2. Im Sunde fingen die Hansen den Hering, bei Bergen und Droutheim schlugen sie die Robbe; aus Rußland holten sie über Wisby Pelzwerk, Korn und Wachs, über Riga Flachs und Hanf, Felle und Fette; aus Preußen brachten sie Weizen und Holz, aus Schweden führten sie Eisen und Kupfer, aus Dänemark Rinder und Pferde aus; Bier und Hopfen führten sie ein. Bei Skanör und Falsterbo an der Südwestküste Schonens kauften sie den Hering, den die dänischen Fischer zwischen Jakobi und Michaelis (Juli bis September) dort fingen.
In dem Welthafen Brügge, wo hansische Schiffe mit italienischen zusammentrafen, verhandelte man flandrische, englische, morgenländische Tuche, italienische und niederländische Goldschmied-Arbeiten.
Das berühmteste der hansischen „Kontore" war die „Deutsche Brücke" in Bergen: Holzhäuser, die sich in langer Reihe an dem geschützten Hafen hinzogen; sie enthielten Vorratsräume und Wohnungen für deutsche Kaufleute und Handwerker. Die Einfuhr bestand in Mehl und Bier, die Ausfuhr in getrockneten Fischen. Um den Walfischfang und Robbenschlag bei Island gerieten die Hamburger und Bremer Hansen öfter mit den Engländern in Streit.
Am Golf von Viscaya nahmen die Hanseschiffe Weine, südwärts von der fioiremündung, in der „Baie", Seesalz an Bord, das sie nach Norwegen und Schweden brachten; selbst Danzig sandte seine Baienflotte. .
3. Nachdrücklich schützten die Städte ihre Angehörigen, die auch in fremdem Lande deutsch blieben; aber sie hielten auch streng auf Rechtlichkeit: wer falsches Matz und Gewicht gebrauchte, erlitt nach Schweriner Recht die Todesstrafe.
* *Es war kein Bund, sondern nur eine Genossenschaft. Sie hatte keine feste Umgrenzung, keine gemeinsame Flagge, keine Hauptstadt.
Man unterschied mehrere Quartiere mit den Vororten Köln, Braunschweig, Lübeck, Thorn, das später durch Danzig, Wisby, das durch Riga abgelöst wurde. Südwärts reichte die Verbindung bis tief ins Binnenland: Paderborn und Osnabrück waren Hansestädte.
4. Die Geschäfte der Hanse führte Lübeck, dessen Tore, Kirchen, öffentliche und Vereinshäuser noch heute Zeugen sind der herrlichen Seit, wo die Seefahrt nötiger erschien als das Leben des einzelnen. Es wurde der Ausgangspunkt der Handelswege nach Ost- und Nord-see, das nordische Venedig, das wunderbar rasch aufblühte. Es schrieb
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Autor: Dittenberger, Theophor Friedrich, Nägele, Franz Karl
Auflagennummer (WdK): 4
Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
Schultypen (WdK): Gymnasium
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): Jungen
482
Politische Geographie.
Noskvlniken (Altgläubige 300,000). Duchoborzen (eine Art Quä-
ker 5000), die Evangelischen Christen 2,690,000 mit 1 Bischof;
Herrnhuter; Meunouiten (6000); Katholikeu; uuirte Griechen'
und Armenier 6,100,000 mit Erz- und Bischöfen; nicht uuirte
Armenier 79,000 mit 1 Erzbischof, Juden 1,400,000, 1 hohe
Schule; Mahvmedauer 3,300,000, 2 Muftis und 6ulemas; La-
maiten 210,000; Bramauen 300; Fetischanbeter 700,000; Feuer-
anbeter. Ohne Rücksicht auf ihre Religion haben alle freie Re-
ligionsübung und Ansprüche auf Civil- und Militärdienste.
