114.
Geistiges Leben in Deutschland.
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Zweiter Abschnitt. Die Zeit der nationalen Staaten-bildung, 18151871.
114. Geistiges Leben in Deutschland.
1. Die Literatur. Trotz der Verarmung und staatlichen Zersplitte-rung Deutschlands erlahmte das geistige Leben nicht. Die Werke der groen Dichter, die in der zweiten Hlfte des 18. Jahrhunderts aufgetreten waren, spornten fortgesetzt die jngeren Krfte zur Nacheiferung an. Der frucht-bare, formenreiche Rckert, der Romantiker Eichendorff, der Emigrant Chamifso, Platen, der Gegner der Romantiker, Uhland, der Snger deutscher Treue, der Dramatiker Grillparzer und der tiefempfindende Lyriker Lenan waren die bedeutendsten der vielen Talente, deren mannig-faltige Schpfungen Altmeister Goethe in Weimar (f 1832) mit dauerndem Interesse verfolgte.
2. Kirche und Schule. Die Not der Zeit, die das Nationalgefhl weckte, lie auch das kirchliche Interesse wieder erstarken. Die beiden Konfessionen der evangelischen Kirche wurden nach einem Aufruf des frommen Knigs Friedrich Wilhelm Iii. zur dreihundertjhrigen Jubel- 1817. seier der Reformation in Preußen und bald auch in anderen deutschen Lndern durch die Union zu einer Kirchengemeinschaft vereinigt. Freilich
rief dies manchen Widerspruch von lutherischer Seite hervor und fhrte zur Grndung altlutherischer" Gemeinden. Die katholische Kirche regelte ihre Verhltnisse durch Vertrge mit den einzelnen Regierungen.
In demselben Jahre setzte der König das Ministerium des Kultus (der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten) ein. Die Schulen wurden bedeutend vermehrt, und bald hatte jedes Dorf im Staate seine Schule. In den einzelnen Provinzen wurden fr die Leitung des hheren Schulwesens die Provinzial-Schulkollegien geschaffen, während die Aufsicht der die niederen Schulen den Kniglichen Re-gierungen" bertragen wurde. Schon damals gelangte das preuische Schulwesen auf eine solche Hhe, da es die Bewunderung des Aus-landes erregte. *)
Aus kirchlich-religisem Leben gingen bedeutsame Werke der Nchstenliebe hervor. Amalie Sieveking in Hamburg rief in den dreiiger Jahren einen weiblichen Verein fr Armen - und Krankenpflege ins Leben, der das Muster vieler derartiger Vereine in Deutschland und im Auslande wurde. Um dieselbe Zeit stiftete Wichern in dem Rauhen Hause (d. i. Ruges Haus) bei Hamburg eine
*) In Frankreich nannte man Preußen das Land der Kasernen und der Schulen.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Deutschlands Uhland Weimar Hamburg Deutschland Hamburg Frankreich
65. Eine geistliche Stadt.
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Laien, die in Brot und Würden des Bischofs standen. Auch nach der Säkularisation bis zur Gegenwart waren es überwiegend Geistliche, welche sich mit selbständigen Beiträgen zur Geschichte Freisiugs beschäftigten.
Die historische Literatur Freisiugs gliedert sich sehr einfach in drei Perioden. Die erste geht vom 8. bis zum 15. Jahrhundert und umfaßt lauter Bücher, welche nebenher Beiträge zur Geschichte von Freising liefern, obgleich ihr Hauptinhalt weder auf eine Geschichte der Stadt noch des Bistnms gerichtet ist. Hierher gehört der Bischof Aribo (764—784) mit dem Leben des hl. Korbinian; der Mönch Kozroh mit seinem über traditionum antiquus (810—848); Bischof Otto I. (1138 *1158) mit seiner Chronik und dem Buche de gestis Friderici primi; der Domherr Radevich (oder Ragewin) mit der Fortsetzung der letztgenannten Schrift; ein anderer freisingischer Domherr des zwölften Jahrhunderts, Conradus Sacrista, als Verfasser eines weiteren Schenkungsbuches und endlich auch eiu Laie, der iuotctr 9iuprecht mit seinem Stadtrechtsbuch von 1328.
