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bergen gelegene Dörfchen Daberstedt, das nach dem Großen Kriege neuerstanden war, in Flammen auf. Die Franzofen halten es angezündet, damit es den Verbündeten nicht als Unterschlupf dienen könne. Genau 8 Tage fpäter ereilte Ilversgehofen dasselbe Schicksal. Mit verdeckten Laternen waren die Belagerten zum Johannes- und Krämpsertore hinausgezogen und halten die preußischen Vorposten und dann die ganze Besatzung des Ortes überlistet. Sie waren schon im Dorf, als der größte Teil der Preußen noch schlief. So wurde es ibuen möglich, ohne großen Widerstand die verbündeten Truppen zu vertreiben, die Häuser zu plündern und anzuzünden. Doch schon am folgenden Tage, am 6. November, erhielten die Franzosen die Antwort auf ihr Tun; denn die Verbündeten beschossen die Stadt heftig (f. Beschießung Nr. 77). Nun ließ sich der sranzösische Statthalter herbei, einen Waffenstillstand mit ihnen zu schließen.
Waffenstillstand und gesteigerte Not der Belagerten: Anfangs hieß es in der Stadt, bis zum 14. November sei Waffenruhe; und wirklich, die Feindseligkeiten waren auf beiden Seiten eingestellt. Kein Schuß siel mehr. Trotz eifriger Unterhandlungen kam es aber zu keinem Abschluß. In banger Sorge verging eine Woche nach der anderen, und die Lage der Bürger verschlimmerte sich von Tag zu Tag. Sie hatten alle Vorräte zu ersetzen, die aus der Festung durch Feuer zerstört worden waren. Die Kühe, die noch hier und da in den Ställen waren, wurden weggenommen und den Fleischern verboten, srisches Fleisch zu schlachten. Was der Brand verschont hatte, das wurde jetzt durch Menschenhände vernichtet. Die noch übrigen Häuser um die Festung und den Dom wurden niedergerissen und dadurch mehrere 100 Bürger aus ihren Wohnungen vertrieben. Auch eine hohe Geld-steuer wurde mit größter Strenge eingefordert. Alles das fetzte die Stadt in große Unruhe, befouders da verschiedene Kanonen in den Straßen aufgepflanzt und Streifwachen ausgeschickt wurden.
Durch den Mangel an genügender Nahrung und gesunder Luft, sowie durch die fortwährende Sorge und Aufregung steigerte sich die Sterblichkeit gewaltig. Viele Bürgerhäuser waren ganz ansg^storben. In der Zeit vom 1. bis 17. November wurden 400 Bürger und 1472 Soldaten aus den Militärlazaretten begraben. Alle schmachteten darum nach Erlösung.
Ilebergabe der Stadt: Endlich stand der Tag der Ueber-
gabe der Stadt an die Preußen fest. Am 6. Januar sollten ihnen die Tore geöffnet werden. Diese Nachricht verbreitete in der r^tadt allgemeine Freude. Von den Wällen wurden die Kanonen abgeführt und den Bürgern erlaubt, die alten Spazierwege wieder aufzusuchen. Von dieser Erlaubnis wurde besonders am Neujahrstage ausgiebiger Gebrauch gemacht, ja einige Bürger bahnten sich über den gefrorenen Stadtgraben den Weg ins Freie. Am folgenden Sonntage, am 2. Januar, wallfahrten viele sogar
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glühender Vaterlandsliebe beseelt, den Kamps bis auss Messer
fdli506ne%öqem wurde darum der Vormarsch der deutschen Truppen aus Paris angeordnet und noch Anfang September von der Maasarmee, bei welcher unsere Erfurter Regimenter marschierten, anaetreten. Der besseren Verpflegung balber zogen die Truppen in breiter Front. Trotzdem war die Verproviantierung während des Vormarsches mit großen Schwierigkeiten verknüpft. Die Vertreibungen sielen in den französischen Ortschaften meist sehr durstig aus. Wohl war die Gegend, nachdem man die Ardennen pai-siert hatte sruchtbar. Manches stattliche Gehöft und manches stolze Schloß zeugte von der Wohlhabenheit des Ortes, doch waren vor dem Eintreffen unserer Truppen die vorhandenen Vorräte entfernt worden. Vieles hatten die geflüchteten Einwohner mitgenommen, anderes hatten sie unbrauchbar gemacht, zu mindest aber verborgen. Das war den Unsern aber bald bekannt geworden. unterzogen darum jedes Gehöft, in das sie einquartiert wurden, einer gründlichen Besichtigung, wobei manches verborgene ^tuck zutage gefördert wurde. In einem Dorfe, wohl 3 Stunden hinter Laon, wurde das letzte Haus des Ortes das Quartier einiger 31er Musketiere. Nachdem sie ihren Einzug gehalten und Gewehre und Affen abgelegt hatten, begannen sie sofort mit einer gründlichen Untersuchung des ganzen Hauses. Und richtig, sie war von Erfolg gekrönt! Der eine hatte eine Taube, der andere ein Kaninchen, ein dritter Kartoffeln und der vierte im Keller ein Faß Wein gefunden. Aber nirgends gab es ein Kochgeschirr! Da kam der letzte aus dem Garten und berichtete, daß dort gewühlt sei. Sofort wurde mit dem Spaten losgegraben. Bald zeigte sich em großes Faß. Es wurde mit Druckbäumen herausgewürgt. Da fanden sich denn Töpse, Messer, Gabeln und allerlei Hausrat. Nun wurde geheizt, gekocht, gebraten und gesotten wie an einem Ehrentage. Als alles fertig war, ging's ans Schmausen, wobei die Gläser des öfteren gefüllt wurden.
