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Abhärtung. Er war überaus stark gebauet, von fürchterlichem
Ansehen und harten, rauhen Sitten. Durch wilde Kühnheit
und Tapferkeit hatte er sich von der untersten Stufe zur Feld-
herrenwürde hinaufgeschwungen. Das gemeine Volk liebte ihn
über alles, weil der große Kriegesheld aus seiner eigenen Mitte
war und sich stets zu ihm hielt. Er kannte keine Furcht, er
scheute keine Gefahr. Nur Ehrgeiz war seine Leidenschaft, und
nichts war ihm heilig, wenn es galt, diese zu befriedigen. Durch
Verleumdung des Metellus schwang er sich selbst zum Consul
und Feldherrn empor. Sofort warb er zum erstenmale ein Heer
aus der niedrigsten, bisher nicht dienstfähigen Volksklasse, zog
nach Afrika und erfocht hier Sieg aus Sieg. Sein Unterfeld-
herr, Sulla, brachte es durch List dahin, daß ihm Bocchus selbst
den Jugurtha auslieferte. Er wurde wie ein wildes Thier in
Ketten nach Rom abgeführt und hier in einen finsteren Kerker
geworfen, in welchem man ihn verhungern ließ. Sein Land
fiel an Bocchus und die Nachkommen des Masinissa.
106. Krieg mit den Cimbern und Teutonen
(113—101 vor Chr.).
Marius.
Eine zweite noch größere Ehre war dem stolzen Marrus
aufgespart. Während er noch in Afrika gegen Jugurtha kämpfte
und siegte, kam die Nachricht nach Rom: es sei ein furchtbares
Volk im Anzuge, mit blauen Augen und goldgelben Haaren,
von riesenmäßiger Größe, in nie gesehenem Kriegesschmucke, aus
einem Lande, wo es sehr kalt und immer Nacht sei. Es waren
die Cimbern und Teutonen, wahrscheinlich deutsche Völker
von den Ufern der Nord- und Ostsee, die, durch Hunger und
Ueberschwemmung gezwungen, zu Hunderttausenden mit Weib
und Kind die Heimath verließen und neue Wohnsitze suchten.
Erst fielen sie in Gallien und Spanien ein und schlugen alle
gegen sie ausgesandten Consuln; dann näherten sie sich in zwei
getrennten Haufen Italien selbst. Ganz Rom gerieth hierüber
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Extrahierte Personennamen: Sulla Marius Marius
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Rom Masinissa Afrika Rom Ostsee Gallien Spanien Italien Rom
230
Sechste Abtheilung.
Regentenfamilie, als Volksname gebraucht wurde. Die Rö-
mer nannten die Deutschen Germanen, welches soviel als
Wehrmänner bedeutet und das Land, dem sie aber eine grö-
ßere Ausdehnung nach Norden, als es jetzt hat, gaben, Ger-
manien. Nach der Meinung der Germanen selber hätten sie
beständig in diesem Lande gewohnt; allein es ist sehr wahr-
scheinlich, daß sie vom Kaukasus her, einem Gebirge zwischen
Asien und Europa, in Deutschland in alter Zeit eingewan-
dert sind. Schon 300jahre v. Chr. sollen die Gothen, ein
deutscher Völkerstamm, nach einem geschichtlichen Zeugnisse, in
der Nähe der Weichselmündung gewohnt haben. Zuerst mach-
ten die Römer genauere, wenn auch ihnen sehr unangenehme
Bekanntschaft im Jahre 113 v. Chr., in welchem Jahre die
Cimbern und Teutonen über die Donau zogen und an den
Alpen erschienen. Nicht wenig erschraken die Römer, als sie
diese riesenmäßigen Menschen, deren gewöhnliche Höhe 7 Fuß
betragen haben soll, zum ersten Male erblickten und dieses
Schrecken vermehrte sich, als sie auch ihre riesige Stärke und
ihre große Tapferkeit im Kampfe kennen lernten. Fünf rö-
mische Heere wurden von ihnen geschlagen und in der fünften
Schlacht sollen gegen 80000 Römer und Bundesgenossen und
40000 Knechte derselben von ihnen getödtet worden sein.
Dieser Schlachttag wurde von den Römern zu den unglück-
lichsten Tagen gezählt. In dieser großen Noth, in welcher
das Cimbrische Schrecken sprichwörtlich bei den Römern wurde,
schickten sie ihren rauhsten Feldherrn, den Casus Marius,
von dem ihr schon gehört habt, gegen die Deutschen mit einem
Heere. Er führte es über die Alpen nach Gallien, dem jetzi-
gen Frankreich, an die Rhone und schlug hier ein Lager auf.
