— 9 —
Hier ist es umgekehrt wie in unserm Zimmer. Die Schüler haben rechts
Westen, links Osten, vorn Süden und hinten Norden. Nun gehen wir
auf dem Flur nach Norden. Ungefähr in der Mitte ist er an beiden
Seiten unterbrochen. Nach Osten und Westen ist ein Querflur, der zu
einem Ausgange führt. Der Ausgang nach Osten geht auf die Hohen-
zollernstraße, der andere auf den Schulhof. Der Ausgang nach der Hohen-
zollernstraße ist der Vorder- oder Hauptausgang. Er ist für die Lehrer
vorhanden. Der andere Ausgang ist der Hofausgang. Durch ihn gehen
die Seminaristen und Schüler. Auf dem westlichen Querflur führt eine
Treppe in das erste Stockwerk. An den Wänden des östlichen Quer-
flurs, der nach dem Hauptausgaug führt, sehen wir die Bildsäulen
Dr. Martin Luthers und Pestalozzis. Zur Rechten steht vi-. Martin
Luther und zur Linken Pestalozzi. Beide waren große, kluge Lehrer und
Wohltäter.
Gehen wir auf dem Längsflur weiter, dann haben wir links das
4. Klassenzimmer. Die Lage entspricht der nnsres Zimmers. Durch
die große Flurtür gelangen wir zur Klasse der Jüngsten. Sie liegt
ebenso wie das 1. Klassenzimmer, doch im nördlichen Teile, während die
1. Klasse im südlichen Teile des Schulhauses liegt. Hier liegt auch die
Wohnung des Schuldieners, rechts sind die Küche und das Schlafzimmer,
links die Stube. Am Ende des Flurs ist eine große Tür. Sie ist der
Ausgang für die Präparanden. Links neben der Klasse der Ankömmlinge
ist noch eine Tür. Hinter ihr führt noch eine Treppe in das erste
Stockwerk.
Unser Schulzimmer liegt nach der Hof- oder Hinterseite des
Seminars. Die Nordwand grenzt an den Querflur. Es liegt links vom
Haupteiugang. Das 2. und 4. Klassenzimmer liegen auch nach der Hof-
seite. Die 2. Klasse liegt im südlichen Teile des Gebäudes links vom Ein-
gange. Die 4. Klasse liegt rechts davon, ihre Südwand grenzt an den
Querflur. Die andern Zimmer liegen an der Vorder- oder Straßenseite
des Seminars.
Die 2. Klasse liegt südlich von unserm Schulzimmer; unser Schul-
zimmer nördlich von der 2. Klasse. Die 1. Klasse liegt südöstlich, die
4. Klasse nördlich, die 5. Klasse nordöstlich zu unsrer Klasse.
Alle Klassen des unteren Stockwerks gehören zur Seminar-Übungs-
schule. — Damit ist der Rundgang beendet.
In der Klasse wird der gesamte Stöfs in der Reihenfolge der Be-
trachtung gründlich durchgearbeitet. Die Schüler sprechen sich über kleine,.
engbegrenzte Ausgaben aus. Wichtige Erkenntnissätze werden fest dn-'V
geprägt. Z. B.: Die Zimmer an der Oftseite haben am Morgen die Sonne,
am Nachmittag Schatten. Die Schulzimmer nach Westen liegen am
Morgen im Schatten, am Nachmittag haben sie Sonnenschein. Am
Morgen ist es im Sommer nach der Hosseite kühl, am Nachmittag heiß.
