Das Deutsche Reich seit 1871.
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Ein Angriff auf die zum Schutze der jetzt in Versailles tagenden
französischen Nationalversammlung vereinigten Truppen miß-
lingt, hauptsächlich infolge des Geschützfeuers vom
Mont Valerien.
6. April. Zweite Belagerung von Paris, unter Leitung Mac-
Mahons, von Süden und Westen her, während die
deutschen Truppen unter Beobachtung strenger Neutralität
die nördlichen und östlichen Forts besetzt halten. Fort Issy ge-
nommen (9. Mai). Endlich dringen die Versailler Truppen in
die Stadt ein; verzweifelter Barrikadenkampf (21.—28. Mai).
Die Hauptgebäude der Stadt (Tuilerien, Finanzministerium,
Polizeipräfektur, Stadthaus u. a.) werden von den Auf-
ständischen in Brand gesteckt, die Vendömesäule (S. 352)
zerstört. Blutige Niederwerfung des Aufstandes; gegen
17 000 Menschen getötet, 50 000 gefangen; viele später zur
Verbannung nach Neu-Kaledo-nien verurteilt.
1873. Die deutschen Truppen verlassen nach beschleunigter
Sept. Abzahlung der Kriegsentschädigung das fran-
zösische Gebiet. Forts. S. 455.
§ 9. Das Deutsche Reich seit 1871.
Das Deutsche Reich, als Bundesstaat geeinigt, bewährt
sich als Hort des Friedens in Europa. Durch die mächtige
Entwickelung der Gewerbetätigkeit und des überseeischen
sowie die Erwerbung von Kolonien (seit 1884, s. S. 484 ff.) erringt
es sich den ihm gebührenden Platz unter den Weltmächten.
Der Aufschwung des wirtschaftlichen Lebens vermehrt die
Klassengegensätze und gibt Anlaß zu einer sozialen Gesetz-
gebung (S. 443), die in anderen Ländern Nachahmung findet.
Bedeutsame Einwirkungen ergeben sich aus Streitigkeiten
mit der katholischen Kirche (vgl. S. 394, 428) und durch das
Anwachsen der Sozialdemokratie, welche mit Hilfe des all-
gemeinen Wahlrechts den Staat und die Eigentumsverhältnisse
umgestalten will (Lassalles Allgemeiner deutscher Arbeiter-
verein 1863, Internationale Arbeitervereinigung 1864 in London
von K. Marx begründet, Gothaer Programm 1875).
1872. Das Dogma von der päpstlichen Unfehlbarkeit
(S. 428) veranlaßt in Deutschland, der Schweiz und
Österreich die Bildung a/fkatholischer Gemeinden, die sich von
der römisch-katholischen Kirche lossagen. Ausweisung des
Jesuiten-Ordens aus dem Deutschen Reiche (vgl. S. 319,
338, 338, 377); in Preußen Schulaufsichtsgesetz.
1873—1875. Kirchengesetze in Preußen (Kultusminister Falk),
denen die katholische Geistlichkeit Widerstand
leistet, Die Bischöfe werden nach und nach abgesetzt; erledigte
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Extrahierte Personennamen: von_K._Marx
Extrahierte Ortsnamen: Versailles Paris Europa Lassalles London Deutschland
Die Revolutionskriege.
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wute durch vershnende Maregeln und glcklich gefhrte Kriege jeden Widerstand zu brechen. Den verbannten Priestern wurde die Rckkehr gestattet, die meisten Emigranten wurden durch ein Amnestiegesetz be-gnadigt. Der christliche Gottesdienst, die Feier des Sonntags und der kirchlichen Feste wurden wiederhergestellt. Die Kirche bekam den grten Teil ihrer Gter zurck.
Im Jahre 1802 lie sich Napoleon durch Volksbeschlu zum lebens-lnglichen Konsul ernennen und stiftete den Orden der Ehrenlegion.
8. Die Errichtung des Kaiserreichs, 1804. Schon 1804 machte sich Napoleon I. zum erblichen Kaiser der Franzosen. Er lie sich Napoleon vom Papste in Notre-Dame am 2. Dezember salben und krnte sich und Franzosen, seine Gemahlin Josephine. Ein glnzender Hofstaat umgab ihn; seine Geschwister erhielten den Titel Kaiserliche Hoheit. So endete die Franzsische Revolution mit der Aufrichtung eines erblichen Kaiserreiches.
