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1. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 55

1902 - Karlsruhe : Lang
— 55 — Reiches und große Vorrechte vor den anderen Fürsten und sollten den obersten Rat des Königs bilden. Aus einer großen Fürsteu-versarnniluug zu Metz wurde das neue Gesetz verkündigt. Es wurde aus Pergament geschrieben, an dem das Siegel des Kaisers in einer goldenen Kapsel angebracht wurde. Eine solche Kapsel mit dem Siegel nannte man eine Bulle, und davon hat das ganze Gesetz den Namen „die goldene Bulle" erhalten. Die goldene Bulle hatte bis zur Auslösung des alten deutschen Reiches im Jahre 1806 Geltung. 2. Sigismund. Aus Kaiser Karl Iv. folgte sein Sohn Wenzel, ein roher, dem Trnnke ergebener Mann, der sich um die Regierung des Reiches wenig kümmerte. Darum setzten ihn die Kurfürsten ab itrtd wählten an seiner Statt den Psalzgrasen Ruprecht und nach dessen Tode Wenzels Stiefbruder Sigismund, der Markgraf von Brandenburg und König von Ungarn war. In die Regierungszeit Sigismunds fallen die Kirchenversammlungen von Pisa, Konstanz und Basel. Vom Jahre 1308 bis 1378 hatten die Päpste ihren Sitz nicht in Rom, sondern zu Avignon in Frankreich. Endlich im Jahre 1378 wurde wieder ein Papst zu Rom gewählt, Urban Vi. Allein die französischen Kardinäle kündeten ihm den Gehorsam und wählten einen neuen Papst, zu dem die Franzosen, Engländer und Spanier hielten. Hierdurch entstand eine Spaltung der Kirche?) Sigismund. Um die Einigkeit in der Kirche wiederherzustellen, wurde in Pisa eine Kirchenversamm-lnng gehalten. Die versammelten Geistlichen erklärten die beiden streitenden Päpste sür abgesetzt und wühlten ein neues *) Das große abendländische Schisma. (Schisma — Spaltung).