Doch nicht immer trafen es die Unfern so glücklich. Zumeist war Schmalhans Küchenmeister. Unter den nachgeführten Rinderherden war die Rinderpest ausgebrochen, und Hammelfleisch und Erbswurst waren öfter als erwünscht aus dem Küchenzettel zu sehen.
Mitte September kam die Maas-Armee vor Paris an. Ihr siel die Ausgabe zu, die Stadt aus dem rechten Seine- und Marne-nser einzuschließen. Um die Einschließungslinie möglichst zu kürzen, war es notwendig, die Truppen unter Deckung gegen das feindliche Feuer nahe an die Außenwerte der Festung heranzuschieben. Das konnte aber nnr geschehen, wenn der Feind, der sich in den Weinbergen von Sarcelles und Pierresitte eingenistet batte, in die Besestignngen von St. Denis zurückgeworfen wurde. Am 19. September stießen unsere 31er und 71er Füsiliere mit ihm zusammen. Der Kampf war nur kurz. Die Franzofen zeigten
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253 —
ich glücklicherweise noch ein leidliches Quartier gesunden hal . Wir langweilen uns nach Kräften, wenn die Hallunken m der Festung uns nicht beunruhigen. Vorgestern machten die Herren einen Ausfall auf das 31. Landwehr-Bataillon, Füsiliere, und verschwendeten dabei eine so furchtbare Menge von Munition, daß unser ganzes Bataillon zur Verstärkung ausrücken mußte. Hierbei ging ein Zug unserer Kompanie über das freie Feld wo er von der Festung aus gesehen werden konnte. Kaum hatten die Kerle uns bemerkt, als sie anfingen, uns mit Granaten zu bewerfen und uns 10—12 dieser artigen Geschosse zuschickten. Ste zersprangen jedoch hinter unserm Rücken und verwundeten mit Ausnahme einer Dachziegel niemand. Ueberhaupt war da* ganze Ergebnis des Gefechtes ein durchlöcherter Brotbeutel vom 31. Füft^ lier-Bataillon. Gestern Morgen ging die Schießerei wieder los und wurde wieder durch einen Granatschuß beschlossen. Heute Nacht haben sie uns nicht beunruhigt.
So haben also auch wir unseren Anteil an dem großen Werke und sind uns unserer Stellung wohl bewußt. Darum kann man sich denken, wie entrüstet wir waren, als wir gestern mit eigenen Augen in der Zeitung lasen, daß Pfalzburg schon am 20. sich den Württembergern übergeben habe. Wollte Gott, es geschähe bald an die Landwehr, daß wir von diesem verwünschten Rattennest fortkämen!"
Am 12. Dezember 1870 ergab sich die Festung auf Gnade und Ungnade den Belagerern. Bei der Uebergabe war kaum noch für einen halben Tag Nahrung vorhanden. Seit den letzten 6 Wochen hatte niemand mehr Fleifch gesehen, und eine geraume Zeit hatte das Pulver das Salz ersetzen müssen. Die Stadt selbst hatte auch beträchtlich gelitten. Etwa 60 Häuser waren ganz niedergebrannt, darunter die Kirche. Am 14. Dezember hielten die Belagerungstruppen durch das franzöfifche Tor ihren Einzug. Mit sichtbarer Freude marschierten die braven Landwehrleute durch die Straßen der Stadt, welche sie 17 Wochen lang mit großer Ausdauer bewacht hatten, nach dem Marktplatze, wo sie aus Se. Majestät ein donnerndes Lebehoch ausbrachten.
