104
§ 46. Die Apenninenhalbinsel oder Italien.
alter war Venedig eine überaus mächtige und durch Handel reiche
Republik, die in Italien, Dalmatien und Griechenland ansehnliches
Besitztum hatte. Prächtige Bauten, darunter die Markuskirche und
der Dogenpalast. Alte Universitätsstadt Padua; das stark befestigte
Verona.
2. In Mittelitalien:
a) Toscana mit Florenz, 205000 Einw., und der Seestadt
Livorno, 98000 Einw. — Zu Toskana gehört auch die Insel Elba
mit Eisensteingruben und Thunfischfang, einst einige Monate das Fürsten-
tum des gestürzten Kaisers Napoleon I.
d) Latium oder Provinz Rom, einen Teil des früheren Kirchen-
staates umfassend; denn der Papst war früher nicht nur, wie noch jetzt,
das sichtbare Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche, sondern zugleich
als Beherrscher des Kirchenstaates weltlicher Fürst. Jetzt indessen um-
faßt sein weltliches Herrschaftsgebiet nur noch in Rom den vatikanischen
Palast, die Kirche St. Johann im Lateran und in den Albaner Bergen
ein Lustschloß.
Rom (465009 Einw.), in mancher Beziehung die merkwürdigste
Stadt der Welt, seit 1870 Hauptstadt des Königreichs Italien, liegt
zum größten Teile auf dem linken Ufer des Tiber, zum kleineren auf
dem rechten. In diesem kleineren Teile steht die Peterskirche, die
größte auf Erden, der Vatikan, des Papstes Palast, und die Engels-
bürg, früher Roms Zitadelle. In dem Teile auf dem linken Ufer
liegt der Quirinal, die Residenz des Königs. Die zahlreichen Über-
reste des Altertums, herrliche Werke der neuen Kunst, großartige
Feierlichkeiten an bestimmten kirchlichen Festtagen ziehen immer eine
große Menge von Fremden nach Rom. — Tivoli, in der Nähe von
Rom, mit den Kaskaden des Teverone in den Sabiner Bergen.
3. In Unteritalien:
a) Kampanien. Die schönste Gegend darin ist die am Golf
von Neapel. Hier, in wundervoller Lage, Neapel, die volkreichste
Stadt von ganz Italien, 565 000 Einw. Vor dem Golf von Neapel
liegen die lieblichen Inseln Jschia (iskia) und Capri mit der Blauen
Grotte.
d) Apulien, die Küste des Adriatischen Meeres, f. vom Monte
Gargano. Am wichtigsten der Hafenort Brindisi, wo sich an die
hierher führenden Eisenbahnen die überseeischen Schiffahrtslinien nach
dem Orient anschließen.
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon_I. Johann
Extrahierte Ortsnamen: Italien Italien Dalmatien Griechenland Padua Verona Mittelitalien Florenz Toskana Elba Latium Rom Rom Rom Italien Peterskirche Vatikan Rom Rom Unteritalien Kampanien Neapel Neapel Italien Neapel Capri Apulien Adriatischen_Meeres Brindisi
328
B. Länderkunde. — Vi. Europa.
Büffeln, Pferden, Schafen und Ziegen. Seit dem 19. Jahrhundert wurden weite
strecken der Maremmen durch Melioration (besonders bei Pisa) in Kulturland
verwandelt. Kesselartige Scholleneinbrüche haben die Westküste reich geglie-
dert. Daß die Erdschichten noch nicht zur Ruhe gelangt sind, läßt die Häufig-
keit der Erdbeben
erkennen.
Zu der stark
gegliederten, mit
Niederungen,
Flüssen und vie-
len Siedlungen
ausgestatteten
Westseite, „dem
Antlitz der Halb-
iusel", steht die
Ostseite in auf-
fallendem Gegen-
satz. Der der
Adria zugekehrte
Abhang des
Apennin ist sanf-
ter geneigt, fast
völlig ungeglie-
dert und bildet
daher im Bereiche
des Mittlern Ge-
birgsteils eine
hafenarme Küste.
Wie im N die Po-
Ebene, so lagert
sich dem Apennin
im 8 das Apnli-
sche Tafelland
vor, aus dem der
durch Hebung
angegliederte
Monte Gär-
gano aussteigt.