Das Reich hat 7 Universitäten: Moskau, Helsingfors, Wil-
na, Dorpat, Sct. Petersburg, Charkow und Kasan; 5 geistliche
Akademieen, 36 Seminarien und 58 Klvsterschulen, 55 Gymna-
sien , 1 Akademie der Wissenschaften, Kunstakademie, viele ge-
lehrte und andere Gesellschaften, wohlthätige Anstalten, Fräu-
leinstifte. Militär-, pädagogische, Bergwerks-, Marine- und
andere Institute und vielerlei nüzliche Anstalten, Bibliotheken
und Sammlungen aller Art. Doch auch noch ganz rohe Völker-
schaften, ohne Schriftkenntniß. Die russische Hornmusik seit 1757.
Rußland hat viel Viehzucht (Pferde, Rindvieh, Schafe,
Ziegen, Schweine, Rennthiere), Getraide im W. und S. Hanf,
Obst, Tabak und andere südliche Produkte, Holz, Bienenzucht,
Wild (Bären, Wölfe, Elenue), viele Fische (Wallfische, See-
hunde, Delphine), Bergwerke (Gold 12,000 Pfund jährlich und
Platina 3600 Pfund jährlich im südlichen Ural, Berill- und Tv-
pasgrubcu bei Mursinsk, Silber 18,000 Pfund jährlich bei Kv-
lywan und Baruaul), Kupfer, Eisen rc. Salz, Salpeter, kost-
bares Pelzwerk rc, (Siehe oben Seite 150.)
Die Fabriken mehren sich, sind aber noch lange nicht hin-
reichend (obgleich schon 6000 Manufacturen vorhanden sind), der
Schiffbau ist beträchtlich. — Der Handel wird im Innern durch
Meere, Flüsse, Canäle, durch Karawanen, Schlitten und Mes-
sen sehr befördert, und ist auch auf der Ostsee, dem schwarzen
und kaspischen Meere nach Aussen bedeutend. Einige Handels-
gesellschaften und viele Faktoreien. — Handelsstädte: Moskau,
Petersburg, Riga, Reval, Kronstadt, Libau, Abo, Nischnei-
Nowogvrvd, Kasan, Tula, Kaluga, Archangel, Taganrock,
Cherson, Odessa, Derbcut, Kiächta, Kislär, Baku :c.
Münzen/ in Gold: Imperiale zu 10 Rubel (19 si. 1 kr.),
Dukaten zu 5 Rubel (5 fl. 29 kr.); in Silber: Albertsthaler in^
Livland (2 fl. 30 kr.), Rubel (1 fl. 50 kr.); in Kupfergeld: Co-'
pcke (l'/g kr.). Papier-Rubel (56 kr.), auch viele Banknoten
sind im Umlaufe zu 5, 10, 25 und 50 Rubel.
Verfassung: unumschränkte Monarchie, in männlicher und
weiblicher Linie erblich. Der Kaiser, Czaar und Selbstherrscher
aller Reussen bekennt sich mit seinem ganzen Hause zur griechi-
schen Religion, Die kaiserlichen Kinder heißen Großfürsten und
Großfürstinnen. — Ritterorden, a) Hoforden: des heil. Andreas
und der heil. Catharina, der Alexander- Newsky- und der heil.
Anna; 5) Verdienstorden: des heil. Wladimir und heil. Georgs,
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— 34 —
Die Bewohner Tibets sind Mongolen und gehören größten-
teils zum Stamme der Bhota. In den Steppen des N. und W.
sind sie Nomaden, im S. und O. des Hochlandes seßhaft. Sie treiben
hier Ackerbau und Viehzucht, fertigen große Wollgewebe und Filze,
sowie Metallgeräte für den Hausbedarf. Tibet ist der Hauptsitz des
u. Buddhismus. Das geistliche und zugleich weltliche (aber von
China abhängige) Oberhaupt ist der Dalai Lama, welcher in einem
P.achtpalast bei der Kloster- und Wallfahrtsstadt Lhasa (= Götter-
land) residiert. In den (etwa 3000) Klöstern, die in abgeschlossenen
Wüstenstrecken und unzugänglichen Gebirgsthälern erbaut sind, leben
zahlreiche Mönche in stiller Abgeschiedenheit. Gewöhnlich tritt aus jeder
Familie ein Sohn in den Priesterstand. „Der Gottesdienst betäubt
durch Gepräge, Musik und Weihrauch, hat Prozessionen und Wallfahrten,
Schutzheilige, Weihwasser, Beichte und Rosenkranz" und ist in hohlem
Formelwesen erstarrt.
