234
Luzern. Infolge der Julirevolution wurde die bis dahin bestehende Regierung der Patrizier mit der drckenden Oberherrschaft der Städte der das Landvolk ge-strzt. Mit dem steigenden Einflu der Jesuiten in mehreren Kantonen wuchs dann der Parteistreit, bis sich aus den katholischen Kantonen Luzern, Schwyz, Uri, Unterwalden, Zug, Freiburg und Wallis der sogenannte Sonderbund bildete (1846). Da kam es zum Kriege. Unter General Dusour schritt ein Heer von 50000 Mann gegen den Sonderbund ein und zwang ihn zur Unter-wersung. Darauf gab sich die Schweiz eine neue Gesamtverfassung 1848, durch welche (zur Beseitigung des Kantnligeistes") der Staatenbund in einen enger geeinigten B u n d e s st a a t verwandelt wurde. Ein Bundesrat von 7 Mit-gliedern fhrt die Regierung; die Gesetzgebung und die Wahl der obersten Bundes-behrden wird ausgebt durch die Bundesversammlung, die aus dem Nationalrat (ein Mitglied auf 20000 Seelen) und dem Stnderat (2 Mitglieder aus jedem Kanton) besteht; Bundesstadt ist Bern.
157.
ie Februarrevolution in Frankreich.
1. König Ludwig Philipp 18301848. Der durch die Juli-revolutiou auf den franzsischen Thron erhobene König Ludwig Phi-tipp (der Brgerknig") hatte es trotz seiner groen Klugheit doch nicht verstanden, seiner Regierung in der Liebe und Anhnglichkeit des Volkes eine seste Sttze zu verschaffen. Man warf ihm vor, da er mehr seinen und seines Hauses Vorteil, als Frankreichs Gre im Auge habe. Obgleich er bei seiner Thronbesteigung verheien hatte, da das Grund-gefetz des Staates (die Charte) unter seiner Regierung eine Wahrheit" sein werde, beschuldigte man seine Minister, da die Verfassung von ihnen nur scheinbar beobachtet werde, und forderte immer dringender grere Freiheiten, insbesondere Erweiterung des Rechts fr die Wah-lert der Volksvertreter. Zwischen den einzelnen Stnden des Volkes war eine starke Spannung eingetreten; der reichere Brgerstand schien vom Hose auf Kosten anderer Stnde begnstigt; die Unzufriedenheit der besitzlosen Arbeiterklasse wurde durch Einwirkung von Volksauf-wieglern bis zum tdlichen Hasse gegen die Reichen und bis zur Drohung, die bestehende Ordnung umzustrzen, gesteigert. Da der König, sowie sein Minister G u i z o t, sich abgeneigt zeigten, die Berechtigung fr die Volksvertreterwahl kaum eine halbe Million Staatsbrger besa das Wahlrecht zu erweitern, stieg die Grung im Volke so gewaltig, da (bei Gelegenheit eines von der Regierung verbotenen Reformbanketts) am 22. Februar 1848 ein Aufstand zu Paris ausbrach, der an den bei-den folgenden Tagen zum blutigen Barrikadenkampfe wurde und eine neue Staatsumwlzung, die sogenannte Februarrevolution, zur Folge
