27
Jahr 480 und durch das Beispiel des Leónidas noch
größeren Muth zur Vertheidigung, und lieferten im fol-
genden Jahr 479 die Seeschlacht bei Salamis, in wel-
cher der athenische Feldherr Themistok'es die persischen
Seetruppen so sehr schlug, daß nun der stolze König
Terxes selbst in den größten Schrecken gerieth und nach
Asien zurückeilte, wobei er, indem er über das Meer
setzte, in einem Sturme beinahe das Leben verlor. Da-
mit aber verhielt es sich so.
Die stolze Ankunft des Xerxes, seine ängstliche Flucht.
§10. Als dieser König Terxes, der sich wegen sei-
nes großen asiatischen Reiches als einen Herrn der gan-
zen Erde betrachtete, als er aus Asien nach Europa her-
überziehen wollte, um auch diesen Welttheil zu unterjochen,
da ließ er, um seine Macht zu zeigen, eine Brücke sogar
über das Meer schlagen, nämlich da, wo es zwischen
dem Archipelagus und dem schwarzen Meere am engsten
ist, und der Hellespont hieß. Ueber diese Brücke wollte
er sein gewaltiges Heer nach Europa herüberführen, und
als sie schon fertig, er selbst aber mit seinem Heer bei
derselben noch nicht angelangt war, erhielt er die Naclw
richt, daß ein großer« Sturm sie schon wieder weggeris-
sen hatte. Darüber wurde er sehr unwillig, und ließ
seinen Zorn sogar gegen das Meer aus, welches ihm
ungehorsam gewesen sey, und welches er für diesen Un-
gehorsam mit Ketten peitschen ließ. Dann schickte er
von neuem eine große Menschenmenge dahin, welche in
kurzer Zeit die Brücke zum zweitenmal bauten. Und dar-
auf kam er denn selbst auch mit seinem ungeheueren
Kriegsheer bei derselben an, und zog über sie herüber,
wobei er seinen Göttern Opfer brachte; seine Untertha-
nen aber ließ er mit Peitschenhieben forttreiben, damit
sie desto schneller herüber kamen. Und wie er nun nach
der Schlacht bei Thermopylä ganz Griechenland durch-
zogen hatte, kam es eben zu jener Seeschlacht bei Sala-
mis, der er von einer hohen Stelle an der Seeküste,
auf einem^ prächtigen Throne sitzend zusah, wobei er denn
sehen mußte, wie seine Seeschiffe vor den griechischen
entflohen. Wie er nun darüber sehr erzürnt und er-
schrocken war, so kam dazu auch noch, daß der atheni-
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Extrahierte Personennamen: König
Terxes Xerxes
Extrahierte Ortsnamen: Salamis Asien Asien Europa Europa Griechenland
— 3-5 —
und nahmen darin nacheinander auch die andern Staaten des Peloponnes mit auf: anßer den ihnen stets befreundeten Eleern die Korinthier samt den Nachbarstädten, späterhin auch die Megarer und Ägineten; nur die Achäer und die Argiver, die einen aus Gleichgültigkeit, die andern aus Feindschaft, hielten sich fern.
So hat die Befolgung der lykurgischen Gesetze den Staat der Spartaner im Innern stark und nach außen hin mächtig gemacht. Um das Übergewicht, das sie eine Zeitlang unbestritten über Griechenland ausübten, zu behaupten, haben sie überall, soweit ihr Einfluß reichte, die aristokratische Regierungs-sorm begünstigt und haben oftmals zum Sturze der Tyrannenherrschaften, wodurch die Adelsherrschast zeitweilig beseitigt war, mitgewirkt. In den Gemeinden des nördlichen Peloponnes, wie insikyon und Korinth, thaten sie dies noch aus dem besonderen Grunde, weil dort die Orthagoriden und hier die Kypfeliden, auf die ältere Bevölkerung gestützt, sich die Unterdrückung der dorischen Volkselemente angelegen sein ließen. In dem entscheidenden Augenblicke aber, wo die Perser ihre wuchtigen Angriffe auf die Freiheit der Hellenen begannen, hatten die Spartaner die Staaten Südgriechenlands um sich vereinigt. Die Truppenmacht, über die sie verfügten, setzte sich zusammen aus den kriegsgewohnten Streitern des eigenen Landes und aus den Mannschaften der Bundesgenossen; den Kern bildete das Hoplitenheer, das in den Zeiten der stärksten Machtentsaltung des peloponne-sischen Bundes 60 000 Mann zählte.