Die zweite Periode der sreisingischen Geschichtsbeiträge geht vom 15. Jahrhundert bis zur Säkularisation; sie beginnt mit Veit Arnpeck und gipfelt in Meichelbeck. In dieser Zeit herrschen die Chroniken oder Kataloge der Bischöfe von Freising. Die Lektüre dieser Chroniken mutet uns an wie der Gang durch eine Ahnengalerie; aus den chronologisch zusammengestellten Bildnissen der einzelnen Bischöfe spricht die Geschichte des Bistums. Zu diesen Bischofschronisten zählt im 15. Jahrhundert der bischöfliche Kaplan Veit Arnpeck, im 16. Jahrhundert der Domherr Johannes Freiberger. Solche biographische
Verzeichnisse der Bischöfe wurden dann von Geistlichen bis gegen die neueste
Zeit geschrieben. Auch die Kunst half den Catalogus episcoporum darstellen. Joachim Haberstock setzte ihn in Verse, ich will nicht sagen in Poesie, und im 18. Jahrhundert wurde die Reihenfolge der Bischöfe für den „Fürstengang" (zwischen Schloß und Dom) gemalt nebst den Ansichten der wichtigsten Orte
des Hochstiftischen Landes und kurzen biographischen Aufschriften. Dieser halb
gemalte, halb geschriebene Katalog reicht bis 1789. Für den letzten, nach
der Säkularisation gestorbenen Bischof wäre nur noch notdürftig Platz gewesen, wenn man die zwei Bilder an der oberen Schmalseite eng zusammengerückt hätte, dann aber für keinen mehr; es waltete also ein ähnliches Spiel des Zufalls wie bei den Kaiserbildern im Römer zu Frankfurt. Die alten Biographien der Bischöfe sind in Meichelbecks Historia Frisingensis zu einem großen Geschichtswerke emporgewachsen, welches, reich mit Urkunden belegt,
vielfach über die Geschichte des Bistums hinausgreift.
Die dritte Periode freisingischer Geschichtsliteratur (im 19. Jahrhundert) hat viel älteres Material gesichtet, veröffentlicht, vervollständigt, aber auch
wesentlich Neues dazu gewonnen. So gab Banmgärtner, ein Geistlicher, den deutschen Auszug von Meichelbecks Geschichte neu heraus (1854) und führte die Chronik bis zur Gegenwart. Hoheneichner (weiland fürftbifchöflicher Hofrat
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Gemeinden, die sich deutsch katholische nannten und getrennt von Rom und dem Papste zu bestehen versuchten. - Als 1870 der Glaubenssatz von der ppstlichen Unfehlbarkeit verkndet wurde, grndeten die Gegner des neuen Dogmas die altkatholische Kirche.
4. Kirchliches Bereinswesen. Innerhalb der rmischen Kirche selbst hat sich in der neuesten Zeit vielfach ein reges Leben kundgegeben. Die H eid enmission wird mit Eifer betneben. Neben den alten kirchlichen Orden, unter denen namentlich die barmher. zigen Schwestern durch ihre eifrige Thtigkeit hervortreten, haben sich zahlreiche freie Vereinigungen und Bruderschaften, wie die Gesellenvereine, gebildet, die eine vielseitige und weitreichende Wirksamkeit im katholischen Volke ausben.
5. Papst Leo Xiii., der Nachfolger Pius' Ix. (seit 1878), war vom Beginn seiner Regierung an mit Eifer bestrebt, ebensosehr das Ansehen und die Machtflle der Kirche aufrecht zu erhalten, wie den mannigfach gestrten Frieden mit den weltlichen Mchten wiederherzustellen.
Der Erbitterung des Kampfes ist denn auch vielfach Ausshnung und Ruhe gefolgt. Der Umfang der ppstlichen Herrschaft ist unter Leo Xiii. weiter gewachsen; im Jahre 1831 erstreckte sie sich der 1135 Bistmer und Erzbistmer, von denen 290 nach Stdten in den Lndern der Unglubigen" den Namen tragen.
