13
Zu Ehren der Gttin Ostara, der Schwester Donars, wurde im Frhjahr das Fest der wiedererwachten Natur, das Osterfest, gefeiert. Auf Bergen und Hgeln wurden groe Holzhaufen aufgeschichtet und an-gezndet und mit Blumen geschmckte Ziegenbcke als Opfer dargebracht.') Zur Verehrung der Gttin Freyja wurde das Maifest gefeiert. Alle Wohnungen wurden mit frischen Maien geschmckt, auf einem in gleicher Weise gezierten Festplatze erschollen muntere Lieder, und die frh-liche Jugend erfreute sich auf fonniger Au an lustigen Reigentnzen.
Wenn die Sonne den hchsten Stand erreicht hatte, fand das Fest der So mm er-Sonnenwende statt, das zugleich der Sterbetag des Gottes Baldnr war. Wie es noch heute in einigen Gegenden Deutschlands Sitte ist, wurden Heilkruter gesammelt, in Bndel gebunden und gesegnet.2) Beim Gewitter wurden sie auf dem Herde angezndet, um Haus und Hof vor Gefahr zu bewahren. Kranke, die in dieser Zeit Wasser tranken oder badeten, genasen. Gesunde wurden vor Krankheit geschtzt, denn das Wasser, selbst der Tau, hatte in diesen Tagen eine ganz besonders heilbringende Kraft.
Durch das Ernte- oder Herbstsest sollte dem Gotte Wodan, der Feld und Flur gesegnet hatte, in besonders feierlicher Weise der schuldige Dank gespendet werden. Auf den ckern wurden groe Holz-stoe augezudet und auserlesene hren und Tiere geopfert, um den Segen fr die cker und das Gedeihen der Herden herabznflehen.
Als die Germanen zum Christentume bekehrt waren, legte man den heidnischen Festen und Gebruchen eine christliche Bedeutung bei; aus dem Julseste wurde das Weihuachtssest, aus dem Feste der Gttin Ostara mit seinen Osterseuern und Ostereiern, den Sinnbildern des wiedererwachen-den Lebens, das christliche Osterfest.
e) Sdett- Willen der Götter und die Zukunft suchten die Germanen ans mancherlei Weise zu erforschen. In heiligen Hainen hielten sie weie Rosse, deren Wiehern als gttliche Zeichen gedeutet wurde. Sie beobachteten den Flug der Vgel, beschauten die Eingeweide der Opfer-tiere und warfen Stbchen, auf denen die heiligen Runeuzeicheu eiuge-kerbt waren. Gttliche und prophetische Kraft wurde den weisen Frauen, den Alrnnen,3) zugeschrieben. Die rmischen Schriftsteller-weisen ans Albrnua, besonders aber ans Belle da hin, die zur Zeit
*) Vergleiche die Osterfeuer.
Es ist das Weihkrantsbnnd, das am Tage der Krautweihe (Maria Himmelfahrt in der Kirche geweiht wird.
3) Nuna Geheimnis; Alrune (Alrenne) = Allwissende; bergt.: zuraunen.
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Extrahierte Personennamen: Donars Maria_Himmelfahrt Maria
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sammelte Romulus auf dem palatinischen Hügel seine Genossen zu einer
Opferfeier, wo ihm bei der Vogelschau Adler zu Gesicht kamen; dann
zog er, wie es der heilige Gebrauch der Etrusker verlangte, mit einem
Pfluge, den ein Stier und eine Kuh von weißer Farbe zogen, eine
Furche um den Hügel in einem Viereck, um so den Umkreis der
Mauer oder das Pomörium zu bestimmen. Wo ein Thor stehen sollte,
wurde der Pstug über das Land getragen (a portando aratro porta).
(Siehe die Abbildung ix- ).)
Hierauf opferte Romulus beide Rinder und andere Opferthiere den
Göttern. Dieser Tag der Gründung Roms soll der 21. April gewesen
seyn, an welchem die Landleute das Fest der Hirtengöttin Pales
feierten und über angezündete Strohhanfen springend sich reinigten.
