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1. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 83

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Sigmund 1411 — 1437. 83 Wohnsitz wieder nach Rom. Aber gleich darauf fand eine Doppelwahl statt: ein italienischer Papst residierte seitdem in Rom, ein französischer in Avignon, und beide sprachen gegenseitig über sich und ihre Anhänger den Bann aus. Nachdem diese Kirchenspaltung dreißig Jahre gedauert hatte, setzte ein Konzil zu Pisa beide Päpste ab und wählte einen neuen; aber dadurch wurde die Lage noch schlimmer, da jene beiden nicht abdankten. Es gab nunmehr drei Päpste. Drei Päpste. Dazu kam, daß das päpstliche Regiment überhaupt damals viele Mißstände aufwies. Wenn die Päpste früher den deutschen Königen öfter Simonie vorgeworfen hatten, so übten sie jetzt selbst die Übertragung geistlicher Stellen für Geld in großem Umfange. Dazu trat der gewinnsüchtige Mißbrauch des Ablasses, d. H. des an die Verrichtung guter Werke geknüpften Nachlasses zeitlicher Sündenstrafen. Über diese und andere Schäden entstand bei vielen denkenden und nationalgesinnten Männern ein tiefer Unwille; immer weiter verbreitete sich das Verlangen nach einer „Reform Forderung der Kirche an Haupt und Gliedern". So sah denn das Konzil, Kirchen, das 1414 unter kaiserlichem Schutze in Konstanz zusammentrat, als reform' seine Aufgabe einerseits die Beseitigung der Kirchenspaltung, andrerseits die Reform der Kirchenverfassung an. Aber es fand noch eine dritte Aufgabe vor; es mußte zu den Lehren Stellung nehmen, die damals der böhmische Priester und Gelehrte Johann Hus aufstellte, und die sich nicht nur auf die Kircheuverfaffung,Johann Hus. sondern auch auf die kirchliche Lehre bezogen. Er hatte, beeinflußt von den Schriften des englischen Theologen John Wiclif, den Ablaß und die zunehmende Verweltlichung der Kirche, aber auch das Papsttum selbst und einige wichtige Lehren der Kirche als dem Evangelium nicht entsprechend angegriffen; insbesondere hatte er gefordert, daß beim heiligen Abendmahl auch den Laien und nicht nur den Priestern der Kelch gereicht werde. Hus hatte in Böhmen viel Anhang gefunden. Jetzt wurde er vor das Konzil gefordert. Das Konstanter Konzil war wohl die glänzendste Versammlung Das Konzil geistlicher und weltlicher Fürsten im Mittelalter. Einer der drei Päpste,ö'uuhs‘5 Johann Xxiii., hatte sich eingefunden, ferner viele Kardinäle, Erzbischöfe, 1418-Bischöfe und andere Prälaten, dazu die Menge der weltlichen Fürsten und Würdenträger. Der Reichstag, der gleichzeitig stattfand, wurde dadurch besonders bedeutend, daß Sigmund 1415 die Mark Brandenburg, die er Belehnung einst geerbt, dann aber an seinen Vetter Jobst von Mähren verpfändet hatte, mäl?nben= und in der zu jener Zeit völlige Zerrüttung und Gesetzlosigkeit herrschte, 1415. 6*