Die Feinde theilten sich nun in zwei Haufen, die Cimbern
zogen durch die Schweiz und Tyrol nach Italien und die
Teutonen blieben gegen den Marius stehen. Da aber Marius,
um seine Soldaten erst an den Anblick der Feinde zu gewöh-
nen, die Herausforderung zur Schlacht nicht annahm, so
zogen die Teutonen bei dem römischen Lager vorbei nach Ita-
lien und fragten die Römer spottend, ob sie an ihre Weiber
Etwas zu bestellen hätten. Marius folgte ihnen vorsichtig
nach und endlich kam es bei 4gu36 86x036, jetzt Air, einer
Stadt im südlichen Frankreich, zu einem blutigen Treffen, in
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Extrahierte Personennamen: Casus_Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius
Extrahierte Ortsnamen: Asien Europa Deutschland Donau Gallien Frankreich Italien Ita- Frankreich
No. 30. Auf dem andinen Hochland von Ecuador. (Verkleinerung des Temperagemäldes von Rudolf Reschreiter.)
Rechts in den Wolken der Cotopaxi, links dei Fuß des Vulkans Sagoatóa. Im Vordergrunde die einzige Straße des Hochlandes,
auf ihr reitend ein Arriero neben seiner Tropa^von beladenen Lasteseln und Maultieren. (Aus Hans Meyer: In den Hochlanden von Ecuador.)
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Extrahierte Personennamen: Rudolf_Reschreiter Rudolf Hans_Meyer
346
X. Das römische Weltreich.
tbago's Macht zu Land und Wasser zerbrochen, und
Rom hat jetzt auch die unbestrittene Herrschaft
zur See.
Jeder siegreich heimkehrende römische Feldherr durfte
regelmäßig einen Triumph halten. Scipio hielt bei
seiner Rückkehr nach Rom einen solchen, wie man noch
keinen gesehen. Ich würde ihn beschreiben, gab' es nicht
bald einen andern, der von zwei alten Geschichtschreibern
auf's Genaueste beschrieben wird, den ich erzählen muß.
Scipio bekam von seinem dankbaren Volke den Ehren-
namen Afrika nus (der Afrikanische).
§ 27.
Wie Rom von Süd und West nun nach dem Osten schaut.
Dieser große Erfolg ihrer Waffen erweckte in den
Römern ein Streben nach Weltherrschaft. Aber es
waren staatskluge Leute; so mischten sie sich zunächst erst
in die Händel anderer Staaten und warfen sich denselben
zu Schiedsrichtern auf; sie wußten nicht nur, daß
von solchen zu Herrschern nicht mehr weit sei, sondern
auch, daß sie so um ihr selbstsüchtiges Trachten noch
etlichermaßen einen ehrbaren Schleier ziehen konnten.
Nachdem sie die Hauptmacht im Süden, Karthago,
auf's Tiefste gedemüthigt und ein großes schönes Land
im Westen, Spanien, in Besitz genommen hatten, schau-
ten sie nun nach dem Osten hin, in die alte Welt, die
hochberühmte vor ihnen.
Nach Osten hin, aber noch in Europa, lag das uns
schon sehr bekannte Macedonie«, damals immer noch
einer der mächtigsten Staaten außer Rom. Auf Mace-
doniens Thron saß jetzt Philipp Ii., und der wollte es
erst wieder recht groß machen; er gieng mit der Unter-
jochung Griechenlands um, das nach der Zersplitterung
der dritten Weltmonarchie wieder eine gewisse Selbststän-
digkeit erlangt hatte; er griff auch andere Staaten an,
z. E. den der Rhodier. Die Bedrängten, am dringend-
sten unter ihnen die Athener, riefen das gewaltige Rom
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Scipio Scipio Scipio Philipp_Ii Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Rom Rom Afrika Karthago Spanien Europa Rom Griechenlands