Im Apennin
lichen Teile
189. Marmorgewinnung in Carrara.
In die fast reinweißen Kalkfelsen werden mit Preßluftbohrern und mit Hammer
und Meißel Bohrlöcher getrieben. Diese füllt man mit Sprengstoff, den man entzündet,
und zertrümmert so die Felsen in große und kleine Blöcke. Sie werden vierkantig
behauen, ans Meer befördert und nach allen Kulturländern der Erde versandt. Der
Erlös der Marmorbrüche von Carrara. etwa 16 Mi». Mark jährlich, macht fast ein
Drittel des Ertrages sämtlicher Erzbergwerke Italiens und etwa die Hälfte der
Schwefelausbeute aus. (Brüche der Fa. Walton, Eooddy & Cripps Ltd.. Carrara.)
gibt es nur wenig Urgesteine. Er besteht in seinem nörd-
vorwiegend aus Tongestein, während in dem Mittlern und
südlichen Abschnitt höhlenreicher Kalkfels häufig auftritt. Abgesehen von
seinen Marmorschätzen ist das Gebirge arm an nutzbaren Mineralen. Die
Berghänge, namentlich die aus dem leicht abblätternden Tongestein anfge-
bauten, werden von den Regengüssen stark abgespült und erscheinen daher kahl
und öde.
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Extrahierte Personennamen: Carrara Walton
Extrahierte Ortsnamen: Europa Carrara Italiens Tongestein
36
4) Die campanische Tiefebene (12 M. lang, 8 M. breit) bietet einen
ganz andern Anblick. Ein prächtiger Himmel, duftende Fluren,
zahlreiche Bäche bieten den fleißigen Arbeitern auf dem Felde reich-
lichen Lohn. Mit vollem Rechte nennen die Italiener diese Tief-
ebene „campagna felice“.
5) Die apulische Kiistenebene steht hinter der campanischen weit zu-
rück. Sie hat sandige, mit Salzlachen bedeckte Strecken; doch
weht auf ihr nicht jene verdorbene, pesthauchende Luft, welche
die Bewohner aus der Campagna di Roma vertrieben hat. Aus
der apulischen Küstenebene steigt auf dem sogenannten Spornleder
Italiens der M o n t e G a r g a n o zu einer Höhe von 3000' empor.
Die zu Italien gehörigen Inseln sind gebirgig, einige vulkanisch. Der
Aetna auf Sicilien (10,170') und der Schlammvulkan Maccaluba bei Gir-
genti (850'), die Vulkane der Inseln Stramboli und Volkano sind Belege hierfür.
Das italienische Klima ist größtentheils dem der heißen Zone ähnlich;
nur in Oberitalien wechseln, wie in der gemäßigten Zone, die vier Jahres-
zeiten mit einander ab. An den Küsten und besonders in den südlichen
Ländern ist Schnee und Frost eine Seltenheit. Der Himmel ist im Som-
mer fast immer heiter, und Seewinde mäßigen die große Hitze. Bei diesem
milden Klima gedeihen demnach der Oelbaum, Orangen und Citronen, vor-
zügliche, feurige Weine, die Aloe, Baumwolle, Manna, Zuckerrohr, Mais
und Getreide. Die Insel Sicilien, welche inan wegen ihrer Fruchtbarkeit
die Kornkammer Roms nannte, hat ihren alten Ruhm bewahrt, obwohl der
Anbau vernachlässigt wird. Der Schwefel kommt auf der Insel Sicilien so
massenhaft vor, daß man jährlich 1 */2 Millionen Centner liefert. Der Wein,
welcher ans Sicilien gebaut wird, gehört zu den vorzüglichsten Sorten. Mine-
ralien liefert die Halbinsel nicht viel. Weltberühmt ist jedoch der carrarische
Marmor, welcher bei der Stadt Carrara im Herzogthum Modena gebrochen
wird. An Mineralquellen ist kein Mangel, wohl aber an edlen und un-
edlen Metallen. Die Insel Elba hat ihren alten Ruf bezüglich der ergiebi-
gen Eisengruben erhalten; noch jetzt gewinnt man daselbst jährlich 130 bis
140,000 Centner Eisen. Alle unsere Hausthiere finden sich auch in Ita-
lien; in sumpfigen Gegenden trifft man ganze Heerden von Büffeln. Die
Schafzucht ist besonders am Fuße der Alpen im Schwünge, woselbst auch
noch Bären, Wölfe und anderes Wild erlegt werden. Eine vorzügliche
Sorgfalt wird der Seidenraupe und dem Maulbeerbaume gewidmet. Von
lästigen Thieren sind die Taranteln, Skorpione, Vipern und das Heer von
Ungeziefer in den Häusern zu nennen. Das Meer liefert vorzügliche Fische
und gute Allstem.