1. Der Weimarische Dichterkreis. Bei Beginn der neuesten Periode der Weltgeschichte war die deutsche Dichtung eben im Begriff, ihren glnzend-sten Hhepunkt zu erreichen. Gerade in dem Jahre, in welchem die sranz-fische Revolution begann, 1789, wurde Schiller an die Universitt Jena berufen und trat von da an Goethe immer nher. Die 10 Jahre des engeren Freundschaftsbundes zwischen diesen beiden grten deutschendichtern, von 17951805, bilden die hchste Glanzzeit der deutschendich-tung. Als gegen Ende des 18. Jahrhunderts, 1799, Schiller nach Weimar bersiedelte, waren die vier groen Dichter Wieland, Herder, Goethe und Schiller in Weimar vereinigt, freilich nur noch fr kurze Zeit; denn rasch lichtete sich jetzt der kleine Kreis der deutschen Geistesheroen. Zuerst starb Herder (1803). Dann (1805) wurde Schiller mitten aus der Bahn" seines glnzenden Schaffens abgerufen. Wieland, der lteste der Weimarischen Dichter, erreichte das hohe Alter von 80 Jahren, und ftarb im Jahre des Freiheitskrieges (1813). Zuletzt ragte noch Goethe allein in einsamer Hhe, bis auch er im hchsten Greisenalter (1832) dahinsank.
2. Die Romantiker. Eine ganz neue Richtung schlugen die roman-tischendichter ein, welche ihr Ideal im Mittelalter suchten. Die Be-grndet der romantischen Richtung sind: Tieck und die zwei Brder
*) Eine angefhrtere Darstellung des Entwickelungsganges der deutschen Litteratur bietet der litteraturgefchichtliche Anhang.
123. (182.) Die deutsche Dichtung. *)
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193
Iii. Kutturzustnde.
122. (181.)
Die Kirche.
Wie das staatliche Leben der Völker, so wurde während des letzten Jahrhunderts (17891889) auch die Kirche von starken, folgereichen Be-wegungen ergriffen, die katholische Kirche sowohl als die evange-tische.
I. Die evangelische Kirche.
1. Unglaube und Abfall. Je gewaltiger und weitgreifender der Um-schwung war, der im Zeitalter Friedrichs des Groen auf dem Gebiete des geistigen Lebens in Deutschland eintrat, umsomehr mute auch die evangelische Kirche von dem aufkommenden neuen Geiste berhrt werden. Die Wirkung war zunchst eine dem bisherigen Kirchenwesen nachteilige. Die geltende kirchlichelehre und der hergebrachte feste Bibelglaube wurden bedenk-lich erschttert. Die der Aufklrung" zugewandten Kreise der Gebildeten kehrten sich von dem kirchlichen Leben und der kirchlichen Gemeinschaft immer mehr ab, und wie die Kirchenhallen leerer und der wurden, so entwich allmhlich auch aus den Gottesdiensten selbst der Geist und die Kraft aus der Hhe. Die Predigten entarteten zu trockenen Mahnreden und handelten mehr von weltlichen als von geistlichen und gttlichen Dingen. So kam es, da viele abfllig wurden, denen die evangelische Kirche nicht mehr die volle gttliche Wahrheit zu besitzen schien.
Manche traten zur katholischen Kirche der; es befanden sich unter ihnen hervor-ragende Knstler, Dichter, Gelehrte, auch srstliche Personen; der bekannteste von allen bertretenden war der Dichter Graf Friedrich Leopold zu Stolberg.
2. Glaube und Wissenschast. Aber trotz solchen Abfalls lebte im Kerne des evangelischen Volkes der alte Glaube und die Liebe zu der Kirche fort; auch fanden sich noch kirchentreue Männer, die Segen um sich verbreiteten.
Ein leuchtendes Beispiel liebeseisrigen Glaubens gab vor allen der elsssische Pfarrer D 6 erlin, der in dem rauhen, armen Steinthal des Vogesengebirges fr die geistige und leibliche Wohlfahrt der Bevlkerung wie ein Heiliger der protestantischen Kirche ae-wirkt hat.
