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1. Geschichte des Mittelalters - S. 4

1888 - Wiesbaden : Kunze
4 Aus der deutschen Vorzeit. an der Mündung der Oder und auf Rügen, die Burgunder von der Oder bis zur Weichsel, die Goten oder Gotonen um die Weichselmündungen. Vom Thüringer Wald bis zur Donau wohnten die Hermunduren, im heutigen Schlesien die Vandalen, in Böhmen die Markomannen, östlich bis zu den Karpathen die Du adert. Gestalt und Lebensweise. Die alten Deutschen waren hochgewachsene, kräftige Gestalten mit feurigen, blauen Augen, blondem, lang herabwallendem Haupthaar, breiten und starken Schultern. Sie schätzten die Unabhängigkeit des unfreundlichen Landes über alles hoch, waren mutig und unermüdlich im Kampfe und auf der Jagd. Zu regelmäßiger Arbeit waren sie nicht geneigt. Durst und Hitze konnten sie nicht ertragen; an Kälte und Hunger hatte das rauhe Klima des ungastlichen Bodens sie von Jugend auf gewöhnt. Ihre Kleidung bestand vorzugsweise aus Tierfellen. Alle hatten einen Mantel zur Bedeckung, welcher mit einer Spange oder einem Dorn zusammengehalten wurde. Die Reichen trugen eng anschließende Kleider aus Leinen oder Wolle und Felle wilder Tiere, welche sie mit seltenem Pelzwerk verbrämten. Männer und Frauen hatten häufig die gleiche Kleidung, außer daß die Frauen öfter leinene Umwürfe trugen, welche mit Purpur besetzt waren und keine Ärmel hatten. Speise und Trank waren sehr einfach. Wildes Obst, frisches Wild, Haferbrei, Brot und geronnene Milch stillten in der Regel ohne weitere Leckerbissen den Hunger; ihr gewöhnlicher Trank war ein Saft, der aus Gerste (Bier) oder aus Honig (Met) bereitet war. Die Stämme, welche an den Ufern der Flüsse oder am Meere wohnten, erhandelten auch Wein. Wohnung. Aus der Vorliebe der Germanen zum freien, unftäten Umherziehen erklärt sich ihre Abneigung gegen die Städte. Sie verglichen dieselben mit Gefängnissen und bauten sich deshalb lieber einzeln und abgesondert da an, wo eine Quelle, ein Bach, ein Feld oder Hain ihnen gefiel. Die Hütte stand häufig in der Mitte der Mark, welche zu derselben gehörte und mit einem Zaun eingehegt war. Zum Bauen bedienten sich die alten Deutschen weder der Bruchsteine, noch der Ziegel. Zhr ganzes Baumaterial war unförmlich und ungefällig. Den Hauptraum des Hauses nahm eine Halle ein, an dessen Hinterem Ende sich der Herd befand, wo das Feuer selten erlosch. In Ermanglung eines Schornsteins mußte der Rauch seinen Ausweg durch die Thür oder durch Dachluken nehmen. Der Herd bildete den Sammelpunkt für die Familie. Hier befand sich der Sitz des Hausherrn, Tisch und Bänke für die

2. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 19

1911 - Breslau : Hirt
Einrichtungen der Germanen. 19 Alle Freien waren wehrpflichtig. Im Kriege traten sie nach Sippen Kriegswesen, und Hundertschaften geordnet zum Heer zusammen. Sie kmpften zu Fu - nur die Huptlinge und ihr Gefolge stritten bisweilen zu Pferde und stellten sich vor dem Kampfe zu einem groen keilfrmigen Schlachthaufen (Eberkopf) auf, der trotz der oft mangelhaften Bewaffnung des einzelnen Mannes durch den gewaltigen Druck der Masse den Sieg erzwang. Wenn sie auf der Wanderung Weib und Kind und fahrende Habe mit sich fhrten, so schoben sie vor der Schlacht die Wagen zu einer Wagenburg zusammen, in der sie die Ihrigen und ihren Besitz bargen und auf die sie sich im Falle einer Niederlage zurckzogen. Als sie spater sehaft geworden waren, legten sie zwischen Wald und Sumpf oder auf schwer zugnglichen Bergrcken Ringwlle (Bauernburgen) als Zufluchtsorte in Notzeiten an. Das Haus des Germanen hat man sich noch sehr unvollkommen Wirtschaft-vorzustellen; es war aus Holzwerk aufgefhrt, am Giebel hufig mit einem Iic6enfeflt= Pferdekopfe geschmckt. Gehft und Garten umschlo ein Pfahlzaun. Auch das ganze Dorf war bisweilen eingehegt, mehr um das Vieh am Verlaufen zu hindern und dem Raubwild den Zutritt zu wehren, als um einem feindlichen Angriffe zu begegnen. Von dem Gehfte des Freien unterschied sich die gerumige Halle des Huptlings oder Gesolgsherrn. rmere bauten bienenkorbhnliche Behausungen aus Flechtwerk und Schilf; Steinbau fhrten erst die Rmer ein. Frauen und Sklaven verfertigten, was man brauchte; zuweilen bot der Hndler aus dem Rmischen Reiche Schmuck oder Waffen, wohl auch Wein zum Tausche an. Viehherden und Beutestcke bildeten den Reichtum des Freien, Jagd und Krieg seine Beschftigung; Frauen und Sklaven bewachten das Vieh und bestellten den ihm zugewiesenen Anteil am Ackerland, oder er bergab ihn einem Unfreien, von dem er einen Teil des Ernteertrages als Zins empfing. Alljhrlich nahm matt neues Ackerland unter den Pflug und baute Hafer, Gerste und Weizen, dazu einige Gemsearten und Flachs an; feineres Obst fhrten die Rmer ein. An Haustieren hielt man unatt-sehnliche, aber ausdauernde Pferde, Rinder, Schafe und Schweine, von Geflgel besonders Gnse. Bei dieser Art der Bewirtschaftung brauchte auch ein Volk von nur miger Kopszahl ein weites Gebiet. Sobald man sich daher in feste Grenzen eingeschlossen sah, drohte bestndig die Gefahr der bervlkerung, und es muten immer von neuem berschssige Mengen des Volkes wandern, zumal wenn Miwachs oder Viehseuchen die Not verschrften. Das Geistesleben der Germanen fand seine Bettigung in Poesie Geistesleben, und Religion. Taten der Götter, Helden- und Stammessage bildeten den Inhalt ihrer Lieder, deren Form der Stabreim war. Jeder Stamm verehrte seine besondere Gruppe von Gttern, zu Religion, denen er gelegentlich Götter anderer Stmme gesellte. So wurde der Windgott der niederrheinischen Germanen, Sachsen und Dnen, Wodan, 2*

3. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 20

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
20 Erste Periode. Vom Ende des 4. Jh. bis 843. Die Gründe für den raschen Verfall und Untergang der germanischen Mittelmeerstaaten liegen 1. darin, daß die germanische Bevölkerung dieser Staaten, an Zahl sehr gering, von der römischen Bevölkerung leicht aufgesogen wurde; 2. in dem Gegensatz des Bekenntnisses der Germanen und der Römer; 3. in dem Umstande, daß auch bei den Germanen sich bald ein Stand von Latifundienbesitzern bildete, wodurch die Zahl der Gemeinfreien abnahm und also die Wehrkraft sank, während dem Königtum in dem neuen Adel ein Todfeind erwuchs; 4. in dem bald eintretenden sittlichen Niedergange und in der Untüchtigkeit der meisten Herrscher; 5. in der Gegnerschaft Ostroms. lö. 5. Ergebnisse und Wirkungen der ostgermanischen Wanderang. 1. Die ostgermanische Wanderung hatte zunächst eine gewaltige Volk er Verschiebung zur Folge: die Gebiete östlich von der Elbe-Saale und vom Böhmerwald waren von den Germanen geräumt und von den Slawen besetzt worden. 2. Die Germanen hatten antike Kulturelemente1 und als einen Teil der römischen Staatskultur auch das Christentum und zwar, weil Wulfila2 Arianer war, das arianische aufgenommen. 3. Anderseits fielen die westeuropäischen Yölker nunmehr in die Naturalwirtschaft zurück, und es erfolgte überhaupt ein Rückgang der gesamten Kultur. 4. Nach dem Untergange des allbeherrschenden weströmischen Reiches begann die Gliederung Europas in die selbständigen Staatsgebiete, wie sie im wesentlichen noch jetzt bestehen. 1) Bezeichnend für den Kulturfortschritt der Germanen sind die Lehnwörter, wie Mauer (murus), Ziegel (tegula), Kalk (calx), Stube (stufa, stuba = Ofen), Kammer (camera), Tisch (discus), Schüssel (scutella), Pfanne (patina), Sichel (secula), Socke (soccus), Sohle (solea), Müller (molere) usw. 2) "Wulfila (Ulfilas) wurde als Kind kappadokischer Eltern im Lande der Goten (311) geboren, bekehrte, zum Bischof der Goten geweiht, oinen Teil des Volkes zum arianischen Christentum, übersetzte die Bibel ins Gotische und starb (381) in Konstantinopel.

4. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 20

1912 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
20 Erste Periode. Vom Ende des . Jh. bis 843. Die Gründe für den raschen Verfall und Untergang der germanischen Mittelmeerstaaten liegen 1. darin, daß die germanische Bevölkerung dieser Staaten, an Zahl sehr gering, von der römischen Bevölkerung leicht aufgesogen wurde; 2. in dem Gegensatz des Bekenntnisses der Germanen und der Römer; 3. in dem Umstande, daß auch bei den Germanen sich bald ein Stand von Latifundienbesitzern bildete, wodurch die Zahl der Gemeinfreien abnahm und also die Wehrkraft sank, während dem Königtum in dem neuen Adel ein Todfeind erwuchs; 4. in dem bald eintretenden sittlichen Niedergänge und in der Untüchtigkeit der meisten Herrscher; 5. in der Gegnerschaft Ostroms. 15. 5. Ergebnisse und Wirkungen der ostgermanischen Wanderung. 1. Die ostgermanische Wanderung hatte zunächst eine gewaltige Völkerverschiebung zur Folge: die Gebiete östlich von der Elbe-Saale und vom Böhmerwald waren von den Germanen geräumt und von den Slawen besetzt worden. 2. Der Germanen hatten antike Kulturelemente1 und als einen Teil der römischen Staatskultur auch das Christentum und zwar, weil Wulfila2 Arianer war, das arianische aufgenommen. 3. Anderseits fielen die westeuropäischen Völker nunmehr in die Naturalwirtschaft zurück, und es erfolgte überhaupt ein Rückgang der gesamten Kultur. 4. Nach dem Untergange des allbeherrschenden weströmischen Reiches begann die Gliederung Europas in die selbständigen Staatsgebiete, wie sie im wesentlichen noch jetzt bestehen. 1) Bezeichnend für den Kulturfortschritt der Germanen sind die Lehnwörter, wie Mauer (murus), Ziegel (tegula), Kalk (calx), Stube (stufa, stuba = Ofen), Kammer (camera), Tisch (discus), Schüssel (scutella), Pfanne (patina), Sichel (secula), Socke (soccus), Sohle (solea), Müller (molere) usw. 2) Wulfila (Ulfilas) wurde als Kind kappadokischer Eltern im Lande der Goten (311) geboren, bekehrte, zum Bischof der Goten geweiht, einen Teil des Volkes zum arianischen Christentum, übersetzte die Bibel ins Gotische und starb (381) in Konstantinopel.

