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Die deutsche Kaiserzeit 919—1250.
Wormser Endlich wurde der Jnvestlturstreit 1122 durch das Konkordat von Rini25.at' Worms beendigt. Dieser Vertrag bestimmte, daß die Bischöfe von dem Kapitel, d. H. der Versammlung der Domherren des Bistums, gewählt werden, dann vom König durch Überreichung eines Zepters mit den weltlichen Hoheitsrechten belehnt und darauf vom Papste durch Ring und Stab mit der geistlichen Würde investiert werden sollten.
1125. 1125 starb Heinrich V. Mit ihm erlosch das fränkische Kaisergeschlecht.
Rückblick auf die Zeit der fränkischen Kaiser.
Das § 51. Während zur Zeit Konrads Ii. und Heinrichiii. das deutsche
Königtum. ^ön|gtum fcer Höhe seiner Macht stand, hatten die beiden letzten Salier zwei starke Gegner gefunden, deren sie nicht hatten Herr werden können: das Papsttum, das über den Staat zu herrschen strebte, und die Fürsten, die sich möglichst unabhängig zu machen suchten. Beide sahen in dem Königtum einen gemeinsamen Feind, gegen den sie sich verbanden. Auch auf die deutschen Bischöfe konnten die Könige nicht mehr wie früher zählen; sie traten als geistliche Fürsten den weltlichen zur Seite. So bereitete sich die Zersplitterung Deutschlands vor.
Lehnswesen. Alle Verhältnisse des damaligen Zeitalters beherrschte das Lehns-
wesen. Wie der König Herzogtümer und Grafschaften, Ländereien, Rechte jeder Art zu Lehen vergab, so vergaben sie die Belehnten wieder Stände, an ihre Lehnsleute. Nur Ritter konnten Lehen empfangen. Diese schlossen sich zu einem adligen Kriegerstande zusammen, der wirtschaftliche Erwerbsarbeit verschmähte und in jeder Beziehung ein Vorrecht für sich in Anspruch nahm. Mit Verachtung sah er auf den Stand der Bauern herab. Auf diesen lastete nicht mehr, wie einst zur germanischen Zeit, die Wehrpflicht; aber sie genossen auch nicht die Rechte des Kriegers. Schon aber entstand innerhalb der Mauern der Städte ein dritter Stand, der Bürgerstand, der sich zwischen Ritter und Bauern einfügte.
Wirtschaft. Denn mehr und mehr blühte das Städtewesen auf. Worms war
die erste deutsche Stadt, die in die Politik eingriff; die erste Handelsstadt Deutschlands ober wurde Köln, das damals für Seeschiffe erreichbar war und mit England einen gewinnbringenden Handel trieb. Überhaupt wuchs der Wohlstand des Landes. Immer mehr lichtete sich der Urwald, es wuchsen die Ackerfluren, die Kultur drängte die Wildnis zurück. Ein besonderes Verdienst um die Urbarmachung des Bodens erwarb sich der Mönchsorden der Cisterzienser.
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Vorwort.
Das vorliegende Lehrbuch ist eine Bearbeitung der beiden ersten Bände meines „Lehrbuchs der Geschichte für höhere Lehranstalten". Doch ist der Stoff hier und da vermindert, vielerlei für Mädchenschulen entbehrliche Einzelheiten sind fortgelassen, die Darstellung verwickelter politischer und strategischer Verhältnisse beschränkt, das Kulturgeschichtliche hier und da noch vermehrt, das persönliche Element durch Schilderung bedeutender Frauengestalten verstärkt worden.