Als Mann der Wissenschaft wute vor allen Schleiermacher (gest. 1834), Professor und Prediger in Berlin, durch geistvolle Schriften und Pre-digten neue Begeisterung fr die christliche Religion und die kirchliche Gemeinschaft zu wecken und namentlich unter den Gebildeten manchen Ver-chter" des Christentums fr den Glauben an den Erlser zu gewinnen und zu erwrmen.
3. Der Einflu der Befreiungskriege. Nicht wenig trugen die Be-freiungskriege dazu bei, wieder ein frischeres Glaubensleben in der
Andr-Sevin, Lehrbuch der Weltgeschichte. U. 13
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200 -
wetfe m gnzliche Losreiung vom christlichen Glauben; man raubte aber demselben
f*netlucrl!'firr" D0rsa6, On emrteten Bestandteilen zu reinigen; man f^roachte das Christentum zu etner bloen Sitten- und Glckseligkeitslehre ab Neben den Vertreter dieser Richtung hatte indes auch der Glaube der Vter noch seme Vertreter, und Männer wie Hamann, Lavater, Jung-Stilling und Claudius waren m der glaubenslosen Zeit eifrige Zeugen fr die Herrlichkeit des alten Christentums.
Ii. Die katholische Kirche.
1. Ausbreitung, neue Orden. Der katholischen Kirche wurden fr die Ver-luste. welche sie durch die Reformation erlitten hatte, neue ausgedehnte Gebiete in Amerika. Indien und China namentlich durch die Thtigkeit geistlicher Orden unter-worfen. Als neue Orden entstanden, auer den schon im 16. Jahrhundert gestif-teten volkstmlichen Kapuzinern und den der Erziehung des weiblichen Ge-schlechts sich widmenden Urs uliner innen, im 17. Jahrhundert die strengen ^ rappisten. die fr Krankenpflege thtigen barmherzigen Schwestern (Stifter: Vincenz von Paula), die Brder der christlichen Schulen u. a.
2. Die Jesuiten. Eine Hauptsttze ihrer Macht fand die Kirche an den Je-f uiten. Wie sich dieselben vor allen andern Orden im Missionswerke heroorthaten, so wirkten sie insbesondere auch der Ausbreitung der evangelischen Kirche mit groem Erfolge entgegen und bten durch Seelsorge und Jugendunterricht, wi.' durch weltmnnische Bildung und Gewandtheit den entschiedensten Einflu in Staat und Kirche aus. Ihr Eindringen in alle Lebensverhltnisse und die berspannung ihrer Macht rief jedoch immer strkeren und allgemeineren Widerspruch hervor, und der Geist der neuen Aufklrung" forderte vor allem ihren Sturz. Zu-erst aus Portugal, dann aus Frankreich und Spanien vertrieben, wurde der Orden endlich vom Papste Clemens Xiv. (Ganganelli) 1773 frmlich aufgehoben, um, nue es in der ppstlichen Bulle hie, den wahren und dauerhaften Frieden der Kirche wiederherzustellen". Der Orden zhlte bei seiner Auflfunq der 22 500 Mitglieder.
137.
Munft und Wissenschaft. Blte der deutschen Dichtkunst.
Wenn in der vorigen Periode zunchst Italien durch seine Bildung hervor-ragte und auch die sdwestlichen Staaten Europas, Spanien und Portugal, eine Bltezeit ihrer Sitteratur hatten, so treten diese Lnder seitdem mehr zurck, und Frankreich. England und Deutschland sind von nun an die vornehmsten Schaupltze der geistigen Entwicklung der Menschheit.