3. Die Dodenbeschassenheit der griechischen Halbinsel.
Auch auf der dritten großen Halbinsel Süd-Europas ist das Bergland
entschieden vorherrschend, indem daselbst das Tiefland nur 1700 O.-M.
einnimmt. Das Tiefland zerfällt in folgende Abtheilungen:
1) die thracische Tiefebene an der Maritza (Hebrus);
2) die kleine macedonische von Seres am Karasu (Strymon);
3) die thessalische am Salambria (Peneus);
4) die albanische Kiistenebene am adriatischen Meere;
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Ii. Die Krenzzüge.
71
stiftet, zu denen später noch die Karmeliter und die Augustiner kamen. Unmittelbar unter die Aufsicht des Papstes gestellt, wurden die Bettelorden, die Franziskaner durch ihre Wirkung auf die Volksmassen, die Dominikaner als Prediger und Inquisitoren („Domini canes“), die eigentliche „Miliz, des Papsttums
Ihren Höhepunkt erreichte die päpstliche Macht unter Inno-cenz Iii. 1198—1216. Er ist, gestützt auf das von ihm geweckte italienische Nationalgefühl, der eigentliche Schöpfer des Kirchenstaats geworden, der von der Pomündung über Ravenna, Rimini, Ancona, Perugia, Spoleto, das südl. Toskana und die Campagna reichte. Er hat den Satz, daß die Macht des Papstes über aller weltlichen stehe, in dem Grade praktisch verwirklicht, daß man ihn den Beherrscher eines christlichen Weltreiches nennen kann; als solcher erschien er auf der uateransynode von 1215.
Anderseits war auch schon gegen die zunehmende geistliche Gewalt der Widerspruch laut geworden; es waren Sekten (lat. secare=abschneiden) entstanden, welche die Verwestüchung der. Kirche bekämpften, wie die Katharer (griech. katharös=rein; davon „Ketzer“), die von Petrus Waidus aus Lyon um 1170 gestiftete Sekte der Waldens er u. a. In Südfrankreich, wo sie Albigenser hießen, in Istordspanien und Oberitalien fanden sie großen Anhang. Zur Ausrottung der Ketzer wurde auf der Lateransynode von 1215 die Inquisition eingesetzt.
d) Die geistige Kultur. §61.
«) Wissenschaft. Zwar war eine wirkliche Wissenschaft in jenem Zeitalter fast unmöglich, da die Kirche alles Denken beherrschte und alles Forschen großenteils nur den Zweck hatte die kirchlichen Dogmen als mit der Vernunft übereinstimmend nachzuweisen. Diese im Dienste der Kirchenlehre stehende Philosophie ist die Scholastik. Ihre Grundlage ist Aristoteles, den man durch die Vermittelung arabischer Gelehrter (Averroes aus Cordoba) kennen lernte; auch die Forschungen spanischer Juden (Maimonides) waren von Einfluß. Die namhaftesten Vertreter der Scholastik sind Anselm von Canterbury („Credo, ut intellegam“), Abälard, Petrus Lombardus, Thomas von Aquino und sein Gegner Johannes Duns Scotus. Immerhin wuchs das Bedürfnis zu forschen; und in dem Deutschen Albertus Magnus und seinem
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212
Länderkunde. — Europa.
Büffeln, Pferden, Schafen und Ziegen. Seit dem 19. Jahrhundert wurden weite
Strecken der Maremmen durch Melioration (besonders bei Pisa) in Kulturland
verwandelt. Keffelartige Scholleueiubrüche haben die Westküste reich geglie-
dert. Daß die Erdschichten noch nicht zur Ruhe gelangt sind, läßt die Häufig-
keit der Erdbeben
erkennen.