2. Deutsche Geschichte - S. 82

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
62 Die Zeit der zunehmenden Auflösung des Reichs 1273—1519. Wohnsitz wieder nach Rom. Aber gleich darauf fand eine Doppelwahl statt: ein italienischer Papst residierte seitdem in Rom, ein französischer in Avignon, und beide sprachen gegenseitig über sich und ihre Anhänger den Bann aus. Nachdem diese Kirchenspaltung dreißig Jahre gedauert hatte, setzte ein Konzil zu Pisa beide Päpste ab und wählte einen dritten; aber dadurch wurde die Lage noch schlimmer, da jene beiden nicht abdankten. Es gab Drei Pöpste. nunmehr drei P ä p st e. Dazu kam, daß das päpstliche Regiment überhaupt damals viele Miß-stände auswies. Wenn die Päpste früher den deutschen Königen öfter Simonie vorgeworfen hatten, so übten sie jetzt selbst den Verkauf geistlicher Stellen für Geld in großem Umfange. Dazu trat der gewinnsüchtige Mißbrauch des Ablasses, d. H. des an die Verrichtung guter Werke geknüpften Nachlasses zeitlicher Sündenstrafen. Uber diese und andere Schäden entstand bei vielen denkenden und nationalgesinnten Männern ein tiefer Unwille; 50letn£n9immer weiter verbreitete sich das Verlangen nach einer „Resorm der «jssu Kirche an Haupt und Gliedern". So sah denn das Konzil, das 1414 unter kaiserlichem Schutze in Konstanz zusammentrat, als seine Aufgabe einerseits die Beseitigung der Kirchenspaltung, andrerseits die Reform der Kirchenverfassung an. Aber es fand noch eine dritte Aufgabe vor; es mußte zu den Lehren Stellung nehmen, die damals der böhmische Priester und Gelehrte Im»Johann Hus ausstellte und die sich nicht nur auf die Kirchenverfassung, sondern auch aus die kirchliche Lehre bezogen. Er hatte, beeinflußt von den Schriften des englischen Theologen John Wiclis, den Ablaß und die zunehmende Verweltlichung der Kirche, aber auch das Papsttum selbst und einige wichtige Lehren der Kirche als dem Evangelium nicht entsprechend angegriffen; insbesondere hatte er gefordert, daß beim heiligen Abendmahl auch den Laien und nicht nur den Priestern der Kelch gereicht werde. Hus hatte in Böhmen viel Anhang gefunden. Jetzt wurde er vor das Konzil gefordert. Das Konzil Das K o n st a n z e r Konzil war wohl die glänzendste Versammlung Konstanz, geistlicher und weltlicher Fürsten im Mittelalter. Einer der drei Päpste, Johann Xxiii., hatte sich eingefunden, ferner viele Kardinäle, Erzbischöfe, 1418. Bischöfe und andere Prälaten, dazu die Menge der weltlichen Fürsten und Würdenträger. Der Reichstag, der gleichzeitig stattfand, wurde dadurch be-Belehnung sonders bedeutend, daß Sigmund 1415 die Mark Brandenburg, die ^mitb^an- 'er einst geerbt, dann aber an seinen Vetter Jobst von Mähren verpfändet 6u15?* hatte und in der zu jener Zeit völlige Zerrüttung und Gesetzlosigkeit herrschte.

3. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 55

1902 - Karlsruhe : Lang
— 55 — Reiches und große Vorrechte vor den anderen Fürsten und sollten den obersten Rat des Königs bilden. Aus einer großen Fürsteu-versarnniluug zu Metz wurde das neue Gesetz verkündigt. Es wurde aus Pergament geschrieben, an dem das Siegel des Kaisers in einer goldenen Kapsel angebracht wurde. Eine solche Kapsel mit dem Siegel nannte man eine Bulle, und davon hat das ganze Gesetz den Namen „die goldene Bulle" erhalten. Die goldene Bulle hatte bis zur Auslösung des alten deutschen Reiches im Jahre 1806 Geltung. 2. Sigismund. Aus Kaiser Karl Iv. folgte sein Sohn Wenzel, ein roher, dem Trnnke ergebener Mann, der sich um die Regierung des Reiches wenig kümmerte. Darum setzten ihn die Kurfürsten ab itrtd wählten an seiner Statt den Psalzgrasen Ruprecht und nach dessen Tode Wenzels Stiefbruder Sigismund, der Markgraf von Brandenburg und König von Ungarn war. In die Regierungszeit Sigismunds fallen die Kirchenversammlungen von Pisa, Konstanz und Basel. Vom Jahre 1308 bis 1378 hatten die Päpste ihren Sitz nicht in Rom, sondern zu Avignon in Frankreich. Endlich im Jahre 1378 wurde wieder ein Papst zu Rom gewählt, Urban Vi. Allein die französischen Kardinäle kündeten ihm den Gehorsam und wählten einen neuen Papst, zu dem die Franzosen, Engländer und Spanier hielten. Hierdurch entstand eine Spaltung der Kirche?) Sigismund. Um die Einigkeit in der Kirche wiederherzustellen, wurde in Pisa eine Kirchenversamm-lnng gehalten. Die versammelten Geistlichen erklärten die beiden streitenden Päpste sür abgesetzt und wühlten ein neues *) Das große abendländische Schisma. (Schisma — Spaltung).

4. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 56

1902 - Karlsruhe : Lang
— 56 — Kirchenoberhaupt, Alexander V. Nunmehr waren drei Päpste vorhanden, und die Verwirrung in der Kirche wurde nur noch größer. Dazu wurden die Klagen über die Verderbnis in der Kirche immer zahlreicher, immer lauter das Verlangen nach einer Kirchenverbesseruug. Kaiser Sigismund setzte es bei dem Papste Johannes Xxiii. durch, daß er eine allgemeine Kirchenversammlung nach Konstanz berief. Im Herbste 1414 kamen viele hundert Erzbischöfe, Bischöse, Äbte und gelehrte Geistliche aus allen Teilen Europas nach Konstanz. Es kamen aber auch viele weltliche Fürsten und Herren mit großem Gesolge, im ganzen über 20 000 Menschen. Auch Johannes Xxiii. stellte sich ein. Gr hatte vom Kaiser freies Geleit und die Zustimmung erhalten, daß man ihn in Konstanz wie einen wahren und rechten Papst halten werde, und daß er nach Konstanz kommen, dort bleiben und von dort Weggehen könne, wie es ihm beliebe. Allein bald Wurde ausgesprochen, daß um der Einigkeit der Kirche willen alle drei streitenden Päpste abdanken müßten. Da Johannes Xxiii. davon nichts wissen wollte, entfloh er, als Jäger verkleidet, aus Konstanz, zuerst nach Schasshausen, dann nach Freiburg. Hier nahm man ihn fest; er wurde nach Konstanz zurückgebracht und in dem Schlosse Gottlieben eingekerkert, darauf der päpstlichen Würde entsetzt und noch längere Zeit in Mannheim*) gefangen gehalten. Der rechtmäßige Papst Gregor Xii. dankte freiwillig ab, und um den französischen Papst kümmerte man sich nicht weiter. Es wurde ein neues Kirchenoberhaupt gewählt, Martin V., der in der ganzen Kirche anerkannt wurde. Das Konzil erließ eine große Zahl von Verordnungen, durch welche Mißbräuche abgestellt und das ganze Kirchenwesen verbessert werden sollten. __ Im Jahre 1431 wurde abermals ein Konzil zu Basel eröffnet. Aber unter den versammelten Geistlichen brach Uneinigkeit aus, und das Konzil hörte aus, ohne etwas zustande gebracht zu haben. 3. Johannes Hns. * 3luf dem Konzil zu Konstanz kam auch die Angelegenheit des Johannes Hus zur Verhandlung. Johannes Hus war Professor an der Universität zu Prag. Diese Universität wurde von mehr als 6000 Studierenden besucht. Die meisten Studierenden und die besten und berühmtesten Lehrer waren Deutsche. Die Deutschen standen darum zu Prag in ganz besonderem Ansehen. Darüber waren viele Böhmen sehr erbittert und den Deutschen aufsässig. Zu den ärgsten Feinden der Deutschen *) Nach anderen Berichten in Heidelberg.