1. Frankreich und England. In Frankreich folgte den bereits genannten groen Dichtern des Zeitalters Ludwigs Xiv. in Ludwigs Xv. Zeit eine Anzahl nicht minder berhmter Schriftsteller. unter denen vor allen Voltaire (1694-1778) und der Genfer I. I. Rousseau (1712-1778) hervorragen. Unermelich war der Einflu, den ihre durch den Zauber der schnsten Sprache bestechen-den Werke auf das gesamte geistige Leben der franzsischen Nation ausbten. Aber ihre Wirkung ging noch weit der Frankreichs Grenzen hinaus. Das schon unter Ludwig Xiv. in das Ausland und namentlich in Deutschland eingedrungene Franzosentum griff dort weiter und weiter. Man ging," sagt Goethe, bei den Franzosen in die Schule, um lebensartig zu werden." Mit dem franzsischen Ge-
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Extrahierte Ortsnamen: Amerika Indien China Portugal Frankreich Spanien Italien Europas Spanien Portugal Frankreich England Deutschland Frankreich England Frankreich Ludwigs_Xiv Ludwigs Frankreichs Deutschland
dem Kreise Bleiben, dem der Vater angehörte, und das Geschäft ergreifen, das der Vater betrieben hatte. Die Hauptkasten waren die Priester, die Kriegsleute, die (Beroerbetretbenben und die Ackerbauer. Das höchste Ansehen besaßen die Priester, welche die oberste Raste bilbeten. Sie besorgten nicht allein den Gottesbienst, fonbern sie beschäftigten sich auch als die einzigen int Volk mit wissenschaftlichen Dingen: sie waren Sternftunbige, Richter, Arzte und Baumeister. Selbst die Könige ließen sich von ihnen beraten und mußten sich vielfach nach ihren Vorschriften richten. Die Könige, welche Pharaonen genannt würden, gehörten nicht der Priesterkaste an, sonbern den Kriegern, beren Kaste an Vorzug und (Ehre gleich auf die der Priester folgte. Die Kaste der (Beroerbetreibenben war sehr zahlreich : sie umfaßte die hanbwerker, die Künstler, die Krämer und Kaufleute. Außer den Ackerbauern, welche die vierte Kaste bilbeten, gab es enblich noch Hirten; sie würden gehaßt und verachtet, namentlich die Schweinehirten; benn diese bürsten nicht einmal einen Tempel betreten, weil sie für unrein galten.
2. Die ägyptischen Götter. Die Agypter verehrten eine Menge Götter: es waren besonbers die großen Naturkräfte, die Segen und Gebeihen ober auch Schaben und verberben bringen. Darum hatten sie außer den guten Gottheiten auch böse. Die höchsten Götter hießen (Dfiris und Isis. Gsiris war nichts anberes als die Sonne ober auch der Nil, weil diese die Fruchtbarkeit des £anbes bewirken; unter seiner Gemahlin Isis bachte man sich den Ittonb ober die (Erbe, die alle ernährt. Sehr merkwürbig ist der Ti er bien st der Ägypter, viele Tierarten galten für heilig, besonbers Katzen, fjunbe, Krokobile, Ibisse und anbere. Die Nachrichten von der Verehrung, die ihnen erwiesen würde, sinb fast unglaublich, wer eins dieser Tiere mit Vorsatz umbrachte, würde mit dem Tode bestraft; ja wer eine Katze auch nur aus versehen tötete, mußte sterben. Bei einer Feuersbrunst trug man weit mehr Sorge für die Bettung der Katzen als für die Löschung des Branbes, und wenn eine Katze in die Flammen geriet, so würde große wehklage erhoben. Starb in einem Hause eine Katze, so schor sich barin jebermamt die Augenbrauen ab; starb ein hunb, so schor man sich den Kopf kahl. Tote Katzen würden einbalsamiert und an einer heiligen Stätte beigesetzt, vor allen Tieren aber würde der ftpis hoch verehrt , der einen prächtigen Tempel in der Hauptstadt Memphis hatte und von angesehenen Männern bebietit würde. Der Apis war ein Stier von schwarzer Farbe mit einem weißen Dreieck auf der Stirn. All-
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Diesen geregelten Gesang nannte man den Ambrosianischen. Derselbe war zwei Jahrhunderte in Gebrauch, bis der Papst Gregor der Große (591—604) demselben eine höhere Ausbildung gab und eine Singschule gründete, in welcher Knaben zum Vortrag der geistlichen Gesänge herangebildet wurden.