b) Die Randgebirge Tibets treten scharf im S., W. und N.
hervor. Zu dem Zuge des Himalaja gesellt sich in Westtibet die
mit ihm parallel laufende Karakorumkette (600 km lang) mit einer
Kammhöhe über 7000 m und dem zweithöchsten Berge der Erde, dem
über 8 600 m hohen D apsang.*) Der Karakornm ist nach dem
gleichnamigen, 5 655 in hohen Paß benannt und besteht aus einem
System vieler paralleler Gebirgsfalten, deren Thäler im ö. Teil (ähnlich
wie im benachbarten Tibet) durch Schutt- und Sandmassen größtenteils
gefüllt sind, so daß hier die Hochflächenbilduug vorherrscht. Wilder
und gewaltiger siud die westlichen Ketten. Das ganze Gebirge gehört
der Carbon- und Triasformation an.
Das Paunrplatcau („Dach der Welt") erhebt sich zwischen
Hoch- und Niederturkestan und verbindet die Hochflächen von Vordem
und Hinterasien. Das Wort „Pamir" bedeutet eiu kaltes, den Frost-
winden ausgesetztes Gebiet, ein Land der Öde und des Todes. Das
ganze Hochland liegt über der Zone des Waldwuchses und des Anbaus
zwischen 3 800 — 4 300 m, ist mit Buschwerk und Gras bewachsen
oder mit Geröll bedeckt. In ihrem ö. Teil besteht die Pamir aus
Hochsteppen, die sich zwischen niedrigen Bergzügen ausdehnen; im W.
ist sie ein durchfurchtes und zerklüftetes Gebirgslaud, dessen Ausläufer
sich gegen die Steppen des Amn verflachen. — Die Pamirleute sind
arischer Abstammung, aber vielfach mit mongolischem Blute gemischt.
Sie führen größtenteils ein wildes Nomadenleben.**) — Das Pamir-
hochland ist neuerdings von den Russen besetzt; das s. gelegene
Kafiristan beanspruchen die Engländer.
Der Kuenlun schiebt sich vom Pamirhochlande als ein mächtiger
Gebirgskeil bis tief nach China hinein. Das Schneegebirge hat eine
*) Neuerdings ist man in Fachkreisen geneigt, diese Benennung aufzu-
geben. Doch ist eine andere allgemein anerkannte noch nicht vorhanden. Die
Engländer nennen den Berg neuerdings Gvdwin Austen.
**) Die dänischen Forscher Llifsen und Felipsen haben 1897 im Pamir-
gebiet ein bis dahin unbekanntes Zwergvolk entdeckt, das von Jagd und
Viehzucht lebt. Auch die Haustiere dieses Volkes sind von zwerghaftem Wuchs.
Der Zwergstamm huldigt dem Feuerdienst.
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Extrahierte Personennamen: Dalai_Lama
Extrahierte Ortsnamen: Tibets China Lhasa Tibets Westtibet Tibet Niederturkestan China
Völker- u. Staaten-Verhältnisse. §. 27. Nahrungszweige. 1083
Kreolen, den Indios fideles, den Mischlingen und selbst unter
der Mehrzahl der Schwarzen. Leider ist auch hier die Kirche
in dem größten Verfall. Ihre Diener sind in der Mehrzahl
ohne alle theologische Bildung, und gehen dem Volke in Sitten-
losigkeit und Liederlichkeit meist mit dem schlechtesten Beispiele
voran. Dem Gesetze des Cölibats wie jeder anderen äußer-
lichen rituellen Vorschrift der Kirche treu, entschädigen sie sich
durch Beischläferinnen und andere Zuchtlosigkeiten. Unter sol-
chen Hirten sind die Heerden natürlich ebenso oder noch mehr
verwahrloset und die Gesittung, an welcher ohnehin in den
meisten Staaten die fortgesetzten Gräuel bürgerlicher Zerflei-
schungen rütteln, daher in dem traurigsten Verfall. Von gei-
stigen Interessen und geistiger Kultur kann also auch nur
ausnahmsweise und nur bei Einzelnen die Rede seyn, um so
mehr, als das Schulwesen gleichfalls ganz vernachläßigt ist.
