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1. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 232

1902 - Karlsruhe : Lang
— 232 — Kultur und ihre Anlagen die Ausgangspunkte für Bildung und Gesittung. Die Mönche pflegten die Wissenschaft und waren die Lehrer des Volkes; sie befleißigten sich der Malerei und Bildhauerei und entwarfen die Pläne für Kirchen und Kapellen. Aus Italien brachten sie die edlen Obstbäume und lehrten das Volk den Gartenbau. Als Ärzte und Seelsorger waren sie in gleicher Weise für das leibliche wie geistige Wohl des Volkes tätig. Das älteste Kloster im Elsaß war das zu Maursmünster, welches von dem Hl. Leobard um das Jahr 590 gegründet wurde. Leo bar d war ein Schüler des Hl. Colnmban, der zu den bedeutendsten Bekehrern Deutschlands zählt. Bald nachher wurde dasjhoster zu Münster im Gregoriental gegründet. Die Dendlinge des Hl. Gregor kamen zu Ansang des siebenten Jahrhunderts in diese Wildnis und bauten nach schweren Kämpfen mit Bären und Auerochsen ihre ersten Zellen in einsamem Tale. Bald entstand um das Kloster und seine Kirche (Münster) eine etndt, die sich allmählich zur Herrin von neun Orten im Tale machte. Später befreite sie sich von der Herrschast des Klosters und wurde eine freie kaiserliche Stadt. Das reichste und mächtigste Kloster wurde das zu Murbach, das der Hl Pirminins erbaute. Ihm erlaubte Graf Eberhard von Egisheim, auf feinen Besitzungen ein Kloster zu gründen. Dieser Graf wurde später blind und vermachte, da er kinderlos war, alle seine Besitzungen dem Kloster. Im Verlaufe der Zeit wuchsen sie immer mehr an; sogar die Stadt Luzern in der Schweiz gehörte eine Zeitlang dem Kloster. Als die Ungarn im Jahre 923 das Elsaß verwüsteten, ergriffen die meisten Mönche beim Herannahen dieser Feinde die Flucht. Doch sieben blieben standhaft in dem Kloster. Als sie die Schätze der Abtei nicht verrieten, stetsten die Ungarn dtp Gebäude in Brand und schleppten die sieben Mönche mit sich fort. Hoch oben, nahe bei der Spitze des Belchens, ermordeten sie dieselben. Noch heute heißt der Ort das Mordseld. In späterer Zeit zählte der Abt von Murbach zu den Fürsten des Reiches. Kloster und Stadt Masmünster verdanken ihre Entstehung und Namen dem Grafen Mafo. Auf dem Ringelstein hatte Maso sich ein schloß erbauen lassen, in dem er zeitweise zu seiner Erholung wohnte. Nun geschah es eines Tages, daß sein einziger Sohn beim Baden ertrank. In diesem Unglück suchten die tiefgebeugten Eltern Trost in der Religion und erbauten im Dollertale ein Kloster. Diesem schenkten sie auch zugleich alle ihre Güter in der Gegend. In Metz wird als ältestes Kloster die Abtei des Hl. Johannes angegeben, die später den Namen St. Arnulf erhielt. Als