97. Kleine Bilder aus großer Zeit, a) Die erste Sedcinfeier.
Es war der 3. September 1870, ein Sonnabend. Am Tage vorher war die Nachricht von der „siegreich fortschreitenden Schlacht rund um Sedan" eingetroffen und hatte die Herzen aller mit Freude erfüllt. Auch wir gingen an diesem Morgen siegesstolz zur Schule und ließen die „Wacht am Rhein" besonders laut erklingen. Viel Andacht herrschte nicht in den ersten Schulstunden. In den Pausen betrachteten wir die aufgehängte Karte von Frankreich und suchten eifrig die Orte, welche die letzten Drahtnachricht
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Extrahierte Ortsnamen: Pfalzburg Rhein" Frankreich
30
Europa.
aber überall ist die reine Luft gesund. Der Schweiz eigentümlich ist der Föhn,
der vom Mittelmeer über die Alpen steigt und als „Schneefresser" ankommt.
4. Geschichte. Durch Julius Cäsar wurden die Kelten Helveticas dem
römischen Reiche unterworfen. Die Völkerwanderung gab dem Lande germa-
nische (allemannische und burgundische) Bevölkerung, die unter Karl d. Gr.
zum Franken-, später zum Deutschen Reiche gehörte. Übergriffe des Hauses
Habsburg über die drei reichsunmittelbaren Bauerngemeinden, die Waldstütte
Schwyz, Uri und Unterwalden, veranlaßten die Stiftung des „Ewigen Bnn-
des", der sich, unterstützt durch die Natur des Laudes und verstärkt durch deu
Anschluß von Landschaften und Städten, in glücklichen Kämpfen gegen die Habs-
burgische Fürstenmacht, wie gegen Burgund und andere Feinde nicht bloß be-
hanptete, sondern auch endlich, nachdem er sich schon längst vom Reiche losgeagt
hatte, durch den Westfälischen Frieden sein rechtliches Ausscheiden aus dem deutscheu
Reichsverbande erlangte.
5. Bevölkerung, a) Sprache und Religion. Fast 3/4 der Bevölke-
rung sprechen deutsch; diese wohnen in der Mitte, im N. und O. des
Landes, sowie im oberen Rhönethal. Im Jura und aus der s.w. Hochfläche
wird französisch und in dem Tessinthale italienisch gesprochen. Rhütische
Bevölkerung findet'sich nur noch in einigen Thalern von Graubünden
(Engadin ganz, "Rheingebiet zum Teil). Die größere Hälfte der Bewohner
(vornehmlich die Bevölkerung der Hochebene) ist evangelisch, die kleinere
(vorzugsweise die Alpenbewohner) katholisch.
d) Nahrungsquellen. Der Landbau, beschränkt durch Gebirge und Klima,
erzeugt nicht einmal in der Hochebene genug Getreide, und etwa die Hälfte
des Bedarfs muß eingeführt werden; dagegen viel Obst und Wein. Die
Rinderzucht steht bei den herrlichen Wiesen und Weiden (Alpen) in hoher
Blüte, reicht jedoch für den Bedarf an Fleisch (massenhafte Einfuhr von Mast-
Vieh) und Butter nicht aus; nur Käse kommt in ungeheuren Mengen zur Aus-
suhr. Vorzügliche Heil Wasser. — Städte und städtisches Gewerbe gehören
fast ausschließlich der Hochebene an; das Gewerbe blüht trotz des Fehlens der
Rohstoffe und der Kohlen im W. und im N.o. mit einsichtiger Benutzung der
Wasserkräfte. Hauptzweige find: Baum Wollweberei und Stickerei in der
Ost-Schweiz, Seidenweberei zu Zürich und Basel, Uhren- und Schmuck-
Waren-Fabrikation zu Genf und im Jura; Strohflechterei; auch die
Holzschnitzerei und die Parketterie des Berner Oberlandes sind hoch ent-
wickelt. Außer dieser bedeutenden, mehrfach am Welthandel beteiligten Industrie
bringt der überaus starke Fremdenverkehr dem Lande reiche Einnahmen; ein
ausgedehntes Eisenbahnnetz kommt ihm wie dem Handel zu statten, der es
trotz aller Hindernisse zu einer bedeutenden Höhe gebracht hat und namentlich
als Durchgangshandel seit Eröffnung der Gotthard bahn neu belebt ist.
