Gesandtschaft mit vielen und kostbaren Geschenken an ihn ab, unter denen eine kunstreiche messingene Wasseruhr und ein Schachbrett die meiste Bewunderung erregten. Karl erwiderte dieselben, schickte dem mächtigen Herrscher im Orient spanische Maultiere, deutsche Pferde, friesische Gewänder, große Jagdhunde und bewog den Kalifen, daß er die Christen auf ihren Pilgerfahrten schützte und ihnen das heilige Grab zu Jerusalem überließ.
Karls Staatsverwaltung. Karl suchte dem großen Reiche, das er unter seinem Zepter oereinigte, durch eine geordnete Staats-Verwaltung und weise Gesetzgebung Ruhe und Dauer zu verschaffen. Er selbst stand an der Spitze als unumschränkter Herrscher, jede andere vordem bestehende selbständige Gewalt war unterdrückt, die Herzogswürde abgeschafft worden. Er teilte das Reich in Gaue ein und setzte G augrafen in dieselben, welche in seinem Namen die Gau- oder Landgerichte abzuhalten, den Heerbann auszuheben und im Kriege anzuführen hatten. Die Gaue wurden in Hundertschaften, diese wieder in Zehntschaften abgeteilt und mit Richtern für unbedeutende Angelegenheiten versehen. An den Grenzen wurden größere Gebiete zu einer Mark vereinigt und einem
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Extrahierte Personennamen: Leo Leo Karl_Augustus Karl Augustus Gott Karls Gott Karls Harun_al_Raschid Karl Karl Karls Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Karls Karls_Ruhm Bagdad Jerusalem Karls Zehntschaften
219
L Das Königreich Persien (26,450 Q.-M., 5 Mill. E.)
liegt zwischen dem Kaspi-See und dem persischen Meerbusen, und hat, mit
Ausnahme des südlichen Küstenstrichs und der Wüste, ein mildes, aber
trocknes Klima. Die Perser, von vermischter Herkunft, sind Muhamedaner,
(Schiiten) und Hauptfeinde der Türken (Sunniten); im Aeußern erscheinen
sie als ein schöner, kräftiger,, gewandter und ausdauernder Menschenschlag.
Sie zeichnen sich durch Geist, Verstand (das Schachspiel ist in Persien
erfunden), poetischen Sinn, Milde, Tapferkeit, Mäßigkeit und Höflichkeit
aus. Aber diesen Tugenden kommen folgende Hauptfehler gleich: Falschheit,
Verstellung, Geiz und Eifersucht. Kein noch so feierlicher Eidschwur vermag
ihre Habsucht oder ihren Ehrgeiz zu mäßigen. Araber und Türken sprechen
mit der größten Verachtung von den vielen Complimenter: und den schönen
Worten der Perser. Viele Stämme sind noch Nomaden (Ihlasis); die
Angesessenen nennt man Tadschiks. Sie verfertigen vorzügliche Teppiche,
Shawls, Säbel, Leder-, Gold- und Silberwaaren. Obwohl in Persien der
Islam die herrschende Religion ist, so werden doch auch die Religionen
der Parsen, Juden, Christen re. geduldet. In Persien und Beludschistan
sollen noch 100,000 Anhänger von Zoroasters Lehre sein; die Moslemin
nennen die Feueranbeter in der Regel Guebern, d. i. Ungläubige. — Der
Boden, welcher auf künstlichem Wege bewässert wird, liefert neben unsern
europäischen Getreidearten viel Obst, guten Wein, prächtige Rosen (Rosenöl)
und reichliche Weiden für die Pferde- und Kameelzucht. Auch der Seiden-
bau ist ein nicht unbedeutender Erwerbszweig in Persien, welcher noch ergie-
biger wäre, wenn die Handelsverbindungen des Landes nach Außen sich
günstiger gestalteten und die Sicherheit der Landstraßen von wegelagernden
Räubern nicht gefährdet würde. Der Handelsstand ist sonst in Persien sehr
geachtet; Geistliche und hohe Beamte verschmähen es nicht, Geschäfte zu machen.