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Philipp Ludwig_Phi-tipp Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Luzern Schwyz Unterwalden Freiburg Frankreich Frankreichs
40
lich in Oester le ich und im nördlichen Böhmen. Der Handel mit den reichen
Ueberschüssen der Landwirthschaft (Getreide, ungar. Wein, ital. Seide, Ungar,
und Alpen-Rinder, Schafe, Pferde) und dem Ertrage des Bergbaus (edle und
unedle Metalle aus den Karpathen und Alpen, Quecksilber aus Jdria, Salz aus
Galizien) und der Industrie (österr. Tücher, Baumwollen-, Stahl- und Eiscn-
waaren, böhmisches Glas, italiänische Seidcnwaaren rc.) gewahrt große und ver-
spricht noch größere Bortheile, wenn die ihm entgegenstehenden Schwierigkeiten
der Kommunikationen und der „Mauthen" weggeräumt sein werden. In er-
sterer Beziehung ist bereits viel geschehen. —
47. St a atsv erfassu ng u n d Einrichtung. In Istrien, Dalmatien
und der Atilitair-Grenze ist die Verfassung rein monarchisch; in den deutschen,
polnischen und italischen Erblanden haben die Stände das Recht der Steuer-
vertheilung und Berathung über Provinzial-Angelegenheiten; in Ungarn
und Siebenbürgen theilen sie das Recht der Gesetzgebung mit der Krone, und
bestimmen die Größe der öffentl. Lasten. — In Betreff der Verwaltung herrschen
in allen diesen Landen verschiedene Grundsätze und verschiedene Formen; die
Staats-Maschinerie ist überhaupt sehr zusammengesetzt. — Auch in der Kriegö-
und Heerverfassung gelten sehr verschiedenartige Normen. In Ungarn und
Siebenbürgen stellen die Stände auf den Antrag des Monarchen den Ersatz;
in Tirol ist die Verpflichtung zum Kriegsdienst allgemein, die zum stehenden
Heere aber sehr beschränkt; in den Militairgrcnz-Prov., wahren Soldaten-Kolo-
nien, sind alle Waffenfähige zunächst zur Bewachung der Grenze, und nöthigen-
falls zum beständigen Kriegsdienst verpflichtet; — in allen übrigen Provinzen
gcschiht die Rckrutirnng mittelst der Conscription, sofern die freiwillige
Werbung nicht ansreicht. Oesterreich ist vielleicht — in Hinsicht des Mate-
rials — die bedeutendste Land m a ch t der Erde, doch bleibt eine größere Aus-
bildung des Landwehr-Systems und eine Umwandlung der ungarischen „Insur-
rection" zu wünschen. Die iseemacht im Aufblühen, allein bisher nur von
untergeordneter Bedeutung. —
V. Die Schweiz.
A. Topische Verhältnisse.
48. Lage, Begrenzung und natürliche Beschaffenheit
(s. oben!).