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 415

1906 - München : Oldenbourg
76. König Ludwigs I. Jugendzeit und Lehrjahre. 415 In jenen liederreichen Gauen umschlingt, wie Eichendorff singt, der Frühling Haus und Hof und Wald und alles Gewöhnliche; die Märchen der Vorzeit werden in der Brust lebendig, ein Hauch der Romantik weht überall. Aber auch an ernster Mahnung fehlt es nicht. In diesen gesegneten Tälern wütete ein räuberischer Feind, die Heidelberger Schloßruine erinnert eindringlich genug an Melae und seine Horden. Solche Tage der Trauer kehrten für die Pfalz gerade damals zurück. Der Krieg gegen Deutschland fand im April 1792 in der Pariser Nationalversammlung berauschte Zustimmung und bald ergossen sich die streitenden Heere über Pfalzbayern, das aus lauge Zeit Schauplatz des Krieges blieb. Da eine Beschießung der Stadt Mannheim in drohender Aussicht stand, mußte die herzogliche Familie abermals nach Darmstadt flüchten. Der Kriegstumult brachte die düstersten Bilder vor die Augen des Knaben. In den Straßen drängten sich die Flüchtlinge, in ihrem Geleit zogen Unruhen, Schrecken, Verwirrung ein, hinter ihnen loderten alle Greuel eines furchtbaren Krieges auf. Des Prinzen königlicher Pate starb auf der Guillotine. „In welcher Zeit," rief damals Johannes Müller aus, „zu welchen Aussichten hat Gott uns bestimmt! Rasende, wie einst im Tschilminar der trunkene Sohn Philipps, laufen mit Fackeln in der Hand in dem alten Gebäude der Staatsverfassungen umher; da brennt ein Turm auf, dort bricht eine Zinne herab, bald sinkt alles in den Staub!" Die Wehrkraft des Deutschen Reiches zeigte sich von der kläglichsten Seite. Das gegenseitige Mißtrauen der beiden deutschen Großmächte lähmte alle Unternehmungen, die Regierungen der kleineren Staaten waren ohne Kraft und Energie. Feindlicherseils zeigte die Jakobinerphrase Custiues: „Krieg den Palästen, Friede den Hütten!" bald ihren wahren Wert: die Neufranken pflanzten in der Pfalz ihre Freiheitsbäume nur zwischen Ruinen. Schon im Jahre 1796 verlor der fürstliche Knabe seine Mutter. Vou ihr war noch zur Leitung des Unterrichts ein einfacher Landpfarrer berufen worden, Joseph Anton Sambnga, dessen Lehre und Beispiel von dauerndem Einfluß auf den Zögling war. Sambnga hielt sich über seine Unterrichtsstunden und die dabei geführten Gespräche ein Tagebnch, das nach seinem Tode dnrch Sailer veröffentlicht wurde. Diese Aufzeichnungen beweisen, daß der Lehrer nicht bloß als frommer sondern auch als denkender Mann das Bildungswerk förderte. Er bezeichnet selbst als Hanptprinzip seiner Methode, es sollte im Schüler bei allem das Selbstdenken gefordert werden, und diese Anregung in frühester Jugend ging nicht verloren. Das Streben sich selbst von allem Erforderlichen zu überzeugen tritt bei den Regierungshandlungen des nachmaligen Königs überall hervor. Es kann dem Kunstmäzen Ludwig als Hauptverdienst zugerechnet werden, daß bei allen seinen großartigen Plänen zur Förderung der Kunst ein methodischer Zusammenhang zu erkennen ist, der nicht selten bis in die Studien

3. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 70

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
70 Gerechtigkeit. In den einzelnen Gauen mußten alte erfahrene Männer Gericht halten. Von Zeit zu Zeit pflegte Karl Sendgrasen in die Provinzen zu schicken, welche nachsahen, ob seine Befehle überall befolqt wurden. ° 11; Karl war in seinem Leben höchst einfach und mäßig. In seinem gewöhnlichen Anzuge glich er dem geringsten seiner Unterthanen. Sein Kleid webten seine eigenen Töchter. Kleiderpracht war ihm verhaßt. Als einst seine Hofleute aufiengen, sich in Seide zu kleiden, veranstaltete er im schlimmsten Wetter rasch eine Jagd, auf der die schönen Kleider ganz verdorben wurden. Bei den einfachen Mahlzeiten wurden Geschichten der alten Helden und Könige vorgelesen; auch liebte er es, wenn dabei Saitenspiel und Gesang ertönte. Da er in der Jugend nur einen dürftigen Unterricht erhalten _ hatte, suchte er noch im späten Mer das Versäumte nachzuholen. Er führte fast immer eine Schreibtafel bei sich, schob sie nachts sogar unter sein Kopfkissen, um bei jeder müßigen Stunde Buchstaben nachzumachen. Aber die zu spät angefangene Uebung wollte nicht recht mehr gelingen. 12. Bis in fein Alter hatte er einen kräftigen, gesunden Körper. Erft in den letzten vier Jahren seines Lebens überkam ihn öfters Siechthum; dazu gesellte sich Gram und Trauer. Die liebsten Freunde seines Herzens waren ihm gestorben, und seine zwei tapferen Sohne Pipin und Karl hotte er bald nach einander ins Grab gelegt. Als er fühlte, daß sein Ende nahe war, ließ er seinen Sohn Ludwig nach Aachen kommen, um ihn als seinen Nachfolger einzusetzen. An einem Sonntage führte er ihn in die Marienkirche, hielt ihm in Gegenwart einer großen Volksmenge die Pflichten eines guten Herrschers vor, und ermahnte ihn insbesondere, Gott zu fürchten, feine Schwestern und übrigen Verwandten zu lieben, die Armen zu unterstützen und seinem Volke mit gutem Beispiele voranzuleuchten. „Willst du, mein Sohn," fragte er dann, „alle diese Pflichten treu und gewissenhaft erfüllen?" „Ja, mit Gottes Hülfe/' antwortete Ludwig. „Wohlan denn," fuhr Karl fort, „nimm die Krone, fetze sie dir selbst aufs Haupt, und stets möge sie dich an dein Versprechen erinnern!" Nun stellte der Vater der Versammlung den gekrönten Sohn als künftigen Kaiser vor. — Karl starb am 28. Jan. 814 zu Aachen und ward daselbst unter lautem Wehklagen des Volks in der Gruft der Marienkirche begraben. Er wurde auf einen goldenen Sessel gesetzt, mit einem Schwerte umgürtet und sein Haupt mit einer goldenen Krone geschmückt; auf den Knien trug er ein Bibelbuch, und um die Hüften hteng ihm eine goldene Pilgertasche. 36. Heinrich I. (919—936). 1. Nach dem Aus sterben der Karolinger, b. i. der Nachfolger Karls) würde Konrab, ein Herzog der Franken, zum Könige gewählt; aber er starb schon nach sieben Jahren. Auf seinem Sterbebette empfahl

4. Elsässische Geschichtsbilder - S. 68

1884 - Straßburg : Bull
logius Schneider war im Elsasse der öffentliche Ankläger. Von Straßburg aus machte er sogenannte Gerichtsgänge durch das Land, um es von den verdächtigen Personen zu reinigen. Überall hin begleitete ihn die Guillotine. Und doch verfuhr er in den Augen der Jakobiner noch zu mild. Es bildete sich eine Partei, die seinen Sturz beschloß. Unter seinen Gegnern war fje< sonders der Maire von Straßbnrg, ein eingewanderter Franzose, Namens Monet. Schneider befand sich in Barr, als er den Befehl zur schleunigen Rückkehr nach Straßburg erhielt. Er fuhr mit 6 Pferden in die Stadt ein. Dies wurde sofort als die gröbste Verletzung der Gleichheit aller Bürger ausgeschrieen und Schneider noch in derselben Nacht verhaftet. Am nächsten Tage wurde er 4 Stunden lang am Schandpfahl den höhnischen Bücken und Worten der Menge ausgestellt. Daun wurde er nach Paris geschafft und dort guillotiniert. Nach dem Sturze Schneiders schaltete der Maire Monet mit zügelloser Willkür. Man dachte daran, sämtliche Landbewohner des Elsasses in das Innere Frankreichs zu versetzen, um sie endlich einmal von ihrer „germanischen Barbarei" abzubringen. Monet erklärte unumwunden, sämtliche Deutsche müßten vernichtet werden. Man hatte den festen Plan, 6000 deutsche Gefangene im Rhein zu ersäufen, nur die Dazwi-scheukunst des Kommandanten verhinderte die Ausführung. Dieses zähe Festhalten der Elsässer an den Sitten und Anschauungen des Volkes, zu dem sie durch Jahrhunderte gehört haben, erregte bei den Franzosen den höchsten Groll. Auf alle mögliche Weise suchte mau sie zu bekehren, aber erst die Zeit Napoleons hat darin große Fortschritte gemacht und die deutschen Grundlagen des Elsasses aufs tiefste erschüttert. Schluß. Nirgends wurde dienapoleonischeherrschaftmit größerer Freude begrüßt, als im Elsasse. Mit ungeheurem Jubel wurde Napoleon bei seiner ersten Anwesenheit in Straßburg empfangen. Er gewann durch seinen Kriegsruhm die Herzen der Elsässer vollständig für Frankreich, so daß die deutschen Truppen, welche in den Freiheitskriegen das Elsaß besetzten, bei den Bewohnern durchaus keine Anhänglichkeit sür Deutschland mehr vorfanden. Beim erste n Pariser Frieden (1814) dachten preußische Staatsmänner

