113.
Das Ende der Napoleonischen Zeit.
29
vertriebenen Fürsten wieder eingesetzt. Auch der Papst kehrte aus seiner Gefangenschast zurck.
Die Spanier und die Portugiesen hatten sich schon vorher mit englischer Hilfe von der franzsischen Herrschaft Befreit.
b) Die meisten deutschen Mittel- und Kleinstaaten blieben in dem Umfange bestehen, den sie in der letzten Zeit erlangt hatten. fter-reich bekam die abgetretenen Lnder zurck, ausgenommen Belgien und die schwbischen Besitzungen. Preußen erhielt Posen, den nrdlichen Teil des Knigreichs Sachsen (dessen König nach der Schlacht bei Leipzig als treuer Verbndeter Napoleons in preuische Gefangenschaft geraten war), Schwedisch-Pommern, Westfalen und die Rheinprovinz. Ostfries-land wurde dem Knigreich Hannover berlassen.
Zwar hatte Preußen nicht den frheren Umfang und war noch dazu in zwei Lndermassen getrennt, aber die Verminderung der polnischen Bestandteile gereichte dem deutschen Preußen nur zum Vorteil, und die Notwendigkeit, im Westen wie im Osten auf die Sicherung seiner Grenzen bedacht zu sein, war eine Mahnung,
seine geschichtliche Aufgabe in Deutschland nicht zu vergessen.
c) Die Hoffnung des deutschen Volkes auf Herstellung eines ein-heitlichen Reiches erfllte sich nicht. Viele deutsche Fürsten, die ihre Un-abhngigkeit nicht aufgeben wollten, waren dagegen, auch Kaiser Franz und sein Kanzler Metternich, ebenso die auswrtigen Mchte. Nur mit Mhe gelang es, die 38 deutschen Staaten, von denen Holstein, Hannover und Luxemburg unter auswrtigen Fürsten standen, zu einem losen Ver-bnde, dem Deutschen Bunde, zu vereinigen. Von sterreich und Preußen gehrten nur die frher reichsdeutfchen Gebiete dazu (Karte 12). Vertreter der Fürsten bildeten den Bundestag zu Franksurt a. M, der nicht mehr Macht hatte als der ehemahlige Regensburger Reichstag; den Vorsitz fhrte sterreich. Eine gemeinsame Volksvertretung gab es nicht; doch sollte in den Einzelstaaten eine landstndische Verfassung statt-finden". Ebensowenig bestand eine gemeinsame Vertretung dem Auslande gegenber. Im Falle eines Krieges sollte jeder Bundesstaat eine bestimmte Anzahl Truppen stellen und der Bundstag einen Oberfeldherrn whlen.
Von wem hatten die Staatsmnner des Wiener Kongresses die rcksichtslose Lnder- und Vlkerverteilung gelernt?
2. Die hundert Tage", 1815. Die Nachricht, da Napoleon am 1815. 1. Mrz in Frankreich gelandet sei, stellte die Einigkeit wieder her unter den Gromchten, die wegen der schsischen und der polnischen Frage beinahe in Krieg miteinander geraten wren. Sie erklrten Napoleon in die Acht und boten ihre Heere gegen ihn auf. Napoleon aber gewann in Frankreich schnell die Bevlkerung und die Soldaten fr sich und zog triumphierend in die Hauptstadt ein, aus der Ludwig Xviii. nach Belgien entflhen war. Auch Napoleon fhrte fein Heer nach Belgien, um Wellington und Blcher zu bekmpfen. Nachdem er am 16. Juni Blcher bei Ligny (Karte Nr. 12) zurckgedrngt hatte, griff er am
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Franz Franz Kanzler_Metternich Napoleon Napoleon Napoleon Ludwig_Xviii Ludwig Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Posen Sachsen Leipzig Napoleons Schwedisch-Pommern Westfalen Rheinprovinz Hannover Deutschland Holstein Hannover Luxemburg Frankreich Frankreich Belgien Belgien Wellington
, 74 Das Zeitalter der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
enthllte er diese franzsischen Ansprche den sddeutschen Regierungen; und diese, welche vorher um Napoleons Beistand gebeten hatten, jetzt aber erkannten, roo ihr wahrer Freund zu suchen sei, schlssen mit Preußen Schutzbund ^heime Schutz - und Trutzbndnisse ab, wonach im Kriegsfall "todeuifven" ^re Truppen unter den Oberbesehl des Knigs von Preußen treten sollten. Staaten. <g0 umschlo bereits jetzt ein enges Band die Nord- und sddeutschen Staaten. Im nchsten Jahre wurden die Bndnisse auch verffentlicht.