Die Perser werden von einem despotischen Herrscher, „Schach", regiert;
die Söhne desselben, Mizars genannt, verwalten die Provinzen, wenn sie
mündig sind. Alle Unterthanen haben gleiche Rechte und werden nach dem
Koran gerichtet. Vor Gericht sollen große Bestechlichkeiten vorkommen und
gräßliche Strafen verhängt werden, z. B. Bastonade, Schinden, Spießen,
Augenausstechen rc. Die bedeutendsten Städte sind: Teheran, 80,000 E.
Schiras, 30,000 E. (Gräber der persischen Dichter Saadi und Hasiz.)
Jspahlu, 60,000 E. Tauris am Urmiasee, 100,000 E. Balfrusch nahe
am Kaspi-See, 250,000 Einw. Herat, früher ein selbständiger Staat, ist
1851 von den Persern erobert worden.
2. Afghanistan (Kabul) mit Herat (12,160 O.-M., 4 Mill. Cinw.)
wird von den nomadisirenden Afghanen bewohnt, welche aus den Hindukuh-
bergen gekommen sind, in mehrere Stämme zerfallen und in immerwähren-
dem Kriege mit einander leben. Auch hier bauen die Tadschiks" das Land,
treiben Gewerbe oder nehmen Theil an dem Handel, welcher durch
Kabuls Lage, wo die Waaren von West- und Ostasien aufgestapelt werden
und Karawanen von allen Richtungen anlangen oder abgehen, begünstigt
wird. Kabul wird vou einem Schach regiert, welcher in Kabul residirt.
Kandahar, 80,000 E. Herat, 100,000 E., Fabriken, Mittelpunkt eines
ausgebreiteten Handels.
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Extrahierte Personennamen: B._Bastonade Schiras
Extrahierte Ortsnamen: Persien Kaspi-See Persien Persien Persien Persien Persien Teheran Urmiasee Kaspi-See Herat Afghanistan Kabul Herat Kabuls Ostasien Kabul Kabul Kandahar Herat
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Ii. Die Araber. 103
zu vertilgen." Von 697 an setzten sich Araber und Islam für immer fest in Nordafrika; und hier wurde das Christenthum gänzlich ausgerottet!
Nun gerieth auch Europa in große Gefahr. Denn 711 setzte der Feldherr Tarik bei Gibraltar, das von ihm seinen Namen erhielt (Gebel et Tarik, d. H. Berg des Tarik) nach Spanien über. Unweit Cadix kam es zur blutigen Schlacht, zu welcher der Westgothenkönig Roderich 100,000 Mann zusammenbrachte. Sie dauerte von einem Sonntag bis znm andern, und gieng durch Verrath für die Christen verloren. Auch Roderich fiel, und Tarik stürmte von Stadt zu Stadt. Ihm rückte der Statthalter M n s a nach; und ganz Spanien bis zu den Pyrenäen wurde arabisches Besitzthnm. Nur in den Gebirgen von Astnrien behauptete sich ein westgothischer Fürst Pelagius, der den Grund zu einem Reiche legte, das nach 700 Jahren wieder die Oberhand erhielt. Musa aber machte jetzt furchtbare Rüstungen. Er wollte die Donau hinab nach Konstantinopel gehen, und dem Kaiserthum so ein Ende machen. Plötzlich jedoch wurde er zur Verantwortung wegen Unterschleifs nach Damaskus gerufen, wo man ihn sodann als einen gemeinen Verbrecher öffentlich geißelte. —- Um dieselbe Zeit machten die Araber nngehenre Eroberungen im Osten. Sie setzten über den Gihon und schlugen die Türke», drangen in's Herz von Asien und wurden Grenznachbarn des Kaisers von China, der durch reiche Geschenke sie beschwichtigte, kamen allmählich auch nach Jn-dien, wo unter fürchterlichen Verheerungen große muhammedanische Reiche am Indus und Ganges sich bildeten; ja sie erfüllten den indischen Ocean mit ihren Waffen und dem Islam.
