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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 120

1911 - Erfurt : Keyser
— 120 — bett prächtigen, zweistöckigen (Srfer, der in feinem giebelcirtigen Abschluß fast benfelben Ansban wie der stattliche Türeingang zeigt. i Der 3vjährige Krieg: Wie aber schon gesagt, hielt bic Besserung der Verhältnisse nicht an; durch den 30jährigen Krieg, in dem Erfurt furchtbar zu leiben hatte, würde fein Wohlstanb voliftänbig vernichtet (f. Das Erfurter Laub im 30jährigen Kriege, Nr. 47). Von den großen Heerführern biefer Zeit, sah die Stadt nur den Schwebenkönig Gustav Aböls, der am 22. September 1731 einritt (f. Nr. 48, 49, 50 u. 51). Er zeigte sich sehr hulbvoll und schenkte Erfurt viele Kloftergiiter; auch der Universität nahm er sich warmherzig an. Durch eine Verfügung vom 9. Oktober 1632 aus Nörblingen überließ er Erfurt alle weltlichen Rechte, die einst dem Erzbischof zugeftanben hatten, den Mainzer Hof, die fünf Kiichenbörfer, die beiben Stifter, 8 Klöster und enblich die noch dem katholischen Gottesbienste geweihten Pfarrkirchen. Er wollte die Stadt „für die dem evangelischen Wesen treu geleistete Assistenz" belohnen und zur Wieberaufrichtung der „fast gar zerfallenen uralten Akabemie" beitragen, zu bereu Förberung er schon im Jahre vorher der Stadt das Negier Kloster überwiesen hatte. Der Oberhoheit behielt der König sich freilich „in alleweg" vor. Doch schon der Prager Friebe 1635 brachte eine Aenberung der Erfurt so günstigen Verhältnisse. Der Kurfürst und die Klöster traten nach dem Abzüge der Schweden wieber in ihren alten Be-sitzsianb ein, ebenso würden die beiben Stiftskirchen von den Evangelischen geräumt. Die Universität, welche auch die ihr zugelegten Kloftergiiter wieber verlor, sank in den alten traurigen Zustanb zurück; benn der Rat war nicht imstanbe, ihr den Verlust aus eigenen Mitteln zu becken. Zwar kehrten die Schweden unter Bauer schon im folgenben Jahre in die Stadt zurück, nachdem sie biefetbe am 19. Dezember heftig beschossen hatten (f. Nr. 52); aber sie kümmerten sich nicht um ihre Verwaltung. Der Rat konnte nach eigenem Ermessen schalten und walten, und auch dem Kurfürsten von Mainz, feinen Beamten und der katholischen Geistlichkeit sicherten die Schweden die Erhaltung ihrer Güter und Rechte zu. Die ihnen gänzlich überlassene Eyriaksburg würde ebenso wie die Stadt aufs neue befestigt. Den hohen und starken Turm am Brühler Tor ließen die Schweden nieberreißen, auch legten sie den Wall weiter zurück, um die Burg mehr von der Stadt zu entfernen und biefe ihr unterzuorbnen. — Währenb der noch übrigen Dauer des Krieges finb die Schweden in Erfurt geblieben. Der letzte Teil der fchwebifchen Besatzung hat sogar erst 2 Jahre nach dem Friebensschlnß die Stadt verlassen, die nun auch baran beulen konnten, das Friebensfest zu feiern, herzlich froh, daß die schreckliche Kriegszeit enblich vorüber war (f. Nr. 53, 54, 55). Innerhalb des balb 20jährigen Aufenthaltes der Schweden, in welcher Zeit die Stadt boliftänbig frei von Mainz gewesen,