5. Geschichte des Mittelalters - S. 25

1887 - Leipzig : Teubner
Theoderich in Italien 489—493. 25 ' > kam es vor, daß Theoderich durch die Flucht der ©einigetvia mit fortgerissen wurde. Da trat ihm seine Mutter in den Weg und rief erzürnt: „Du willst fliehen?" Theoderich kehrte um und siegte. Drei Jahre lang wurde Odoaker^ in Ravenna belagert, ba schloß Theoberich einen Vertrag mit ihm ab, wobnrch er ihm Leben und Freiheit zusicherte, ja ein Berichterstatter sagt, er habe ihm sogar die Mitregentschaft eingeräumt. Um sich aber des gefährlichen 2^0*. Mannes für immer zu entlebigen, tötete er ihn mit eigener Hand am 10. Tage nach der Kapitulation auf eine heimtückische, frevelhafte Weise (493). An biesem Tage lnb Theoberich bett Oboaker, einen Mann von 60 Jahren, in beit Palast. Beim Eintritt in die Halle sollten zwei Männer seine zwei Hänbe ergreifen, als ob sie ihn um etwas bitten wollten, und auf biefes Zeichen sollten Bewaffnete aus dem Nebeugemach treten und ihn niebermacheu. Aber die Bewaffneten vermochten bei ihrem Eintritt die That nicht auszuführen. Da riß Theoberich selbst das Schwert aus der Scheide und stieß es dem Überraschten oben beim Schlüsselbein in die Brust, daß es bei der Hüfte herausdrang. Auf bett Ruf des Sterbenben: „Gott, was ist das?" antwortete Theoberich: „Gleiches hast btt bett Meittigett gethan." Und das Schwert herausziehend, sprach er: „Nicht einmal einen Knochen hat das Scheusal c im Leibe gehabt." Odoakers Witwe wurde dem Hungertod/ ^ im Kerker preisgegeben. So machte sich der große Theoderich durch eine That^^'' blutiger Tücke zum Herrn von Italien, wozu er auch Sicilien von den Vandalen erwarb. Außerdem gehörten zu seinem Reiche die Länder bis hinüber zur Donau und die Provence in Gallien. Seinen Wohnsitz hatte er meistc^f-itt Ravenna, manchmal auch in Verona, und deshalb heißt er in der deutschen Sage Dietrich von Berne. Sein/r,' Ruhm erglänzte weithin unter allen Stämmen der Germanen, und man bewunderte weit und breit seine Weisheit und Herrschergröße. Er verfolgte eine Politik des Friedens^ und war bestrebt, alle deutschen Staaten durch einen Friedens- J

