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1. Geschichte des Mittelalters - S. 78

1888 - Wiesbaden : Kunze
78 Erste Periode des Mittelalters. die Peterskirche. Im Ornate eines römischen Patricius kniete er nach beendigter Messe am Altare und betete; da trat Leo plötzlich hinzu, setzte ihm die Kaiserkrone auf und salbte ihn feierlich zum Kaiser. Das versammelte Volk aber rief dreimal jubelnd aus: „Heil Karl Augustus, dem von Gott gekrönten, dem großen und Frieden bringenden Kaiser der Römer." So war das abendländischrömische Kaisertum in der Person Karls des Großen erneuert. Die germanischen Völkerschaften waren, zu nationaler Einheit verbunden, in das Erbe der Römer eingetreten. In des Kaisers Händen war eine Macht vereinigt, groß genug zur Wahrung von Recht und Frieden, zur Förderung der Wohlfahrt unter den Völkern des Abendlandes. Die Kirche fand unter der Kaisermacht Schutz und Schirm, um durch Ausbreitung und Befestigung der christlichen Religion den Boden zu bereiten, auf dem eine neue Kultur erblühen konnte. Nach der Anschauung der Zeit war das Ideal des christlichen Gottesstaates verwirklicht, indem der Kaiser das weltliche, der Papst das geistliche Schwert führte und beide in innigem Bunde von Gott mit der höchsten Macht ausgestattet waren. Karls Ruhm verbreitete sich in die entferntesten Länder. Fremde Könige suchten seine Freundschaft und machten ihm Geschenke. Der Kalif von Bagdad, Harun al Raschid (§. 12), schickte eine Gesandtschaft mit vielen und kostbaren Geschenken an ihn ab, unter denen eine kunstreiche messingene Wasseruhr und ein Schachbrett die meiste Bewunderung erregten. Karl erwiderte dieselben, schickte dem mächtigen Herrscher im Orient spanische Maultiere, deutsche Pferde, friesische Gewänder, große Jagdhunde und bewog den Kalifen, daß er die Christen auf ihren Pilgerfahrten schützte und ihnen das heilige Grab zu Jerusalem überließ. Karls Staatsverwaltung. Karl suchte dem großen Reiche, das er unter seinem Zepter oereinigte, durch eine geordnete Staats-Verwaltung und weise Gesetzgebung Ruhe und Dauer zu verschaffen. Er selbst stand an der Spitze als unumschränkter Herrscher, jede andere vordem bestehende selbständige Gewalt war unterdrückt, die Herzogswürde abgeschafft worden. Er teilte das Reich in Gaue ein und setzte G augrafen in dieselben, welche in seinem Namen die Gau- oder Landgerichte abzuhalten, den Heerbann auszuheben und im Kriege anzuführen hatten. Die Gaue wurden in Hundertschaften, diese wieder in Zehntschaften abgeteilt und mit Richtern für unbedeutende Angelegenheiten versehen. An den Grenzen wurden größere Gebiete zu einer Mark vereinigt und einem

2. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 219

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
219 L Das Königreich Persien (26,450 Q.-M., 5 Mill. E.) liegt zwischen dem Kaspi-See und dem persischen Meerbusen, und hat, mit Ausnahme des südlichen Küstenstrichs und der Wüste, ein mildes, aber trocknes Klima. Die Perser, von vermischter Herkunft, sind Muhamedaner, (Schiiten) und Hauptfeinde der Türken (Sunniten); im Aeußern erscheinen sie als ein schöner, kräftiger,, gewandter und ausdauernder Menschenschlag. Sie zeichnen sich durch Geist, Verstand (das Schachspiel ist in Persien erfunden), poetischen Sinn, Milde, Tapferkeit, Mäßigkeit und Höflichkeit aus. Aber diesen Tugenden kommen folgende Hauptfehler gleich: Falschheit, Verstellung, Geiz und Eifersucht. Kein noch so feierlicher Eidschwur vermag ihre Habsucht oder ihren Ehrgeiz zu mäßigen. Araber und Türken sprechen mit der größten Verachtung von den vielen Complimenter: und den schönen Worten der Perser. Viele Stämme sind noch Nomaden (Ihlasis); die Angesessenen nennt man Tadschiks. Sie verfertigen vorzügliche Teppiche, Shawls, Säbel, Leder-, Gold- und Silberwaaren. Obwohl in Persien der Islam die herrschende Religion ist, so werden doch auch die Religionen der Parsen, Juden, Christen re. geduldet. In Persien und Beludschistan sollen noch 100,000 Anhänger von Zoroasters Lehre sein; die Moslemin nennen die Feueranbeter in der Regel Guebern, d. i. Ungläubige. — Der Boden, welcher auf künstlichem Wege bewässert wird, liefert neben unsern europäischen Getreidearten viel Obst, guten Wein, prächtige Rosen (Rosenöl) und reichliche Weiden für die Pferde- und Kameelzucht. Auch der Seiden- bau ist ein nicht unbedeutender Erwerbszweig in Persien, welcher noch ergie- biger wäre, wenn die Handelsverbindungen des Landes nach Außen sich günstiger gestalteten und die Sicherheit der Landstraßen von wegelagernden Räubern nicht gefährdet würde. Der Handelsstand ist sonst in Persien sehr geachtet; Geistliche und hohe Beamte verschmähen es nicht, Geschäfte zu machen. Die Perser werden von einem despotischen Herrscher, „Schach", regiert; die Söhne desselben, Mizars genannt, verwalten die Provinzen, wenn sie mündig sind. Alle Unterthanen haben gleiche Rechte und werden nach dem Koran gerichtet. Vor Gericht sollen große Bestechlichkeiten vorkommen und gräßliche Strafen verhängt werden, z. B. Bastonade, Schinden, Spießen, Augenausstechen rc. Die bedeutendsten Städte sind: Teheran, 80,000 E. Schiras, 30,000 E. (Gräber der persischen Dichter Saadi und Hasiz.) Jspahlu, 60,000 E. Tauris am Urmiasee, 100,000 E. Balfrusch nahe am Kaspi-See, 250,000 Einw. Herat, früher ein selbständiger Staat, ist 1851 von den Persern erobert worden. 2. Afghanistan (Kabul) mit Herat (12,160 O.-M., 4 Mill. Cinw.) wird von den nomadisirenden Afghanen bewohnt, welche aus den Hindukuh- bergen gekommen sind, in mehrere Stämme zerfallen und in immerwähren- dem Kriege mit einander leben. Auch hier bauen die Tadschiks" das Land, treiben Gewerbe oder nehmen Theil an dem Handel, welcher durch Kabuls Lage, wo die Waaren von West- und Ostasien aufgestapelt werden und Karawanen von allen Richtungen anlangen oder abgehen, begünstigt wird. Kabul wird vou einem Schach regiert, welcher in Kabul residirt. Kandahar, 80,000 E. Herat, 100,000 E., Fabriken, Mittelpunkt eines ausgebreiteten Handels.

3. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 103

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
Ii. Die Araber. 103 zu vertilgen." Von 697 an setzten sich Araber und Islam für immer fest in Nordafrika; und hier wurde das Christenthum gänzlich ausgerottet! Nun gerieth auch Europa in große Gefahr. Denn 711 setzte der Feldherr Tarik bei Gibraltar, das von ihm seinen Namen erhielt (Gebel et Tarik, d. H. Berg des Tarik) nach Spanien über. Unweit Cadix kam es zur blutigen Schlacht, zu welcher der Westgothenkönig Roderich 100,000 Mann zusammenbrachte. Sie dauerte von einem Sonntag bis znm andern, und gieng durch Verrath für die Christen verloren. Auch Roderich fiel, und Tarik stürmte von Stadt zu Stadt. Ihm rückte der Statthalter M n s a nach; und ganz Spanien bis zu den Pyrenäen wurde arabisches Besitzthnm. Nur in den Gebirgen von Astnrien behauptete sich ein westgothischer Fürst Pelagius, der den Grund zu einem Reiche legte, das nach 700 Jahren wieder die Oberhand erhielt. Musa aber machte jetzt furchtbare Rüstungen. Er wollte die Donau hinab nach Konstantinopel gehen, und dem Kaiserthum so ein Ende machen. Plötzlich jedoch wurde er zur Verantwortung wegen Unterschleifs nach Damaskus gerufen, wo man ihn sodann als einen gemeinen Verbrecher öffentlich geißelte. —- Um dieselbe Zeit machten die Araber nngehenre Eroberungen im Osten. Sie setzten über den Gihon und schlugen die Türke», drangen in's Herz von Asien und wurden Grenznachbarn des Kaisers von China, der durch reiche Geschenke sie beschwichtigte, kamen allmählich auch nach Jn-dien, wo unter fürchterlichen Verheerungen große muhammedanische Reiche am Indus und Ganges sich bildeten; ja sie erfüllten den indischen Ocean mit ihren Waffen und dem Islam. Im Abendlande aber wurden endlich ihrem Ueber-rnuthe Grenzen gesetzt. Abderrahman kam mit 400,000 Mann über die Pyrenäen, und verbreitete bis zu den Wäldern Alamanniens herüber Tod und Schrecken. Er schonte weder Kirchen noch Menschen. Eben damals aber hatte Karl Martell (S. 94) sich emporgeschwnn-

4. Zweiter oder höherer Kursus - S. 875

1850 - Weilburg : Lanz
Ii. Í5i¿ Berberei. 87¿ Scheik's stehen. Neger leben in diesem Lande als freie Leute; zahlreich sind die Juden. Die herrschende Religion ist der Islam; Christen dürfen sich nur in den Seestädten häuslich niederlassen. Volksschulen finden sich in bedeutender Anzahl; Lesen, Schreiben und der Koran werden in denselben gelehrt. Auch einige höhere Lehranstalten sind vorhanden, und Fe; besitzt eine Universität, genannt „das Hans der Weisheit", von der sogar akademische Würden ertheilt werden. Die Vuchdruckcrkunst ist noch unbekannt; die Schönschrcibekunst aber wird in hohen Ehren gehalten. — Land bau, Viehzucht, Jagd und Fischerei ernährt hauptsächlich die Bewohner; der Gewcrbfleiß liefert grobes Wollcntuch, seidene Zeuge, Teppiche, vortreffliches Leder, Töpfer-, Eisen- und Stahlwaaren. Die besten Handwerker sind die Juden. Der Handel wird sowohl zu Lande, als zur See getrieben. Die Ausfuhr besteht vor- nehmlich in Wolle, Häuten, Wachs, Elfenbein, Strausfedern, Gummi, Mandeln, Datteln und Getreide. Die Oiegierung ist völlig despotisch; der Sultan, in Europa gewöhnlich Kaiser genannt, führt den Titel „Beherrscher der Gläubigen" und ist zugleich das Oberhaupt der Religion. Viermal wöchentlich hält er öffentliche Sitzung, worin er Klagen und Bittschriften annimmt und Recht spricht; aber Niemand wird ohne Geschenke zu diesen Audienzen zugelassen. Die Provinzen werden durch Khalifa's (Pascha's) verwaltet. Die Strafen für Ver- brecher werden nach Willkühr bestimmt und sind äußerst grausam; eine strenge Polizei herrscht sowohl in den Städten, als auch auf dem Lande. — Die Einkünfte sollen über 6 Mill., die Ausgaben aber nur %l/2 Mill. Gulden betragen. Die Heeresmacht ist gering und besteht nur aus etwa 80,000 Mann; im Kriege aber können leicht 100,000 Mann in's Feld gestellt werden. Auch wird eine kleine Flotte unterhalten. §. 1036. Das ganze Kaiscrthum besteht aus den zwei Reichen Marokko und Fez, zu denen noch Besitzungen in Biledulgcrid kommen. — i. Das Reich Marokko begreift die Mitte des Landes. — Marokko (Marraksch), die mit Mauern umgebene Hauptstadt des ganzen Kaifcrthuws 57*