Bis zum 11. Jahrhundert war die Musik ausschließliches Eigenthum der Kirche gewesen. Als aber der Ritterstand zur Blüte gelangte, da fingen auch die höheren weltlichen Stände an, sich mit der Musik zu beschäftigen. Die ritterlichen Sänger, welche in der Regel ihre Lieder selbst dichteten und in Musik setzten, zogen von Burg zu Burg, von Hof zu Hof, um im Gesänge und • im Saitenspiel die Heldenthaten der Männer, die Tugenden der Frauen, die Schönheit der Natur rc. zu besingen.
Diese Rittersleute nannten sich in Frankreich Troubadours und in Deutschland Minnesänger. Ihre Blütezeit fällt in das 12. und 13. Jahrhundert. Die Zahl dieser Sänger war sehr groß; Kaiser und Könige, Herzöge und Fürsten, Grafen und Ritter übten diese edle Kunst.
Als der romantische Geist des Ritterthums ausartete, verfiel auch der Mmnegefang.
Neben dem Minnegesang wurde die Musik auch zu den weltlichen und geistlichen Spielen benutzt. In den letztem, die man auch Mysterien nannte, wurden die biblischen Texte stets gesungen und zwar ganz in der Weise, wie sie der katholische Gottesbienst noch heutiges Tages bewahrt.
Alle Musik war bis ins 15. Jahrhundert hinein einstimmig; ein mehrstimmiger (harmonischer) Gesang und eine Vervollkommnung der Musikinstrumente wurde erst in dem 16. Jahrhundert angestrebt.
e) Die Dichtkunst. Auch die Poesie erwachte in Deut schlanb erst, als das Christenthum feinen allgemein bitbenben Einfluss auf das Volk ausübte.
Zwar erzählt uns die Geschichte von alten Liebern, die den Ruhm Hermanns besingen, allein auf unsere Zeit ist nichts bavon gekommen. Da alle Wissenschaft und Kunst zuerst in den Klöstern btiihete, so sind auch die uns schriftlich überlieferten Dichtungen meist von Geistlichen versasst und haben auch vorwiegend geistlichen Inhalt, wie der Heljand und der Krist. Beide Gedichte behandeln die Lebensgefchichte des Heilands nach den Evangelien (Evangelienharmonie) in poetischer Sprache.
Erst die Kreuzzüge weckten im deutschen Volke den innern Sinn und die Liebe zu den Künsten. Bald bliihete daher die Poesie aus und anstatt der Geistlichen und Mönche traten jetzt Ritter, Fürsten und Könige als Dichter und Beschützer der Kunst aus. Es entstand die sogenannte ritterliche Poesie, die, wie im vorigen Abschnitte schon gesagt wurde, mit der Musik Hand in Hand ging. Zwei große poetische Gattungen waren es, in denen die ritterliche Poesie Zur hohen Blüte gelangte: Das Minnelied, welches die Tugenden der Frauen und die keusche Liebe besang und das Epos, in welchem die großen Thaten der Helden gepriesen wurden. Die bedeutendsten Dichter dieser Zeit waren Heinrich v. der Velbecke (Minnelieber), Wolfram v. Efchenbach (das
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136 Siebente Periode. Von 1789 bis zur Gegenwart. — Zweiter Abschnitt. Von 1815 1871.
£ Ho.
§111.
regt wurde die öffentliche Meinung durch den Verfassungsbruch, mit dem Ernst August seine Regierung in Hannover begann (1837). Gegen diese Gewalttat protestierten sieben Professoren der Göttinger Universität; sie wurden entsetzt, einige von ihnen ausgewiesen.1
b) Preußen. Hier war wichtig die aus Budgetrücksichten erfolgende Herabsetzung der Dienstzeit für die Linieninfanterie auf zwei Jahre (1833). Ein heftiger Streit mit der katholischen Kirche brach ans (1837), als der Erzbischof von Köln v. Droste-Vischering die kirchliche Einsegnung gemischter Ehen nur beim Yersprechen katholischer Kindererziehung, im Widerspruch mit dem geltenden Recht, zulassen wollte: er wurde entsetzt und auf die Festung gebracht; dasselbe Schicksal hatte der Erzbischof von Gnesen-Posen. Friedrich Wilhelm Iii. -j- 1840.