Zu der stark
gegliederten, mit
Niederungen,
Flüssen und vie-
len Siedlungen
ausgestatteten
Westseite, „dem
Antlitz der Halb-
insel", steht die
Ostseite in aus-
fallendem Gegen-
satz. Der der
Adria zugekehrte
Abhang des
Apennin ist sanf-
ter geneigt, fast
völlig nngeglie-
dert und bildet
daher im Bereiche
des Mittlern Ge-
birgsteils eine
hafenarme Küste.
Wie imx die Po-
Ebene, so lagert
sich dem Apennin
im 8 das Apuli-
sche Tafelland
vor, aus dem der
durch Hebung
angegliederte
Monte Gär-
gano aufsteigt.
Im Apennin gibt es nur wenig Urgesteine. Er besteht in seinem nörd-
lichen Teile vorwiegend aus Tougeftein, während in dem Mittlern und
südlichen Abschnitt höhlenreicher Kalkfels häufig auftritt. Abgesehen von
seinen Marmorschätzen ist das Gebirge arm an nutzbaren Mineralien. Tie
Berghänge, namentlich die aus dem leicht abblätternden Tongestein aufge-
bauten, werden von den Regengüssen stark abgespült und erscheinen dahei kahl
und öde.
122. Marmorgewinnung in Carrara.
In die fast reinweihen Kalkfelsen werden mit Preßluftbohrern und mit Hammer
und Meitze! Bohrlöcher getrieben. Diese füllt man mit Sprengstoff, den man entzündet,
und zertrümmert so die Felsen in grotze und kleine Blöcke. Sie werden vierkantig
behauen, ans Meer befördert und nach allen Kulturländern der Erde versandt. Der
Erlös der Marmorbrüche von Carrara. etwa 16 Mi». Mark jährlich, macht fast ein
Drittel des Ertrages sämtlicher Erzbergwerke Italiens und etwa die Hälfte der
Schwefelausbeute aus. (Brüche der Fa. Walton, Eooddy 6-Cripps Ltd.. Carrara.)
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Extrahierte Personennamen: Carrara Walton
Extrahierte Ortsnamen: Europa Carrara Italiens Eooddy
— 115 —
überschreitet hier den Tiber, und bequeme Verkehrsstraßen führen von
hier aus über den Apennin. Die Stadt ist also ein Knotenpunkt des
Verkehrs. In der Kaiserzeit hatte Rom weit über eine Million
Einwohner. In dieser Zeit wurden großartige Bauten, Tempel,
Säulenhallen und Paläste geschaffen. Ein Herrscher suchte den andern
in Neuschöpfungen und Verschönerungen zu überbieten. Nachdem aber
das Römische Reich gestürzt war, begann die Zeit des Verfalls. Während
des Exils der Päpste in Avignon — im 14. Jahrhundert — hatte die
Stadt kaum noch 20 000 Einwohner. Im 16. Jahrhundert hob sie sich
Abb. 26. Das Forum von Rom.
Aus Lehmanns Geographischen Charakterbildern. Verlag von F. E. Wachsmuth, Leipzig, Kreuzstr. 3.
von neuem. Die Päpste sorgten für neuen künstlerischen Schmuck und
ließen vor allem auch prächtige Kirchen bauen. Aber erst in den letzten
Jahrzehnten ist die Einwohnerzahl rasch gewachsen, so daß sie heute etwa
525 000 Einwohner zählt. „Aus den Hügeln, welche die Tiberebene nach
Norden und Osten hin umschließen, und auf der weiten Hochebene, die
sich ostwärts an die Hügel anlehnt, breitet sich das neuere und neueste
Rom aus. Seit der Erhebung der ,ewigen Stadt' zur Hauptstadt
des geeinten Italiens hat sich dieses Gebiet, das bis dahin zum
weitaus größten Teile von Weingärten und Äckern eingenommen wurde,
mit einem ununterbrochenen Netze neugeschaffener oder aus alten Garten-
wegen umgewandelter Straßen bedeckt. Sie sind hell, luftig und gesund
8*
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Extrahierte Personennamen: Wachsmuth
Extrahierte Ortsnamen: Rom Avignon Rom Leipzig Italiens
462
Sued - Donau - Laender.