5. Geschichte des Mittelalters - S. 66

1887 - Leipzig : Teubner
66 Karls d. Gr. Reichsregierung. Prebet; aber wenn der König, wie es heißt, unangenehm überrascht ward, so geschah dies wohl dadurch, daß der - d^pst ihm, und nicht er selbst sich die neue Krone aussetzte. äußerer Macht gewann Karl durch deu Kaisertitel nichts; aber dieser Titel hatte von alter Zeit her bei den Völkern des Aöend- und des Morgenlandes noch einen wunderbaren geheimnisvollen Glanz, so daß Karls Ansehen dadurch bedeutend wuchs; er wurde als römischer Kaiser ^gleichsam das weltliche Oberhaupt der christlichen Kirche, w. / Harun al Raschid, der mächtige Kalis von Bagdad, ließ Karl zu seiner Kaiserkrönung Glück wünschen und schickte ihm einen Elefanten, der nicht geringes Erstaunen erregte. Unter den übrigen Geschenken besand sich auch eine kunstvolle Wasseruhr, die einen Zeiger hatte und außerdem noch den Wechsel der Stunden durch kleine Kügelchen, die klingend ans eine Metallplatte fielen, und durch Reiter, die aus Öffnungen hervorsprangen, anzeigte. Karl erwiderte die Geschenke durch spanische Pferde und Maultiere, treffliche Jagdhunde, friesische Leinwand und andere feine Weberarbeiten. 2. Karls d. Gr. Reichsregierung und Persönlichkeit. Karl war nicht bloß als Kriegsmann groß, sondern auch als Regent. Die großen Herzogtümer in seinem Reiche wurden, als der Macht des Königs gefährlich, ab-geschafft; statt ihrer waren über kleine Bezirke oder Gaue ,y;v' Grasen als königliche Beamte gesetzt, welche den Heerbann führten und die Gerichtsbarkeit besorgten. Zu ihrer Be-aufsichtigung schickte der König jährlich viermal je zwei Sendboten (Sendgrafen), einen weltlichen und einen geistlichen, aus, die jedesmal mehrere Gaue bereisten, Klagen anhörten, die Verwaltung und Ordnung des Heerbannes prüften und über alles dem König Bericht abstatteten. . Auch reifte der König selbst, soviel er vermochte, im Reiche <vy-/ prüfend umher. Markgrafen hießen die Grafen in den Grenzländern; sie hatten, um die Grenze schützen zu können, größere Distrikte und größere Macht. Höher noch standen

