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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 201

1911 - Erfurt : Keyser
— 201 — begann das Bedrückungs- und Aussaugungssystem von neuem. Die Stadt, die in den frohen Tagen des Kongresses erleichtert ausgeatmet hatte, seufzte abermals schwer unter dem Joche der Fremdherrschaft. (Nach Guido Sautter u. a.) d) Brief von Karoline Sartorius über ihre Eindrücke während des Fürltenkongrettes im 3ahre 1808. Mit einer Empfehlung von Goethe an den Präsidenten v. d. Recke und seine liebenswürdige Frau versehen, fuhren wir am Samstag früh (9. Oktober) nach Erfurt zurück. Wenn man nie eine große Stadt gesehen bat, so kann man sich von dem Leben, das dort herrscht, keinen Begriff machen. Selbst in Paris, glaube ich, kann es nur mit den Stadtteilen verglichen werden, die dem Hofe nahe liegen, und auf jeden Fall muß sich der Glanz dort mehr verteilen als hier, wo sich soviel Pracht und Herrlichkeit in den wenigen Straßen einer mittleren Landstadt zusammendrängt. Halte es nicht für Uebertreibung, der Anblick der glänzenden Equipagen und Pferde, der Ordensbänder und Sterne, die Pracht der verschiedenartigsten Uniformen und Livreen ist wahrhaft augenblendend, dies gestehen selbst diejenigen, die mehr gesehen haben als ich. Vor den Häusern der gekrönten Häupter stand nach dem Maße ihrer Berühmtheit oder Größe ein größerer oder geringerer Haufe Volks. Vor dem Gouvernementsge-bände am Hirschgarten, wo Napoleon wohnt, strömte die Masse wie Meereswogen ewig ab und zu. Vor Alexanders Tür am Anger (Nr. 6) drängt man sich weniger. Der König von Westfalen (hohe Lilie) und der Großfürst Konstantin (Anger 41) haben auch ihr Publikum. Von dem Primas (höchster Bifchof des Reiches, Freiherr v. Dalberg) aber (am Falloch, Gegend des Landgerichts, 1813 eingeäschert), und von den Königen von Bayern (Marktstraße 21), Württemberg (Anger 23) und Sachsen (Haus zum breiten Herd) nehmen nur wenige Notiz. Zuweilen zeigen sich die großen Häupter vor der gaffenden Menge am Fenster. Der König von Württemberg schien sogar daselbst absichtlich zu sitzen. Napoleon hingegen sah man nie daran. Am Sonntagnachmittag ritten Alexander und Konstantin zu Napoleon, um diesen abzuholen, statt dessen aber blieben sie bei ihm sitzen, und so haben wir das Vergnügen verfehlt, Napoleon mit feinem Ruftan (ägyptischer Leibwächter) zu Pserde zu sehen. Die beiden Kaiser hatten vor ihren Häusern zwei Piketts (Wache) von den Kürassieren und zwei Grenadiere von der Garde. Die Könige mußten sich ohne Piketts behelfen. Die Prinzen und Marschäüe bekamen zwei Grenadiere von den Linientruppen und so fort alle Gattungen hindurch bis zum gemeinen Füsilier, alles nach der strengsten Hossitte. (Abends im Theater.) Zuerst der Mama ihr Landesherr (der König von Sachsen). Sieht gar schlecht aus. Trügt eine steife,