2. Die Revolutionskriege.
1. Der Feldzug in der Champagne, 1792. Mit Besorgnis sahen die brigen europischen Gromchte die Entwicklung der Franzsischen Revolution, besonders sterreich, das durch Familienbande mit dem franzsischen Knigspaare verbunden war. Die Emigranten, an ihrer Spitze der Bruder Ludwigs Xvi., Graf von Artois, drngten sterreich und Preußen zum Kriege gegen Frankreich. Doch kam es erst zu ein cm Feldzuge, als der franzsische König von seinem Ministerium gezwungen wnrde, an sterreich den Krieg zu erklären. (S. 75.) Der Herzog Ferdinand von Braunschweig zog mit einem Heere, das aus fter- Feldzug reichern, Preußen und Emigranten bestand, in die Champagne. Auch Champagne. König Friedrich Wilhelm Ii. von Preußen, der Herzog Karl August von Weimar und Goethe, der die Campagne" beschrieb, waren im Lager
der Verbndeten. Der Herzog erlie eine Erklrung, da er die Stadt Paris zerstren wrde, wenn dem Könige die geringste Gewaltttigkeit zugefgt werde. Nach der Einnahme der Festungen Longwy und Verdun rckte er bis Valmy, lie den Ort beschieen, konnte ihn jedoch nicht einnehmen. Nach der nutzlosen Kanonade trat das Heer, durch schlechte Witterung und Krankheit gentigt, den Rckzug au. Jetzt gingen die Franzosen, durch den Einfall gereizt, zum Angriff vor. Sie eroberten die stlichen Niederlande. Ein andres franzsisches Heer unter dem General Custine plnderte Speyer, Worms, nahm die Festung Mainz und erprete furchtbare Kriegssteuern.
2. Der erste Koalitionskrieg, 17931797. Nach der Hinrichtung Ludwigs Xvi. (S. 75) schlssen sich auf Betreiben des englischen Ministers Pitt England. Holland, Deutschland, mehrere Staaten Italiens und
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Extrahierte Ortsnamen: Notre-Dame Frankreich Paris Longwy Niederlande Speyer Worms England Holland Deutschland Italiens
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Schlimmste beginnen. Im deutschen Hauptquartier verzichtete man deshalb aus Schonung auf die Besetzung der Stadt und auf die Entwaffnung der Bürgerschaft, was die „Regierung der nationalen Verteidigung" bald bitter zu bereuen hatte. Denn kaum waren die deutschen Soldaten abgezogen, so that sich in Paris ein „Centralkomitee der Nationalgarde" auf, das über 400 Feuerschlünde auf die Höhe Montmartre schleppte und als Regierung der Stadt Paris zu schalten anfing. Am 18. März fraternisierten die Soldaten, welche diese Feuerschlünde wegführen sollten, mit den herbeigeeilten Arbeitern; am Abend wurden die zwei gefangenen Generale Lecomte und Thomas in einem Garten erschossen, und das Zentralkomitee hielt seinen Einzug in das Stadthaus, von welchem den folgenden Tag die rote Fahne wehte. Damit war die Revolution der Kommune (Gemeinde) Paris gegen die französische Regierung, die von Bordeaux nach Versailles übergesiedelt war, erklärt. Durch Proklamation vom 19. April 1871 wurde bekannt gemacht, daß Frankreich eine aus Städterepubliken bestehende Bundesrepublik sein und die gemeinsame Regierung aus den Delegationen der freien Gemeinden bestehen werde. Die „Kommune" (die Pariser Regierung) befahl die Einreihung aller männlichen Einwohner vom 19. bis 40. Jahre in die.nationalgarde, ließ die Thore schließen und die Häuser uach Waffenfähigen durchsuchen, welche sich nicht in die Nationalgarde stellten. Unterdessen hatte die Regierung in Versailles, welche von Thiers geleitet wurde, alle verfügbaren Truppen zusammengezogen und dem Marschall Mac Mahon den Oberbefehl übertragen. Derselbe eroberte in mörderischen Kämpfen bis zum 17. Mai die Ortschaften und Forts um Paris auf dem linken Ufer der Seine, während die Herren der Kommune die öffentlichen Kassen leerten, von der Bank, den Eisenbahngesellschaften und reichen Privaten Millionen erpreßten, Kirchen plünderten und schändeten, in die Klöster einbrachen, Priester (auch deu Erzbischof Darboy) verhafteten und mißhandelten, Häuser von sogen. Verrätern plünderten und zerstörten und um so wüster und toller hausten, je weiter die Regierungstruppen vordrangen. Am 16. Mai wurde Napoleons I. Sieges-
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Extrahierte Personennamen: Thomas Thiers Darboy Napoleons_I.
