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Das Zeitalter der Zerstörung des alten und der Entstehung des neuen Reichs-
Jhjatu Franzjoseph. Kurz vorher hatte ein sehr tatkräftiger und entschlossener Staatsmann, Fürst Schwarzenberg, die Leitung des Ministeriums übernommen.
Italienischer Der Ausstand, der in den italienischen Provinzen Österreichs aus-
ffrtc8' gebrochen war, wurde, obwohl die Sardinier den Ausständischen zu Hilse ge-
kommen waren, von dem Feldmarschall Radetzky 1849 niedergeworfen. Minder glücklich waren die österreichischen Truppen in ihren Kämpfen gegen Aufstand der bte Ungarn, welche sich in offener Empörung befanden und das Haus Habsburg vom Throne ausgeschlossen hatten. Franz Joseph sah sich endlich genötigt, die Hilfe anzunehmen, welche ihm Kaiser Nikolaus I. von Rußland zur Bekämpfung des Aufstandes anbot. So rückte denn ein russisches Heer im Sommer 1849 in Ungarn ein. Jetzt erst konnte der Aufstand unterdrückt werden; es folgten blutige Standgerichte.
§ 234. Das Frankfurter Parlament. Im Mai des Jahres 1848 war in der Paulskirche zu Frankfurt zum ersten Male ein deutsches Parlament zusammengetreten. Zu , ihm gehörten viele durch Begabung und Charakter hervorragende, sür die Macht und Größe Deutschlands begeisterte Männer. Sie sahen ihre Aufgabe darin, Deutschland eine Verfassung zu geben; über die Art der Ausführung waren freilich sehr verschiedene Meinungen ver-Die^r^ubli- treten. Hs gab eine Partei, welche in Deutschland die Republik be-Partet, gründen wollte und der Hoffnung lebte, die deutschen Fürsten ohne wesentliche Skwierigketten von.ihren. Thronen .stürzen zu können. Eine starke Partei im Parlamente gedachte Deutschland durch Wiederherstellung des Kaisertums einheitlicher zusammenzufassen, als es in den letzten Jahrzehnten der Fall gewesen war. Da es aber klar war, daß, solange es in Deutschland zwei Großmächte gab, eine straffere politische Einheit undurchführbar war, so schlug sie vor, sämtliche deutsche Staaten mit Ausnahme Österreichs zu einem Bundesstaate zusammenzufassen; dessen Führung sollte Preußen übernehmen und dem König von Preußen die deutsche Kaiserwürde übertragen werden. Dieser engerebund sollte dann mit Österreich durch einen weiteren, unlösbaren Bund vereinigt werden. Man nannte diese ^eindeutschepartei die Erbkaiserpartei oder die kleindentsche Partei.
Partei ^hr standen verschiedene Gruppen gegenüber, die man als die g r o ß -grcißdeutsche deutsche Partei zusammenfaßte und die unter sich nur insofern einig Partei, waren, als sie erstens in dem Ausschluß Österreichs eine Verkleinerung Deutschlands sahen, die sie nicht zugeben wollten, und zweitens aus Abneigung gegen Preußen Gegner eines preußischen Kaisertums waren. gemalt™1* Eine der ersten Maßnahmen des Parlaments war, daß es eine vor-
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117.
Volkserhebungen in auerdeutschen Lndern.
37
Knigs. Meine Zeit in Unruhe, meine Hoffnung in Gott." Die letzte Ruhesttte fand er neben seiner Luise im Charlottenburger Mausoleum.
Nie war der Staat in grerer Not gewesen als unter seiner Regierung, nie hatte er sich mit solcher Kraft wieder emporgearbeitet.
117. Volkserhebungen in auerdeutschen Lndern.
Kriegerische Verwicklungen unter den Hauptmchten wurden durch das Zusammenhalten der Heiligen Allianz, namentlich durch das freund-schaftliche Verhltnis zwischen sterreich, Preußen und Rußland ver-mieden. Dagegen riefen die nationalen und freiheitlichen Bestrebungen in mehreren Lndern bewaffnete Volkserhebungen hervor.