Die Ostseite ist am Morgen sonnig und warm, am Nachmittag kühl. In
unserm Zimmer erhalten wir das Licht von links. Die Klassen sind hell,
weil mehrere große Fenster darin sind. Der Flur ist nicht so hell, weil er
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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Extrahierte Personennamen: Martin_Luthers Martin
Luther Pestalozzi
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Vaterländische Geschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
Bestand. Die Franken gewannen auch das Land zwischen Rhein, Main und Neckar. Der Frankenkönig Karl, 768—814, wollte alle deutschen Stämme unterwerfen und zum Christentume bekehren und bekriegte deshalb die freien heidnischen Sachsen. Diese bewohnten ganz Norddeutschland von der Ems bis über die Elbe, von der Nordsee bis zum Harze (auch die Braunschweiger sind Niedersachsen). Ihre Gehöfte lagen vereinzelt; sie regierten sich selbst und wählten sich nur für den Krieg einen Herzog. Karl bezwang sie erst nach langwierigen Kämpfen (Vordringen bis zur Oker, Strafgericht zu Verden an der Aller, Herzog Wittekind und das treue Sachsenroß). Der Herzog und mit ihm sein Volk ließen sich taufen.
3. Karl sorgt für das Christentum und für sein Land. Zur
Förderung und Befestigung des Christentums stellte er Bischöfe an und gründete Klöster (im Herzogtum Braunschweig entstanden um jene Zeit Klöster in Helmstedt, Schöningen, Königslutter, Mariental, Walkenried, Riddagshausen), errichtete neben den Kirchen und Klöstern Schulen (D. I. 3, Wie Kaiser Karl Schulvisitation hielt) und Musterwirtschaften und legte Handelsstraßen an: an der Donau, am Rhein, vom Rhein zur Weser weiter über Gandersheim, über die Furt an der Oker an der Stelle der jetzigen Stadt Braunschweig in das östliche Wendenland, oder nach Norden. An eigentlichen Handwerkern gab es nur Gold- und Waffenschmiede und Wollenweber.
4. Die Kaiserkrönung Karls. Im Jahre 800 suchte der Papst bei dem mächtigen Herrscher Schutz gegen die römischen Adligen. Da auch diese den Papst bei Karl verklagten, kam letzterer nach Rom, um den Streit zu entscheiden. Bei dem feierlichen Gottesdienste in der Peterskirche am Weihnachtsfefte setzte der Papst dem im wallenden Purpurmantel knieenden Frankenkönig die römische Kaiserkrone auf und weihte ihn damit zum höchsten Herren der Christenheit. Der Papst selbst warf sich ihm zu Füßen und huldigte ihm.
5. Karls Persönlichkeit. Karl war sehr groß und stark gebaut. Er hatte ein freundliches Gesicht und große feurige Augen; seinen Zornesblick konnte niemand ertragen. Auffallend war bei seinem riesigen Körper eine sehr helle Stimme. Er ritt und jagte gern. (D. I. 4, Karl der Große auf der Jagd.) Sein Hofstaat kostete wenig, denn die Frau und die Töchter des Königs spannen, webten und schneiderten selbst, und der König lebte sehr einfach. In der Haushaltung wurde außer Gewürzen fast nichts gekauft. Freilich hatte der Kaiser, wenn er fremde Gäste empfing, auch seinen Purpurmantel um und trug kostbare, seidene Gewänder; für gewöhnlich kleidete er sich aber in einheimische Friesstosse.
Da er nach damaliger Sitte in der Jugend nicht schreiben gelernt hatte, so lernte er es noch in späteren Jahren. (D. I. 3, Wie Kaiser Karl schreiben lernte.) Auch verbesserte er den Kirchengesangr
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl_Schulvisitation Karl Karls Karl Karl Karls_Persönlichkeit Karls Karl Karl_der_Große Karl Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Main Sachsen Norddeutschland Nordsee Niedersachsen Helmstedt Mariental Riddagshausen Donau Rhein Rhein Gandersheim Karls Rom Peterskirche Weihnachtsfefte
312
Dritter Abschnitt. Dritter Zeitraum.