6. Von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden - S. 12

1902 - Leipzig : Hirt
12 Zweite Periode. Die Zeit des Frankenreiches. Zweite Periode. Die Aeit des Hrankenreiches. 38. Das Frankenreich unter den Hausmeiern und König Pippin. Die ^ausmeier. Im Reiche der verkommenen Merowinger waren die Hausmeier die hchsten Beamten. Sie hatten ursprnglich die Aufsicht der das knigliche Haus- und Hofwesen, dann auch die Vertretung des Knigs im Frieden und Kriege und die Vormundschaft der minderjhrige Könige. Zuletzt wurde dieses Amt in der kraftvollen niederlndischen Familie der Pippiniden erblich. Herzog und Fürst der Franken" nannte sich der Hausmeier, während der König nur noch dem Namen nach regierte. Der Hausmeier Karl vernichtete in der 732. Schlacht zwischen Tours und Poitiers 732 die Streitmacht der Araber. Er erhielt bah er beit Beinamen Martell (== Hammer). Die Araber. (Abstammung 1, 1.) Mohammed aus Mekka glaubte sich zum Propheten berufen, fand aber anfangs wenig Anhnger und floh vor den 622. Nachstellungen seiner Mitbrger nach Medina, 622 (Beginn der mohammedanischen Zeitrechnung). Seine Nachfolger, diekalifen, verbreiteten seine Lehre, denjslam, und ihre Herrschaft bis an den Indus und den Atlantischen Ozean. In Asien wurde Bagdad der Hauptsitz der Kalifenmacht, die unter Harun al Raschid um 800 ihren hchsten Glanz erreichte (Tausend und eine Nacht), während in Spanien nach der Vernichtung des Westgotenreiches ( 36, 3) sich ein unabhngiges Kalifat mit der Hauptstadt Cordova behauptete. Von hier aus drangen die Araber 732 nach Norden vor, um auch die brigen europischen Lnder dem Halb-mond zu unterwerfen. 2. Pippin der Kieme, Karls Sohn, zeigte sich als Fremtb und Beschtzer der Glaubensboten und des ppstlichen Ansehens. Aus Dank-barkeit half ihm der Papst zum Sturze der Merowinger: auf die An-frage, wer König fein solle, erhielt Pippin eine gnstige Antwort; er 752. wurde daraufhin von einer Reichsversammlung zu Soissons 752 als König auf den Schild erhoben. Einige Jahre darauf wurde er vom Papste in Paris gesalbt (König von Gottes Gnaden") und zum Schutz-Herrn von Rom ernannt. Als solcher trat er auf gegen die Lango-barden, welche den Papst bedrngten. Die ihnen entrisseneu Gebiete 755. bergab Pippin 755 dem Papste und legte dadurch den Gruud zum Kirchenstaate, der bis 1870 bestanden hat. 3. Bonifatius. Zur Zeit Pippins machte das Christentum itt Deutschland die grten Fortschritte. Nachdem schon im 7. Jahrhundert irische Glaubensbten unter den Alemannen und Bayern das Evan-gelium geprebigt hatten, wrbe im 8. Jahrhundert der Angelsachse Win-frieb, genannt Bonifatius, der eigentliche Apostel der Deutschen". Von Missionseiser getrieben, ging er ans seiner englischen Heimat zu den

7. Grundriß der Geschichte des Mittelalters - S. 58

1835 - Berlin : Trautwein
58 Anhang zur zweiten Periode. und Sicilien und zum Theil auch das der Edrisiden sich unter- worfen und Mahadra gegründet hatte, in Aegypten ein fatimi- disches Khalifat, welchem auch Palästina und Syrien mei- stentheils unterworfen, durch die Seldschuken aber wieder ent- rissen wurden; jedoch kam Jerusalem 1096 wieder unter die Herrschaft desselben. Den Assassinen sta a t in Dschebak, Kuhi- stan und besonders im syrischen Gebirge gründete der Stifter eines geheimen, alle geoffenbarte Religion verwerfenden Ordens, Hassan, Sohn eines chorasanischen Schiiten im letzten Viertel des Ii. Jahrh.'s; das Haupt desselben, der Alte vom Berge, verschaffte sich durch Schrecken Anerkennung, indem er seine Feinde durch ihm unbedingt ergebene, fanatische Jünglinge meuch- lings ermorden ließ; zerstört wurde dieß Reich durch die Mongolen. Anhang zur zweiten Periode. 1. Das Lehnswesen. Das Lehnswesen, schon am Ende dieser Periode nebst der Kirche die Grundlage aller öffentlichen Verhältnisse in den von Deutschen gegründeten Staaten, ging von den Beneffcien aus, welche nach der Besitznahme römischer Lander deutsche Könige gegen Verpflicht tung zu Treue und Kriegsdienst ertheilten, und deren Dauer von der Erfüllung des Versprochenen und der Neigung beider Theile für die Fortdauer des Verhältnisses abhing, so daß schon früh Be- nefi'cien vom Vater auf den in seine Verpflichtungen eintretenden Sohn übergingen und erblich erschienen. Dem Beispiele des Kö- nigs folgten bald begüterte Kirchen und weltliche Großen; schon im 8. Jahrh. verliehen im fränkischen Reiche Vasallen mit Bewilligung des Lehnsherrn vom Lehn wieder einzelne Theile an Aftervasallen, und in den verwirrten Zeiten des 9. und 10. Jahrh.'s erhielt das Lehnswesen eine noch größere Ausdehnung, indem freie Grundei- genthümcr ihr Alodium, theils um sich einen mächtigen Schutz zu verschaffen, theils von Machtigern gezwungen, zu Lehn nahmen. Auch wurden Rechte der öffentlichen Gewalt wie Gerichtsbarkeit, Zölle und selbst Jahrgelder lehnöweise gegeben und besessen. Die schon durch das Herkommen allmalig eingeführte Erblichkeit der Lehen machte Kaiser Konrad Ii. für Italien 1037 zum Gesetz, und er gestattete in Deutschland nicht, daß dem Sohne das Lehn des Vaters vorenthalten wurde; der Uebergang des Lehns auf weibliche