1. Der Befreiungskampf der Griechen, 18211829. Zuerst erreichte der nationale Gedanke sein Ziel in Griechenland. Die Griechen, von jeher kluge Handelsleute, waren unter der im allgemeinen nicht harten trkischen Herrschaft wohlhabend geworden, und die westeuropische Bil-dung war ihnen nicht fremd geblieben. Schiller in Jena weckte in seinen griechischen Zuhrern das Verstndnis fr die Zeit des Leonidas und Themistokles und damit die Begeisterung fr ihr Vaterland. Es ent-stand ein Bund, der sich die Befreiung Griechenlands zur Aufgabe machte und weite Verbreitung fand. Das Haupt des Bundes war der Fürst Alexander Ipsilanti, ein Offizier in russischen Diensten.
Im Vertrauen ans die Hilfe des Zaren Alexander erregte er 1821 1821. in der Moldau einen Aufstand gegen die Trken. Aber der Zar blieb teilnahmlos, die heilige Schar", die Ipsilanti gebildet hatte, wurde auf-gerieben, und er selber floh nach Ungarn, wo er gefangen gehalten wurde.
Ein allgemeiner Aufstand der Griechen war die Folge. Sie kmpften mit groer Tapferkeit und erhielten aus allen Lndern Europas Unter-sttzung durch Freiwillige (unter denen auch der englische Dichter Lord Byron war). Aber ihnen fehlte eine einheitliche Leitung und militrische Ausbildung. Nach dem Falle der heldenmtig verteidigten Festung Missolunghi war ihre Lage hoffnungslos.
Da vereinigte sich England mit Frankreich und Rußland (wo 1825 Nikolaus I. den Thron bestiegen hatte), um den Griechen zu helfen,
trotz Metternichs Gegenbemhungen, der auch hier alles beim alten lassen wollte. Die vereinigte Flotte der drei Mchte und ein von Norden ein-rckendes russisches Landheer besiegten die Trken, und der Sultan sah sich 1829 im Frieden zu Adrianopel gezwungen, die Griechen frei- 1829. zugeben.
1832 setzten die Mchte Otto von Bayern, einen Sohn Ludwigs I., 1832. der sich als Griechenfreund hervorgetan hatte, als König ein. Nur lang-sam wich unter seiner Regierung die Verwilderung und Verwstung, die'
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Das Zeitalter der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
wurde nach deutschem Muster organisiert und die allgemeine Wehrpflicht eingefhrt.
Demgegenber war es die erste Ausgabe der deutschen Staatsmnner, das Vaterland so verteidigungsshig zu machen, da es im Notsall jeden feindlichen Angriff allein zurckzuweisen imstande wre. Ein groes Volk besteht nur durch sich selbst und aus eigener Kraft", erklrte Graf M o l t k e 1874 im Reichstage, als er eine weitere Verstrkung des Heeres befrwortete; und Fr st Bismarck sagte in der berhmten Reichstags-rede, die er im Februar 1888 hielt, und in welcher er einen berblick der Deutschlands auswrtige Politik gab: Wir Deutsche frchten Gott, aber sonst nichts in der Welt!" Doch hielt es der groe Staatsmann von vorn-herein fr seine Pflicht, durch Bndnisse mit anderen Mchten die Macht-stellung Deutschlands zu verstrken und den Frieden zu sichern. Zunchst war es ebenso fr Kaiser Wilhelm wie fr seinen Kanzler ausgemacht, da Deutschland in erster Linie mit Rußland ein gutes Verhltnis zu wahren habe, bessert Kaiser Alexander Ii., der Neffe des deutschen Kaisers, auch seinerseits zu Deutschland hinneigte. Da es Bismarcks kluger und vershnlicher Staatskunst gelang, auch mit st e r r e i ch wieder gute Be-ndnis^ Ziehungen anzuknpfen, entstand im Jahre 1872 das Dreikaiser -bndnis, das, solange es bestand, als ein Bollwerk des Friedens wirkte; in ihm nahm Deutschland die fhrende Stellung ein.