5. Deutsche Geschichte - S. 82

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
82 Die Zeit der zunehmenden Auflsung des Reichs 1273 1519. Wohnsitz wieder nach Rom. Aber gleich darauf fand eine Doppelwahl statt: ein italienischer Papst residierte seitdem in Rom, ein franzsischer in Avignon, und beide sprachen gegenseitig der sich und ihre Anhnger den Bann aus. Nachdem diese Kirchenspaltung dreiig Jahre gedauert hatte, setzte ein Konzil zu Pisa beide Ppste ab und whlte einen dritten; aber dadurch wurde die Lage noch schlimmer, da jene beiden nicht abdankten. Es gab Drei Ppste, nunmehr drei P p st e. Dazu kam, da das ppstliche Regiment berhaupt damals viele Mi-stnde aufwies. Wenn die Ppste frher den deutschen Knigen fter Simonie vorgeworfen hatten, fo bten sie jetzt felbft den Verkauf geistlicher Stellen fr Geld in groem Umfange. Dazu trat der gewinnschtige Mi-brauch des Ablasses, d. h. des an die Verrichtung guter Werke geknpften Nachlasses zeitlicher Sndenstrasen. der diese und andere Schden entstand bei vielen denkenden und nationalgesinnten Mnnern ein tiefer Unwille; Forderung^mmer weiter verbreitete sich das Verlangen nach einer Reform der ^chen= Kirche an Haupt und Gliedern". So fah denn das Konzil, das 1414 unter kaiserlichem Schutze in Konstanz zusammentrat, als seine Auf-gbe einerseits die Beseitigung der Kirchenspaltung, andrerseits die Reform der Kirchenverfaffung an. Aber es fand noch eine dritte Aufgabe vor; es mute zu den Lehren Stellung nehmen, die damals der bhmische Priester und Gelehrte Sgnnnjohann Hus aufstellte und die sich nicht nur auf die Kirchenverfaffung, fondern auch auf die kirchliche Lehre bezogen. Er hatte, beeinflut von den Schriften des englischen Theologen John Wiclif, den Abla und die zunehmende Verweltlichung der Kirche, aber auch das Papsttum selbst und einige wichtige Lehren der Kirche als dem Evangelium nicht entsprechend angegriffen; insbesondere hatte er gefordert, da beim heiligen Abendmahl auch den Laien und nicht nur den Priestern der Kelch gereicht werde. Hus hatte in Bhmen viel Anhang gefunden. Jetzt wurde er vor das Konzil gefordert. Das Konzil Das K 0 n st a n z e r K 0 n z i l war wohl die glnzendste Versammlung Konstanz, geistlicher und weltlicher Fürsten im Mittelalter. Einer der drei Ppste, fog4 Johann Xxiii., hatte sich eingefunden, ferner viele Kardinle, Erzbischfe, 1418. Bischfe und andere Prlaten, dazu die Menge der weltlichen Fürsten und Wrdentrger. Der Reichstag, der gleichzeitig stattfand, wurde dadurch be-Belehnung sonders bedeutend, da Sigmund 1415 die Mark Brandenburg, die Sff" er einst geerbt, dann aber an seinen Vetter Jobst von Mhren verpfndet *1415?" hatte und in der zu jener'zeit vllige Zerrttung und Gesetzlosigkeit herrschte,

6. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 164

1911 - Breslau : Hirt
164 Deutsche Geschichte im Mittelalter. Siegmund (Sigismund) (14101437), Karls Iv. jngster Sohn, sprachkundig und von lebendigem Geist, ritterlich und heiter gesellig, aber verschwenderisch, unternehmend, aber nicht ausdauernd, hat Groes, wie man von ihm erwartete, nicht geschaffen. Durch seine Gemahlin Maria, die Tochter Ludwigs des Groen, war er König von Ungarn und hatte hier zugleich mit Parteinngen im Innern und mit uern Feinden, den Trken, zu kmpfen, die im 14. Jahrhundert die Donau erreichten. Er hat mitgewirkt, das Konzil zu Konstanz zusammenzubringen, und hat die Hussitenkriege durchfechten mssen. Er war durch seine im Osten liegende Hausmacht in Anspruch genommen; im Reich hat er wohl versucht, eine neue Ordnung herzustellen, ist aber der Versuche nicht hinausgekommen. Whrend des Konzils (1415) hat er den Burggrafen Friedrich Vi. von Nrnberg mit der Mark Brandenburg belehnt. 2. Die Konzilien. 83. Zustand der Kirche zur Zeit des Schismas (Kirchenspaltung). Die mittelalterliche Anschauung, da der Papst zur Oberherrschaft der ganzen Christenheit berufen sei, wurde dadurch schwer geschdigt, da er in Avignon in dem Dienst der franzsischen Könige stand. Er war kein uni-versaler, sondern gleichsam nur noch ein national-franzsischer Papst. Des-wegen gewann der von Friedrich Ii. zuerst ausgesprochene Grundsatz von dem gttlichen Ursprung des Knigtums bei den christlichen Herrschern immer mehr Anhnger, und sie versuchten, den Einflu des Papstes zu beschrnken. Ferner hatte die Kurie in Avignon, der Einknfte aus dem Kirchenstaate beraubt, ein groes Besteuerungssystem ausgebildet, das je lnger, je verhater wurde. Hieraus erklrt sich, da der Widerspruch gegen die ppstlichen Ansprche in weiten Kreisen Beifall fand. Auch die Waldenser warben heimlich immer noch Anhnger. An der Universitt Paris wurde die Lehre vorgetragen, da die Verfassung der Kirche gendert werden msse. Noch weiter ging der Englnder Wicles (f 1384) an der Universitt Oxford. Er verwarf nicht nur die ppstliche Gewalt, sondern auch mehrere Dogmen und Festsetzungen der die gottesdienstliche Ordnung, da sie mit der Heiligen Schrift nicht im Einklang stnden. Unertrglich wurden die kirchlichen Zustnde, als im Jahre 1377 die Kirchenspaltung eintrat und neben dem Papst in Avignon auch ein Papst in Rom gewhlt wurde. Eine streng monarchisch aufgebaute Kirche mit zwei Huptern an der Spitze war etwas Unmgliches, und es muten notwendig die schwersten Schden aus diesem Zustande hervorgehen. Aber zunchst ver-schlimmerte sich die Lage noch dadurch, da man seit dem Konzil von Pisa, das berufen worden war, um das Schisma zu beseitigen, sogar drei Ppste hatte. 83. Das Konzil zu Konstanz. Im Jahre 1414 trat unter dem Schutze Siegmunds ein Konzil in Konstanz zusammen, um das Schisma zu beenden, die hussitische Ketzerei zu prfen und auszurotten und die Reform der Kirche durchzufhren. Die Reformpartei, an deren Spitze Gerson, der Kanzler der Uni-versitt in Paris, und der Kardinal Peter d'ailly standen, forderte die

7. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 74

1911 - Breslau : Hirt
74 Aus der Geschichte des Mittelalters. Inhalts, fr das deutsche Volk. An den alten deutschen Heldenliedern hatte er seine helle Freude und lie sie sammeln, während schon sein Sohn Ludwig nichts mehr von ihnen wissen wollte; er gab den Winden und Monaten deutsche Namen; er begann selbst eine deutsche Grammatik. 37. Die Erneuerung des Kaisertums. Als Karl im Jahre 800 in Rom verweilte und am Weihnachtsmorgen seine Andacht in der Peters-kirche verrichtete, trat der Papst Leo Iii. auf ihn zu und setzte ihm die Kaiserkrone auf das Haupt; das anwesende Volk begrte den deutschen Imperator, der die Macht der frheren rmischen Imperatoren besa, mit Zuruf. Karl hat spter geuert, wenn er um die Absicht des Papstes gewut htte, wrde er die Kirche an diesem Morgen nicht besucht haben. Aber der Gedanke, das westrmische Kaisertum zu erneuern, kann ihm nicht fremd gewesen sein, es scheint sogar, da er in seiner Umgebung zuerst erwogen worden ist, es wird ihm also nur die Art der Ausfhrung mifallen habeu. Denn die Weltmonarchie war tatschlich von den Rmern auf die Deutschen bergegangen. Der ostrmische Hof verweigerte ihm zunchst die Anerkennung und gewhrte sie spter nur gegen eine Gebietsabtretung. Karl betrachtete sich wie die rmischen Kaiser seit Konstantin als das absolute Oberhaupt des ihm unterstellten Reiches. Er lie sich von seinen Untertanen einen neuen Treueid schwren, in dem der Ungehorsam gegen den Kaiser als Versto gegen gttliches Gebot anerkannt wurde. Seine Auffassung vom Kaisertum ist also die theokratische, die er vielleicht aus Augustius Schrift De civitate Dei gewonnen hatte. Karl war ein gewaltiger Mann von heldenmigem Wchse; er hatte groe, lebhafte Augen. Sein Aussehen war achtunggebietend, der Gang fest, die Stimme hell. Seine Tracht war die heimisch frnkische, nur bei Fest-lichkeiteu erschien er in golddurchwirktem Kleid mit Diadem. Einfach war seine Lebensweise und mig; die Jagd war seine Erholung. Selten hat ein Sterblicher die Phantasie der Nachwelt so beschftigt wie er. Otto Iii. lie seine Gruft ffnen: er sah ihn auf marmornem Throne fitzend, im Kaifermantel, das Schwert an der Seite, auf den Knien die Bibel. Auch Barbarossa ffnete die Gruft: er lie die Gebeine bestatten. Frhzeitig umwoben Mrchen und Sage das Bild des groen Kaisers. Wie Barbarossa sitzt er (im Untersberg) verzaubert, das gesunkene Reich zu neuem Leben zu erwecken. Die Westfranken liebten es, von seinen Heerfahrten und Heldentaten gegen Heiden und Mohammedaner zu erzählen, von feinen Paladinen, vor allen von Roland; die Deutschen sprachen gern von ihm als dem weisen und gerechten Richter, der den Hochmut der Groen dmpfte und der den kleinen Mann seine starke, schtzenbe Hand hielt. Kurz vor seinem Tode hat er in Aachen seinen einzigen Sohn Ludwig zum Mitfaifer gekrnt. Hier ist er gestorben und in der Krypta des Domes beigesetzt (814).

8. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 37

1896 - Leipzig : Hirt
37 Groen gestrubt haben zuzustimmen, aus Furcht, da der neue König mit starker Hand ihnen die Vorrechte bestreiten wrde, die sie sich allgemach angeeignet hatten. Das schien bei dem schlichten Grafen von Habsburg, der nur kleine Besitzungen um seine Stammburg in der Schweiz hatte, ausgeschlossen. Aber wenn er auch durch seine Hausmacht nicht einflureich werden konnte, so brgte doch seine Tapferkeit und Gottesfurcht dafr, da er dem Unrecht und den Gewaltthaten steuern und der Gerechtigkeit wieder zu An-sehen verhelfen werde. Diese Eigenschaften kannte der Erzbischof aus eigener Erfahrung. Er hatte einst nach Rom zum Papste ziehen mssen und gefrchtet, er werde auf dem Wege der die Alpen ausgeplndert werden. Da hatte ihn Graf Rudolf, der am Fue des Gebirges (bei Zrich) die Habsburg besa, mit groer Umsicht ungefhrdet hinber geleitet und ebenso tapfer auf dem Rckwege geschirmt. In der Umgebung des Erzbischoss war ein Priester, der einen schnen Zug von der Gottesfurcht Rudolfs zu erzählen wute. Er war einmal in frheren Jahren, als er in der Schweiz Seelsorger war, zu einem Sterben-den gerufen worden, um ihm das heilige Abendmahl zu reichen; da war er an einen reienden Wildbach gekommen, der alle Brcken und Stege weg-gerissen hatte; eben hatte er sich angeschickt, die Schuhe abzulegen, um das Wasser zu durchwaten, als der Graf Rudolf herangesprengt kam, der mit seinem Knappen auf die Jagd geritten war. Als er die Absicht des Priesters erfuhr, setzte er ihn sogleich auf sein eigenes Ro, damit jener gewissenhaft seine Pflicht erfllen knnte. Das Pferd aber, das die geweihte Hostie, den Leib des Herrn, getragen habe, nahm er, als der Priester es am folgen-den Morgen zurckbrachte, nicht wieder an, sondern bestimmte, da es fortan der Kirche gehren solle. Freilich scheute Rudolf, wenn es die Verteidigung seiner Rechte galt, auch den Kampf mit der Geistlichkeit nicht; er lag eben gegen den Bischof von Basel zu Felde, als sein Schwager, der Burggraf von Nrnberg Friedrich Iii. (aus dem Hause Hohenzollern) ihm die Kunde brachte, da er zum deutschen Könige gewhlt sei. Dazu hatte auer dem Erzbischof wesentlich der Burggraf beigetragen; er hatte die weltlichen Wahlfrsten, deren mehrere noch unvermhlt waren, auf die Mglichkeit hingewiesen, eine der sechs Tchter Rudolfs heimzufhren und dadurch in enge ver-wandtfchaftliche Verbindung mit dem neuen Könige zu treten. 3. Rudolf nahm die auf ihn gefallene Wahl an und zeigte seine

9. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 195

1895 - Leipzig : Voigtländer
195 fr abgeschafft. Doch wurde der christliche Gottesdienst bald wieder ge-stattet, und der erste Konsul stellte durch ein mit dem Papste abgeschlossenes Konkordat (1801) die katholische Kirche in Frankreich neu her. Indessen wurde ihr auch jetzt die ehemalige Machtstellung nicht zurckgegeben. Im Deutschen Reiche trat (1803) die wichtige Vernderung ein, da die geistlichen Frstentmer und Stifter skularisiert, d. h. in weltliches Gebiet verwandelt wurden. Im Jahre 1809 entri Napoleon I. dem Papste Pius Vii. seine weltliche Herrschaft, indem er den Kirchenstaat dem franzsischen Reiche einverleibte. Als dann der Papst der alle, die an dem Erbe des heiligen Petrus sich vergriffen, den Bann aussprach, lie ihn der Kaiser als Gefangenen nach Frankreich abfhren. Erst Napo-leons Sturz brachte dem Papste seine Befreiung. Die siegreichen Verbndeten gaben dem Papste sein Land und alle seine Rechte wieder, und 1814 kehrte er nach Rom zurck. Sofort stellte er den Jesuitenorden wieder her, der von neuem eine weite Aus-breitung und bedeutende Macht erlangte und jetzt gegen 10 000 Mitglieder zhlt, seit 1872 jedoch vom Gebiete des Deutschen Reiches ausgeschlossen ist. 2. Papst Pius Ix. Unter den folgenden Ppsten ragt vor allen Pius Ix. hervor. Seine 32jhrige Herrschaft (18461878) bertraf nicht allein alle brigen Papstregierungen an Dauer, sie war auch wie keine andere der neueren Zeit reich an wichtigen Ereignissen. In die staatlichen Kmpfe Italiens hineingezogen, wurde die weltliche Papstherrschaft aber-mals aufgelst, und der Kirchenstaat 1870 dem Knigreiche Italien einverleibt. Dagegen stieg die geistliche Macht des Papstes zu einer lange nicht dagewesenen Hhe. Mehr als hundert neue Bischofsitze wurden unter Pius Ix. errichtet. Zum ersten Male seit Jahrhunderten sah die Stadt Rom und zwar zu wiederholten Malen die katho-tischen Bischfe aus aller Welt um den Statthalter Christi" vereinigt; so, als der Glau-benssatz von der unbefleckten Reinheit der Gottesmutter Maria verkndet wurde (1864); so bei der Feier des achtzehnhundertjhrigen Mrtyrertodestages der Apostelfrsten Petrus und Paulus (1867); so vor allem bei dem 764 Mitglieder zhlenden zwanzigsten allge-meinen (vatikanischen) Konzil (1869 und 1870), welches die Unfehlbarkeit des Papstes in Sachen des Glaubens und der Sitte als katholische Kirchenlehre aussprach <18. Juli 1870). Freilich geriet der Papst durch sein Bestreben, die Macht der katholischen Kirche zu erhhen und auszubreiten, in mancherlei Zwist und Kampf mit mehreren Staatsregierungen. Auch Deutschland wurde von dem Streite der beiden Gewalten er-griffen, und aus der vielfachen Berhrung der kirchlichen und staatlichen Angelegenheiten erwuchs namentlich in Preußen der sogenannte Kulturkampf", dessen Beendigung der greise Pius Ix. nicht mehr erlebte. 3. Deutschkatholiken und Altkatholiken. Auch Absall von der rmischen Kirche ist -namentlich in Deutschland eingetreten. Die Ausstellung des heiligen Rockes" zu Trier 1844, an welche sich die Wallfahrt von mehr als einer Million Menschen nach der alten Bischofstadt knpfte, gab den Gegnern dieser Bewegung Anla zur Bildung von 13*