49. Flächeninhalt --- 820 fdmln.
50. Bestandtheile, — Lage und Begrenzung dersel-
den, — Wohnplätze. — 22 Staaten (Kantone) von ungleicher,
doch durchgängig geringer Größe; — nämlich 9 größtentheils auf
den Hoch-Alpen: Uri mit Altorf, Schwyz mit Schwyz, Unter-
walden mit Stanz und Sarnen, Glarus mit Glarus, St. Gallen
mit St. Gallen, Appenzell mit Appenzell und Herisau, Graubün-
den mit Chur, Tessin mit Lugano und Bellinzona, Wallis mit Sitten
und St. Maurice; — fünf andere theils auf den Alpen, theils auf dem
vorliegenden ebenen und Jura-Lande: Waadtland mit Lausanne,
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42
berne „Aufklärung," Kultur der auf materiellen Gewinn gerichteten Wissens-
zweige; vorwaltenb realistisches Streben (sowohl in den Volksschulen als in den
höheren Lehranstalten); enge, selbstsüchtige Teubenzeu im erfolgreichen Kampfe
mit der alten Schweizer-Tugend und Herzeusgesundheit; bedrohliche Gährung in
allen gesellschaftlichen u. politischen Beziehungen u. Verhältnissen. —
54. Nahrungszweige. Fast J/4 des Schweizer Bodens ist llnland.
Daher in allen Alpen-Kantonen und den höheren Jura-Gegenden der
Ackerbau aus geringe Strecken beschränkt; aus den Alpen dagegen ein eigenthüm-
liches, auf Rinderzucht und Milchwirthschaft und die Natur des Hochgebirges
gegründetes Hirieulebeu, — Jagd und Fischerei; — Gewerbthätigleit nur in
Glarus, St. Gallen und Appenzell, so wie in den Jura-Thälern. — Dagegen
in der Schweizer Ebene sorgfältiger, sehr gesegneter Ackerbau, der indeß das
Getreidebedürsniß der Schweiz noch nicht zum dritten Theil deckt, — Weinbau
an den nördlichen See- und Flußufern, allgemein sehr blühender Obstbau und
eine große industrielle Thätigkeit in den Kantonen Thur- und Aargau, Zürich,
Basel und Gens. — Sehr gewinnreicher Handels - und Reiseverkehr, begünstigt
durch eine große Zahl trefflicher Land- und Wasserstraßen. —
55. Politische Verhältnisse. — Die 22 Kantone bilden einen Bund
(die Eidgenossenschaft) souverainer Staaten mit vorherrschend demokratischer Ver-
fassung; nur Vienenburg erkennt die Oberhoheit eines Fürsten. Mehrere Kan-
tone (Unterwalden, Appenzell, Basel) zerfallen in sich wiederum in zwei, Grau-
bündeu in drei selbstständige Staaten, welche jedoch bei der „Dagsatzung, "
der ans den Abgeordneten der Kantone zusammengesetzten Behörde für die Lei-
tung der gemeinsamen Angelegenheiten, nur je Eine gemeinschaftliche Stimme
haben. — Die Tagsatzung versammelt sich abwechselnd in einem der drei „Vor-
orte" (Zürich, Bern, Luzern), dessen Abgeordneter daun die Leitung der Ver-
sammlung übernimmt. — Kein gemeinsames Finanzwesen, doch eine gemein-
same Krlegs verfassu ii g (Bundesheer, Landwehr), gegründet aus die allge-
meine Wehrpflichtigkeit jedes waffenfähigen Schweizers.
Vi. Die skandinavischen Königreiche Dänemark,
Schweden und Norwegen.
A. Topische Verhältnisse.
56. Lage, Grenzen, natürl. Beschaffenheit dieser Län-
der (wie oben!). —
57. Bestandtheile und Flächeninhalt:
I. Die dänische Monarchie umfaßt in Europa 2851 lumln.,
und besteht aus
a. b. Königreich Dänemark, dieses aus
den dänischen Inseln — 235 sumln.) w
und Jütland . . . = 426 - J U ¿
b. d. Herzogthum Schleswig . . . 164 -
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32, 5. Die Schweiz, Spanien, England.
325
Krone und Landtag zu keiner Verständigung; der Landtag ging resultatlos auseinander, und die Aufregung und Unzufriedenheit im Volke wurde durch politische Schriften und die Tagespresse gesteigert.
Östreich. In Östreich hatte unter dem gutmütigen Kaiser Franzi. (1792 —1835), wie unter dessen schwachem Sohn Ferdinand I. (1835 — 1848), der einem rheinischen Adelsgeschlecht entstammende Minister Fürst Metternich (geb. 1773) als Staatskanzler 39 Jahre lang die Leitung des Staates in Händen. Nur auf die Erhaltung des Bestehenden bedacht, trat er nicht bloß jedem freiheitlichen Fortschritt als staatsgefährlicher Neuerung entgegen, sondern hemmte auch die Entwicklung des geistigen Lebens überhaupt in dem östreichischen Staate. Am Bundestage in Frankfurt lähmte er die auf die Ausbildung des deutschen Bundesstaates gerichtete Thätigkeit, und selbst auf die deutschen Einzelstaaten suchte er einen entnervenden Druck auszuüben. In den europäischen Angelegenheiten wirkte er den Verfassungsbestrebungen der Völker entgegen, um die unbeschränkte Fürstenmacht in Geltung zu erhalten.