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 204

1906 - München : Oldenbourg
20 4 36. Bayerns Anteil an der Naturwissenschaft!. Forschungsmethode im 17. Jahrh. so bedeutend und mit jenen des großen italienischen Naturforschers so eng verbunden, daß sie unser ganzes Interesse in Anspruch nehmen. Christoph Scheiner, in dem Dorfe Wald bei Mindelheim in Schwaben 1573 geboren, war frühzeitig in den Jesuitenorden eingetreten und hatte sich zu einem tüchtigen Mathematiker und Astronomen ausgebildet. Auch war sein Name schon durch die Erfindung des sogenannten Pantographen oder Storchschnabels bekannt geworden, eines noch heute in verbesserter Form vielfach verwendeten Jnstrnmentes zur proportionalen Vergrößernng oder Verkleinerung von Zeichnungen. Er hatte kanm von Galileis Entdeckungen Nachricht erhalten, als er sich sofort in den Besitz mehrerer der damals noch sehr seltenen Fernrohre zu setzen wußte und die Sonnenscheibe zu betrachten begann. Zu seiner großen Überraschung nahm er, wie er erzählte, im März des Jahres 1611 auf derselben dnnkle Flecken wahr und bestätigte diese Entdeckung durch wiederholte Beobachtungen, bei denen ihn sein Schiller und Frennd, der Schweizer Johann Ey sät, unterstützte. Diese Entdeckung mußte ihm, einem Anhänger der Aristotelischen Philosophie, der Scheiner seiner Erziehung gemäß war, geradezu unbegreiflich erscheinen; denn nach jener Lehre konnte die Sonne als das Weltauge nur von absoluter Reinheit fein. Nur zaghaft legte er daher eine Reihe seiner zwischen dem 26. Oktober und dem 14. Dezember 1611 auf das genaueste angestellten Beobachtungen mit 40 Abbildungen versehen in drei Briefen nieder, die er an den Augsburger Patrizier Markus Welser, seinen hochmögenden Gönner, richtete. Dieser übergab sie nach Scheiners Wunsch unter dem Pseudonym ,,Apelles latens post tabulam“ am 5. Januar 1612 dem Drucke und sandte zugleich Galilei und Kepler je ein Exemplar davon, um die Ansicht der beiden berühmten Männer über die neue Erscheinung zu vernehmen. Schon im Mai des folgenden Jahres beantwortete Galilei Scheiners Briefe, indem er, wie schon erwähnt, die Priorität der Entdeckung für sich in Anspruch nahm, obwohl feine erste wissenschaftliche Beobachtung erst vom 5. April 1612 datierte. Zugleich gab er eine mit unseren heutigen Anschauungen in der Hauptsache übereinstimmende Erklärung der Sonnenflecken; er bezeichnete sie nämlich als wolkenartige Gebilde einer die Sonne umgebenden Hülle, während Scheiner damals noch der Ansicht war, dieselben seien dunkle Gestirne, welche die Sonnenkngel gleich Monden umkreisten. Diese Ansicht gab er jedoch, durch weitere Beobachtungen eines Besseren belehrt, sehr bald auf und pflichtete trotz Aristoteles Galileis Anschauung bei. In drei weiteren Schreiben aus demselben Jahre, die „Apelles" noch dnrch Welser in Druck geben ließ, vervollständigte er seine Beobachtungen und wies namentlich auf eine merkwürdige Erscheinung hin, welche heute unter dem Namen der Eigenbewegung der Sonnenflecken bekannt ist. Dieselbe besteht darin, daß diejenigen Flecken, welche weiter vom Sonnenäquator abliegen, sich langsamer um die Sonne bewegen als jene, welche sich in seiner Nähe befinden. In späteren Antwortschreiben, die schort einen ziemlich gereizten Ton zeigen, ob-

3. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 74

1911 - Breslau : Hirt
74 Aus der Geschichte des Mittelalters. Inhalts, fr das deutsche Volk. An den alten deutschen Heldenliedern hatte er seine helle Freude und lie sie sammeln, während schon sein Sohn Ludwig nichts mehr von ihnen wissen wollte; er gab den Winden und Monaten deutsche Namen; er begann selbst eine deutsche Grammatik. 37. Die Erneuerung des Kaisertums. Als Karl im Jahre 800 in Rom verweilte und am Weihnachtsmorgen seine Andacht in der Peters-kirche verrichtete, trat der Papst Leo Iii. auf ihn zu und setzte ihm die Kaiserkrone auf das Haupt; das anwesende Volk begrte den deutschen Imperator, der die Macht der frheren rmischen Imperatoren besa, mit Zuruf. Karl hat spter geuert, wenn er um die Absicht des Papstes gewut htte, wrde er die Kirche an diesem Morgen nicht besucht haben. Aber der Gedanke, das westrmische Kaisertum zu erneuern, kann ihm nicht fremd gewesen sein, es scheint sogar, da er in seiner Umgebung zuerst erwogen worden ist, es wird ihm also nur die Art der Ausfhrung mifallen habeu. Denn die Weltmonarchie war tatschlich von den Rmern auf die Deutschen bergegangen. Der ostrmische Hof verweigerte ihm zunchst die Anerkennung und gewhrte sie spter nur gegen eine Gebietsabtretung. Karl betrachtete sich wie die rmischen Kaiser seit Konstantin als das absolute Oberhaupt des ihm unterstellten Reiches. Er lie sich von seinen Untertanen einen neuen Treueid schwren, in dem der Ungehorsam gegen den Kaiser als Versto gegen gttliches Gebot anerkannt wurde. Seine Auffassung vom Kaisertum ist also die theokratische, die er vielleicht aus Augustius Schrift De civitate Dei gewonnen hatte. Karl war ein gewaltiger Mann von heldenmigem Wchse; er hatte groe, lebhafte Augen. Sein Aussehen war achtunggebietend, der Gang fest, die Stimme hell. Seine Tracht war die heimisch frnkische, nur bei Fest-lichkeiteu erschien er in golddurchwirktem Kleid mit Diadem. Einfach war seine Lebensweise und mig; die Jagd war seine Erholung. Selten hat ein Sterblicher die Phantasie der Nachwelt so beschftigt wie er. Otto Iii. lie seine Gruft ffnen: er sah ihn auf marmornem Throne fitzend, im Kaifermantel, das Schwert an der Seite, auf den Knien die Bibel. Auch Barbarossa ffnete die Gruft: er lie die Gebeine bestatten. Frhzeitig umwoben Mrchen und Sage das Bild des groen Kaisers. Wie Barbarossa sitzt er (im Untersberg) verzaubert, das gesunkene Reich zu neuem Leben zu erwecken. Die Westfranken liebten es, von seinen Heerfahrten und Heldentaten gegen Heiden und Mohammedaner zu erzählen, von feinen Paladinen, vor allen von Roland; die Deutschen sprachen gern von ihm als dem weisen und gerechten Richter, der den Hochmut der Groen dmpfte und der den kleinen Mann seine starke, schtzenbe Hand hielt. Kurz vor seinem Tode hat er in Aachen seinen einzigen Sohn Ludwig zum Mitfaifer gekrnt. Hier ist er gestorben und in der Krypta des Domes beigesetzt (814).