ton Jahre der 17. Olymp., als Nuina kurz vorher seine
Regierung in Rom angetreten hatte *). Dionys. Hai. 2,
121. Auch Areliias, der nachmalige Gründer von Syra-
cusae, half mit hei der Gründung und vertrieb die Ja-
pyges, die früher diese Gegend besassen. Den Lehren des
Pythagoras hatte diese St. sehr viel von ihrer Sittenrein-
heit, Einfachheit und daraus hervorgegangenen Blxithe
zu verdanken. Ihre Verfassung bestand aus einer glück-
lichen Mischung von Democralie und Aristokratie. So
kräftig war Croton durch innere Einrichtungen und wohl
gezogene Bürger, dass sie die weit mächtigere Sybaris
völlig zu besiegen vermochte und hierdurch für eine ge-
geraume Zeit sich zu der mächtigsten aller Ansiedlun-
lungen in Grossgriechenland, überhaupt zu einer der
grössten Städte Italiens erhob, in der einst weit über
100,000 Menschen gelebt haben sollen. Allein ihr Ue-
bermuth stürzte auch sie von ihrer Höhe; zuerst in dem
Angriffe gegen Locri, von der sie geschlagen wurde;
sodann in dem Kampfe gegen den Syracusaner Diony-
sius, der sich durch einen Ueberfall sogar ihrer Citadelle
bemächtigte. Noch mehr gebeugt wurde sie von den
Lucani und darauf von Agathokles und Pyrrhus. Indem
zweiten pun. Kriege nahm sie Hannibal in Besitz, der
aber schon in, ihr nicht mehr als 20,000 Einwohner an-
traf. Nach dessen 'Abzug gerieth sie unter die Ober-
herrschaft der Römer, die eine Colonie in sie abführten.
Zur Zeit des Plinius war sie zu einem Oppidum herab-
gesunken. Alterthiimliche Ueberreste von ihr sind nicht
mehr vorhanden. Pi. 8, 10. Pt. 3, 1. Mela 2, 4. Liv. 24,
3. 26, 39. 34, 45. Cic. Ep. ad Att. 9, 19. Ovid. Met am.
15, 19. Diod. Sic. 14, 103. 19. Poiyb. 5, 3. Appian. Han-
nibal. 57. Justin. 20, 2, 4. Nethus, eine Mansio. It. A.
Petelia (Strongoli), rj nmßla, oder Petilia; eine der älte-
sten griechischen Ansiedlungen, die man, wie noch
viele anderen, dem Philoctetes zuschrieb 2). Sie behaup-
tete sich lange Zeit als eine freie St,, ward, aber später
von den Lucani eingenommen, welche hier eine bedeu-
tende Festung anlegten, die Hannibals Zorn erfuhr,
da sie seine Besatzung nicht einnehmen wollte. Nach
Hannibals Abzug aus Italien brachten die Römer die ge-
flüchteten Pelelini wieder in ihre St. zurück, die sich je-
doch nie bedeutend gehoben hat. Noch wird ihrer in der
Tab. P. gedacht. Str.6, 254. Steph. Byz. Liv. 32, 30- Pi, 3,
10. Mela 2, 4. Macelia (unbest., nördl. über Petelia),
Jl/dxeju«, Ptol. 3, 1. Livius 26, 21. Poiyb. 1, 24. Crlmisa
1) Eckh, D. N. V. 1. P. 1, 109. 2) Eckh. D. N. V. 1. P. 1. Ho.
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Extrahierte Personennamen: Nuina Dionys Hannibal Mela Liv Appian Justin Nethus A.
Petelia Hannibals Hannibals Steph Macelia Livius Crlmisa P.
Extrahierte Ortsnamen: Rom Grossgriechenland Italiens Hannibals Italien
Einleitung. §. 21. 22.