5. Die Schweiz, Spanien, England.
Der Schweiz hatte der Wiener Kongreß die Kantone Genf und Wallis zugeteilt und fortdauernde Neutralität zugesichert. 1815 hatten sich die 22 selbständigen Kantone zu einem Staatenbund lose vereinigt, und die aristokratische Partei führte die Regierung in denselben. Nach der Julirevolution in Frankreich wurde die Aristokratenherrschaft gestürzt, und einzelne Kantone führten demokratische Verfassungen ein. Dabei kam es im Kanton Basel zum Bürgerkrieg und 1832 zur Trennung in die beiden Kantone Baselstadt, mit aristokratischer Vorherrschaft, und Baselland. Als die radikale Regierung des Kantons Aargau 1841 die Klöster aufhob und das Vermögen derselben sür den Staat einzog, entstanden neue Unruhen; der Parteistreit wuchs, als der „ultramontane" Kanton Luzern 1844 die Jesuiten zur Leitung des Unterrichts berief. Ein Versuch von Freischaren, dies zu verhindern, mißlang und führte 1845 zur Vereinigung der sieben „katholischen" Kantone: Luzern, Schwyz, Uri, Unterwalden, Zug, Freiburg und Wallis zu einem Sonderbund. Dieser wurde aber als verfassungswidrig mit einem Heer unter General Düfour 1847 gesprengt und unterworfen, worauf die Jesuiten das Land wieder verlassen mußten. Nun bewirkte die radikale Partei 1848 eine Reform des Bundes, durch welche die Kantone zu einem Bundesstaat mit doppelter Landesvertretung vereinigt wurden.
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S 51. Ausbreitung der Reformation. — Luthers Tod. 87
wie z. B. die Unruhen der Wiedertäufer in Münster (Jan van Leyden, Krechting, Knipperd olling) vermochten dem Fortgange des Werkes nicht erheblich zu schaden. Ja, man sah sogar das merkwürdige Schauspiel, daß ein Erzbischof (Hermann von Köln) in seinem Sprengel die Reformation durchzuführen strebte.
Der Kaiser, zu sehr beschäftigt mit seinen auswärtigen politischen Angelegenheiten, ließ der Reformation, gleich seinem als römischer König in Deutschland zurückgebliebenen Bruder Ferdinand, ziemlich freien Lauf; aber nur um, wenn er die Hände frei haben würde, sich der Zurückdränguug derselben nachdrücklicher zu widmen.
Als er nun Franz I. in dem Frieden zu Crespy zur Ruhe gebracht hatte, wandte er sich der Ordnung der deutscheu Verhältnisse zu.
Eine Einigung der Konfessionen, d. h. Unterdrückung der Protestanten, war ihm darum vor allen Dingen nötig, weil in den evangelischen Fürsten mit dem religiösen zugleich ein politischer Unabhängigkeitssinn ausgewachsen war. Die Protestanten waren nicht abgeneigt, sich einem allgemeinen Konzil zu unterwerfen, wenn dasselbe auf deutscher Erde (diesseits der Alpen) statthabe, wenn sie selbst Sitz und Stimme in demselben erhielten, und wenn endlich die Hl. Schrift bei den Beschlüssen als Richtschnur genommen werde. Als aber das Konzil nach Trient berufen wurde, d. h auf die welsche Seite der Alpen, und als man andere von ihnen gestellte Bedingungen auch nicht erfüllte, da weigerten sich die Protestanten, dasselbe anzuerkennen. Nun beschloß der Kaiser, mit Waffengewalt die widerstrebenden protestantischen Fürsten zu zwingen, ihm zu willen zu sein. So entstand der Schmalkaldische Krieg.
Noch vor dem Ausbruch der Feindseligkeiten wurde Luther durch den Tod abgerufen. Es blieb ihm erspart, den Religionskrieg zu erleben, an dessen Vermeidung er ein gut Teil seiner Lebensarbeit gesetzt hatte. Am 18. Februar 1546 starb er zu Eisleben, 1546 wo er sich befand, um einen Erbstreit zwischen den Grafen von Mansfeld zu schlichten. Bis an seinen Tod war er der Mittelpunkt der resormatorischen Bewegung geblieben. Während die erste Zeit seines Auftretens mehr dem Niederreißen überlebter Formen gewidmet gewesen, hat er in der Folge dem Aufbau der neuen Bekenntnisgemeinschaft obgelegen. Er suchte vor allem dahin zu wirken, daß in der Form von Landeskirchen sein Werk dem Drange des Katholizismus einerseits, der Gefahr des Sektenwesens andererseits widerstehen könne. In Wort und in Schriften, die
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Extrahierte Personennamen: Jan_van_Leyden Hermann_von_Köln Ferdinand Franz_I. Franz_I.
