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1. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 208

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
208 des in eine Pfanne mit siedendem Fett. Die Kunst besteht darin, daß das Gericht eher auf den Tisch kommt, als das Eis in der Teighülle geschmolzen ist. Entweder verbrennt man sich, wenn man dies verspeisen will, oder zer- beißt man es, so empfindet man die Kälte des Eises. Die chinesischen Frauen werden von Jugend auf schlecht behandelt und verachtet. Das Mädchen lebt abgeschlossen von der Außenwelt, muß arbeiten wie eine Magd, erhält keinen Unterricht als im Nähen, und wird zuletzt wie eine Waare an den Meistbietenden wider ihren Willen verkauft. So glänzend der Brautschmuck, so festlich die Hochzeit auch ist, so wenig benei- denswerth ist das Loos, welches ihrer im Hause ihres Mannes wartet. Sie darf nicht mit der Familie am Tisch essen, sondern muß den Mann und die Söhne bedienen, und speist erst, wenn alle gesättigt sind, abseits nur wenig und schlechtere Kost. Unter diesen Umständen ist es erklärlich, daß viele Frauen sich tobten und viele Mütter ihre Töchter aussetzen. Die Chinesen sagen, die Frauen haben keine Seele, sondern nur die Männer. Ein Grundzug des chinesischen Charakters ist unbegrenzter Stolz; China ist ihm der Mittelpunkt der Erde und berufen, über alle zu herrschen. Neben diesem Stolze besitzt der Chinese eine lächerliche Kleinigkeitskrämerei. Alles geschieht nach bestimmten Regeln, wie vor 2000 Jahren auch. Er steht nach Regeln auf, er wäscht sich, macht und empfängt Besuche, grüßt, spricht, schreibt arbeitet, ruht — Alles nach hergebrachten Regeln. Gefühllosigkeit, Ei- gennutz, Unsittlichkeit, Falschheit werden als Schatten-, Wißbegierde, Höflichkeit, Mäßigung, Heimathliebe, Achtung vor älteren Personen als Lichtseiten ihres Charakters angegeben. Den angeborenen Hang zum Lernen unterstützen in China unzählige Schulen aller Art, und die Aufmerksamkeit und Ehrerbietig- keit der chinesischen Schüler gegen ihre Lehrer soll die in unseren Schulen beobachtete weit übertreffen. Der Beherrscher des himmlischen Reichs führt den Titel Kaiser, „der himmlische Sohn"; er ist unumschränkter Herr über Leben und Tod seiner Unterthanen. Er ernennt alle Beamte, welche Quane (Vorgesetzte) oder Mandarine (Befehlshaber) heißen. Jeder von diesen muß studirt haben und geprüft sein. Kein Mandarine kann ohne besondere Einwilligung des Kaisers etwa neue Verordnungen erlassen oder alte außer Kraft erklären. In keinem Lande der Erde sollen so weise und so väterliche Gesetze bestehen als in China. Ueberall im Lande herrscht Ordnung und Sicherheit, für welche Tag und Nacht eine zahlreiche Polizei wacht. Das Kriegsherr soll 13/2 Mill. Mann stark, aber schlecht bewaffnet sein. Die Mehrzahl führt Bogen, Pfeile und Schwerter. Ihre Feuergewehre haben keine Schlösser. Nicht selten tragen die Soldaten Sonnenschirme. Mit Recht bezweifelt man, daß die chinesischen Soldaten einem europäischen Heere nachhaltigen Wider- stand leisten könnten. Ihre Seemacht wenigstens ist noch jedesmal ordent- lich zu Paaren getrieben worden. Dieselbe besteht aus 2000 Kriegsdschonken, welche zwar stark bemannt, aber höchstens mit je 10 Kanonen armirt lind. Im eigentlichen China soll es 2600 Städte geben; die Städte ersten Ranges heißen Fu, die zweiten Ranges Tscheu. ' 1. Das eigentliche China zerfällt in 18 wohlbevölkerte Provinzen. Hauptstadt ist Peking, 2 Mill. E.

2. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 210

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
210 geschildert. Das Hauswesen und die Sorge für die Familie liegen den Frauen ob. Die Frau melkt die Kühe und besorgt das Milchwesen, holt Wasser oft aus weiter Ferne, sammelt eine Menge Argols, trocknet sie und stapelt sie auf, verfertigt Kleider, gerbt Felle, kämmt und spinnt Wolle, kurz aus ihr lastet Alles. Der Mann treibt die Heerden auf gute Weideplätze, reitet auf die Jagd, liegt im Zelt, schläft oder raucht und trinkt Thee. Im Umgänge hat der Mongole etwas Schüchternes; aber er wird heftig, stür- misch und muthig, wenn die Rachsucht ihn aufregt. Er ist gutmüthig und leichtgläubig und liebt Erzählungen, Sagen und Märchen leidenschaftlich. c) Die kleine Bucharei (Ost-Oschagatei oder die hohe Tartarei) ist größtenteils eine kahle, wüste Hochebene; nur an den Flüssen und insbe- sondere am Tarim ist wohl angebautes Land, dessen Melonen die kaiserliche Tafel zu Peking zieren; Getreide, Obst, Wein und Baumwolle wird fleißig gebaut. Die Viehzucht ist, da ein großer Theil der Bevölkerung Nomaden geblieben, von großer Bedeutung. In den Städten und Dörfern wohnen persisch redende Muhamedaner, welche Handel treiben. Mittelpunkt des Han- dels nach den benachbarten Reichen ist Jarkand. Der chinesische Statthalter wohnt in Kaschgar. Hami liegt in einer fruchtbaren melonenreichen Oase. Dies Land bildet das westlichste Grenzland von China, ist ganz muha- medanisch, den Chinesen in Bezug auf Bildung, Kleidung und Sitten ganz entgegengesetzt, wird aber von denselben ängstlich bewacht und festgehalten. Die Verwaltung ist nur in Händen der muhamedanischen Eingebornen unter chinesischer Oberhoheit. Die Verbindung mit Peking wird durch Courierposten, welche von 2 zu 2 Meilen Stationen haben, erhalten; ein Courier braucht von Aarkand bis Peking 25 — 30 Tage. An jeder Station ist ein Holz- stoß aufgerichtet, welcher bei ausbrechenden Unruhen angezündet wird. Auf diese Weise erreicht eine Nachricht in 6 Tagen die Hauptstadt Peking. Die Bucharen zerfallen in viele Stämme, Usbeken, Truchmenen, Tadschiks, Tar- taren re. Gewöhnlich arbeiten die Männer nur außerhalb des Hauses, dessen Geschäfte den Frauen überlassen bleiben. In der kleinen Bucharei haben die Frauen einen größeren Einfluß als sonst irgendwo bei den Mu- hamedanern. Im Zimmer nehmen sie den Ehrensitz ein, erscheinen in Ge- sellschaft mit Männern, gehen ohne Schleier, tragen auf dem Kopfe eine hohe Tiara und an den Füßen gestickte Stiefel mit hohen Absätzen. Sie sollen sehr schön sein, und wie die Männer mäßig und einfach leben. Der Name „Buchare" bedeutet einen unterrichteten Menschen, und in Wahrheit übertreffen sie alle Tartaren an Bildung. Weitaus die meisten Bucharen lernen schon im 7. Jahre lesen und schreiben; der Koran ist das Schulbuch. Sie reden einen ausgebildeten türkischen Dialekt. 3. Die tributpflichtigen Staaten. a) Tiibet (30,650 Q.-M., 11 Mill. E.) ist der buddhistische Kirchen- staat, an dessen Spitze der Dalai Lama steht. Lamas (Priester) stehen den Klöstern vor, bilden die Regierung, lehren und heilen. Der oberste Lama ist der Dalai, der Nachfolger Buddhas. Er ist unsterblich auf Erden; denn in der Regel bezeichnet er das Knäblein, in welches seine Seele übergehen wird. Dies wird alsdann bis zu seiner Mündigkeit in ein Kloster gethan, auserzogen und vom Volke verehrt. Neben dem Dalai Lama residirt im

3. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 227

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
227 5. El-Ahsa (Lahsa), ein Seeräubernest am persischen Meerbusen, welchem 1809 die Engländer eine tüchtige Lection gaben, treibt Ackerbau und Handel, besonders in der Stadt El-Katis (El-Chatts, Gerra bei den Alten). 6. Nedsched (das wüste A.) ist ein Gebirgsland, welches siüher die dpirch den Pascha von Aegypten 1811 — 1834 ausgerottete Secte der Wahabitcn (Wechabiten) bewohnten. Die uns unbekannten Wüsten werden von zahlreichen Beduinen- Stämmen durchschwärmt. Tie Hauptstadt der Wahabiten ist Deraijeh, 15,000 E. Nedsched versorgt die Nachbarländer mit Kameelen. 8 92. Die asiatische Türkei (31,600 Q.-M., 16 Will. Einw.) umsaßt Babylonien, Assyrien, Mesopotamien, Armenien, Kleinasien und Syrien, sammt Palästina, welche vom 20 Paschas regiert werden. Die Bevölkerung ist aus Türken, Griechen'drusen, Armeniern, Maroniten, Kur- den, Israeliten re. gemischt, und dem Sultan von Konstantinopel Unterthan. Die Türken gehören zum Stamme der Tartaren und sind ursprünglich in den Steppen zu Hause, welche jetzt von ihren Stammesverwandten, den Kirgisen, Bucharen, Usbeken, Turkomannen, besetzt sind, also zwischen dem Kaspi-See und dem Altaigebirge. Bon den Arabern zur Annahme des Islam gezwungen, zeichneten sie sich durch ihre Tapferkeit bei jeder Gelegen- heit aus; sie bildeten die Leibwache der Chalisen. Ein türkischer Stamm, die Seldschucken, stifteten ein großes Reich, indem sie der arabischen Herr- schaft ein Ende machten. Das Reich der Seldschucken unterlag später der Mongolen-Herrschast, von der sich ein anderer türkischer Stamm, die Os- manen, frei machte. Ihm hat das osmanische Reich seinen Bestand zu verdanken. Es ist bekannt, daß die Türken vor 300 Jahren gefürchtete Gegner der europäischen Christenheit waren; in den meisten christlichen Kirchen bestanden Kirchengebete gegen die Türken, seitdem Wien zwei Mal von ihnen belagert worden war. Jetzt ist die Furcht vor der türkischen Macht verschwunden; der jetzigen europäischen Kriegskunst können sie trotz aller. persönlichen Tapferkeit auf die Tauer nicht widerstehen. Einfach und gemächlich lebt der Türke; den Genuß des Weines verbietet der Koran, doch wird dieses Gebot bereits vielfach übertreten. Sie trinken aber Scher- bet und essen Opium. Der Scherbet ist ein kühlender Trank, welchen man aus Himbeeren-, Erdbeeren-, Aprikosensaft, Zucker und Wasser mischt. Das Opium, welches man aus der Mohnpstanze gewinnt, wird in der Gestalt von Pillen genommen, und ist sehr berauschend. Tanzen, Karten- oder Würfelspiel verbietet der Koran; will der Türke sich erholen, so geht er ins Bade- oder ins Kaffeehaus. Die Armenier haben wegen der Unfruchtbarkeit ihres Landes sich in allen Gegenden, des Handels wegen, verbreitet, und werden als ein ernstes, dienstfertiges Volk von sanftem, furchtsamem Charakter geschildert. Sie sind 15*