Im allgemeinen hat sicherlich der geschichtliche Unterricht auf höheren Mädchenschulen dieselben Aufgaben wie auf höheren Knabenschulen: einerseits zu geschichtlichem Verständnis und geschichtlichem Sinn überhaupt den ersten Grund zu legen, andrerseits im besonderen in die Geschichte der Staaten und Nationen, vor allem unsers Staates und unsrer Nation einzuführen, ein erstes politisches Verständnis heranzubilden und zugleich das nationale Empfinden zu pflegen und zu kräftigen. Gewiß ist dabei jede Übersättigung mit Stoff zu vermeiden; es kommt darauf an, die großen Linien der Entwickelung klar hervortreten zu lassen, die Hauptsachen scharf zu charakterisieren und lebensvoll zu schildern und Nebenpfade zu vermeiden. Das Kulturgeschichtliche ferner muß zu seinem Rechte kommen; durch Vorführung geeigneter Einzelzüge aus dem Kulturleben der verschiedenen Zeitalter muß dafür gesorgt werden, daß die Schülerinnen ein Bild bekommen, daß ihre Phantasie angeregt, ihr Anschauungsbedürfnis befriedigt wird. Andrerseits ist zu bedenken, daß ein Übermaß von Stoff hier ebenso schädlich ist wie auf dem Gebiet der politischen Geschichte. Die Menge der kulturgeschichtlichen Einzelheiten darf nicht verwirrend wirken; was über Verfassung, Verwaltung, Volksleben, Sitte, geistiges Leben geboten wird, muß möglichst zu abgeschlossenen Bildern vereinigt werden; der Unterricht muß sich zu bescheiden wissen und die Gefahr des Encyklopädischen, die dieses Unterrichtsfach mehr als andere bedroht, zu vermeiden suchen.
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Iii. Preußen bis zum Tode Friedrich Wilhelms Iii.
Ludwig I. von Bayern, zum König von Griechenland gewählt. Er regierte streng der Verfassung gemäß, gründete die Universität Athen, unterdrückte das Räuberunwesen und förderte den Wohlstand des Landes. Trotzdem war er nicht beliebt und kehrte 1862 nach Bayern zurück. Auf Vorschlag von England, Rußland und Frankreich wurde Prinz Wilhelm von Dänemark im Jahre 1863 zum König von Griechenland gewählt, der unter dem Namen Georg I. noch regiert. Die Gemahlin seines Sohnes Konstantin ist Sophie, eine Schwester Kaiser Wilhelms Il, j Frankreich. Ludwig Xviii. war bereits 60 Jahre alt, als er durch die Siege der Verbündeten zum zweitenmal auf Frankreichs Thron berufen wurde. Persönlich wohlwollend, war er ohne Verständnis für die Forberungen der Zeit. Eine Einigung der politischen Parteien im Innern brachte er nicht znstanbe. Hier stanben Republikaner, Bonapartisten und Anhänger des neuen Königs, Royalisten, sich feinblich gegenüber. Die Bonapartisten und Republikaner würden durch strenge Maßnahmen der neuen Regierung zunächst geschreckt und niedergehalten. Der Marschall Ney wurde wegen seines Übertritts zu Napoleon noch im Dezember des Jahres 1815 erschossen; alle noch lebenden Konventsmitglieder, die sür die Hinrichtung Ludwigs Xvi. gestimmt hatten, sowie alle Offiziere und Beamten, die sich während der hundert Tage Napoleon angeschlossen hatten, wurden verbannt. Als der Sattler Lonvel den mutmaßlichen Thronerben, den Herzog von Berry, 1820 ermordete, wurden das Wahlrecht, die Preßfreiheit und die persönliche Freiheit durch eine Reihe von Gesetzen beschränkt, die einen großen Teil des Volkes erbitterten. Der König starb 1824. Ihm folgte sein Bruder Karl X.
Karl X. war schon 77 Jahre alt, als er den Thron bestieg. Ganz in den Anschauungen einer frühern Zeit aufgewachsen, konnte er sich in den neuen Verhältnissen nicht zurechtsinden. Die Emigranten wurden von ihm in die Heimat zurückberufen und bnrch 1000 Million Frcs. reich entfchäbigt. Verschiedene Gesetze und Verorbnnngen erstrebten eine Hebung des kirchlichen Sinnes als Schutzwehr gegen die Lehren der Revolution. Das nach Freiheit bürftenbe Volk war aber mit allen Maßnahmen seines Herrschers unznsrieben, und die Zahl der Anhänger des Königs nahm täglich ab.
Auch äußere Erfolge, wie die Eroberung von Algier, brachten keine Zufriebenheit.