5. Elsässische Geschichtsbilder - S. 12

1884 - Straßburg : Bull
— 12 — es in Jcorbgau und Sundgau (Subgau) b. i. Nieber- und Oberelsaß eingeteilt. Dem entsprechenb gehörte der nörbliche Teil zu dem Bistum Straßburg, der südliche bagegen staub unter Basel. Es kamen viele fränkische Ansiebler nach dem Elsasse und namentlich hat das Fränkische festen Fuß gefaßt im nördlichen Teil bis zum Hagenaner Forst. — Elsaß war ein Lieblingsland der fränkischen Könige. Sie besaßen hier so viele Burgen und Schlösser, wie in keiner andern Provinz, so Marlenheim, Schlett-stabt, Colmar, Isenburg bei Rufach, Erstein. Der bekannteste der Könige ist Dagobert, von welchem Namen es brei gab; das Volk aber weiß nur von einem. Er hielt sich sehr viel auf der Isenburg auf und soll das Kloster Weißenburg gestiftet haben, dem er eine Krone aus üergolbetem Silber im Durchmeffer von 7 V, m schenkte. Davon hat die Stadt zum Unterschiebe von anberen gleichen Namens die Benennung „Kron-Weißenburg" erhalten. Im 7. Jahrhundert würde über ganz Elsaß ein selbstänbiger Herzog gesetzt; aber trotzbem blieb das Laub in innigem Zusammenhange mitber großen Monarchie. Durch ein ganzes Jahrhnnbert regierten Herzog Eticho und seine Söhne, Abelbert und Luitfrid. Eticho hatte seine Residenz tu Oberehnheim und ist der Ahnherr vieler berühmter Geschlechter. Er baute auch das feste Schloß Hohenburg, das spätere Kloster der hl. Ottilie. Diese war eine Tochter Etichos. Die Legenbe erzählt, daß sie blinb geboren und beshalb von dem grausamen Vater verstoßen würde. Aber die Mutter, die fromme Berswinba, fanbte das Mägdelein mit seiner Amme in das burgunbische Kloster Palma, besten Äbtissin ihre Freunbin war. Durch die Taufe würde die Hl. Ottilie fehenb; sie wuchs zu einer sehr schönen Jungfrau heran und bestimmte sich dem klösterlichen Leben. Doch wünschte sie sich mit dem auszusöhnen, dem sie ihr Leben verbankte. Sie schickte an ihren ©ruber durch einen Pilger in einem Seidenknäuel einen Brief und bat ihn, ihr ©nabe bei dem Vater zu erwirken. Doch der rauhe Sinn des Herzogs war nicht zu beugen; iubes hoffte der junge Prinz, der Anblick der Tochter werde den Vater milder stimmen. Er sandte deshalb der Schwester einen prächtigen Wagen, um sie ins elterliche Haus abzuholen. Schon fuhr sie den Schloßberg hinauf, als der Herzog fragte, wer da komme. „Es ist eure Tochter," sagte der junge Fürst, „ich habe sie herbeiholen lasten." Von Wut