Im Abendlande aber wurden endlich ihrem Ueber-rnuthe Grenzen gesetzt. Abderrahman kam mit 400,000 Mann über die Pyrenäen, und verbreitete bis zu den Wäldern Alamanniens herüber Tod und Schrecken. Er schonte weder Kirchen noch Menschen. Eben damals aber hatte Karl Martell (S. 94) sich emporgeschwnn-
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Extrahierte Personennamen: Tarik_bei_Gibraltar Tarik H._Berg Roderich Roderich Tarik Karl_Martell Karl
Extrahierte Ortsnamen: Nordafrika Europa Spanien Spanien Donau Konstantinopel Damaskus Asien China
Ii. Í5i¿ Berberei. 87¿
Scheik's stehen. Neger leben in diesem Lande als freie Leute;
zahlreich sind die Juden. Die herrschende Religion ist der
Islam; Christen dürfen sich nur in den Seestädten häuslich
niederlassen. Volksschulen finden sich in bedeutender Anzahl;
Lesen, Schreiben und der Koran werden in denselben gelehrt.
Auch einige höhere Lehranstalten sind vorhanden, und Fe;
besitzt eine Universität, genannt „das Hans der Weisheit",
von der sogar akademische Würden ertheilt werden. Die
Vuchdruckcrkunst ist noch unbekannt; die Schönschrcibekunst
aber wird in hohen Ehren gehalten. — Land bau, Viehzucht,
Jagd und Fischerei ernährt hauptsächlich die Bewohner; der
Gewcrbfleiß liefert grobes Wollcntuch, seidene Zeuge, Teppiche,
vortreffliches Leder, Töpfer-, Eisen- und Stahlwaaren. Die
besten Handwerker sind die Juden. Der Handel wird sowohl
zu Lande, als zur See getrieben. Die Ausfuhr besteht vor-
nehmlich in Wolle, Häuten, Wachs, Elfenbein, Strausfedern,
Gummi, Mandeln, Datteln und Getreide. Die Oiegierung
ist völlig despotisch; der Sultan, in Europa gewöhnlich
Kaiser genannt, führt den Titel „Beherrscher der Gläubigen"
und ist zugleich das Oberhaupt der Religion. Viermal wöchentlich
hält er öffentliche Sitzung, worin er Klagen und Bittschriften
annimmt und Recht spricht; aber Niemand wird ohne Geschenke
zu diesen Audienzen zugelassen. Die Provinzen werden durch
Khalifa's (Pascha's) verwaltet. Die Strafen für Ver-
brecher werden nach Willkühr bestimmt und sind äußerst
grausam; eine strenge Polizei herrscht sowohl in den Städten,
als auch auf dem Lande. — Die Einkünfte sollen über 6
Mill., die Ausgaben aber nur %l/2 Mill. Gulden betragen.
Die Heeresmacht ist gering und besteht nur aus etwa 80,000
Mann; im Kriege aber können leicht 100,000 Mann in's
Feld gestellt werden. Auch wird eine kleine Flotte unterhalten.
§. 1036. Das ganze Kaiscrthum besteht aus den zwei
Reichen Marokko und Fez, zu denen noch Besitzungen in
Biledulgcrid kommen. — i. Das Reich Marokko begreift
die Mitte des Landes. — Marokko (Marraksch), die
mit Mauern umgebene Hauptstadt des ganzen Kaifcrthuws
57*
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Extrahierte Personennamen: Hans_der_Weisheit"
Extrahierte Ortsnamen: Europa Marokko Biledulgcrid Marokko
66 Karls d. Gr. Reichsregierung.
Prebet; aber wenn der König, wie es heißt, unangenehm überrascht ward, so geschah dies wohl dadurch, daß der - d^pst ihm, und nicht er selbst sich die neue Krone aussetzte.