Daß aber dieser Tag als der Geburtstag des ewigen Roms nur an-
genommen worden ist, laßt sich bei dieser durch Dichtung und Sage
ausgebildeten Geschichte nicht bezweifeln. Auch die zwölf Geier sind
nur eine bildliche Bezeichnung, entstanden aus einer etruskischen Weis-
sagung, daß Rom überhaupt zwölf Sacula bestehen, sechs davon aber
blühen werde, wie es auch wirklich eingetroffen ist, denn das weströ-
mische Reich hat nicht viel langer als zwölf Jahrhunderte gedauert.
Auch war der Ort, wo das alte Rom (Roma quadraia) im
Viereck nach der Form der römischen Feldlager sich erhob, schon lange
vor Romulus angebaut und bewohnt. Denn hier hatten die S ikuler
und Pelasger eine Ansiedelung, Palantium genannt; in der
Nahe lagen Remuria, Vati ca und einige andere Flecken, deren
Namen zweifelhaft sind, vielleicht Ouirium, woher der Name Qui-
rites, Quirinales und Quirinus entstanden ist, von Sabinern bewohnt,
und ein von Etruskern bewohnter Ort, dessen Einwohner Luceres
hießen. Dazu kamen noch die von Romulus geführten Ansiedler. Die
Bevölkerung der neuen Stadt vermehrte sich bald durch eine Freistätte,
Asylum. Da aber die Nachbarn mit diesen zusammengelaufenen Leu-
ten keine Eheverbindungen eingehen wollten, so beschlossen die jungen
Römer Gewalt zu gebrauchen. Romulus lud einst die benachbarten
Latiner und Sabiner zu einem Ritterspiele ein, das er unter dem Na-
men Consuallen dem ritterlichen oder berathenden Neptun (equestris,
Consus) anstellte, denn der Gott des Meeres war zugleich Schöpfer
des Pferdes, weil aus Libyen, der heutigen Barbarei, wo Poseidon
vorzüglich verehrt wurde, über das Meer die ersten Pferde nach den
Küstenländern des mittelländischen Meeres durch die Phonicier gebracht
wurden. Als nun dem Kampfspicle, wozu sich viele Nachbarn mit
ihren Frauen und Töchtern eingefunden hatten, die Versammlung ohne
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150
gefangen und nur gegen hohes Lösegeld freigegeben wurden. Der
Handel der Städte lag ganz danieder, und das Volk war verarmt,
zumal mehrere Mißernten verbunden mit Hungersnot, das Land heim-
gesucht hatten.
Am 14. Dezember 1289 hielt Kaiser Rudolf seinen feierlichen
Einzug in Erfurt, von Rittern, Geistlichen und Bürgern freudig be-
grüßt. Schon in den nächsten Tagen ließ er 29 Räuber, welche sich
in der Umgegend von Ilmenau festgesetzt hatten, gefangen nehmen und
vor den Toren von Erfurt enthaupten. Im März 1290 sandte er
seine Ritter mit den Bürgern von Erfurt und thüringischem Volke aus,
um die Burgen der Räuber und Landfriedensbrecher zu erobern. Nicht
weniger als 66 derartige Raubnester wurden in kurzer Zeit zerstört,
und noch heute zeugt manche Ruine auf Bergeshöhen von dem tat-
kräftigen Handeln Kaiser Rudolfs. Dann richtete er den Landfrieden
auf und verhängte die Acht über jeden, der diesen Frieden brechen
würde.
Fast ein Jahr hielt Rudolf in Erfurt Hof und versammelte hier
die meisten geistlichen und weltlichen Fürsten um sich. So glanzvolle
Tage hat die Stadt Jahrhunderte hindurch nicht wieder gesehen. Das
Volk aber verehrte den Kaiser wegen seiner Gerechtigkeit und erzählte
viele Geschichten von seinem leutseligen Wesen. Erst im November 1290
verließ er Erfurt. Nach O. Dobenecker.