Extrahierte Ortsnamen: Luthers Deutschland Mansfeld
Ii. Hemmungen und Förderungen der Reformation (1522 — 46).
141
das Land an Ferdinand gegeben. Als Ulrichs tüchtiger Sohn Christoph sein Erbe zurückforderfe (1532), faßte Philipp von Hessen den Plan, das angestammte Fürstenhaus wiedereinzusetzen.
Mit französischer Hilfe besiegte er Ferdinand und zwang ihn zum Verzicht auf Württemberg (1534). Nunmehr führte Ulrich die Reformation durch und trat dem Schmalkaldischen Bunde bei.
y) Überivältigung des religiösen und politischen Radikalismus § 118. in Münster und Lübeck. In den Jahren 1534 und 1535 entstand von neuem die Gefahr einer Schädigung der Reformation durch die radikale Überspannung. Die Betonung der praktischen Nachfolge Christi im Gegensatz zu Luthers Rechtfertigungslehre, der behauptete Besitz besonderer göttlicher Erleuchtung, auch das mittelalterlich-mönchische Ideal der Weltflucht und Weltver-neinung sind die Quellen des Radikalismus im Reformationszeitalter, der weder 1522 noch 1525 völlig ausgerottet war. Als sein äußeres Kennzeichen kam in der Schweiz die Verwerfung der Kindertaufe, die Wiedertaufe, auf. Von den Niederlanden her fanden die täuferischen Bestrebungen Eingang in der Stadt Münster, deren Bürgerschaft unter der Führung des Predigers Bernhard Rottmann trotz dem Bischof die Reformation eingeführt hatte; nun wurde dieser durch Jan Mattys aus Haarlem, Jan Beuckelssen aus Leiden (Johann von Leiden) u. a. für die Wiedertäuferei gewonnen. 1534 stürzten sie das Stadtregiment und begründeten das kommunistische Gottesreich mit Vielweiberei, in dem zuletzt Johann von Leiden König wurde und sein despotisches Regiment durch blutige Taten aufrecht erhielt. Nach hartnäckiger Verteidigung durch die fanatisierte Menge wurde die Stadt 1535 endlich von den Truppen des von ändern Reichsständen unterstützten Bischofs erstürmt; Johann von Leiden, sein Statthalter Bernhard (Bernt) Knipperdollinck und sein Kanzler Krechtinck wurden mit glühenden Zangen zu Tode gezwickt und ihre Leiber in eisernen Käfigen am Turm der Lambertuskirche aufgehängt. Darauf wurde in Münster der Katholizismus wieder eingeführt.
In Lübeck versuchte der Führer der lübischen Demokratie Jürgen Wullenwever, kirchlich wie politisch radikal, den Adel zu stürzen und, in die Thronkämpfe Dänemarks eingreifend,
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Christoph Philipp_von_Hessen Philipp Ferdinand Ulrich Bernhard_Rottmann Jan_Mattys Jan_Beuckelssen Johann Johann_von_Leiden_König Johann Johann Bernhard_(Bernt)_Knipperdollinck
Extrahierte Ortsnamen: Württemberg Schmalkaldischen_Bunde Christi Luthers Haarlem Thronkämpfe_Dänemarks
Ii. Hemmungen und Förderungen der Reformation (1522 — 46).