59. Die Annexionen und der norddeutsche Bund. Hrter als die sddeutschen Staaten wurden die Gegner Preuens in Norddeutschland be-handelt. Sachsen wurde zwar aus Rcksicht auf sterreich, das sr diesen treuen Waffengefhrten mit aller Entschiedenheit eintrat, in seinem bisherigen Besitzstande belassen. Dagegen wurden nicht nur die Elb-Annexionen.herzogtmer, sondern auch Hannover, Kurhessen, Nas-sau und die Stadt Frankfurt dem preuischen Staat einverleibt. Dieser wuchs um ein Viertel seines bisherigen Bestandes; drei neue Provinzen traten zu den bisherigen hinzu, und die beiden Teile, in die Preußen bisher zerfallen war, schlssen sich nun zu einer Einheit zusammen.
Gro waren die Ersolge dieses Krieges; die Heeresresorm König Konflikt Wilhelms hatte sich auf das glnzendste bewhrt. Die Folge davon war ein Umschwung in der Stimmung des preuischen Volkes. Den Ver-fassungsstreit wnschte es, wie die Wahlen bewiesen, in seiner Mehrheit nicht erneuert zu sehen; und da auch die Regierung sich mavoll und ent-gegenkommend erwies, so wurde der Konflikt beigelegt. Der König hatte wieder Frieden mit seinem Volke.
Dem norddeutschen Bunde aber traten folgende Staaten norddeutsche ^: die Knigreiche Preußen und Sachsen, die Groherzogtmer Bund. Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Ol-denburg, Sachsen-Weimar, die Herzogtmer Braun-schweig, Anhalt, S a ch s e n - C o b u r g - G o t h a, Sachsen-Altenburg, Sachsen - Meiningen, die Frstentmer Schwarzburg-Sondershausen,Schwarzburg-Rudol-stadt, Waldeck, Lippe, Schaumburg-Lippe, Reu jngere und ltere Linie, die freien Städte Hamburg, Lbeck und Bremen, dazu die Provinz Oberhessen.
Verfassung Der neue Bund unterschied sich durch zwei Dinge wesentlich von dem alten deutschen Bunde: einmal dadurch, da er eine geschlossene Einheit bildete, ein Bundesstaat und kein Staatenbund war; zweitens da-durch, da der Vertretung der verbndeten Regierungen, dem Bundes-
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194
Das Zeitalter der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
Jahre vorher besetzt hatten, auf das aber Georg Iii. von England keineswegs verzichtet hatte. So verfeindete sich Preußen mit England und ver-bndete sich mit seinem natrlichen Gegner Frankreich. >'
?\ 205. Der Rheinbund und das Ende des deutschen Reichs. Durch die Schlacht von Austerlitz hatte Napoleons Macht einen gewaltigen Auf-em schroung genommen. Mit tyrannischer Willkr verfgte er nunmehr der Napoleons Staaten und Völker. Inneapel erklrte er die dort herrschende Dynastie der Bourbonen fr abgefetzt und fetzte seinen Bruder Joseph als König ein; der batavischen Republik machte er ein Ende, schus ein Knigreich Holland und verlieh es seinem Bruder Ludwig; am Niederrhein stiftete er ein Groherzogtum Berg, das sein Schwager, der Reitergeneral Joachim Murat, erhielt.