15
immer trocbner und dürftiger wird. Da aber Stephanus aus einer Menge
uns nicht mehr Messender Quellen schöpfte und so eine grosse Masse sonst
nirgends zu findender Notizen enthält, wird er stets als eine Hauptquelle
der alten Geographie betrachtet werden müssen.
§.21. Die geograph. Leistungen der Römer in diesem Zeiträume
waren sehr geringfügig. Solinus (im 3. Jahrh.) lieferte in seinem Poly-
histor., einer Sammlung vermischter Denkwürdigkeiten, ein zwar grössten-
theils geograph. Werkchen, das aber fast wörtlich aus Plinius abgeschrie-
den ist. Avienus (in der 2. Hälfte des 4. Jahrh.) verfasste ausser der
schon §. 19 erwähnten latein. Uebersetzung des Dionysius in Hexametern
auch ein Schriftchen Ora maritima, ursprünglich wohl eine vollständige
Beschreibung aller Küsten des Mittelmeeres, des Pontus Euxinus und der
Mäotis. von der wir aber nur ein Fragment von 705 Versen besitzen, das
blos die Küste Hispaniens und Galliens bis Massilia beschreibt. Ausonius
(309—392) besingt in seiner Idyllq Mosella in 483 gefälligen Hexametern
eine Moselreise, aus der wir die an diesem Flusse gelegenen Orte, alle
Nebenflüsse desselben, seine Fische u. s. w. kennen lernen. Rutiluis (um
417) liefert in seinem nicht vollständig erhaltenen poetischen Itinerarium
die Beschreibung der zur See gemachten Rückreise aus Rom nach Gallien,
und sein auch durch seine Form für die damaligen Zeiten ausgezeichnetes
Gedicht enthält manche einzelne, schätzbare Notizen. Die Schrift des Vi-
bius Sequester (zu Ende des 4. Jahrh.) unter dem Titel de ßuminibus,
fontibus, lacubus, paludibus, montibus, gentibus, quorum apud poetas
mentio fit ist blos ein trocknes und keineswegs vollständiges Verzeichniss
der auf dem Titel angedeuteten Namen, und Aetlucus Isler (im 4. Jahrh.)
liefert ebenfalls nur ein trocknes Namenverzeichniss der verschiedenen
Länder, Völker, Flüsse u. Ortschaften ohne grossen Werth. Vom Sextus
Rufus (urn's J. 364) rühren ein paar kleine Schriftchen de regionibus
urbis Romae und libellus provinciarurn her, an welche sich ein anderes
Schriftchen de regionibus urbis Romae anschliesst, das dem Publius Victor
zugeschrieben wird.
§. 22. Eine eigne und wichtigere Klasse von Quellen der alten Geo-
graphie bilden endlich noch die Itineraria oder Reisebücher von doppelter
Art, entweder Itineraria adnotata s. scripta oder Itin. picta, welche
beide ihren Ursprung wohl auf die §.17 erwähnte Vermessung und karto-
graphische Darstellung des röm. Reichs zurückführen. Erstere sind Reise-
routen, welche (nach Art unsrer Postbücher) die wichtigsten Orte und alle
Stazionen, die man auf einer Land- oder Seereise von einem bestimmten
Orte zum andern passiren musste, nebst den Entfernungen derselben von
einander nach römischen Millien ohne alle weiteren Zusätze einfach nennen,
so dass sie zur richtigen Bestimmung der Lage der Oerter für die Topo-
graphie des röm. Reichs gar nicht unwichtig sind. Wir besitzen von Wer-
ken dieser Art namentlich noch folgende: 1) die beiden Itineraria Anto-
mm (so genannt weil sie gewöhnlich dem Kaiser Antoninus Pius zuge-
schrieben werden, obgleich sie nicht vor dem Zeitalter Constantins d. Gr.