113. Kaiser Rudolfs Ritt zum Grabe.
1. Auf der Burg zu Germersheim,
stark am Geist, am Leibe schwach,
sitzt der greise Kaiser Rudolf,
spielend das gewohnte Schach.
2. Und er spricht: „Ihr guten Meister,
Ärzte, sagt mir ohne Zagen:
Wann aus dem zerbrochnen Leib
wird der Geist zu Gott getragen?"
3. Und die Meister sprechen: „Herr,
wohl noch heut erscheint die Stunde!"
Freundlich lächelnd spricht der Greis:
„Meister, Dank für diese Kunde!" —
4. „Auf nach Speyer! auf nach
Speyer!"
ruft er, als das Spiel geendet,
„wo so mancher deutsche Held
liegt begraben, sei's vollendet!
5. Blast die Hörner! Bringt das Roß,
das mich oft zur Schlacht getragen!"
Zaudernd stehn die Diener alst
doch er ruft: „Folgt ohne Zagen!"
6. Und das Schlachtroß wird gebracht.
„Nicht zum Kampf, zum ewgen
Frieden,"
spricht er, „trage, treuer Freund,
jetzt den Herrn, den lebensmüden!"
7. Weinend steht der Diener Schar,
als der Greis auf hohem Rosse,
rechts und links ein Kapellan,
zieht, halb Leich, ans seinem Schlosse.
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Extrahierte Personennamen: Rudolf Rudolf Rudolfs Rudolf Rudolf Rudolfs Rudolf Rudolf
No. 30. Auf dem andinen Hochland von Ecuador. (Verkleinerung des Temperagemäldes von Rudolf Reschreiter.)
Rechts in den Wolken der Cotopaxi, links dei Fuß des Vulkans Sagoatóa. Im Vordergrunde die einzige Straße des Hochlandes,
auf ihr reitend ein Arriero neben seiner Tropa^von beladenen Lasteseln und Maultieren. (Aus Hans Meyer: In den Hochlanden von Ecuador.)
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Extrahierte Personennamen: Rudolf_Reschreiter Rudolf Hans_Meyer
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124
2101. Ich weiz wol, daz noch hiute min bürge und och min lant
iu müezen ledec werden von ir etesliches hant.
ich bevilhe iu üf genäde min wip und miniu kint
und ouch die vil eilenden, die ze Bechelären sint.’
2102. ‘Nu Ion dir got, Rüedegerl’ sprach der künic do.
er und diu küniginne, si wurden beidiu fro.
‘uns suln dine liute vil wol enpfolhen wesen;
ouch trouwe ich minem heile, daz du mäht selbe wol genesen.’
2103. Do liez er an die wäge sele unde lip.
do begunde weinen daz Etzelen wip.
er sprach: ‘ich muoz iu leisten, als ich gelopt hän.
owe der minen friunde, die ich ungerne hie besfän!’
2104. Man sach in von dem künige vil trüriclichen gen.
do vant er sine recken nahen bi im sten‘,
er sprach: ‘ir sult iueh wäfen, alle mine man.
die küenen Burgonden die muoz ich leider nu bestän.’
2105. Si hiezen balde springen, da man ir gewaefen vant.
ez der heim waere od des Schildes rant,
von ir ingesinde wart ez in dar getragen.
sit horten leidiu maere die stolzen eilende sagen.
2106. Gewäfent wart do Rüedeger mit fümf hundert man;
dar über zwelf recken sach man mit im gän.
die wolten pris erwerben in des sturmes not;
sdenwessen niht der maere, daz in so nähte der tot.
2107. Do sach man Rüedegere under helme gän.
ez truogen swert diu scharpfen des marcgraven mar,
dar zuo vor ir handen die liehte schilde breit,
daz sach der videlaere; ez was im äne mäze leit.
2108. Ouch sach der junge Giselher sinen sweher gen
mit üf gebundem helme. wie moht man dö versten,
waz er dä mit meinte, niuwan allez guot?
des wart der künic edele so rehte froelich gemuot.