6. Geschichte des Mittelalters - S. 33

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Das Frankenreich. Ii 7 3—9. 33 fort: nach dem Tode Theoberichs des Groszen unterwarfen sie das burgunbische wie das thüringische Reich, über die er schützenb seine Hand gehalten hatte; wie die Alamannen würden die Bayern ab-□ hängig, aber unter eigenen Herzögen. Üu Über ganz Gallien und den Sübweften Deutfchlanbs behnte sich nunmehr die Frankenherrschaft aus. Sie zerfiel in zwei Teile; die Grenzlinie bilbete ungefähr die Wasserscheibe zwischen Maas und Seine. Das östliche Austrien ober Austrasien bewahrte beutsche Sitte und Sprache; in dem sübwestlich gelegenen Neustrien aber eigneten sich Franken und Burgunber die Sprache der Römer an. * * 7. Das alte Gallien erlebte unter den Merowingern eine neue Blüte: das Latein würde die Sprache der Gebilbeten und entwickelte sich im lebenbigen Gebrauch zum Französischen, wie in Italien und Spanien zum Italienischen, Spanischen, Portugiesischen: den Tochtersprachen des Lateinischen. In den prächtigen Stäbten mit ihren Palästen und Säulengängen, Theatern und Zirkussen, Bäbern und Anlagen gebieh der Handel, in Marseille, Lyon und Borbeaur, in Doornik. Mit dem Stäbteleben lernten die Franken den Steinbau kennen; erst nach Iahrhunberten bürgerte er sich rechts des Rheins, zuerst in dem von Franken befiebelten Maingebiet, ein, verrät aber seinen römischen Ursprung mit all seinen Bezeichnungen: zu den altgermanischen Ausbrücken. Zimmer, Wanb, Brett, Balken, Dach, Diele, Schwelle kommen Mauer, Pfeiler, Pforte; Turm, Söller; Pfahl und Pfeil; Keller, Speicher, Weiher, Kammer; Pflaster, Kalk, Mörtel; Estrich, Schinbel; Fenster, Ziegel. 8. Wie die neustrischen Franken haben alle „romanisierten“ Germanen die Verwaltung sowie Religion und Bilbungs-Anstalten von den Römern angenommen und weiter ausgebaut; aber ihre Kleibung und Bewaffnung, ihre Wohnung und ihren Haushalt, ihr Heerwesen mit Recht und Gericht haben sie beibehalten und weiter entwickelt; auch manche deutschen Ausbrücke, namentlich aus dem Kriegs-, Iagb-unb aus dem Rechtsleben, haben sich behauptet. „Iebe große Nation unseres Erbteils hat ein gutes Stück untergegangenen Deutschtums in sich aufgenommen." 9. Das altgermanische Rechtsverfahren vollzog sich burchweg unter sinnbilblichen Formen. Der Freie, der sich einem anberrt als Hörigen übergab, schmiegte seinen Kopf unter bessen Arm ober Gürtel und Keller, Geschichte. Ausgabe L. Teilll. 3

7. Geschichte des Mittelalters - S. 70

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
70 Zur Erweiterung: Urzeit und Vlkerwanderung. Elch. Hirsch- und Renntiergeweihe oder ste muten bei dem Anbau von Hirse und Gerste den Pflug vertreten. 2. Reiten und Germanen gehren mit Persern und Indern, Griechen und Jtalikern der groen Vlkerfamilie der Jndogermanen an. Wie uns die vergleichende Sprachwissenschaft lehrt, kleidete sich dies Urvolk in Felle und Decken und in silzartige berwrfe aus Wolle. Zur Zeit, da die einzelnen Stmme sich absonderten, besaen die Jndogermanen schon das Handwerk des Schmiedes, verstanden Matten und Rrbe zu flechten, nach dem Vorbilde des von Tierfellen bedeckten Zeltes Htten aus Holz, Stroh und Reisig zu bauen, Einbaumkhne mit Ruder und Anker her-zustellen. Zu den Wanderungen bentzte man Rarren. Das Jahr teilte man in Sommer und Winter und berechnete die Zeit nach Mondumlufen. Vom Ackerbau waren erst die Anfnge bekannt; die Arbeit war den Weibern und Rindern, Greisen und Sklaven berlassen. Pferd, Rind, Schaf und Hund waren gezhmt, dem Rind legte man das Joch auf; man baute Weizen, Spelt und Gerste an sowie Flachs und Hanf,- man lie die Ee-treidekrner durch das Grovieh ausstampfen und verstand sie zu mahlen; ebenso kannte man das Brauen und Weben. Als Nahrung diente Fleisch, Milch (auch Kse und Sauermilch) und Gemse. Fr die Verwandtschaftsgrade gab es schon genaue Bezeichnungen. Die Braut erkaufte der Freier um eine Anzahl Rhe; Begterte nahmen mehrere Frauen. Der Mann verfgte der Leib und Leben seines Weibes; es folgte ihm in den Tod. Schwchliche Rinder und gebrechliche Alte be-seitigte man. Starb der Hausherr, so trat der lteste Sohn an seine Stelle: Sippe und Stamm fhlten sich noch als Einheit. Alle verehrten die Naturkrfte, vor allem den strahlenden Himmel, und dachten sie sich in menschlicher Gestalt: die Morgenrte als geschmckte Braut, die der Brutigam, die Sonne, verfolgt, oder als junge Mutter, die den Sonnengott zur Welt bringt. Aus diesen Vorstellungen haben sich dann die Mythen der indo-germanischen Vlkerschaften entwickelt; ihre vielfach bereinstimmenden Zge verraten den gemeinsamen Ursprung. Der Priester oder der Hausvater opferte Pflanzen, Tiere, auch Menschen; aus Donner, Blitz und Sturm suchte er den Willen der Gottheit zu erkennen. Auch der Glaube an ein Fortleben nach dem Tode herrschte allgemein: die Milchstrae betrachtete man als der Verstorbenen Heerpfad. 3. Von diesem Urvolk haben sich zuerst die Reiten abgelst. Nach Westen wandernd, lieen sie sich an der Donau, am Main und am Rhein, dann in dem nach ihnen benannten Gallien nieder. Infolge ihrer raschen Vermehrung wanderten starke Scharen aus: nach Britannien, der Pyrenen und Alpen, weiterhin nach Griechenland und Rleinasien, wo