abgefasst sein können), von denen das eine dergleichen Reiserouten zu
Lande durch fast alle Provinzen des röm. Reichs mit den Distanzen nach
röm. Millien, das andere weit kürzere (Itinerarium maritimum) aber meh-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
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43
Herrschest in Italien gegründet werden. Für seinen ältesten Sohn
Johann erlangte Alexander von Ferdinand dem Katholischen den Titel
eineß Herzogs von Gandia. Er trennte dann die Stadt Benevent vom
Kirchenstaate, machte aus derselben ein unabhängiges Herzogthum und
beschenkte mit demselben seinen ältesten Sohn. Kurze Zeit nachher
wurde Johann ermordet. Der allgemeine, durch Zeugen bestätigte Ver-
dacht siel auf seinen schändlichen Bruder Cäsar, den die Erhebung seines
Bruders bis zur Wuth neidisch gemacht hatte. Cäsar verließ nun mit
seines Vaters Bewilligung den geistlichen Stand, und wurde, seinem
heißen Wunsche gemäß, zur Erwerbung einer weltlichen Herrschaft für
das Haus Borgia bestimmt. Die Unterstützung dieses Unternehmens
hatte Ludwig Xii. von Frankreich zugesagt, um von dem Papste die
Erlaubniß zur Scheidung von der Königin Johanna zu erlangen. Zur
Bildung einer weltlichen Herrschaft für Cäsar Borgia waren
die Besitzungen der adligen Herrn und päpstlichen Vasallen in der
Romagna und der Mark Ankona ausersehen. Diese Vasallen oder soge-
nannten päpstlichen Vicare waren fast unabhängige Fürsten geworden;
gegen ihre Unterthanen übten sie die volle fürstliche Gewalt und miß-
brauchten sie nicht selten. Doch hatte das Dasein vieler kleinen Fürsten
neben einander auch manchen wohlthätigen Einfluß auf Leben und Bil-
dnng. An ihren Höfen wurden Künste und Wissenschaften geehrt; ein
seiner geselliger Ton, Sinn für höheren Lebensgenuß verbreitete sich aus
ihrer Nähe. Wer von dem einen dieser kleinen Gewaltherrn verfolgt
wurde, der fand bei einem anderen Schutz.
Nach der Eroberung von Mailand durch die Franzosen entriß Cäsar,
der von Ludwig zum Herzog von Valentinois ernannt worden war und
mit französischen und schweizerischen Hülfstruppen unterstützt wurde,
Jmola, Forli, Pesaro, Rimini, Faenza, später auch Urbino und Came-
rino ihren Besitzern. Wo Waffengewalt nicht ausreichte, halfen treulose
Ränke. Mit furchtbarer Grausamkeit wüthete der Sohn des heiligen
Vaterö; kein Alter, kein Geschlecht fand vor ihm Schonung. Um das
Geld zu den vielen Kriegszügen und sonstigen Ausgaben zusammenzu-
bringen, nahm der Papst zu jeder Art von Erpreffung seine Zuflucht.
Reiche Leute, besonders Prälaten, wurden gezwungen, den Papst zum
Erben einzusetzen, oder es wurden nach ihrem Tode ihre Güter einge-
zogen. Erledigte Aemter wurden an den Meistbietenden verkauft. Man
nahm auch zu Gewalt und Mord seine Zuflucht. Bei bedeutenden
Todesfällen dachte man sogleich an Vergiftungen durch den Papst. Die
Reichthümer, welche dieser auf so schändlichen Wegen an sich riß, wur-
den von ihm und seinem Sohne in den ausschweifendsten Lustbarkeiten
vergeudet. Aber für so viele Frevel traf den Papst die rächende Ver-
geltung. Alexander Vi. starb 1503 an Gift, welches er im Einver
ständniß mit seinem Sohne mehreren zu einem Gastmahle geladenen
Kardinälen reichen lassen wollte. Durch ein Versehen verwechselte der
Diener die Becher, und der Streich fiel auf das schuldige Haupt der
Urheber zurück. Cäsars kräftige Natur widerstand dem Gifte, aber wäh-
rend seiner Krankheit zerrann seine Macht; das mit verruchten Freveln
gewonnene Fürstenthum löste sich aus; eine Landschaft nach der andern
fiel ab; der größte Theil der Romagna ging für ihn verloren.