c) Der geistige und materielle Fortschritt in Deutschland trug zur Stärkung des nationalen und liberalen Sinnes bei.
a) Geistige Kultur. Auf den von Niebuhr und Ranke gebahnten Wegen fortschreitend, wies die Geschichtschreibung treffliche Leistungen auf; rüstig wurde das Riesenwerk der Monu-menta Germaniae historica gefördert. Einen gleichen Fortschritt zeigte die Naturwissenschaft, und ihre Ergebnisse wurden für die Landwirtschaft und Industrie verwertet. In der Philosophie, die von der Schule Hegels beherrscht wurde, wie in der Theologie machten sich radikale Strömungen geltend (Ludw. Feuerbach, D. F. Strauß, die Tübinger Schule), was die Orthodoxie (Hengstenberg) zu Angriffen veranlaßte.
Der gleiche radikale Geist lebte vielfach in der schönen und politischen Literatur, der das „junge Deutschland“ (Laube, Gutzkow, Börne, Heinrich Heine) ihr besonderes Gepräge gab, und rief das Einschreiten des Bundestages hervor. Während in Börnes und Heines Schriften französisch-kosmopolitische Ideen
1) Es waren Dahlmann, Albrecht, Jakob und Wilhelm Grimm, Wilh. Weber, Ewald, Gervinus. Ihre Anstellung in ändern Staaten wurde vom König hintertrieben. Auf die Überreichung der Abschrift einer Adresse der Elbinger an ihren Landsmann Albrecht antwortete der preußische Minister v. Rochow mit heftig tadelnden Worten, aus denen das Wort vom „beschränkten Untertanenverstand“ entstanden ist.
^ if.
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Extrahierte Ortsnamen: Hannover Deutschland Deutschland Börnes Heines
Doch war man in den neuen Steuerfragen abgesehen von dem besser ausgebildeten Steuersystem der Städte naturgem noch so ungeschickt, da sich arge Hrten nicht vermeiden lieen. Beson-ders drckend waren die durch Besteuerung aufgebrachten hohen Summen, die bei Verleihung von kirchlichen mtern, besonders von Bistmern, gegeben werden muten, zumal wenn die Bischfe rasch nacheinander starben oder das Bistum wechselten.
Der Klerus. Vielfach dienten Bistmer und Klster zur Ver-sorgung Adeliger: manche Bischfe fhlten sich nur als weltliche Fürsten, die ihre geistliche Amtsttigkeit ganz den neuen Weih-bischfen berlieen. Das Ansehen des niederen Klerus hatte be-sonders dadurch gelitten, da das Auftreten der zahlreichen Geist-lichen, die meist von den alten, geringen Naturalbezgen leben muhten, nicht immer der Wrde des Standes entsprach.
Der Humanismus und die Erfindung des Buchdrucks.
Der Humanismus. Im Mittelalter war das Griechische fast unbekannt; einzelne griechische Werke (Aristoteles) lernte man durch arabische bersetzungen kennen. Das alte Rmische Reich und seine Sprache waren aber dem mittelalterlichen Menschen durch den rmischen Weltreichs- und Kaisergedanken, die kirchlich-lateinische Sprache und die Verbindung mit Italien stets lebendig geblieben, wenn auch aus der lateinischen Literatur nur wenige Dichter gelesen wurden, wie z. B. Terenz und der sehr beliebte Virgil.