Ferner wurden die Lande zahlreicher Fürsten, Grafen und Herren in Sd- und Westdeutschland eingezogen (mediatisiert), z. B. die Gebiete der Fürsten von Hohenlohe sowie der Fürsten von Thurn und Taxis, welche im alten Reich die Post verwaltet hatten. Diese Gebiete wurden unter sechzehn Staaten verteilt, welche zu einem unter Napoleons Protektorat $ebmtdeiu= sich^den Bunde, dem Rheinbunde, zusammentraten. Dazu gehrten u. a. die Knigreiche Bayern und Wrttemberg, die Groherzog-tmer Baden, Hessen-Darmstadt und Berg. Die Rheinbund-staaten stellten dem Kaiser der Franzosen Truppen fr alle seine Kriege. So begannen fr Deutschland die Jahre der Demtigung unter die Fremd-Herrschaft. Bei dem Nrnberger Buchhndler Palm erschien damals eine Schrift: Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung"; da er sich weigerte den Verfasser zu nennen, wurde er erfchossen.
!lten^Reiches Die Grndung des Rheinbundes bedeutete die Auslsung des 1806. deutschen Reiches. Im August 1806 legte der deutsche Kaiser Franz Ii. die deutsche Kaiserkrone nieder; das Reich, das einst die Sachsen-kaiser geschaffen hatten, hatte aufgehrt zu sein. Schon im Jahre 1804 hatte Franz den Titel eines Kaifers von Oft erreich angenommen; er heit als solcher Franz I.
Tic Belegung Preuens. 18061807.
2skmrtu 206. Friedrich Wilhelm Ii. und Friedrich Wilhelm Iii. Unter i?8 bis Friedrich Wilhelm Ii. hatte sich der preuische Staat betrchtlich 1797 vergrert. Zunchst waren die beiden Frstentmer Ansbach und B a y -reuth, der bisherige Besitz der frnkischen Hohenzollern, an Preußen
Amru*- 4#Wva~
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Extrahierte Personennamen: Georg_Iii Napoleons Napoleons Napoleons Joseph Ludwig Ludwig Joachim_Murat Hohenlohe Napoleons Buchhndler_Palm August Franz_Ii Franz Franz Franz Franz_I. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Die Befreiung Deutschlands; Eindringen der Verbündeten in Frankreich. 419
(30. und 31. October) das baierfche Heer durchbrach und schon am 2. November über den Rhein ging.
Inzwischen war der König von Westphalen, Jerome, durch den russischen General Czernitschess verjagt und das Königreich Westphalen ausgelöset worden. Ein Gleiches erfolgte mitdemgroßherzogth um Berg.
47. Der Krieg in Frankreich bis )im ersten pariser Frieden.
Deutschland war nun befreit: die erste Sorge der Verbündeten war die, eine Regierung für die ueu eroberten Länder einzurichten. Zu diesem Zwecke setzte man eine Verwaltungs-Commission in Dresden nieder, deren Leitung von den verbündeten Herrschern dem Freiherrn von Stein übertragen wurde. Das Königreich Sachsen wurde zuerst unter diese Verwaltung gestellt, da der König zunächst als Kriegsgefangener nach Berlin gehen mußte. Bald trennten sich die gestimmten Fürsten Deutschlands wieder vom Rheinbünde und schlossen sich mit bedeutenden Heereömassen dem Bnnde gegen Frankreich an. In Folge der gänzlichen Befreiung Deutschlands traten wichtige Veränderungen in den Besitzverhältnissen ein: die zwischen der Elbe, der Weser und dem Rheine gelegenen ehemaligen preußischen Besitzungen kehrten natürlich ohne Weiteres unter das preußische Scepter zurück, ebenso die Länder von Hessen-Kassel, Hannover, Brannschweig und Oldenburg unter ihre vorigen Dynastien.
Bald wurde durch Bülow's erfolgreiches Vordringen auch Holland wieder den Franzosen entrissen und dem ans England zurückgekehrten Fürsten von Oranien zurückgegeben, welcher alsbald dem Bunde gegen Frankreich beitrat.