141
das Land an Ferdinand gegeben. Als Ulrichs tüchtiger Sohn Christoph sein Erbe zurückforderte (1532), faßte Philipp von Hessen den Plan, das angestammte Fürstenhaus wiedereinzusetzen. Mit französischer Hilfe besiegte er Ferdinand und zwang ihn zum Verzieht auf Württemberg (1534). Nunmehr führte Ulrich die Reformation durch und trat dem Schmalkaldischen Bunde bei.
y) Überwältigung des religiösen und politischen Radikalismus in Münster und Lübeck. In den Jahren 1534 und 1535 entstand von neuem die Gefahr einer Schädigung der Reformation durch die radikale Überspannung. Die Betonung der praktischen Nachfolge Christi im Gegensatz zu Luthers Rechtfertigungslehre, der behauptete Besitz besonderer göttlicher Erleuchtung, auch das mittelalterlich - mönchische Ideal der Weltflucht und Weltverneinung sind die Quellen des Radikalismus im Reformationszeitalter, der weder 1522 noch 1525 völlig ausgerottet war. Als sein äußeres Kennzeichen kam in der Schweiz die Verwerfung der Kindertaufe, die Wiedertaufe, auf. Ton den Niederlanden her fanden die täuferischen Bestrebungen Eingang in der Stadt Münster , deren Bürgerschaft unter der Führung des Predigers Bernhard Rottmann trotz dem Bischof die Reformation eingeführt hatte; nun wurde dieser durch Jan Mattys aus Haarlem, Jan Beuckelssen aus Leiden (Johann von Leiden) u. a. für die Wiedertäuferei gewonnen. 1534 stürzten sie das Stadtregiment und begründeten das kommunistische Gottesreich mit Vielweiberei, in dem zuletzt Johann von Leiden König wurde und sein despotisches Regiment durch blutige Taten aufrecht erhielt. Nach hartnäckiger Verteidigung durch die fanatisierte Menge wurde die Stadt 1535 endlich von den Truppen des von andern Reichsständen unterstützten Bischofs erstürmt; Johann von Leiden, sein Statthalter Bernhard (Berat) Knipperdollinck und sein Kanzler Krechtinck wurden mit glühenden Zangen zu Tode gezwickt und ihre Leiber in eisernen Käfigen am Turm der Lambertuskirche aufgehängt. Darauf wurde in Münster der Katholizismus wieder eingeführt.
In Lübeck versuchte der Führer der lübischen Demokratie Jürgen Wullenwever, kirchlich wie politisch radikal, den Adel zu stürzen und, in die Thronkämpfe Dänemarks eingreifend,
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Extrahierte Ortsnamen: Württemberg Schmalkaldischen_Bunde Christi Luthers_Rechtfertigungslehre Haarlem Thronkämpfe_Dänemarks
Bewegungen in Deutschland s. 1830. Sonderbund. 117
Aufstand niedergeschlagen war, als es sich erwies, daß der neue französische König, gestützt auf den gewerbtreibenden Mittelstand, den Frieden im Innern und nach außen zu sichern bestrebt war, da suchten die deutschen Fürsten allmählich wieder alle Gewalt in ihre Hände zu bringen und dem konstitutionellen Leben möglichst enge Grenzen zu ziehen. Übrigens that Preußen im Jahre 1834 durch Gründung des Zollvereins einen wichtigen Schritt zur Förderung der deutschen Einheit, und Friedrich Wilhelm Iv., der im Jahre 1840 seinem Vater Friedrich Wilhelm Iii. auf dem Throne folgte, führte eine größere Zahl von freieren Institutionen ein; namentlich schuf er, dem Drängen des Volkes nachgebend, im Jahre 1847 den „vereinigten Landtag". Im ganzen aber war die öffentliche Meinung gegen die Fürsten und ihre Regierungen gerichtet; die Völker waren mißstimmt wegen der drückenden Bevormundung und der vielfachen Verletzungen des Rechts.