Am traurigsten sieht es in dieser Beziehung in den Staaten
am la Plata und Uruguay aus, besser in Chile, wo die bür-
gerlichen Zustände schon seit einiger Zeit eine festere Gestalt
gewonnen haben und die Einwirkung der zahlreichen Fremden,
die sich in den Hafenstädten niedergelassen haben, nicht ohne
Spur ist; sodann in Paraguay, wo die bisherige Diktatur
wenigstens für äußerliche Zucht und Ordnung Sorge getragen
hat; endlich auch seit Kurzem, wie es scheint, in Venezuela. —
§. 27. Nahrnngszweige.
Auch die sonstigen Kultur-Verhältnisse sind ähnlich, nur
noch mehr vernachläßigt und zerrüttet wie in Mexiko. —
Der überall durch Boden und Klima begünstigte Landbau
liefert, ungeachtet des fast allgemein höchst nachläßigen Be-
triebes, sehr reiche Erndten an tropischen und europäischen
Cerealien, so wie, jedoch mit Ausnahme der holl)-peruanischen
und oberen chilenischen Gegenden, an Kolonialwaaren aller
Art, an andern tropischen und sub-tropischen Gewächsen, an
Baumwolle, Indigo, Tabak u. s. w. — Die Viehzucht spielt
gleichfalls eine sehr bedeutende Rolle, ganz besonders in den
weiten Steppen des Inneren, zumal in den Pampas von
Buenos-Ayres, in deren knie-, ja mannshohen Grasmeeren
(mar yerbas) zahllose Heerden von verwilderten, mächtigen
v. Neon Erdkunde. Iii. 2. 00
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196
Königsplatze steht das großartige Siegesdenkmal zur Erinnerung an
die ruhmreichen Feldzüge der Jahre 1864 (der dänische Krieg), 1866 (der
österreichische Krieg), 1870-71 (der französische Krieg). In der Nähe von
Berlin liegt der zoologische Garten, der sich durch eine große Anzahl
seltener Thiere auszeichnet.
Unter den vielen Wohlthätigkeitsanstalten Berlins verdienen
Erwähnung die Volksküchen, welche für Unbemittelte ein billiges,^ nahr-
haftes Mittagsessen liefern, und die Asyle für Obdachlose. Ärmere
Kranke finden Aufnahme in die Charite (Barmherzigkeit), die größte Heil-
anstalt Berlins, in welcher jährlich Tausende verpflegt werden.
Wegen des fast überall sandigen Bodens sind die nächsten Um-
gebungen von Berlin nicht besonders reizend; doch gibt es einige schöne
Stellen darin. Dies gilt namentlich von dem über 63 Meter hohen Kreuz-
berge vor dem Hallischen Thore, auf welchem der König Friedrich
Wilhelin Hi. zum Andenken an die siegreich beendeten Befreiungskriege
gegen den Kaiser Napoleon ein 19 Meter hohes, thurmartiges, kunstvolles
Denkmal aus Gußeisen hat errichten lassen.
Nach Kühner und Thomas.
17. Der Spreewald.
In der Mederlausitz, wo der Unterlauf der Spree beginnt, be-
findet sich eine der merkwürdigsten Gegenden der Mark, nämlich der
Spreewald, in dessen Mitte die Stadt Lübben liegt. Die Spree
kommt hier wegen mangelnden Gefälles gleichsam in Verlegenheit,
welchen Weg sie wählen soll, und theilt sich daher in eine unzählige
Menge von Armen, die eine weite Mederung durchfliessen und bei
hohem Wasserstande völlig überschwemmen. In älterer Zeit befand
sich hier ein undurchdringlicher Bruchwald, den die Wenden oder
Sorben zum Zufluchtsort erwählten, als sie vor den Deutschen nach
Osten hin zurückweichen mussten. Die Nachkommen derselben wohnen
noch heute im Spreewalde und haben die väterliche Sprache und
Sitte bewahrt. Ein Theil des Spreewaldes ist urbar gemacht und in
fruchtbares Wiesen- und Gartenland verwandelt worden; ein anderer
Theil besteht noch jetzt aus Wald.