8. Das Mittelalter - S. 118

1857 - Koblenz : Baedeker
118 Gesetzgebung und Gerichtswesen. lombardische Lehnsrecht, der Sachsenspiegel und Schwabenspiegel (Sammlungen von Nechtsgewohnheiten, jene für Norddeutschland, diese für Süddeutschland), theils Freiheitöbriefe der Könige, wie die magna charta libertatum Johann's von England und der Freiheits- brief Königs Andreas Ii. von Ungarn. Was nicht schon früher geltendes Recht war, ward durch Beschlüsse, welche die Fürsten mit den Ständen abfaßten, festgesetzt. — Im gerichtlichen Verfahren wurden Zweikampf und Ordalien immer seltener, der Gebrauch der Folter gewöhnlich, das Prozeßverfahren zum Theil, wie in den west- phälischeu Vehmgerichten, die ihre Wirksamkeit über ganz Deutsch- land ausdehnten, in ein undurchdringliches Dunkel gehüllt, die Stra- fen grausamer. Die Vehme bestand nur auf rother Erde, d. h. nur in Westphalen, und wurde nie anders als am Tage im Freien bei den über ganz Westphalen zahlreich verbreiteten Freistühlen von Freischöppen unter dem Vorsitze eines vom Kaiser er- nannten Freigrafen über Freie gehalten. Die Freistühle (in Dortmund, Arnsberg u. s. w.) dehnten ihre Kompetenz immer weiter aus, so daß im 15. Jadrh. bei ihnen Klagen über bestimmte Verbrecken (wie Ketzerei, Kirchenraub, Verrath, Diebstahl, Meineid, Mord, Fälschung, Rechtsverweigerung u. s. w.) aus ganz Deutschland an- gebracht werden konnten und die Freigrafen, als vom Kaiser mit dem Blutbanne be- lehnte Richter, sich die Entscheidung über alle Criminalverbrechen zucigneten. Zur Vollstreckung der Urtbeile bestand ein im 15. Jahrh. über ganz Deutschland aus- gebreiteter Frcischöppenbund von mehr als 100,000 Mitgliedern mit geheimen Er- kennungszeichen. Die Strafe war gewöhnlich der Strang. 4. Die Wissenschaften fanden im Anfänge des Mittelalters fast nur im byzantinischen Reiche Pflege, in dessen bedeutendsten Städten Schulen der Philosophie, der Grammatik und Rhetorik blühten, während sie im Abend lau de ein fast ausschließliches Elgen- thum der Geistlichen und Mönche waren und von diesen in den be- rühmten Kloster-, Dom- und Stiftsschulen zu St. Gallen, Corvey, Fulda, Paderborn, Hildesheim, zu Paris u. s. w. gelehrt wurden. Seit dem 9. Jahrh. nahmen sie einen raschen und hohen Aufschwung bei den Arabern nicht nur in Asien, sondern in noch höherm Grade in Spanien, welches unter Hakem Ii. das eigentliche goldene Zeitalter seiner Litteratur erlebte, s. §. 23. In allen arabischen Provinzen, vor Allem in Cordova, gab es eine Menge von wissen- schaftlichen Anstalten, in denen nicht nur Muselmänner, sondern auch Christen und Juden, ja selbst einige Khalifen dem Unterrichte in Philosophie, Medicin, mathematischen und Naturwissenschaften bei- wohnten.