2109. ‘Nu wol mich solcher friunde,’ sprach Giselher der degen,
‘die wir hän gewunnen nu üf disen wegen.
wir suln vil wol geniezen mines wibes hie.
mir ist liep üf min triuwe, daz ie der hirät ergie.’
2110. ‘Ine weiz, wes ir iuch troestet,’ sprach der spileman.
£wä säht ir ie durch suone so manegen heit gän
mit üf gebunden helmen, die trüegen swert enhant?
an uns wil dienen Rüedeger sine bürge und siniu lant.
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80
23. Do sprach zuo dem künige der vil küene man:
„her künec, nu nemt hin widere, swa^ ich von in hän,
da^ lant mit den bürgen: der sol mich niht besten.
ich wil üf minen füezen in daz eilende gen.“
24. Do sprach der künec Etzel: „wer hülfe danne mir?
daz lant zuo den liuten da^ gib'ich alle^ dir,
daj du mich rechest, Rüedeger, an den vinden min.
du solt ein künec gewaltic bi neben Etzelen sin.“
25. Do sprach aber Rüedeger: „wie sol ich'z ane van?
heim ze minem hüse ich si geladen hän,
trinken unde spise ich in güetlichen böt
und gab in mine gäbe: wie sol ich räten in den tot?
20. Diu liute waenent lihte da^ ich si verzagt,
deheinen minen dienest hän ich in versagt,
den vil edeln fürsten und ouch ir man:
ouch riuwet mich diu friuntschaft die ich mit in geworben hän.
27. Giselher dem degene gab ich die tohter min.
sine künde in dirre wer Id e niht ba^ verwendet sin
üf zuht unde ouch üf ere, üf triuwe unde üf guot.
i’ne gesach nie künic jungen so rekte tugentliche gemuot.“
28. Do sprach aber Kriemkilt: „vil edel Rüedeger,
nu lä dich erbarmen unser beider ser,
min unde ouch des küniges, gedenke wol dar an
da^ nie wirt deheiner so leide geste mer gewan.“
29. Do sprach der marcgräve wider da^ edel wip:
„e^ muoj biute gelten der Rüedegeres lip
swaz ir und ouch min her re mir liebes hapt getän:
dar umbe muoz ich sterben: daz kan niht langer bestän.
30. Ich wei^ wol da^ noch blute min bürge uude ouch min lant
iu müe^en ledec werden von ir etesliches hant.
ich bevilke iu üf genäde min wip und miniu kint
und ouch die vil eilenden die ze Bechelären sint.“
31. „Nu Ion' dir got, Rüedeger,“ sprach der künic dö.
er und diu königinne si wurden beidiu vrö.
„uns suln dine liute vil wol enpholhen wesen:
ouch trouwe ich minem heile daz du mäht selbe wol genesen.“
32. Do liez er an die wäge sele unde lip.
dö begunde weinen daz Etzelen wip.
er sprach: „ich muos' iu leisten als ich gelopt hän.
owe der minen friunde, die ich ungerne hie hestän.“
33. Man sack in von dem künege vil trüriclichen gän.
dö vant er sine recken vil nähen bi im st an:
er sprach: „ir sult iuch wäfen, alle mine man.
die küenen Bürgenden die muoz ich leider bestän.“
34. Dö krähte man den recken ir gewaefen al zehant,
6z der heim waerel) und ouch des Schildes rant: *)
*) es mochte nun sein der Helm.
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93
von im scheiden lieje, dö er uns her sande
durch dinen willen, frouwe, zuo dines vater bürge unde lande.“
22. Siu sprach: „laz mich beeren, waz mir der herre din
Ü7 iuwerm lande enbiete. ist ez der wille min,
des bringe ich dich wol innen1) e daz wir uns gescheiden.“
Hörant vorhte Hagenen; im begunde da ze hove leiden.