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 160

1911 - Erfurt : Keyser
— 160 — werden konnte, mußten Kirchengeräte und manches häusliche Schmuckstück aus edlem Metall zur Einschmelzung abgeliefert werden. Sorgfältig sichtete der herzogliche Zahlmeister die einzelnen Stücke, gab die unechten zurück und verrechnete die anderen pfundweise. Die ersehnten Tausende kamen zusammen, doch welch' herrlichen Stücke einer mittelalterlichen Edelschmiedekunst gingen dadurch verloren! Vorteile der schwedischen Herrschaft für Die Stadt: Unter der schwedischen Herrschaft hat die Stadt aber auch mancherlei «nies empfangen. Gustav Adolf schenkte ihr sämtliche mainzischen Besitzungen und Rechte und erklärte sie für unabhängig. Infolge des königlichen Schenkungsbriefes wurden die katholischen Kirchen mit für den evangelischen Gottesdienst benutzt. Schon am 7. September 1632 fand die erste Gedenkfeier für Gustav Adolfs Sieg bei Breitenfeld im Dom statt. Von 8 Uhr ab erklang dreimal „das große Geläut" und von 9 bis 10 brausten unter zweifacher ^rgelbegleitung deutsche Lobgesänge durch die hohen Hallen. Der Predigt folgte unter dem Donner der Wall- und Burggeschütze ein tausendstimmiges Tedeum (Lobgesang). Alter Zustand: Im Frieden von Prag (1635) jedoch mußte Erfurt seinen geschenkten Besitz wieder herausgeben und die mainzische Herrschaft neu anerkennen, wenn auch vom nächsten Jahre ab Burg- und Stadtkommando abermals in schwedische Hände überging. (Nach Pros. A. Kirchhofs.) 52. Belagerung Erfurts durch die Schweden. (1636.) Anno 1636 nach dem etliche jahr her viel jammer und elend des Krieges erlitten worden, kam endlich sedes belli1) gar in diss Land und wurde im Decembri nach erhaltener Schlacht bey Wittstock die stadt Erfurd von den Schwedischen belagert und zusamt der Burg per accordo2) eingenommen. Es sazte sich die Schwedische armada3) auf einen montag (19. Dez.) für der stadt auf den Daferstettischen berge, und weil die nacht vorher etzliche schanz-körbe und geschüz dahin gebracht worden, wurde denselben tag etwan um 1 uhr die stadt mit 21 schössen begrüsst, denen dann von Spelberge4) mit 22 schlissen aus halben karthaunen5) und anderen groben stücken geantwortet wurde, ohne was von der Burg her geschah. Dieweil aber der feind eitel feuerkugeln in die stadt geschossen, gieng von denselben ein feür unter dem Petersberge auf, welches fünf scheüren verzehrete, und weil die leüthe des handels ungewohnet wahren, es *) sedes belli = Kriegsschauplatz; 2) per accordo zu gleicher Zeit; ') Schwedische armada — Schwedische Kriegsmacht; 4i ciiöenöe der heutigen Balmhofstraße; 5) Karthaunen = Kanonen, deren Kugeln ',4 Zentner wogen (1. quartanaj.