4. Geschichte des Mittelalters - S. 188

1888 - Wiesbaden : Kunze
188 Dritte Periode des Mittelalters. Auf Richard folgte sein jüngster Bruder Johann ohne Land (1199—1216). Er war ein geistesarmer Fürst, der seinen Beinamen daher führte, daß ihn sein Vater bei der Erbverteilung leer ausgehen ließ. Sein Neffe, Graf Arthur von Bretagne, wurde von ihm besiegt und ins Gefängnis gebracht. Als er dort starb, wurde der König des Mordes bezichtigt, und der französische König Philipp August forderte hierauf Johann als seinen Vasallen vor Gericht nach Paris. Da er nicht erschien, so erklärte er ihn seiner Lehen verlustig und eroberte seine französischen Besitzungen. Mit dem Papst Innocenz Iii. geriet Johann in Streit, weil er die Wahl des Erzbischofs Lang ton von Canterbury nicht anerkennen wollte. Als er Gewalt gegen diesen gebrauchte, belegte ihn der Papst mit dem Bann und sein Land mit dem Int erdikt. Trotz und Widerstand des Königs waren vergeblich. Philipp August von Frankreich wurde vom Papste aufgefordert, den ungehorsamen Fürsten und seine Unterthanen zu züchtigen und England zu erobern. Schon war dieser gerüstet, da beugte sich Johann, der seinen Vasallen nicht traute, vor dem Papste und rettete seine Krone, indem er England und Irland gegen eine jährliche Abgabe von 1000 Mark Silber vom päpstlichen Stuhle 1213 zu Lehen nahm. Diese Demütigung erregte große Unzufriedenheit in dem Volk; dazu kam, daß er gegen Philipp August bei Bo uv in es unterlag. Jetzt wurde unter der Leitung des Erzbischofs Langton ein Bündnis der Geistlichkeit und der weltlichen Vasallen gegen den König geschlossen und dieser 1215 zur Ausstellung des großen Freibriefes (magna charta), der Grundlage der englischen Verfassung, gezwungen. Darin versprach der König für sich und seine Nachkommen allen Eingriffen in die bestehenden Rechte zu entsagen. Die Steuern wurden genau bestimmt, jede außerordentliche Erhebung wurde von der Zustimmung eines aus Abgeordneten des höheren Adels und der Geistlichkeit zusammengesetzten Parlamentes abhängig gemacht, die Freiheit des Handels ausgesprochen und das Gerichtswesen neu geordnet. Ein freier Mann sollte nur von seinesgleichen gerichtet, die Forsten und Wasser freigegeben werden. Um eine Verletzung des Freiheitsbriefes zu verhüten, sollte der König alle ausländischen Beamten und feine fremden Söldner entlassen. Johann weigerte sich zwar, alle diese Punkte zur Ausführung zu bringen und überfiel den Adel mit Heeresmacht; allein dieser rief den französischen Kronprinzen Ludwig (Viii.) zum König aus; doch noch ehe es zu einer entscheidenden Schlacht kam, starb Johann. Ihm folgte fein Sohn Heinrich Iii. (1216—1272), der die Be-