9. Geschichte des Mittelalters - S. 201

1854 - Weimar : Böhlau
201 untergebracht werden. Den Armen, Wittwen und Waisen war der Schutz des Königs und der Grafen, Friede und Gerechtigkeit und bei den Gerichten Gehör vor allen anderen zugesichert. Hülflose Arme sollten den Kirchen und Klöstern, bei Hungersnoth auch den großen Grundbesitzern zur Ernährung zugetheilt, Leibeigene von ih- ren Herrn gepflegt, arbeitsfähige Bettler aber nicht unterstützt wer- den. Jedem Reisenden mußte Obdach und auch etwas Weide längs des Weges gewährt werden, und die Geistlichen sollten in der Gast- freundlichkeit allen als Muster vorangehen. Die ganze Ordnung des Reiches wurde vom Geiste der Gerechtigkeit, Milde und Barm- herzigkeit getragen. Weit gepriesen war Karls des Großen Name schon unter sei- nen Zeitgenossen; allen galt er als der erste und größte Fürst. An seinem Hoflager drängten sich Gesandtschaften der Slawen wie der spanischen Sarazenen, der Bulgaren wie der Awaren, afrikanischer Fürsten wie der Könige von England und Schottland und des by- zantinischen Hofes. Harun al Raschid, der große abbassidische Ka- lif, schenkte Karl das heilige Grab zu Jerusalem, wo dieser eine Art Konsulat zum Schutz der Pilger und ein Hospital errichten ließ. Eine Gesandtschaft Harun's überbrachte als Geschenk einen Elephanten, der nicht geringes Staunen erregte, und außer indi- schen Gewürzen und morgenländischen Kunstarbeiten eine Uhr. Es war eine Wasseruhr, die einen Zeiger hatte und noch außerdem die Stunden anzeigte durch kleine Kügelchen, die klingend auf eine Metallplatte fielen, und durch Reiter, welche sich an aufspringenden Thürmen zeigten. Karls Gegengeschenke bestanden in feiner Lein- wand und friesischen Kleidern, in fränkischen Jagdhunden und spa- nischen Pferden und Maulthieren. Karl war stark und sieben Fuß lang. Seine Augen waren groß und lebhaft, das Haar glänzend weiß, der Ausdruck des Ge- sichts heiter und fröhlich, die Stimme für den kräftigen Körper et- was zu hell, die gerade Haltung des Körpers männlich und die ganze Gestalt, stehend und sitzend, voll hoher Würde. Jeder fühlte sich in seiner Nähe von Ehrfurcht durchdrungen. Karl war in jeder Turn- und Waffenkunst geübt. Nicht bloß sein Geist, auch sein Arm überwand jeden im Volke. Im Schwimmen kam ihm nie- mand gleich. Vorzüglich wegen der warmen Quellen zu Aachen baute er dort einen Palast. Er liebte die dortigen Bäder vorzugs- weise und belustigte sich gern in Gesellschaft seiner Söhne und Hof- leute mit Baden und Schwimmen. Seine Kleidung war außer bei festlichen Gelegenheiten die gewöhnliche fränkische, ein leinenes Hemd, darüber ein Wams, an den Beinen Strümpfe und Schuhe, um die Lenden Binden, im Winter auch noch um Schultern und Brust ein Ueberwurf von Otternfell und darüber ein kurzer Mantel. Im- mer war er mit dem Schwert umgürtet, dessen Griff und Gehenk von Gold und Silber war. Speise und Trank genoß er mäßig, seine gewöhnliche Mahlzeit bestand aus vier Gerichten, und während des Speisens ließ er sich vortragen oder vorlesen. Gastereien fan- den nur an festlichen Tagen statt. Beim Ankleiden unterhielt er Karls Aner- kennung bei seinen Zeit- genossen. Karls Per- sönlichkeit, Lebensweise und Tod.