6. Elsässische Geschichtsbilder - S. 13

1884 - Straßburg : Bull
— 13 — entbrannt, versetzte der Herzog dem Sohne einen tödlichen Streich. Bald jedoch erfüllte ihn diese That mit Reue, so daß er seine Tochter zu Gnaden aufnahm. Eticho ging in sich und schenkte Ottilien, die er anfangs hatte zwingen wollen, einen deutschen Fürstensohn zu heiraten, sein Schloß Hoheuburg. Sie gründete hier ein Kloster und war dessen erste Äbtissin. Der Herzog wurde noch vor seinem Ende vou einer schmerzlichen Krankheit heimgesucht, in welcher ihm seine Tochter stets zur Seite blieb, um ihn zu pflegen. Als der Vater starb, betete Ottilie so lange, bis seine Seele, wie die Legende erzählt, aus dem Fegfeuer befreit war Die Heilige gab sich ganz der Pflege der Kranken und Armen hin. Da für die Gebrechlichen der Berg zu schwer zu ersteigen war, stiftete sie an seinem Fuße das Hospital Niedermünster, wohiu sie und ihre Nonnen täglich hinabstiegen. Sie starb verklärt in Den Annen ihrer trauernden Schwestern. Ihr Sarg und ihre Gebeiue siud auf dem Ottilienberge aufbewahrt und Tausende von Pilgern wallen von nah und fern dahin zur Verehrung der Heiligen. Elsaß unter bett Karolingern. (752—911.) Auf Eticho folgten noch zwei selbständige Herzöge von Elsaß; dann hob Karl der Große das Herzogtum auf. Die Nachkomme« Etichos erhielten den Grafentitel. Pipin der Kleine, der Vater Karls und Ahnherr der Karolinger, weilte gern im Elsasse, das ein treffliches Jagdrevier war. Sein Name war iu jedermanns Munde und seine Weisheit sprichwörtlich. „Du kauust das Ding nicht zuwege bringen," riefen sich die Zankenden zu, „wenn Du gleich so weise wärst, wie König Pipin." Auf Pipin folgte sein edler Sohn, Karl der Große (768—814). Er war ein ausgezeichneter Kriegsheld und weiser Regent seines Volkes. Wie gegen die heidnischen Sachsen, deren Unterwerfung und Bekehrung er in einem 31jährigen blutigen Kriege (772—803) erzwang, so kämpfte er siegreich auch gegen manche andere Völker. Papst Leo Iii. salbte ihn am Weihnachtsfeste des Jahres 800 in der Peterskirche zu Rom zum römischen Kaiser. Karl der Große hat segensreich für die Ausbreitung des Christentums, wie für die Bildung seiner Unterthanen gesorgt. Er stiftete Bistümer, erbaute Kirchen und Klöster, berief gelehrte Männer ins Land und grün-