5. Geschichte des Mittelalters - S. 165

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 27, 2. Friedrich Rotbart. 165 erhielt Östreich, das von Bayern getrennt und zu einem besonderen Herzogtum erhoben wurde. Im folgenden Jahre mußte Boleslaw von Polen die kaiserliche Oberhoheit anerkennen; 1158 empfing Wladislaw von Böhmen sür seine Treue den Königstitel. Friedrich hatte sich 1156 mit Beatrix (§. 32, 11), der Erbin von Burgund, vermählt und dadurch den deutschen Einfluß auf dieses Land erneuert. Er begab sich 1157 nach Besanyon, tvo er einen Reichstag abhielt und die Krone von Burgund in Empfang nahm. Hier erschien der Kardinal Bandinelli mit einem Schreiben, worin der Papst über die Beraubung eines Bischofs Beschwerde führte und folgenden Eingang gebrauchte: „Glorwürdigster Sohn! Du sollst doch so billig sein zu erwägen, wie gütig Deine Mutter, die heilige römische Kirche, Dich aufgenommen und was für Hoheit und Ehre sie Dir übergeben, da sie Dir die kaiserliche Krone aufgesetzt hat. Es reut uns dies nicht, sondern wir würden uns' darüber freuen, wenn Deine Vortrefflichkeit noch größere Benesicien von uns erhalten hätte rc." — Da das Wort Beneficien außer seiner Bedeutung „Wohlthaten" im Mittelalter auch die Bedeutung „Lehen" hatte, so gab sich nach dem Verlesen des päpstlichen Schreibens unter den deutschen Fürsten eine allgemeine Bewegung kund, weil der Papst mit jenem Ausdruck den Kaiser als seinen Vasallen dargestellt hatte. Auch Friedrich war unangenehm berührt worden. Als Bandinelli die allgemeine Mißstimmung sah, fragte er höchst verwundert, von wem denn der Kaiser sonst das Reich habe, wenn nicht vom Papste. Darüber wurde Otto von Wittelsbach so zornig, daß er sein Schwert aus der Scheide riß und den Kardinal getötet hätte, wenn Friedrich nicht schützend dazwischen getreten wäre. Dem Kardinal wurde sofortige Rückkehr nach Rom geboten und der Papst zu einer schriftlichen Erklärung veranlaßt, daß er unter dem Ausdrucke „Beneficien" lediglich „Wohlthaten" verstanden habe. Zweiter Zug nach Italien (1158 —1162). Friedrich hatte Italien kaum verlassen, so stellten die Mailänder Tortona wieder her, vereinigten die trotzigen Städte unter ihrer Führung gegen den Kaiser und zerstörten das wieder aufgebaute Lodi von neuem. Friedrich begab sich daher 1158 zum zweiten Male nach Italien, um den Frevelmut der Stadt Mailand zu strafen und sich Gehorsam zu verschaffen. Er oerhing die Reichsacht über die ungehorsame Stadt und wies die Gesandten, welche unterhandeln