Die Stadt war anfangs klein und unansehnlich, die Häuser deckte Stroh und Holz, die Straßen waren eng und krumm; darum wohnten die Bürger gern auf dem Lande, wo sie sich ganz den Besorgungen des Landlebens widmeten. Mit Sonnenaufgang eilten die Männer hinaus auf das Feld, während die Frauen mit dem Spinnrocken und andern Geschäften des Hauses sich befaßten Erst gegen Abend wurde das einfache Mahl eingenommen, welches aus Früchten, Gemüse, Milch, Käse oder Brei bestand. Wein wurde mit Wasser vermischt getrunken, Fleisch nur an den Tagen genossen wo den Göttern geopfert zu werden pflegte. Ebenso einfach war die Klerdung. Uber ein Untergewand, die Tunica, welches bei Männern kürzer und enger war, als bei Frauen, warf man die Toga, ein weißes, wollenes Obergewand, welches aus einem 4 m langen und 2 V, m breiten, abgerundeten Stück Zeug gefertigt war Den einen Zipfel zog man über die linke Schulter nach vorn, den obern Rand über den Rücken, den andern Zipfel unter dem rechten Arm durch und warf ihn über die linke Schulter hinunter, fodaß die rechte Schulter und der rechte Arm, auf der linken Seite nur die Hand unverhüllt blieb. Wie die Griechen, so sahen auch die Römer beim Ankleiden auf einen anmutigen Faltenwurf der Toga. Die Konsuln und andern Magistratspersonen trugen die mit Purpur verbrämte Toga, ebenso die Knaben bis zum zurückgelegten 16., die Mädchen bis zum 14. Lebensjahre. Im 17. Lebensjahre, am Feste der Liberalien (zu Ehren des Bacchus) wurden die Jünglinge aus das Forum geführt; hier sprach sie der Prätor frei und überreichte thnen die männliche Toga mit der ernsten Mahnung, sich stets ihrer würdig zu zeigen. Danach begaben sie sich mit Verwandten und Freunden auf das Kapitol und wurden hier im Tempel der Jugend dem Schutze Jupiters empfohlen und in die Register des Staates eingetragen.
Sittenverfall. Mit dem Ende des zweiten punischen Krieges, wo Roms politische Größe ihren Höhepunkt erstieg, sank der sittliche Halt seiner Bürger immer mehr. Die unermeßlichen Reichtümer, welche durch die glücklichen Kriege der römischen Heere nach Rom strömten, gaben der Stadt ein verändertes Aussehen. Reiche Leute verschönerten es durch Säulengänge, Statuen, prachtvolle, in griechischem Geschmack ausgeführte Tempel, Theater, Cirkusse und Triumphpforten. Auch die Privatwvhnungen wurden prächtiger aufgeführt. Während früher das römische Haus keine Fenster nach der Straße, nur ein Stockwerk und weiß getünchte Zimmer hatte, welche um den Hos
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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38, 2. Friedrich Iii.
251
kürzeste von allen; zudem beschäftigte ihn sein Erbland Ungarn so sehr, daß er weder den Landfrieden im Reiche aufrecht erhalten, noch die Krönung an sich vollziehen lassen konnte. Auf einem Feldzuge gegen die Türken erkrankt, erlag er der Ruhr und starb schon 1439.
2. Friedrich Iii. 1440-1493.
Auf die kürzeste aller Kaiserregierungen folgte die längste: Albrechts Vetter Friedrich Iii. wurde von den Kurfürsten in Frankfurt zum Kaiser gewählt. Eine unglücklichere Wahl hätte kaum getroffen werden können. Friedrich war zwar ein Mann voll guten Willens, aber ohne alle Thatkraft. Um Regierungsgeschäfte kümmerte er sich wenig, und es schien fast, als habe er die Krone nur angenommen , um seinen Lieblingsstudien Astrologie, Alchimie und Botanik nachhängen zu können. Im Staatsrate schlief er oft bei Beratung der wichtigsten Dinge ein; einmal entließ er den versammelten Landtag, um seine Blumen gegen den eintretenden Frost in Sicherheit zu bringen. Unentschlossenheit war seine größte Schwäche; dabei betrachtete er jede kräftig hervortretende Macht im Reiche mit Eifersucht und beugte sich doch wieder vor dem Papste. Die einzigen Pläne, die er verfolgte, waren auf die Vergrößerung der Macht des Hauses Habsburg gerichtet, von der er ohnehin schon eine so hohe Meinung hatte, daß er auf seine Bücher, Gefäße und Paläste die fünf Vokale a, e, 1, O, n setzen ließ und ihnen die Deutung gab: Alles Erdreich Ist Oestreich Unterthan. Und doch ist unter seiner Regierung die Macht des deutschen Kaisertums in den tiefsten Verfall geraten.