Da trat infolge der orientalischen Verwickelungen eine Ver-schlechterung der Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland ein. Seit dem Jahre 1875 entstanden Ausstnde der unter trkischer Herrschast leben-den Christen in Bosnien, der Herzegowina und Bulgarien. Als diese von den Trken in greuelvoller Weise bekmpft wurden, mischte sich Rußland ein und erklrte an die hohe Pforte den Krieg. Der russisch-trkische Krieg, der von 1877 bis 1878 dauerte, fhrte nach mancherlei Wechselfllen zur Besiegung der Trkei, die zu einem sehr ungnstigen Frieden gezwungen wurde. Da trat England fr sie ein. Ein Weltkrieg drohte auszubrechen und wurde nur dadurch abgewandt, da die Ko?gngesandten der Gromchte zu einem Kongre zusammentraten, der in 1878. Berlin abgehalten wurde; den Vorsitz fhrte der deutsche Reichskanzler, der, wie er selbst sagte, als ehrlicher Makler" sein Amt verwaltete. Auf dem Kongre wurden die politischen Verhltnisse der Balkanhalbinsel neu geordnet, ein neues, von der Trkei abhngiges Frstentum Bulgarien ge-schassen, Bosnien der sterreichischen, Cypern der englischen Verwaltung unterstellt. Die Russen aber, welche sich durch die Bestimmungen des Kon-gresses benachteiligt fhlten, schoben die Schuld dafr ohne jede Berechtigung
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Kaiser Wilhelm Ii.
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Von nicht geringerer Bedeutung war es, da es 1908 der jungtrkischen Trkei. Partei, die sich besonders auf das Offizierkorps sttzte, gelang, einen vlligen Umschwung in der Trkei herbeizufhren; der Sultan Abdul Hamio wurde gentigt eine Verfassung zu geben und ein Parlament zu berufen. Ein militrischer Putsch der Gegenpartei (1909) hatte keinen dauernden Erfolg; das Armeekorps von Saloniki zog, befehligt von jungtrkisch ge-sinnten Offizieren, gegen Konstantinopel, besetzte die Stadt nach kurzem Straenkampf, und Abdul Hamid wurde gezwungen der Herrschast zu ent-sagen. An seiner Stelle bestieg sein Bruder Mohamed V. den Thron.
Im Verlauf der trkischen Wirren hatte sich Bulgarien, bisher Baikan-nach den Bestimmungen des Berliner Kongresses von 1878 ein tributpflichtiger mn" Schutzstaat der Trkei, fr unabhngig erklrt, und Fürst Ferdinand, ein Prinz von Koburg, hatte den Knigstitel angenommen. Gleichzeitig hatte sterreich-Ungarndie Provinzen Bosnien und Herzegowina, deren Verwaltung es auf Grund der Abmachungen des Berliner Kongresses ber-nommen hatte, die aber dem Namen nach Teile des trkischen Reiches ge-blieben waren, annektiert. Dieser Schritt ries in Serbien und berhaupt in weiten Kreisen des Slawentums heftige Erregung hervor. Die Serben rsteten auf das eifrigste und hofften auf Rulands Untersttzung; die Spannung, die im Verhltnis der europischen Staaten seit mehreren Jahren eingetreten und immer strker geworden war, schien sich in einem Weltkrieg entladen zu wollen. Da erwies sich das deutsch-sterreichische Bndnis als eine starke Sttze des Friedens; gegenber dem festen Ent-schlu der deutschen Reichsregierung, im Falle einer russischen Kriegs-erklrung mit ganzer Heeresmacht dem verbndeten sterreich zu Hilfe zu kommen, gab Rußland seine drohende Haltung auf; die europischen Mchte stimmten der Annexion Bosniens und der Herzegowina durch Osterreich-Ungarn zu.