äußerer Macht gewann Karl durch deu Kaisertitel nichts; aber dieser Titel hatte von alter Zeit her bei den Völkern des Aöend- und des Morgenlandes noch einen wunderbaren geheimnisvollen Glanz, so daß Karls Ansehen dadurch bedeutend wuchs; er wurde als römischer Kaiser ^gleichsam das weltliche Oberhaupt der christlichen Kirche, w. / Harun al Raschid, der mächtige Kalis von Bagdad, ließ Karl zu seiner Kaiserkrönung Glück wünschen und schickte ihm einen Elefanten, der nicht geringes Erstaunen erregte. Unter den übrigen Geschenken besand sich auch eine kunstvolle Wasseruhr, die einen Zeiger hatte und außerdem noch den Wechsel der Stunden durch kleine Kügelchen, die klingend ans eine Metallplatte fielen, und durch Reiter, die aus Öffnungen hervorsprangen, anzeigte. Karl erwiderte die Geschenke durch spanische Pferde und Maultiere, treffliche Jagdhunde, friesische Leinwand und andere feine Weberarbeiten.
2. Karls d. Gr. Reichsregierung und Persönlichkeit.
Karl war nicht bloß als Kriegsmann groß, sondern auch als Regent. Die großen Herzogtümer in seinem Reiche wurden, als der Macht des Königs gefährlich, ab-geschafft; statt ihrer waren über kleine Bezirke oder Gaue ,y;v' Grasen als königliche Beamte gesetzt, welche den Heerbann führten und die Gerichtsbarkeit besorgten. Zu ihrer Be-aufsichtigung schickte der König jährlich viermal je zwei Sendboten (Sendgrafen), einen weltlichen und einen geistlichen, aus, die jedesmal mehrere Gaue bereisten, Klagen anhörten, die Verwaltung und Ordnung des Heerbannes prüften und über alles dem König Bericht abstatteten.
. Auch reifte der König selbst, soviel er vermochte, im Reiche <vy-/ prüfend umher. Markgrafen hießen die Grafen in den Grenzländern; sie hatten, um die Grenze schützen zu können, größere Distrikte und größere Macht. Höher noch standen
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Extrahierte Personennamen: Karls Karl Karl Karls Harun_al_Raschid Karl Karl Karl Karl Karls Karls Karl Karl
12
Zweite Periode. Die Zeit des Frankenreiches.
Zweite Periode. Die Aeit des Hrankenreiches.
38. Das Frankenreich unter den Hausmeiern und König Pippin.
Die ^ausmeier. Im Reiche der verkommenen Merowinger waren die Hausmeier die hchsten Beamten. Sie hatten ursprnglich die Aufsicht der das knigliche Haus- und Hofwesen, dann auch die Vertretung des Knigs im Frieden und Kriege und die Vormundschaft der minderjhrige Könige. Zuletzt wurde dieses Amt in der kraftvollen niederlndischen Familie der Pippiniden erblich. Herzog und Fürst der Franken" nannte sich der Hausmeier, während der König nur noch dem Namen nach regierte. Der Hausmeier Karl vernichtete in der 732. Schlacht zwischen Tours und Poitiers 732 die Streitmacht der Araber. Er erhielt bah er beit Beinamen Martell (== Hammer).
Die Araber. (Abstammung 1, 1.) Mohammed aus Mekka glaubte sich zum Propheten berufen, fand aber anfangs wenig Anhnger und floh vor den 622. Nachstellungen seiner Mitbrger nach Medina, 622 (Beginn der mohammedanischen Zeitrechnung). Seine Nachfolger, diekalifen, verbreiteten seine Lehre, denjslam, und ihre Herrschaft bis an den Indus und den Atlantischen Ozean. In Asien wurde Bagdad der Hauptsitz der Kalifenmacht, die unter Harun al Raschid um 800 ihren hchsten Glanz erreichte (Tausend und eine Nacht), während in Spanien nach der Vernichtung des Westgotenreiches ( 36, 3) sich ein unabhngiges Kalifat mit der Hauptstadt Cordova behauptete. Von hier aus drangen die Araber 732 nach Norden vor, um auch die brigen europischen Lnder dem Halb-mond zu unterwerfen.