Napoleon war jetzt zwar bereit, ans Friedensunterhandlungen einzugehen , aber noch stellte er die hochmütigsten Bedingungen; denn er wollte sich noch keineswegs für überwunden erkennen. Das französische Volk hatte freilich keinen Glauben mehr an seine Siegeskraft, und besonnene Männer riethen zur Nachgiebigkeit, aber der Kaiser wies in seiner Vermessenheit solchen Rath zurück. Trotzig sprach er: „Ich stehe au der Spitze von Frankreich, ich bin der Stellvertreter des Volkes. Frankreich braucht mich nothwendiger, als ich Frankreich. Ich bin stolz, weil ich Muth habe; ich bin stolz, weil ich große Dinge ausgeführt habe. Ihr wollt den Frieden: in drei Monaten sollt ihr deu Frieden haben, oder ich werde nicht mehr sein." So blieb er denn bei den ungemessensten Forderungen. Die Verbündeten dagegen, welche zu Frankfurt am Main im December 1813 nochmals gemeinsamen Rath pflogen, vereinigten sich endlich in der besonders von Stein und Blücher lebhaft unterstützten Ansicht, daß die Ruhe Europa's erst dann gesichert sein werbe, wenn man den unermüdlichen Friedensstörer Napoleon gänzlich besiegt und von seinem Throne gestoßen habe. Die kräftige Fortsetzung des Krieges wurde daher beschlossen.
Der Krieg in Frankreich (1814). Während Bülow in Holland weiter vordrang, setzte Blücher über den Mittelrhein, Schwarzenberg aber zog durch die Schweiz nach Südfrankreich, und gleichzeitig gingen von Spanien
27*
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Geschichtliches.
135
Der Förderung gelehrter Bildung dienen öffentliche Bibliotheken —
die größten sind die königlichen in Berlin und München —, wissenschaftliche
Sammlungen und Institute, gelehrte Gesellschaften u. s. w. Aber auch die
schönen Künste, wie Musik. Malerei, Bildhauerei. Erzguß u. s. f., werden
auf Kunstakademien (u. a. in Berlin, München, Dresden) und Kunstschulen (14),
sowie auf 20 Konservatorien, d. i. Musik-Lehraustalteu, gepflegt (das berühm-
teste Konservatorium ist das zu Leipzig). Die deutsche Tonkunst überragt die
aller anderen Völker.
8. Geschichtliches.
Vom Jahre 843 n. Chr. ab bildete Deutschland ein eigenes Reich, dessen
Könige bald auch die römische Kaiserwürde erlangten. Das „heilige Römische
Reich deutscher Nation" umfaßte außer dem gegenwärtigen Deutschen Reiche noch
Böhmen, Mähren, die Alpenländer, das Rhönetiefland, die Niederlande, Belgien
und Norditalien. Es hatte seine Glanzperiode unter den Kaisern ans dem
Hanse Hohenstaufen. Nach dem Untergänge desselben begann Deutsch-
land von seiner Größe herabzusinken; daß es ein Wahlreich geworden, that der
Einheit den größten Schaden. Seit dem Westsälischen Frieden bestand es nur
noch dem Namen nach. Die Schweiz, die Niederlande und Belgien hatten sich
vom Reiche losgerissen. Geistliche und weltliche Fürsten, früher Beamte des
Kaisers, wurden nach und nach Landesherren, über die der Kaiser keine Macht
mehr besaß. Die Zahl der einzelnen Staatsgebiete mehrte sich mit der Zer-
splitterung der alten Herzogtümer und war gegen Ende des 18. Jahrh. bis ans
etwa 300 gestiegen; so konnten die deutschen Völkerschaften bei den verderblichen
Kriegen, die sie gegen einander führten, den mächtiger gewordenen Nachbarn
nicht mehr widerstehen. Im Jahre 1806 zerriß Napoleon I. den dentschen
Staatsverband und gründete den Rheinbund; Franz Ii. von Österreich legte die
deutsche Kaiserkrone nieder, und damit endete das Reich. An seine Stelle trat
1815) nach der Befreiung von der Fremdherrschaft der Deutsche Bund, ge-
gründet zu dem Zweck, die äußere und innere Sicherheit Dentschlands zu er-
halten und die Unabhängigkeit und Unverletzlichkeit der dentschen Staaten zu
wahren. Aber dieser Staatenbund, dem es dem Auslande gegenüber an einer
kräftigen Centralbehörde fehlte, erwies sich unfähig, Schutz gegen änßere Feinde