Zunächst vereitelte Friedrich die Hoffnungen, welche das Konzil zu Basel für eine Verbesserung der Kirche erregt hatte. Es waren dort Gesetze gegen verschiedene Mißbräuche erlassen und der Papst durch einen Eid verpflichtet worden, die Baseler Beschlüsse
anzuerkennen und für allgemeine Konzilien zu sorgen, welche in
Kirchensachen über dem Papste ständen. Diese Beschlüsse hatte auch
Albrecht H. gut geheißen, allein Friedrich Iii. ließ sich durch seinen schlauen Geheimschreiber, den Italiener Äneas Sylvius (nachmaligen Papst Pius Ii.) täuschen, er widerrief alle diese Verordnungen und sah ruhig zu, als der Papst das Konzil zu Basel aufhob. Zum Lohne hierfür krönte ihn 1452 der Papst, und er war der letzte in Rom gekrönte deutsche Kaiser.
Um die schweizer Besitzungen wieder zu gewinnen, die
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_Iii Friedrich Albrechts Albrechts Friedrich_Iii Friedrich Friedrich Friedrich Oestreich Friedrich Friedrich Albrecht_H. Albrecht Friedrich_Iii Friedrich Äneas_Sylvius
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Frankfurt Habsburg Basel Basel Rom
49
Die Ritterburg. Die Ritter hausten auf ihren Burgen, die gewhnlich auf steilen Bergen angelegt wurden. Die Ritterburg war ge-wohnlich mit einer doppelten Mauer umgeben, einer ueren, die niedriger, und einer innern, die hher war. Der Raum zwischen beiden, in dem Hunde oder wilde Tiere gehalten wurden, hie der Zwinger. Die beiden Mauern waren durch eine Fallbrcke mit einander verbunden. der diese gelangte man in den Burghof und von diesem in die Trme und Ge-mcher der Burg. Der Hauptturm hie der Bergfried; oben in dem-selben wohnte der Turmwchter; und:it, wo es dunkel war, lagen die Ge-fangenen. Grere Burgen besaen einen prchtigen Rittersaal. Kleinere waren oft sehr einfach eingerichtet. Glasfenster hatte man noch nicht. Ebenso waren die fen noch unbekannt. Deshalb war besonders der Winter eine traurige Zeit fr die Ritter, und alles freute sich wieder auf den Frhling, wo es hinausging auf die frhliche Falkenbeize oder zu festlichen Turnieren.
29. Friedrich Barbarossa.
Die Hohenstaufen. Im schnen Schwabenlande liegt ein be-rhmtet Berg, welcher der Staufen oder Hohenstaufen genannt wird. Auf demselben stand in alten Zeiten eine prchtige und starke Burg. Hier war der Stammsitz eines der mchtigsten deutschen Kaisergeschlechter, welches nach dem Berge die Staufer oder Hohenstaufen heit. Der berhmteste der hohenstaufifchen Kaiser ist Friedrich mit dem Beinamen Barbarossa, d. h. Rotbart. So nannten ihn die Italiener wegen der rtlichen Farbe, seines Bartes. Von derselben Farbe war sein Haupthaar. Er war von mittlerer Gre, und ein scharfes Auge belebte sein knigliches Antlitz. Sein Volk liebte ihn, und selbst seine Feinde muten ihn bewundern.