Dennoch ist die europische Lage nicht ohne Gefahren. Das politisch und wirtschaftlich ausstrebende Deutsche Reich hat zahlreiche Gegner: neben Frankreich, das aus die 1871 verlorenen Provinzen noch immer nicht ver-zichten mag, einerseits das Slawentum, das dem germanischen Wesen teil-weise mit Erbitterung gegenbersteht, insbesondere in sterreich gegen das Deutschtum einen haerfllten Kampf fhrt, andererseits England, das sich durch die wachsende deutsche Flotte in der bisher behaupteten Herrschaft der die Meere und zugleich durch die steigende Bedeutung des deutschen Handels in seiner Welthandelsstellung bedroht fhlt. Anspannung unserer nationalen Krfte, Strkung unseres Vaterlandsgefhls, Treue zu Kaiser und Reich mu unsere Losung sein, wenn unser Volk groß und mchtig bleiben soll.
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leistet. Die beiden Frstentmer Walachei und Moldan wurden zunchst unter den Gesamtschutz der europischen Gromchte gestellt, im Jahre 1861 aber zu dem Frstentum Rumnien vereinigt. Die Rumnen whlten 1866 den Prinzen Karl von Hohenzollern-Sigma ringen zu ihrem Fürsten, der 1881 die Knigswrde annahm; seine Gemahlin, eine geborene Prinzessin Wied, fhrt als Dichterin den Namen Carmen Shlva".
Die Bestrebungen der Italiener, die ganze Halbinsel zu einem Ein-heitsstaate umzugestalten, gewann eine grere Aussicht, als sich der König Viktor Emanuel Ii. von Sardinen an die Spitze der Bewegung stellte. Er berief zur Durchfhrung der nationalen Einigung den Grafen Cavour in sein Ministerium und schlo ein Bndnis mit Frankreich. Als Osterreich zum Schutze seiner italienischen Besitzungen ein Heer in Piemont einrcken lie, vereinigte Napoleon seine Hilfstruppen mit den Italienern, um Italien bis zur Adria" freizumachen. Die sterreicher wurden bei Magsnta und Solferino (1859) geschlagen, und im Frieden zu Villasranka (bei Verona) trat sterreich die Lombardei an Napoleon ab, der sie gegen Savoyen und Nizza Viktor Emanuel berlie.
Iokgen der franzsischen Kebruarrevotution fr verschiedene Staaten Kuropas.
1. Deutschland, a) Die deutsche Nationalversammlung. Von Frankreich verbreitete sich die politische Bewegung der ganz Deutsch-land, und in strmischen Volksversammlungen verlangte das Volk Aus-dehnuug der Volksrechte, vor allem Freiheit der Presse, der Wissenschast und des Bekenntnisses, Vereins- und Versamm-luugsr echt, Schwurgerichte und die Einrichtung einer allgemeinen Volksbewaffnung (Brgerwehr) und Schaffung eines allge-meinen deutschen Parlaments.
Die Regierungen der Klein- und Mittel st aateu gaben ihren Lndern freisinnige Reformen, die spter als Mrzerrungenschaften" bezeichnet wurden. Auch der Deutsche Bund kam dem Verlangen des Volkes nach einer deutschen Reichsversassung nach, und am 18. Mai 1848 trat in der Paulskirche zu Frankfurt a. M. auf Grund allge-meiner Wahlen das erste deutsche Parlament zusammen. Der Bundestag (S. 199) lste sich auf. und der populre Erzherzog Johann von sterreich wurde zum Reichsverweser gewhlt.
Die Nationalversammlung begann ihre Arbeit mit der Feststellung -der Grundrechte des^.deutschen Volkes", teilte sich aber schont bald in mehrere Partemr, die demokratische, die einen republikanischen > Bundesstaat forderte, /die gtb^d'effche, die einen Bundesstaat mit sterreich an der Spitze verlangte, und eine^kleindeutsche, die fter-reich ausschlo und eine Einigung Deutschlands unter Preuens Fhrung
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Extrahierte Ortsnamen: Walachei Frankreich Italien Magsnta Verona Nizza Deutschland Frankreich Deutsch-land Frankfurt_a._M. Deutschlands
§ 99. Die wichtigsten Ereignisse in den außerdeutschen Staaten. 179
vor: 1. der Wunsch nach Beherrschung des Schwarzen Meeres und der Dardauellenstraße. Diesem Ziele näherte sich Rußland durch mehrere Kriege gegen die Türkei, von denen der letzte russisch-türkische Krieg 1877—1878 der wichtigste ist. Vollständig 1877 erreicht haben die Russen dieses Ziel noch lange nicht, da sich mit dem bis türkischen Interesse ein sehr wichtiges allgemein europäisches verbindet.
