258 48. Kurfürst Max (Stimmte! itn Türkenkriege 1683—1688.
eine Empörung ausgebrochen, die in Konstantinopel einen Thronwechsel und andauernde Wirren zur Folge hatte.
Am 28. Juli traf Max Emauuel bei der um Peterwardein an der Donau versammelten Armee ein und ließ sofort die Operationen beginnen. An der Einmündung der Save in die Donau gelegen war Belgrad im Westen, Norden und Osten durch breite Wasserläufe geschützt. Ein Angriff war daher nur von Süden her möglich und hierzu mußte die Save überschritten werden. Da das jenseitige Ufer von türkischen Truppen besetzt war, hatte der Kriegsrat gegen einen Übergang Bedenken, aber Max Emanuel wollte keine Zeit verlieren und beschloß den Übergang zu wagen. Hiezu wurden Schiffe aus der Donau auf (Geschützlafetten verladen und auf dem Landwege an die von Max Emanuel auserseheue Übergangsstelle geschafft. Am 8. August um 1 Uhr nachts begann das Übersetzen über den einige hundert Meter breiten Fluß und um Tagesanbruch waren bereits 4000 Monn jenseits angelangt. Da die Türken den Übergang anderswo vermutet hatten, waren nur Vorposten zu überwältigen gewesen, und als stärkere türkische Abteilungen herankamen, hatte der Kurfürst schon soviel Truppen übergesetzt, daß alle Angriffe abgewiesen werden konnten. Unter dem Schutze dieser Avantgarde begann sodann die Herstellung der Schiffbrücke. Diese war am 8. August abends vollendet und nun konnte der Übergang des Hauptteils der Armee vor sich gehen, der die ganze Nacht und den folgenden Tag hindurch fortdauerte. Vor den 40000 Mann, die nun auf dem südlichen Saveufer versammelt waren, zog das etwa 10000 Mann starke türkische Beobachtungskorps, von den bayerischen Husaren verfolgt, in Richtung auf Semendria ab.
Sofort traf nun Max Emanuel die erforderlichen Anordnungen zur Belagerung von Belgrad; zunächst erging Befehl das in Ofen bereitgestellte Belagerungsgeschütz auf der Donau bis Semlin heranznfchaffen. Schon in der Nacht vom 12. zum 13. August wurden die Laufgräben vor der Festung eröffnet und am 17. August konnte die Beschießung der feindlichen Festungswerke aus den bei der Armee schon besindlichen schweren Geschützen beginnen. Am 24. August langte die Belagerungsartillerie aus Ofen an und nun begann der Bau einer größeren Zahl von Angriffsbatterien und sodann eine kräftige Beschießung der Festung. Max Emanuel trieb rastlos vorwärts; unbekümmert um das feindliche Feuer weilte er Tag und Nacht in den Laufgräben. Am 2. September erhielt an seiner Seite der kaiserliche Feldmarschallentnant Prinz Eugen von Savoyen eine schwere Schußwunde am Knie, die ihn für längere Zeit dienstunfähig machte. Um diese Zeit war bereits in die innere Grabenwand Bresche geschossen, und nachdem sodann die äußere Grabenwand mittels Sprengung durch Minen eingeworfen war, konnte Max Emanuel den Befehl zum Sturm geben. Dieser erfolgte am 6. September zugleich au fünf Stellen und wurde von Max Emanuel persönlich geleitet. Als infolge des verzweifelten Widerstands der Türken der Angriff zum Stocken kam, zog der Kurfürst selbst
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530 Ho. Der Feldzug vom Jahre 1866 in Süddeutschland.
allem das eigene Gebiet schützen und ließ dabei das Hauptziel des Krieges, Besiegung des gemeinsamen Feindes, außer acht. Es widerfuhr somit den
Bayern das Schicksal, das sie dem österreichischen Heere bereiten halfen. Zwischen den Generalen Benedek und v. d. Tann war zu Olmütz verabredet worden, daß die bayerische Armee nach Böhmen ziehen und sich mit dem österreichischen Heere vereinigen solle. Die Münchener Regierung versagte aber die Genehmigung dieses richtig gedachten Kriegsplanes um das eigene Land zu
schützen.