10. Im neuen Deutschen Reich - S. 1

1914 - Leipzig [u.a.] : Teubner
sf /V ^ v 1 ^ ßrir rnat,0na'e ^cworschung »raunschv/e.g ^Ujtixjchbib]i0thek '' ^0^6/ \mmtt I. Der Kulturkampf. V Die „Unfehlbarkeitserklarung" der Papstes vom *8. Iuli 1870.1 Das vierte Hauptstück der Constitutio de ecclesia: vom unfehlbaren Lehramt des römischen Papstes wurde mit 531 von 533 Stimmen in folgender Fassung angenommen: Indem mir an der vom Hnbeginn des christlichen Glaubens überkommenen Überlieferung treu festhalten, lehren wir, mit Zustimmung des hl. Konzils, zur Ehre Gottes unseres Heilandes, zur (Erhöhung der katholischen Religion und zum Heile der christlichen Völker, und erklären es als einen von Gott geoffenbarten Glaubenssatz: daß der römische Papst, wenn er von seinem Lehrstuhle aus (ex cathedra) spricht, das heißt, wenn er in Ausübung feines Hmtes als Hirt und Lehrer aller Christen, kraft seiner höchsten apostolischen Gewalt, eine von der gesamten Kirche festzuhaltende, den Glauben oder die Sitten betreffende Lehre entscheidet, vermöge des göttlichen, im heiligen Petrus ihm verheißenen Beistandes jene Unfehlbarkeit besitzt, mit welcher der göttliche Erlöser seine Kirche in (Entscheidung einer den Glauben oder die Sitten betreffenden Lehre ausgestattet wissen wollte, und daß daher solche (Entscheidungen des römischen Papstes aus sich selbst, nicht aber erst durch die Zustimmung der Kirche, unabänderlich sind. So aber jemand dieser Unserer Entscheidung, was Gott verhüte, zu widersprechen wagen sollte: der sei im Banne. 2. Die „Döllingersche" Gegenerklärung? tdir sind der Überzeugung, daß ein längeres Schweigen gegenüber den infolge der Mehrheitsbeschlüsse der vatikanischen Bischofsversammlung vom 18. Juli 1870, durch die Bulle „Pastor aeternus“ kundgemachten päpstlichen Dekreten weder uns ziemt, noch zum Nutzen der Kirche gereichen kann. . . . Durch die Erklärung, daß alle an die ganze Kirche gerichteten doktrinellen Rusfprüche der Päpste unfehlbar feien, werden auch jene kirchenpolitischen Sätze und ftusfprüche älterer und neuerer päpstlicher Erlasse für unfehlbare Glaubensnormen erklärt, welche die Unterwerfung der Staaten, Völker und Fürsten unter die Gewalt der 1 Hahn, Geschichte des Kulturkampfes in Preußen in Aktenstücken. Berlin 1881 ^ S* 33. 8 Hahn, Fürst Bismarck Ii, S. 393f. — Diese (Erklärung ist außer dem Erst-Unterzeichner, dem Münchner Professor von Döllinger, noch von 20 katholischen Gelehrten, meist Professoren der Theologie, des Kirchenrechtes und der Philosophie unterzeichnet. (Quellettfammlung 1,16: Vrandenburg-Nühlmann, 3m neuen Deutschen Reich j
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