In den vierziger Jahren erregten in Deutschland großes Interesse und Aufregung die Kämpfe in der Schweiz zwischen den Katholiken und Protestanten, den Konservativen und Liberalen, an welchen die von Luzern herbeigerufenen Jesuiten lebhaften Anteil hatten. Im Jahre 1845 schloffen die katholischen Kantone Luzern, Schwyz, Uri, Unterwalden, Zug, Freiburg und Wallis einen „Sonderbund" zu gegenseitiger Abwehr innerer und äußerer Feinde. Die Tagsatzung aber, d. h. die Versammlung der Gesandten der Kantone, erklärte diesen Bund für verfassungswidrig und verfügte dessen Auflösung, sowie die Ausweisung der Jesuiten, und da die Katholiken sich nicht fügten, so kam es zum Kriege (1847). Eine von der Tagsatzung aufgebotene Armee unter Dufour eroberte in kurzer Zeit Freiburg und Luzern, worauf die andern Kantone sich unterwarfen und der Sonderbund aufgelöst wurde. Die Jesuiten mußten das Land verlassen, und die Schweizer schufen sich durch Umgestaltung ihrer Ver-faffung eine stärkere Bundesregierung.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_Iv. Friedrich Wilhelm_Iv. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Luzern Schwyz Unterwalden Freiburg Freiburg Luzern
71
die Franzosen, und balb verwandelt sich ihr Rückzug in die wilbeste Flucht. Napoleon verbankte seine Rettung nur bet Schnelligkeit seines Rosses; sein Wagen mit seinen Kostbarkeiten, mit Ant und Degen, siel in die Hänbe der ver-solgenben Preußen. Das war die große Entscheibungsschlacht von La Belle-Alliance — (ein Meierhof, wo Blücher und Wellington nach der Schlacht zuerst zusammentrafen und einanber freubig umarmten) — ober, wie die Eng-länber sie nennen, die Schlacht von Waterloo.
Die Vermnbeten marschirten jetzt rasch auf Paris und hielten schon am 7. Juli ihren Einzug in die Stadt. Napoleon würde auf die einsame Felsen-infei St. Helena verbannt, wo er am 5. Mai 1821 gestorben ist. Ludwig Xviii., jetzt wieber König von Frankreich, schloß am 20. November 1815 mit den Berbünbeten den zweiten pariser ^rieben. Frankreich würde auf feine Grenzen von 1790 beschränkt, mußte 700 Millionen Francs Kriegskosten zahlen und mehrere Jahre eine 150,000 Mann starke Besatzung der Verbünbeten in seinen Grenzen unterhalten, außerbem aber alle Kunstschatze herausgeben, welche die französischen Heere in den früheren Jahren zusammengeraubt hatten. Preußen erhielt von beit abgetretenen Grenzlänbern Saarlouis und Saarbrücken. Die beutfchen Staaten hatten jetzt größtenteils den Umfang, den sie bis 1866
behielten. Die b e u t s ch e B u n b e s v e r s a m m l u n g würde am 5. November
1816 feierlich eröffnet.
58. Friedrich Wilhelm s Iii. fernere Regierung und Tod.
Friebtich Wilhelm war schon wahrenb der Freiheitskriege einer der popu-
lärsten Fürsten im ebelsteit Sinne des Wortes; in den jetzt solgenben Friebens-jähren wußte er sich die Siebe seines Volkes in noch höherem Maße zu erwerben. Stets einfach und ebel in seiner äußeren Erscheinung, hat er durch sein persönliches Beispiel, besonbets auch in Bezug auf fein feiten glückliches Familienleben, einen höchst wohlthätigen und tierebelnben Einfluß auf sein Volk ausgeübt. Zunächst suchte er, nachbem der Friebe geschlossen, durch weise Maßregeln die Wunbett zu heilen, die der lange Krieg dem Lanbe geschlagen hatte. Seine Finanzverwaltung war musterhast, so daß der Staatshaushalt sich balb in vortrefflicher Otbnuug befanb und man bei verhältnißmäßig nicht hohen Abgaben ein starkes Heer unterhalten und boch große (Summen zur Förberung von Ackerbau und Handel, Kunst und Gewerbe verwenben konnte. Zur Hebung der Volksbilbung errichtete bet König viele Realschulen; der eigentlichen Volksschule wibmete er stets ganz Befonbere Sorgfalt. Ein ganz außerorbentliches Verbienst um ganz Deutschland hat Friedrich Wilhelm sich noch durch die Errichtung des deutschen Zollvereins (1833) erworben. Nicht allein, daß Handel und Industrie baburch einen gewaltigen Aufschwung nahmen, ist es der erste wichtige Schritt gewesen auf dem Wege zur beutfchffii Einheit.