8. Geschichte des Mittelalters - S. 72

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
72 Zur Erweiterung: Urzeit und Vlkerwanderung. matten in einem eigenen Buch (Germania") geschildert hat. Manche wertvolle Auskunft verdanken wir den Grbern der Alten, denen man neben den Waffen allerhand Gebrauchs- und Schmuckgegenstnde mitgab in die Todesruhe. Obgleich die Germanen schon Ackerbau trieben, hatten sie das Nomadenleben noch nicht vllig aufgegeben. Die nrdlichen Stmme, namentlich die Friesen und Sachsen, befuhren auch schon das Meer. 2. Die Germanen hatten noch keinen gemeinsamen Volksnamen, ja noch kein Gefhl der Zusammengehrigkeit; die einzelnen Stmme waren in Mundart, Tracht und Sitten vielfach verschieden. Die sddeutschen Stmme, die wohl alle Sueben waren, trugen die Haare der dem Wirbel in einen Schopf zusammengeknotet; die andern lieen sie frei herabhngen. Kmme und Scheren haben die Grber aufbewahrt. 3. Die Sippe wachte der Ordnung und Recht. Fr einen Mord, zu dem Jhzorn und Trunkenheit leicht verleiteten, bten die Verwandten Blutrache am Mrder oder einem seiner Angehrigen; doch begngte man sich frh mit einer Abfindung an Vieh, dem 2bergelt) (wer der Mann), das an die Sippe fiel; wer das Wergeld nicht zahlte, wurde in der Volksversammlung fr friedlos erklrt: er geno keinen Schutz, keinen Frieden"; in einfriedigen" ist der Begriff noch erhalten. Die Huser hatten ursprnglich meist die Form eines Bienenkorbes oder eines Giebelbaus und wurden gern um einen Baumstamm herum angelegt. Die Wnde bestanden aus senkrecht nebeneinander eingerammten Pfhlen oder Stcken (Stockwerk") oder aus ineinander gewundenem Flechtwerk (Wand") ober aus einzelnen Pfhlen, die durch Flechtwerk und Lehm miteinander verbunden waren. Die Wohnung hatte nur einen Raum und nur eine ffnung; die Goten unterschieden eine Tr fr die Fe und eine fr die Augen (das Windauge", window, der Englnder). Der Eindhof fate, wie es heute noch im Schwarzwald blich ist, sein Gebiet mit einer Hofwehre von aufgeschichteten Steinen oder von Pfhlen ein. Mit der Zeit erweiterten sich die Hfe zu Drfern, die etwa nach dem gemeinsamen Vorfahr oder Grnder (mit der Endung ing, ingen, ungen) ober mit dem Dativ der Mehrzahl: Hofen, hausen, bren ( Bauer, Huser) oder nach den Bchen und Bergen benannt wrben (Fritzlar: Ort eines Fribo, Goslar: Ort an der ose). 4. Da das Eisen noch selten war, besaen nur die Reichen Schwert ober Speer mit Eisenspitze; die Schmiebekunst ehrte man als das lteste Hanbwerk. Der Speer (Ger, Frame) war das Merkmal des freien Mannes; erst spter kam die lngere Lanze auf. Anbere Trutzwaffen waren Bogen und Schleuber, Beil und Wurfait (aus Stein ober Erz), ferner die Keule, die aus Hartholz bestand, im Feuer gehrtet und mit Ngeln beschlagen war. Der Schild, aus Lindenholz, mit Flechtwerk der