2. Pippin der Kieme, Karls Sohn, zeigte sich als Fremtb und Beschtzer der Glaubensboten und des ppstlichen Ansehens. Aus Dank-barkeit half ihm der Papst zum Sturze der Merowinger: auf die An-frage, wer König fein solle, erhielt Pippin eine gnstige Antwort; er
752. wurde daraufhin von einer Reichsversammlung zu Soissons 752 als König auf den Schild erhoben. Einige Jahre darauf wurde er vom Papste in Paris gesalbt (König von Gottes Gnaden") und zum Schutz-Herrn von Rom ernannt. Als solcher trat er auf gegen die Lango-barden, welche den Papst bedrngten. Die ihnen entrisseneu Gebiete 755. bergab Pippin 755 dem Papste und legte dadurch den Gruud zum Kirchenstaate, der bis 1870 bestanden hat.
3. Bonifatius. Zur Zeit Pippins machte das Christentum itt Deutschland die grten Fortschritte. Nachdem schon im 7. Jahrhundert irische Glaubensbten unter den Alemannen und Bayern das Evan-gelium geprebigt hatten, wrbe im 8. Jahrhundert der Angelsachse Win-frieb, genannt Bonifatius, der eigentliche Apostel der Deutschen". Von Missionseiser getrieben, ging er ans seiner englischen Heimat zu den
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Extrahierte Personennamen: Pippin Karl Karl Martell Mohammed Harun Pippin Karls Pippin Pippin Pippin Bonifatius Pippins Bonifatius Apostel
Extrahierte Ortsnamen: Poitiers Mekka Medina Atlantischen_Ozean Asien Bagdad Spanien Cordova Karls Paris Gottes Rom Deutschland
58
Anhang zur zweiten Periode.
und Sicilien und zum Theil auch das der Edrisiden sich unter-
worfen und Mahadra gegründet hatte, in Aegypten ein fatimi-
disches Khalifat, welchem auch Palästina und Syrien mei-
stentheils unterworfen, durch die Seldschuken aber wieder ent-
rissen wurden; jedoch kam Jerusalem 1096 wieder unter die
Herrschaft desselben. Den Assassinen sta a t in Dschebak, Kuhi-
stan und besonders im syrischen Gebirge gründete der Stifter
eines geheimen, alle geoffenbarte Religion verwerfenden Ordens,
Hassan, Sohn eines chorasanischen Schiiten im letzten Viertel
des Ii. Jahrh.'s; das Haupt desselben, der Alte vom Berge,
verschaffte sich durch Schrecken Anerkennung, indem er seine
Feinde durch ihm unbedingt ergebene, fanatische Jünglinge meuch-
lings ermorden ließ; zerstört wurde dieß Reich durch die Mongolen.
Anhang zur zweiten Periode.
1. Das Lehnswesen.
Das Lehnswesen, schon am Ende dieser Periode nebst der Kirche
die Grundlage aller öffentlichen Verhältnisse in den von Deutschen
gegründeten Staaten, ging von den Beneffcien aus, welche nach
der Besitznahme römischer Lander deutsche Könige gegen Verpflicht
tung zu Treue und Kriegsdienst ertheilten, und deren Dauer von
der Erfüllung des Versprochenen und der Neigung beider Theile
für die Fortdauer des Verhältnisses abhing, so daß schon früh Be-
nefi'cien vom Vater auf den in seine Verpflichtungen eintretenden
Sohn übergingen und erblich erschienen. Dem Beispiele des Kö-
nigs folgten bald begüterte Kirchen und weltliche Großen; schon im
8. Jahrh. verliehen im fränkischen Reiche Vasallen mit Bewilligung
des Lehnsherrn vom Lehn wieder einzelne Theile an Aftervasallen,
und in den verwirrten Zeiten des 9. und 10. Jahrh.'s erhielt das
Lehnswesen eine noch größere Ausdehnung, indem freie Grundei-
genthümcr ihr Alodium, theils um sich einen mächtigen Schutz zu
verschaffen, theils von Machtigern gezwungen, zu Lehn nahmen.