General Falckenstein hatte nach dem Gefecht von Dermbach von den
Bayern abgelassen um sich Frankfurts zu bemächtigen — ganz gegen die Anordnungen Molktes, der ihm vorschrieb vor allem über die Bayern herzufallen und mit ihnen reinen Tisch zu machen. Wie ihm aber das 8. Bundeskorps bis nach Frankfurt auswich, wandte er sich abermals um mit der Absicht den Bayern bei Kissingen an den Leib zu gehen. Manches läßt sich gegen seine Kriegführung einwenden und wirklich zürnten der König und
Moltke ernstlich über feine Eigenmächtigkeit. Aber die Schnelligkeit seiner Märsche zeigte, daß er ein Befehlshaber von großer Energie war, und treffend wurden seine Bewegungen mit den Zügen des Springers auf dem Schachbrette verglichen.
Bei Kissingen nun griff er die Bayern am 10. Juli in ihrer Vereinzelung an. So tapfer sie auch kämpften, so waren sie doch dem Angriffe Göbens und seiner Westfalen nicht gewachsen und diese eroberten in einem Mutigen Straßenkampfe die Stadt. Dann hielten ihnen die Bayern auf dem
hinter Kifsingen sich erhebenden Siernberg stand, doch auch diese Stellung er-
stürmten die Preußen. Wohl wurde sie ihnen von den zähen Gegnern noch einmal abgenommen, aber zuletzt behielten sie auch hier die Oberhand und be-
endeten den Tag mit einem entscheidenden Siege.
Die Bayern zogen sich darauf gegen Osten, mainauswärts, zurück, sich dadurch immer weiter von dem Korps des Prinzen von Hessen entfernend. Falckenstein folgte ihnen nicht, fondern warf seine Truppen jetzt endlich rasch gegen Frankfurt, wie er es schon längst ersehnte. Wohl verlegte ihm das Bundeskorps den Weg, aber er schlug dessen Bortrnppen, die Hessen, zuerst bei Laufach am 13. Juli aus dem Felde und der auch hier siegreiche Göben folgte dem Feind mit Macht nach Aschaffenburg. Die Stadt wurde von 7000 Österreichern unter Neipperg besetzt gehalten, die sich vereint mit 10000 Hessen ans Darmstadt am 14. Juli zur Wehr setzten. Aber die Österreicher wurden von den letzteren im Stiche gelassen und dann von der Überzahl der Feinde überwältigt; ein Teil von ihnen zog über die Mainbrücke ab, aber da die Preußen sich des Übergangs rafch bemächtigten, fielen die Zurückgebliebenen in die Hand des Siegers. Nun konnte Falckenstein endlich in Frankfurt einziehen, der Bundestag war auseinandergesprengt und floh nach Augsburg, wo er sein rühmloses Dasein beschloß.
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374 70. Die Schlacht bei Hanau am 30. und 31. Oktober 1813.
er selbst wartete mit den Österreichern diese ab und folgte dann rasch den vorausmarschierenden Bayern.
Wrede hatte mit dem Oberbefehl des österreichisch-bayerischen Heeres nicht bloß eine militärische, sondern auch eine politische Rolle übernommen. Der Rheinbund bestand noch; wichtige Glieder desselben — Württemberg, Baden, Würzburg, Frankfurt, Hessen — schienen wenig geneigt schon jetzt der deutschen Sache beizutreten. Wrede war es, der den Rheinbund im Südwesten militärisch aufrollte, in dem Maße, als sein Marsch diese Staaten in seinen Bereich brachte. Die Staatsvertrüge, durch welche die südwestdeutschen Staaten zu Anfang November dem Rheinbund entsagten, waren im Wesen nur die bindende ^orm für Zusagen, die Wrede bereits militärisch erzwungen hatte. So hatte Württemberg ans Wredes Drohuug hin, daß er, wenn es den Rheinbund nicht verlasse, das Land feindlich behandeln werde, schon am 23. Oktober einen Militärvertrag mit dem bayerischen General geschlossen, durch welchen der König dem Rheinbünde entsagte und 4500 Mann zu dem österreichisch-bayerischen Heere stellte. Sie schützten während der Hanauerschlacht den Mainübergang bei Aschaffenburg. Ähnliches geschah mit Hessen und Würzburg und auch mit Baden war es eingeleitet. Das Großherzogtum Frankfurt nahm Wrede förmlich in Besitz und vereidete dessen Regierung im Namen der Verbündeten.