3. Deutsche Geschichte - S. 127

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Der schwedisch - französisch« Krieg. 127 Verhältnisse zu sichern, Pläne, deren Verwirklichung für Deutschlands nationale Entwickelung nicht förderlich gewesen wäre. Auch dachte er wohl an die Verheiratung seiner einzigen, damals noch unmündigen Tochter Christine mit dem Kurprinzen von Brandenburg, dem späteren Großen Kurfürsten, d. H. an die Personalunion Schwedens und Brandenburgs. Indessen war ihm ein gewaltiger Gegner gegenübergetreten, W a l l e n st e i n, der auf die Bitten des Kaisers wieder ein Heer ausgestellt hatte; allerdings hatte ihm Ferdinand den alleinigen und unbeschränkten Oberbefehl zugestehen und zugleich zum Ersatz für das verlorene Mecklenburg ein anderes Fürstentum versprechen müssen. Nachdem er die in Böhmen eingefallenen Sachsen vertrieben hatte, traten sich die beiden Feldherren bei Nürnberg gegenüber. Gustav^A^nf Wallensteins Lager befand sich auf einem Höhenzuge und war stark ver-schanzt. Trotzdem versuchte Gustav Adolf, nachdem sich die Heere einige Wochen lang gegenüber gelegen hatten und Krankheiten in seinem Lager ausgebrochen waren, die feindliche Stellung zu erstürmen, wurde aber unter großen Verlusten zurückgeschlagen. Da zog er in der Richtung auf Bayern ab; als er aber vernahm, daß sich Wallenstein nach Sachsen gewandt habe und das Land seines Bundesgenossen furchtbar verheerte, kehrte er um und folgte ihm, unterwegs vielfach von den Evangelischen mit so jubelnder Verehrung begrüßt, daß er wohl aussprach, er fürchte, daß ihn Gott wegen der Torheit der Leute strafen werde; „sieht es nicht aus", sagte er, „als ob sie mich zu ihrem Gotte machten?" Am 16. November 1632 kam es bei Lützen zur Schlacht. Am Morgen herrschte dichter Nebel; erst gegen Mittag griffen die Schweden an. lg-Gleich beim Beginn der Schlacht fiel Pap.penheim, 'der mit seiner Reiterei kurz vorher eingetroffen war. Während der König immer neue Regimenter vorführte, um die Stellung des Feindes zu erschüttern, wurde er mehrmals verwundet und stürzte vom Roß, das, reiterlos zurücksprengend, den Schweden die Kunde vom Tode ihres Königs brachte. Desto erbitterter griffen diese jetzt unter der Führung des Prinzen Bernhard von Weimar an; der Kampf entbrannte mit verdoppelter Wut, bis der Feind endlich zum Rückzug gezwungen wurde. Wallenstein war geschlagen und ging nach Böhmen zurück; aber der Führer der protestantischen Sache war gefallen. Der schwedisch-französische Krieg. § 136. Charakter des Krieges. Der Teil des Krieges, der mit dem Charakter Tode Gustav Adolfs beginnt, wird zunächst dadurch gekennzeichnet, daß sich Kriege«, jetzt die Franzosen mehr und mehr an der Kriegführung beteiligten und

4. Deutsche Geschichte - S. 126

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
126 /6*Lf E Dar Zeitaller der religiöse» Kümpfe 1519 — 1648. auf Berlin richtete, verstand sich Georg Wilhelm dazu, sich an ihn anzuschließen und ihm Spandau einzuräumen. Indessen verwandte Tilly seine ganze Kraft darauf, Magdeburg einzunehmen. Jetzt wie zur Zeit des Interims ein Hort des Protestantismus, hatte sich die Stadt dem Restitutionsedikt widersetzt, war daher geächtet und zunächst von dem General Pappen heim belagert worden, bis Tilly sich selbst vor ihre Mauern legte. Gustav Adolf, durch die Verhandlungen L-rstörung mit Brandenburg und Sachsen hingehalten, konnte die Stadt nicht retten. Magdeburg. 20. Mai 1631 (nach dem verbesserten, gregorianischen Kalender) wurde sie erstürmt und durch eine Feuersbrunst, die während des Straßenkampfes ausbrach, fast völlig in Asche gelegt; außer dem Dom und einer anderen Kirche blieben nur einige Fischerhütten erhalten. Die Vernichtung Magdeburgs war ein schwerer Schlag für die Sache des Protestantismus. Tilly brach nun in Sachsen ein, um den Kurfürsten Johann Georg zum unbedingten Anschluß an die Sache des Kaisers zu nötigen. Aber dies hatte den entgegengesetzten Erfolg, nämlich, daß Johann Georg Gustav Adolf zu Hilfe rief. Die Schweden und Sachsen vereinigten sich, e«uenfelb un^ bei Breitenfeld nördlich von Leipzig wurde 1631 Tilly vollständig 1631. geschlagen. Die Schlacht war von entscheidender Bedeutung. Die Übermacht der katholischen Partei war gebrochen; es begann die Siegeslaufbahn Gustav Adolfs. § 135. Gustav Adolf in Süddeutschland. Die Schlacht bei Lützen. Der siegreiche Schwedenkönig zog nunmehr durch Thüringen und die Mainlande nach dem Rhein, ohne Widerstand zu finden. In M a i n z hielt er im nächsten Winter Hof, an der Seite seiner Gemahlin, umgeben von protestantischen Abgesandten und Fürsten, unter denen sich auch der vertriebene 1632. Böhmenkönig Friedrich V. von der Pfalz befand. Im nächsten Frühjahr zog der König zunächst den Main aufwärts nach dem gut evangelischen Nürn -b e r g, wo er mit stürmischer Begeisterung empfangen wurde; dann erzwang er durch eine Schlacht, in der Tilly tödlich verwundet wurde, den Über-Eroberung gang über den Lech, brach in Bayern ein und nahm München, die München. Hauptstadt Maximilians, der nach Norden abgezogen war. Gustav Adolf stand auf der Höhe seines Glücks. Er hatte den evangelischen Glauben gerettet und hatte Schweden zur Großmacht des Nordens gemacht. Welche P l ä n e er für die Zukunft hegte, ist uns nicht genau bekannt; doch dachte er jedenfalls daran, deutsche Lande, vor allem Pommern zu erwerben und Schweden einen starken Einfluß auf die deutschen

5. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 89

1902 - Karlsruhe : Lang
— 89 in seinen Erblanden bedroht. In dieser Not wandte er sich an Wallenstein und forderte ihn aus, ein Heer zu sammeln und deu Oberbefehl zu übernehmen. Allein Wallenstein weigerte sich; denn er grollte noch immer über seine Absetzung. Erst als ihm eine völlig unbeschränkte Gewalt wahrend der Dauer des Krieges zugesichert und ein kaiserliches Erbland als Belohnung versprochen worden war, gab er im Frühjahre 1632 nach. In wenigen Wochen hatte er ein Heer von mehr als 60000 Mann beisammen und zog damit gegen Nürnberg. Gustav Adolf eilte zum Schutze der schwedisch gewordenen Reichsstadt herbei und ließ ausgedehnte Verschanzuugen sür sein Heer anlegen. Kurze Zeit darauf rückte auch Wallenstein heran und bezog mit seinem Heere in geringer Entfernung von Nürnberg ein befestigtes Lager. Zwei Monate standen die beiden Heerführer einander gegenüber, ohne daß es zur Schlacht kam. Als Gustav Adolf durch herangezogene Truppen bis auf 60000 Mann verstärkt war, griff er das Lager Wallensteins am Bartholomäustag (24. August 1632) an. Vom frühen Morgen bis zum Abend liefen die Schweden Sturm; allein das Lager wurde so tapfer verteidigt, daß Gustav Adolf nach schweren Verlusten sich zurückziehen mußte. Da ihm die Lebensmittel mangelten, beschloß er, nach Sachsen abzuziehen. Wallenstein folgte ihm, und am 16. November wurde bei Lützen die Entscheidungsschlacht geschlagen. Wallenstein litt an der Gicht; darum konnte er kein Pserd besteigen, sondern ließ sich in einer Sänfte in die Schlachtlinie tragen. Beide Heere waren ungefähr gleich stark und kämpften mit gleicher Tapferkeit. König Gustav Adolf fiel; allein seinem Heere blieb der Sieg. Wallenstein nahm seinen Rückzug uach Böhmen. Über ein Jahr blieb er dort mit seinem Heere untätig. Er knüpfte Unterhandlungen mit den Schweden an und erregte dadurch den Verdacht, daß er den Kaiser verraten wolle. Der Kaiser besaht ihm, den Oberbefehl niederzulegen, und verhängte, als er sich weigerte, die Acht über ihn. Von mehreren feiner Unterfeldherren und dem größten Teile feines Heeres verlassen, wollte nun Wallenstein mit dem Reste seiner Truppen zu deu Schweden übergehen; alleiu bevor er die böhmische Grenze überschritt, wurde er in Eger am 25. Februar 1634 von mehreren seiner Offiziere ermordet. 3. Tilly. Johann Tserklas Gras von Tilly wurde 1559 aus einem Schlosse in der Nähe von Lüttich geboren. Seine Eltern wünschten, daß er sich dem geistlichen Stande widme; allein er hatte eine entschiedene Neigung für den Kriegerstand und trat schon in seinem vierzehnten Jahre in das spanische Heer ein. Unter dem

6. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 91

1902 - Karlsruhe : Lang
— 91 — bedächtiger Feldherr. Er hätte gerne die Stadt durch Kapitulation gewonnen und wollte die Erstürmung derselben vermeiden. Aber General Pappenheim setzte es durch, daß am 19. Mar tut Kriegsrate der Sturm beschlossen wurde. Tilly hatte tags zuvor einen Trompeter in die Stadt geschickt und die Bürger zur Übergabe auffordern lassen. Da Gustav Adolss Heer nicht allzuweit entsernt war, hofften die Magdeburger, der König werde ihnen zu Hilfe kommen, und zögerten mit der Antwort auf Tillys Aufforderung bis zum 20. Mai. In der vorhergehenden Nacht waren die Wälle sorgfältig bewacht worden, weil die Bürger einen Sturm der Kaiserlichen erwarteten. Als aber alles ruhig blieb, gingen sie bei Tagesanbruch zur Ruhe, und die Wälle' wurden von Söldnern besetzt. Nun unternahm das kaiserliche Heer den Sturm. Aus drei Seiten wurde die Stadt angegriffen, und Pappenheim drang durch eine schlecht bewachte Pforte in sie ein, bevor die beiden andern Abteilungen des stürmenden Heeres znm Angriffe schritten. Die Söldner leisteten kaum Widerstand. Eine Abteilung derselben besetzte einige Häuser nahe am Walle; diese Häuser wurden von den Kaiserlichen angezündet, um die Verteidiger zu vertreiben, und brannten in der windstillen Lust nieder, ohne daß sich der Brand weiter verbreitete. Der schwedische Oberst Dietrich von Falkenberg, der im Auskrage Gustav Adolss die Verteidigung der Stadt leitete, eilte mit Mannschaft herbei, Hirt die Kaiserlichen zurückzutreiben; allein er wurde gleich im Anfange des Gefechtes von einer Kugel tödlich getroffen. _ Nun begann in den Straßen der Stadt ein erbitterter Kamps. Die Bürger wehrten sich mit dem Mute der Verzweiflung. Ans den Fenstern und von den Dächern der Häuser wurden die Kaiserlichen beschossen und erlitten große Verluste. Da brachen an verschiedenen Orten der Stadt, auch au solchen, wohin noch keine kaiserlichen Truppen vorgedrungen waren, Feuersbrünste aus. Nach dem damaligen Kriegsrechte waren die Einwohner einer erstürmten Stadt, zumal wenn sie bewaffneten Widerstand leisteten, mit Freiheit, Hab und Gut dem Sieger verfallen. Die kaiserlichen Truppen begannen darum die Häuser der Bürger ^auszuplündern, verübten aber dabei an Wehrlosen, Greisen, Frauen und Kindern die schändlichsten Greuel. Drei Tage lang dauerte Raub, Mord und Brand. Mehr als 20000 von den Einwohnern verloren das Leben; die stolze, reiche Stadt lag in Schutt und Trümmern; nur die Domkirche und eine Anzahl Fischerhütten blieben stehen. Am dritten Tage ritt Tilly in die Stadt; er soll beim Anblicke der Zerstörung geweint haben. Mit großer Mühe wurde die Ordnung unter dem zuchtlosen Kriegsvolke wiederhergestellt

7. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 92

1902 - Karlsruhe : Lang
am i(ect) stellte stch ibm entaeoen. ßäitfmh 9fsnsf und den noch übrigen Bewohnern Schutz und Nahrung getonte ,f war die Zerstörung der starken Festung ein ichwerer Nachteil. Hatte er sie unversehrt in seine Gewalt bekommen, dann hatte er die Gegend an der untern Elbe gegen die Schweden behaupten sonnen; so aber mußte er sich aus Sachsen zuruckziehem Bald nachher wurde er bei Breitenfeld in der Nahe von Leipzig von Gustav Adolf besiegt und zog sich nach Bayern zuruck. Nacbdern Gmtnh 9shnsf ...J ™Vvtvv vv‘l/lvcl ^“‘^^luugei getroffen und |tarb an der Wnnbe kurze Zert darauf in Jngolstabt. ^ ~ 9 to.ar Gustav Aböls und Wallenstein der größte ^elbherr des brechigjährigen Krieges. In sechsnnbbreißig Schlachten hat ei gest egt und ist nur dem großen Schwebenkönige unter-legen. -Labet war er ein ausrichtig frommer Mann; er hielt bet fernem Heere strenge Manneszucht, verübte keine Erpressungen und bulbete ferne Gewalttaten gegen die friedlichen Einwohner. r Untergang Magdeburgs Hat feinem Namen einen Schanbsleck aitgehettet; allein es ist nicht wahrscheinlich, daß die unglückliche Stadt mtt 1 einem Willen zerstört worden ist. Die babei ver-ü ten Greuel konnte er nicht verhinbern; denn wenn ein Heer eme Stadt erstürmt hatte, verlor der Feldherr auf einige Zeit bte Gewalt über die im Kamps und Blutvergießen verwilberten Soldaten, tote btes sogar Gustav Aböls itt der ihm besretmbeteit fetabt #vrartffntt an der Ober erleben mußte. 1. Die Hohenzollern ertoerben die Mark Brandenburg. Die Mark Brandenburg gehörte ursprünglich zum Herzogtum wachsen. Kaiser Kortrab 111. erhob sie 1142 zu einem selbstänbigen Fürstentum, das er Albrecht dem Bären aus dem Geschlechte der Assanier*) übertrug. Nach dem Aussterben der askanischen Markgrasen erwarb Kaiser Karl Iv. die Mark Branbenburg im Jahre 1373 und vererbte sie auf seinen jüngeren oohtt Sigismund. Markgraf fcigismunb gewann bnrch feine Heirat mit einer ungarischen Königstochter die Krone von Ungarn und würde im Jahre 1411 zum bentschen Kaiser erwählt. Um die Mark Branbenburg hat er sich nie viel bekümmert, außer* daß er sie mehrmals an seine Vettern verpsänbete, wenn er in Gelbver- *) Tas Geschlecht hatte seine Stammgüter am nördlichen Fuße de5* Harzes; von der dazu gehörigen Stadt Aschersleben, sateinifd) Ascania kommt der Name Askanier. Xx. Der preußische Staat.

8. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 266

1902 - Karlsruhe : Lang
— 266 — Proviant, Getreide, Brot und Wein; dann sollten seine Landsknechte in die Stadt eingelassen werden, da sie lange im Felde gelegen und allerlei Dinge sausen müßten, wie Schnürstiefel, Leinwand, Tuch. Doch vou letzterem wollten die Bürger nichts wissen. Von Zabern 'ans rückte der König gegen Straßburg vor. soll vou den Hausbergen ans die Stadt in Augenschein genommen haben, stand aber von jeglichem Angriff ab. Dann zog er nach Hagenau, daraus nach Weißen bürg und verließ dann das Elsaß, da niederländische Truppen in sein eigenes Gebiet eingefallen waren. So blieb Straßburg für diesesmal durch sein treues festhalten zu Kaiser und Reich vor einer Überrumpelung bewahrt und rettete dadurch auch seine eigene Selbständigkeit. Es blieb bis aus weiteres eine freie deutsche Reichsstadt. Kaiser Karl V. hörte mit Schrecken von dem Verluste der lothringischen Städte. Obgleich der Winter schon im Anzug war, rückte der Kaiser doch vor Metz (1552). Die Franzosen hatten aber inzwischen die Stadt zu einer starken Festung umgeschaffen und reichlich mit Lebensmitteln versehen. Die Geschütze wurden gegen die Stadt gerichtet, aber mit wenig Ersolg. Es brach ein früher, harter Winter herein; Seuchen rafften einen Teil des Belagerungsheeres dahin; der Kaiser lag selbst an der Gicht darnieder. -L0 wurde er genötigt, die Belagerung auszuheben, und voll schmerz über sein Unglück trat er am zweiten Weihnachtstage den Rückzug an. Metz blieb in den Händen der Franzosen. X. Aus den Zeiten des dreißigjährigen Krieges. Während des dreißigjährigen Krieges wurde das Reichsland, besonders das Elsaß, schwer heimgesucht. Das erstemal war es zur Zeit des Pfälzer Krieges. Als Ernst von Mansfeld in Diensten des Winterkönigs, des Kurfürsten Friedrich V., gegen -Lilly nach der Pfalz zog,^drang er auch in das Elsaß ein. Da der Kaiser in Böhmen L-ieger geblieben, hoffte er, ihm hier Schaden zufügen zu können. Das Elsaß stand nämlich damals großenteils unter der Herrschaft des habsburgischen Hauses. Es besaß die Landgrafenwürde im Elsaß, die Landvogtei über die zehn freien kaiserlichen Städte und beherrschte die um Hagenau gelegenen vierzig Reichs-dörser. Zudem war der Sundgau dem Hanse Österreich durch Erbschaft zugefallen. Denn im Jahre 1324 hatte der Erzherzog Albrecht die Tochter des letzten Grafen von Pfirt geheiratet. Tiefer südliche Teil wurde von einem österreichischen Landvogt von Ensis-hetm aus verwaltet. Er war ein habsbnrgischer Beamter. Mansfeld hatte es zunächst aus Hagenau, den Sitz des kaiserlichen Landvogtes, abgesehen. Anfangs verteidigten sich die Hagen-aiter mit ihren Kanonen tapfer-; doch waren sie Mansfelds großer

9. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 267

1902 - Karlsruhe : Lang
— 267 — Macht nicht gewachsen. Die Stadt mußte sich ihm ergeben. 100000 Gulden verlangte der Sieger von den Reichsdörsern, eine gleiche Summe von dem Grasen von Hanan-Lichtenberg. Nun wandte sich Mansseld gegen Zabern. Aus dem Wege dahin nahm er die reiche Abtei Maursmünster ein, plünderte trotz der größten Gegenwehr der Bauern die umliegenden Orte und legte manche in Asche. Zabern konnte er nicht einnehmen. Daran hinderten ihn die Teste Lage der Stadt, der rauhe Winter, der ins Land gezogen, und der Mangel an Schießbedars. Unverrichteter Sache kehrte er wieder nach Hagenau zurück. Einzelne Abteilungen seines Heeres drangen inzwischen bis in das Ober-Elsaß vor, besetzten Colmar und Ensisheim und nötigten überall den Einwohnern große Geldsummen ab. _ _ Aus einem zweiten Zuge nahm Mansseld das Städtchen Ros-heini, steckte es in Brand und richtete unter den Bewohnern ein furchtbares Blutbad an. Allein ein zweiter Versuch, Zabern zu nehmen, mißglückte wie das erstemal. Während dieser Belagerung schloß Friedrich V. von der Psalz mit dem Kaiser Frieden. Deshalb hob Mansseld die Belagerung von Zabern^ auf_ und zog über Deutsch-Lothringen nach den Niederlanden. Auf diesem Zuge wurde fein Nachtrab im Grauftal von den Zabernern überfallen, und viele wurden getötet. Noch mehr hatte das Elsaß zur Zeit des schwedisch-sranzösischen Krieges zu leiden. Nach dem ^.ode Gustav Adolss hatte der Herzog Bernhard von Weimar den Oberbefehl über das schwedische Heer übernommen. Einige Jahre später schloß er mit den Franzosen einen Vertrag, wonach ihm die Landvogtei im Elsaß zugesprochen wurde. Außerdem sollte er jährlich eine Unterstützung von vier Millionen Livres erhalten. Dasür mußte er sein Heer unter den Befehl des Königs von Frankreich stellen und es überall hinführen, wohin es der König verlangte. So hatte Bernhard zunächst da* nötige Geld und die Unterstützung der Franzosen in seinen Unternehmungen. Das Elsaß den Franzosen, die schon seit 1633 das Herzogtum Lothringen besetzt hielten, zu überlassen, hatte aber Bernhard keine Lust. Denn er wollte sich am Oberrhein ein eigenes Herzogtum gründen. Jetzt wurde das Elsaß von kaiserlichen, schwedischen, wei-marischen, französischen Truppen durchzogen. Kampf reihte sich an Kampf, Belagerung an Belagerung. Durch Plündern, Sengen, Brennen verwüsteten die Soldaten das ganze Land. Die Einwohner litten unsäglich darunter. Das zeigte sich am deutlichsten bei der Belagerung von Breisach. Diese Festung mußte Bernhard nehmen, denn von ihrer Einnahme hing der Besitz des Ober-Elsaß ab. Als er vor ihr lag, nahten sich die Kaiserlichen zum Entsatz, und mit ihnen wollte sich der Herzog von

10. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 271

1902 - Karlsruhe : Lang
— 271 — Bürger selbst ihre Wälle, Türme und Mauern niederreißen. Mit der Freiheit von Colmar war es zu Ende. Diese Wegnahme von Colmar, bald darauf auch die von Schlettstadt und Weißenburg, fällt in die Zeit, in welcher der Kaiser im Bunde mit Holland und Spanien mit Ludwig Xiv. einen Krieg führen mußte. Man nennt diesen den zweiten Raubkrieg. Denn um Länder mit Gewalt wegzunehmen, zu rauben, hatte ihn der französische König unternommen. In diesem Kampfe standen treu zum Kaiser Karl Iii., der Herzog von Lothringen, und Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst von Brandenburg. Das deutsche Elsaß wiederzuerobern, sahen diese als ihre Hauptausgabe an. Der große Kurfürst erschien mit einem Heere von 20000 Mann am Rheine. Unter dem Jubel der Bevölkerung hielt er im Jahre 1674 in Straßburg seinen Einzug. Nach Bereinigung der kaiserlichen, brandenbnrgischen und lothringischen Truppen war die Lage des französischen Generals Türenne sehr gefährlich. Er zog sich deshalb vor der Übermacht über die Zaberner Steige hinter die Vogesen zurück. Die Deutschen glaubten sich sicher und bezogen sorglos Winterquartiere. Allein Türenne ruhte nicht. Trotz des Winters zog er jenseits der Vogesen nach Süden. Plötzlich kam er im Dezember 1674 über Belfort aufs neue ins Elsaß und besiegte die Kaiserlichen bei Ensisheim. Dann rückte er nach Norden. Auf die Nachricht vom Herannahen der Franzosen stellten sich die Verbündeten (angeführt von dem kaiserlichen Feldherrn von Bonrnoville, dem Kurfürsten von Brandenburg und dem Herzog von Lothringen) zwischen Colmar und Türkheim auf. Vor sich hatten sie den Logelbach; der rechte Flügel wurde durch das Gebirge, der linke durch die Stadt Colmar gedeckt. Starke Verschanzungen mit zahlreichen Geschützen machten ihre Stellung unangreifbar. In dieser Not wußte sich aber Türenne zu helfen. Er zog über Egisheim, wo er übernachtete, auf ungebahnten Wegen, in tiefem Schnee längs des Gebirges durch Hohlwege*) und marschierte hinter Winzenheim vorbei in das Münstertal. Sofort nahm er Türkheim. Von hier aus griff er die Verbündeten von der Seite an. Ihre feste Stellung nützte ihnen jetzt wenig. Nach vier Stunden war der Kamps zugunsten der Franzosen entschieden. Es war am 5. Januar 1675. Noch vor Ende des Winters sahen sich die Verbündeten genötigt, über den Rhein zurückzugehen. Auch der große Kurfürst mußte das Land verlassen. In Straßburg traf ihn neues Unglück; hier starb ihm sein Sohn. Zu dem^chmerz über den verlorenen Feldzug, über den Verlust seines Sohnes kam plötzlich die Nachricht, daß die Schweden in sein Land eingefallen seien. Sie waren von Ludwig Xiv. dazu *) Nicht über das Gebirge.
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