4. Zweiter oder höherer Kursus - S. 730

1850 - Weilburg : Lanz
730 Die einzelnen Länder Asien's. steinigen Arabiens in Verbindung stehen. Zwischen den zwei Ketten des Libanons zieht sich ein tiefes, fruchtbares Thal hin, ehemals Coclesyria (das hohle Syrien) genannt. Berggipfel, die gegen 10,000 Fuß hoch und den größten Theil des Jahres hindurch mit Schnee bedeckt sind, umschließen dasselbe. Nur ein Cedernhain ist noch in diesem Gebirge zu finden. Ewiger Schnee bedeckt mehrere der nördlichen Gebirge, in denen Berge von 10 — 12,000 Fuß sich erheben. Das Vorgebirge Baba ist des Landes westlichste, das Kap Indsche die nördlichste Spitze desselben. §. 8-17. Obgleich in alle angrenzende Meere zahlreiche kleine Flüsse münden, so geht doch die Hauptabdachung des Landes im Osten nach Süden, im Westen aber nach Norden. Die ansehnlichsten Flüsse sind: 1) der Euphrat, der, in Armenien entspringend, nach Südosten, strömt und sich nach einem Laufe von 408 Meilen mit dem Tigris vereinigt. Er macht durch seine Uebcrschwemmnngen die Umgegend fruchtbar. 2) Der Tigris entsteht ebenfalls in Armenien, fließt schnellen Laufes nach Süden und vereinigt sich nach einem Wege von 190 Meilen mit dem Euphrat. Nach der Vereinigung strömt der Fluß unter dem Namen Schat al Arab (ehe- mals Pasitigris) noch 30 Meil. und ergießt sich unter- halb Bassora in den persischen Meerbusen. 3) Der Kisil- Jrmak, (sonst Halys) und 4) der Sakarsa gehen in das schwarze; 5) bet Minder (Mäander) fließt in das ägeische und 6) der Jordan (setzt Ar den) in das todte Meer. Dieser, etwa von der Größe des Mains, entsteht am südlichen Libanon, hat ein dickes, gelbliches Wasser und wälzt sich unter vielen Krümmungen nur langsam fort. Jesu Taufe in diesem Flusse. — Mehrere Landseen breiten sich ans; die bemerkenswcrthesten sind: 1) das todte Meer — von dell Arabern Loth's Meer genannt — ist 12 Meil. lang, 2 bis 3 Meil. breit und hat 30 Meil. im Umfange. Wo gegenwärtig dieser See ist, war in früher Vorzeit en trockenes Thal, das Sit tim hieß, und in welchem die Städte Sodom, Gomarrha, Adama, Seboim und.segor lagen.

5. Zweiter oder höherer Kursus - S. 759

1850 - Weilburg : Lanz
Iv. Afghanistan. 759 §. 885. Dieses Binnenland ist Hochland und größten- theilö gebirgig. I) Das Himaleh-Gebirge steigt an der nordöstlichen Grenze himmelwärts; seine Fortsetzungen nach Westen sind 2) der Hin du kn sch und 3) der Paro pa- in i sus. In jenem ragen Berge bis zu 20,000 Fuß empor; tiefer herab senken sich die Höhen des Paropamisus. Auf der Westseite des Indus zieht sich vom Hindukusch 4) das Solimans- (Salomons-) Gebirge in südlicher Richtung, von welchem eine niedrigere Kette, 5) die Salzbcrge, nach Südosten über den genannten Fluß gehen. Jenes enthält Berge von 12 — 13,000 Fuß, deren Gipfel ewiger Schnee deckt. Schöne, fruchtbare Thäler werden von diesen Gebirgen umschlossen; ausgezeichnet und gepriesen wegen seiner Naturschönheit ist vor allen das Thal von Kaschmir. Ansehnliche Waldungen beschatten die niedrigen Höhenzüge. Doch auch an öden Strecken fehlt es nicht; so zieht sich die große Wüste von Iran in des Landes südwestlichen Theil. §. 886. Nur wenige beträchtliche Flüsse sind vorhanden. 1) Der Indus (Sind) kommt aus Tibet und durchströmt den nordöstlichen Theil des Landes. Von der Westseite ver- einigt sich mit ihm der Kabul. 2) Der Amu, nach Westen fließend, berührt die nördliche Grenze. 3) Der Helm end (Hilmend) hat am Hindukusch seinen Ursprung, nimmt seinen Lauf nach Südwesten und ergießt sich in den See Zarch. Dieser See, auch Zerr ah genannt, soll einen Umfang von 32 Meil. haben. §. 887. Das Klima ist nach der geringern oder bedeutender« Erhebung des Bodens verschieden- Eine große Hitze herrscht in den niedrigen Gegenden und in manchen eingeschlossenen Thälern; mild und angenehm ist die Luft in den Gebirgslandschaften, in denen aber auch die Kälte zuweilen bis zu 20o steigt. Augenentzündungen sind in den Wüsten eine gewöhnliche Krankheit. — Die Naturer- zeugnisse dieses Landes sind noch wenig bekannt. A. Das Thicrreich. Von 1) Hausthieren gibt es besonders

6. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 169

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 169 — es aber erst in den Wer Jahren, und seitdem ging es rasch voran. Was die Chinesen gegen die Bahnen einnahm, war nicht nur die Abneigung gegen alles Neue und Fremde, sondern vor allem die abergläubische Befürchtung, daß dadurch die Ruhe der Toten gestört werde. Überall liegen im Lande zerstreut die Begräbnisstätten, die bei der Verehrung, die man den Ahnen entgegenbringt, sür heilig und unverletzlich gelten. Mit Rücksicht darauf hat man bei Bahnbauten oft selbst uralte Friedhöfe umgehen oder überbrücken müssen. — Die wichtigsten Linien sind heute: 1. Die Nordchinesische Bahn von Peking über Tientsin nach Mukden (1020 km); 2. die von Peking-Kalgan, die durch die Mongolei über Urga und Kjachta bis zum Anschluß an die Sibirische Bahn weiter gebaut werden soll; 3. die 1905 eröffnete Linie Peking-Kanton (2000 km), die auf einer großartigen, von einer deutschen Firma erbauten 12 km langen Brücke den Hoangho überschreitet; 4. die Schantungbahn von Tsingtau ins Innere und 5. die Linie Schang- hai-Nanking. Der Außenhandel Chinas hatte 1911 einen Wert von 2258 Mill. Mk. (A. 1004, E. 1254). In erster Linie sind daran England (57 °/0), Japan (14 °/0), die Vereinigten Staaten (9,3 °/0), Frankreich (5 °/0) und Deutschland (3,3 °/0) beteiligt. Es wurden u. a. ausgefühlt: Rohseide und Seidenwaren (266 Mill. Mk.), Bohnen und Bohnenkuchen (128), Tee (102), Baumwolle (57), Häute und Felle (44). Öl, Sesam, Strohgeflechte usw. Siedlungen. Die überaus dichte Besiedlung hat in China schon früh Riesenstädte entstehen lassen, über das Aussehen einer solchen Stadt und das Leben und Treiben in ihr entnehmen wir einer Schilderung Flads folgendes: Jede bedeutende Stadt ist von einer Ringmauer umgeben. Tritt man durch eines der Tore in das Innere, so starrt einem ein Wirrsal von engen Gassen entgegen, die nach den verschiedensten Himmelsrichtungen führen und kaum weit genug sind, einen Wagen durchzulassen. Der Himmel wird den Blicken meist durch zahllose Holz- und Leinwandschilder, die quer über die Straße geführt find, entzogen. Kaum hat man ein Dutzend Schritte gemacht, so wird man auch schou von einer Schar Bettler in Beschlag genommen; jeder von ihnen hält dem Vorübergehenden ein Körbchen hin, worin sich einige Kupferstücke befinden. Gibt man einem eine Kleinig- keit, so kann man sicher sein, daß das ganze Heer der Krüppel einen auf Schritt und Tritt verfolgt. Ein lebhaftes, buntes Treiben entwickelt sich auf den Marktplätzen. Gaukler zeigen ihre Künste, Wahrsager, die hinter Tischen mit Schreibmaterialien, Räucherkerzen und geheimnisvollen Dingen sitzen, verkünden ihren atemlos zuhörenden Kunden ihre küns- tigen Lebensschicksale. Dort sitzt ein umherreisender Barbier, der mitten im dichtesten Gedränge mit Geschick sein Handwerk ausübt. Wer könnte weiter die verschiedenen Menschen- arten aufzählen, aus denen sich der Strom der Fußgänger in den Straßen zusammensetzt, durch den man sich oft nur mit Mühe hindurchzwängt. * Hier die laute Stimme von herumziehenden Köchen, die ihre stark duftenden Gerichte zum Verkauf anbieten, dort der reisende Grobschmied und Flaschner, der Regenschirmausbesserer, der wandernde Apotheker, Schuster — und jeder von diesen Handwerkern blökt seinen eignen Ausruf. Kulis, die unter schweren Lasten keuchen, Sänftenträger, die mit lauter Stimme jeden ermahnen, aus dem Wege zu gehen, und deren Last ein dickbeleibter Mandarin, ein wohlhabender Kaufmann oder eine mandelängige Schöne sein mag. Dazu kommen noch Scharen von Hühnern, die sich hier, wo alle Überreste der Küche auf die Straße geworfen werden, zu Hause sühlen wie auf einem Misthaufen, Herden von schwarzen Schweinen und ganze Rudel schmutz- starrender Hunde. China wird in 18 Provinzen eingeteilt. In der nördlichsten, Tschili, liegt die Hauptstadt Peking (805000 E.). 15 m dicke und 18 m hohe, ein Viereck bildende Mauern, durch die 16 Tore führen, umschließen sie. Sie gliedert sich in die Chinesenstadt, den Sitz

7. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 116

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 116 — fast schlammiger Zugang gehauen. Am Ufer erweitert sich dieser zu einem kleinen Platz von demselben Charakter. Darauf stehen etliche offene Buden; zerlumpte Verkäufer von beklexten Kieselsteinen, Blechflaschen mit abgekochtem Jordanwasser, Dorngeflechten umkreisen den Ankommenden. Der Boden ist zerstampft, wie der Rasen nach einer gründlich verregneten Vogelwiese, das Buschwerk in den Schlamm getreten. Eier- und Orangenschalen und Papier- setzen erhöhen den Eindruck. Der Platz wird von den russischen Pilger- zügen, die in dieser Zeit täglich in Höhe von 50—100 Köpfen von Priestern hierher geführt werden, zum Auskleiden benutzt. Dann waten sie alle, teil- weise mit einem weißen Hemd bekleidet, das dadurch zum Sterbehemd geweiht wird, ius Wasser, um unter dem Segensspruch des Priesters unterzutauchen. Es soll ein höchst eigenartiges Bild sein, das wohl eine zutreffende Vor- stelluug gibt von den Vorgängen bei der Taufe des Johannes. Ii. Sven von Kevins *) Marsch nach Lhasa. (»Im Herzen von Asien. Zehntausend Kilometer auf unbekannten Pfaden." Von Sven von Hedin. Mit 407 Abbildungen, darunter 154 Separat- und Vollbilder und 8 bunte Tafeln, und 5 Karten. Autorisierte Ausgabe. Zweiter Band. Leipzig, F. A. Brockhaus, 1903. 570 Seiten, 20 Mark. S. 253, 257, 271—273, 283-284, 310, 328—329.) (1. Sven von Hedins Verkleidung.) Eiligst kleidete ich mich in den mongolischen Anzug und wurde vom Scheitel bis zur Sohle eiu Mongole. Die während des Rittes zu gebrauchenden Instrumente, sowie Tabak und Fernglas wurden in ihren Verstecken untergebracht. Schon vom ersten Augenblicke an fühlte ich mich in meinem mongolischen Rocke sehr gemütlich; er saß weich und gut, und das einzige, was ich entbehrte, waren die vielen Taschen, die ich in meinem Ulster hatte. Der Kompaß und das Marschroutenbuch wurden einfach vorn in den Rock gesteckt und von der gelben Leibbinde festgehalten. Auf dem Kopfe trug ich eine gelbe Mütze mit aufgekrempeltem Vorderrande. Die dicken, plumpen Mongolenstiefeln, mit denen ich schon lange gegangen war, damit sie genügend getragen und abgenutzt aussähen, paßten mir vortrefflich und waren infolge ihrer dicken Sohlen und aufwärtsgekehrten Spitzen auf feuchtem Terrain außerordeut- lich praktisch. Der Rock selbst hatte eine tiefdunkelrote Farbe. Der gelbe Pelz war heute morgen nicht nötig, da die Sonne sehr freundlich schien und Fliegen und Schmetterlinge die Luft erfüllten. (2. Tibet.) Das Terrain in dieser Gegend ist vorzüglich, und wir legten auf dem festen Boden mit größter Leichtigkeit beinahe 40 Kilometer zurück. Die Hügel und Täler, die wir hierbei passieren, sind arm an Gras, aber desto reicher an Kulanen und Aaken, die bei verschiedenen Gelegen- heiten zu Hunderten auftraten. Sie nehmen aber auch mit Moosen und Kräutern vorlieb, die unsere zahmen Tiere nicht fressen würden. Spuren von Menschen fehlen noch. Von Zeit zu Zeit reitet einer von uns auf den nächsten beherrschenden Hügel hinauf, um Umschau zu halten. Jetzt würden *) Der Schwede Sven von Hedin bereiste Jnnerasien (Tarimslnß, Lop-nvr, Altin-tag, 8 ^V-Ecke der Gobi und Tibet) in der Zeit von 1900-1902; fein Versuch, nach Lhasa vorzudringen, scheiterte: der Marsch ging vom Altin-tag (bzw. Lop-nor) nach Süden. 2) — wilde Esel.