7. Geschichte des Mittelalters - S. 87

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 16. Die Frauen. 87 nach Rouen bringen, während ihr fünfjähriger Sohn Childebert nach Metz entkam. Brunhilde war eine schöne, geistreiche und noch junge Frau. Merowig, Chilperichs Sohn, der entschiedene Gegner seiner Stiefmutter Fredegunde, knüpfte eine Unterredung mit ihr an: Liebe und Rache schlossen einen Bund zwischen ihnen, welchen der Bischof von Rouen einsegnete, und es drohte für Fredegunde große Gefahr. Sobald Chilperich die Verlobung vernahm, eilte er nach Rouen und erkannte zwar die eingegangene Ehe an, löste sie aber dem ungeachtet bald wieder auf. Brunhilde wurde wie eine Gefangene behandelt und erst später nach Metz entlassen. Merowig aber, von Fredegunde beschuldigt, dem König Chilperich nach dem Leben zu streben, wurde zum Priester geschoren und in ein Kloster gebracht, aus dem er zwar zu Brunhilden entwich, zuletzt aber den Mördern, welche Fredegunde gedungen hatte, in die Hände fiel. Auch Merowrgs Bruder Chlodwig, dessen Mutter Audovera und selbst Chilperich sollen durch Fredegunde ums Leben gekommen sein. Fredegunde hatte sich nach Chilperichs Ermordung in eine Kirche zu Paris geflüchtet1, und das Reich wäre für ihr Söhnchen verloren gewesen, hätte nicht ihr Schwager Guntrum des Verlassenen sich angenommen. Auch ihrem Wohlthäter trachtete sie seitdem nach dem Leben. Ihrer Stieftochter warf sie den schweren Deckel eines Kastens aus das Haupt, daß sie verschieden wäre, wenn man nicht schleunige Hilfe geholt hätte. Fredegunde starb 597 eines natürlichen Todes. Sie fand ein glücklicheres Ende als Brunhilde, obwohl sie es noch weniger verdient hatte als diese. Lothar, der Sohn Fredegundes, bekam durch feinen Stallmeister Arbo die herrschsüchtige Brunhilde in seine Hände. Man stellte sie vor Gericht und überhäufte sie mit Vorwürfen und Anklagen. Endlich setzte man die Schuldige aus ein Kamel, führte sie zum Hohn und Spott der Menge durch das Lager der Franken und band sie an den Schweif eines wilden Pferdes, welches sie zu Tode schleifte. Der verstümmelte Körper wurde verbrannt und die Asche im Kloster Autun beigesetzt. 5. Von diesen unerfreulichen Gestalten wenden wir uns zu den Frauen und Töchtern Karls des Großem Bertha, Pippins Gemahlin und Mutter Karls des Großen, war eine verständige tüchtige Frau, welche ihren Sohn zur Tugend und Rechtschaffenheit anleitete und von diesem zu jeder Zeit hochgeehrt wurde. Auf ihren Rat vermählte sich Karl (771) mit Sib ylla, der Tochter des Langobardenkönigs Desiderius; allein nach Verlaus eines Jahres

8. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 31

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 31 — Ingelheim am Rhein. Dort hatte er sich prachtvolle Schlösser (Pfalzen) erbaut. Aachen schätzte er wegen der warmen Väder, die schon den alten Römern bekannt waren. Während seiner letzten Lebensjahre wohnte er beständig dort. 6. Karls Ende. Die letzten Jahre des großen Kaisers waren durch schmerzliche Verluste getrübt. Zwei treffliche Söhne starben ihm, nur sein jüngster Sohn Ludwig blieb übrig. Als nun der Kaiser fühlte, wie seine Kräfte abnahmen und sein Ende herannahte, versammelte er in Aachen die Großen seines Reiches und stellte ihnen seinen Sohn als Nachfolger in der Kaiserwürde vor. Dann begab er sich im vollen Kaiserschmucke, die Krone auf dem Haupte, mit Ludwig und der ganzen Versammlung in die Kirche und kniete in stillem, andächtigem Gebete vor dem Altare, auf dem eine goldene Krone lag. Dann ermahnte er seinen Sohn mit lauter Stimme vor allem Volke, Gott zu fürchten und zu lieben, für die Kirche zu sorgen, sich gegen seine Schwestern allezeit gütig zu erweisen, sein Volk zu lieben wie seine Kinder, die Armen zu unterstützen, getreue und gottesfürchtige Beamte anzustellen, sich selbst aber vor Gott und Menschen jederzeit vorwurfsfrei zu halten. „Willst du das alles erfüllen, mein Sohn?" fragte zuletzt der Greis. Ludwig versprach es mit Tränen. „Wohlan denn, so setze dir selbst die Krone auf, und stets möge sie dich an dein Versprechen erinnern." Ludwig tat es unter lautem Weinen des Volkes. Nicht lange darnach ward Karl krank und starb (814). „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist," waren seine letzten Worte. Im Dome zu Aachen wurde er bestattet. Man setzte den Leichnam auf einen goldnen Stuhl, hing ihm ein goldnes Kreuz und eine Pilgertasche um, schmückte sein Haupt mit der Krone, gab ihm einen Kelch in die Hand und legte ein goldnes Evangelienbuch auf seine Kniee. 72 Jahre war der Kaiser alt, als er starb; 46 Jahre hatte er regiert. ^5. Deutschland unter den Karolingern, 1. Teilung des fränkischen Reiches. Unter Karls Nachkommen, die nach ihm die Karolinger heißen, wurde das große fränkische Reich bald in mehrere Teile zersplittert. Deutschland und Frankreich trennten sich für immer voneinander (843) und bildeten eigene Staaten. In Deutschland herrschten die Karolinger nach Karls Tode noch beinahe hundert Jahre (843—911). Aber den meisten Königen gebrach es an der nötigen Herrschers rast; immer mehr sank ihr Ansehen. An der Spitze der einzelnen Völkerschaften (der Sachsen,