b. Die koloniale Ausbreitung der Hellenen.
Während die Spartaner auf dem Boden des eigentlichen Griechenlands eine fest in sich geschlossene Macht aufrichteten und allmählich zu Führern der dorischen Hellenen heranwuchsen, waren auch die übrigen Stämme und Stammesglieder in der Entwicklung ihrer Kräfte nicht stehen geblieben; was sie aber vereinzelt und für sich, bisweilen auch einander unterstützend und zusammenwirkend, geleistet haben, ist in anderer Weise der gesamten Nation zu gute gekommen. Ihr Werk war die Ausbreitung hellenischen Wesens über die Küstengebiete und Inseln des Mittelmeeres in allen seinen Verzweigungen.
Nach den Stürmen der großen Wanderung war in den neugegründeten Staaten der Ausgleich zwischen den verschiedenartigen Bestandteilen der Bevölkerung , älteren und neueren, leichter von statten gegangen als gerade in Lakonien, darum konnten sie rascher emporblühen; allen voran die regsamen Pflanzstädte an der Küste Kleinasiens. Die Lust, in die Fremde zu ziehen, war den Griechen zudem angeboren; die Adelsgeschlechter haben sie in ihren Mitbürgern begünstigt und daraus Nutzen gezogen, und die Tyrannen sind ihnen
3*
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7<S Alte Geschichte.
Niger Bedeutung ausgeführt. Erst die Untcrjochungs-
planc der Perser (Meder) brachten einmal wieder eine
ziemlich allgemeine Vereinigung der Hellenen zunächst
zur Abwehr, dann auch zuin Angriff der Zurückgekchla-
gencn hervor. Zu einer gemeinschaftlichen Unterneh-
mung bedarf es einfacher Leitung (Hegemonie).
Man überließ sie willig dem Staate, der nicht nur in
der Peloponnes langst zu einem bedeutenden Vorrange
sich erhoben hatte, sondern auch unter allen helleni-
schen Staaten, einzeln genommen, der mächtigste und
durch die Besonnenheit, Tapferkeit und Kriegscrfah-
renheit seiner Leiter und Bürger gcachtetste war. So
gelangte Sparta an die Spitze der hellenischen Vcr-
thcidigungsmacht, konnte sich aber in diesem Range
nicht behaupten, sobald mehr die Seemacht als die
Landinacht die Entscheidung gab. Athen hatte durch
Thcmistokles eine Flotte bekommen, der Hellas
vorzüglich den Sieg bei Salamis und seine Rettung
verdankte, und Aristides flößte den Bundesgenossen,
insonderheit den befreiten asiatischen, so große Achtung
ein, daß sie der Leitung dieses für den Seekrieg — wie
nach der Schlacht bei Plataa der persische war — weit
bedeutender» Staates lieber folgen wollten c. 470.
Seitdem stehen Athen und Sparta als Häupter von
2 großen Bündnissen einander gegenüber,
oft feindlich, und Athen meist überlegen. Erst 65
Jahre nachher erlangten die Spartaner ihr altes Über-
gewicht wieder, mußten es aber bald mit Theben und
mit Athen wieder theilen.