Am 24. Oktober traf Wrede über Landshut, Neustadt, Neuburg, Donauwörth, Nürblingen, Dinkelsbühl, Anstach, Uffenheim vor Würzburg ein. Er hatte den bestimmten Besehl die Mainlinie zu gewinnen, Würzburg zu uehmen nnb dann im äußersten Falle bis gegen Frankfurt maiuabwärts zu geheu.
Die Berennnng von Würzburg hatte indessen nicht die erwartete rasche Kapitulation zur Folge. Auch ein politisches Motiv wirkte verzögernb: der Großherzog hielt mit der kategorisch verlangten Lossage von Napoleon zurück und es galt wesentlich darum auch dieses Glied vom Rheinbünde zu lösen. Erst am 26. übergab der französische Kommandant, General Thurreau, die Stadt und die Regierung erließ ein Manifest, das den Rücktritt des Großherzogs vom Rheinbünde verkündete. Die würzburgischen Truppen traten unter Wredes Befehl. Die Stadt wurde mit 3 Bataillonen besetzt.
Jetzt handelte es sich um ein entscheidendes Eingreifen in die Operationen gegen das bei Leipzig geschlagene französische Heer. Die nächste Marschlinie lief am Main abwärts. In Aschaffenburg füllte sich die gesamte Armee vereinigen. Was dann weiter zu geschehen habe, war eine Frage, die nur durch die Nachrichten beantwortet werben konnte, die man über Napoleons Rückzug erhielt.
Die bayerische Division Lamotte, das österreichische Reservekorps unter Trautenberg nnb Spleny und die Reitcrbrigcibe Vieregg waren schon im Vorrücken gegen Aschaffenburg. Am 27. Oktober folgten die bayerischen Divisionen Rechberg und Beckers, die übrige bayerische Reiterei und die österreichische Division Fresnel.
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Der deutsche Krieg 1866.
73
zugemutet, und ort Kriegskosten hatte es nur 20 Millionen Taler zu bezahlen.
58. Der Mainseldzug. Whrend in Bhmen die Entscheidung fiel, hatte ein anderes preuisches Heer, befehligt von dem General Vogel vonfalckenstein, gegen die sddeutschen Staaten zu kmpfen. ''Zwar hatte er kaum 50 000, die Gegner 80 000 Mann; aber dieses Miverhltnis wurde durch die bessere Bewaffnung und Ausbildung der Preußen und die Uneinigkeit der Feinde ausgeglichen. Vogel von Falckenstein wandte sich zu-nchst gegen die Bayern, marschierte durch das Rhngebirge und schlug sie in den Gefechten bei Kissingen und H a m m e l b u r g. Da der Kissingen. General jetzt den Befehl erhielt, mglichst viel Land nrdlich des Mains zu besetzen, gab er die Verfolgung der Bayern auf und zog nach Westen auf Frankfurt los, von wo unterdessen der Bundestag seinen Sitz nach. Augsburg verlegt hatte; unterwegs siegte General von Gben bei Asch affenburg der hessische und sterreichische Truppen. Eben hatte Vogel von Falckenstein Frankfurt besetzt, als er abberufen wurde;Frankfurt, an seiner Stelle bernahm General von Manteussel den Oberbefehl. Manteuffel fhrte die Truppen durch den Odenwald in sdstlicher Richtung,
siegte in mehreren Gefechten an der Tauber, drang dann bis nach Wrzburg vor und zwang die Gegner auf das rechte Mainufer Wrzburg, hinberzugehen. In diesem Augenblicke trat auch hier Waffenruhe ein.
Auch den sddeutschen Staaten gegenber beobachteten König Wilhelm und Bismarck Migung. Nur geringe Gebietsabtretungen wurden von Bayern und Hessen gefordert. Dazu traten Kriegs-entfchdigungen, welche alle vier sddeutschen Staaten zu leisten hatten; auch mute die hessische Provinz Oberhessen in den norddeutschen Bund eintreten. Ganz Sddeutschland in den neuen Bund aufzunehmen und so schon jetzt ein deutsches Reich aufzurichten, das von den Alpen bis zum Belt gereicht htte, war aus Rcksicht auf Frankreich nicht mglich,
mit dem Bismarck fr jetzt einen Krieg vermeiden wollte.