Seinen lebenbigen kirchlichen Sinn bethätigte der König besonbets auch 1817, als er bei Veranlassung des Reformations-Jubelfestes für die Vereinigung der
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Waterloo Napoleon Helena Ludwig_Xviii Ludwig Saarlouis Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friebtich_Wilhelm Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: La_Belle-Alliance Wellington Paris Frankreich Frankreich Deutschland
Autor: Meyer-Wimmer, J., Dreyer, Friedrich, Meyer, Johannes
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
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wo sie fehlten; man müßte entweder alle Schulen eingehen lassen ober den Orden beibehalten, dessen Stiftungen die Unkosten bestreiten können, da sie im Gegenteil nicht ausreichen würden znr Besoldung auch nur der Halste der Professoren, salls diese dem Orden nicht angehörten. Ferner wurden die für das Pfarramt bestimmten Theologen von den Jesuiten auf den Universitäten gebildet; wollte man nun den Orden unterdrücken, dann würden die Universitäten kaum bestehen können, imb die Pfarreien müßten entweber mit unwissenden oder nur halbgebildeten Geistlichen besetzt werden, ober man wäre genötigt, die Schlesier nach Böhmen zu schicken, um bort Theologie zu studieren, was den Grundsätzen einer klugen Staatsverfassung entgegenläuft." Die „Hydra des Papsttums" hätte er noch als Greis (1780) am liebsten zerschmettert; aber sein klarer Geist erkannte boch, daß „Weber er noch artbere den Glückstag seiner Vernichtung sehen" würden (an d'alembert 6. Januar 1775). — Die Inben ließ er in ihrem Glauben ungekränkt und bediente sich ihrer, wenn er sie bedurfte; aber er gewährte ihnen nicht Gleichberechtigung mit den christlichen Bekenntnissen, weil er sie als eine fremde Nation ansah. Ein besonderes „Reglement" beschränkte den Bereich ihrer Rechte. Den Philosophen M o s e s Mendelssohn, den Bekannten und Mitarbeiter Lessings, strich er eigenhändig von der Liste der zu Mitglieberu der Akademie der Wissenschaften vorgeschlagenen Gelehrten.
Die vielgepriesene imb bnrch Anekboten belegte Freiheit der Presse war in Wirklichkeit boch bebingt. Friedrich hielt mit Recht dafür, daß der Mißbrauch durch „zurückhaltende Zwangsmittel", wie sie die Censur übe, verhindert werden müsse. „Alles, was gegen die allgemeine Sicherheit und das Wohl der Gesellschaft" verstoße, mußte unterdrückt werden. Aber gar manche Stimmen klagten insgeheim über den herrschenden Druck. Der Kunsthistoriker Wiuckelmann schrieb ant 15. Januar 1763 z. B. in einem Briefe: „Auf Preußen drückt der größte Despotismus, der je gedacht ist. ... Es schaudert mich die Haut vom Wirbel bis zur Zehe, wenn ich an den preußischen Despotismus und au den Schinder der Völker denke, welcher das von der Natur selbst vermaledeiete und mit libyschem Sande bedeckte Land zum Abscheu der Meuscheu machen rntb mit ewigem Fluche belegen wirb. Meglio farsi Tu reo circonciso che Prussiano.“ Und ähnlich nr-
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Extrahierte Personennamen: Mendelssohn Friedrich Friedrich Wiuckelmann Meglio