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 176

1911 - Erfurt : Keyser
— 176 — borgen und wurde von ihm sehr übel vermerkt. Er erteilte darum den Befehl, die kurfürstlich mainzischen Staaten wie Feindesland zu behandeln. Der rheinische Hauptteil des Mainzer Gebietes lag für diesen Zweck zu weit ab, umso bequemer aber hatten es die preußischen Truppen mit dem Erfurter Land. Von Sachsen aus konnten sie jederzeit und ohne große Mühe ins mainzifche Erfurt einfallen und dadurch den Kurfürsten und seine Untertanen empfindlich strafen. 1. Einmarsch derpreutzen: Am Fronleichnamstage (19. Juni) 1757, an dem alljährlich eine große Prozession in Erfurt abgehalten wird^ erschienen die Preußen zum ersten Male vor den .toren der Stadt. Zu dem Feste war bereits eine ungeheure Zahl Fremder herbeigeströmt. Auch hatte man in allen Straßen, durch welche der feierliche Auszug ging, schon die Altäre errichtet, mit grünen Zweigen besteckt und mit frischem Laub und Blumen überstreut. Da erschienen m der Frühe des Festtages einige Offiziere mit einem Trommler vor dem Krämpfertor und forderten Einlaß. Alles geriet in Aufruhr. Die herrlich geschmückten Altäre wurden wieder abgerissen und der Umzug nur im Dom abgehalten. Die zahlreichen Fremden verließen durch die anderen Tore eiligst die Stadt. Nach einigen Verhandlungen wurde der preußische Offizier Major v. Marwiz eingelassen. Er verlangte, zum Statthalter geführt zu werden. Dort angekommen, erklärte er im Namen des Königs, daß dieser gezwungen wäre, die Lasten des Krieges auf Erfurt zu legen. Zugleich überbrachte er einen Brief feines königlichen Herrn. Der Statthalter verweigerte die Annahme. Da öffnete Major v. Marwiz den Brief und las ibn laut vor. Er enthielt die Bedingungen des Königs. Sie lauteten: Einräumung der Stadt und Entwaffnung und Gefangennahme der kaiserlichen und mainzifchen Besatzung. Hierauf wollte der Statthalter nicht eingehen. Er verlangte die Abfchickung eines Eilboten an den Kurfürsten nach Mainz, damit dieser selbst entscheiden könne. Major v. Marwiz schlug diese Forderung ab. Endlich einigte man sich aus freien Einzug der Truppen in die Stadt und Verbleib der Festung in den Händen der früheren Befatznng. Kurz nach 3 Uhr nachmittags rückte der Vortrab der Preußen ein und wurde bei den Bürgern einquartiert. Am folgenden Tage kam die Hauptmacht nach. Alle Soldaten, weit über 2000, hielten vortreffliche Manneszucht. Die Bürger waren, obwohl mancher vier Mann in feinem Hanfe beherbergte, sehr mit ihnen zufrieden und bewirteten sie mit vielem Vergnügen. Wenige Tage darauf wurde Generalmarfch geschlagen, und nachmittags um 4 Uhr verließen die Preußen mit Sack und Pack die Stadt. Der Marsch ging wieder zum Krämpfertor hinaus. Einige angesehene Bürger aber und zwei der vornehmsten katholischen Geistlichen mußten als Geiseln mitziehen, da die ausgelegte

3. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 64

1911 - Erfurt : Keyser
— 64 — Monate nach ihr schied auch die deutsche Gräfin, welche ihrem Gemahl noch drei Kinder geschenkt hatte, aus dem irdischen Leben. Sie wurde ihrer vorangegangenen schwesterlichen Freundin zugesellt. Der Graf selbst verschied im 60. Lebensjahre, und seine Kinder, zwei Söhne und drei Töchter, ließen ihn zwischen den beiden Frauen bestatten, auch für alle drei einen herrlichen Grabstein künstlich Herrichten, darauf ihre Bildnisse zu ersehen sind. Später ist ihr Stein vom Skt. Petri-Berge herabgebracht und im Dome zu Ersurt ausgerichtet worden, ein redender Sagenzeuge sür alle kommenden Jahrhunderte. (Nach L. Bechstein.) 20. Der Kinderfcmz. Von Erfurter Sagen ließe sich allein ein Buch süllen; es gibt deren sehr viele, sehr schöne und sehr schaurige. Ersurt, des Thüringer Landes uralte Hauptstadt, ward früh von der Poefie geküßt und bekränzt. a) Schon im Jahre 1212 war eine wunderbare Erregung unter die Kinder in Thüringen und Sachsen gekommen. Ein Knabe wandelte durch Städte und Dörfer und sang ein Kreuzlied. Sein Inhalt war, Christus wolle ihnen sein heiliges Kreuz, das noch in Türkenhänden fei, zu eigen geben. Da faßte alle Knaben, die ihn fingen hörten, eine Betörung, das Kreuz zu erobern. Sie traten in großen Haufen die Reise gen Jerusalem an, und weder gute noch böse Worte, weder Bitten noch Banden, weder Sanftmut noch Schläge hielten sie zurück. Die Mehrzahl der armen Kreuzfahrer kam schon in den Schweizer und Tiroler Alpen durch Frost und Hunger um, und die so glücklich waren, Schiffe zu erreichen, verdarben durch Sturm und Wellen. b) Im Jahre 1237 am 15. Juni ereignete sich eine gar wunderbare Begebenheit. Ueber 1000 Erfurter Kinder vereinigten sich zu einem großen Reigen. Sie zogen durch das Löbertor dem Steiger zu und die Höhe auf dem alten Wege hinan, über Waltersleben, Eischleben, Ichtershausen und Rudisleben, immer tan zend und singend. Gegen den Abend kamen sie sehr müde nach Arnstadt, wo sie von den Bürgern, die gar nicht wußten, was dieser Kinderzug bedeuten solle, ausgenommen wurden. In Ersurt aber entstand Schrecken und Jammer, denn in zahllosen Häusern wurden die Kinder vermißt. Niemand wußte, wo sie geblieben und wohin sie gekommen waren, bis die Botschaft von Arnstadt kam, daß die Kinder dort seien. Da wurden am andern Morgen viele Wagen angespannt und die Kinder wieder geholt. Den Arn-städter Bürgern wurde viel Dank gesagt, auch eine Spende in den Dom gestiftet. Niemand aber wußte zu sagen, was die Kinder verleitet, so weit fortzuziehen ohne Urlaub und Wegkunde. Auch blieben viele dieser Kinder hernach bleich und krank und zitternd, waren stets müde und hinfällig. Ihr Tanz war eine Volkskrank-

4. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 83

1911 - Erfurt : Keyser
— 83 — 1802 mit den übrigen mainzischen Besitzungen an Preußen fiel. Heute gehört sie zur Gemarkung Mühlbergs. Verfall der Mühlburg: Wie säst alle Burgen, verfiel auch die Mühlburg. Die dunklen, kalten und engen Gelasse genügten den höheren Anforderungen der Bewohner an Behaglichkeit nicht mehr. Wir freilich machen uns gewöhnlich ein ganz anderes Bild von dem Leben auf einer Burg. Wir denken uns den Aufenthalt daselbst äußerst angenehm und romantisch. Ein Brief Ulrichs von Hutten aus dem Jahre 1518 vermag aber darin unsere Meinung zu ändern. Er schreibt: „Immer ist die Burg nicht zur Behaglichkeit, sondern zur Befestigung erbaut, von Gräben und Wall umgeben, innen eng, mit Vieh- und Pferdeställen zusammengedrängt; da sind nahe; dabei dunkle Kammern mit Kanonen, mit Pech und Schwefel und was fönst zur Kriegsrüstung gehört vollgefüllt. Ueberall riecht man den Gestank des Schießpulvers, dann die Hunde und ihren Unrat — auch ein schöner Dust, wie ich meine." So können wir auf Grund dieses Berichtes wohl leicht verstehen, warum auch die wenigen Burgen, die den dreißigjährigen Krieg noch überdauert hatten, von ihren Besitzern, die sich im Tale weit bequemer einrichten konnten, verlassen wurden. Sie überließen die Burg sich selbst, nachdem sie vorher aus allen Gebäuden die Holzteile entfernt hatten. Des stützenden Balkenwerks beraubt, wurden die Häuser gar bald durch die Unbilden der Witterung, durch Regen und Schnee, Sturm und Frost, zerstört. Gleiches Schicksal hat die Mühlburg gehabt. (Nach Prof. Dr. Carl Beyer, Th. Heymann n. A. Uebel u. a.) 26. Der schwarze Cod in Erfurt und die Seitzler. a) Um die Mitte des 14. Jahrhunderts herrschte in Europa die Pest oder der schwarze Tod, der eine unendliche Zahl von Opfern forderte. Auch in Erfurt wütete sie fürchterlich. Die Kirchhöfe, selbst die Kirchen und die Kreuzgänge waren bald fo mit Leichen überfüllt, daß man deren zwei oder drei in ein Grab legen mußte. Die Masse der täglich herbeigeschafften Toten verhinderte eilte genügende Bedeckung mit Erde und die ordnungsmäßige Zumauerung der Grabstätten in den Kirchen, so daß der Ansteckungsstoff von den eifrigen Betern immer wieder weiter geschleppt wurde. Darum beschloß der Rat auf Veranlassung der Aerzte, daß niemand mehr in der Stadt begraben werden sollte. Er ließ auf dem Gottesacker des wüsten Dorfes Neufeß am roten Berge nach und nach elf Gruben machen, in denen man vom 25. Juli 1350 bis zum 2. Februar 1351 rund 12 000 Bürger einscharrte, mehr als die Hälfte der gesamten Stadtbevölkerung. Als das Sterben nachließ, durften die Beerdigungen wieder in der Stadt vorgenommen werden. Da die meisten Verstorbenen aber ohne Sakrament dahingeschieden waren, so wurde allen ein

5. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 287

1902 - Karlsruhe : Lang
287 4. Der Graf versetzt: „Was macht das aus? In Straßburg steht ein Gotteshaus; Das bautest du, Doch Wall und Mauern nicht dazu." — 5. „Das Münster baut' ich Gott dem Herrn. Dem bleiben die Zerstörer fern; Vor Feindessturm Beschützt ein Schloß nur Wall und Turm." — 6. „Wohl hast du recht, ich räum' es ein, Ja, Wall und Mauern müssen sein; Gib morgen acht! Ich baue sie in einer Nacht." > 7. Und Boten schickt der Graf ins Tal; Die Mannen nah'n im Morgenstrahl, Und scharenweis' Umstellen sie die Burg im Kreis. i 8. Frohlockend stößt ins Horn der Graf Und weckt den Bischof aus dem Schlaf: „Die Mauern stehn; Wer hat so schnellen Ban gesehn?" 9. Das Wunder dünkt dem Bischof fremd, Zum Erker springt er hin im Hemd Und sieht gereiht Der Helden viel im Eisenkleid. 10. Mit blankem Schilde Mann an Mann Steht mauergleich des Grasen Bann, Und hoch zu Roß Hebt mancher Turm sich aus dem Troß. 11- Da spricht der Bischof: „Sicherlich, An solche Mauern halte dich! Nichts ist so fest Als Treue, die nicht von dir läßt. 12. So schütze Habsburg fort und fort Lebeud'ger Mauer starker Hort, Und herrlich fchauu Wird's über alle deutsche Gaun!" Karl Josef Simrock. Gras Hugo von Egisheiin. 1. Lawinen donnern, es rast der Föhn, Ein Mann irrt auf den Alpenhöhn; Die dunkeln Haare fliegen wild, Kanin hält der Stab das Jammerbild. 2. Sturzbäche brausen ins Gletschertal, Er schreitet drüber, er achtet's keinmal; Er ruft ins dumpfe Wellengetös': „O heiliger Vater, die Seel' erlös'!'