'78. Die griechischen Städte in Kleinasien, von
Cyruß ihrer Unabhängigkeit beraubt, fanden bei aller
ihnen zu Theil gewordenen Erleichterung die persische
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702
2o0 o. 6. Z« segeln, wo Philipp zu guter Gegenwehr in den Ge-
birgen stand und, obgleich in der Defensive, sich durch
Klugheit und Tapferkeit aufrecht erhielt. Allein sowohl
der Grundsatz der Römer: immer die schwächere Partei
als Verbündete unter ihren Schutz zu nehmen, als auch
die Uebertragung des Kommandos an den gewandten und
schlauen P. Quinctius Flaminius, der die Griechen,
insbesondere die achaischen Bundesverwandten, durch die
süßen Vorspiegelungen eines neuen Freiheitsglückes zu ge-
winnen wußte, gaben dem mazedonischen See- und Land-
kampfe eine im dritten Jahr desselben erfolgende Ent-
scheidung. — In dem zerschnittenen Terrain bei Skotuffa
in Thessalien, in einer Gegend wo mehrere kleine hunds-
U kopfartige Hügel sich erheben — daher Kynoskephalä
io? ^ C genannt — wurde der unbehilsiiche mazedonische Phalanx
Uz st-^ t)0n her beweglichen römischen Legion, die ihm in die
Flanke fiel, aufgerieben: und Philipps, wie seines ver-
geblich ringenden Nachfolgers Schicksal vollendet; er lie-
ferte Flotte und Landheer aus, erlegte iooo Talente
Kriegskosten — und trat seine Ansprüche auf Griechen-
lands Freiheit — Liv. 33* Z2. — an die Römer ab.
Polyb. Xvii. Xviii. Liv. Xxxi - Xxxiil Plut.
Flam. —
§. i8*
Syrtech-Am Wie aus dem zweiten Punischen Kriege der Maze»
****!!■*" donisch - Philippische, so entwickelte sich aus diesem der
196-190 Syrisch-Antiochtsche Krieg, und wiejenerzurer-
' oberung des civilisirten Europa, so führte dieser zur
Unterwerfung Asiens, wodurch die zerstückelte europäisch -
asiatische Weltmonarchie unter römischer Herrschaft wie-
der vereinigt wurde. Schon mit Philipp Iii. von Ma-
zedonien hatte sich Antiochus Iii. oder der Große von
Syrien, aus eitler Ruhmbegierde und im Vertrauen auf
seine Feldzüge in Asien einen hochfliegenden Theilungs-
plan über Aegypten und die Küstenländer des Mittel-
meeres — Phdnizien und Palästina — geschlossen, 203;
allein durch Verzögerung mit der versprochenen Hilfe sei-
nen Bundesgenossen bei Kynoökephala fallen lassen, und
mit ihm die Vormauer von Asien. Sowohl hierdurch
und durch die versuchte Festsetzung der Asiaten auf dem
196. thrazischen Chersones — in Europa — als auch und
insbesondere durch die heimlichen Eingebungen und An-
schürungen des Hannibal, der sich an den Hof des Kö-
nigs aus seiner Vaterstadt, wo politische Widersacher und
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp P._Quinctius_Flaminius Philipps Philipps Philipp_Iii Philipp Hannibal
Extrahierte Ortsnamen: Skotuffa Thessalien Europa Asiens Syrien Asien Asien Europa
48
Dritter Zng unter Lerxes (480). — Unerträglich war
dem Könige Darius der erlittene Schimpf bei Marathon. Jetzt
wollte er selbst gegen die Griechen ziehen. Sein ganzes Reich
mußte sich zu diesem Zuge rüsten drei Jahre lang. Da starb
er. Aerxes, sein Sohn und Nachfolger, setzte diese Rüstung
fort. Ganz Asien war in Bewegung. Aus den entlegensten
Gegenden kamen die Völker herangezogen. Das Landheer be-
stand aus fast zwei Millionen Mann. Furchtbar war auch die
Seemacht. Die Zahl der Kriegsschiffe belief sich aus zwölfhun-
dert und hatte noch dreitausend Lastschiffe im Gefolge. Mit
dem Frühlinge des Jahres 480 setzte sich dieser unermeßliche
Zug in Bewegung. Es war, als käme ganz Asien dahergewan-
dert. Im Andenken an das Unglück, welches dem Mardonius
beim Umsegeln des Athos widerfahren war, ließ Terxes einen
Kanal durch den Berg ziehen, und die Flotte segelte hindurch.