Da veröffentlichte der „Moniteur" am 26. Juli die sogenannten Orbonnanzen. Die erste unterbrückte die Preßfreiheit; die zweite löste die neu gewählte Kammer auf, noch ehe sie zusammengetreten war; die britte gab ein neues Wahlgesetz, das die Zahl der Abgeorbneten beschränkte und die der Wähler um brei Viertel verminberte, außerbem der Kammer das Recht nahm, Gesetze in Vorschlag zu bringen oder die von der Regierung vorgeschlagenen Gesetzentwürfe zu ändern. Dem Bürger-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Ludwig_I._von_Bayern Ludwig_I. Wilhelm_von_Dänemark Wilhelm Wilhelms Wilhelms Ludwig_Xviii Ludwig Napoleon Ludwigs_Xvi Ludwigs Napoleon Sattler_Lonvel Berry Karl_X Karl Karl_X Karl
Extrahierte Ortsnamen: Griechenland Athen Bayern England Frankreich Griechenland Frankreich Frankreichs Algier
Umwandlung des Heer- und Staatswesens.
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an Macht gewann, war Spanien; dessen Schatzkammern füllten sich, seitdem der amerikanische Bergbau emporgeblüht war, mit den Mengen von Gold und Silber, welche die Silberflotten herüberbrachten.
Umwandlung des Heer- und Siaatswesens.
§ 97. Umwandlung des Heerwesens. Die Umwandlung des Heerwesens, welche in jenem Zeitalter vor sich ging, beruht vornehmlich auf dem Verfall des Rittertums. Die Ritterheere waren, wie so manche Schlacht bewiesen hatte, infolge der Schwere ihrer Rüstung und ihres Mangels an Beweglichkeit dem Fußvolk nicht mehr gewachsen. Dazu waren die ritterlichen Lehnsleute nicht zuverlässig, erfüllten ihre Lehnspflicht schlecht und waren von dem unbedingten Gehorsam, wie ihn der Fürst wünschte, weit entfernt.
Indessen war der Gebrauch des Geldes jetzt so allgemein geworden, die Art der Wirtschaft, die wir Geldwirtschaft nennen, hatte sich so verbreitet, daß die Landesherren, deren wichtigste Einnahmequelle ftüher ihr Besitz an Grund und Boden gewesen war, nunmehr daneben das Steuerwesen ausbilden konnten. Dadurch wurde es ihnen möglich, Söldner anzuwerben; und so kamen die Soldheere immer mehr auf, Heere von Landsknechten, die, mit langen Spießen, teilweise auch mächtigen, zweihändigen Schwertern, hier und da auch mit Hakenbüchsen bewaffnet, ins Feld zogen und in der Schlacht in dichtgeschlossenen, viereckigen Haufen fochten. Es waren todesmutige Gesellen, die sich zur Fahne zusammenschworen. Vor der Schlacht pflegten sie zu beten; sonst führten sie ein wildes Leben, stolzierten in prahlerischen Trachten einher und verschwendeten bei Becher und Würfelspiel, was sie erbeutet hatten. Aus Landsknechten bestanden die Heere bis zum dreißigjährigen Kriege; seitdem beginnt die Zeit der stehenden Heere.
Noch eine zweite Veränderung im Kriegswesen trat damals ein: der Iaju®Jr’e&' zunehmende Gebrauch des S ch i e ß p u l v e r s. Das Schießpulver war in China schon zur Zeit des Altertums bekannt gewesen; im Abendlande wurde es zuerst zu Anfang des vierzehnten Jahrhunderts zum Schleudern von Geschossen verwandt. Die Überlieferung schreibt seine Erfindung einem Mönche namens Berthold Schwarz zu. Aber zunächst führte der Gebrauch des Pulvers nur im Belagerungswesen zu einer großen Wandlung.
Bisher hatte man bei der Belagerung keine anderen Angriffsmittel gehabt als das Altertum, Sturmböcke, bewegliche Türme, Schutzdächer, Schleudermaschinen; jetzt wurde es möglich, starke Steinmauern durch Beschießung in
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Vorwort.
Das vorliegende Lehrbuch ist eine Bearbeitung der beiden ersten Bände meines „Lehrbuchs der Geschichte für höhere Lehranstalten". Doch ist der Stoff vermindert, vielerlei für Mädchenschulen entbehrliche Einzelheiten sind fortgelassen, die Darstellung verwickelter politischer und strategischer Verhältnisse auf das Mindestmaß beschränk, das Kulturgeschichtliche hier und da noch vermehrt, das persönliche Element durch Schilderung bedeutender Frauengestalten verstärkt worden.