6. Geschichte des Mittelalters - S. 178

1888 - Wiesbaden : Kunze
178 Dritte Periode des Mittelalters. um vor dem kaiserlichen Arme sicher zu sein. Hierhin berief er (1245) eine Kirchenversammlung, und ohne auf Friedrichs Verteidiger Thaddäus von Suessa zu achten, erneuerte er den Bannfluch gegen den Kaiser in der strengsten Form, nannte ihn einen Gotteslästerer, einen Feind der Kirche und heimlichen Mohammedaner, entband seine Unterthanen ihres Eides und bedrohte alle, die ihm ferner anhingen, mit dem Fluch der Kirche. Damit loderte der Streit zwischen Papst und Kaiser von neuem auf. Als Friedrich die Kunde vernahm, rief er zornvoll aus: „Mich hat der Papst und seine Versammlung abgesetzt? Bringt mir her meine 7 Kronen, damit ich sehe, ob ich sie wirklich verlor!" Man brachte sie herbei, die deutsche Königskrone , die römische Kaiserkrone, die eiserne von Lombardiert, die Kronen von Sizilien, Burgund, Sardinien und Jerusalem. „Noch habe ich sie", ries Friedrich aus, „und kein Papst, kein Konzil soll sie mir ohne blutigen Kampf rauben!" Der Papst bot die Kaiserkrone dem Bruder des französischen Königs Ludwigs Ix. an. Allein Ludwig fchlug sie für feinen Bruder aus. Ein Prediger in Paris, welcher den Bann von der Kanzel verlesen mußte, that dies mit den Worten: „Daß zwischen dem Papste und dem Kaiser Streit ist, wissen wir: wer aber recht hat, wissen wir nicht. Mir ist besohlen, gegen den Kaiser den Bann zu sprechen. Ich spreche ihn hiermit gegen den, auf dessen Seite die Schuld ist; dem Unschuldigen gebe ich die Absolution." Die Gegenkönige. In Deutschland kehrte sich keiner der weltlichen Fürsten an den Bannfluch, welchen der Papst ausgesprochen hatte; dagegen wählten die drei geistlichen Fürsten am Rhein, voran der Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden*), 1246 den Landgrafen Heinrich Raspe von.thüringen zum König und krönten ihn zu Aachen. Allein die Bestrebungen des Papstes, dem Gewählten Geltung und Ansehen zu verschaffen, blieben ohne Erfolg. Von Konrad, Friedrichs Sohn, hart bedrängt und bei Ulm schwer verwundet, mußte er sich auf seine Wartburg zurückziehen, wo er 1247 an seiner Wunde starb. Auch der zweite Gegenkönig, der junge Gras Wilhelm von Holland, konnte zu keinem Ansehen im Reiche gelangen, da die meisten weltlichen Fürsten samt den Reichsstädten auf Konrads Seite beharrten. Dagegen mehrte sich unter ihm das Faustrecht übermütiger Raubritter, es wurden Reichs- *) Unter ihm wurde 1248 der Grundstein zu dem Kölner Dom gelegt, der 1880 vollendet worden ist.