Nach 1300 dmmert auf diesem Gebiete ebenfalls eine neue Zeit. Auf der Grenze steht Dante Alighieri (f 1321), der groe Dichter der Gttlichen Komdie". In Italien regten noch während des 14. Jahrhunderts hauptschlich Petrarka und Boc-caccto das Studium der klassischen lateinischen Sprache an. Durch die Eroberung Konstantinopels (1453) erhielt die in Italien an alte berlieferungen anknpfende und darum bald volkstmlich-nationale Bewegung eine krftige Frderung. Die aus der griechischen Kaiser-stadt geflohenen Gelehrten vermittelten die Kenntnis der griechischen Sprache und Literatur und gaben so den Ansto zu einer noch ein-gehenderen Beschftigung mit dem Altertum. Weil man sich von dem Studium der griechisch-rmischen Literatur einen hohen Einflu auf die Bildung des Menschen versprach, so nannte man die neue Richtung auf dem Gebiete der Wissenschaft Humanismus und ihre Vertreter Humanisten (humanus = menschlich: humanitas edle Menschlichkeit, Gesittung).
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Extrahierte Personennamen: Aristoteles B._Terenz Dante_Alighieri
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Zur Erweiterung: Die Reformattonszett.
Wetschen" erzhlt, mit unsglichem Flei der Mutter im Hause und den Kindern auf der Gasse aus den Munb geschaut"; er lief bei Bauern und Handwerkern herum, um von ihnen die Ausbrcke zu erfahren, die er brauchte. Er ist einer der grten bersetzer aller Zeiten. Die Psalmen und die Lehrdichtungen des Alten Testaments hat er vollkommen nach* und umgebichtet. Erst durch Luther haben die Deutschen eine Schrift* sprche erhalten, die alle Stnbe und Stmme verstauben, und bamit ein geistiges Banb, das alle umschlang der die Kirchenspaltung hinaus, eine Quelle der Gesittung, zu der nun jeber selbstndig gelangen konnte. An der Lutherbibel haben Klop stock, Goethe, Schiller ihre Dichtersprache gebilbet.
5. Aber Luther hat fr die Bilbung noch mehr getan. In einer besonberen Schrift An die Ratsherren beutscher Stbte" empfahl er nachdrcklich den Schulzwang, bamit das junge Volk der Knaben und auch der Mbchen nicht vernachlssigt, sonbern frs Leben brauchbar werbe. Auch der Gesang sollte in der Schule Pflege finben.
Er selbst besa zur Musik groe Begabung und Neigung: in der Psalmenbersetzung tritt sie beutlich zutage. In seinem vierzigsten Jahr begann er fr den Gebrauch der Gemeinbe beim Gottesdienst Kirchenlieber zu verfassen; im Jahr 1523 allein entstauben 23; eines der letzten Ein' feste Burg ist unser Gott" ist etwa 1529 gebuchtet. Diese Lieber lehnen sich meist an Psalmen an: das Gotteswort der Prebigt sollte in ihnen nachklingen. Auch Fabeln hat er geschrieben nach sop u. a. und manche Sprche geprgt: Ein Schelm ist nirgenbs besser untergebracht als am Galgen", Was nutzt der Kuh Muskatnu!" Der kstliche Humor, der sich hier ausspricht, wrzt mitunter seine grimmigsten Streitschriften. Auf die Frage, was wohl Gott vor der Schpfung getrieben habe, antwortete er: Er sa in einem Birkenwalb und schnitt Ruten fr naseweise Leute, die unntze Fragen stellen."
6. In seiner Geburtsstabt Eisleben hatte Luther einen langen Bruber-z toi st zwischen den Grafen von Mansfelb geschlichtet, als der Tod nach
1546 langjhrigem Leiben und boch unerwartet ihn abrief.
3. Der Bauernkrieg.
1. Seit dem Ende der Kreuzzge und der Romfahrten war der Abel verarmt: die Ritter bienten den Fürsten und Stdten, ober sie lauerten in Busch und Strauch (als Heckenreiter" Strauchbiebe") auf die Gottesgabe" eines Warenzuges, um ihn niederzuwerfen", bis die Landesfrsten ihnen das Handwerk legten. Unter Franz von Sickingen machte die rheinische Ritterschaft noch einen Versuch, sich aufzuraffen und die Herrschaft im Reich zu erkmpfen. Aber das groe Unternehmen schlug fehl;
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Extrahierte Personennamen: Goethe Schiller Franz_von_Sickingen Franz