Barbarossa in Italien. Italien stand im Mittelalter unter der Herrschaft der deutschen Könige. Aber die mchtigen italienischen Städte wollten sich von dieser Herrschaft frei machen. Besonders bermtig waren die Bewohner der reichen Stadt Mailand. Sie mihandelten die kaiserlich gesinnten Nachbarstdte, und ein Schreiben Friedrichs hatten sie sogar zerrissen und in den Staub getreten. Da beschlo Friedrich, an den ber-mtigen Mailndern Rache zu nehmen. Er unternahm mehrere Zge nach Italien und belagerte Mailand. Nach tapferer Gegenwehr mute sich die ausgehungerte Stadt ergeben. Barfu, in hrenen Bugewndern, einen Strick um den Hals, so zogen die Mailnder hinaus in Friedrichs Lager und flehten die Gnade des Kaisers an. Gern gewhrte ihnen dieser Verzeihung. In Friedrichs Abwesenheit emprten sie sich von neuem. Aber-mals belagerte der Kaiser die Stadt, und zum zweiten Male erschienen die Bewohner in demtigem Aufzuge und flehten um Gnade. Doch jetzt bte
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Friedrich Friedrich Barbarossa Barbarossa Barbarossa Barbarossa Friedrichs Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrichs
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Ludwig Friedrich Leopold_von_Östreich Leopold Johann Johann Ludwig Ludwigs Ludwigs Ludwig Ludwig Ludwig Margaretha_von_Tyrol Johann_von_Böhmen Johann Ludwig Ludwig Clemens_Vi
Extrahierte Ortsnamen: Bayerns Avignon Frankreich Deutschland Rhein Holland Seeland Friesland Hennegau Holland
76
fllpen.
wegsames Gebirge. Die breiten Längstäler zeichnen sich durch gute Bewässerung
und infolge der tiefen Lage durch ein mildes Klima aus. Sie sind daher zum Teil
recht fruchtbar und dicht bevölkert. Zahlreiche Orte liegen aber auch in den (Quer»
tälern, die sich von den Längstälern abzweigen. Dort, wo sich zwei Vuertäler von
Norden und Süden nähern, befindet sich im Ramme oft eine Einsenkung. hier kann
man das Gebirge am leichtesten überschreiten („passieren")- deshalb hat man diese
„Pässe" vielfach zur Anlage von Xunststraßen benutzt (Brenner, 5t. Gotthard,
Simplon, 5t. Bernhard). Gegenwärtig haben die 5traßen freilich an Bedeutung ver-
loren- Eisenbahnen sind an ihre Stelle getreten. So ist Italien mit Frankreich
durch die Niont Cenis-(mong ßöni) und die Simplonbahn, mit den nördlichen Nach-
barländern (nenne sie!) durch die 5t. Gotthard-, die Brenner-, die Tauern- und die
Semmeringbahn verbunden. Während der Semmering- und der Brennerpaß so tief
liegen, daß man die Eisenbahn über sie hinweg führen konnte, sind durch die Tauern,
den 5t. Gotthard, den Simplon und den Itlont Tenis lange Tunnel geschlagen worden.
b) Erwerbsquellen. Wie in allen Gebirgen, so nimmt auch in den Klpen der
Pflanzenwuchs mit der höhe ab (warum?). In den tiefliegenden Tälern wird Kckerbau
getrieben; auch die unteren Teile der Berghänge sind vielfach noch mit Feldern be-
deckt. Auf den rauheren, nach Norden gerichteten Abdachungen reichen sie bis in
höhen von 1000 rn, auf den sonnigen, südlichen Abhängen sogar bis zu 1500 m.
Da die Täler der südlichen Ralkalpen gegen die kalten Nordwinde geschützt sind, den
warmen, feuchten Südwinden aber ungehindert Zutritt gewähren, gedeihen dort auch
Wein und Gbst in großen Mengen.