9. Geschichte des Mittelalters - S. 76

1887 - Leipzig : Teubner
76 Ludwig das Kind 899—911. auf ihren leichten Schiffen, den schwarzen Meeresrossen, an die westlichen Küsten und drangen auf den schiffbaren Flüssen grausam mordend, verheerend und plündernd tief in die Binnenländer ein, wo sie manche blühende Stadt zerstörten (Hamburg, Köln, Bonn, Trier). Ludwig der Deutsche widerstand ihnen noäf mit Uhiicf, so daß sie es vorzogen, ihre Raubzüge mehr gegen Frankreich zu richten, 'i Später (891) wurden die Normannen von König Arnulph, einem tapferen Kriegsmanne, an der Dyle bei Löwen so gewaltig aufs Haupt geschlagen, daß sie wenigstens keine größeren Angriffe mehr in Deutschland versuchten. Arnnlph besiegte auch den mährischen Fürsten Zwentibold, der sich ein mächtiges Reich vom Böhmerwalde bis zu den Karpathen gegründet hatte. Tie Mähren wurden mit Hilfe der Ungarn so geschwächt, daß ihr Reich bald ganz zerfiel; aber dadurch wurden die Ungarn die schlimmen Nachbarn von Deutschland. Die Ungarn oder Magyaren, ein den Hunnen ähnliches wildes Reiter- und Nomadenvolk, hatten, aus Asien kommend, in der weiten Ebene zwischen der Donau und den Karpathen, den alten Sitzen der Hunnen und der Avaren, sich niedergelassen und machten von da ihre verheerenden Raubzüge nach Deutschland, nach Frankreich und Oberitalien, eilte Plage und ein Schreck für ganz Mittel-v europa. Deutschland wurde häufig von ihnen heimgesucht, Jfseit Arnnlphs Sohn, ein sechsjähriges Kind, zum Throne gelangt war (899). Sie waren ein furchtbares Kriegervolk, dem selten ein Gegner standhielt. Wenn sie auf ihren schnellen Rossen ins Land einfielen, dann flüchtete alles vor Schreck hinter die Mauern und Wälle der Burgen oder in das Dickicht der Wälder. Glücklich, wer nur das nackte Leben rettete. Blutdürstig und schonungslos, gefürchtet und verabscheut von dem deutschen Volke, mordeten sie fanatisch den schwachen Greis und das zarte Kind; wie Vieh koppelten sie die gefangenen Frauen und Mädchen zusammen und schleppten sie unter Mißhandlungen mit sich fort. Stellte ein Heer sich ihnen zum Kampfe,