7. Das Mittelalter - S. 56

1893 - Leipzig : Dürr
— 56 — in den Marken ein kriegerischer Geist, und die Markgrafen waren meist in unaufhörlichen Fehden abgehärtete, trotzige Heldennaturen, deren Leben im Lager und auf dem Schlachtfelde verfloß. Die wichtigsten Marken waren die Ostmark an der Donau, die thüringische Mark an der ^aale, Unstrut und Gera, die Nordmark (spätere Altmark) an der Elbe, die Mark Schleswig an der Eider, die spanische Mark an dem Ebro. Wie für den Staat, so sorgte Karl der Große auch für die Kirche, Me ihm nächst feinen politischen Plänen besonders am Herzen lag. Wo und wie er konnte, unterstützte er die Diener der Kirche in ihrem Wirken, ließ Gotteshäuser und Klöster erbauen und pflog mit den angesehensten Bischöfen und Äbten einen regen Verkehr. Ans der Hofgeistlichkeit entnahm er die meisten seiner Räte, und der Vorsteher derselben, der Erzkaplan, stand an der Spitze der kaiserlichen Kanzlei. Die Marienkirche in Aachen wurde mit großer Kunst und großen Kosten im edelsten Stile ausgeführt, aus Rom und Ravenna entnahm er die Marmorsäulen, mit denen er sie verzierte. Um den Kirchengesang zu verbessern, berief er Sänger aus Italien an den Hof. Er drang darauf, daß die Predigt in deutscher Sprache gehalten wurde, und wie schwer es auch den an das Lateinische gewöhnten Geistlichen ankam, sie mußten es lernen. Damit es ihnen an Stoff und Vorbild nicht fehle, regte er den gelehrten Langobarden Paul Warnefried an, Predigten und erbauliche Betrachtungen ans den Kirchenvätern zusammenzustellen, die bei den Nachmittagsgottesbieusten vorgelesen werden sollten. Die Sorge, welche er den kirchlichen Einrichtungen und der Bildung der Geistlichen zuwandte, gab ihm ein Übergewicht über den Klerus, der seinem Eifer kaum zu folgen vermochte. Karl der Große war thatsächlich das Haupt der Kirche, feine Verordnungen beziehen sich ebensowohl auf die religiösen, wie auf die weltlichen Angelegenheiten, alle wichtigen Stellen wurden nur nach feinem Willen besetzt, die Konzilien traten auf seinen Befehl zusammen und erhielten die Bestätigung ihrer Beschlüsse von ihm, sogar der Papst war ihm Unterthan. Auch für Wissenschaft und Kunst sorgte Karl der Große, und dies kann man als die Krone seiner Bestrebungen betrachten. Denn er selbst hatte feine wissenschaftliche Erziehung genoffen und vermochte kaum in späteren Jahren mühsam das Schreiben zu erlernen. Aber sein Interesse für geistige Unterhaltung war ein so reges, daß er sich sogar beim Mahle vorlesen ließ. Erstaunlich war, was er sich durch eisernen Fleiß aneignete, rasch fand er sich in schwierigen Untersuchungen zurecht, seine eigene Rede war leicht und sicher, Lateinisch sprach er geläufig, und auch das Griechische verstaub er. Der Umgang

8. Das Mittelalter - S. 155

1893 - Leipzig : Dürr
— 1/55 — wahrte dieser Fürst die Interessen des Königtums und wies daher auch die Einmischung des Papstes in die französischen Verhältnisse zurück. Als Bouisacius Vlll. große Summen als „Peterspfennig" von den französischen kirchlichen Besitzungen erheben lassen wollte, zog er das verlangte Geld selbst ein, lieferte es aber nicht ob, weil, wie er sagte, die Steuern im Lande bleiben müßten. Bonisaeius Vttt. drohte mit dem Banne, aber Philipp schickte seinen Kanzler Nogaret nach Anagni, wo sich der Papst aufhielt und ließ diefeu festnehmen. Der heilige Vater entkam aus der Gefangenschaft und kehrte nach Rom zurück, wo er bald daraus starb; der Nachfolger aber, Clemens V., wurde im Jahre 1309 gezwungen, seinen Wohnsitz nach Avignon in Frankreich zu verlegen, und so geriet der Papst ganz in Abhängigkeit von dem französischen Könige. Dies zeigte sich bald darauf bei der Aufhebung des Ordens der Tempelritter. Den König reizten die Reichtümer der Gesellschaft, und die üppige, mitunter anstößige Lebensweise einiger Mitglieder derselben gab seinem Einschreiten gegen alle den Schein des Rechtes. Die Templer wurden eingekerkert und hingerichtet. Das gleiche Schicksal traf ihren Großmeister, den ehrwürdigen Jacob von Molay. Nach schwerer Kerkerhaft in dem Tempel, einem Schlosse des Ordens in Paris, wurde er im Jahre 1312 verbrannt. Der Papst hatte seine Einwilligung zu dieser Gewaltthat geben müssen. Bald bildete sich ein Sagenkreis um den Untergang der Templer. So erzählte man, daß Jacob von Molay ans dem Scheiterhaufen Papst und König vor Gottes Richterstuhl gefordert habe. Beide starben im Jahre 1314. 6. Heinrich Vel (1308—1313). Unterdessen sank das Königtum in Deutschland mehr und mehr. Der Tod Albrechts, unter so traurigen Umständen er auch erfolgt war, erschien den Wahlfürsten doch als eine Erlösung von dem Joche der stolzen Habsburger, sie wählten einen tapferen und edlen aber — armen Fürsten, den Grasen Heinrich von Lützelburg (Luxemburg), der von feinem Bruder, dem Erzbischof von Trier, warm empfohlen war. Heinrich Vh war in der That ein paffender Mann, tapfer und doch friedliebend, thatkräftig und doch besonnen, ein ausgezeichneter Regent, in dessen Ländchen Ordnung herrschte, und der trotz feiner schwierigen Stellung — Lützelburg war zwischen Deutschland und Frankreich ein-geklemmt — feine Selbständigkeit zu behaupten wußte. In Sprache und Sitte war er ganz Franzose; dies und ein ideales Streben, das ihn beseelte, bewirkten, daß er fein Hauptaugenmerk nicht auf die deutschen Pfalz, Geschichte. Ii. 11