Eine Forderung dagegen, die Napoleon jetzt durch seinen Ge- Franzsische sandten Benedetti erheben lie, lehnte er ab. In Frankreich war die j^digungs-
< ., . y v u y fjrbcrimgen.
berraschung der die schnellen Siege der Preußen sehr groß gewesen; die Franzosen empfanden die Schlacht von Kniggrtz fast wie eine eigene Niederlage und forderten, wenn Preußen sich vergrerte, auch fr sich einen Gebietszuwachs. Als aber jetzt Napoleon durch feinen Gesandten Benedetti Entschdigungsansprche erhob, und auf die Rheinpfalz und Rheinhefsen hinwies, wurde er von Bismarck rundweg abgewiesen. Zugleich
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Bismarck Napoleon Napoleon Benedetti_Entschdigungsansprche Bismarck
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
462 Aufstand in Sachsen, in Baden und in der Rheinpfalz.
widerstrebenden Fürsten. Noch einmal wurden die Volksmassen in ganz Deutschland durch alle Mittel verführerischer Aufreizung bearbeitet, und in mehreren Staaten kam es zum offenen Aufstande, am gefährlichsten in Sachsen und Baden.
Friedrich Wilhelm aber hatte bald nach der Ablehnung der Kaiserwürde erklärt, daß er denjenigen Fürsten, welche in Folge dieses Schrittes von Empörung bedrängt würden, zur Unterdrückung derselben gern beistehen wolle. Als nun zuerst in Dresden wilder Aufruhr entbrannte, ließ der König von Preußen auf den Hülferuf der sächsischen Regieruug sofort zwei Bataillone preußischer Garden in Sachsen einrücken. Dieselben hatten in Dresden drei heiße Tage durchzumachen, da sich die Rebellen in den Straßen und Häusern fest verbarrikadirt hatten und aus solch' sicherem Hinterhalte den erbittertsten, mörderischen Kampf gegen die Truppen führten. Nur mit der größten Mühseligkeit konnten die Preußen von Haus zu Haus mittelst Durchbruches der Mauern vordringen; als endlich am 9. Mai die Hauptbarrikaden durch die Truppen erstürmt waren, ergriffen die Insurgenten auf ein von den Führern gegebenes Zeichen sämmtlich die Flucht. So wie mit Hülse der Preußen die Ruhe gänzlich wiederhergestellt war, verließen dieselben sofort das gerettete Nachbarland, welches den Dank für die erwiesene Wohlthat leider sehr bald vergaß.
Auch in Preußen selbst war es der Demokratie hier und da gelungen, das Volk zum Aufruhr zu verleiten: in mehreren Städten am Rheine, in Westphalen und in Schlesien, vorzüglich in Elberfeld und in Breslau, kam es zu blutigem Barrikadenkampfe. Doch überall gelang es den Truppen bald, die Empörung zu unterdrücken.
Am heftigsten aber entbrannte der Aufruhr in Baden und in der baierfchen Rheinpfalz. Republikanischesendlinge errichteten in Kaiserslautern in der Pfalz eine provisorische Regierung, tu Kurzem sammelten sich dort eine große Anzahl geübter Barrikadenkämpfer, polnische und französische Flüchtlinge und raubsüchtiger Pöbel aus allen Gegenden, und rissen die ganze Pfalz mit sich fort. Selbst zwei baiersche Regimenter in Landau ließen sich zum schmachvollen Abfalle von der Fahne ihres Fürsten verführen. In Baden gelang es den Demokraten vollends, alle Gewalt an sich zu reißen. Vorzüglich hatte sich ihr Streben auf die Verführung des Militärs gerichtet. In der That gelang es ihnen, in Raftabt (am 11. Mai 1849) eine Soldaten« empöruug herbeizuführen, welche ihnen diese wichtige Bunbesfestung in die Hänbe spielte. Bald würde die Hauptstabt Karlsruhe gleichfalls vom Aufstäube ergriffen, der Großherzog und sein Ministerium mußten fliehen, die rabicalen Sieger aber richteten unter Struve und Brentano eine provisorische Regierung ein. Das Militär machte burchweg mit den Aufftänbifchen gemeinsame Sache, die Offiziere würden zum Theil ermorbet, zum Theil entflohen sie. Aus allen Theilen Deutschlanbs, aus der Schweiz und aus Frankreich strömten die wilbesten Demokraten, politische Flüchtlinge, Abenteurer und Freibeuter herbei, um an den weiteren Fortschritten und Erfolgen der babischen Revolution Theil zu nehmen, und von ba aus, wie sie hofften, Dentschlanb weiter zu revolutioniren; an die Spitze bcr Aufftänbifchen würde