23. Er sprach zuo der frouwen: „so enbiutet er dir daz,
daz dich sin herze minnet an' aller slahte haz.
nu laz in geniezen, frouwe, diner güete.“
er hat durch dich eine genomen von allen frouwen sin gemüete.“-
24. Siu sprach: „got müeze im Ionen, daz er mir waege si.
körne er mir ze mäje2), ich wolde im wonen bi,
ob du mir woldest singen den äbent und den morgen.“
er sprach: „ich tuen ez gerne, des sit ir an' aller slahte sorge.“
25. Er sprach zer schoenen Hilden: „vil edelez magedin,
min herre tegeliche hat in dem hove sin
zwelve, die ze prise für mich singent verre.
swie Sü676 si ir wise, doch singet aller beste min herre.“
26. Siu sprach: „nu so gefüege din lieber herre si:
ich wil gen im nimmer des willen werden fri,
ich gelöne im der gedanke, die er hat nach minen minnen.
geterste ich vor dem vater min, so wolde ich iu gerne volgen hinnen.“'
27. Do sprach der degen Normte: „frouwe, uns sint bereit
siben hundert recken, die liep unde leit
gerne mit uns dulden, körnet ir üf die strafe,
so sit an alle sorge, da^ wir iueh dem wilden Hagenen lazen. “
28. Er sprach: „wir wellen hinnen urloubes gern,
so sult ir Hagenen bitten, daf er iueh müe^e wem,
junge maget edele, er und iuwer muoter
sül unser kiele schouwen und ir selbe,“ sprach der degen guoter.
29. „Daj tuon ich vaste gerne, ob mir's min vater gan.
dar zuo sult ir bitten den künic und sine man,
daj ich und die megede fiten zuo den ünden.
ob iu’3 min vater geheime, so sult ir mir'z drier tage e künden.“
Als Horand feine Unterredung mit Hilde dem alten Wate verkündet hatte, wurden
schnell alle Vorbereitungen zur Abfahrt getroffen. Ans Hägens Frage, warum sie reifen,
wollten, erwiderten sie, Hettel habe gute Botschaft gesendet und wolle sich mit ihnen
versöhnen. Zum Beweise, daß König Hagen ihnen wegen der Abreise nicht zürne, möge
er ihnen das Geleite geben und den Frauen erlauben, die großen Schätze zu besehen,,
die sie auf den Schiffen hätten. — Am andern Morgen ritt der König mit den Frauen
und vielen Rittern zu den Schiffen; als aber die Frauen eins der Schiffe bestiegen
hatten, da trennte man die Mutter von der Tochter, und die Fremden fuhren mit Hilde
davon. Glücklich gelangten sie nach Waleis, wo Hettel ihnen entgegenging, froh, die
Jungfrau gewonnen zu haben. Doch schon am folgenden Morgen sah man Hägens
Schiffe herbeifegeln; es kam zum Kampfe, und Hettel wurde von Hagen verwundet,
dieser selbst aber von Wate aufs heftigste bedrängt. Endlich kam auf Hildens Bitten,
der Friede zustande, und versöhnt feierte man die Hochzeit.
l) so laß ich es dich merken. — 2) ist er mir ebenbürtig.
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59
Morgen können wir's nicht mehr,
Darum laßt uns heute leben.
v. Schiller.
16.
Die olympischen Spiele.
Schon vor dem trojanischen Kriege wurden von den Grie-
chen, bei Olympia, einem Flecken in der kleinen Landschaft Elis,
allemal im fünften Jahre, zur Ehre Jupiters, allerlei Spiele
gehalten. Vierhundert Jahre nach der Zerstörung von Troja
kamen sie aber erst recht in Gang, und man feierte sie von da an
regelmäßig alle vier Jahre im Monat Juli. Sie wurden fünf
Tage nach einander, unter einem unbeschreiblichen Zulaufe vom
Volke, fortgesetzt. In der Folge (seit 776 v. Chr.) dienten
sie sogar zur Bestimmung der Zeitrechnung. Eine Olympiade
ist nämlich ein Zeitraum von vier vollen Jahren, dessen erstes
allemal dasjenige ist, in welchem diese Spiele gehalten wurden.