10. Geschichte des Mittelalters - S. 386

1854 - Weimar : Böhlau
386 Das große Ziel war nun erreicht; aber von den Seldschucken und dem Khalifen von Aegypten drohte Gefahr, Deshalb wurde die Wahl eines Königs beschlossen und nach vielem Streite Gott- fried erwählt. Er weigerte sich, da eine goldene Krone zu tra- gen, wo der Heiland eine Dornenkrone getragen habe, und nannte sich nur Schirmherr des heiligen Grabes. Im August 1099 nahte ein ägyptisches Heer von 140,000 Mann; es wurde von Gottfried mit kaum 20,000 Mann bei Askalon gänzlich geschlagen. Gott- fried starb schon im August 1100 und hinterließ die unsichere Herrschaft seinem Bruder Balduin, welcher den königlichen Titel annahm. Das König-. Im Jahre 1101 strömten drei neue Heere von vielen tausend um. Pilgern aus Italien, Frankreich und Deutschland nach Kleinasien, um das Khalifat von Bagdad zu zerstören. Sie fanden durch ihre Zügellosigkeit, durch Hunger und Durst und durch das Schwert der Türken ihren Untergang, und nur traurige Reste kamen nach Jeru- salem. Das neue Königreich, beständig von den Aegyptern, den Seldschucken und anderen mohammedanischen Fürsten bedroht und be- kämpft und durch innere Zwietracht erschütttert, bedurfte dringend einer tüchtigen Verstärkung. Es wurde besonders von den Frei- staaten Italiens, Pisa, Genua und Venedig, eifrig unterstützt, weil diese durch den freigegebenen Handel mit den orientalischen Waaren und durch die gutbezahlten Ueberfahrten der Pilger den größten Vortheil hatten. Mit Hülfe der italienischen Seestädte, für deren Handel die Erlangung fester Punkte an jenen Küsten höchst wichtig war, wurden nach und nach die Hafenstädte Cä- sarea, Akkon, Tripolis, Berytus und Sidon gewonnen. Balduin I. starb 1118, und auf seine Empfehlung wurde sein Verwandter Bal- duin von Bourges, dem er früher auch Edessa überlassen hatte, zum König gewählt. Balduin Ii. (1118—1131) war ein sehr thätiger Regent und eroberte auch Tyrus. Das Königreich erreichte in dieser Zeit seine höchste Blüthe, es erstreckte sich von Tarsus in Eicilien ostwärts bis Edessa und südlich bis in die Gegend von Gaza. Die Bevölkerung bestand aus den herrschenden Franken oder Lateinern, wie die Abendländer genannt wurden, aus christlichen Syrern, aus Juden, Saracenen, Armeniern und Maroniten, eine im Libanon ansäßige christliche Sekte. Die Verfassung war auf das Lehnswesen gegründet. Der Thron sollte erblich sein, und nur wenn es an Nachkommen fehle, sollte die Reichsversammlung eine Wahl vornehmen. Die Reichsversamm- lung, welche aus der hohen Geistlichkeit und den Baronen bestand, sollte bei der Gesetzgebung und in allen wichtigen Anlegenheiten be- fragt werden. Die Barone bildeten die erste, ihre Lehnsträger die zweite, und deren Afterlehnsträger die dritte Klasse des Lehnsadels. Wie der König zu Gericht saß über die Barone, so sprachen diese Recht über ihre Vasallen und übten in ihren Gebieten alle Hoheits- rechle aus. Die Kirche war unabhängiger, als im Abendlande. Ihr Oberhaupt war der Patriarch von Jerusalem, unter welchem fünf Erzbischöfe und viele Bischöfe standen. Die richterliche Behörde der Städte waren Bürgerhöfe und in diesen hatten, je nachdem die
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