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 271

1906 - München : Oldenbourg
50. Träume sind Schäume. 271 Dem Ganzen lag die Idee einer Huldigung zugrunde, welche die verschiedenen Volksstämme der spanischen Monarchie dem Herzoge von Asturien, ihrem zukünftigen Könige, darbrachten. Da sah man in den farbenprächtigsten Trachten Spanier, Italiener, Niederländer, jede Nation wieder nach einzelnen Stämmen, Ständen und Gewerben gesonderte Gruppen bildend. Den meisten Beifall erregten die Indianer, mit Perlen und Federn geschmückt, schwere Goldringe in den Ohren tragend. Als der ganze Zng an dem über die sinnige Überraschung hocherfreuten Fürsten vorübergekommen war, formierte er sich im Hintergründe zu einer großartigen Gesanitgrnppe. Plötzlich teilte sich aufs neue der Vorhang und von blendendem Lichtglanze umstrahlt zeigte sich eilt ergreifendes Bild: auf sonnigem Hügel, fast ganz von Blnmen bedeckt, schlummerte ein reizender Knabe. Beim ersten Blick erkannte man in ihm den künftigen Herrscher» Spaniens, Max Emannels Sohn, Joseph Ferdinand. Die leise Melodie der Musik, die bisher den Schlummernden in liebliche Träume gewiegt hatte, ging allmählich in lebhaftere Weisen über, der Knabe erwachte, richtete sich auf und im selben Augenblicke senkte sich, indes die Musik einen Siegesmarsch ertönen ließ, von oben ans rosafarbenen Wolken eine liebliche Erscheinung hernieder, die Glücksgöttin Fortuna. Die herrliche Gestalt in wallende Schleier gehüllt schwebte auf einer goldenen Kugel; in der Linken trug sie eine schimmernde Königskrone und mit holdem Lächeln hielt sie dieselbe über dem blondgelockten Haupte des Knaben. Die Rechte aber führte ein wallendes Banner mit dem Wappen des Hauses Wittelsbach. Der Eindruck, den dieses Bild aus alle, insbesondere ans den Kurfürsten machte, war ein ergreifender und lauter Beifall ertönte; die huldigenden Gruppen aber beugten unter stürmischen Jubelrufen ihre Kniee und begrüßend streckten sie die Arme zu dem neuen Herrscher empor. Beim Souper, das gegen Mitternacht eingenommen wurde, wollten einige Gäste, die in der Nähe des Statthalters saßen, die Wahrnehmung machen, daß sich in den Zügen des Herrschers eine gewisse Unruhe zeigte. Die Bemerkung schien nicht ohne Grund zu sein, denn kurz nach Beendigung des Mahles verließ zu nicht geringer Überraschung der Gäste Max Emannel das Fest; hastigen Schrittes suchte er dem rauschenden Treiben zu enteilen. Während aber das Fest nach dem Wunsche des Statthalters seinen ungestörten Fortgang nahm, begab sich dieser, nur von einem Kammerherrn gefolgt, in die Gemächer eines entlegenen Flügels des Palastes, die der junge Herzog von Asturien bewohnte. Auf der Schwelle eines hell erleuchteten Vorzimmers trat dem Kurfürsten ein Kammerherr leisen Schrittes entgegen. „Ich bitte Ener Durchlaucht, keine unnötige Erregung! Das Befinden des gnädigsten Prinzen hat sich etwas verschlimmert." „Verschlimmert! Und das sagt Ihr mir erst jetzt?"