Die herrschende Holzart ist die gemeine Erle; doch findet man
auch Eschen, Buchen, Eichen, Weiden und Kiefern. Da nun die
ganze Gegend von zahllosen Flussarmen durchzogen ist, so müssen
die Bewohner des Spreewaldes alle Ausflüge und Besuche in Kähnen
abmachen, die sie mit grosser Geschicklichkeit pfeilschnell durch das
Wasser treiben. In festlichem Schmucke fährt man Sonntags in
Kähnen zur Kirche. In ernstem, feierlichem Schweigen folgen auf
Kähnen die Leidtragenden der Leiche eines Verstorbenen, welche zu
Wasser nach dem Gottesacker gebracht wird. Zu Kahne besucht der
Förster sein Revier, in Kähnen werden die Ernten heimgeholt. Der
Fremde, welcher zur Sommerzeit in diese Gegend kommt, hat einen
reichen Genuss. Die hohen, uralten Eichen und Erlen, welche die
User besäumen, bieten in der Sommerschwüle erquickenden Schatten
und spiegeln ihr dunkles Laub lieblich in dem klaren Wasser. Unter
einem Laubdache gleitet das Fahrzeug sanft dahin. Und wenn nun
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Extrahierte Personennamen: Friedrich
Wilhelin Friedrich Napoleon Thomas
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Berlins Berlins Berlin Mederlausitz
254
arbeiten; die abgehauenen Stämme werden angezündet, und das gelichtete
Land wird zur Aussaat, besonders von Mais, zugerichtet. Nirgends ans
der ganzen Erde ist ein solch Gemisch von allerlei irrgläubigen Sekten wie
hier; viele leben ohne Kirche und Schule und sind daher mitunter eben so
unwissend wie Heiden. Die Kinder bleiben oft jähre-, ja zuweilen lebens-
lang Ungetanst. Anhaltsches Lesebuch.
63. Grönland.
Unter den nördlichsten Ländern der Erde ist Grönland dasjenige,
welches am weitesten nach Norden zu bewohnt ist. Es ist fast doppelt so
groß wie Deutschland; seine Einwohnerzahl aber wird nur auf 250000
geschätzt. Schon lange vor der Entdeckung Amerikas durch Colnmbns
stand es in Verbindung mit Europa; Normänner hatten sich dort nieder-
gelassen, und seit dem Anfange des 12. Jahrhunderts war ein Bistum
daselbst eingerichtet. Im 14. Jahrhundert aber vernichteten Eskimo die
Niederlassungen im Westen, und die Ostküste war im Laufe der Zeit ver-
eist; daher hörte seit dem 15. Jahrhundert alle Verbindung Europas mit
Grönland ans. Erst seit dem Anfange des vorigen Jahrhunderts, da Hans
Egede und darnach auch Missionare ans der Gemeinde der Herrnhuter
dort das Evangelium predigten, sind von Dänemark aus wieder Nieder-
lassungen an der Westküste gegründet. Diese ist meist von Christen be-
wohnt, während die wenigen Bewohner der Ostküste Heiden sind.
Diese Westküste ist von vielen Buchten zerschnitten; vor ihr liegen
viele kleine Inseln, die zum Theil bewohnt sind. Den Vordergrund der
Küste bilden meist lose aufeinander liegende Steinmassen, mit grünem
Moose überzogen. Dahinter steigen die Berglehnen empor; wo diese vor
kalten Winden geschützt sind, ist etwas kümmerlicher Holzwnchs. Darüber
erhebt sich die obere Bergfläche; sie ist von allem Pflanzenwuchse entblößt
und mit Schnee und Eis bedeckt.