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Struve Brentano
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
570 Feldzug in Süddeutschland.
Brigade gegen die Badenser bei W e r b a ch vor. Ueberall wurden die süddeutschen Truppen über die Tauber zurückgeworfeu. Bei Tanber-Bischofs-heim rückte der würtembergische General von Hardegg noch fünf Mal gegen die Göbensche Avantgarde vor, wurde aber nach dreistündigem heftigem Kampfe zum endlichen Rückzüge genöthigt. Nachdem das Buudes-Corps somit die Tauberlinie verloren hatte, zog es sich in der Richtung auf Würzburg näher zur baierschen Armee und nahm mit allen seinen vier Divisionen Stellung auf einer hochgelegenen bewaldeten Ebene bei Herchsheim, die Baiern eine Meile nordwestlich davon bei Helmstadt. General Mantenffel rückte von der Tauber her zum Augriffe beider Armeen, die an Zahl der seinigen weit überlegen waren. Am 25. Juli griff die Division Göben das Buudes-Corps bei Herchsh eim, die Division Beyer bei Helmstadt die baiersche Armee an und warfen dieselbe auf Würzburg zurück. Am 26. Juli giug Prinz Karl von Baiern von Neuem zum Angriffe vor, wurde aber von den Divisionen Beyer und Fließ nach einem hartnäckigen Kampfe bei Roßbrunn nochmals geworfen und zog sich nun in der Nacht über den Main zurück. Würzburg aber, durch die Feste Marienberg geschützt, blieb stark besetzt. Am 27. Juli rückte die Main Armee gegen Würzburg vor und begann ein heftiges Feuer gegen die Feste. Schon knüpften die Baiern Verhandlungen wegen der Ueber-gabe derselben an, da traf aus Nicolsburg die Nachricht ein, daß auch zwischen Preußen und Baiern ein Waffenstillstand eintreten solle. Fürs Erste wurde auch vor Würzburg Waffenruhe geschlossen.
Daszweitereserve-Corps unter dem Großherzoge von Mecklenburg-Schwerin, das aus deu eigenen Truppen desselben und einer preußischen Division, im Ganzen etwa 22,000 Mann bestand, war unterdeß in Eilmärschen über Hof vorgerückt, ohne Seitens der zum Schutze jeuer Gegend bestimmten baierschen Reserve-Brigade auf erheblichen Widerstand zu stoßen. Am 28. Juli rückte die Avantgarde in Bayreuth ein und zersprengte am 29. bei Seybottenrenth ein baiersches Bataillon. Am 31. besetzte das Reserve-Corps Nürnberg, dort, wie überall, von der Bevölkerung sehr freundlich und willig aufgenommen. Der Waffenstillstand fetzte weiterem Vorrücken auch hier ein Ziel. General von Mantenffel hatte mit dem Prinzen Karl von Baiern eine Uebereinknnft abgeschlossen, nach welcher die Preußen vorläufig Würzburg besetzten. Baden hatte schon am 30. Juli seine Truppen vom Bundes-Corps abberufen. Würtemberg schloß gleichfalls am 2. August Waffenstillstand.