Genau in der Mitte zwischen Mont Cenis und Brenner, sowie in gerader
Linie zwischen Genua und Hambnrg-Bremen bildet die Gotthardbahn sür die
Schweiz, die Rheinlinie, die Niederlande, N.-Frankreich und England den kür-
zesten Weg nach Brindisi und damit nach Ägypten und dem fernsten Osten.
Die Bahn ist zur Weltbahn bestimmt.
(>. Regierungsform und Städte. Die Schweizer Eidgenossenschaft
ist ein Bundesstaat, der aus 25 Staatsgebieten besteht, die Kantone heißen.
An der Spitze desselben steht ein Präsident.
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Extrahierte Personennamen: Julius_Cäsar Cäsar Helveticas Karl_d Karl Rhütische Gotthard
Extrahierte Ortsnamen: Europa Franken- Schwyz Unterwalden Burgund Westfälischen Ost-Schweiz Basel Genf Genua Niederlande England Brindisi
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jungen Bauern in Sammt und Seide, mit Sporen und Schwert einherstolzierten, wie Ritterssöhne. Damals entstanden viele neue Dörfer, indem man den Wald ausrodete oder abbrannte. Die Ortsnamen auf — rode, — reut, — rat, — brand, — schwend, — hau, — schneid, — Hagen stammen meist aus dieser Zeit. Große Scharen von Landleuten zogen auch mit einem Edelmanne nach dem Osten in die Slavenländer und bebauten mit Erfolg den fruchtbaren Waldboden. Die Vergünstigungen, welche die Grundherren gewährten — die Hufe umfaßte dort 60 Morgen Landes — lockte viele an.
Wie der Bauer in dem Dorfe, so gelangte auch der Handwerker in der Stadt allmählich zu größerem Wohlstände und zu größerer Unabhängigkeit. Ursprünglich hatte jeder Hof, jedes Kloster, jeder Bischofssitz seine eigenen Werkstätten, und die Arbeiter darin waren meist unfreie Leute, aber als der Absatz der Waren infolge des zunehmenden Handels ein größerer wurde, mehrte sich die Zahl der Gewerbtreibenden. Die Geschicklichkeit derselben bildete sich mehr und mehr aus, und es entstanden die Zünfte, die Genossenschaften oder Verbände der Handwerker, mit ihren eigentümlichen Einrichtungen. Vor der Lade, in der die Urkunden lagen, in Gegenwart der Meister und Gehilfen wurde der Lehrling aufgenommen und nach beendeter Lehrzeit zum Gefelleu gesprochen, hier wurde das Meisterstück geprüft und das Meisterrecht erteilt, hier wurden die Streitigkeiten der Zunftgenossen geschlichtet und Bestimmungen getroffen, die das ganze Leben des einzelnen regelten. Es gab schon im 12. Jahrhundert Zünfte, die an Ansehen und politischem Einstusse den Gilden der Großkaufleute nichts nachgaben, am berühmtesten waren die der Weber (Tuchweber, Bettziechenweber) in den großen Rheinstädten, in Mainz, Worms und Köln.
Auch der deutsche Haudel entwickelte sich zuerst ait diesem Flusse, man benutzte hier die alte Römerstraße und den Wasserweg; die Schiffe wurden stromaufwärts an Seilen vom Ufer aus (auf Leinpfaden) gezogen. Die Waren, welche man auf solche Weise beförderte, waren Zimt (ans England), Vieh, Käse und Fische (aus Holland), Wollenstoffe (aus Flandern), Honig und Wachs (vom Niederrhein), Wein und Holz (vom Oberrhein). Der Verkehr setzte sich nördlich fort über das Meer nach England und südlich über die Alpeupäfse nach Italien. Dadurch kam der deutsche Kaufmann mit dem Auslande in Berührung, denn die großen Handelsstraßen erstreckten sich von Konstantinopel einerseits durch Italien und Spanien nach England, andererseits durch Rußland (Nowgorod) über Schweden (Gotenburg) ebenfalls nach England. Auch im Norden, in Hamburg, Lübeck, Bremen, fing der Handel an aufzublühen, nachdem der Hansabund sich gebildet hatte, der den Schiffen
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Extrahierte Personennamen: Hagen
Extrahierte Ortsnamen: Rheinstädten Mainz Worms England Holland Flandern England Italien Konstantinopel Italien Spanien England Schweden Gotenburg England Hamburg Bremen