10. Erzählungen aus der Deutschen Geschichte - S. 9

1874 - Hadersleben : Westphalen
Im Jahre 800 zog Karl nach Stalten, um den Papst gegen die Longo-barben zu schützen. Am ersten Weihnachtstage krönte ihn dieser z um Kaiser. Wie gegen die Sachsen, so führte Karl Krieg gegen die Wenben in Brandenburg, gegen die Avaren in Ungarn, gegen die Mauren (Muhamebaner) in Spanien und gegen die Dänen. (Seit dieser Zeit gehört Holstein zu Deutsch-laub.) Sein großes Reich umfaßte Deutschland, Frankreich, die Schweiz, die Niederlande, halb Italien und Theile von Ungarn und Spanien. Die begabtesten Söhne des Königs waren gestorben; Ludwig sollte des Vaters Nachfolger werben. Mit großem Ernst ermahnte er btefen, die Pflichten seines künftigen Berufes treu und gewissenhaft zu erfüllen. Bald barauf warf ein heftiges Fieber den Kaiser und König auf das Krankenlager. Am 28. Januar 814 starb er, und der Leichnam warb unter dem Wehklagen des Volkes in der Marienkirche zu Aachen beigesetzt. Im Jahre 1000 öffnete Kaiser Otto Iii. die Gruft. Man fanb den Tobten noch wohl erhalten, in prächtigem Gewanbe, das Scepter in den Hauben, die Pilgertafche um die Hüften und mit einem Evangelienbuche auf den Knieen, fitz eit b auf einem Marmorstuhl. Friedrich Barbarossa ließ das Grab zum zweiten Male offnen und die Gebeine des Tobten in einem kostbaren Sarge Beifetzen. Der Marmorstuhl biente mehrere Jahrhunberte hinburch bei Krönungsfesten den neucnvahlten Kaisern zum Sitz. Karls Sohn, Ludwig der Fromme, hatte einen heftigen Kampf mit feinen Kinbern zu bestehen. Als er dem jungen Stiefbruber feiner älteren Söhne auch einen Theil des Reiches überlassen wollte, zogen Letztere gegen ihren Vater in den Krieg, nahmen ihn int Elsaß gefangen und zwangen ihn, auf einem Sacke knieenb Buße zu thun. Vor Gram starb der unglückliche Mattn 840 ; in Metz liegt er begraben. Nach des Vaters Tode dauerte der Kampf um die Herrschaft zwischen den Brüdern fort. Nachdem in der fürchterlichen Schlacht bei Fontenay die Blüthe der Franken gefallen war, kam 843 in Verbun ein Vertrag zu Staube. Lothar empfing Italien und einen Lanbst.rich an der Rhone und am Rhein (Lotharingen — Lothringen); Ludwig erhielt Deutschland, und der junge Karl ward, da Pipin gestorben war, König von Frankreich. Der letzte Karolinger, der in Deutschland regierte, war Ludwig das Kind. Er starb 911, und Konrad von Franken bestieg den Thron. 7. Anscharius. Ansgar oder Anscharius, der Apostel des Nordens, wurde am 8. September 801 im nördlichen Frankreich geboren und in einem Kloster in der Nähe von Amiens erzogen. Der Abt des Klosters war ein Neffe Karls d. Gr., und so geschah es, daß dieser bisweilen zum Besuch kam. Mit Begeisterung schaute der Knabe zu dem Auge des berühmten Kaisers empor und lauschte dem freundlichen Worte beffelben, wie dem Worte eines Vaters. Tiefe Trauer zog in das Herz des jungen Anscharius, als er vernahm, daß Karl der Große gestorben sei. Er floh die heiteren Spiele feiner Kameraden und bachte oft au den eigenen Tod. Bisweilen träumte ihm, er stehe am Throne Gottes im
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