Diese Spiele bestanden in Wettlaufen, Wettfahren, in dem
Werfen des Discus, im Ringen und in dem Fanstkampfe. Die
Kämpfer traten beinahe ganz nackt auf. Unter Trompetenschall
wurde der Anfang gemacht. Erft liefen zwölfjährige Knaben,
dann kamen Männer mit Schild und Helm. Wer am ersten das
Ziel erreichte, der nahm einen aufgesteckten Palmzweig weg und
wurde jubelnd als Sieger ausgerusen.
Den folgenden Tag wurde ein Wettrennen mit Wagen und
Pferden gehalten, wobei die größte Pracht herrschte und oft sogar
Könige sich um den Preis bemühten. —
Zum Ringen paarte man die Kämpfer durch das Loos;
wer den Andern unter sich zur Erde warf und ihn drosselnd nö-
thigte, sich für überwunden zu erklären, der war Sieger. —
Beim Faustkampfe suchten sich die Kämpfer fürchterliche
Streiche mit der Faust beizubringen, die mit Riemen umwunden
war. Sie schlugen so lange aus einander los, bis sich Einer für-
besiegt erkannte. —
Der Discus oder die die Wurfscheibe war ein linseusörmiger
Stein, mit einem Loche in der Mitte, durch das man einen Riemen
zog, mit dem man den Discus so weit wegschleuderte, als es die
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat]]
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206
Der Bund im Rütli.
That an und wurde noch in der Nacht desselben Tages durch
einen Genossen des Rütlibundes über den See nach Uri gebracht,
wo er sich verborgen hielt.
Das unerwartete Ereigniß veranlaßte noch eine nächtliche
Zusammenkunft im Rütli; doch blieb man bei der früher getrof-
fenen Verabredung. Mit den ersten Stunden des Jahres 1308
begann das Befreiungswerk und wurde eben so schnell als glück-
lich zu Ende geführt. Die Feste Rotzberg fiel durch einen
jungen Unterwaldner, welcher, im Einverständniß mit einer Magd,
an einem Seile die Burg erkletterte, 20 Verbündete nachzog und
den Schloßhauptmann nebst seinen Knechten gefangen nahm.
Sarnen wurde durch eine andere List gewonnen. Nach
einer von Landenberg eingeführten Sitte brachten ihm am Neu-
jahrstage die Landleute Geschenke. Des Morgens, als er eben
zur Kirche ging, begegneten ihm zwanzig Männer mit Geflügel,
Kälbern, Ziegen u. dgl. Da sie unbewaffnet waren, wurden sie
ohne Anstand in das Schloß gelassen. Jetzt stieß einer ins Horn.
Schnell wurden spitzige Eisen auf die langen Stöcke gepflanzt,
aus dem nahen Erlenholze stürzten noch dreißig Bewaffnete her-
bei, man bemächtigte sich der Schloßknechte, holte den flüchtigen
Vogt ein und brachte ihn sammt den übrigen Gefangenen über
die Grenze.
Jetzt loderten die Feuerzeichen von Berg zu Berg; alles
Volk in den Waldstätten kam in Bewegung, die Urner machten
die Zwingburg dem Erdboden gleich, und Staussacher mit seinen
Landsleuten zerstörte die unbewehrte Burg Schwanan auf der
kleinen Insel gleiches Namens im Lowerzersee. Am folgenden
Sonntage versammelten sich Abgeordnete der drei Länder in
Brunnen und erneuerten den alten Bund auf zehn Jahre.
Teil soll im hohen Alter bei der Rettung eine-s Knaben im
Schächenbache umgekommen seyn. Seine dankbaren Landsleute
ließen im Jahre 1388, dreißig Jahre nach seinem Tode, in der
Nähe jener Felsplatte, wo er aus dem Schiffe sprang, die be-
kannte Tellskapelle erbauen, wo jährlich eine Lobrede auf den
wackern Schützen gehalten wird.
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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