Auch wurden Rechte der öffentlichen Gewalt wie Gerichtsbarkeit,
Zölle und selbst Jahrgelder lehnöweise gegeben und besessen. Die
schon durch das Herkommen allmalig eingeführte Erblichkeit der
Lehen machte Kaiser Konrad Ii. für Italien 1037 zum Gesetz, und
er gestattete in Deutschland nicht, daß dem Sohne das Lehn des
Vaters vorenthalten wurde; der Uebergang des Lehns auf weibliche
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Palästina Hassan Konrad_Ii Konrad
Extrahierte Ortsnamen: Sicilien Syrien Jerusalem Dschebak Italien Deutschland
118
Gesetzgebung und Gerichtswesen.
lombardische Lehnsrecht, der Sachsenspiegel und Schwabenspiegel
(Sammlungen von Nechtsgewohnheiten, jene für Norddeutschland,
diese für Süddeutschland), theils Freiheitöbriefe der Könige, wie die
magna charta libertatum Johann's von England und der Freiheits-
brief Königs Andreas Ii. von Ungarn. Was nicht schon früher
geltendes Recht war, ward durch Beschlüsse, welche die Fürsten mit
den Ständen abfaßten, festgesetzt. — Im gerichtlichen Verfahren
wurden Zweikampf und Ordalien immer seltener, der Gebrauch der
Folter gewöhnlich, das Prozeßverfahren zum Theil, wie in den west-
phälischeu Vehmgerichten, die ihre Wirksamkeit über ganz Deutsch-
land ausdehnten, in ein undurchdringliches Dunkel gehüllt, die Stra-
fen grausamer.
Die Vehme bestand nur auf rother Erde, d. h. nur in Westphalen, und
wurde nie anders als am Tage im Freien bei den über ganz Westphalen zahlreich
verbreiteten Freistühlen von Freischöppen unter dem Vorsitze eines vom Kaiser er-
nannten Freigrafen über Freie gehalten. Die Freistühle (in Dortmund, Arnsberg
u. s. w.) dehnten ihre Kompetenz immer weiter aus, so daß im 15. Jadrh. bei ihnen
Klagen über bestimmte Verbrecken (wie Ketzerei, Kirchenraub, Verrath, Diebstahl,
Meineid, Mord, Fälschung, Rechtsverweigerung u. s. w.) aus ganz Deutschland an-
gebracht werden konnten und die Freigrafen, als vom Kaiser mit dem Blutbanne be-
lehnte Richter, sich die Entscheidung über alle Criminalverbrechen zucigneten. Zur
Vollstreckung der Urtbeile bestand ein im 15. Jahrh. über ganz Deutschland aus-
gebreiteter Frcischöppenbund von mehr als 100,000 Mitgliedern mit geheimen Er-
kennungszeichen. Die Strafe war gewöhnlich der Strang.
4. Die Wissenschaften fanden im Anfänge des Mittelalters
fast nur im byzantinischen Reiche Pflege, in dessen bedeutendsten
Städten Schulen der Philosophie, der Grammatik und Rhetorik
blühten, während sie im Abend lau de ein fast ausschließliches Elgen-
thum der Geistlichen und Mönche waren und von diesen in den be-
rühmten Kloster-, Dom- und Stiftsschulen zu St. Gallen, Corvey,
Fulda, Paderborn, Hildesheim, zu Paris u. s. w. gelehrt wurden.
Seit dem 9. Jahrh. nahmen sie einen raschen und hohen Aufschwung
bei den Arabern nicht nur in Asien, sondern in noch höherm
Grade in Spanien, welches unter Hakem Ii. das eigentliche goldene
Zeitalter seiner Litteratur erlebte, s. §. 23. In allen arabischen
Provinzen, vor Allem in Cordova, gab es eine Menge von wissen-
schaftlichen Anstalten, in denen nicht nur Muselmänner, sondern auch
Christen und Juden, ja selbst einige Khalifen dem Unterrichte in
Philosophie, Medicin, mathematischen und Naturwissenschaften bei-
wohnten.