20 Russische Greuel in Ostpreußen.
Doch noch ein großer Schreck stand uns bevor. Von den Jegodner und Niedzwedzer Frauen erfuhren wir, daß in beiden Dörfern auch die Russen gewesen waren und von dort Kinder, Männer und Greise mitgeschleppt hatten, sogar ein Mädchen von neun Jahren, 72 jährige Greise, die schwach und krank waren. Ja, selbst die Frauen sollten mit, doch auf die Fürbitten der Männer wurden sie zurückgelassen. Aus beiden Dörfern, die zusammen 300 Einwohner zählen, waren 53 Entführte. Ach, der Jammer und der Schmerz der Zurückgebliebenen war herzzerreißend. Händeringend standen die Ärmsten da. Nach dein „Berliner Tageblatt".
15. Russische Greuel in Ostpreußen.
Als die Russen im August 1914 über unsere Grenzen kamen, hatten sie in ihren Ranzen leicht entzündbare Feuerkörper, meistens braune, durchsichtige Streifen, die z. B. an der Zigarette in Brand gesteckt wurden. Diese warfen sie in die Wohnungen, besonders unter die Betten, in das Stroh des Daches, in die vollen Scheunen oder ins trockene Holz. Schnell gingen die Wohnhäuser, Ställe, Scheunen und Getreideschober in Flammen auf. Ein Feuermeer und schwarzer Rauch bezeichneten den Weg, den die Russen nahmen, die so viel Not und Elend über die friedliche Bevölkerung brachten. An manchen Orten wurden bis über 30 gleichzeitige Brände gezählt.
Am schwersten haben durch den Russeneinfall die Gegenden gelitten, die in der Nähe der russischen Grenze liegen. Überall dasselbe Bild der Zerstörung: ausgebrannte Häuser, Ringmauern und hochragende Schornsteine, umgeben von verkohlten Bäumen, die in Friedenszeiten mit ihren Blüten und Früchten das Wohnhaus traulich umstanden.
Bei ihrem Eindringen in Teile von Ostpreußen haben sich die Russen auch zahllose Grausamkeiten zuschulden kommen lassen.
Förster der Romintener Heide wurden ohne Grund niedergeschossen Gendarme getötet, verwundet oder verschleppt. Der Gendarm aus Bilder-weitschen wurde, auf einem Kanonenwagen gefesselt, durch Eydtkuhnen gebracht. Seine Leiche hat man später auf dem Marktplatz in Kibarty gefunden.
Die beiden Pfarrer in Schareyken im Kreise Oletzko und Szittkehmen im Kreise Goldap gaben den Russen nicht an, wo unsere Truppen stehen. Sie wurden deshalb in den Mund geschossen. Der eine starb sofort, der andere wurde in hoffnungslosem Zustand in das Krankenhaus nach Goldap gebracht.
In einem Dorfe im Kreise Pillkallen wurden die Frauen und Kinder auf ein Gehöft getrieben. Darauf schloß man die Hoftore und steckte das Gehöft in Brand. Erst als die Eingeschlossenen in die höchste Not geraten waren, wurden die Tore geöffnet und die gequälten Leute herausgelassen.
Ähnlich erging es auch den zurückgebliebenen Frauen, Kindern und schwachen Greisen in dem Städtchen Domnau. Man brachte sie in einen Mühlenvorbau und zündete diesen und auch die Mühle an. Dann verschwanden die Russen. Schon knisterten in den Sparren die todbringenden Flammen, als das herzbrechende Hilfegeschrei das Herz eines nicht beteiligten Feindes
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Aus der Zeit des zweiten Nuffeneinfalls in Ostpreußen.
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wenn er nicht als dummer Junge seine Hand in eine Häckselmaschine gesteckt und einen seiner Finger, der zum Laden eines Gewehres unentbehrlich ist, verstümmelt hätte. Er hatte also nie des Kaisers Rock getragen und verstand nichts von militärischen Dingen. Das wurde sein Unglück.
Als die Russen im November 1914 zum zweiten Male in Ostpreußen einfielen, mußte er mit Weib und Kind wie alle anderen Bewohner des Dorfes schleunigst fliehen und seine herrliche Wirtschaft mit den reichsten Wintervorräten, so und soviel Stück Vieh, Schweinen, Gänsen und Hühnern im Stich lassen. Nur sein alter Vater wollte nicht mit, sondern auch unter den Russen zur Abwartung des Viehes und Fortführung der Wirtschaft bleiben. Ein lebensmüder Greis fürchtet den Tod auch aus Feindeshand nicht.