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 518

1906 - München : Oldenbourg
518 107. Mit einem Königsherzen. gar manche aufrichtige Traue rinnen, vor allem aber auch aus den Augen der treuen Diener ihres verklärten Herrn, die rechts und links den Katafalk umstanden. Es lag eben in dieser ganzen Totenfeier so gar nichts Gemachtes oder Befohlenes. Alles, ging unmittelbar zum Herzen, aus dem es auch ge> kommen, und wirkte barum um so tiefer. Sei Anbruch der Nacht loberten aus den grünen Säulen vor dem Kirchenportale wie in den Straßen bü|ter qualmenbe Pechflammen in den unbewölkten, fommermilben Sternenhimmel und der Mahnung ihres Seelsorgers treulich folgenb füllte betendes Volk die hell erleuchtete Kirche bis zum frühen Morgen. Das zwei Stunben entfernte Rebemptoristenklofter Gars am Inn hatte zur Nachtwache feine Patres hergefanbt. Und von Stunbe zu Stunbe der Nacht wechselten vor dem blumenreichen Katafalk knienbe Mädchen. Am anderen Morgen, den 12. Juli, Schlag 6 Uhr, nach vorher mit Choral sehr würdig abgehaltenem Requiem ging der Zug weiter gegen Ampfing. — In glühender Sonnenhitze gab die Landwehr mit Musik dem königlichen Herzen noch eine volle Stunde das Ehrengeleite. Und als wir auf der steilen Höhe von Ramsau noch einen Blick auf den malerischen Markt warfen, den auch an diesem Morgen die Alpen in heiterster Fernsicht umsäumten, ba war unter uns allen nur ein Gefühl, daß die braven Haager wirklich in herzlichem Patriotismus alles Erbeukliche getan hatten um das Herz ihres „unvergeßlichen Königs" zu ehren. Auf dem Wege von Haag nach Ampfing staub mitten aus der Landstraße, zu der aus einem unter Obstbäumen versteckten, ziemlich entfernten Dorfkirchlein der Glockenklang zu uns herüberwehte, eine kleine Schar Schulkinder in sonntäglichem Kleide zu beiden Seiten des Weges und grüßten mit ihrem Lehrer mit ganz besonders ehrerbietigen Verbeugungen. — Als wir dann nochmals zurückschallten, sahen wir die Straße, wo die Kleinen standen, mit Laubwerk und Blumen dicht bestreut. Wie hieß dieser sinnige Lehrer? Wie hieß dies entlegene Dörflern? Wir wußten es nicht. Aber das wußten mir, daß, wenn der verklärte König von diesen feinem Herzen zu Ehren auf einsamer Landstraße von Kinderhänden hingestreuten Blumen etwas wissen könnte, sie ihn gewiß ebenso sreudig gerührt haben würden wie uns selber.. Wir sagten uns später alle, daß dieser also überstreute Weg zu den schönsten Erinnerungen auf dieser ganzen, an erhebenden Bildern so reichen Fahrt gehörte. Um 10 Uhr erreichten wir den althiftorifchen Boden der Ampsinger Walstatt. Welch neuer Vergleich drängte sich unserer Stimmung wieder von selber auf! Das Herz des kaiserlichen Ahnherrn vor mehr benn fünf Jahr-hunberten auf dem bamals von Eisen und Schlachtgefchrei wild durchdröhnten Gefilde, in Mutigster Streitlust entbrannt und heute das Herz dieses bayerischen Friedensfürsien durch dieselben von Lerchen umfungenen Fluren auf feiner stillen Fahrt zur letzten Ruhe!

8. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 182

1906 - München : Oldenbourg
182 34. Herzog Wilhelm V. von Bayern als Kunstfreund. gelegt wurde. Auch ein Labyrinth finbet sich in der „Urania" oder, wie der Volksmund sie nannte, die „Uräni". Den Bergrücken mit seinen Bäumen läßt der Meister unangetastet. Er umfriedet ihn zum sogenannten „Haag", zu einem von Wegen durchschnittenen Naturparke, wo sich 400 zahme Hirsche und Rehe tummeln, und bringt drinnen die einzelnen Tiergehege unter, welche zu Wilhelms Zeiten eine Sehenswürdigkeit der Transnitz bildeten, den Kinigl- oder Kaninchengarten, die drei Fasangärten, den Fuchsgarten, Hasengarten, Straußengarten, das Schwanenhaus. Ja, was ließe sich nicht alles von diesen Tieranküusen und den Bemühungen des Kronprinzen ihretwegen berichten! Einmal werden in Genua ein paar lebendige Schildkröten „zimelich groß, Ettliche Henne vnnd hen, zwen papegey", ein grauer und ein grüner gekauft, außerdem für 5 Kronen ein Affe, Geflügel aus Algier, „Allerley seltzsame Mörvisch". Ein andermal läßt Wilhelm ebendort Nachfrage halten nach „allerley seltzsamen vnnd Tnrggischen Dingen", dann gibt es wieder Anschaffung von babylonischen Hennen oder es wird ein Bär gebracht, ein Löwe, ein Leopard. Anno 1576 erfolgt die Übersendung eines auserlesenen Papageies und vorsorglicherweife macht der Agent darauf aufmerksam, daß er „In der erst nit gleich Wirt ansahen zu reden, Aber so balt er anfacht, so schwetzt er vil". Über seinen zoologischen Garten, denn das ist es doch gewiß, läßt sich der Herzog, wenn er abwesend ist, von seinem Burgpfleger genau Bericht erstatten und erfährt dabei einmal, daß Seiner Fürstlichen Gnaden „Thier vnnd gefigl alles frisch vnnd gesundt ist", ausgenommen die weiße Elster, „die hatt vrlanb genomen". Was für Erfolge die Kaninchenzucht erziele und wie viele Kaninchen man fchon erzogen, fragt Wilhelm an und der Pfleger erwidert alsbald, daß er „die kuniglen, so heraust im garten sint, nit erzelen, derhalben auch wievil derselben sindt nit wiessen kuune". Dieser Tiergarten, über 60 Tagwerke groß, breitete sich längs des ganzen Höhenrückens aus. Und wo im Norden der Stadt die duftige Waldesfrische des Buchenhages, gegen die Isar hin sich senkend, ein Ende nimmt und freundliche Wiesengründe sich erstrecken in der Nähe des rasch dahinfließenden, angenehme Kühlung spendenden Gebirgswassers, erst dort beginnt wieder die Herrschaft der Kunst und wird der neue Hofgarten angelegt ober, wie er in den Rechnungen heißt, der „Neue Lust- vnnd Jhrrgarten". Es war dies eine Lösung der gestellten Aufgabe, wie sie gerade im Gegensatze zu Heidelberg, wo alter Waldbestand geopfert werden mußte, um eine große Fläche zu gewinnen, nicht feinsinniger und glücklicher gedacht werden kann. Huffuagel, der wohl oftmals dort gewandert, weiß das Werk nicht genug zu rühmen, „darin selzame anßlendische frücht von köstlichen bäwmen, frembde kränter vnnd gewechß, Blumen anß Welschland, Hispanien und Frauckrich herzubracht, mit kleinen feldlein, Irrgarten und kamerladen znfehen, die alle

9. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 183

1906 - München : Oldenbourg
34. Herzog Wilhelm V. von Bayern als Kunstfreund. 183 voll mancherley blumen und frucht stehen vnnd wunder künstlich gemacht sind", dessen „zenn von mancherley kleinen bänmlein oder gestreuchen gemacht, durch einander gezeuut, mit villerley art blumen, wie ein seltzam gewürckter Teppich gesprenckelt vnnd darneben mit roten äpsflein, als Küttenäpfflen, Wespeln und andern anßlendischen fruchten mehr beladen", das sogar „hin vnnd wider mit bildern vnnd gemahlen geziert ist" und dessen „vnglüubich große lust, zierd und schonheit, ja auch Nutzbarkeit" derart sei, „daß alles vngläublich scheinet, was man davon sagt". Der Grottenhof in der Münchener Residenz Und heute ? Alle diese Blumenpracht ist spurlos verschwunden und an ihrer Stelle erhebt sich der trostlos nüchterne Kasernenbau der Schweren Reiter. Auch die Trausuitz ist verödet. Die Gärten sind nicht mehr mit ihren schimmernden Marmorbildern und den plätschernden Brunnen. Verlassen und jedes Schmuckes bar schaut die Urania hernieder und selbst die lateinische Inschrift ist erloschen, die über der Pforte verkündete, daß hier der Eingang sei in Wilhelms Gartenlust, deu Hain der heiteren, leichtbeschwingten Musen, in sein herzbezwingendes, leuchtendes Elysium. Und wenn wir, etwa wenn der Abend leise hereinbricht über die unermeßliche Ebene, aus der weithin die Wasser der Isar aufleuchten unter den Strahlen der sinkenden Sonne, dort

10. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 259

1906 - München : Oldenbourg
49. Elisabeth Charlotte. 259 den Degen und brachte die Wankenden zu erneutem ©türme vorwärts. Nach vierstündigem Kampfe war Belgrad genommen. Am 8. September ließ Max Emanuel einen feierlichen Dankgottesdienst abhalten und nachher empfing er im Schlosse von Belgrad eine türkische Gesandtschaft, die die Thronbesteigung des neuen Snltans anzeigen und sich zu gleichem Zwecke wie zur Einleitung von Friedensunterhandlungen nach Wien begeben wollte. Vielleicht war es bei dieser Gelegenheit, daß der Kurfürst den Beinamen ersuhr, den ihm die Türken gegeben hatten. Den „Blauen König" nannten sie ihn, denn blaue Röcke trug sein tapferes Fnßvolk und als ein König zeigte er sich im Kampfe. Durch den Übergang über die Save und die Eroberung von Belgrad rechtfertigte Max Emaunel das Vertrauen seines kaiserlichen Schwiegervaters so glänzend wie nur möglich; in der ganzen Christenheit wurde sein Name mit freudiger Anerkennung genannt. Noch heute erinnert eine in der Frauenkirche zu München aufgehängte türkische Fahne an den 6. September 1688. 49. Elisabeth Charlotte und das Heidelberger Schloh. Von Ernst von Wildenbruch. l) Wir stehen auf dem Philosophenweg zu Heidelberg und steigen hinunter zum Ufer des Neckar und auf Karl Theodors fteinbogengeschroitngener Brücke schreiten wir den Neckar hinüber und gehen hindurch durch die Stadt, denn von den Höhen über ihr kommt es wie ein Rusen, wie ein leiser, lockender Ton. Wir horchen darauf hin und nun vernehmen wir aus dem Getöne ein Wort. Dieses Wort ist ein Name und „Liselotte" klingelt es uns zu den Ohren, „Liselotte". Von droben kommt es, allem Anschein nach von da, wo der rotbraune Trümmerpalast sich erhebt. Wohlan denn, hinauf auf einem der vielen Wege, die zu ihm emporführen! Und jetzt — in den Büschen dort über uns knickt es und knackt es und jetzt kommt etwas, ans Büschen und Sträuchern bricht es heraus und aus dem Wege da vor uns bleibt es ausatmend stehen. Ist das ein Hirsch? Ist das ein Reh? Ein Tier des Waldes überhaupt? — Von all dem nichts, es ist ein Mensch, ein junger Mensch, ein ganz junger sogar, ein Mägdlein, eigentlich noch ein Kind; nicht so gekleidet, wie heute Mädchen es sind, sondern so, wie sie vor zweihundertfünfzig Jahren sich trugen: ein Barettlein auf dem braunblonden Haupt, einen Jagdspieß in der Hand, das einfache Gewand eng flatternd um junge, magere, eckige Glieder. So steht es da, das ^geheimnisvolle Geschöpf, um sich blickend mit zwei Augen, leuchtend blau, aus denen das Leben hervorschießt wie ein Strahl, ein verkörperter Sonnenstrahl das 0 „Aus Liselottes Heimat, ein Wort zur Heidelberger Schloßfrage", von Ernst von Wildenbruch. Berlin 1904, G. Grote. 17
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