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Extrahierte Personennamen: Johann Johann Alexander_von_Ferdinand_dem_Katholischen Alexander Ferdinand Gandia Johann Johann Cäsar Cäsar Ludwig_Xii Ludwig Cäsar Cäsar Ludwig_zum_Herzog_von_Valentinois Ludwig Alexander_Vi Alexander Cäsars
Autor: Dittenberger, Theophor Friedrich, Nägele, Franz Karl
Auflagennummer (WdK): 4
Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
Schultypen (WdK): Gymnasium
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): Jungen
Europa. Italien. 555
c. Das Gebier vcm Siena.__
Tiena (Colonia Senensis), mit 25/000 E. Gothhchcr Dom,
mit Mosaik und Statuen, Universität, Bibliothek, Opernhaus, Thor
Camella, Tuchfabrik. Citadelle auf einem Hügel.
Orbitello, auf einer Landzunge am Cap Anzo, 2000 E. Festung
und Hafen. — Chiusi (Clusium), Sieg des Claudius Marcellus 224
vor Chr. über die Gallier. — Montaltino (^lonz ^lemus) und
Grofferw/ Hafen, beide mit wichtigen Saizwerken.
6. Die Insel Elba.
Elba: diese Insel durch die Straße von Piombino vom Lande
geschieden, enthalt 7 stim. mit 15,000 E. Sie ist gebirgig, hat sehr
mildes Clima, Getraide, Wein, Oliven, Seesalz, Magnetstein und
Bergwerke, besonders Eisen; und in ihrer Nahe liegen die kleinen,
meist unbewohnte Inseln Pianosa, sehr fruchtbar; Gorgona und Gig-
lio/ Sardellenfang, Melora, Monte Christo, beide ganz unbewohnt.
pcrco Ferrajo, feste Hplst. 5000 E. 2 Kastelle, Hafen,
Handel und Salzwerke. Hier lebte Napoleon 1614 und iüi5, und
legte eine Wasserleitung an.-
6. Der Kirchenstaat.
Dieser geistliche Staat (Patrimonium Petri), italienisch Stato
della Chiesa, grenzt im N. an die Lombardei, Modena und
Toscana; im W. an's toskanische, im O. an's adriatische Meer;
im S. an Neapel. Die Seen von Bvlsena, Perugia und
Bracciano; das Gebiet der Tiber; der südliche Ausfluß des Po;
die kleinen Flüche Tronto, Esino und Nubicon; die Sümpfe
bei Cvmmachio und die pontinischen gehören diesem Staate
an, der von den Apenninen durchzogen ist. Flächeninhalt: 816
□90?. — Einwohnerzahl: 2,600,000 katholische Christen. Pro-
testanten, Griechen und Juden (20,000) werden geduldet. — Acker-
bau und Manufakturen sind wenig bedeutend; — der Handel ist
passiv, und hauptsächlich nur in Bologna, Ankona, Sinigaglia
und Citta Vecchia erheblich. — Münzen in Gold: Zechinen (5 fl.
22 kr.); in Silber: Lire (2 fl. 3174 kr.); Scudi (2 fl. 6 kr.);
Paoli (12 '/2 kr.); Bajochi (1 */4 kr.) in Kupfer.
Verfassung: der Pabst ist, als geistliches Oberhaupt der
römisch - katholischen Christen, unumschränkter Gebieter des
Kirchenstaats, wird heiliger Vater genannt, und giebt alle Ge-
setze. Der Hof hat 3 Ritterorden: des goldenen Sporns; hei-
ligen Johanns von Lateran, und des heiligen Gregorius des
Großen. — Das Collegium der 70 Cardinäle wählt den Pabst,
bildet das Cvnsistvrium zu Nom und die verschiedenen Regicrnngs-
zweige durch Congregationen rc. und die Cardinäle haben das Prä-
dicat: Eminenz. Die römischen Gesandten heißen Legaten. Der
Staat hat 6 Erz- und 72 Bischöfe und alle Generale geistliche-
Orden wohnen in Rom. Auch eine Menge von Klöstern sind
wieder hergestellt. — Die 7 Universitäten zu Rom, Perugia,
Bologna (Akademie der Wissenschaften), Cameriuo, Fermo,
Macerata, Ferrara, die Vatikanische und die Bibliothek zu Bo-
tz
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Italien Siena Gothhchcr_Dom Elba Elba Patrimonium_Petri Lombardei Modena O. Neapel Perugia Esino Bologna Ankona Rom Rom Perugia Bologna Cameriuo Macerata Ferrara