Der ganze Feldzug gegen Süddeutschland hatte von Neuem gezeigt, wie wenig die vereinzelten Armeen der kleineren Staaten bei aller Tüchtigkeit der Truppen ohne ein festes Band im Stande sind, einem entschlossenen Gegner Widerstand zu leisten, wie sehr daher Preußens Bestreben auf eine enge Zusammenfassung der deutscheu Wehrkraft gerechtfertigt war. Auf Grund der Waffenstillstandsbedingungen besetzte Preußen Theile von allen süddeutschen Staaten: von Baden Heidelberg und Mannheim, von Würtemberg Mergentheim, von Baiern einerseits alles Land bis Nürnberg, andererseits Würzburg, ferner ganz Nassau und Hessen-Darmstadt. Preußen hatte daher, als die Friedensverhandluugeu stattfanden, die Hand ganz oder theilweise auf die Gebiete seiner sämmtlichen Gegner in Süddeutschland gelegt. Es benutzte diese Stellung, um sofort eine enge Verbindung mit Süddeutschland zu erneuern.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Rückkehr nach Berlin; Aufenthalt in Coblenz. 493
sich in die Festung Rastadt begaben, wohin nach weiteren für sie unglücklichen Gefechten sich auch ein großer Theil des Jnsnrgentenheeres zurückzog. Die nunmehr erfolgende Belagerung von Rastadt wurde theilweise vom Priuzen selbst geleitet: am 23. Juli ergab sich die Festung auf Gnade und Ungnade, und noch an demselben Tage rückten die Preußen in dieselbe ein.
Am 18. August kehrte der Großherzog von Baden in seine Hauptstadt zurück, geleitet von dem Prinzen von Preußen, dem er als dem Wiederhersteller und Begründer der Ordnung und des Gesetzes in Baden öffentlich Dank sagte.
Der Prinz behielt den Oberbefehl über die preußische Occuparionsarmee in Baden; außerdem wurde ihm jetzt aufs Neue die Stellung eines Militärgouverneurs vou Rheinland und Westphalen übertragen. Zunächst aber kehrte er nach Berlin und Potsdam zurück, wo er von seinem königlichen Bruder, wie von der Bevölkerung und namentlich von der Armee begeistert empfangen wurde.
Der König ehrte auf mannichfache Weise die kriegerischen Verdienste des Prinzen von Preußen; zur steten Erinnerung an den Feldzug in Pfalz und Baden ließ er im Park des Prinzen zu Babelsberg ein Monument aufstellen.
Des Prinzen von Preußen Thätigkeit bis zur stellvertretenden Regierung. In den Jahren seit 1850 batte der Prinz von Preußen als Gouverneur von Westphalen und Rheinlanden seinen dauernden Aufenthalt größtenteils in Coblenz. Auch die Prinzessin, seine Gemahlin, folgte ihm dahin, und Coblenz wurde der Mittelpunkt eines lebendigen geistigen Verkehrs, durch welchen der priuzliche Hof daselbst wesentlich dazu beitrug, das patriotische Bewußtsein der verhältnißmäßig erst knrze Zeit zu Preußen gehörigen Rheinlande und deren Anhänglichkeit an das hohenzollernsche Fürstenhaus zu stärker und zu beleben.
Der Prinz selbst wurde freilich durch die Pflichten seiner Stellung und durch besondere Aufträge, die ihm zu Theil wurden, öfter von Coblenz ab> berufen. Namentlich waren es auch in dieser späteren Lebenszeit die militärischen Angelegenheiten, die seine Theilnahme in Berlin und anderwärts in Anspruch nahmen: im Aufträge des Königs hatte er wiederholt großen russischen Truppenübungen in Warschau beizuwohnen, im Jahre 1853 rief ihn die Jnfpection der österreichischen Bundestruppen nach Wien, außerdem wurde ihm der Vorsitz in mehrfachen Commissionen zur Berathung von Heeres-reformen übertragen. Im Jahre 1854 ernannte ihn der König in Anerkennung seiner militärischen Verdienste zum General-Obrist der gestimmten Infanterie. Das am Neujahrstage 1857 gefeierte fünfzigjährige militärische Dienstjubiläum des Prinzen wurde die Veranlassung zu den ehrendsten Huldigungen, die ihm von der gestimmten Armee und nicht minder aus allen sonstigen Schichten des Volkes dargebracht wurden.