Das zeigte sich zumal auf dem zur Regelung der orientalischen Frage und durch Vermittlung des deutschen Reichskanzlers Fürsten Bismarck zusammeuberusenen Berliner Kongreß (Juni/Juli 1878). 2. Zurückdrüngung des englischen Einflusses in Asien. 1878
E. Die drei südeuropäischeu Halbinseln haben im Lause dieses Jahrhunderts bedeutende Veränderungen erfahren. Griechenland siel, im Anschluß an einen epirotischen Aufstand des Ali Pascha von Janina, von der Türkei ab und errang nach einem heldenmütig geführten Freiheitskampfe (1821 — 1828; Alexander 1821 Ipsilanti, Graf Capodistrias) mit westeuropäischer Hilfe die Unab- bis^ hängigkeit: Stiftung des Königreiches Griechenland 1830. Erster König Otto, ein bayerischer Prinz, 1832—1862. 1832 Auf ihn, der durch eine Revolution vertrieben wurde, folgte der bis dänische Prinz Georg (seit 1863).
F. Von schweren Erschütterungen, Regierungswechseln und Bürgerkriegen wurde das unglückliche Spanien heimgesucht. Nach dem Falle Napoleons wurde zunächst Ferdinand Vii. als König wieder eingesetzt, und mit Hilfe der europäischen Fürsten (Kongreß zu Verona 1822) schlug derselbe die liberalen Bestrebungen 1822 Zu Gunsten der freisinnigen Verfassung von 1812 nieder. Finsterer Absolutismus erdrückte die Hoffnungen des ritterlichen Volkes auf Freiheit. Als der König kurz vor seinem Tode die seit 1713 bestehende salische Erbfolgeordnung zu Gunsten seiner Gemahlin aufhob und ihm seine Tochter Jsabella (1833—1868) folgte, 1833 brach ein furchtbarer Bürgerkrieg zwischen den „Christinos" und bis den „Karlisten", Anhängern von Ferdinands Bruder Don Carlos,
aus (1833 —1840). Freilich verzichtete der letztere endlich zu 1833 Gunsten seines Sohnes, aber der Thron Jsabellas blieb gefährdet, bis Eine Revolution vertrieb sie im Jahre 1868. Man trug nun die 1840 Krone, nachdem Prinz Leopold von Hohenzollern sie abgelehnt (vgl. § 98), Prinz Amadeo aus dem Hause Sardinien an.
Aber, entmutigt durch die wilden Parteikämpfe, dankte derselbe 1873 1873 ab. Die nun proklamierte Republik konnte sich auch nicht
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140.
176 Siebente Periode. Von 1789 bis zur Gegenwart. — Dritter Abschnitt. Seit 1871.
Dritter Abschnitt. Seit 1871.
Kämpfe um soziale Probleme und imperialistische Ziele.
I. Das Deutsche Reich in seinem Verhältnis zum Auslande.
1. Die Zeit des Dreikaiserbündnisses 1871 — 79.
Dem Programm Wilhelms I. vom 18. Januar 1871 gemäß war das oberste Ziel der deutschen Politik unter der Leitung des Reichskanzlers Fürsten Bismarck die Erhaltung des Friedens. Bedroht war dieser in erster Linie von Frankreich. Trotz dem Kommuneaufstande in Paris (18. März 1871), der durch die Regierungstruppen von Versailles aus (Ende Mai) niedergeschlagen wurde, trotz den Ränken der Monarchisten, trotz der tiefen Korruption der leitenden Kreise und schweren wirtschaftlichen Katastrophen wurde hier der militärische Neubau des Staates mit außerordentlicher Energie betrieben. Den französischen Rachegelüsten gegenüber war die enge Verbindung der drei Kaisermächte eine Bürgschaft des Friedens; 1872 kamen die drei Kaiser und ihre Minister Bismarck, Andrassy und Gortschakow in Berlin zusammen.