Extrahierte Ortsnamen: Paris Paris Paris Versailles Frankreich Bundesrepublik Versailles Mahon Paris
270 Die. neue Zeit. . 392.
war und sein Heer an Allem Mangel litt, besa das Parlament nicht nur alle ffentlichen Einnahmen, sondern'ward auch durch Privatbeitrge reichlich untersttzt. Bei der ersten Aufforderung brachten die Familien ihr Silber-gerth, die Weiber ihren Schmuck, und alle Steuern und Abgaben, die man dem König hartnckig bestritten hatte, wurden dem Parlamente willig dar-gereicht. Dennoch war Karls kleines, aber gebtes Heer Anfangs im Vor-theil gegen die Truppen des Parlaments, mit denen Graf Essex ins Aeld zog. In zwei Treffen behielt die von Karls Neffen Ruprecht von der Pfalz gefhrte knigliche Reiterei die Oberhand. Auch das zweite Jahr be-gann fr das Parlament mit Verlusten, unter denen der Fall des redlichen und tapfern Hampden der empfindlichste war. Als aber Oliver Cromwell, ein puritanischer Eiferer, aus seinen gottseligen Freunden eine entschlossene Reiterschaar bildete, die fr Gottes Sache blind in den Kampf ging, nahmen
s.juli die Dinge eine andere Wendung. In der Schlacht von Marstenmoor
1644 verlor Pfalzgraf Ruprecht durch sein Ungestm den Sieg an Cromwells finster blickende Schwadronen. Seitdem stand Cromwells Name im Heere oben an, und die Puritaner benutzten den gnstigen Zeitpunkt zur Entser-nung des allgemeinen Gebetbuchs aus dem Gottesdienst und zur Ver-drngung der bischflichen Religionsform durch Calvins Kirchenordnung und Synodalverfassung. Bilder, Zierrath, Orgeln und dergl. ver-schwanden aus der Kirche, die gemalten Fenster wurden eingeschlagen, die Denkmler zerstrt, die Feiertage verboten.
. 392. Bald brach jedoch im Heerlager der Sieger selbst Zwiespalt aus. Die Jndependenten, die Khnsten und Tatkrftigsten unter den Puritanern, waren mit der presbyterianischen Synodalverfassung unzufrieden; sie verlangten vollstndige Unabhngigkeit jeder Kirchengemeinde in religisen Dingen, und wollten' nicht die Beschlsse der Synoden als allgemeingltige Gesetze anerkennen. Es entstanden heftige Kmpfe zwischen den gemigten
swmuk Puritanern (Presbyterianern) und den Radikalen (Jndepen-
1645. denten). Die letztern setzten im Parlament die Selbstentsagungsacte durch, nach welcher kein Mitglied der beiden Huser eine Befehlshaberstelle oder ein Amt bekleiden drfe.1 Dadurch wurde Essex zur Niederlegung seiner Kriegs-wrde gezwungen und Fairfax, ein talentvoller, ganz von Cromwell geleiteter Feldherr, trat an die Spitze des Gesammtheers. Cromwell, das Haupt der Independenten, hatte die Selbstentsagungsacte am eifrigsten betrieben. Er begab sich zum Heer, um sein Comm'ando in Fairfax' Hnde niederzulegen. Dieser erklrte jedoch dem Parlament: Cromwell sei unentbehrlich; nur Er knne die Reiterei führen; denn wo Er mit seiner glubigen Schaar im Namen des Herrn kmpfte, da war stets der Sieg. Das Parlament willigte
14 Zun ein, und der Brgerkrieg entbrannte mit doppelter Heftigkeit. Allein die
1645 Schlacht von Naseby vernichtete Karls letzte Hoffnung, er zog sich mit dem Reste seiner Armee nach Oxford. Als jedoch Cromwell und Fairfax sich anschickten, ihn daselbst zu belagern, fate er einen verzweifelten Entschlu: als Diener verkleidet entfloh er mit zwei Begleitern in das Lager der Schotten an der Nordgrenze, in der Hoffnung, bei seinen Landsleuten noch Treue und Anhnglichkeit zu finden. Aber in den durch harte Geistliche geleiteten Schotten war alles Gefhl fr die gefallene Gre erloschen. Sie hielten den König in strenger Aufsicht und nthigten ihn, den langen Predigten ihrer Geistlichen, deren gewhnlicher Text seine und seiner Vorfahren Missethaten waren, anzuwohnen; und als er durch keine Mittel bewogen werden konnte, dem presbyterianischen Glauben beizutreten und den Covenant zu unterzeichnen, verkauften sie ihren König um schnden Sold. Gegen eine Geldsumme
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Extrahierte Personennamen: Karls Karls_Neffen_Ruprecht Karls Oliver_Cromwell Cromwell Cromwell Cromwell Naseby Karls Karls
Extrahierte Ortsnamen: Karls Essex Gottes Marstenmoor Cromwells Oxford