Und so floh denn Jankowski auf einem mit starken Pferden bespannten Planwagen, darunter Weib und Kind saßen, im langen Flüchtlingszuge zunächst nach der Kreisstadt Angerburg. Schon unterwegs fiel ihm so manches ein, was er mitzunehmen vergessen hatte. Einige geschlachtete Gänse und Hühner hätten immer noch Platz gehabt. Auch sonst manches schöne Hausgerät hätte man mitnehmen können. Dann fiel ihm weiter ein, daß er so manches dem Alten auf die Seele zu binden vergessen hatte: Den Schweinen nur nicht zu heißes Fressen zu geben, das jüngste Kalb von der bunten Kuh bald zu entwöhnen und es nicht unter 25 Mark an den Fleischer zu verkaufen.
Ja, es war so viel zu bedenken. Auf das schwarze Huhn, welches immer die Eier in verborgene Winkel legt, war aufzupassen. Ach, was hätte er dem Alten nicht alles noch ans Herz zu legen gehabt! Die Flucht war zu hastig gekommen.
In der Stadt Angerburg faßt er zufällig in seine Westentasche und findet — o weh! — den Speicherschlüssel. Ach, was nun? Die Pferde können keinen Hafer, die Kühe und Schweine nicht Kleie bekommen.
„Mutter," sagt er zu seiner Frau, „ich muß wieder zurück. Bleibe hier mit den Kindern und warte auf mich, bis ich wieder hier bin. Ich muß dem Alten den Speicherschlüssel abgeben und auch noch manches sagen wegen dem Kalb, dem Schwein und auch dem schwarzen Huhn." —
Ein Soldat, den er auf der Straße fragt, ob er wohl nach seinem Dorfe zurückkehren könne und ob die Russen wohl schon dort seien, gibt ihm den Rat, aufs Etappen-Kommando zu gehen und sich einen Ausweis zu holen.
Freund Jankowski schüttet dem Etappen-Kommando seine Herzensangelegenheiten aus, findet aber kein Gehör. Der Erlaubnisschein wird ihm verweigert. Er zeigt den Speicherschlüssel, schildert die Not seines Viehes — nichts macht auf die hohe Militärbehörde Eindruck. Da denkt Jankowski in seinem citin: „Wer hat mir was zu befehlen? Ich bin kein Soldat, sondern ein masurischer Bauer. Ich gehe, wohin ich will. Donnerwetter, ich werde doch wohl in mein eigenes Haus gehen können!"
Und so wandert er trotzig aus der Stadt zur Heimat. Unterwegs bei Dtr. sieht er unsere Schützengräben, und auf der Chaussee steht ein deutscher ooldat. „Ich werde nicht so dumm sein, den Patrouillen in die Arme zu laufen. Ich schleiche mich hinter jenem Gebüsch rechts den Berg herab und
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Kriegsschäden in Ostpreußen und Kriegshilfe.
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getragen. Die Hauptschäden aber verursachten russische Brandkommandos, die mit Zündstreifen versehen die Kreise durchzogen und die Ortschaften in Brand zu stecken suchten. Im Kreise Neidenburg haben sie in dieser Weise während der ersten Hälfte des Novembers 1914 gehaust, im Kreise Pillkallen in den Tagen vom 15. bis 17. Dezember 1914. Selbstverständlich haben sie auch beim Rückzüge in der Zeit vom 8. bis 13. Februar 1915 von den Zündstreifen reichlichen Gebrauch gemacht. Die planmäßige Plünderung der Häuser durch Militär und Zivil ging mit Brandlegung Hand in Hand. —
Den Versuchen der regulären Armeen, Ostpreußen in Besitz zu nehmen, folgte vom 17. bis 22. März 1915 der gegen den nördlichsten Teil gerichtete Raubzug russischer Truppen, der zu einer viertägigen Besetzung der Stadt Memel — vom 18. bis 21. März — und zu Einfällen in das Grenzgebiet der Kreise Tilsit und Ragnit führte. Das Resultat dieses Zuges war u. a. Brandstiftungen in 27 Gemeinden und Gütern des Kreises Memel, völlige Zerstörung des Gutes Althof vor den Toren von Memel und der Gemeinden Laugallen und Nimmersatt; 267 Gebäude wurden niedergebrannt, über 3000 Stück Vieh getötet oder geraubt, 458 Personen verschleppt. . . . Der während dieser wenigen Tage im Kreise Memel angerichtete Sachschaden beläuft sich auf etwa fünf Millionen Mark. Aus diesen Zahlen ergibt sich zur Genüge, was die Russen mit ihrem letzten Einfall in die Provinz bezweckten. Er war in seiner Wirkung ein den beiden ersten Russeneinfällen würdiges Nachspiel ohne die größeren militärischen Ziele, die jene sich steckten.