Im allgemeinen hat sicherlich der geschichtliche Unterricht aus höheren Mädchenschulen dieselben Aufgaben wie auf höheren Knabenschulen: einerseits zu geschichtlichem Verständnis und geschichtlichem Sinn überhaupt den ersten Grund zu legen, andrerseits im besonderen in die Geschichte der Staaten und Nationen, vor allem unsers Staates und unsrer Nation ein-
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zuführen, ein erstes politisches Verständnis heranzubilden und zugleich das nationale Empfinden zu pflegen und zu kräftigen. Gewiß ist dabei jede Übersättigung mit Stoff zu vermeiden; es kommt darauf an, die großen Linien der Entwickelung klar hervortreten zu lassen, die Hauptsachen scharf zu charakterisieren und lebensvoll zu schildern und Nebenpfade zu vermeiden. Das Kulturgeschichtliche ferner muß zu seinem Rechte kommen; durch Vorführung geeigneter Einzelzüge aus dem Kulturleben der verschiedenen Zeitalter muß dafür gesorgt werden, daß die Schülerinnen ein Bild bekommen, daß ihre Phantasie angeregt, ihr Anschauungsbedürfnis befriedigt wird. Andrerseits ist zu bedenken, daß ein Übermaß von Stoff hier ebenso schädlich ist wie auf dem Gebiet der politischen Geschichte. Die Menge der kulturgeschichtlichen Einzelheiten darf nicht verwirrend wirken; was über Verfassung, Verwaltung, Volksleben, Sitte, geistiges Leben geboten wird, muß möglichst zu abgeschlossenen Bildern vereinigt werden; der Unterricht muß sich zu bescheiden wissen und die Gefahr des.encyklopädischen, die dieses Unterrichtsfach mehr als andere bedroht, zu vermeiden suchen.
Die Darstellungsform ist die Erzählung, natürlich in ungleichmäßiger Ausführlichkeit: Kaisergestalten wie Karl der Große, Otto der Große, Heinrich Iv., Friedrich Barbarossa sind genauer behandelt worden, andere brauchten nur fttrz erwähnt zu werden. Daß auch die großen nationalen Kriege etwas ausführlicher erzählt worden sind, widerspricht, denke ich,
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Otto Heinrich_Iv. Heinrich_Iv. Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa
Vi. Das Zeitalter der Zerstörung des alten Reichs und der Entstehung des neuen deutschen Kaisertums.
1786—1888.
1. Die Zeit der französischen Revolution und der napoleonischen Gewaltherrschaft. 1789—1815.
—— I. Die französische Revolution. 1789 — 1799.
Die Ursachen der französischen Revolution.
§ 189. Der Verfall Frankreichs. Frankreich, unter Ludwig Xiv. trotz schwerer innerer Gebrechen der erste Staat Europas, hatte diese Stellung im Laufe des achtzehnten Jahrhunderts eingebüßt. Sein Urenkel Ludwig Xv. brachte in schwelgerischer Genußsucht und Sittenlosigkeit, ohne alles Bewußtsein von den Pflichten, die er als König gegen den Staat und seine Untertanen hatte, seine Tage hin. Unter seiner langen Regierung sank das Ansehen Frankreichs nach außen, während zugleich die inneren Schäden eine immer furchtbarere Ausdehnung annahmen und die Achtung vor dem Königtum den Franzosen verloren ging. Im siebenjährigen Kriege hatten die französischen Heere sehr unglücklich gefochten; gleichzeitig waren dienordamerikanis^henkolonien größtenteils an England verloren gegangen. Indessen wurde die S t a a t ss ch u l d, teils infolge der verlustreichen Kriege, teils wegen der maßlosen Verschwendung am Hofe, immer größer. Dies hatte zur Folge, daß die Steuern immer mehr erhöht wurden. Nun hatten in Frankreich der Adel, die Geistlichkeit und der wohlhabende Bürgerstand das Vorrecht der Freiheit von gewissen Steuern; so ruhten denn die Staatslasten mit verstärktem Drucke auf den ärmeren Schichten der Bevölkerung, vornehmlich auf dem Bauernstande,
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Die deutsche Kaiserzeit 919-1250.