9. Das Mittelalter - S. 162

1893 - Leipzig : Dürr
— 162 — Zu machen, dazu war er viel zu praktisch und verständig. Auch den Ghibellinen, die ihn sehnsüchtig erwarteten und ihn durch den beredten Mund des Dichters Petrarka ausforderten, die alte Kaiserherrlichkeit zu erneuern, machte er keine Hoffnungen. Mit nur 300 Leitern brach er 1354 auf, erhielt in Mailand die eiferne (lombardische) Krone und in Rom aus der Hand eines päpstlichen Bevollmächtigten die Kaiserkrone. Alsdann kehrte er nach Deutschland zurück, ohne sich in die italienischen Verhältnisse eingemischt zu haben. Die neue Würde sollte nur sein Ansehen erhöhen. Überdies brachte er große Summen Geldes heim. So hatte er der Familie Visconti, die das mächtig aufstrebende Mailand beherrschte, für eine beträchtliche Entschädigung das Reichsvicariat über das Gebiet der Stadt überlasten. Bald nachher, im Jahre 1356, vereinbarte er mit den Fürsten auf den Reichstagen zu Nürnberg und Metz ein Reichsgesetz, das unter dem Rauten der Goldenen Bulle (Urkunde mit einem Siegel in goldener Kapsel) bekannt ist. In demselben wurden als Kurfürsten sieben Fürsten bezeichnet, drei geistliche und vier weltliche: die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, der König von Böhmen, der Pfalzgraf bei Rhein, der Herzog von Sachsen-Wittenberg und der Markgraf von Brandenburg. Der Erzbischof von Mainz als Reichskanzler hatte das Kursürstenkollegium zu berufen und die Wahl zu leiten. Diese sollte in Frankfurt a. M., die Krönung in Aachen stattfinden. Die Länder der weltlichen Kurfürsten wurden für unteilbar erklärt, und über die Erbfolge sollte das Recht der Erstgeburt entscheiden. Die Kur haftet am Lande; stirbt die kurfürstliche Familie aus, so vergiebt es der König weiter nach feinem Ermessen. Hinsichtlich des Landfriedens wurde bestimmt, daß kein Vasall feinen Lehensherrn bekriegen dürfe, bei Verlust feiner Güter, und daß jede Fehde drei Tage vorher angesagt werden müsse. Wohlstand und Bildung nahmen ohne Karls Zuthun auch im Reiche beständig zu. Besonders entwickelte die Hansa eine immer größere Wirksamkeit. Aber die Könige von Dänemark und Norwegen wollten diese Seeherrschast nicht leiden, der erstere eroberte Schonen an der schwedischen Küste und die wichtige Haufastadt Wisby auf Gotland, ja er bedrückte und brandschatzte sogar die Faktoreien (das Kontor) von Bergen. Da verbanden sich die Hansestädte unter Lübecks Führung mit dem thatkräftigen Großmeister der Sdentfchritter in Preußen, Winrich von Kniprode, mit dem Schwedenkönige und den Holsteinern. Der Dänenkönig wurde vollständig geschlagen, die Hansa-steibte waren wieder die anerkannte Herren der Ostsee, und weit darüber