Die letzten Jahre vor der Uebernahme der Regentschaft seitens des Prinzen von Preußen waren durch mehrere freudige Ereignisse für sein Haus bezeichnet, die zugleich allseitige Genugthuung im preußischen Volk crrcgten,-vornehmlich die Vermählung seiner Kinder, der Prinzessin Luise und des Prinzen Friedrich Wilhelm. Von jeher war es bekannt, welche Sorgfalt
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Feldzug der Mainarmee. 567
Armee des Generals von Falckenstein, welche von jetzt ab den Namen „Main-Armee" führte, bestand aus drei Divisionen, der 13. (westfälischen) Division des Generals von Goben, der aus den früheren Garnisonen der Bundesfestungen gebildeten Division des Generals von Beyer und der aus Schleswig-Holstein herbeigekommenen Division des Generals von Manteuffel, — im Ganzen jetzt 53,400 Mann mit 96 Geschützen. Ihr standen die b a i e r sch e A r m e e unter dem greisen Feldherrn Prinz Karl von Baieru und das 8. deutsche Bundescorps unter dem Befehle des Prinzen Alexander von Hessen gegenüber. Die baiersche Armee soll auf dem Kriegsfuße 86,000 Mann, mit Reserven und Landwehr bis 150,000 Mann betragen, doch mochte die wirkliche Feldarmee etwa 50,000 Mann mit 136 Geschützen zählen. Das 8. Bundescorps sollte eigentlich nur die Truppen von Würtemberg, Baden und Hessen-Darmstadt vereinigen, doch waren demselben auch die nassauischen und die kurhessischen Truppen, sowie eine österreichische Division (aus deu Bundesfestungen) zugetheilt. Die Regierung von Baden ging jedoch nur uothgedrungen gegen Preußen und beeilte die Rüstungen nicht sehr, die kurhessischen Truppen hielten sich vom eigentlichen Kampfe fern und blieben in Mainz. Immerhin betrug aber das Corps des Prinzen Alexander gleichfalls gegen 50,000 Mann mit über 140 Geschützen. Es standen also einer preußischen Armee von 53,000 Mann zwei Armeen, jede einzeln von fast gleicher Stärke, und mit einer dreifach so starken Artillerie entgegen. Dennoch schwankte General von Falckenstein keinen Augenblick, kühn zum Angriffe vorzugehen: er konnte auf Sieg am sichersten rechnen, wenn er die beiden feindlichen Heere getrennt erhielt und jedes einzeln schlug. Die Art und Weise, wie er das durchführte, hat ihm unsterblichen Ruhm gesichert. Am Tage nach der Capitnlation von Langensalza ließ er seine Truppen nach Eisenach abrücken; am 1. Juli standen sie dort zum Vorgehen bereit. Die Baiern hatten sich endlich, nachdem die Hannoveraner vergeblich auf ihren Beistand gehofft, längs der Werra langsam in Bewegung gesetzt, während das Bundescorps bei Frankfurt stand. General Falckenstein setzte sich zunächst auf der großen Straße von Eifenach nach Frankfurt in Bewegung, ließ aber am 4. Juli die Division Göben zu einem Vorstoße gegen die Baiern abrücken, um dieselben zu hindern, durch das Fnldathal die Verbindung mit dem Bundescorps zu suchen. General Göben stieß bei Dermbach und Roßdorf auf zwei Divisionen der Baiern, die in guten Positionen standen, aber nach blutigem Gefechte zurückgeworfen wurden. Da die Preußen nur einen Vorstoß machen sollten, so verfolgten sie die Baiern nicht; diese hierdurch getäuscht und ermuthigt drangen nochmals vor, wurden aber wiederum blutig abgewiesen. Sie rückten nun nach Süden ab, um fünf Meilen weiterhin die Verbindung mit dem Bundescorps zu bewerkstelligen. Ihre nach Hüufeld vorgesandte Kavallerie war nnterdeß dort auf die Division Beyer gestoßen. Ein von den preußischen Vortruppen abgegebener Kanonenschuß schlug in das vorderste baiersche Kürassierregiment ein und traf 28 Mann, worauf zunächst dieses Regiment, dann die ganze Kavallerie Kehrt machte. Von wildem Schrecken ergriffen, jagte sie unaufhaltsam zurück. Ein Theil sammelte sich nach fünf Meilen wieder, ein anderer Theil erst viel später. — Nachdem die Baiern fürs Erste abgethan waren, wandte sich General
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Extrahierte Personennamen: Manteuffel Karl_von_Baieru Karl Alexander_von_Hessen Alexander Alexander Alexander
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heftigste Granatfeuer, und als Graf Bismark ihn zurückhalten wollte, antwortete er: „Ich kann doch nicht davonreiten, wenn meine brave
Armee im Feuer steht." Dem Anprall der Reiterei vermochte der Feind nicht zu widerstehen, sein Rückzug wurde zur wilden Flucht nach der Festung Königsgrätz zu. „Ich habe alles verloren, nur leider mein Leben nicht!" foll Benedek gesagt hoben. Die Oesterreicher hatten 40,000 Mann eingebüßt, darunter 20,000 Gefangene. 174 Geschütze und 11 Fahnen waren den Preußen in die Hände gefallen, aber auch 10,000 von ihnen deckten todt oder verwundet das Schlachtfeld.