Wormser Endlich wurde der Jnvesüturstreit 1122 durch das Konkordat von
1125. Worms beendigt. Dieser Vertrag bestimmte, daß die Bischöfe von dem Kapitel, d. H. der Versammlung der Domherren des Bistums, gewählt werden, dann vom König durch Überreichung emed Zepters mit den weltlichen Hoheitsrechten belehnt und darauf vom Papste durch Ring und Stab mit der geistlichen Würde investiert werden sollten.
1125. 1125 starb Heinrich V. Mit ihm erlosch das fränkische Kaisergeschlecht.
Rückblick auf die Zeit der fränkischen Kaiser.
Kö lüg mm § 51. Während zur Zeit Konrads Ii. und Heinrichs Iii. das deutsche Königtum auf der Höhe feiner Macht stand, hatten die beiden letzten Salier zwei starke Gegner gefunden, deren sie nicht hatten Herr werden können: das Papsttum, das über den Staat zu herrschen strebte, und die Fürsten, die sich möglichst unabhängig zu machen suchten. Beide sahen in dem Königtum einen gemeinsamen Feind, gegen den sie sich verbanden. Auch auf die deutschen Bischöfe konnten die Könige nicht mehr wie früher zählen; sie traten als geistliche Fürsten den weltlichen zur Seite. So bereitete sich die Zersplitterung Deutschlands vor.
Lehnrwesen. Alle Verhältnisse des damaligen Zeitalters beherrschte das Lehns-
wesen. Wie der König Herzogtümer und Grafschaften, Ländereien, Rechte jeder Art zu Lehen vergab, so vergaben sie die Belehnten wieder an ihre Stünde. Lehnsleute. Nur Ritter konnten Lehen empfangen. Diese schlossen sich zu einem adligen Kriegerstande zusammen, der wirtschaftliche Erwerbsarbeit verschmähte und in jeder Beziehung ein Vorrecht für sich in Anspruch nahm. Mit Verachtung sah er auf den Stand der Bauern herab. Auf diesen lastete nicht mehr, wie einst zur germanischen Zeit, die Wehrpflicht; aber sie genossen auch nicht die Rechte des Kriegers. Schon aber entstand innerhalb der Mauern der Städte ein dritter Stand, der Bürg er stand, der sich zwischen Ritter und Bauern einfügte.
Wirtschaft. Denn mehr und mehr blühte das Städtewesen auf. Worms war
die erste deutsche Stadt, die in die Politik eingriff; die erste Handelsstadt Deutschlands aber wurde Köln, das damals für Seeschiffe erreichbar war und mit England einen gewinnbringenden Handel trieb. Überhaupt wuchs der Wohlstand des Landes. Immer mehr lichtete sich der Urwald, es wuchsen die Ackerfluren, die Kultur drängte die Wildnis zurück. Ein besonderes Verdienst um die Urbarmachung des Bodens erwarb sich der Mönchsorden der (Zisterzienser.
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Das Zeitalter der religiösen Kämpfe 1519 — 1648.
Trümmer zu legen. Anders stand es beim Fußvolk. Die Landsknechte waren, wie oben erwähnt, nur zum kleinen Teile mit Gewehren bewaffnet, und diese waren noch sehr schwerfällig und unbehilslich; auch brauchte man zum Laden viel Zeit. Noch lange war es Brauch, die Musketen zum Schießen auf eine „Gabel" zu legen; erst im Laufe des siebzehnten Jahrhunderts wurden die Gewehre leichter und ihr Gebrauch bei der Infanterie allgemein.