10. Das Mittelalter - S. 80

1893 - Leipzig : Dürr
in einer feiner Burgen, der König aber ging weiter bis nach Rom und wurde hier 962 zum Kaiser gekrönt. Damit wurde das weströmische oder abendländische Kaisertum zu einem neuen Leben erweckt, aber in der bestimmten Voraussetzung, daß nur der König von Deutschland auch Kaiser sein könne: es war also ein römisches Kaisertum deutscher Nation. Eine Hauptaufgabe dieses neuen Kaisertums war, die Kirche zu schützen. Kaiser und Papst zusammen sollten das Haupt der Christenheit sein. Der Kaiser bestätigte dem Papste seinen Besitz in Mittelitalien, doch sollte kein Papst ohne Zustimmung des Kaisers gewählt werden. Otto mußte freilich erleben, daß der Papst Johann Xii. sich nicht aufrichtig an die Bestimmungen des Vertrages hielt, ja daß er sogar mit Berengar verhandelte, aber Otto bezwang die Stadt Rom mit Waffengewalt, setzte den Papst ab, einen anderen ein und eroberte Berengars feste Burg am Gardasee. Dieser selbst wurde als Gefangener nach Bamberg geführt und ist daselbst bald darauf gestorben. Otto (der Große) stand nun auf der Höhe feiner Macht. Er knüpfte Verbindungen mit dem oftrömifchen Kaiferhofe in Konstante nopel an und erreichte es, daß sich fein Sohn Otto (Ii.) mit Theo-phano, der Nichte des griechischen Kaisers vermählte. Seine Sieb-lingsstadt, man könnte sagen feine Residenz Magdeburg erhob er zum Erzbistum und fchuf damit eine wichtige Kulturstätte im Osten des Reiches. Überhaupt gab er den Kirchen und Klöstern zahlreiche Beweise seines Wohlwollens. Eine besondere Aufmerksamkeit erwies er den Gelehrten und ihren Studien, besonders dem Lateinischen, obgleich er selbst nicht lesen und schreiben, sondern feinen Namen nur in der Weise unter die Urkunden fetzen konnte, daß er ein ausgeschnittenes Bronzetäfelchen mit Tinte überstrich. Eine nahe Verwandte des königlichen Hanfes, Rosvitha, war Äbtissin des Klosters Gandersheim an der Weser. Sie schrieb religiöse Schauspiele (meist Märtyrergeschichten) in lateinischer Sprache und verherrlichte ihren kaiserlichen Vetter in einer lateinischen Lebensbeschreibung. Im Jahre 973 entfaltete Otto noch einmal alle königliche und kaiserliche Pracht auf dem Reichstage zu Quedlinburg. In der glänzenden Versammlung, die sich dort zusammenfand, um dem Kaiser ihre Huldigung darzubringen, sah man auch die Fürsten von Polen und Böhmen, sowie Gesandte der Dänen, Ungarn und Griechen. Aber Otto war am Ziele seiner Laufbahn angelangt. In den ersten Maitagen desselben Jahres, bald nach dem Feste, begab er sich mit feinen Treuesten nach Memleben, und hier, in dem Kloster, in dem fein Vater gestorben war, entschlief er saust am 7. Mai 973. Er ist
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