Fast ohne Widerstand verfolgten die Preußen das österreichische Heer bis in die Nähe von Wien. Am 22. Juli trat eine Waffenruhe ein und am 26. wurde auf dem Schlosse zu Nikols bürg ein Waffenstillstand geschlossen, der schon die Vorbedingungen des Friedens feststellte.
5. Auch in den Maingegenden war Preußen siegreich gewesen. Dort standen die Bundesgenossen Oesterreichs: Baiern, Würtemberg, Baden, Hessen, Nassau und einige Kleinstaaten den Preußen unter Vogel von Falkenstein gegenüber. Die Verbündeten waren den Preußen an Zahl überlegen, aber dennoch wurden sie in vielen größeren und kleineren Gefechten geschlagen und immer weiter zurückgedrängt. Der Friede mit den süddeutschen Staaten wurde in Berlin geschlossen. Die Friedensunterhandlungen mit Oesterreich führten zum Frieden von Prag. In diesem Frieden erkannte der Kaiser von Oesterreich die Auslösung des deutschen Bundes an und trat Schleswig-Holstein an Preußen ab. Hannover, Kurhessen, Nassau, der nördliche Theil des Großherzogthums Heffen und Frankfurt wurden mit dem preußischen Staate vereinigt. Mit dem Königreiche Sachsen und den übrigen Staaten Norddeutschlands schloß Preußen den norddeutschen Bund.
61. Der deutsche Krieg gegeu Frankreich von 1870 und 1871.
1. Schon lange hegten die Franzosen den Wunsch, ihr Land bis an den Rhein, welchen sie sür die natürliche Grenze Frankreichs im Osten ansahen, zu vergrößern. Dies war auch der lebhafte Wnnfch Napoleons Iii., der 1852 durch Eidbruch und greuliche Gewaltthaten in Frankreich die Kaiserkrone gewonnen hatte. Schon im Frühjahre 1866 versprach er Preußen 300,000 Mann Hülfstruppen gegen Oesterreich und eine Vergrößerung pon 6 bis 8 Millionen Seelen, wenn Preußen ihm einen Landstrich zwischen Rhein und Mosel abtreten wollte. Als König Wilhelm diesen Vorschlag ablehnte, suchte Napoleon seine Absicht mit Gewalt durchzusetzen. Am 6. August 1866 ließ er Preußen den Krieg androhen*rwenn es ihm nicht wenigstens die Festung Mainz abtreten würde. Graf Bismarck antwortete: „Gut, dann ist der Krieg erklärt." Als nun aber
Preußen mit Oesterreich Frieden schloß, war für Napoleon die günstigste Gelegenheit zum Angriff entschlüpft; er schob seinen Plan deshalb auf und verwandte die Zeit zur besseren Ausrüstung seines Heeres. Im
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Extrahierte Personennamen: Bismark Benedek Napoleons Wilhelm Napoleon August Bismarck Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Wien Nikols Oesterreichs Baiern Würtemberg Baden Hessen Nassau Berlin Oesterreich Prag Oesterreich Schleswig-Holstein Kurhessen Nassau Großherzogthums_Heffen Frankfurt Sachsen Norddeutschlands Frankreich Rhein Frankreichs Napoleons Frankreich Oesterreich Rhein Oesterreich