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Andreas_Ii
Extrahierte Ortsnamen: Norddeutschland England Ungarn Dortmund Arnsberg Deutschland Deutschland Corvey Fulda Paderborn Hildesheim Paris Asien Spanien Cordova
201
untergebracht werden. Den Armen, Wittwen und Waisen war der
Schutz des Königs und der Grafen, Friede und Gerechtigkeit und
bei den Gerichten Gehör vor allen anderen zugesichert. Hülflose
Arme sollten den Kirchen und Klöstern, bei Hungersnoth auch den
großen Grundbesitzern zur Ernährung zugetheilt, Leibeigene von ih-
ren Herrn gepflegt, arbeitsfähige Bettler aber nicht unterstützt wer-
den. Jedem Reisenden mußte Obdach und auch etwas Weide längs
des Weges gewährt werden, und die Geistlichen sollten in der Gast-
freundlichkeit allen als Muster vorangehen. Die ganze Ordnung
des Reiches wurde vom Geiste der Gerechtigkeit, Milde und Barm-
herzigkeit getragen.
Weit gepriesen war Karls des Großen Name schon unter sei-
nen Zeitgenossen; allen galt er als der erste und größte Fürst. An
seinem Hoflager drängten sich Gesandtschaften der Slawen wie der
spanischen Sarazenen, der Bulgaren wie der Awaren, afrikanischer
Fürsten wie der Könige von England und Schottland und des by-
zantinischen Hofes. Harun al Raschid, der große abbassidische Ka-
lif, schenkte Karl das heilige Grab zu Jerusalem, wo dieser eine
Art Konsulat zum Schutz der Pilger und ein Hospital errichten
ließ. Eine Gesandtschaft Harun's überbrachte als Geschenk einen
Elephanten, der nicht geringes Staunen erregte, und außer indi-
schen Gewürzen und morgenländischen Kunstarbeiten eine Uhr. Es
war eine Wasseruhr, die einen Zeiger hatte und noch außerdem die
Stunden anzeigte durch kleine Kügelchen, die klingend auf eine
Metallplatte fielen, und durch Reiter, welche sich an aufspringenden
Thürmen zeigten. Karls Gegengeschenke bestanden in feiner Lein-
wand und friesischen Kleidern, in fränkischen Jagdhunden und spa-
nischen Pferden und Maulthieren.
Karl war stark und sieben Fuß lang. Seine Augen waren
groß und lebhaft, das Haar glänzend weiß, der Ausdruck des Ge-
sichts heiter und fröhlich, die Stimme für den kräftigen Körper et-
was zu hell, die gerade Haltung des Körpers männlich und die ganze
Gestalt, stehend und sitzend, voll hoher Würde. Jeder fühlte sich
in seiner Nähe von Ehrfurcht durchdrungen. Karl war in jeder
Turn- und Waffenkunst geübt. Nicht bloß sein Geist, auch sein
Arm überwand jeden im Volke. Im Schwimmen kam ihm nie-
mand gleich. Vorzüglich wegen der warmen Quellen zu Aachen
baute er dort einen Palast. Er liebte die dortigen Bäder vorzugs-
weise und belustigte sich gern in Gesellschaft seiner Söhne und Hof-
leute mit Baden und Schwimmen. Seine Kleidung war außer bei
festlichen Gelegenheiten die gewöhnliche fränkische, ein leinenes Hemd,
darüber ein Wams, an den Beinen Strümpfe und Schuhe, um
die Lenden Binden, im Winter auch noch um Schultern und Brust
ein Ueberwurf von Otternfell und darüber ein kurzer Mantel. Im-
mer war er mit dem Schwert umgürtet, dessen Griff und Gehenk
von Gold und Silber war. Speise und Trank genoß er mäßig,
seine gewöhnliche Mahlzeit bestand aus vier Gerichten, und während
des Speisens ließ er sich vortragen oder vorlesen. Gastereien fan-
den nur an festlichen Tagen statt. Beim Ankleiden unterhielt er
Karls Aner-
kennung bei
seinen Zeit-
genossen.
Karls Per-
sönlichkeit,
Lebensweise
und Tod.