Eine Störung erlitt diese Verbindung durch die Vorgänge im Orient. Die innere und äußere Zerbröckelung des türkischen Reiches war nicht aufzuhalten. Die Vasallenstaaten Serbien unter der Dynastie Obrenowitsch, Montenegro und Rumänien (erwachsen aus den Fürstentümern Moldau und Walachei), wro (seit 1866) Fürst Karl, der zweite Sohn Karl Antons von Hohenzollern-Sigmaringen, herrscht, waren selbständiger geworden. Da brach (1875) ein Aufstand in der Herzegowina aus, den Serbien und Montenegro unterstützten, darauf ein solcher in Bulgarien. Die hier von den Türken verübten Greuel gaben Rußland den willkommenen Anlaß, sich zum Beschützer der christlich-slawischen Stämme der Balkanhalbinsel aufzuwerfen. Der russisch-türkische Krieg 1877—78 endete trotz tapferer Gegenwehr der Türken, trotz Osman Paschas heldenmütiger Verteidigung von Plewna und den Kämpfen am Schipkapaß doch mit ihrer Niederlage. Da aber der Friede von
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178 Siebente Periode. Von 1789 bis zur Gegenwart. — Dritter Abschnitt. Seit 1871.
geheimen „Rückversicherungsvertrag“ mit dieser Macht abschließen konnte, wonach für den Fall eines Angriffs durch eine dritte Macht sich beide wohlwollende Neutralität zusagten; dieser Vertrag hat bis 1890 bestanden. Seit 1891 wurden die freundschaftlichen Beziehungen Rußlands zu Frankreich enger und fester.
In der jüngsten Entwickelung der Kulturstaaten tritt als wichtigste Tatsache das Bestreben der Großmächte hervor, ihre Herrschaftsgebiete in den fremden Erdteilen zu erweitern (Imperialismus); damit im Zusammenhange steht eine Verschiebung der Stellung der Großmächte zueinander, der Eintritt der Vereinigten Staaten und Japans in die Reihe der Großmächte und die Erweiterung des geschichtlichen Schauplatzes.
England erwarb Cypern (1878) von der Türkei und herrscht (seit 1882) tatsächlich in Ägypten, dessen Vizekönig (Chedif) nur dem Namen nach ein Vasall des Sultans ist; und wenn auch durch die Erhebung des Machdi der ägyptische Sudan verloren ging, so haben die Engländer später (seit 1899) im wesentlichen das Verlorene zurückerobert. Im S. Afrikas haben sie ihre Herrschaft bis zum Tanganjikasee ausgedehnt und die beiden ihnen hinderlichen Burenrepubliken trotz heldenmütigem Widerstande überwältigt (1899 —1902). Bedeutungsvoll für das Ziel der englischen Politik war die Annahme des Titels „Kaiserin von Indien“ durch die Königin Victoria (1877 unter dem Ministerium Lord Beaconsfield). In der inneren Politik Englands ist die irische Frage, eine politisch-nationale und wirtschaftliche, noch immer ungelöst. Sie führte zeitweise (um 1882) zu schweren Verbrechen von seiten der „Fenier“. Seine Absicht, das Verlangen der Iren nach „homerule“ (Selbstregierung) zu befriedigen, hat Gladstone nicht auszuführen vermocht.
Für Rußlands Politik kommt in Betracht die Balkanfrage und die Ausdehnung seiner Herrschaft in Asien. Auf der Balkanhalbinsel wurde der russische Einfluß durch die bulgarische Nationalpartei, die den Anschluß Ostrumeliens an Bulgarien durch einen Staatsstreich herbeiführte (1885), zurückgedrängt und blieb auch nach Alexanders Entthronung (1886) und der Wahl des Prinzen Ferdinand von Koburg zum Fürsten (1887) unter der Verwaltung Stambulows (spr.: Stambüloff) gelähmt.