8. Tier-Geographie - S. 37

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter-Säugetiere Asiens. 37 ihnen so auffallend reich ist. Auch in seinen Amphibien hat Asien ein scharfes, großartiges Gepräge vorzugsweise in seiner südlichen Hälfte, wo die klimatischen Verhältnisse, so wie die Bodenbeschaffenheit das Gedeihen und die Entwicklung jener Tierklassen begünstigen, während mit jedem Grade höher nach Norden ihre Zahl und Bedeutung mehr und mehr abnimmt. Die wärmeren Zonen Asiens, namentlich Indien mit seinen großen Strömen, Sümpfen und undurchdringlichen Wäldern sind fast überreich an Reptilien, so daß sie darin Südamerika, dem eigentlichen Amphibienlande, fast gleichkommen. Die großen Pythonen des ostindischen Archipels stehen an Größe den Schlingern (Loa) Brasiliens und Surinams nicht nach; beson- ders ist auch die große Zahl der giftigen Schlangen auffallend. Groß ist die Zahl der Schildkröten-Arten, ebenso groß die der Frösche und Kröten; neben diesen leben viele Arten Eidechsen daselbst, und die Gattungen Drache und Basilisk sind hier zu Haufe. B. Marakiertiere Asiens. a. Säugetiere. Von den Gattungen der Säugetiere, welche Asien aufzu- weisen hat, kommt nur ein verhältnismäßig kleiner Teil ihm ausschließlich zu. da der Kontinent dieses Erdteiles seinen Reich- tum an Tieren mit dem organisch mit ihm verbundenen Europa und Afrika teilt, das südliche Jnselland aber auch in seinen höheren Organismen sich in den Südsee-Archipel verliert. 1. Das Paradiesland des schärfsten Gewürzes, des beißen- den Pfeffers, ist auch die eigentliche Heimat des grimmigsten und blutdürstigsten aller Raubtiere, des scharfzahnigen, präch- tigen bengalischen Tigers (Königstiger), der in den menschen- leeren Wildnissen Vorderindiens sein größtes Gedeihen von je- her gefunden und von da feine Ranbkolonieen ausgesendet hat: westlich bis zu den Waldgebirgen Mafenderans, am Südende des kaspifchen Meedes, nördlich bis nach Südsibirien, in ein Klima, das kälter ist, als das von Stockholm und Petersburg, östlich bis nach China und in die Grenzalpen des Landes der Mandschu und Korea's, und endlich südlich bis nach Sumatra