zu gewähren und das Wohl des Landes zu fördern. Wiederholt wurden darum
Wünsche nach einer Bundesreform laut; diese wurde jedoch erst durch einen
Krieg, herbeigeführt, der nach lang vorausgegangenem Zwiste zwischen Preußeu
und Osterreich ausbrach; derselbe ward im Sommer 1866 von Preußen binnen
kürzester Zeit überans siegreich zu Ende geführt, und der zu Prag abgeschlossene
Friede hatte eine vollständige Nengestaltnng Deutschlands zur Folge. Das König-
reich Hannover, das Kurfürstentum Heffeu, das Herzogtum Nassau, die
Herzogtümer Schleswig-Holstein nebst Lauenburg und die Freie Stadt
Frankfurt a. M., wo der Bundestag seine Sitzungen gehalten hatte, wurden
Preußen einverleibt, und alle Staaten n. von der Mainlinie traten mit Preußen
zum Norddeutschen Buude zusammen. — Österreich schied aus demselben
aus. Die süddeutschen Staaten: Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-
Darmstadt, denen der Eintritt in den Norddeutschen Bund offen gelassen wurde,
schlössen mit Preußen Bündnisverträge, wonach im Falle des Krieges eines dieser
Staaten oder Preußens mit dem Auslande die Heereskräfte uuter den gemein-
samen Oberbefehl Preußens gestellt werden sollten. Schon im Jahre 1870 er-
füllten sich die Bündnisverträge, als Frankreich nnter nichtigem Vorwande an
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Darmstadt Frankreich
166
2. Napoleonische Könige. Weil Neapel während des Krieges die Landung einer russisch-englischen Flotte zugelassen hatte, erklrte Napoleon von Schnbrunn aus: Der König von Neapel hat aufgehrt zu regieren", und gab dessen Land seinem Bruder Joseph. Doch behauptete sich der König von Neapel im Besitz der Insel teilten. Napoleons Bruder Ludwig er-hielt die batavische Republik als Knigreich Holland. Napoleons Schwager Joachim Murat wurde Groherzog von Berg.
3. Rheinbund. Um Deutschland dauernd zu beherrschen, schuf Napoleon den Rheinbund, 1806, dem unter seinem Protektorate 16 deutsche Fürsten angehrten.
Die Fürsten, die dem Rheinbund beitraten, erhielten eine weitere Gebietsvergre-rung durch die sog. Mediatisierungen (d. h. Einziehung kleinerer weltlicher Frsten-tmer). Baden und Hessen-Darmstadt wurden Groherzogtmer.
4. Ende des deutschen Reiches. Die Stiftung des Rheinbundes fhrte die Auflsung des tausendjhrigen rmisch-deutschen Reiches herbei, 1806; der Kaiser Franz Ii. legte die deutsche Kaiserwrde nieder und fhrte hinfort nur den Titel eines erblichen Kaisers (Franzi.) von sterreich, den er bereits 1804 angenommen hatte. Napoleon aber nannte sich jetzt: Kaiser der Franzosen, König von Italien, Protektor des Rheinbundes, Vermittler der Schweiz, y
Friedrich Wilhelm Iii.; Preuens Erniedrigung und Neugestaltung.
1. Friedrich Wilhelm Iii. 17971840. In Preußen starb 1797 Friedrich Wilhelm Ii., und es folgte ihm sein Sohn Friedrich Wil-Helm Iii. 17971840. Er war vermhlt mit Luise von Mecklenburg-Strelitz, einer der edelsten Fraueu, die je die Knigskrone getragen. Im Genu des schnsten Familienglckes und von Natur friedliebend, wnschte der König vor allem, sich auch fernerhin des Friedens erfreuen zu knnen. Daher mied er mglichst lange jeden Streit mit Frankreich. So verharrte Preußen in seiner unheilvollen Trennung von den gegen Frankreich verbndeten Staaten, und wurde dennoch von Napoleon rcksichtslos behandelt. Seit der Stiftung des Rheinbundes gab sich in der Hauptstadt Berlin und vornehmlich im preuischen Heere eine lebhafte Stimmung fr den Krieg kund, und als Napoleon die Zurckziehung seiner Truppen aus Deutschland verweigerte, erklrte ihm Preußen den Krieg (Oktober 1806).
2. Krieg Preuens gegen Napoleon 18061807. In Thringen stieen die beiden feindlichen Herre aufeinander. Nach einem Gefecht bei Saalfeld, in welchem der preuische Prinz Louis Ferdinand fiel, wurden die Preußen unter der Anfhrung des Herzogs von Braun-
83.