Schon im Oktober tritt der Winter mit ellentiefem Schnee ein, und
dieser thaut so langsam ab, daß mitten im Juni noch der größte Theil
der Thäler damit angefüllt ist. Da kann von Wachstum nicht viel die
Rede sein. Einige Straucharten mit eßbaren Beeren, darunter Heidel-
beeren; Fichten, die dreißig Jahre brauchen, um eine Höhe von anderthalb
Meter zu erreichen, und Birken, die mehr strauch- als baumartig aus-
sehen: das ist fast alles. Die Ernährung des Viehes macht viele Mühe,
da man tagcweit zur See fahren muß, um aus den Inseln das für den
langen Winter nötige Heu zu gewinnen. Kommt der kurze Sommer mit
seinen langen Tagen, so muß der Grönländer fleißig bei der Hand sein,
wenn er etwas Salat, Kartoffeln, Rüben und Rettiche gewinnen will.
Was er sonst gern hat: Grütze, Erbsen, getrocknetes Obst, etwas Getreide,
das wird ihm voll Dänemark als Tauschwaare zugeführt. — Mehr als
der Boden bietet das Meer. Vom Seehunde ißt der Grönländer das
Fleisch, welches getrocknet wird, und den Speck, welchen er auch roh ver-
zehrt; außerdem wird letzterer auch zur Erleuchtung der langen Winter-
abende gebraucht. Das Fell des Seehundes benutzt er zur Anfertigung
seines schmalen, oft über fünf Meter langen, einsitzigen Bootes und auch
zur Kleidung. Auch den Eisbären jagt er, am liebsten im Wasser mit
Pfeil und Harpune. Das Fleisch desselben gilt für einen Leckerbissen, und
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Extrahierte Personennamen: Anhaltsches Hans
Egede Dänemark
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Amerikas Europa Europas
385
Zweck, als den Straßen, öffentlichen Plätzen und Gärten zur Zierde
zu dienen, so die holländische Linde, die Roßkastanie, die italienische
Pappel und die Akazie; andere, wie Tannen, Fichten und Kiefern wer-
den ihres Holzes halber cultivirt, und noch andere ihrer Früchte
wegen, namentlich unsere Obstbäume mit ihrem Kern-und Steinobst.
Birnen und Äpfel machen den größten Theil des hiesigen Obstes aus;
Kirschen und Pflaumen werden zwar auch reichlich, doch nicht in solcher
Menge gezogen. Nach den Verzeichnissen der hiesigen Baumschulen
wachsen hier reichlich 100 Arten Äpfel — worunter die Gravensteiner,
die Prinzäpfel, die Borstorfcr und die Pisong die vorzüglichsten sind
— und gegen 40 Sorten Birnen. Im westlichen Landstriche wird die
Obstzucht wol am stärksten betrieben. Dithmarschen hat viele und
gute Obstgärten, so auch die Wilstcr-, Hasclaucr- und Hascldorfcr-
Marsch. Auch an der Ostseite wird viel Obst gebaut, weniger auf
der mittleren Landstrecke. Zm Ganzen aber sieht der Landmann mehr
auf die Menge der Obstbäume und des Obstes, als auf gute Art.
196. Das Segnen der Früchte.
Eine uralte Sitte in der katholischen Kirche ist das Seg-
nen der Früchte. Die Landleute bringen die Erstlinge aus ihren
Gärten in die Klöster und lassen den Segen darüber sprechen,
in der Meinung: ihr Dankgebet zu Gott möge nicht hinreichend
sein. Nach größeren Landgütern ruft man den Geistlichen her-
bei Das Gebet, welches dieser spricht, ist folgendes:
„Herr, segne diese Früchte und verleihe, daß Alle, welche
in Deinem Namen sie genießen werden, davon Heil an Leib
und Seele erlangen mögen, durch Christum unsern Herrn.
Amen!"
Hiernach werden die Früchte mit Weihwasser besprengt. —
Verschieden davon ist das Segnen der Feldfrüchte und Wein-
berge, womit Prozessionen verbunden sind, ähnlich wie der festliche
Zug bei den protestantischen Glaubensgenossen, wenn sie den Erndte-
kranz gewunden haben und ihre Feldmarken durchziehen, dabei
in ernster Freudigkeit singend: „Die Felder sind nun alle leer,
die Scheunen aber voll."