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Extrahierte Personennamen: Hungersnoth Karls Harun_al_Raschid Karl Karl Karls_Gegengeschenke Karls Karl Karl Karls Karls
Extrahierte Ortsnamen: England Schottland Jerusalem Aachen Karls Karls
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Das große Ziel war nun erreicht; aber von den Seldschucken
und dem Khalifen von Aegypten drohte Gefahr, Deshalb wurde
die Wahl eines Königs beschlossen und nach vielem Streite Gott-
fried erwählt. Er weigerte sich, da eine goldene Krone zu tra-
gen, wo der Heiland eine Dornenkrone getragen habe, und nannte
sich nur Schirmherr des heiligen Grabes. Im August 1099 nahte
ein ägyptisches Heer von 140,000 Mann; es wurde von Gottfried
mit kaum 20,000 Mann bei Askalon gänzlich geschlagen. Gott-
fried starb schon im August 1100 und hinterließ die unsichere
Herrschaft seinem Bruder Balduin, welcher den königlichen Titel
annahm.
Das König-. Im Jahre 1101 strömten drei neue Heere von vielen tausend
um. Pilgern aus Italien, Frankreich und Deutschland nach Kleinasien,
um das Khalifat von Bagdad zu zerstören. Sie fanden durch ihre
Zügellosigkeit, durch Hunger und Durst und durch das Schwert der
Türken ihren Untergang, und nur traurige Reste kamen nach Jeru-
salem. Das neue Königreich, beständig von den Aegyptern, den
Seldschucken und anderen mohammedanischen Fürsten bedroht und be-
kämpft und durch innere Zwietracht erschütttert, bedurfte dringend
einer tüchtigen Verstärkung. Es wurde besonders von den Frei-
staaten Italiens, Pisa, Genua und Venedig, eifrig unterstützt,
weil diese durch den freigegebenen Handel mit den orientalischen
Waaren und durch die gutbezahlten Ueberfahrten der Pilger den
größten Vortheil hatten. Mit Hülfe der italienischen Seestädte,
für deren Handel die Erlangung fester Punkte an jenen Küsten
höchst wichtig war, wurden nach und nach die Hafenstädte Cä-
sarea, Akkon, Tripolis, Berytus und Sidon gewonnen. Balduin I.
starb 1118, und auf seine Empfehlung wurde sein Verwandter Bal-
duin von Bourges, dem er früher auch Edessa überlassen hatte, zum
König gewählt. Balduin Ii. (1118—1131) war ein sehr thätiger
Regent und eroberte auch Tyrus.
Das Königreich erreichte in dieser Zeit seine höchste Blüthe, es
erstreckte sich von Tarsus in Eicilien ostwärts bis Edessa und
südlich bis in die Gegend von Gaza. Die Bevölkerung bestand
aus den herrschenden Franken oder Lateinern, wie die Abendländer
genannt wurden, aus christlichen Syrern, aus Juden, Saracenen,
Armeniern und Maroniten, eine im Libanon ansäßige christliche Sekte.
Die Verfassung war auf das Lehnswesen gegründet. Der Thron
sollte erblich sein, und nur wenn es an Nachkommen fehle, sollte
die Reichsversammlung eine Wahl vornehmen. Die Reichsversamm-
lung, welche aus der hohen Geistlichkeit und den Baronen bestand,
sollte bei der Gesetzgebung und in allen wichtigen Anlegenheiten be-
fragt werden. Die Barone bildeten die erste, ihre Lehnsträger die
zweite, und deren Afterlehnsträger die dritte Klasse des Lehnsadels.
Wie der König zu Gericht saß über die Barone, so sprachen diese
Recht über ihre Vasallen und übten in ihren Gebieten alle Hoheits-
rechle aus. Die Kirche war unabhängiger, als im Abendlande.
Ihr Oberhaupt war der Patriarch von Jerusalem, unter welchem fünf
Erzbischöfe und viele Bischöfe standen. Die richterliche Behörde der
Städte waren Bürgerhöfe und in diesen hatten, je nachdem die
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Extrahierte Personennamen: August Gottfried August Balduin Balduin von_Tarsus
Extrahierte Ortsnamen: Italien Frankreich Deutschland Kleinasien Bagdad Italiens Genua Venedig Akkon Tripolis Edessa Tyrus Edessa Gaza Jerusalem