*
Ganz oder teilweise sind in Ostpreußen von Brand- und Trümmerschäden rund 34 000 Gebäude betroffen (darunter 133 Schulgebäude), und zwar im Regierungsbezirk Königsberg 2400, in Gumbinnen 18700 und in Alleinstein 12 900. Auf die Städte entfielen 3100 Gebäudezerstörungen, auf das Land 30 900. Die Zahl der zerstörten Wohnhäuser und öffentlichen Gebäude in Stadt und Land betrug rund 10 700, die Zahl der Wirtschaftsgebäude und gewerblichen Anlagen rund 23 300. Insgesamt sind 36 Städte und etwa 1900 Ortschaften (Landgemeinden und Gutsbezirke) an den Gebäudezerstörungen beteiligt. Völlig zerstört sind in Stadt und Land 24 409 Gebäude (darunter 26 Kirchen und 26 Pfarrhäuser im Gesamtwert von vier Millionen Mark).
In mindestens 100 000 Wohnungen ist der Hausrat völlig und in fast ebenso viel teilweise vernichtet worden.
Dazu kommt der unermeßlich große Schaden an landwirtschaftlichem, gewerblichem und kaufmännischem Besitz und sonstigem Eigentum der Bewohner, z. B. an Ackergeräten und landwirtschaftlichen Maschinen. An lebendem Inventar hat die Provinz verloren in runden Zahlen: 186 000 Pferde, 232 000 Stück Rindvieh, 280 000 Schweine, 160 000 Schafe und 14 000 Ziegen, im ganzen 872 000 Stück Vieh. Die Verluste an Kleintieren, namentlich Geflügel, sind hierbei nicht berücksichtigt, da eine Geflügelzählung nicht stattgefunden hat. Etwa 300 000 Menschen baben wirtschaftlichen Schaden erlitten.
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100 Die Russen in Carls ho f.
Wer hätte je gedacht, daß diese Heimstätte des Friedens und der Pflege der Ärmsten und Elendesten der Menschen auch einmal ein Ort des Schreckens und der Not werden sollte! Konnte man sich in den Jahrzehnten, in denen die östlichste Provinz unseres Vaterlandes zu so blühendem Wohlstände gelangt war, einen besseren Ort für die Kranken wünschen? Fern von jedem störenden Geräusch der Großstadt, umgeben vom Frieden der Natur und versehen mit allem, was zur Bequemlichkeit Leidender notwendig ist, haben sie hier ihr kleines Reich für sich, fühlen sich eins in ihren Leiden. Ein Verstoßen- und Verlassensein, wie.es wohl jeder einzelne von ihnen draußen unter den gesunden M-enschen erfahren hat, kommt ihnen hier nicht zum Bewußtsein. —
Als nun der furchtbare Kriege begann und das gewaltige Ringen mit der großen Übermacht der Russen anhob, da brach die Unruhe auch über die Carlshöfer Anstalten herein. Näher und näher rückte der Feind. Schon zogen Flüchtlinge der Grenzkreise Tag und Nacht ununterbrochen mit einiger in Hast zusammengerafften Habe zu Fuß und zu Wagen an der Anstalt vorüber, Viehherden, deren Gebrüll gar schaurig erklang, vor sich hertreibend. Ununterbrochen sausten die Eisenbahnzüge weiter inö Land hinein, bis dann in der Nacht zum 24. August 1914- lähmende Stille eintrat.
Es war nur möglich gewesen, einen verschwindend kleinen Teil der Anstaltsinsassen in Sicherheit zu bringen. Viele hundert Menschen sahen sich dem Feinde preisgegeben. Am 27. August, mittags zwischen elf und zwölf Uhr, wurde nun Carlshof von den Russen regelrecht beschossen. Sie hielten wohl die großen Häuser für Kasernen und vermuteten deutsche Soldaten darin. Ein russischer Zug Infanterie, etwa 50 bis 60 Mann unter Führung eines jungen Offiziers, sollte Carlshof erobern. Das Aufhissen von weißen Fahnen bewirkte nur, daß noch stärker gefeuert wurde.