Zum Behuf eines sicheren Ueberganges für das Landheer ließ
er eine Brücke über den Hellespont schlagen. Dieser ist eine
schmale Meerenge, welche Europa von Asien trennt und heißt
jetzt Straße der Dardanellen. Aber ein Sturm zerstörte
diesen Bau. Da gerieth er in Wuth. Die Werkleute ließ er
enthaupten, in das widerspenstige Meer aber dicke Ketten werfen,
als wolle er dieses eben so fesseln, wie bald die Griechen, und
zuletzt soll er es noch mit dreihundert Peitschenhieben gezüchtigt
haben. Schnell war die neue Brücke fertig, und das gewaltige
Heer zog sieben Tage und sieben Nächte unaufhörlich von Asien
nach Europa hinüber. Bei Doriskos in Thronen hielt der
König Heerschau. Mit freudigem Erstaunen sah er von seinem
Throne herab dem bunten Gewühle der vorüberziehenden Völ-
ker zu.
Wie eine Sündsluth überschwemmten jetzt die wilden Asia-
ten das nördliche Griechenland. Da war kein Gedanke an
Widerstand, von allen Seiten schickte man ihnen Wasser und
Erde entgegen. Im Andrange so ungeheuerer Gefahr verzagten
dennoch die Athener und Spartaner nicht. Die Seele aller
Unternehmungen war der Athener Themistökles. Auf sei-
nen Rath erbaneten seine Mitbürger eine große Flotte; er
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Extrahierte Personennamen: Darius Darius
Extrahierte Ortsnamen: Asien Asien Europa Asien Asien Europa Griechenland
180
Wiederaufbau von Athen.
Chersonesos, und kehrten dann bereichert und muthvoll nach Hause
zurück. So endigte sich der sogenannte persische oder medische
Krieg nach zwei Feldzügen, welche die Freiheit Europas vom
asiatischen Joche, ja das Uebergewicht Europa's über Asien ent-
schieden, Griechenland mit hohem Ruhme bedeckten, das Selbst-
gefühl der Griechen mächtig hoben, und nun zu dem großartigen
Aufschwünge der Hellenen Anlaß gaben. Von nun an wagten
die Perser nicht nur keinen Einfall mehr in das europäische
Griechenland, sondern es lag nur an den Griechen, wenn sie
wollten, die herrlichste Siegeslaufbahn zu verfolgen und mit Be-
seitigung aller inneren Zwistigkeiten die Herrschaft der Welt an
sich zu reißen.
12. Wiederaufbau von Athen.
Nach Beendigung des Krieges schickten sich die Athener so-
gleich an, ihre Stadt und Mauern wieder aufzubauen. Allein
unter dem Vorwände, Athen würde bei einem neuen Einfalle
der Perser Waffenplatz für diese werden, boten die Spartaner
Alles auf, die Befestigung Athens zu verhindern. Themistokles
wußte jedoch die Ränke der Spartaner durch Gegenlisten zu be-
seitigen, und die Athener vollendeten nun, während er selbst nach
Sparta ging, die Fortführung des Baues abzuläugnen, in größter
Eile die Ummauerung ihrer Stadt. Um eben diese Zeit (478)
bewirkte Aristides, daß der vierten und ärmsten Klasse der Bür-
ger zu Athen der Zutritt zu den Staatsämtern, welchen ihr die
Gesetze Solons versagten, gestattet wurde. Die Noth des Vater-
landes und der Heldenmuth bei der Vertheidigung desselben hatte
die Bürger mehr wie vorher einander gleich, und die Führer des
Volkes nachgiebiger gemacht. Ueberhaupt aber herrschte in Athen
seit den Siegen über die Perser die lebensvollste Regsamkeit, und
in gleichem Maße stieg auch die Macht dieser Stadt. Sie ward,
wie Pindaros sie nannte, der Hort von Hellas, eine wundervolle,
berühmte Stadt:
«t rk Xinaqax xal ioctiyavol xal uotöifioi,,
Exxadog tqhofict, xxmai ’A&avcu, dcufionov moxls&Qov.