§ 98. Umwandlung des Staatswesens. Die Veränderung, die im Heerwesen vor sich ging, wirkte auf das st a a t l i ch e Leben zurück. Die Söldnerheere, welche die Landesherren in ihren Dienst nahmen, dienten ihnen nicht nur zum Kampf gegen äußere Feinde, sondern auch, um im eigenen Lande eine unbedingte und unbeschränkte Fürstenmacht zu begründen. Bisher hatten Adel und Städte sich vielfach großer Selbständigkeit und Unabhängigkeit erfreut; jetzt wurden viele ritterliche Burgen gebrochen und trotzige Städte zum Gehorsam zurückgeführt. Die Staatsform, welche in den nächsten Jahrhunderten in den meisten Ländern Europas zur Herrschaft ge-
Tuttsmug5 gelangte, war der Absolutismus. In Frankreich ist das erste stehende Heer entstanden; in Frankreich ist auch der Absolutismus im siebzehnten Jahrhundert so ausgebildet worden, daß kein andrer Wille neben dem königlichen Geltung hatte; dem König Ludwig Xiv. wird das Wort zugeschrieben: l’titat c’est moi! In Deutschland, wo die Fürsten der Einzelstaaten bereits die Landeshoheit erworben hatten, konnte der Kaiser die frühere Macht nicht wiedergewinnen; hier haben die Fürsten durch Bezwingung ihrer Stände ihre absolute Gewalt begründet und einheitliche Staaten geschaffen, so besonders der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg.
Die Umwandlung im geistigen Leben.
Humams- § 99. Humanismus und Renaissance in Italien. Schon im vierzehnten Jahrhundert hatte man in Italien wieder begonnen, mit Eifer die Schrift st eller des Altertums zu studieren, die im Mittelalter zum großen Teil vergessen worden waren. Man suchte die verstaubten Handschriften aus den Bibliotheken wieder hervor, man schrieb sie ab, las und erklärte sie, man begeisterte sich an dem Gedankengehalt und der Formenschönheit der antiken Literatur. Von großer Bedeutung war es, daß im Laufe des fünfzehnten Jahrhunderts viele griechische Gelehrte aus dem von den Türken bedrohten Konstantinopel nach dem Abendlande kamen; ihnen verdankte man es, daß man auch die griechischen Schriftsteller wieder
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Friedrich_Wilhelm_von_Brandenburg Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Europas Frankreich Frankreich Deutschland Italien Italien Konstantinopel
Deutschland am Ende des dreißigjährigen Krieyes., - 131
p01itif chen Gebiete. Es war nunmehr klar, daß die Zersplitterung Deutschlands fortschreiten und der Reichsverband sich noch mehr lösen würde.
Das Reich wandelte sich allmählich in einen Staatenbund um, dessen Mitglieder, Kurfürsten, weltliche und geistliche Fürsten, Reichsstädte, nur lose miteinander verbunden waren und dem ein politischer Mittelpunkt fehlte.
Denn der kaiserliche Hof konnte nicht mehr als solcher gelten; aber der Reichstag, der nunmehr die Form eines Gesandtenkongresses annahm und ständig in Regensburg versammelt war, war viel zu schwerfällig in seinen Formen und viel zu ohnmächtig, als daß er ein Mittelpunkt des politischen Lebens hätte sein können. Damit hing die Ohnmacht des Reiches nach außen zusammen. Innerlich zwieträchtig, ohne einheitliche politische Leitung, ohne regelmäßige Geldeinkünfte, ohne ein geordnetes Heerwesen, befand sich das deutsche Reich in einer sehr unglücklichen Lage, desto mehr, weil sich in derselben Zeit das benachbarte Frankreich zu einem einheitlich zusammengeschlossenen, von seinem König mit absoluter Machtvollkommenheit beherrschten Militärstaat entwickelte.