Das Alles sind uralte Gebräuche, und ehrwürdige, denn
sie erheben Herz und Geist zu dem, der die Welt mit ihren
reichen Gaben schuf, die er in Gärten, Feld und Wald alljähr-
lich seinen Kindern bescheert, und das Fest der Erndte wird
zum Fest der Bescheerung für die ganze Menschheit. — Wem
Gott nicht allgegenwärtig ist, wer im Glauben an ihn wankt,
25
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Haushaltung empfängt. Ist schließlich der letzte befriedigt, dann ist es auch
Zeit, den Talar anzuziehen, die Glocken läuten schon zum drittenmal. Gben
an der Kirchtüre erwartet mich die Gemeinde. Erst wenn ich die Sakristei
betreten habe, strömt sie in die Kirche, sie oft bis zum letzten Platz füllend.
Wir hatten in meiner Gemeinde nicht einmal ein Harmonium, aber trotzdem
klingt der Gesang voll und kräftig unter Leitung des langjährigen Vorsängers
durch die geöffneten Fenster in die tropische Umgebung hinaus. Sind Taufen
vorzunehmen, dann werden sie als erster Teil des Gottesdienstes vor ver-
sammelter Gemeinde vollzogen. Das hat mir viel besser gefallen als hier in
der Heimat, wo oft außer dem Pfarrer und dem Organisten nur die Paten
und die Schulkinder bei der Taufe zugegen sind. Das übrige verläuft in
gewohnter Weise. Bei ihren Gottesdiensten benutzen unsere Gemeinden in
Cspirito Santo die neue Agende für die preußische Landeskirche, auch die
Fürbitte für Kaiser und Ueich fehlt nicht, obgleich unsere Kolonisten nicht mehr
deutsche Untertanen sind.
Aber das herz unserer Landsleute drüben ist auch unter Brasiliens Tropen-
sonne echt deutsch geblieben. Nie hat sich mir das deutlicher gezeigt als bei
unseren gemeinsamen Weihnachtsfeiern. Draußen brütet der tropische hoch-
sommer und erweckt schmerzliche Sehnsucht nach Tis und Schnee der nordischen
Heimat. Aber drinnen in der traulich erleuchteten Kirche vergißt man schnell
die fremde, ungewohnte Umgebung. Da steht vor dem Altar der Weihnachts-
bäum: ist's auch nicht die nordische Tanne, so ist's doch immerhin ein richtiger
Nadelbaum, die brasilianische Pinie, die im Süden ganze Wälder bildet und
in Cspirito Santo wenigstens in einzelnen, sorgsam gehegten und gepflegten
Exemplaren vorkommt. Was tut's, wenn die Nadeln viel länger sind und viel
bösartiger stechen? Die Lichter und der bunte Zierat geben dem Sproß der
Tropen überraschend schnell Ähnlichkeit mit der echten Weihnachtstanne, und
der Lindruck, den unser Werk sichtlich auf all die wetterharten Gestalten
macht, tröstet vollkommen über die mancherlei Leiden, die wir beim Aus-
schmücken unseres Baumes durchgemacht haben.
Ein anderer Höhepunkt im Gemeindeleben ist der Palmsonntag, der Tag
der Einsegnung. Km Sonnabend vorher kommen die Konfirmanden, beladen
mit Girlanden und Kränzen, soviel sie nur immer schleppen können- die
Jungen holen aus dem nahen Walde Palmen, mit denen wir hier nicht zu
knausern brauchen, und nun verwandeln wir unsere kleine Kirche in einen
prachtvollen Palmen- und Blumenhain, wie er in Deutschland auch mit der
prächtigsten Auswahl von Topfgewächsen kaum geschaffen werden kann. Schon
dieser Anblick, der ja dem Namen und der Bedeutung des Sonntags so recht
entspricht, stimmt so ernst und weihevoll. Dazu die Gemeinde, für die an diesem
Tage der Naum in der Kirche lange nicht ausreicht. Das sind Eindrücke, an
denen man sein Leben lang zehrt.