Als der Anstaltsleiter Pfarrer Dembowski noch einmal auf die im Osten des Gehöftes liegende Wiese hinausging, um nach etwa noch draußen befindlichen Anstaltsinsassen zu sehen, zog er das Feuer des ganzen Zuges auf sich. Die Kugeln sausten um ihn herum. Die Russen drangen dann in den Hof, zündeten die Scheune an und schossen blind in die Fenster der Häuser hinein. Vier Kranke wurden verwundet, zwei fortgeschleppt, einer von ihnen noch auf dem Felde erstochen. Das nahe Rastenburg war inzwischen vom Feinde besetzt.
Am nächsten Tage begab der Leiter der Anstalt sich dorthin, um vom russischen Gouverneur die Freilassung des fortgeschleppten Kranken zu erbitten. Mit ihm fuhren der Anstaltsarzt Dr. Ehrhardt und ein Kranker, der aus Moskau zu Hause war und dolmetschen sollte. Mit dem Kutscher waren es vier Männer, die noch einigermaßen alle das Militäralter hatten. Viele russische Soldaten lagerten an der Chaussee und öfters klang der Ruf: „Soldat, Soldat!" an ihr Ohr.
In Rastenburg war der russische Gouverneur nicht auf dem Rathause zu finden; aber der Bürgermeister und eine ganze Reihe angesehener Männer der Stadt wurden dort als Geiseln festgehalten. Der Gouverneur sollte im Gestüt sein. Vor diesem waren russische Soldaten und ein berittener russischer
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Extrahierte Personennamen: August August Carlshof Carlshof Dembowski Ehrhardt
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Mit diesem Siege gab sich der Kurfürst jedoch nicht zufrieden. Im Verein mit sterreichischen und dnischen Truppen vertrieb er die Schweden aus Brandenburg, Pommern und von der Insel Rgen. Auch Stralsund, welches Wallenstein vergeblich belagert hatte, wurde nach 16stndigem Angriffe mit Sturm genommen.
Als die Schweden im Dezember 1678 von Livland her in das Herzogtum Preußen einfielen, eilte ihnen der Kurfürst trotz seiner Krnklichkeit und der strengsten Winterklte entgegen. Im Schlitten setzte er seine Mannschaften und Geschtze der das mit Eis bedeckte Frische und Kurische Haff und trieb die Schweden nach Livland zurck.
Um den Lohu'folch groer Anstrengungen und heldenmtiger Waffen-taten wurde der Kurfürst leider betrogen. Von dem Kaifer aus Eifer-sticht verlassen, selber zu schwach, den Krieg fortzufhren, sah sich Friedrich Wilhelm gentigt, Frieden zu schlieen, der im Jahre 1679 zu St. Germain en Laye (westlich von Paris) zustande kam. Der Kursrst mute alle Eroberungen in Pommern an die Schweden herausgeben bis auf eiuen kleinen Streifen Landes an der rechten Seite der Od ermndung.
Voll Unmut der die Treulosigkeit seiner Verbndeten soll der Kurfürst bei der Unterzeichnung der Friedensbedingungen in die Worte des rmischen Dichters Vergil ausgebrochen sein: Mge aus unfern Gebeinen einst ein Rcher erstehen,")
Per c?ro|e Kurfürst als Landesvater.
1. Sorge fr den Ackerbau. Der Kurfürst hatte erkannt, da die Wohlfahrt des Landes hauptschlich auf der Landwirtschaft beruhe, und deshalb wandte er ihr seine ganz besondere Frsorge zu.
Den verarmten Bauern gab er Saatkorn, Vieh und Ackerge-rt, desgleichen Holz, damit sie ihre Huser wiederaufbauen knnten. Aus der Schweiz und Holland lie er Ansiedler kommen, um sein Land zu bevlkern. Er gab ihnen Baustellen und Baumaterial und be-freite sie fr sechs Jahre von allen Abgaben. Die Fremdlinge siedelten sich an den Ufern der Havel und in den Niederungen der Oder, der Warthe und Netze an.
Die staatlichen Bauerngter schuf der Kurfürst zu Musterwirt-schsten um, auf denen die Landleute fahen, wie Ackerbau und Vieh-zncht, Obst- und Gemsebau vorteilhafter betrieben werden konnten.
]) Exoriare aliquis nostris ex ossibus ultor.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Germain
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Pommern Stralsund Schweden Livland Kurische_Haff Schweden Livland Paris Pommern Schweden Holland