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Extrahierte Ortsnamen: Neapel Neapel Neapel Holland Napoleons Berg Deutschland Rheinbund Rheinbund Hessen-Darmstadt Italien Schweiz Frankreich Frankreich Rheinbundes Berlin Deutschland Saalfeld
153
2. Aspern und Wagram. An der Spitze eines Heeres, das meist aus "Truppen des Rheinbundes bestand, rckte Mpoleon rasch heran, besiegte auf der bayerischen Hochebene zwischen Isar und Donau den Erzherzog in mehreren Gefechten, namentlich bei Eckmhl, und zwang ihn, nach Bhmen zurck-zugehen. Dann unaufhaltsam die Donau abwrts ziehend, nahm Napoleon Wien zum zweiten Male ein. Als er dann aber versuchte, im Angesicht der heranrckenden Armee des Erzherzogs die Donau zu berschreiten, da bereitete ihm der Todesmut der sterreichischen Krieger seine erste Niederlage; der bisher Unberwundene wurde in der zweitgigen Schlacht bei Aspern vom 1809 Erzherzog Karl besiegt, so da er sich nach Wien zurckziehen mute. Bald darauf jedoch entschied er durch-den Sieg bei Wagram den ganzen Krieg.
Im Frieden zu Wien mute sterreich Salzburg an Bayern, die illy-rischen Provinzen an Frankreich, Westgalizien an das Herzogtum Warschau abtreten.
3. Die Tiroler unter Hofer. Whrend des Krieges waren die Tiroler unter der Fhrung des Sandwirts Andreas Hoser fr sterreich gegen die bayerische Herrschaft aufgestanden und hatten ihre Freiheit errun-gen. Jetzt aber wurden sie nach heldenmtigem Kackpse unterworfen; Hofer, der aus seinem lieben Land Tirol nicht flchten mochte, wurde infolge Ver-rates ergriffen und in der Festung Mantua erschossen (1810).
Der Versuch des preuischen Majors Schill, mit seiner Freischar das nrdliche Deutschland zur Vertreibung der Franzosen aufzuregen ( lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Endel"), milang; Schill fiel bei der Verteidigung Stralsunds.
94. (154.)
Napoleon aus der Hhe seiner Macht.
1. Des Kaisers Familie. In der Absicht, seinen Thron zu befestigen und mit erhhtem Glnze zu umgeben, lie sich Napoleon von seiner Gemahlin Josephine scheiden und vermhlte sich 1810 mit der Erzherzogin Maria Luise, der Tochter des Kaisers von sterreich; diese' schenkte ihm (1811) einen Sohn, den König von Rom".
2. Das napoleonische Weltreich. Napoleon erweiterte die Grenzen seines Kaiserreiches noch dadurch, da er (1809) die weltliche Herrschaft des Papstes fr aufgehoben erklrte und den K i r ch e n st a a t m i t F r a n k r e i ch vereinigte. Als (1810) der König Ludwig von Holland die Krone nieder-legte, weil die Machtgebote des Kaisers zu Hollands Nachteile gereichten, ver-einigte Napoleon auch Holland mit Frankreich und verband damit auch Oldenburg und die drei norddeutschen Hansestdte. So erstreckte sich das Weltreich Napoleons, der sich als Nachfolger Karls des Groen betrachtete, 130 Departements umfassend, den Ksten
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220
1809 zweitgigen Schlacht bei Aspern vom Erzherzog Karl besiegt, so da er sich nach Wien zurckziehen mute. Bald darauf jedoch entschied er, nachdem nun der bergang der die Donau geglckt war, durch den Sieg bei Wagram den ganzen Krieg. Im Frieden zu Wien mute sterreich Salzburg an Bayern, die illyrischen Provinzen an Frankreich, Westgalizien an das Herzogtum Warschau abtreten.
3. Die Tiroler unter ufer. Whrend des Krieges waren die Tiroler unter der Fhrung des Sandwirts Andreas Hofer fr fter-reich gegen die bayerische Herrschaft aufgestanden, hatten wiederholt ihre Freiheit errungen, wurden aber nach heldenmtigem Kampfe unterworfen. Hofer, der aus seinem lieben Land Tirol nicht flchten mochte, durch Verrat ergriffen und in der Festung Mantua erschossen (1810).