An die Äcker schließen sich dichte Laub- und Nadelwälder an, in denen viele Leute
als Waldarbeiter tätig sind. Während des langen Winters beschäftigen sich die
Bewohner an zahlreichen Grten mit der Herstellung kunstvoller Holzschnitzereien.
In den höhen über 1800 rn findet sich nur noch dürftiges Knieholz, zwischen dem
die niedrigen Büsche der Alpenrosen in ihrem roten Blütenschmucke hervorleuchten.
Auf ausgedehnten Wiesen blühen Alpenkräuter ohne Zahl. Diese „Almen" dienen der
Vieh- und Heuwirtschaft. Die unwirtlichen höhen, die über die Almen aufragen,
werden selten von eines Menschen Fuße betreten. Nur Gems- und Adlerjäger,
sowie unerschrockene Freunde der Bergwelt erklettern mühsam die steilen hänge. Ein
Strauß Edelweiß, das häufig an schwer zugänglichen Stellen wächst, ist oft der Lohn
ihres kühnen Wagnisses.
Auf den Klmen finden während des kurzen Sommers Rinder, Schafe und Ziegen
gute Weide. Im Iuni, wenn der Schnee geschmolzen ist, wird das Vieh aus den Tälern
auf die Berge getrieben. Der Tag des Auszuges ist zugleich ein Tag der Freude. Die Tiere
werden mit Blumengewinden geschmückt, und mit Gesang und Scherz gibt ihnen jung und
alt das Geleite. Huf den höhen weilt den Sommer über ein Bursche (Senner) oder ein
Mädchen (Sennerin) allein mit dem Vieh. Ihre Wohnung, die Sennhütte, ist ein einfaches
Holzhaus, das sich auf einem steinernen Unterbau erhebt. Das breite Dach ist mit Schindeln
gedeckt und mit Steinen beschwert, damit es vom Sturme nicht fortgetragen werden kann.
5lus der milch der Kühe und Ziegen bereitet man Butter oder Käse (Schweizerkäse). Selten
spricht in der Sennhütte ein Besuch vor (Iäger, Wurzelgräber, Bergsteiger). Alle 8—14 Tage
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6
Der Volksstamm der Bayern.
überhaupt ist das Berchtesgadener Land mit dem herrlich grünen, von hohen
Felswänden umschlossenen Uönigssee. Alljährlich eilen Tausende von Frem-
den aus allen Weltgegenden hierher, um sich an der wundervollen Natur zu
erfreuen. Der Fremdenverkehr bildet eine wichtige Erwerbsquelle der Bewohner,
die sich aber hauptsächlich mit Viehzucht, heuwirtschaft und Holzschnitzerei be-
schäftigen. In der Nähe des schein gelegenen Berchtesgaden befindet sich
ein Salzbergwerk, das für die salzarmen Mpenländer von größter Bedeutung ist.
Der Volksstamm
der Bayern, der
den größten Teil
der Deutschen Kl-
pen einschließlich
der benachbarten
österreichischen
Länder, wie auch
der (Dberdeut-
schen Hochebene
bewohnt, wird
in seiner Lebens-
weise, Sinnesart
und körperlichen
Beschaffenheit
von der Gebirgs-
natur des Landes
beeinflußt. Die
Mühseligkeiten der
täglichen Arbeit
und die vielen
Gefahren, unter
denen sie verrich-
tet werden muß,
machen die Be-
wohner gottver-
trauend, uner-
schrocken, gewandt
und stark. Äcker-
bau und Viehzucht
sind die Quellen
ihres Wohlstan-
des.' Gegen han-
del und Industrie
zeigen sie Abneigung. Der Bauer kommt aber wenig mit der Außenwelt in Berührung-
liegen doch im Gebirge sowie auf der Hochebene die Gehöfte meistens einzeln, inmitten des
Besitztums. Und weil man während der langen Winterzeit von jedem verkehr abgeschnitten
ist, muß man alles unter einem Dache haben. Deshalb hat das niedrige, breite bayrische
Haus ein weit vorspringendes Dach, unter dem die Vorräte und das Geschirr Platz finden.