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Extrahierte Personennamen: Gladstone Alexanders Ferdinand_von_Koburg Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Japans England Indien Englands Asien Bulgarien Alexanders
Autor: Borries, Emil von, Pfeifer, Wilhelm, Henkelmann, Karl, Brandt, Paul, Kienitz, Otto
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Regionen (OPAC): Hessen
Inhalt: Zeit: Neuzeit
Geschlecht (WdK): Jungen
228
Die neueste Zeit.
und Europa, geschaffen. Als es feilte Plne weiterverfolgte, wurde es in eine schwere Katastrophe verwickelt. Es stie mit der aufstrebenden Macht des uersten Ostens, mit Japan, zusammen.
Die Balkanstaaten. Die christlichen Balkanstaaten haben seit dem rnssisch-trkischen Kriege von 1877/78 ihre Unabhngigkeit gefestigt. Rumnien, das sich unter der Herrschaft des Prinzen Karl von Hohen-zollern seit 1866 sehr erfreulich entwickelt hat, wurde 1881, Serbien 1886 Knigreich; letzteres hat eine Reihe von inneren Erschtterungen durchgemacht, die noch nicht abgeschlossen scheinen. Dagegen hat Bul-g arieu, das 1885 die trkische Provinz Ostrnmelien an sich ri, unter Ferdinand von Kobnrg seit 1887 groe Fortschritte gemacht und sich 1908 als selbstndiges Knigreich proklamiert; schlielich hat auch das kleine Montenegro 1910 durch diesen Schritt seine Unabhngigkeits-bewegung zum Abschlu gebracht.
138. Japan. Die Japaner gehren der mongolischen Rasse an; sie sind Buddhisten.
Sie hatten bis ins 19. Jahrhundert eine den mittelalterlichen Ver-fassuugen Europas hnliche Lehnsverfassung, und ihre Geschichte ist von unaufhrlichen Kmpfen erfllt, in denen sich die Fürsten, Daimio, ursprnglich Statthalter des Kaisers, selbstndig machten. Am Anfang des 17. Jahrhunderts stellte der Shognn, der die Barbaren unterwerfende Generalissimus" des Mikado (Kaisers), Ruhe und Frieden auf der Insel her.
Seitdem lag die Regierungsgewalt in der Hand der Shognne aus dem Hanse der Tokngawa, die die Kaiser in strenger Abhngigkeit von sich hielten und ihnen nur einige Ehrenvorrechte gnnten. Sie unter-warfen die Daimio und machten sie von sich abhngig, ihre Regierung war friedlich. Im 19. Jahrhundert verfiel die Herrschaft der Shognne, da ihre Tatkraft nachlie und der nie ganz erloschene Ha der Daimio gegen sie wieder auflebte; dazu kam der bergang des noch ganz in Naturalwirtschaft lebenden Volkes zur Geldwirtschaft, Miernten, Geld-not und anderes. Zugleich aber hatteu ihre Gegner aus den: Studium der altjapanischen Literatur und Geschichte die berzeugung gewonnen, da der Mikado, der Sohn des Himmels, der allein rechtmige Herrscher, der Shognn aber ein Gewaltherrscher sei. Es bildete sich eine Partei, welche die Wiederherstellung der Mikadoherrschaft zu ihrem Programm machte. Am schlimmsten wurde fr die bestehende Herrschaft die Ankunft der Fremden. Bisher hatte es zu ihren Regierungsgrundstzen gehrt, alles Fremde fernzuhalten; als aber 1853 ein amerikanischer Gesandter an der Spitze einer Flotte den Abschlu eines Handelsvertrages verlangte, wagte der Shognn nicht, die Forderung abzulehnen. Bald darauf mute er Rußland, England, Preußen it. a. Handelsvertrge gewhren. Dies ' wurde ihm als ein Abfall von der nationalen Sache ausgelegt. Die deu Fremden feindliche Stimmung nahm berhand. Als aber zwei ber-flle gegen Fremde durch harte Exekntionen bestraft und die Macht der
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Extrahierte Personennamen: Karl_von_Hohen-zollern Karl Ferdinand_von_Kobnrg Ferdinand Daimio
Extrahierte Ortsnamen: Europa Japan Serbien Montenegro Japan Europas England
Autor: Borries, Emil von, Pfeifer, Wilhelm, Henkelmann, Karl, Brandt, Paul, Kienitz, Otto
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Regionen (OPAC): Hessen
Inhalt: Zeit: Neuzeit
Geschlecht (WdK): Jungen
164 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der deutschen Geschichte.