Doch was ich bisher zu schildern gesucht habe, könnte dem so weit ver-
breiteten Irrtum Vorschub leisten, daß die Pfarrer nur an Sonn- und Fest-
tagen zu arbeiten haben und die Woche über auf der Bärenhaut liegen. Das
trifft schon hier im kleinsten, abgelegensten Dorf nicht zu, und bei einem
Urwaldpfarrer noch viel weniger. Ich meine nicht nur den Konfirmanden-
Unterricht und die Amtshandlungen, die die Woche mit sich bringt. Wer möchte
sich damit begnügen? Jeder Pfarrer will seine Gemeinde kennen lernen, er
will sie nicht nur in der Feststimmung beim Gottesdienst oder als Leidtragende
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Extrahierte Ortsnamen: Cspirito Cspirito_Santo Deutschland
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Vandiemensland, außerdem nur im Innern des westl. Inseln,
und den Maleyen auf den östl. Inseln und an den Küsten der
westl. Jene sind roh und ungestaltet, haben weder Bekleidung
noch Wohnung, leben nur familienweise und in steter Feindschaft
mit einander; diese sind nicht ohne Kunstfleiß, treiben Ackerbau
und auch Handel. In mehreren Gegenden haben Missionare
das Christenthum eingeführt. Die Katholiken haben schon 1 Erz-
bischof und 5 Bischöfe und apostolische Vicare, die englische Kirche
1 Bischof auf Neu-Seeland. Mehrere Inselgruppen sind schon
ganz für das Christenthum gewonnen. Desto bedauerlicher sind
die Anfeindungen der Glaubensboten unter einander. Daran,
daß sie Liebe und Frieden unter einander haben, vermögen die
armen Australier die Jünger des Herrn nicht immer zuerkennen.
Von den europäischen See- und Handelsstaaten wurde Austra-
lien längere Zeit nicht sehr beachtet; bis 1820 gab es — abge-
sehen von den spanischen Marianen— keine europ. Nieder-
lassung als die englische Verbrecher-Kolonie auf Neuholland. Seit
jener Zeit hat sich die Sachlage sehr verändert. Engländer
und Franzosen suchen wetteifernd möglichst viele Theile Ocea-
niens in Besitz zu nehmen und sind schon einigemal so unsanft
nahe gekommen, daß man einen Krieg erwartete.
Das Festland Australiens, Neuholland, 13! — 17102.,
Jo—39° S. Br., 140,000 O.. M. ist außer den Küsten ganz
unbekannt. Der Küstenstrich auf der So. Seite ist 0 — 12°
Ml. br., sandig und einförmig, etwas weiter landein hügelig, be-
waldet und äußerst fruchtbar, besonders an den Flüssen. Die blauen
Berge veranlassen auf den entgegengesetzten Gehängen entgegen-
gesetzte Regenzeiten und bilden 2000' hohe, fruchtbare und gra-
sige Hochebenen; das Tiefland im Innern enthält sandigen Bo-
den, mit dichtem Gebüsch bedeckt, leidet an gänzlichem Wasser-
mangel oder an Ueberfüllung von Wasser, die große Sümpfe bil-
det. Der Sommer ist wegen der drückenden, versengenden Hitze
die unangenehmste Jahreszeit, der Winter wegen des angenehm
kühlen und beständigen Wetters die schönste. Die Ausfuhr
besteht in Wolle, Getreide, Holz, Steinkohlen rc.
I. Neu-Süd-Wales an der Botanybei auf der O.küste
eine 1787 von denbritten angelegteverbrecher-Kol. mit150,000e.
1) Sidney, 25,000 E., Hptstt., Hd., Sternwarte, Buchdrucke-
reien, Bibelgesellschaft, Hd. 2) Paramatta, 10,000 E., Tuchfabr.,
Sternwarte. 3) Bathurst am Macquarie (spr. Mäkkerie), 4000(5.,
gelehrte Schule.
Ii. Süd-Australien auf der Südküste Neuhollands.
Neu-Klemziz, eine Kolonie von Alt-Lutheranern aus der Ge-
gend von Aüllichau, Birnbaum rc.
Südlich von Neuholland, durch die Basses-Str. von dem-
selben geschieden, liegt die I. Van-Diemensland, welche un-
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