Fern von dem Leben der Großstadt bleiben die Bayern ihren alten einfachen Sitten und
Gewohnheiten treu und hängen mit zäher Liebe an der Heimat und ihrem herrscherhause.
Die Schönheit der Landschaft weckt in ihnen den Sinn für das Schöne: Freude am Gesänge
wie überhaupt an der Musik, Geschmack in der Wahl der Volkstracht, Begabung für Malerei
und kunstvolle Schnitzarbeiten.
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Einleitung.
Vorbegriffe.
Aus der Natur.
§. 1. Auf freiem Felde fallen uns zwei Haupttheilt
der uns umgebenden Natur besonders in die Augen: der
Fimmel über uns, und die
Erde unter unsern Füßen.
§. 2. Der Boden, worauf unsre Füße stehen, so
weit unser Auge reicht und weiter, heißt die
Oberfläche der Erde. Diese ist zum Theil
trocknes Land, zum Theil ist sie mit
Wasser bedeckt.
7. Trocknes Land der Erde.
§. 3. Das trockne Land der Erde oder die trockne
Oberfläche ist ungleich hoch und ungleich geformt; wir
erblicken auf derselben
Erhabenheiten und
Vertiefungen, welche mit einander abwechseln.
s. Ebenes Land.
§. 4. Eine große Strecke Landes, ohne bedeutende
Erhabenheiten und Vertiefungen heißt eine
Ebene, eine Flache, plattes Land. Liegt eine solche
Ebene an den Ufern der Gewässer, also in einer Ge»
gend, wo es sehr niedrig ist, so nennt man sie
Niederung, liegt sie nicht über iooo Fuß hoch, ohne jedoch
das niedrigste Land einer Gegend zu bilden, so heißt sie
1
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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4
Einleitung.
gemeinschaftlichen Fuß, ein genieinschastliches Ge-
hänge und statt des Gipfels einen
Rücken oder Ramm, oder mehrere einzelne Gipfel.
§.13. Die Gebirge liegen nicht blos neben einander,
sondern auch auf einander.
§. 14. Bei den aufeinander liegenden Gebirgen
heißt das unterste das
Vorgebirge*); über dieses hinauf gelangt man zu dem
Mittelgebirge, und über dieses zu dem
Hochgebirge, dem obersten Theile.
§. 15. Das Gehänge ist an dem Vorgebirge meist
sanft aufsteigend; am Mittelgebirge gewöhnlich steil
oder schroff; und am Hochgebirge oft senkrecht.
§. 16. Bei den neben einander liegenden Gebirgs-
zügen unterscheiden wir:
Haupt- oder Centralketten, als die mittlern und größe-
sten Züge;
Mittelketten, welche von den Centralketten auskaufen;
trieben ketten, von den Mittelketten auslaufend und durch
diese mit den Centralketten in Verbindung stehend;
Seitenketten, Gebirgsaste und Gebirgszweige, welche
von den Nebenketten auskaufen.
§. 17. Nahe an der Meeresküste (§. 70.) und auf
derselben hinstreichende Gebirge werden
Rüstengebirge genannt. Ein Gebirge, welches sich bis an,
oder in das Meer hinein erstreckt, und dort plötzlich auf-
hört, bildet daselbst ein
Cap oder Vorgebirge.
§. 19. Oie Gebirge heißen:
parallelgebirge oder parallclzüge, wenn ihre Haupt-
richtung mit dem Aequator (§. Y4.) gleichlaufend ist, das
heißt, von Westen nach Osten (§. 90.) geht;
*) 9iid>t zu verwechseln mit Eap. $. 17.
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß]]
TM Hauptwörter (200): [T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]