9. Geschichte des Mittelalters - S. 86

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
86 Zur Erweiterung: Die Vlkerwanderung. Christentum und Kaiserreich. Herzgen. Chlodwigs ltester Sohn Theoderich ist der Hugdietrich der Sage. Unter der Herrschaft der Merowinger erlebte das Land eine neue Blte: das Latein wurde die Sprache der Gebildeten und entwickelte sich im lebendigen Gebrauch als Vulgrlatein" zum Franzsischen, wie in Italien und Spanien zum Italienischen, Spanischen, Portugiesischen. In Ausonius, an den F. Dahns Bissula" anknpft, gewann Gallien noch einen namhaften lateinischen Dichter. In den prchtigen Stdten mit ihren Palsten und Sulengngen, Theatern und Zirkussen, Bdern und Anlagen gedieh der Handel: mit Korn in Marseille, mit Wein in Lyon und Bordeaux, mit Woll- und Leinenwaren in Doornik. Mit dem Stdteleben lernten die Franken den Steinbau kennen, der zwar erst nach Jahrhunderten rechts des Rheins, zuerst in dem von Franken besiedelten Maingebiet, sich einbrgerte, aber seinen rmischen Ursprung mit all seinen Bezeichnungen verrt: Mauer, Pfeiler, Pforte; Turm, Sller; Keller, Kche (samt Koch), Kammer; Pflaster, Kalk, Mrtel; Fenster, Ziegel. (5.) Wie die neustrischen Franken haben alle romanisierten" Germanen Verwaltung und Finanzwesen, kirchliche und Bildungs-Anstalten von den Rmern angenommen und weiter ausgebaut; aber ihre Kleidung und Be-waffnung, ihre Wohnung und Haushalt, ihr Heerwesen mit Recht und Gericht haben sie beibehalten und weiter verpflanzt; auch haben manche deutschen Ausdrcke, namentlich aus dem Kriegs-, Jagd- und aus dem Rechtsleben, sich behauptet. Jede groe Nation unseres Erdteils hat ein gutes Stck untergegangenen Deutschtums in sich aufgenommen." Das altgermanische Rechtsverfahren vollzog sich durchweg unter sinn-bildlichen Formen. Der Freie, der sich einem andern als Hrigen ber-gab, schmiegte seinen Kopf unter dessen Arm oder Grtel und wurde von ihm zum Zeichen seiner Gewalt am Haar gezupft. Der Sklave, der freigelassen werden sollte, hielt nach frnkischem Recht in der ausgestreckten rechten Hand ein Geldstck, das ihm der Herr wegschlug: so auch bei der Freilassung des Hirten Audifar in Scheffels Ekkehard". Beim alt-frnkischen Gterverkauf begaben sich Verkufer und Kufer mit sechs Zeugen und einer Anzahl Knaben auf das Grundstck. Den Knaben wurde durch Zupfen am Ohr oder eine Ohrfeige das Gedchtnis fr den Vorgang geschrft. Darauf bergab der Verkufer dem Kufer einen Handschuh, einen Baumzweig und ein Stck Rasen und fhrte ihn um das Grundstck herum; er verlie es, indem er dem neuen Eigentmer einen Halm zuwarf. Bei den Sachsen geschah die bergabe nicht mit Halm und Mund, sondern mit Finger und Zunge: Kufer und Verkufer faten einander mit gekrmmten Fingern an.