9. Theil 2 - S. 496

1832 - Cassel : Bohné
496 Asia Mator Orientalis. Xv. I N D I A. Name, Umfang, Gewässer, Boden, Provinzen und Völker. Name. T/idia, Iväixr); bei Esther 1,1. 8, 9. kommt im Hebr. der Name vor in der Form Hon- du; im Arab. in der Form Hind; im Aethiop. in der Form Hendu. Audi die Perser sprechen Hind, im Plur. Humid „die Indier,“ wie die Araber; da- mit sowohl Land als Volk bezeichnend. Gegenw. Hindostan, d. i. das Land India. Schwerlich stammt aber dieser Name von dem Fl. Indus; denn dieser hiess ursprünglich Sind oder Sindh und bedeutete, nach Wahl, „den schwarzen oder den blauen Fluss.“1 Eben so wenig scheinen aber auch die durch Ab- stammung, Sitten und Sprache von einander so sehr verschiedenen Volker dieses östlichsten Theils von dem den Alten bekannten Asien sich selbst mit die- sem allgemeinen Namen bezeichnet zu haben. Es ist vielmehr wahrscheinlich, dass dieser Name ur- sprünglich nur den nordwestlichen, als Nomaden ein herumschweifendes Leben führenden Völkerschaften in den ältesten Erdcharten von den Reisenden aus Phönicia und Assyria, die ihr Weg nach Sera im Lande der Seres auf der grossen Carawanenstrasse bei ihnen nah vorbei führte, ertheilt, und späterhin über ganz Südostasien von den Persern und Griechen aus- gedehnt worden ist. Herodotus, von dem wir unter den Griechen die ersten Nachrichten über Indien er- halten, schildert selbst die Indier zuerst als Noma- den und Fischesser und sodann als Ackerbauer. Er sagt B. 3, 9s: Eötl äs aohlcc tllvscc 'Iväcovf xc/i ovx ogocpcdvcc öcpiöi: xdi ol gsv avrcöv vo- fuccäsg döi' ot äs ov. Diese Nomaden sind auch Ichthyophagen und tragen Kleider von Pflanzenbast, ¿ödljvcc rs (pkotvr]v; sie essen nicht allein die Fische roh, sondern sie tödten auch ihre Kranken und Al- ten und verzehren sie. Sie sind die Fleisclxesser, die

10. Die alte Geschichte - S. 90

1872 - Münster : Coppenrath
Die Waylonier und Assyrier. 31. Wohnsitz und Cnltur derselben. Auf dem Hochgebirge von Armenien entspringen, unweit von einander, zwei mchtige Strme, der Euphrat und Tigris. Vor der Mndung vereinigen sie sich zu einem Strome, der jetzt Schat-el-Arab heit und sich in mehren Armen in den persischen Meerbusen ergiet. Auf ihrer weiten Bahn neben einander nhern sich die Zwillingstrme bei Ktesiphon bis auf wenige Meilen und umschlieen dann eine groe fruchtbare Ebene, die von den Semiten, den Nachkommen des Sein, Si-near oder Sennaar, von den Griechen aber nach der Haupt-stadt Babylon Babylouieu genannt wurde. Hier, unter einem stets heiteren Himmel, trug der Boden wohl zwei- bis dreihundertsltige Frucht. Die Bltter des Weizens wurden vier Finger breit, die Hirse scho zur Hhe eines Baumes auf' der Palmbaum trug die wohlschmeckendsten Datteln im reichen Ueberflu. Die edelsten Obstarten, Getreide und sonstigen Frchte, die wir jetzt in Europa habeu, stammen grtentheils dorther. Solche Fruchtbarkeit verdankt jene Ebene den jhr" lichen Uebeischwemmungen beider Flsse. Denn wie in Aegyp" ten, so ist auch hier der Regen eine Seltenheit. Sobald aber der Schnee auf dem Hochgebirge Armeniens schmilzt, treten beide weit der ihre Ufer hinaus und befruchten dadurch das Land fr den Sommer. Dieser Wohlthat der Natur ist der Flei der Menschen zu Hlfe gekommen. Das ganze Land ist von Kanlen durchschnitten, Seen sind ausgegraben, nni das der" flssige Wasser in sich aufzunehmen, Dmme aufgeworfen, wohl zur Leitung des Wassers, als auch zum Schutze gegen Sturmslutheu. Aus den Wohnungen, die hinter diesen Dmmen aufgeschlagen wurden, entstanden die ersten, ltesten Städte.
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