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Extrahierte Ortsnamen: Athen Europas Asien Griechenland Griechenland Athen Athen Athens Sparta Aristides Heldenmuth Athen
22
Erstes Kap. Geschichte der Perser.
erforderlich waren. Wenn wir ferner die hunnischen, mongolischen, tartarischen
Züge oder die endlosen Schaaren der Kreuzbrüder erwägen; so werden wir
zwar die 3,283,220 Köpfe, die Herodot aufzählt — mag er jene Musterung
aus einer persischen Urkunde genommen haben, ihr Verfasser hat orientalisch
geprahlt — für Uebertreibung erklären: aber wir werden gerne annehmen, daß
Xerxes Heer zahlreich genug war, um Griechenland zu überschwemmen und
ganz Europa Unterwerfung zu drohen.
Aber was ist die Masse ohne den beseelenden Geist? — Lcrxes, wie-
wohl aus den Berichten über ihn der griechische Nationalhaß deutlich hervor-
geht, und einige den Geschichtschreibern, so zu sagen, entwischte Züge einen
ganz anderen Charakter durchschimmern lassen (ich rechne hichcr die Antwort,
die er den spartanischen Enthusiasten Spcrthias und Bulis gab, die mensch-
lichen Thränen, die er beim Ueberblick seiner zahllosen Schaaren vergoß u. s. w.),
Xerxes war dennoch der Führung eines solchen Heeres nicht gewachsen. Leichter
war cs, die griechischen Streiter, die von einem Interesse durchdrungen, von
einer Begeisterung entflammt waren, zu einem gedrängten, wie von einer
Seele bewegten Schlachthaufen zu ordnen, als die persischen Myriaden, die,
von drei Welttheilcn zusammengetrieben, in hundert Zungen sprachen, keinen
Theil nahmen am Gegenstände des Streits, sogar dessen Ursache nicht kannten.
Daher, je größer die Masse, desto schrecklicher die Verwirrung, desto unheil-
barer das Mißgeschick, desto vollständiger der Ruin. Die persische Hecrcs-
macht, selbst wo die Ucbcrzahl siegte, durch die Großthaten ihrer Feinde ge-
demüthigt und, wo sie besiegt ward — cs geschah solches in den Haupttrcffen
zu Wasser und zu Land — aufs Fürchterlichste hingewürgt, wich aus immer
aus Griechenland und Europa. Auch ihre Verbündeten, die Karthager, hatten
ein ähnliches Schicksal auf Sicilien erfahren: und so war die ganze Unter-
nehmung, die mit einem bis dahin unerhörten Aufwand von Kräften ver-
anstaltet worden, aus die schmählichste Weise verunglückt. Die moralsiche
Wirkung dieser Niederlagen war noch schlimmer, als der wirkliche Verlust.
Leicht hätte Asien die Menschen, die Schäze und die Schiffe ersezen können, die
bei Salamis, Platäa und Mykalc verloren gingen; aber die Griechen hatten
ihre Kräfte kennen gelernt, und der Welt war das Geheimniß der persischen
Schwäche verrathen. Jene fochten hinfort mit der Ueberlegenheit eines stolzen
Selbstbewußtseyns; die Perser wurden durch demüthige Erinnerung niederge-
drückt. Der König selbst entsagte den Kriegs- und Staatsgeschästen, und
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Extrahierte Personennamen: Herodot Xerxes Xerxes
Extrahierte Ortsnamen: Griechenland Europa Griechenland Europa Sicilien Salamis
r
168 Iv. Geschichte und Erdbeschreibung.
gen über liegenden Küste stch endigt. Indeß ist es
auch durch die Meerengen bei Konstanrinopel und
bei Gallipvli nicht sehr weit von Asien getrennt.