10. Das erste Geschichtsbuch - S. 102

1892 - Gera : Hofmann
— 102 — land. Dieser behandelte das Land wie eine eroberte Provinz. Er führte die römische Sprache bei Gericht ein. Seine Diener mußten ihm Ruten und Beile vorantragen zum Zeichen, daß er die Deutschen peitschen und köpfen dürfe. Römische Advokaten, welche die Deutschen nicht verstanden, mußten ihre Sache vor Gericht führen. Da schloß der junge, feurige Cheruskerfürst Hermann mit befreundeten Häuptlingen ein Bündnis, um das Joch der Fremdlinge abzuschütteln. Einige kleine Volksstämme zwischen Weser und Elbe mußten sich zum Schein empören. Hermanns Boten meldeten dies dem Varns und übertrieben die Gefahr. Varus brach mit drei der besten Legionen (etwa 18000 Mann) auf, um den Aufstand zu unterdrücken. Als er in den Schluchten, Wäldern und Sümpfen des Teutoburger Waldes war und nur langsam vorwärts rückte, da überfiel ihn Hermann mit seinen Deutschen. Der Regen goß hernieder und machte die Bogensehnen schlaff und die Wege grundlos. Durch den brausenden Sturm scholl das Kriegsgeheul der Deutschen, das Sausen ihrer Speere und das Krachen ihrer Streitäxte. Die Römer gerieten in Verwirrung, kehrten um und suchten den Rhein wieder zu erreichen. Drei Tage währte dieser Rückzug unter steten Kämpfen. Endlich am dritten Tage war alles verloren. Fast alle Römer wurden niedergemetzelt. Varus stürzte sich voll Verzweiflung in fein eigenes Schwert. Die Deutschen brachen nun die römischen Burgen und opferten viele Gefangene ihren Göttern. Den verhaßten Advokaten rissen sie die Zungen aus mit den Worten: „Nun zische, du römische Natter!" Als Augustus die Unglücksbotschaft hörte, zerriß er sein Kleid, süeß den Kopf gegen die Wand und rief: „Varus, Varus, gieb mir meine Legionen wieder!" In Rom geriet alles in Schrecken und Verwirrung, weil man die Deutschen schon vor den Thoren sah. Diese aber waren froh, ihr Vaterland befreit zu haben, und gingen nicht einmal über den Rhein. Hermann, der Retter deutscher Sprache, Sitte und Freiheit, wurde später von seinen eigenen Verwandten aus Neid ermordet. 6. Wie unsere Vorfahren wohnten und lebten. Das Bild zeigt einen deutschen Hof in der Zeit vor der großen Völkerwanderung. Er liegt in einem Thale nahe bei Wald, Wiese und Wasser. Ein Zaun aus hohen Pfählen umgiebt, eine alte Eiche beschattet ihn. Das wichtigste Gebäude ist die Wohuhalle. Sie ist einstöckig, aus Eichenholz gebaut und ruht auf einer steinernen Mauer. Die Fächer zwischen dem Holzwerk sind mit einem Gestechte von Ruten ausgefüllt und mit Lehm beworfen. Das Dach ist dicht mit Schilf gedeckt. An der Giebelseite springt das Dach vor und bedeckt eine offene Halle. Auf dieselbe führen Stufen; umgeben ist sie von einem Bretterverschläge. Am Dachfirste kreuzen sich zwei hölzerne Pferdeköpfe. Das Bild zeigt die Heimkehr von der Jagd. Der Hofherr schreitet durch das niedrige Hofthor voran, und seine Begleiter folgen ihm. Es sind hohe, kräftige Gestalten. Das lange, rötliche Haar fällt frei auf die Schultern herab oder ist auf der Seite in einen Knoten geknüpft. Die Hosen sind aus Leinwand; das Unterkleid gleicht
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