Der Versuch des preuischen Majors Schill, mit seiner Freischar das nrd-liche Deutschland zur Vertreibung der Franzosen aufzuregen ( lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende!") milang; Schill fiel bei der Ver-teidigung Stralsunds.
147.
Napoleon auf der Hhe seiner Macht.
1. Des Kaisers Familie. In der Absicht, seinen Thron zu be-festigen und mit erhhtem Glnze zu umgeben, vermhlte sich Na-poleon, nachdem er sich von feiner Gemahlin I o f e p h i n e geschieden,
1810 1810 mit der Erzherzogin Maria Luise, der Tochter des Kaisers von sterreich, welche ihm 1811 einen Sohn, den König von Rom", schenkte.
2. Das napoleonische Weltreich. Die Grenzen seines Kaiserreiches erweiterte er ferner dadurch, da er (1809) die weltliche Herrschaft des Papstes fr aufgehoben erklrte und den Kirchenstaat mit Frankreich vereinigte. Und als (1810) der König von Holland, weil die Machtgebote des Kaisers zu Hollands Nachteile ge-reichten, die Krone niederlegte, verband Napoleon auch Holland mit Frankreich, dem er ferner noch Oldenburg und die drei norddeutschen Hansestdte einverleibte. So erstreckte sich das Weltreich Napoleons, der sich als Nachfolger Karls des Groen betrachtete, 130 Departements umfassend, den Ksten des westlichen und sdlichen Europas entlang von Danzig und Hamburg bis Trieft und Korfu. Die meisten brigen Staaten Europas standen in mittelbarer Abhngigkeit von ihm (f. Karte Xii).
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8. Friede. Mit den sddeutschen Staaten und mit dem Knig-reiche Sachsen wurde hierauf in Berlin Friede geschlossen. Zwischen Preußen und sterreich kam (am 23. August) der Friede zu Prag zu- 23. Aug stnde: der bisherige Deutsche Bund" wurde als ausgelst erklrt, sterreich schied aus Deutschland aus und trat seine Rechte auf Schleswig-Holstein an Preußen ab. Eine weitere Folge des Krieges
war die Einverleibung von Hannover, Kurhessen, Kassau, der freien Stadt Frankfurt und Schleswig-Holstein (1325 Quadratmeilen mit 4300000 Einwohnern) in den preuischen Staat, der dadurch abgerundet und auf 6395 Quadrat-meilen mit 24 (jetzt 28) Millionen Einwohnern vergrert wurde.
9. Der Norddeutsche Bund. Die smtlichen Staaten Nord-deutschlands (22 an der Zahl) vereinigte darauf Preußen zu dem Norddeutschen Bunde", dessen Verfassung am 1. Juli 1867 in Kraft trat. Mit den sddeutschen Staaten schlo Preußen Bndnisvertrge ab, welche die Streitkrfte derselben im Kriegsfalle unter den Oberbefehl des Knigs von Preußen stellten. Die Einigung Deutschlands war noch nicht vollstndig erreicht, aber doch hoffnungsvoll angebahnt und, wie nicht zu zweifeln stand, nahe gerckt.
166.
Ier deutsch-franzsische Krieg von 18701871. Der Mampf bis zu Napoleons Iii. Sturz.