Es sind also höchst wahrscheinlich wandernde Völ-
ker so wol oberwärts, aus dem nördlichen Asien,
als auch unten aus Südasien nach Europa einge-
rückt. Einzelne Kolonien wurden im südwestlichen
,ooc-. Europa ebenfalls sehr zeitig angelegt, z. V. Cadip
v.c. fn Spanien schon unter David von den Phöniciern;
500 Marseille von kleinasiatischen Griechen, als Cy-
'4a0 V. C. rus in Persien regiert^, Ueberhaupt entstanden
die ersten ordentlichen Staaten in Südeuropa,
)Qcc\ und zwar hauptsächlich in Griechenland, welches
heut zu Tage den ansehnllbsten Theil der euro-
päischen Türkei ausmam Hier bildeten sich
aooo,m alten Zeiten eine Meng'e kleirr^Staaten und
Völkerschaften, unter welchmmle Athener,
Spartaner (Lacedämonier)Mtmbaner und
Corinther die vornehmsten wurden. Griechen-
land brachte Künste und Wissenschaften auf eine
Stufe der Vollkommenheit, wie kein andres Land,
und stellte sich hierin, besonders von 5400 bis
z600, allen übrigen Nationen als ein fast uner-
reichbares Muster dar. Auch in der Kriegeskunst
thaten sie sich vor andern hervor, und vertheidigten
ihre Freiheit mit außerordentlichem Muth gegen
mächtigere Feinde, vorzüglich gegen die Perser.
Allein innerliche Uneinigkeit schwächte sie, und
lieferte sie den macedonischen Königen Philipp und
;66o. Alexander in die Hände. Nach dem Tode des
lezteru bekamen sie zwar zum Theil ihre Freiheit
wieder;
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Extrahierte Personennamen: V._Cadip
v.c David David Muth Philipp Philipp Alexander Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Gallipvli Asien Asien Europa Europa Spanien Persien Südeuropa Griechenland
96
Iii. Serres und Leonidas. Themistokles.
Zkerres Heerfahrt nach Europa.*)
Als die Nachricht von der Niederlage bei Marathon an den König Darius
kam, da entbrannte sein Zorn noch heftiger gegen die Athener und er rüstete
sich zu einem neuen Feldzüge gegen Hellas vier ganze Jahre lang. Aber er
starb, ehe er ausführen konnte, was er int Sinne hatte und sein Sohn Serres
übernahm mit dem Throne zugleich den Racheplan des Vaters. Hierin bestärkte
ihn sowohl Mardonius, welcher bei den Persern am meisten in Ansehen stand,
als auch ein Traumgesicht. Es däuchte ihm nämlich, er Ware mit einem Oel-
sprößling bekränzt und die Zweige desselben reichten über die ganze Erde und
nach diesem verschwände der Kranz, der ihm auf dem Haupte gelegen. Das
legten ihm die Magier so aus: Dieser weitreichende Kranz bedeute, daß er
durch den Feldzug, den er vorhabe, die Herrschaft gewinnen werde über die
ganze Erde. Und Älerres hatte wirklich im Sinn, nach Unterwerfung Griechen-
lands ganz Europa sich eigen zu machen, bis daß der Himmel selbst die alleinige
Grenze des Perserreichs wäre. Hatten aber jene Weise darauf achten wollen,
daß der Kranz nachher vom Haupt des Königs entschwunden war, so hätten
sie wohl dem Traume eine richtigere Deutung gegeben.