Auf Kosten des Ganzen hatten sich die deutschen Einzelstaaten ausgebildet. Die meisten von ihnen freilich waren so klein und unbedeutend, ®Qten. daß man auf sie keinerlei Hoffnungen für ein künftiges Erstarken der deutschen Nation setzen konnte. In den engen und kleinlichen Verhältnissen dieser Staaten blieb der Gesichtskreis beschränkt und konnte der nationale Stolz nicht gedeihen. Manche der Regenten jener Zeit zeichneten sich durch landesväterliche Fürsorge für die wirtschaftliche und geistige Hebung ihrer Untertanen aus. Andere dagegen waren vor allen Dingen bestrebt, fürstlichen Glanz zu entfalten, Schlösser zu bauen und eine prunkvolle Hofhaltung einzurichten, um im kleinen das Beispiel des französischen Königs Ludwig Xiv. nachzuahmen; so wurden sie zu Bedrückern ihrer Untertanen. Die größeren Staaten aber, welche zu einer selbständigen Politik imstande waren, nahmen «g* vor allem ihre Sonderinteressen wahr. Österreich besonders wuchs, während es durch seine vom Glück begünstigte europäische Politik sich zur Großmacht entwickelte, aus Deutschland mehr und mehr heraus. Aber auch die übrigen Staaten waren in erster Linie aus das eigene Wohl bedacht, setzten die nationalen Angelegenheiten hintan und hielten es öfter für zweckmäßig, sich mit Frankreich zu verbinden. Auch Friedrich Wilhelm von Brandenburg trieb in erster Linie eine brandenburgisch-preußische Politik; er kräftigte seinen Staat nach innen und verfocht seine Interessen nach außen. Aber indem er den brandenburgisch-preußischen Staat, dessen Adler schon damals an der Memel wie am Niederrhein geboten, zu einem einheitlichen und machtvollen Staatswesen ausbildete, bereitete er die Ent-
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschlands Regensburg Frankreich Ludwig_Xiv Deutschland Frankreich
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Das Zeitalter des Empor kommens Dreußens 1648—1786.
kenntnisreiche Leute, die Kunstfertigkeit und Industrie mitbrachten und deren Ansiedelung Brandenburg zum großen Segen gereichte.
Mit dem Kaiser vertrug sich der Kurfürst nunmehr; er leistete ihm Hilfe bei der Eroberung Ungarns.
Friedrich Wilhelms innere Politik.
§ 162. Die Begründung des Absolutismus. Um in der europäischen Politik eine Rolle spielen zu können, war es von Anfang an des Großen Kurfürsten Bestreben, ein starkes, schlagfertiges Heer zu besitzen, zu dessen bnalnb?Erhaltung er ausreichende, regelmäßige Staatseinnahmen brauchte, stände. Dabei traf er auf den Widerstand der Land stände. Am hartnäckigsten verhielten sich die Stände des Herzogtums Preußen, welche sogar die Wiederaufrichtung der polnischen Lehnshoheit wünschten und teilweise in hochverräterische Verbindungen mit den Polen traten. In diesen Kämpfen handelte es sich darum, ob sich eine starke Staatsgewalt ausbilden sollte oder nicht; es handelte sich zugleich darum, ob die einzelnen, vom Kurfürsten beherrschten Landesteile, welche die verschiedensten Einrichtungen, ihre besonderen Regierungsbehörden und Stände hatten, zu einem einheitlichen Staatswesen zusammenschmelzen, oder ob die staatliche Zersplitterung fortdauern sollte.
Msn In denselben Zeiten, in denen Ludwig Xiv. den Absolutismus ln Gewalt.' Frankreich vollendete und hier einen einheitlichen, nationalen Staat schuf, hat der Große Kurfürst die Stände seiner Lande in milderer oder in gewaltsamerer Weise zur Unterwerfung gezwungen und so ebenfalls eine unbeschränkte Fürstengewalt begründet. Die schärfsten Mittel brauchte er in Preußen; der Schöppenmeister von Königsberg, Hieronymus Rhode, wurde verhaftet und starb im Kerker; den Obersten von K a l ck st e i n, der in Warschau gegen ihn Ränke schmiedete, ließ er in dieser Stadt durch brandenburgische Soldaten festnehmen, nach Preußen bringen und enthaupten.
ehikünfte Ein besonderes Verdienst hat sich der Große Kurfürst um die Ordnung und Steigerung der Staatseinkünfte erworben, die er bei seiner Thronbesteigung in einem gänzlich verwahrlosten Zustande gefunden hatte. Das Heer. Sein Heer bestand nicht, wie noch die Heere des dreißigjährigen Krieges, aus Landsknechten, die man im Falle des Bedarfs anwarb und nach Beendigung des Krieges wieder entließ, sondern es war ein stehendes Heer. Freilich war es kein Volksheer, sondern ein Heer von Berufssoldaten; die Soldaten wurden nicht ausgehoben, sondern geworben. Es zählte beim Tode des Kurfürsten fast 30 000 Mann und war, was bei den
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