1. Napoleon Iii. und Preutzen. Seit lange war in dem fran-zsischen Volke von seinen Geschichtschreibern und Dichtern der Wahn genhrt worden, der Rhein sei im Osten Frankreichs natrliche Grenze", das ganze linksrheinische Deutschland samt Belgien msse daher mit Frankreich vereinigt werden. Indes war, so lange der Deutsche Bund bestand, Frankreich auch ohne diese Gebietserweiterung dem in sich gespaltenen Nachbarlande an Macht berlegen: sein vor-wiegendes Ansehen in Europa schien durch Deutschland am wenigsten gefhrdet. Als aber der Napoleons Erwarten hinaus der Krieg von 1866 Preuens Strke gezeigt und dessen Macht gehoben, sterreichs hemmenden Einflu entfernt und das brige Deutschland fester zusammengeschlossen hatte, da regte sich Frankreichs Neid: die eitle groe Nation" betrachtete den Sieg bei Kniggrtz (Sadowa) mit patriotischer Beklemmung" wie einen Abbruch, der ihrem eigenen Kriegsruhm widerfahren sei, forderte Rache fr Sadowa" und erhob mit neuem Ungestm das Geschrei nach der Rheingrenze". Allein Frankreich
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Extrahierte Personennamen: August Napoleons Napoleon Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Berlin Deutschland Schleswig-Holstein Hannover Kurhessen Frankfurt Schleswig-Holstein Deutschlands Napoleons Rhein Frankreichs Deutschland Belgien Frankreich Frankreich Europa Deutschland Napoleons Deutschland Frankreichs Rheingrenze"
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lebenden Fürsten, beugte er sich doch mit gläubig-frommem Sinne und mit christlicher Ergebenheit unter die Schläge des Schicksals, und in otter deutscher Weise hielt er fest om gegebenen Wort.
2. Nach den Revolutionsjahren 1848 und 1849 lehrte wohl die Ruhe in Deutschland zurück, aber mit der Einheit wurde es nicht besser. Die beiden größten Staaten, Oestreich und Preußen, standen sich eifersüchtig gegenüber; keiner wollte sich dem andern unterordnen, und doch konnte, wenn ein starkes Deutschland geschaffen werden sollte, nur einer die Führung übernehmen; das aber konnte nur Preußen sein, da es ein rein deutscher Staat ist, Oestreich dagegen eine Menge außerdeutscher Länder besitzt.
In Preußen regierte feit dem Jahre 1861 König Wilhelm5 ein Mann „schlicht und wahr, stark und klar, gerecht und fromm,y, „jeder Zoll ein König und ein Deutscher". Als Knabe hatte er die Unglücksjahre Preußens mit durchlebt, die feiner Mutter, der edlen Königin Luise das Herz brachen; als Jüngling aber war er mit in den Befreiungskampf hinausgezogen und hatte sich das eiserne Kreuz errungen. Jetzt sah er voraus, daß nur ein Krieg den alten Streit zwischen Oestreich und Preußen werde entscheiden können. Um auf ihn gerüstet zu sein, verbesserte er mit Hilfe feines Kriegsministers Roon das Heer und stellte den weitfchauenden und willenskräftigen Bismark an die Spitze der Regierung.
Noch einmal gingen Preußen und Oestreich Hand in Hand. Den Anlaß gaben die beiden Herzogtümer Schleswig und Holstein. Auf ewig ungetheilt, sollten sie, obfchon unter dänischer Herrschaft, bei Deutschland bleiben. Aber der dänische König wollte Schleswig vonholstein reißen und Dänemark einverleiben. Ganz Deutschland war darüber empört; Oestreicher und Preußen rückten über den Grenzfluß, die Eider, und begannen den Krieg. Dänemark, fort und fort geschlagen, mußte nach kurzem Kampfe um Frieden bitten und) in demselben auf Schleswig-Holstein verzichten.
3. Es fragte sich nun, welche Stellung die beiden wiedergewonnenen Länder im deutschen Bunde einnehmen sollten. Darüber war eit Oestreich und Preußen abermals völlig verschiedener Meinung. Die Spannung und Feindschaft beider wuchs, und Preußen sah sich endlich genöthigt, das Schwert zu ergreifen. So entbrannte im Jahre 1866 der preußisch-östreichische Krieg. Auf Seite Oestreichs standen die süddeutschen Staaten (— Baiern, Würtemberg, Baden, Hessen), Hannover und Sachsen; Preußen aber hatte die übrigen norddeutschen Fürsten und Italien zu Bundesgenossen. Mit „affenartiger Geschwindigkeit" begann und führte Preußen den Krieg; in 7 Tagen war er entschieden, in 7 Wochen beendet. Der Kurfürst von Hessen wurde als Gefangener nach Stettin gesendet. Vergeblich suchte der blinde König Georg von Hannover, sich mit den Baiern zu vereinigen; bei Langensalza wurde er genöthigt, die Waffen zu strecken; die Truppen erhielten freien Abzug in die Heimath, der König nahm feinen Aufenthalt in
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