Regierung zugunsten seines Sohnes Maximilian Ii. (18481864) nieder, dessen Beliebtheit nicht verhindern konnte, da im Frhling 1849 in der Rheinpfalz infolge der Unruhen in Baden ein Aufstand los-brach. Hier waren nmlich gewissenlose Aufreizer am eifrigsten ttig ge-Wesen, und so war es trotz der wohlmeinenden Regierung des Gro-Herzogs Leopold schon im April 1848 zu einem blutigen Aufstand gekommen, der in keinem deutschen Lande weniger Berechtigung hatte als gerade in Baden und von badischen und hessischen Truppen mit leichter Mhe unterdrckt worden war. Nach dem Scheitern der deutschen Ein-heitsplne (s. u.) kam es im Mai 1849 zu einer zweiten Erhebung, die in Baden und der Pfalz von preuischen Truppen unter dem Prinzen Wilhelm von Preußen und einem Reichskontingent (Hessen und Bayern) unter dem preuischen General v. Pencker niedergeworfen wurde. König Wilhelm von Wrttemberg kam in kluger Besonnenheit den Forde-rnngen des Volkes entgegen, während in H essen-Darmstadt der alte Groherzog Ludwig Ii. seinen Sohn Ludwig Iii. (18481877) zum Mitregenten annahm und Heinrich v. Gagern zum Ministerprsidenten ernannte.
97. sterreich-Ungarn. Italien. Im Jahre 1836 war auf Franz I. sein regierungsunfhiger Sohn Ferdinand I. gefolgt. Seitdem unter-blieb jede Reform im Innern, obwohl die einzelnen Nationen ihre Autonomie immer lauter forderten.
Durch die Revolution vom Jahre 1848 wurden diese Nationen pltzlich von dem Zwange besreit, der sie bisher verbunden hatte, und indem sie sich selbstndig machten, schien die Gesamtmonarchie ihrem Untergange geweiht zu sein. Durch Aufstnde in Wien (Mrz 1848) wurde Metternich zur Abdankung gentigt, die Herrschaft in der Stadt fiel an Brgerwehr und Studenten, und die Berufung eines sterreichischen Pai-laments wurde erzwungen. Gleichzeitig begann mit dem Aufstand in Mailand der Absall der Lombardei und Venetiens von Osterreich. In Prag trat im Juni ein Slawenkongre zusammen, um die Slawen gegen die Deutschen zu einigen; die Folge davon war eme Erhebung der Tschechen gegen die Regierung. Die Ungarn ver-langten und erhielten ein eigenes Ministerium und eine eigene ver-
^ ^ In dieser allgemeinen Erschtterung erwies sich das Heer als die einzige zuverlssige Sttze des kaiserlichen Hauses und als Brgschaft fr die Erhaltung der Gesamtmonarchie. Fürst Windischgrtz schlug den tschechischen Ausstand in Prag nieder und eroberte im Oktober zusammen mit Jellachich, dem Banns von Kroatien, Wien, wo zahlreiche Hm-
richtnngen erfolgten.
Am 2. Dezember dankte Ferdinand I. zugunsten semes achtzehnjay-rigen Neffen Franz Joseph ab. Aus der Mitte der Armee wurde General Fürst Felix Schwarzenberg an die Spitze der Regierung
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_Ii Maximilian Leopold Leopold Wilhelm König_Wilhelm_von_Wrttemberg Wilhelm Ludwig_Ii Ludwig Ludwig_Iii Ludwig Heinrich_v Heinrich Franz_I. Ferdinand_I. Ferdinand_I. Franz_Joseph Franz Felix_Schwarzenberg Felix
Extrahierte Ortsnamen: Rheinpfalz Baden Baden Baden Hessen Italien Wien Mailand Osterreich Prag Ungarn Prag Kroatien Wien