Zkerres indeß glaubte den Worten seines Rathgebers und seiner Traum-
deuter und nachdem er noch vier Jahr lang die Kriegsrüstung fortgesetzt hatte,
zog er im Frühlinge des Jahres 480 v. Ehr. mit einer fast zahllosen Menge
Volks wider die Griechen zu Felde. Das Vorgebirge Athos, wo die Perser
vormals Schiffbruch gelitten, ließ er mit ungeheurer Arbeit vom Festlande
durch einen breiten und liefen Graben trennen, in welchem nun die persische
Flotte ungehindert durchfuhr. Um aber das Landheer von Asta nach Europa
hinüberzubringen, ließ Serres über den Hellespont Brücken schlagen. Doch
'ein Sturm zertrümmerte die Brücken. Als der König solches erfuhr, ließ er
den Baumeistern die Köpfe abschneiden und das widerspenstige Meer mit Ru-
then peitschen.
Nun wurden zwei andere Brücken, stärker als die ersten, hergestellt und
das ganze Heer bereitete sich zum feierlichen Uebergange vor. Der Weg war
mit Myrthenzweigen bestreuet und auf den Brücken dampfte der Weihrauch.
Es war in der Morgendämmerung. In dem Augenblick, wo die still und an-
dächtig erwartete Sonne am Osthimmel herrlich über den Völkern emporstieg,
goß Serres aus einer goldenen Schaale ein Trankopfer in das Meer und betete
zur Sonne, daß sie ihm eine sieghafte Bahn beleuchten möge bis an das Ende
Europa's. Darnach warf er die Schaale sammt einem goldenen Becher und
einem persischen Krummschwerte in den See und als das geschehen, setzte sich
das Heer in Bewegung und ging über von Afia nach Europa. Dieser Zug
über die Brücke währte ununterbrochen sieben Tage und sieben Nächte und wer
das mit ansah, achtete den König an Macht gleich einem Gotte.
Als sie nun nach Thrazien in die Ebene von Doriskos kamen, hielt
Serres Heerschau und veranstaltete eine Zählung seines Kriegsvolkes in fol-
) Nach Ferd. Baßler.
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Extrahierte Personennamen: Leonidas Darius
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europa Europa Europa Thrazien
Autor: Woltmann, Johann Gottfried, Becker, Karl Friedrich
Auflagennummer (WdK): 3
Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
557
und da er von den Kardianern, die mit dem
Diopeithes über Grenzgebiete in Streit kamen,
zu Hülfe gerufen ward, benutzte er dies, den
Diopeithes m Athen als einen Friedensstörer
zu verklagen, und rechnete dabei auf die Un-
terstützung der Partei, welche theils aus Furcht
vor dem Aufwand eines Krieges, theils aus
Hoffnung, den Philippos bald als Netter des
griechischen Asiens zu sehen *), mit größerem
Eifer an der Erhaltung des Friedens arbeitete.
Diese traten auch um so mehr mit dem Könige
gemeinschaftlich als Klager auf gegen den Dio-
peithes, da dieser, nach der nothwendigen Sitte
jener Zeit, auch einige griechische Städte am
Hellcöpont, um seine von Athen nicht unter-
stützten Truppen gehörig zu unterhalten, in Kon-
tribution gesetzt hatte. Aber Demosthenes wi-
dersetzte sich diesen Anklagen mit dem größten
Eifer ; er zeigte, daß man die Macht im Cher,
sonnee eher verstärken als schwachen muffe, um
gerüstet dem Könige tu der Nähe zu seyn, des-
sen größte Stärke eben darin bestehe, daß er
*) Dal,in gehörte auch Jsokrateö, der nur immer die
Befreiung der asiatischen Griechen und die Zerstörung
Persiens »m Auge hatte. Auf ihn geht auch wohl,
was Demosthenes sagt: „es giebt Leute, denen das
Schicksal der asiatischen Hellenen sehr am Herzen liegt,
und die eifriger für die Fremden als für ihr Vater-
land sorgen." .
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